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MIGROS-WELT | MM24, 8.6.2015 | 37

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4 Fragen an

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Oliver Hausmann

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1 Der kantabrische Fischer Antonino San Martín (links) setzt sich aktiv für seine Heimat ein und fordert langfristiges Denken für die Umwelt.

2 + 3 MSC-Fischer holen

die grobmaschigen Netze ein. Darin finden sich unzählige silbrigglänzende Sardellen – schonend gefangen.

4+5 Mit dem Fang fährt der Kutter zurück in den Hafen, wo er entladen wird und flinke Hände die die Fischernetze wieder instand stellen.

6 Beim MSC-zertifizierten

Sardellenverarbeiter Sucore in Laredo arbeiten vor allem Frauen, welche die feinen Filets schneiden und konservieren.

wahr Wissenschaftlern und Naturschützern wurden die Bestände überfischt. Die Engraulis encrasicolus, wie die silbrig schimmernden Fische auf Lateinisch heissen, ha­ ben Kantabrien berühmt gemacht. Sie gelten als die besten Sardellen der Welt. In der Verarbeitung sind überwiegend Frauen beschäftigt, weil sie das Handwerk beherrschen, die delikaten Fische zu filetieren und sorgfältig in die Dosen zu legen. Doch plötzlich war eine ganze, über Jahrzehnte in der Region gewachsene Industrie gefährdet. Über 3000 Fischer und mehr als 60 meist kleine Familienbetriebe waren in ihrer Existenz bedroht. Um zu überleben, importierten die Unter­ nehmen Sardellen aus dem Mittelmeer und ande­ ren Weltgegenden – so lange, bis sich die Bestände vor ihrer Haustüre erholt hatten. Das geschah zur Überraschung der Meeres­ biologen viel früher als erwartet. Die EU konnte die Fischgründe 2010 wieder freigeben, senkte allerdings die Fangquoten und verschärfte generell das Regelwerk für ein nachhaltigeres Fischereimanagement.

«Das ist gut, aber nicht genug», sagte damals Laura Rodríguez Zugasti, Leiterin der Non­Profit­ Organisation Marine Stewardship Council (MSC) Spanien und Portugal. Sie forderte, dass die Bestände auf möglichst hohem und gesundem Niveau erhalten und schwerwiegende Eingriffe in die Meereslebensräume verhindert werden. Dieses Ziel verfolgt seit vielen Jahren auch die Migros. Die Detailhändlerin hat versprochen, bis 2020 nur noch Fische und Meeresfrüchte zu verkaufen, die nicht vom Aussterben bedroht sind. Engagierter Einsatz für mehr Ethik

Um diesem Ziel noch näher zu kommen reisten die Migros­Verantwortlichen mit de Mendieta und MSC­Chefin Rodríguez Zugasti vor zwei Jah­ ren nach Kantabrien. Sie setzten sich mit der Re­ gionalregierung, den Fischereizünften und Verar­ beitern an den Tisch. Sie diskutierten und stritten. Es ging um Zusagen, Quoten, Verpflichtungen, Kontrollen. Das Trio missionierte für eine ökolo­ gischere und effizientere Fischerei, für mehr Ethik und ein überlebensfähiges Geschäftsmodell.

Die kantabrische Sardellenfischerei ist die Erste, die MSC-zertifiziert ist. Wie kam es dazu? Die Migros ist in Sachen Nachhaltigkeit Pionierin. Deshalb haben wir auch bei den Sardellen, wo wir über 50 Prozent Marktanteil haben, unsere Verantwortung wahrgenommen. Wir mussten aber viel Über­ zeugungsarbeit leisten. Denn nachhaltige Fischerei bedingt grosse Veränderungen, mehr Aufwand und strenge Kontrollen. Rechnet sich die Umstellung für die Fischer? Ja, sie bekommen für MSC­Fisch einen besseren Preis und sichern sich so langfristig ihre Einkommens­ grundlagen. Wäre es nicht besser für die Umwelt, wenn die Migros nur noch Schweizer Fisch anbieten würde? Das ist nicht möglich. Der Fischfang und die Fischzucht in der Schweiz decken weni­ ger als 6 Prozent des einhei­ mischen Konsums ab. Wer in der Migros frischen Fisch kauft, kann das mit gutem Gewissen tun. Gilt das auch für die Konserven? 96 Prozent unserer Fisch­ konserven stammen ebenfalls aus ökologischen Zuchten oder umweltfreundlichem Wildfang. Ziel ist es, bis Ende Jahr die restlichen 4 Prozent umzustellen. Oliver Hausmann ist Leiter

Category Management Beilagen/Konserven/Tierwelt bei der Migros.


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