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Frauen für Frauen
Am 5. und 6. März finden auf der Lenzerheide die Ski-Weltcuprennen der Frauen statt. Mit Luana Bergamin präsidiert eine Frau das Organisationskomitee – sie ist die erste und bisher einzige Frau in dieser Funktion.
Luana Bergamin OK-Präsidentin der Weltcuprennen auf der Lenzerheide
Text: Natalie Loehrer
Luana Bergamin, Sie sind auf der Lenzerheide aufgewachsen und haben lange Ski alpin auf Spitzensportniveau betrieben. Die Verantwortung für die Organisation der Weltcuprennen – ein Traumjob? Ja, das kann man definitiv so sagen! Dass ich meine Passion für den Skirennsport in meinen Beruf einfliessen lassen und zudem noch in meiner Heimat mit einem super OK-Team arbeiten kann, das ist eine wirklich sehr motivierende Tatsache.
Bilder: Sundroina Pictures, zVg Sie sind die erste OK-Präsidentin eines Weltcuprennens überhaupt, macht Sie das eher stolz oder nachdenklich? Ich bin stolz, dass ich die Rennen auf der Lenzerheide leite, natürlich. Etwas einsam ist es bisweilen schon als Frau in dieser Domäne, und das will ich ändern. Ich finde es wichtig, dass Frauen im Sport angemessen repräsentiert werden, weil ich überzeugt bin, dass gemischte Teams innovativer und erfolgreicher sind. Deshalb setze ich mich privat und beruflich für eine diverse Gesellschaft ein und habe gemeinsam mit Kolleginnen das Netzwerk Sporti(f) gegründet. Wir wollen Frauen den Weg in Führungspositionen ermöglichen und sie dabei unterstützen. Wie viele Helferinnen und Helfer sind für die Rennen im Einsatz? In diesem Jahr sind rund 300 freiwillige Helfende dabei, und davon sind rund ein Drittel Frauen. Ehemalige Skirennfahrkolleginnen von mir bilden beispielsweise das Farbteam auf der Piste. Zusätzlich dürfen wir auf rund 100 Personen von Militär und Zivilschutz zählen. Wann sind Weltcuprennen für Sie als OK-Präsidentin ein Erfolg? Ich bin zufrieden, wenn ich weiss, dass wir im OK und in der Region alles in unserer Macht Stehende getan haben, um den Athletinnen und Teams optimale Rahmenbedingungen zu schaffen. Ich bin glücklich, wenn wir das Rahmenprogramm durchziehen können: Nach den Rennen planen wir ein Mini-Open-Air-Konzert im Weltcupdörfli mit Liveband und DJ. Es ist schön zu sehen, mit wie viel Herzblut alle bei der Arbeit sind, sodass wir hoffentlich all unsere Ziele erreichen können. MM
14.2.2022 | 61 Migros Ostschweiz
Hopp Schwiiz! Das Schweizer Team darf sich bei den Weltcuprennen auf der Lenzerheide auf begeisterte Fans freuen.
Tickets gewinnen!
Women. Power. Race: Lenzerheide ist am 5.und 6. März 2022 Schauplatz von Wettkämpfen der besten Skirennfahrerinnen der Welt. In einem Super-G (Samstag) und einem Riesenslalom (Sonntag) kämpfen die Athletinnen auf der Silvano-Beltrametti-Piste um den Sieg und um wichtige Weltcuppunkte. Für Fans die Gelegenheit, Schweizer Skistars wie Lara GutBehrami, Wendy Holdener und Michelle Gisin live zu erleben. Die VIPGäste werden von Catering Services Migros verwöhnt. Weitere Infos und Tickets gibts auf weltcup-lenzerheide.ch.
Das Migros-Magazin verlost zwei VIPPackages für Sonntag sowie je 1×2 Tribünentickets für Samstag und Sonntag. Für die Teilnahme an der Verlosung eine Mail mit Betreff «Weltcup Lenzerheide» an wettbewerb@ gmos.ch senden. Teilnahmeschluss ist der 24.Februar.
Aus der Luft an die Theke
Er ist ein Quereinsteiger und mag seinen Job sehr: Der 24-jährige Silvan Herzog lässt keine Gelegenheit aus, Neues zu lernen. Der gelernte Elektroniker und ehemalige Flight Attendant arbeitet heute in der Metzgerei der Migros Neumarkt in St.Gallen.
Text: Irène De Cristofaro-Wipf
Ein gegenseitiges, herzliches «Grüezi» – die Kundin kennt den jungen Mann an der Fischtheke, und er weiss genau, was sie will. Die Gesichtsmaske verhüllt zwar Mund und Nase, nicht aber die lachenden Augen. Und inzwischen kann Silvan Herzog auch die Forelle vom Saibling unterscheiden und weiss, wie man Thunfisch richtig zerteilt. Wobei: Demnächst steht für den Quereinsteiger ein sogenannter Schnittführungskurs auf dem Programm, damit er lernt, wie man Plätzli, Geschnetzeltes oder ein Filet richtig schneidet. Quereinsteiger? Das ist Silvan Herzog im wahrsten Sinne des Wortes.
