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Verkannte Avocado
Klimakillerin Avocado?
Die Superfrucht hat einen schlechten Ruf. Zu Unrecht.
Text: Nicola Brusa
Wie kam die Avocado zu ihrem schlechten Ruf?
2016 erschien in der «Zeit» ein Artikel mit dem Titel «Das Märchen von der guten Avocado». Dieser Text löste eine ganze Lawine weiterer Medienberichte aus. Der Tenor: Die Avocado ist eine Klimasünderin! Der Artikel an sich sei korrekt, sagt Manuel Klarmann von Eaternity – es fehlten aber Vergleichszahlen. Und dann sei es eben nicht mehr so drastisch.
Was ist Gutes drin? Unbestritten sind die Qualitäten der Avocado: hoher Nährwert, viele Proteine, Ballaststoffe und Vitamine, ein und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Azteken, die schon vor mehr als 10000 Jahren im guatemaltekischmexikanischen Grenzgebiet die Frucht anbauten, nannten sie wegen der Form «Ahuacatl», zu Deutsch: Hoden.
Wie viele essen wir? Wie hoch ist ihre Umweltbelastung?
Eaternity hat ein Klimaradar entworfen, der die Umweltbelastung von Nahrungsmitteln aufzeigt. Dabei befindet sich die Avocado im grünen Bereich, sprich: kann man essen. Laut Radar verzichtet, wer etwas fürs Klima machen möchte, primär auf tierische Produkte. Drastisches Beispiel: Drei Rindsfilets pro Jahr haben den gleichen Impact aufs Klima wie der gesamte Konsum an Früchten und Gemüsen einer Person. Eine Avocado ist da plötzlich nicht mehr so wichtig.
Butter oder Avocado aufs Brot? Auf den Toast Avocado schmieren, ist in Bezug auf Umweltund Klimaaspekte dreimal besser als Butter. Um ein Drittel des Tagesbedarfs eines Menschen zu decken, entstehen bei Butter 1384 Gramm CO2, bei der Avocado bloss 457 Gramm.
Die Avocado gilt als Trendfrucht, hierzulande und weltweit mit dem vegetarischen und veganen Lifestyle beliebt und beliebter geworden. Die Zahlen sind eindrücklich: Noch 2000 wurden 3700 Tonnen in die Schweiz importiert, 2010 dann 6000 und 2021 bereits mehr als 19000 Tonnen. Im vergangenen Jahr hat die Migros 7461 Tonnen oder 24698532 Stück importiert.
Wie viel Wasser verschlingt sie? Um ein Kilogramm Avocado zu produzieren, braucht es rund 600 Liter Wasser. Ist das viel? Grundsätzlich ja. Zumindest wenn Früchte aus einem trockenen Land kommen. Doch im LiterproKilogrammVergleich sieht es nicht mehr so dramatisch aus. Einige Beispiele: 790 Liter Wasser für ein Kilo Bananen, 800 für Äpfel; bei Rindfleisch 15000 und bei Schokolade 17000 Liter. Welchen Einfluss hat der Transport?
Misst man den Einfluss auf Klima und Umwelt, liegt der Fokus vorab auf der Produktion. Jeder Transport ist vernachlässigbar, solange er nicht im Flugzeug erfolgt – was bei Avocados kaum der Fall ist. Interessant: Der Schiffstransport ist 20 bis 30mal effizienter als der auf der Strasse. Avocados aus Übersee sind nicht schlechter fürs Klima als solche aus Spanien oder Portugal, im Gegenteil.