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«Ein vernünftiges Gespräch war definitiv nicht möglich.»

Nr. 12, 19. März 2012 | migros-magazin |

richtigen Moment zu erwischen, bevor die Laune der Kinder kippt.

fazit des restaurantbesuchs: gemütlich ist anders Folgerung der etwas müden Eltern: Die Kinder waren lebhaft, aber anständig, ein schrecklicher Stress war es nicht. Aber auch kein toller Erfolg. «Einigermassen angenehm, ja — ich habe mal etwas Feines gegessen, ohne selber kochen zu müssen», meint Tshibola Katulu Massa. «Aber ein vernünftiges Gespräch zwischen uns Erwachsenen war definitiv nicht möglich.» Stefan Massa hebt die fertig angezogene Fée auf den Arm und sagt trocken: «Gemütlich ist anders.» Wahrscheinlich warten sie lieber noch eine Weile zu bis zum nächsten Restaurantbesuch mit den Kindern oder suchen zumindest ein spezielles Kinderrestaurant. Texte: Claudia Weiss Bilder: Marco Zanoni

Kinderrestaurants: www.gastrokidzz.ch

Andere Gäste zu belästigen, das liegt nicht drin: Hier müssen Eltern sofort eingreifen.

Mit Kindern im Restaurant: Verraten Sie uns Ihr lustigstes und Ihr peinlichstes Erlebnis.

Das sagt Die expertin Lucia Bleuler gibt Benimmseminare für Kinder und Erwachsene und ist Autorin des Buchs «Messer, Gabel, Enterhaken – Ein Benimmroman für Kinder und Piraten».

«Besprechen Sie die grundsätzlichen Benimmregeln mit den Kindern vorher» Lucia Bleuler, was ist das A und O für einen entspannten Restaurantbesuch mit kleinen Kindern?

Dass die Eltern die Sache entspannt angehen. Sie können die Kinder darauf vorbereiten, dass heute alle zusammen etwas Besonderes unternehmen, und ihnen erklären, dass man sich in einem Restaurant so benimmt, dass andere Gäste nicht gestört werden. Die Grundregeln sollten vorher geklärt sein. Wie bereitet man sich am besten vor?

Am besten wählt man ein Restaurant aus, bei dem man sicher ist, dass Kinder willkommen sind. Für kleinere Kinder empfehle ich, auf jeden Fall einen Kin-

Lucia Bleuler, Knigge-Spezialistin

derspielkoffer mitzunehmen, selbst wenn das Restaurant eine Kinderecke oder Malsachen anbietet. Ausserdem sollten die Kinder nicht übermüdet oder allzu hungrig oder überdreht sein. Ein Spaziergang vorher und dann ein Butterbrötchen für den ersten Heisshunger, während man auf das Essen wartet — das wirkt meist ganz gut. Die Kinder sind unruhig, die Tischnachbarn werden ungeduldig: Wie sollen Eltern reagieren?

Ganz ruhig bleiben, Stress überträgt sich eins zu eins auf die Kinder. Zuerst einmal versuchen, die Kinder abzulenken: Ihnen etwas erzählen, mit ihnen ein

Spiel aus dem Spielkoffer machen oder ein Rätselraten veranstalten. Wirkt das gar nicht, sollte ein Elternteil mit dem unruhigen Kind hinausgehen, ganz ruhig, aber bestimmt mit ihm sprechen und ihm erklären, warum sein Verhalten nicht passt. Man könnte sogar auf dem Vorplatz gemeinsam ein kleines Wettrennen veranstalten, damit das Kind überschüssige Energie loswird. Das Motto heisst Gelassenheit. Was dürfen Kinder in einem Restaurant tun, was geht gar nicht?

Nach dem Essen ein wenig herumspazieren, die Leute am Nebentisch höflich grüssen oder mit dem Kellner sprechen, vielleicht ermöglicht er dem Kind sogar, einen Blick in die Küche zu werfen. Das alles muss bei Kindern drinliegen. Bedingung: Sie dürfen andere Gäste oder das Personal nicht stören, weder kreischen noch schlagen oder böswillig handeln. Aber es ist unnötig, dass sie stundenlang mäuschenstill am Tisch sitzen: Sie sollen doch noch Kind sein dürfen. www.luciableuler.ch


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