LEBEN | MM7, 12.2.2018 67
Im Väterkurs kann Michael Roth (links) alle seine Fragen zu Schwangerschaft und Geburt stellen – völlig ungeniert, denn alle Anwesenden sind Männer.
Väterkurse
Nichts ist peinlich
Wie verläuft eine Geburt? Wie kann ich meine Frau unterstützen? Verändert ein Kind das Sexualleben, und wenn ja, wie? Fragen, die werdende Väter beschäftigen – und nicht selten in Verlegenheit bringen, weil sie sich für ihre Unwissenheit genieren. Für sie kann sich der Besuch eines Väterkurses lohnen. Text: Claudia Weiss Bilder: Sophie Stieger
M
ichael Roth (31) wirkt wie jemand, der alles sorgfältig plant. Er will auch genau wissen, was ihn erwartet, am 18. Februar, wenn sein erstes Kind zur Welt kommen soll. Wie er sich als Vater verhalten soll und was er tun kann – vor, während und nach der Geburt – und was er besser sein lässt. D eshalb nimmt er an einem Geburtsvorbereitungsabend für werdende Väter in der Hirslanden- Klinik Aarau teil. Er hat ein paar Fragen mitgebracht, die er in diese Runde werfen will.
Die Runde ist klein, fast intim. Ausser Roth haben noch zwei weitere werdende V äter auf den bequemen Sesseln Platz genommen. Weitere Anwesende sind nur die beiden Kursleiter Mirko Rauch (37) und Simon Reimann (36). In der Regel sei dieser Kurs mit sechs Teilnehmern ausgebucht, jedoch könne sich eine reduzierte Gruppenstärke durchaus als vorteilhaft erweisen, sagt Kursleiter Rauch. Denn so entstehe eine vertrauliche Atmosphäre, und die Männer fühlten sich nicht exponiert.
Elektroingenieur Michael Roth hat mit seiner Frau und werdenden Mutter Tamara (28) bereits alle praktischen Fragen geklärt. Das Kinderzimmer ist fast fertig eingerichtet, die Arbeitsaufteilung gut geplant. Tamara Roth kann als Medizinische Praxisassistentin problemlos in Teilzeit arbeiten. Er selbst wird sein Arbeitspensum voraussichtlich auf 80 Prozent reduzieren. Sein Wunsch: «Ich möchte u nbedingt mein Kind aufwachsen sehen und auch einen Teil der Betreuung übernehmen.»