Migros magazin 09 2015 d lu

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Sorsele

Arvidsjaur Luleå Skellefteå

Lycksele Umeå

SCHWEDEN

FIN NLA ND

NOR WEG EN

LEBEN | MM09-2015 | 83

1 In der Hütte hat

es keinen Strom. Von links: Lukas, Matthias und Per-Nils studieren bei Kerzenlicht und mit Stirnlampen die bevorstehende Route.

Stockholm

Gut zu wissen

ErlebnisWildnis in Schwedisch Lappland

2 Gut eingepackt,

Fern von Massentourismus bietet das

ausgewanderte Schweizer Ehepaar Matthias und Barblina Schnyder im Winter Hundeschlittentouren und im Sommer Fliegenfischen an. Hundeschlittentouren sind geeignet

3 Das Zürcher Ehe-

paar Matthias und Barblina Schnyder.

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für naturverbundene, abenteuerfreudige Winter-, Weite- und Hundeliebhaber mit genügend Ferienbudget (eine einwöchige Tour in diesem Rahmen kostet 3000 bis 4000 Franken).

chen Weisston scheint und es einem sturm wird im Kopf. Es tut gut, sich in Schnyders gemütlichem Gäste­ haus ausserhalb von Sorsele erst mal anzuklimati­ sieren. Und die Hunde kennenzulernen. Kaum nähert man sich den Zwingern, sind viele aufmerk­ same Augenpaare auf einen gerichtet. Und zur Fütterungszeit jault und bellt es dem Teufel das Ohr ab. Es gibt noch einen anderen Anlass, der die Hunde dermassen laut werden lässt: Aufbruchstimmung.

Reisezeit: Für Hunde-

Sanft mit Menschen, rau untereinander

schlittentouren Dezember bis April. Anreise: Mit dem

Grafik: Migros-Magazin/Gabriela Masciadri

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Flugzeug via Stockholm nach Arvidsjaur, Lycksele, Umeå, Luleå oder Skellefteå. Von da entweder mit Bus oder Mietauto bis Sorsele. Ab Sorsele ist alles organisiert. Auskunft: Matthias

und Barblina Schnyder auf www.outdoorticket.com

erträgt man die Kälte problemlos. Aber Achtung: Skibrille obligatorisch!

Montagmorgen. Die Gäste, von Barblina in der Zwischenzeit köstlich verpflegt und von Matthias mit Polarkleidern ausgestattet, freuen sich auf das Abenteuer. Mitarbeiter Lukas, auch er Schweizer, erklärt den Schlitten. Wichtig: Die Hunde bremst man mit der Fussmatte, mittels Kralle bringt man sie richtig zum Halten. Weil sie das nur ungern tun, hängen Anker zu beiden Seiten des Schlittens, die man mit den Füssen fest in den Schnee drückt. Wer nachlässig ist, erfährt, wie schnell ein entfesseltes Hundegespann rennen kann – was der Schreibenden öfter passieren wird. Wir sind eine kleine Gruppe, nur vier Schlitten insgesamt. Das sei normal bei dieser Tour, erklärt Matthias: «Mehrtägige Touren machen wir nur mit maximal vier Teilnehmenden.» Bei sieben bis neun Hunden pro Schlitten sind so um die 30 von den insgesamt 38 Hunden unterwegs.

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4 Ingrids Hausfinken, selber gemacht selbstverständlich.

Nachdem die Hunde zu Hause unter ohrenbe­ täubendem Gejaule in einen Anhänger verladen worden sind, werden sie nun in Ammarnäs, dem Ausgangspunkt der Tour, wieder ausgeladen und vor die Schlitten gespannt. Ihre Ungeduld ungerührt hinnehmen, geht nicht. Man möchte sie erlösen, schnell. Endlich sind alle 30 Hunde bereit, es kann losgehen. Matthias zuvorderst, Lukas zuhinterst. Doghandler nennt man den Winterjob, den der Umweltstudent aus Klosters GR schon zum zweiten Mal bei Schnyders ausübt, stets ruhig und ausgeglichen. Egal, wie laut die Hunde jaulen und bellen. Oder sich gegenseitig packen. Auch das kommt vor. Es sieht spektakulär aus. Umso erstaun­ licher, mit welcher Sanftheit sie mit den Menschen kommunizieren, wie zutraulich sie sich streicheln lassen. Es sind Siberian Huskys, Alaskan Huskys, Grönlandhunde und ein Laika. Die Landschaft ist zunächst nicht sehr spekta­ kulär. Das ändert sich, je höher und näher man zur norwegischen Grenze kommt. Der Winter neigt sich dem Ende zu, es hat länger nicht geschneit, und die Nadelbäume sind kaum mit Schnee bedeckt. Aber am Boden ist alles weiss, und der mächtige und ungestaute Fluss Vindelälven noch fest zugefroren. Still gleiten die schweren Holzschlitten dahin, das einzige Geräusch sind 120 Hundetatzen auf Schnee. Die Vierbeiner ziehen und hecheln. Die Gedanken schweifen ab, ins wohltuende Nichts. Das werden sie in den kommenden Tagen immer wieder tun.


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