Migros-Magazin-13-2021-d-OS

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Nägel mit Köpfchen Seit 1895 produziert die Schweizerische Nagelfabrik in Winterthur Nägel, inzwischen als Einzige im Land – und erst noch ohne Chef. Die sechs Mitarbeitenden führen das KMU gemeinsam. Text: Ralf Kaminski  Bilder: Daniel Winkler

Rainer Thomann (links) und Zeljo Milicevic sind Mitarbeiter und Mitbesitzer der «Nagli».

E

s wummert, rummst und knallt. Die wuchtigen Produktionsmaschinen verwandeln Metalldrähte auf riesigen Spulen lautstark in Nägel aller Art: dünn, dick, lang, kurz, mit ein oder zwei Köpfen. Sie ziehen den Draht ein, zerteilen und formen ihn und spucken am Ende das bestellte ­Produkt aus. Der Lärmpegel dabei ist so hoch, dass man sich nur mit Mühe verständigen kann.

30 solcher Maschinen rotieren in den Hallen der Schweizerischen ­Nagelfabrik in Winterthur Grüze vor sich hin, die jüngste stammt aus den frühen 1980er-Jahren. Sie pro­ duzieren jährlich rund 200 Tonnen Nägel, insgesamt mehr als 300 verschiedene Typen. «Im vergangenen Jahr waren es 370», sagt Rainer ­Thomann, seit 1990 bei der «Nagli» tätig und eigentlich pensioniert. Der 65-Jährige ist dennoch weiterhin

mit einem 40-Prozent-Pensum im Einsatz, zuständig für die Administra­ tion. Thomann war nicht nur viele Jahre Geschäftsführer der Firma, er weiss auch alles über die Nagelindustrie und ihre Historie – und könnte stundenlang darüber erzählen. Noch 1970 gab es in der Schweiz sieben Unternehmen, die Nägel produzierten, und die Fabrik in Winterthur hatte gerade mal einen Markt­ anteil von 3,5 Prozent. Doch seit 1998


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