Migros magazin 10 2016 d zh

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MENSCHEN | MM10, 7.3.2016 | 9

Strassenumfrage

Rasoul Jalali

«Fahrgäste erhalten durch die Bewertungsfunktion mehr Sicherheit und Qualität» Rasoul Jalali, vergangene Woche wurde in Bern gegen Uber demonstriert, in Zürich beschweren sich Taxiunternehmen über Sie. Was läuft falsch? Ich würde behaupten, wir machen in der Schweiz sehr gute Erfahrungen. Allein im letzten Jahr sind wir in Zürich ums Vier- bis Fünffache gewachsen. Und wenn man als neuer Anbieter an alten Strukturen rüttelt, gibt das Spannungen, die wir nachvollziehen können. Normale Taxifahrer kommen mit ihrem Gehalt kaum über die Runden. Ihre Fahrer können von ihrem Lohn gar nicht leben. Ist das ethisch vertretbar? Für professionelle Taxi- oder Limousinenfahrer, die ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, gibt es UberX und UberBlack, den LimousinenService. Es ist heute schon so, dass sich zahlreiche Taxifahrer über unsere Plattform Fahrten vermitteln lassen und so von der zusätzlichen Nachfrage unserer Community profitieren. Damit reduzieren sie ihre Leer- und Standzeiten und haben am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche. Genug, um die Miete zu bezahlen? Früher hatten die Taxifahrer die Möglichkeit, sich eine Stammkundschaft aufzubauen, sich an einer Zentrale anzuschliessen oder an Taxistandplätzen auf Laufkundschaft zu warten. Uber ist eine vierte Variante, um weitere Fahrten und eine höhere Auslastung zu generieren. Denn reguläre Taxifahrer verdienen in 72 Prozent ihrer Arbeitszeit kein Geld. Die Fahrer der dritten Uber-Variante, UberPop, verdienen gar nichts. Was sagen Sie zum Vorwurf des Lohndumpings? Bei UberPop nehmen Privatpersonen Leute mit. Früher nannte man das einfach Mitfahrgelegenheit. UberPop ist nicht da, um Geld zu verdienen. Manche Fahrer nutzen UberPop, um die ohnehin vorhandenen Fixkosten für ihr Auto wieder reinzuholen,

Fahren Sie Taxi oder Uber?

andere sind interessiert an spannenden Gesprächen. Warum haben Sie kürzlich die Abgabe der Fahrer an Uber von 20 auf 25 Prozent erhöht? Weil wir Büros in Zürich, Basel, Genf und Lausanne haben und dort 15 Festangestellte beispielsweise im Marketing oder Kundenservice arbeiten. Vergleicht man unsere Abgabe mit den rund 1000 Franken, die Taxifahrer der Zentrale abgeben müssen, kommen unsere Fahrerpartner nicht schlechter weg. UberPop-Fahrer sind nicht ausgebildet. Ist ein Taxi nicht sicherer? Wenn man bei UberPop einsteigt, sieht man bereits vor der Fahrt das Bild, den Namen sowie das Nummernschild des Fahrers. Das schafft Sicherheit. Die ideale Route wird vorgegeben, und der Preis kann vor der Abfahrt abgeschätzt werden. Die gegenseitige Bewertung von Fahrer und Fahrgast führt ausserdem zu einem freundlicheren Umgang. Wer haftet, wenn ein Uber-Fahrer einen Unfall baut? Wenn die professionellen Fahrer einen Unfall bauen, werden die Kosten durch die Versicherung des berufsmässigen Personentransports gedeckt. Wenn es bei einer Fahrt mit UberPop einen Unfall gibt, haftet die private Auto- und Autohaftpflichtversicherung des Lenkers. Falls sich die Versicherung querstellen würde, hätten wir eine Zusatzversicherung. Was kann die Taxibranche von Uber lernen? Man muss Technologien sinnvoll nutzen. Der Fahrtenschreiber ist völlig veraltet und kann durch eine GPS-Verbindung ersetzt werden. Die Arbeits- und Ruhezeitenverordnung, für die die Fahrer extra eine theoretische Prüfung machen müssen, könnte man in einer App hinterlegen. Und Fahrgäste erhalten durch die Bewertungsfunktion mehr Kostentransparenz, Sicherheit und Qualität. MM

Felice Melillo (48), Maler, Zürich: Rasoul Jalali (33) ist General Manager von Uber Schweiz.

«Von Uber habe ich schon gehört. Ich nehme aber das Taxi, wenn ich irgendwohin muss. Da ich sehr selten nicht selber fahre, schaue ich mich auch nicht gross um.»

Josephine Jeanguenin (16), im gestalterischen Vorkurs, Neerach ZH: «Nur Uber. Die Bestellung via App

ist einfacher, die Fahrt günstiger, die Autos sauberer. Und auf mich wirken Uber-Fahrer vertrauenswürdiger.»

Claudia Seitz (29), Kundenberaterin, Zürich Oerlikon: «Ich nehme

nach wie vor das Taxi. Da findet man immer ein Auto, wenn man spontan einen Chauffeur braucht. Uber-Autos erkennt man nicht.»


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