AKTUELL 32 |
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NEUES AUS DER MIGROS
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NR. 15, 10. APRIL 2012 | MIGROS-MAGAZIN |
SERIE
Uno-Jahr der Genossenschaften
Darum bin ich Migros-Genossenschafter
«Genossenschaften
Mauro Damiani (42), Postangestellter aus Cugnasco-Gerra TI: «Die Migros ist ein demokratisches Unternehmen: Die Mitglieder stimmen zum Beispiel über die Jahresrechnung ihrer Genossenschaft ab. Der Migros geht es nicht nur ums Geschäft, sie fördert Kultur und Bildung. Die Cooperativa Migros Ticino ist ein Teil der Tessiner Gesellschaft. Zudem bietet die Migros Qualitätsprodukte zu fairen Preisen an.»
Keiner kennt die Migros besser als Jules Kyburz. Der 80-Jährige stieg vom
V
om Schiffsjungen zum Wirtschaftskapitän — so kann man die Laufbahn des heute 80-jährigen Jules Kyburz extrem verkürzt beschreiben. Als Teenager zog es den Aargauer in die Welt hinaus: Mit 17 Jahren heuerte er in London als Hilfskraft auf einem schwedischen Tanker an und fuhr sieben Monate lang zur See. Nachdem er in die Schweiz zurückgekehrt war und die Handelsschule besucht hatte, erfüllte er sich einen anderen Traum: Er ging mit 20 Jahren zur Migros. Denn als grosser Bewunderer von Gottlieb Duttweiler wollte Kyburz unbedingt für dessen Unternehmen arbeiten. Als Magaziner bei der Migros-Filiale in Wetzikon ZH half er am Anfang mit, Lastwagen zu entladen und Verkaufsregale einzuräumen. Seine weitere Karriere führte über viele Hierarchiestufen und durch etliche Migros-Genossenschaften: Kyburz war Filialleiter in Basel und Marktleiter des MM Zug; er arbeitete in der damaligen Genossenschaft Migros St. Gallen als Filialkontrolleur und Verkaufsleiter. Anfang der 70er-Jahre stieg er an die Spitze der damaligen Genossenschaft Migros Bern auf. 1984 wurde Kyburz dann MigrosChef und lenkte acht Jahre lang die Geschicke des Unternehmens. 1992 wechselte er in das Amt des MigrosPräsidenten, und ein Jahr später trat er in die Gottlieb-und-Adele-DuttweilerStiftung ein. Wie beurteilt dieser Mann, der die Migros auf der Ebene der Genossenschaften und des Migros-Genossenschafts-Bundes so intensiv erlebt hat, die regionale Gliederung des Unternehmens?
schaft bringt ihre unverwechselbaren Qualitäten ins Unternehmen ein. «Nach wie vor ist Basel das Tor zur Schweiz», sagt zum Beispiel Werner Krättli, Geschäftsleiter der Genossenschaft Migros Basel. «Seit 81 Jahren behauptet sich die Migros Basel sehr erfolgreich als Grenzgenossenschaft, eingebettet zwischen Deutschland und Frankreich.» Die Genossenschaft Migros Genf ist von einer dicht bevölkerten Region mit internationaler Bevölkerung geprägt. «Die Kundschaft ist kosmopolitisch, allein schon wegen der vielen Uno-Organisationen, die hier ihren Sitz haben», erklärt Geschäftsleiter Guy Vibourel. «Unsere Genossenschaft betreibt nicht nur Balexert, das grösste Einkaufszentrum der Romandie, sondern zum Beispiel auch sechs Geldwechselbüros.»
Die Genossenschaftsidee eint die zehn «Migros-Kantone»
Illustration: Konrad Beck
Jules Kyburz, die Migros ist seit über 70 Jahren genossenschaftlich organisiert. Ist dieser Aufbau des Konzerns noch immer zeitgemäss?
Bild: Paolo Dutto
Zum Gebiet der Genossenschaft Migros Luzern gehören die sechs Zentralschweizer Kantone. «Hier wird die Migros Luzern als eigenständiges Unternehmen wahrgenommen», sagt Geschäftsleiter Ernst Weber. «Es ist somit kein Zufall, dass die Produktelinie ‹Aus der Region. Für die Region.› vor elf Jahren bei uns entstanden ist und danach schweizweit Verbreitung fand.» So unverwechselbar die zehn MigrosRegionen sind, so gross ist die Einigkeit beim Bekenntnis zur genossenschaftlichen Struktur der Migros. Ernst Weber sagt dazu: «Die genossenschaftliche Struktur erlaubt ein langfristiges Denken, langfristiger als bei anderen Rechtsformen.» Und Werner Krättli ergänzt: «Statt Shareholder-Value und kurzfristig ausgelegter Gewinnmaximierung für wenige liegt die Maxime im volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen für viele.» Texte: Michael West
Auf jeden Fall. Als Gottlieb Duttweiler sein Unternehmen 1940 zur Genossenschaft erklärte, wollte er vor allem eines sicherstellen: Die Migros sollte auch in Zukunft einem gemeinnützigen Zweck dienen. Die Detailhändlerin sollte erfolgreich wirtschaften, ihre Gewinne aber zum Wohl der Konsumenten einsetzen. Ein grosses Unternehmen, das
Als junger Mann entlud Jules Kyburz Migros-Lastwagen und räumte Verkaufsregale ein.
soziale Verantwortung wahrnimmt, das nicht nur auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist — diese Idee ist heute aktueller denn je. Trotzdem: Wäre die Migros als Aktiengesellschaft heute vielleicht noch grösser und erfolgreicher?
Im Gegenteil: Die Migros wäre als AG gar nie so gross geworden. Als Genossenschaft, die den Kunden gehört, hatte das Unternehmen im Volk immer viel Rückhalt. Nur darum konnte die Migros ständig wachsen. Der Aufstieg der Detailhändlerin zur grössten privaten Arbeitgeberin der Schweiz wurde vom Wohlwollen der breiten Bevölkerung gefördert und getragen. Fest steht auch: Als ganz normale AG würde sich die Migros nie eine Institution wie das Kulturprozent leisten.
Die Migros ist in zehn regionale Genossenschaften gegliedert, die sehr selbständig sind. Was halten Sie davon?
Das ist eine Stärke der Migros. Gottlieb