Migros Magazin 19 2010 d VS

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BESSER LEBEN IN FORM

Migros-Magazin 19, 10. Mai 2010

«Neben mir kommt sich meine Frau dick vor.»

Figur ist für sie ein ständiger Vorwurf», sagt der zweifache Vater. Die Ehe kriselt, die Gewichtsdiskrepanz zwischen ihnen beiden sei ein Grund, ist Corsin überzeugt. Ein grosser Teil der sehr dünnen Menschen lässt irgendwann ärztlich abklären, ob das Untergewicht krankheitsbedingt ist. Bei den meisten wird keine Ursache gefunden, weshalb die Diagnose «konstitutionelles Untergewicht» lautet (siehe Interview). Gefährlich ist das nicht, denn die Betroffenen sind laut Bettina Isenschmid selten mangelernährt. «Die Medizinstatistik sagt zwar, dünne Menschen hätten eine tiefere Lebenserwartung als Normalgewichtige. Der Grund dafür ist wohl eher, dass bei diesen Statistiken kein Unterschied gemacht wird zwischen krankheitsbedingtem und konstitutionellem Untergewicht.» Wer psychisch unter seinem Untergewicht leidet oder merkt, dass er vor allem in Stresssituationen den Appetit verliert, tut gut daran, Hilfe zu holen. In der ernährungspsychologischen Beratung kann der Frage nachgegangen werden, was das Dünnsein und das persönliche Essverhalten über einen aussagt. «Bevor man etwas ändern kann, muss man zuerst einmal wissen, was man ändern will und was dies bedeutet», betont Doris Oechslin, Zürcher Ernährungspsychologin. Texte Veronica Bonilla-Gurzeler Bilder Saskja Rosset

www.migrosmagazin.ch Weitere Gründe von Untergewicht und wann Ärzte eine Essstörung vermuten.

Corsin Hagmann (35) Grösse: 173 cm Gewicht: 52 Kilo BMI: 17,4

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Tipps, um gesund zuzunehmen ➔ Neben den drei Hauptmahlzeiten auch zwei Zwischenmahlzeiten einplanen. Gesund sind Vollkorncracker, Dörrfrüchte, Studentenfutter und Nüsse. Letztere haben wenig Volumen und viel gesundes Fett. ➔ Immer einen Snack in Griffnähe haben, auch unterwegs. ➔ Bitterstoffhaltige Aperitifs, zum Beispiel Artischockensaft, pikante Gemüsecocktails und frische Kräuter, regen den Appetit an. ➔ Speise mit Nüssen, Kernen, Samen, kaltgepressten Pflanzenölen oder fetthaltigen Milchprodukten anreichern. ➔ Leicht verdauliche Gerichte zu sich nehmen, um ein Völlegefühl zu vermeiden. ➔ Trotz Untergewicht nicht zu viel Fett und Zucker essen. Zu viele Cremeschnitten und Pommes frites sind wegen ihrer gesättigten Fettsäuren ungünstig. ➔ Den Eiweissanteil im Essen erhöhen. Aber Vorsicht: Der Körper kann normalerweise nicht mehr als ein Gramm Eiweiss pro Kilogramm Körpergewicht und Tag aufnehmen. ➔ Vorsicht beim Gebrauch von Eiweissergänzungsmitteln, vor allem bei denjenigen, die im Internet angeboten werden. Für Leber und Niere ist zu viel Eiweiss längerfristig schädigend. ➔ Zurückhaltung bei Ausdauersport wie Radfahren, Rennen, die auch der Gewichtsreduktion dienen. Sportarten bevorzugen, bei denen die Kraft trainiert wird, wie Rudern, Fussball oder Krafttraining.


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