MENSCHEN | MM6, 5.2.2018 9
Andreas Kunz
Strassenumfrage
«Ein Lego-Fan erwartet flexible Bausätze und keine Spielzeuge wie bei Playmobil» Was fasziniert Sie an Lego? Die grenzenlosen Möglichkeiten. Lego ist nicht auf eine Kreation fixiert – man kann mit den Steinen bauen, was einem gerade in den Sinn kommt. Die Fantasie ist gefordert. Das ist das Schöne bei diesem Spielzeug. Kritiker monieren, dass seit den jüngsten Kooperationen mit Disney oder «Star Wars» genau diese Kreativität auf der Strecke bleibt. Das sehe ich ähnlich. Als Lego-Fan sehne ich mich nach den 90er- Jahren zurück, als Lego noch keine Merchandisingartikel auf den Markt brachte. Doch Lego ist eine gewinnorientierte Firma. Da sich diese Artikel offenbar gut verkaufen, müssen wir diesen Schritt akzeptieren. 2004 stand Lego vor einer ungewissen Zukunft. Was hat sich seit diesem Turnaround geändert? Die Optik der Bausätze. Im Jahr 2000 versuchte es das Unternehmen mit grossen Bausteinen und einfachen Bausätzen. Ein Lego-Fan erwartet jedoch Bausätze mit vielen Möglichkeiten und nicht Spielzeuge, die an Playmobil erinnern. Das war ein fataler Fehler. Heute findet man wieder wesentlich schönere Bausätze und kniffligere Konstruktionsarten. Wie gross ist die Konkurrenz durch Onlinespiele? Es kommt nicht von ungefähr, dass Lego seit ein paar Jahren der grösste Spielwarenhersteller der Welt ist. Es gibt genügend Jugendliche, die davon fasziniert sind. Klar, Playstation ist eine Konkurrenz. Lego versucht, dem Rechnung zu tragen. Aber ich bin der Meinung, dass Lego Lego bleiben soll. Sie sind Präsident des Lego-Vereins. Wie muss man sich das vorstellen – sind das Erwachsene, die am Boden sitzend Schlösser bauen? Tatsächlich kommt es vor, dass wir 50 Erwachsene sind, die eine grosse Kiste verschiedenste Lego-Steine auf den Boden auskippen, um dann die jenigen Teile zusammenzusuchen,
die wir wieder für unsere Eigenkreationen verwenden können. Grundsätzlich geht es in unserem Verein darum, Kontakte zu anderen Fans zu knüpfen. Weltweit gibt es ja über 300 Lego-Clubs und -Organisationen. Wir treffen uns rund sechsmal pro Jahr, sitzen gemütlich zusammen, sprechen über Neuheiten, Probleme bei einzelnen Modellen oder sind auf der Suche nach einem Einzelteil. Wie viele Legos haben Sie zu Hause? Über 1,5 Tonnen oder mehrere Mil lionen Teile. Ich habe diese in meinem 120 Quadratmeter grossen Dachstock gelagert. Ein Teil davon sind originalverpackte Bausätze, ein Teil sind bunt zusammengewürfelte Steine wie im Kinderzimmer, und der Rest ist nach Farben und Formen sortiert. Alles ist sehr vielfältig und chaotisch. Wie kommen Sie dazu, Bausätze zu kaufen, aber nicht anzufassen? Das ist Kalkül. Angefangen hat es damit, dass ich keinen Platz mehr für die Lego-Artikel hatte und sie deshalb nicht mehr auspackte. Mit der Zeit habe ich gesehen, dass diese Bausätze eine Wertanlage sind. Einer, der sich nicht auskennt, weiss gar nicht, was er in den Händen hält. Ich habe beispielsweise einen Bausatz, der einst 170 Franken kostete und heute einen Wert von 2500 Franken hat.
Sind Sie ein Lego-Fan?
Andreas Kunz (33) ist Hochbauzeichner und seit Gründung 2007 Präsident des schweizerischen Lego-Vereins. Kunz wohnt in Guarda GR. www.swisslug.ch
Victoria Rüedi (18), Schülerin, Zürich «Ich habe, bis ich etwa 8 Jahre alt war, mit Lego gespielt. Heute mache ich das nicht mehr. Aber ich empfehle das Spielzeug kleinen Kindern. Sie können sich damit richtig entfalten.»
Avner Ramot (39), Unternehmer, Zürich «Ja, als Bub schätzte ich die Kreativität und Inspiration vom einfachen Block bis zur komplexen Konstruktion. Grenzen setzt nur die eigene Vorstellungskraft.»
Was geben Sie für Ihr Hobby aus? Allein für die Legosteine gehen schnell mal 500 Franken pro Monat weg. Wenn ich zu Ausstellungen reise, können es auch mal 1500 sein. Welches ist Ihr Lieblingsbauwerk? Als Sammler interessiere ich mich für seltene Bausätze. Jährlich erhalten die 17 000 Lego-Mitarbeitenden Weihnachtssets, die nicht auf den Markt kommen. Wir kennen Möglichkeiten, um an solche Sets zu gelangen. 2016 beispielsweise wurde 50 Jahre LegoEisenbahn gefeiert. Von diesem Originalset im Miniaturformat besitze ich ein originalverpacktes und eines habe ich im Regal aufgebaut. MM
Lina Cazzato (10), Schülerin, Zürich «Lego ist ein wirklich lässiges Spielzeug. Ich habe mich oft damit beschäftigt. Aber jetzt lese ich in meiner Freizeit vor allem Bücher und höre mir Musik an.»