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Alles über Schlangen

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Putin auf der Spur

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Schlangenland Schweiz

Gelbgrüne Zornnatern, Aspisvipern, Kreuzotter: Schlangen kommen bei uns häufiger vor, als man meint. Wo sie leben, wie gefährlich sie sind und welches ihr Lieblingswetter ist.

Text: Dario Aeberli

Welche Schlangen gibt es in der Schweiz? Hierzulande leben neun Schlangenarten – sieben Nattern- und zwei Vipernarten. Die Nattern sind ungiftig, die Vipern hingegen giftig. Zu den Nattern gehören Barrenringelnatter, die Nördliche Ringelnatter, die Würfel- und Vipernatter, die Schlingnatter, die Äskulapnatter und die Gelbgrüne Zornnatter. Zu den Vipern zählen die Kreuzotter und die Aspisviper.

Wie gross können sie werden? Die Äskulapnatter sowie die Gelbgrüne Zornnatter können über 150 Zentimeter lang werden. Die Vipern sind viel kleiner. Kreuzotter und Aspisvipern sind meistens zwischen 50 und 65 Zentimeter lang und erreichen vereinzelt eine Maximallänge von etwa 80 Zentimetern. Wo finden wir hierzulande Schlangen? Die wärmsten Regionen sind die schlangenreichsten, vor allem das Tessin, die Bündner Südtäler und das Wallis, sagt Andreas Meyer, Fachbereichsleiter Reptilien bei der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz. Auch im Engadin und im Genferseegebiet gibt es relativ viele Schlangen. Seltener findet man sie im Jura oder am Alpennordhang. Im dicht besiedelten Mittelland kommen in Feuchtgebieten und an Gewässern Ringelnattern vor, am Zürichsee trifft man auf die Würfelnatter, ganz selten begegnet man einer Schlingnatter. Welche Standorte mögen sie? Schlangen lieben wilde, sonnige, versteckreiche Orte. Im Gebirge sind es meist steinige und felsige Stellen. Die heimischen Schlangen fühlen sich auch in menschgemachten Lebensräumen wohl. Dazu gehören Weiden, Wiesen, Äcker und Rebberge, wenn es dort Gestrüpp, Steinhaufen oder Trockenmauern hat. Auch an Böschungen kann man Schlangen finden, etwa entlang von Bächen, Bahnlinien oder Strassen. Der Lärm stört die Tiere nicht, und sie gewöhnen sich an den Verkehr. Auch Verbauungen an Seen werden gern besiedelt,

Schlangen mögens warm, und sie lieben Verstecke. Lärm hingegen stört sie nicht.

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1 Kreuzotter (Vipera berus) 2 Barrenringelnatter (Natrix helvetica) 3 Äskulapnatter (Zamenis longissimus) 4 Gelbgrüne Zornnatter (Hierophis viridiflavus)

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vor allem Blocksteinufer, aber auch Steinkörbe oder löchrige Ufermauern. Sogar in naturnahen Gärten kann man dann und wann einer Schlange begegnen, meistens einer Ringelnatter, die im Gartenteich nach Futter sucht.

Wann trifft man am meisten Schlangen an? Wie alle heimischen Reptilien sind Schlangen auf Sonnenwärme angewiesen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Man sieht sie eher bei bewölktem Wetter, nach Regenfällen, wenn es nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm ist. Dann sind die Tiere aktiv oder nehmen Sonnenbäder in der Nähe ihres Verstecks. Während Hitzeperioden sieht man viel weniger Schlangen, weil es in ihren Unterschlüpfen warm genug ist und sie sich nicht der Sonnenstrahlung aussetzen müssen.

Was fressen die hiesigen Tiere am liebsten?

Alle Schlangen sind Jäger, die sich von anderen Tieren ernähren. Häufig sind das Mäuse und andere Kleinsäuger, seltener Vögel. Ringelnattern bevorzugen Amphibien als Beutetiere, die Schlingnatter hingegen Eidechsen und Blindschleichen. Würfel und Vipernattern wiederum leben in der Nähe von Gewässern und fressen Fische. Ziemlich unwählerisch ist hingegen die Gelbgrüne Zornnatter: Sie frisst alles, was sie überwältigen kann – selbst andere Schlangen. Wie geht es den Schweizer Schlangen? Keine der neun heimischen Schlangenarten ist unmittelbar vom Aussterben bedroht. Untersuchungen von Andreas Meyers Team zeigen jedoch, dass der Schweizer Gesamtbestand der meisten Schlangenarten zurückgeht, weil ihre Lebensräume vor allem durch die intensive Landwirtschaft verlorengehen.

Wie verhindert man, von einer Schlange gebissen zu werden? Wichtig ist es, die Schlange nicht zu berühren oder zu reizen und dem Tier Raum und Zeit zur Flucht zu geben. Hält man zwei Meter Abstand, ist man auf der sicheren Seite. Schlangen greifen einen Menschen niemals an. Um gebissen zu werden, muss es zu einem unglücklichen Kontakt und einer Abwehrreaktion der Schlange kommen. Vorsicht ist geboten, wenn man barfuss in Schlangenlebensräumen unterwegs ist oder wenn man mit der Hand an unübersichtliche Orte greift, etwa beim Pilzesuchen oder Holzsammeln. Pro Jahr werden in der Schweiz etwa 20 bis 25 Personen von Kreuzottern oder Aspisvipern gebissen. In der Hälfte der Fälle sind die Bisse selbstverschuldet, weil versucht wurde, das Tier zu fangen. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch verboten. Denn seit 1967 sind alle Reptilien in der Schweiz gesetzlich geschützt. Und wenn man doch gebissen wird? Wichtig ist es, ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu geraten. Man hat genügend Zeit, in ein Spital zu gehen. Die Wirkung des Gifts erreicht ihren Höhepunkt erst nach mehreren Stunden. Es ist aber ratsam, so rasch wie möglich ein Krankenhaus aufzusuchen. ErsteHilfeMassnahmen sind nicht nötig, aber man sollte körperliche Anstrengung vermeiden. Seit 1961 ist in der Schweiz niemand mehr an einem Schlangenbiss gestorben.

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