In Thal SG auf einem Bauernhof aufgewachsen, stand nicht Landwirt zuoberst auf der Berufswunschliste. Herzog hat eine vierjährige Elektronikerlehre abgeschlossen und danach berufsbegleitend die Berufsmaturitätsschule absolviert. In diesen zwei Jahren arbeitete er weiter im Lehrbetrieb und wurde mit der Programmierung eines Roboters betraut. «Das war eine sehr spannende Aufgabe», erinnert er sich. Als das Roboterprojekt zu Ende ging, verabschiedete sich Herzog. «Ich machte ein halbes Jahr Pause, bevor ich in die RS musste.» Die Pause nutzte er für Reisen und für die Gründung einer WG zusammen mit Kollegen. «Wir hatten sozusagen ein ‹Open House› mit vielen Gästen, die wir bekochten, zudem vermieteten wir über die Plattform Airbnb ein Zimmer», erzählt er. «Zu Beginn wurden wir aber fast überrannt. Wir hatten Gäste aus aller Welt – das war eine tolle Erfahrung.»
Von der einen WG zur nächsten, denn dann folgte der Ruf des Militärs. «Nach der RS machte ich – nicht ganz freiwillig – weiter bis zum Wachtmeister.» Auch dieser Zeit gewinnt er viel Positives ab. «Die Erfahrung, mit einer Gruppe von grundverschiedenen Menschen auf engem Raum zusammenzuleben, war interessant. Und danach zu lernen, ein Team zu führen, hat mich im Leben weitergebracht.»
Einblick in die Fliegerei Bereits während seiner beruflichen Auszeit habe er mit dem Gedanken gespielt, einen Beruf in der Luftfahrt zu ergreifen. Pilot wäre eine Option gewesen, Silvan Herzog entschied sich aber für eine Ausbildung zum Flight Attendant bei der Swiss und flog danach eineinhalb Jahre lang durch die Lüfte. «Das war eine megacoole Erfahrung», schwärmt er, «und ich wäre nicht freiwillig gegangen.» Dann kam Corona, und alles wurde auf den Kopf gestellt. Wie viele andere verlor Herzog seinen Job. Noch während der Kurzarbeitsphase schaute er sich auf Jobportalen



Silvan Herzog an der Fischtheke in der Migros Neumarkt und als Flight Attendant (noch vor Corona) im Flugzeug
um und bewarb sich auf die Stelle «Kassenaushilfe befristet auf drei Monate» in der Migros Neumarkt. Er wollte das mal ausprobieren, und wenige Minuten, nachdem er sich beworben hatte, kam der Anruf der Migros, dass in einer Stunde in Gossau ein Kassenkurs stattfinde. «Ich machte mich sofort auf den Weg, und so kam ich zu einem neuen Job.» Hatte er diesen schnell im Griff? Die spontane Antwort lautet: «Ja, den Kundenkontakt war ich ja schon gewohnt, und ich war motiviert, etwas Neues auszuprobieren.»
Auch seinem Chef fiel schnell auf, dass hier ein vielseitiger, begabter und freundlicher junger Mann an der Kasse sass. Und weil in der Fleischabteilung ein Personalengpass bestand, wurde er kurzerhand dorthin beordert. Kein Problem für Silvan Herzog. «Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und Fleischesser, mein Vater ist Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Bio Weide-Beef.»
Learning by doing Zu Beginn habe er Speck und Schinken eingeräumt und sich fortlaufend in seine neue Tätigkeit, sei dies an der Theke oder im Büro, eingearbeitet. «Es ist ein Learning-by-doing-Prozess. Die Arbeit gefällt mir gut, und wir haben ein motiviertes Team.» Mit Lebensmitteln zu arbeiten, bereite ihm Freude, der Kundenkontakt liege ihm sehr. Bereits wurde ihm empfohlen, die Fachleiterausbildung zu absolvieren. «Vielleicht mache ich das tatsächlich irgendwann», sinniert er.
Sinnieren, auch das gehört zu Silvan Herzogs Charakter. Zusammen mit seiner Frau besucht er die Bibelschule in Oftringen, er liebt es, in der Bibel zu lesen und in Gemeinschaft zu beten. Aber ein Studium in Theologie steht nicht auf dem Programm, wie damals auch der Landwirt nicht. Wobei, so räumt er ein, könne er sich das heute schon eher vorstellen. Wen würde es wundern, wenn aus dem vielseitigen Mann doch noch ein Agronom wird? Bei Silvan Herzog ist alles möglich. MM
14.2.2022 | 63 Migros Ostschweiz
Chance für Quereinsteiger
«Silvan Herzog bringt alles mit, was einen guten Verkäufer ausmacht», betont Daniel Mattmann, Geschäftsführer vom Neumarkt St.Gallen. Man spüre, dass er durch die Schulung bei der Swiss einen guten Rucksack betreffend Kundenfokus mitbringe. «Er passt gut ins Team und zeichnet sich dadurch aus, dass er Neues gut aufnimmt und korrekt umsetzt», so der Geschäftsführer.
Dass er als Quereinsteiger im Neumarkt Fuss fassen konnte, sei auch mit Glück verbunden. «Wir sind im Neumarkt offen für solche Abenteuer.» Und Michael Brecht, Leiter Nachwuchsförderung bei der Migros Ostschweiz, sagt: «Bei uns ist es möglich, auch ohne klassischen Erfahrungsrucksack oder ohne Lehre einzusteigen.» Man unterstütze Personen, einen Lehrabschluss für Erwachsene ohne Berufslehre zu absolvieren.
Und er ergänzt: «Grundsätzlich soll man mutig sein und sich auf eine Stelle bewerben, die das Interesse weckt. Ideal ist es, sich zuerst persönlich zu melden, so ist ein erster Kontakt bereits hergestellt.» Denn, so ergänzt Brecht, der persönliche Austausch sei ein ganz zentrales Element bei einer Bewerbung.