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Migros-Magazin | Nr. 15, 8. April 2013 |

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Migros-bank-ratgeber

Wo nur bleibt das Wachstum? bringt daher enorme Vorteile, um Staatsschulden und Arbeitslosigkeit einzudämmen.

Wirtschaft. Ohne geraten der Staatshaushalt, die Sozialwerke und auch viele Firmen in Schieflage. Die Frage ist deshalb von grösster Tragweite: Welche Wachstumsraten können wir künftig erwarten? Zu diesem Zweck haben wir erstmalig das Bruttoinlandprodukt (BIP) in der Schweiz zurück bis 1871 analysiert. Das Resultat sehen Sie in der Grafik: Ein klar rückläufiger Trend über die letzten 140 Jahre. Die einzige Abweichung bilden die goldenen 50er- und 60er-Jahre mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Wachstum von 3 Prozent. Seit 1991 erreichte die Zuwachsrate dagegen nur noch 0,8 Prozent. Setzt sich diese Entwicklung fort, so sinkt das Pro-Kopf-Wachstum in diesem und im nächsten Jahrzehnt auf lediglich 0,5 bis 0,6 Prozent. In den umliegenden Ländern zeigt der Trend noch stärker nach unten. Ein paar Prozentpunkte mehr oder weniger bedeuten Welten: Bei einer Wachstumsrate von 3,0 Prozent braucht es 23 Jahre, bis sich die Wirtschaftsleistung verdoppelt. Bei 0,5 Prozent jedoch dauert es 139 Jahre! Schon ein bisschen mehr Wachstum

Wie aber lässt sich das sinkende Wachstum erklären? Ein wichtiger Faktor ist die Arbeitsproduktivität, welche seit 1970 immer weniger ansteigt. Bemerkenswert: Computer und Internet konnten diese Stagnation nicht verhindern — während frühere Innovationen wie die Elektrizität oder das Automobil jeweils einen kräftigen Schub auslösten. Das verdeutlicht: Inzwischen sind die meisten Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung ausgeschöpft. Als weitere Bremse wirkt die Demografie: Der schrumpfende Anteil der arbeitstätigen Bevölkerung drückt ebenfalls aufs Wachstum. Vielleicht bescheren uns ja künftige Technologien, wie die künstliche Intelligenz oder die digitale Vernetzung, einen neuen Boom. Realistischerweise aber sollten wir uns auf eine Zukunft mit weniger Wachstum einstellen. Was das heisst für die Wirtschaft, die Geldanlage und die Altersvorsorge, darauf werde ich hier in loser Folge in den kommenden Ausgaben eingehen. Tiefes Wachstum braucht allerdings nicht immer negativ zu sein. Das zeige ich in zwei Wochen am Beispiel der Aktien.

so wächst die schweiz seit 1871 10%

Die internetrevolution brachte Wachstum ist der Treibstoff unserer kaum effizienzsteigerung

5%

2,5% 2,2%

2,0%

3,0% 1,2%

1,2% 0,8%

0% 1871 1891 1911 1931 1951 1971 1991 2012

–5%

Quelle: Migros Bank

Daniel Lang, Leiter Produkt­ management bei der Migros Bank

Die Schweiz wurde von der Finanzkrise weniger schlimm getroffen als andere Länder. Trotzdem frage ich mich: Sind die Boomzeiten vorbei?

Die Grafik zeigt das reale Pro-KopfWachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts seit 1871, jährlich (feine Linien) und im Durchschnitt über jeweils 20 Jahre (rot).

Tröstlich ist zudem die historische Sicht: Bis zur industriellen Revolution verharrten die Wachstumsraten über Jahrhunderte meist unter 0,5 Prozent. So gesehen erleben wir derzeit lediglich eine Rückkehr zur Normalität. Wie beurteilen Sie die Wachstumsaussichten? Diskutieren Sie mit unter: www.facebook.com/migrosbank

Mein garten

Die bunten Bilder auf den Verpackungen trösten

Bild: iStockphoto

Garten­ expertin Haia Müller hat den Verleider.

Der Frühling ziert sich. Nicht, dass er sich mit Blumen schmückt, die lassen weiter auf sich warten. Er ziert sich, was — laut Duden — auch bedeutet, dass man mit gekünstelter Zurückhaltung etwas ablehnt, was man eigentlich gerne haben möchte. Natürlich kann der Frühling nichts dafür, dass die Temperaturen nicht steigen und er endlich loslegen kann. Aber mir ist der ewig gleiche Blick in die kahle Natur verleidet. Umso lieber lasse ich mich von den bunten Bildern auf den Verpackungen verleiten, in denen im Moment viele bunte Blumenknollen angeboten werden. Angetan haben es mir besonders die Ranunkeln,

mit ihren fröhlichen Farben sind sie wahre Stimmungsmacher. Ihr Name bedeutet «Fröschlein», weil sie sich angeblich dort wohlfühlen, wo es auch den Fröschen gefällt. Die krallenartigen Knollen lege ich zuerst ein paar Stunden in laues Wasser, bis sie sich vollgesogen haben. Dann kommen sie mit den Spitzen nach unten in den Boden, im Frühsommer werden ihre prall gefüllten Blüten treiben. Wer nicht so lange warten mag, holt sich die an Seidenrosen erinnernden Blumen in Töpfen ins Haus. Allerdings mögen sie keine geheizten Räume, sie schätzen kühlere Orte. Und sie wollen regelmässig gegossen werden.


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