Migros magazin 14 2017 d vs

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So gewann Taras den Musikpreis

30 | MM14, 3.4.2017 | MENSCHEN

www.migmag.ch/ panfloete

Taras Berchtold

Der Junge mit der Panflöte

Der 15-jĂ€hrige Taras Berchtold ist ein Ausnahmetalent an der Panflöte. Der Aargauer KantonsschĂŒler wird an internationale Festivals eingeladen und hat bereits mehrere Musikpreise gewonnen. Text: Andrea Freiermuth

T

aras war fĂŒnf Jahre alt, als er sich das «Instrument mit den Röhren» wĂŒnschte. Seine Eltern waren ratlos und machten sich auf die Suche nach dem Instrument. Inzwischen gilt der heute 15-jĂ€hrige Taras Berchtold aus Suhr AG als Ausnahmetalent an der PanïŹ‚Ă¶te. Der Jugendliche steht in seinem Zimmer, die Arme schĂŒtzend am Körper. An der Wand hĂ€ngen Auszeichnungen. Seine Mutter Halyna Berchtold (48) sagt voller Stolz: «Vor vier Jahren hat Taras den 1. Preis beim ersten schweizerischen PanïŹ‚Ă¶tenfestival und als einziger Interpret den internationalen PanïŹ‚Ă¶ten-Award â€čL’Esprit de Fanica Lucaâ€ș gewonnen. Drei Jahre spĂ€ter verteidigte er seinen 1. Platz erfolgreich.» Konzerte vor Tausenden von Zuhörern

Warum sich Taras als KindergĂ€rtler ausgerechnet fĂŒr die PanïŹ‚Ă¶te begeisterte, weiss er nicht mehr. Auch fĂŒr seine Mutter, eine gebĂŒrtige Ukrainerin, bleibt die Wahl ein RĂ€tsel: «Das muss ein Geschenk Gottes sein. Wir waren nie an einem PanïŹ‚Ă¶tenkonzert.» Klar war, dass sie ihren Zweitgeborenen in seinem Wunsch bestĂ€rken und fördern wollte. Also machte sie sich gemeinsam mit ihrem Mann Urs auf die Suche nach einem Musiklehrer. Das war aber gar nicht so einfach: «Viele meinten, Taras sei noch zu jung. Manche haben uns sogar als ĂŒbereifrige Eltern verurteilt und uns unterstellt, dass wir das Kind zu etwas zwingen wĂŒrden.» Nachdem Taras einige Jahre bei Bruno Gloor, einem pensionierten Lehrer und QuerïŹ‚Ă¶tenspieler, in den Unterricht gegangen war, begleitete ihn sein Vater von 2009

Bild: Daniel Winkler

bis 2015 alle zwei Wochen ans Konservatorium ZĂŒrich, wo sich der renommierte PanïŹ‚Ă¶tensolist Peder Rizzi im Beisein des Vaters des Kindes annahm: «Der Bub ist hochbegabt und hat fĂŒr sein Alter beeindruckende technische FĂ€higkeiten. Er geht mit einer unglaublichen Leichtigkeit mit dem Instrument um», schwĂ€rmt der Musiklehrer und fĂŒgt an: «Ich wĂŒnsche Taras von ganzem Herzen, dass er sein Potenzial ausschöpfen kann.» Noch mĂŒsse er die PubertĂ€t gut bewĂ€ltigen, die erfahrungsgemĂ€ss fĂŒr viele Nachwuchshoffnungen eine Herausforderung sei. Heute lĂ€sst sich Taras von internationalen Grössen via Skype unterrichten. Mit Stefan Negura aus Moldawien konzentriert er sich auf klassische StĂŒcke, mit Radu Nechifor aus RumĂ€nien feilt er an Volksliedern: «So fĂ€llt die Anfahrt weg, und Taras hat besonders mit Radu die Möglichkeit, sich in seine Lieblingsmusik, die rumĂ€nische Folklore, zu vertiefen», sagt die Mutter. Diese Vorliebe hat dem Teenager bereits zwei Konzerte vor Tausenden von Zuhörern beschert: Er wurde im Sommer 2013 und 2015 als Nachwuchshoffnung an Open-AirKonzerte nach Sibiu im Herzen von RumĂ€nien eingeladen. In der Folge gewann er ein Stipendium fĂŒr die «PanïŹ‚ute Masterclasses», einem sechstĂ€gigen Kurs in RumĂ€nien. Ein weiterer Höhepunkt war der Aargauer Musikwettbewerb 2016, wo Taras den 1. Preis mit Auszeichnung in seiner Alterskategorie abrĂ€umte. Zuvor mussten sich seine Eltern mit allen KrĂ€ften dafĂŒr einsetzen, dass er ĂŒberhaupt teilnehmen konnte, da der Wettbewerb die PanïŹ‚Ă¶te bisher ausschloss. «Es ist nicht immer einfach, etwa

mit den Dispensierungen, die nach Abschluss der obligatorischen Schule noch schwieriger zu erhalten sind», sagt Halyna Berchtold und seufzt. Als Taras noch in die Bezirksschule ging, wurde er von sechs bis sieben Lektionen pro Woche vom Unterricht befreit. Das erlaubt die Kantonsschule in Aarau nicht. Eine Option wĂ€re die Musikklasse im Gymnasium RĂ€mibĂŒhl in ZĂŒrich gewesen, aber wegen des Anfahrtswegs ergab sich unter dem Strich kein Zeitgewinn. Vor dem Übertritt ins Gymnasium hat Taras tĂ€glich zwischen zwei und zweieinhalb Stunden geĂŒbt, vor Solokonzerten sogar doppelt so viele. Heute liegt das nicht mehr drin. Das Verpasste versucht er, in den Ferien nachzuholen. Er möchte Berufsmusiker werden und trĂ€umt davon, dereinst auf demselben Niveau wie sein grosses Vorbild Gheorghe ZamïŹr zu spielen. Die Panflöte macht mehr Spass als Fussball

Aber was fasziniert den jungen Musiker denn so an dem Instrument mit den Röhren, dass er dafĂŒr auf Fussball und andere Hobbys verzichtet? «Ich mag die Klangfarben der PanïŹ‚Ă¶te und auch das GefĂŒhl, wenn ich spiele. Ich kann dabei komplett abschalten. Und es macht mir Spass, wenn ich Fortschritte mache.» Und nachdem seine Mutter meint, ob er nicht noch etwas vergessen habe, erinnert sich Taras: «Klar, das Publikum. Es ist schön, vor Publikum zu spielen, den Leuten Freude zu machen und so viel Applaus zu erhalten.» MM NĂ€chster Auftritt: 6. Mai, 20.15 Uhr, in der reformierten Kirche in Wohlen AG


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