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MENSCHEN
MIGROS-MAGAZIN | NR. 5, 26. JANUAR 2015 |
Den offenen Diskurs über die sexuelle Gesundheit hält die Sexologin für eine grosse Errungenschaft: «Die Aufklä rung der Jugendlichen ist wesentlich besser als früher.» Doch was die Pro bleme in der Sexualität angeht, wünscht sich Schütz noch mehr Offenheit. «Fragen zur Sexualität sind Persönlich keitsfragen wie alle anderen auch. Da kann man sich doch mal beraten lassen.» IhreVisionistes,dassdieHemmschwelle der Schweizer sinkt. Irgendwann soll es normal werden, dass Paare ihren Freun den anvertrauen, dass sie eine Sexual beratung machen. Obwohl Esther Elisabeth Schütz lang sam ins Pensionsalter kommt, denkt sie zurzeit noch nicht ans Aufhören. Zwar sei die Anerkennung der Sexologie als Disziplin schon ein wenig gestiegen. «Da liegt aber noch ein langer Weg vor uns.» Für die Studienleitung sucht sie allmählich nach einer Nachfolge. The rapeutisch will sie aber bis ins hohe Alter in Teilzeit tätig sein. «Ich freue mich zu erleben, wie sich die Sexologie verändert.» Eines Tages will sie wieder mehr Zeit fürs Lesen haben, für den Ausdruckstanz und das Laufen in der Natur. Als Nächstes will Esther Elisabeth Schütz eine Ausbildung für Körpertherapie machen. Immer wieder Neues dazu lernen. Denn Wissen hilft. Darüber reden sowieso. Text: Silja Kornacher Bilder: Mara Truog, Nathalie Bissig
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LESEN SIE ONLINE Zahlen und Fakten zur Sexualität Warum die Schweizer in Sachen Sex nicht ganz so zufrieden sind. Und: Esther E. Schütz im Video über die sexuelle Revolution.
1949
Ein Meilenstein der Frauenbewegung: Die Schriftstellerin Simone de Beauvoir publiziert ihre soziokulturelle Studie «Le deuxième sexe» und fordert das Ende der Diskriminierung der Frau.
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PORTRÄT | 19
Wieso studieren Sie Sexologie?
Liliana Koller (26), Sozialarbeiterin aus St. Gallen
Amanda Bofinger (36), Pflegefachfrau aus Zürich
Marc Rufle (35), Sozialpädagoge aus Rheinfelden AG
«Das Studium ist für mich eine Berufung. In meinem Alltag stellen die Jugendlichen viele Fragen zu Sex. Oft werden sie damit alleingelassen. Spezifisches Fachwissen hilft da enorm.»
«Die Sexualität nach Operationen oder bei Krankheiten wie Krebs wird kaum thematisiert. Ich würde gerne als Sexologin in einer Gynäkologiepraxis oder einem Spital arbeiten.»
«Die Sexualarbeit mit Jugendlichen und mit Behinderten braucht mehr Professionalität. Schade, bin ich der einzige Mann im Studiengang. Dabei braucht es mehr Fachmänner zum Thema!»
Jacqueline Kalberer (36), Jugendarbeiterin aus Mollis GL
Therese Bachmann (49), Primarlehrerin, Shiatsu-Therapeutin aus Bern
Teresa Rüfenacht (38), Sonderlehrerin an heilpädagogischer Schule aus Rapperswil SG
«Es ist ein gesellschaftlich hoch aktuelles Thema, professionelles Fachpersonal ist gefragter denn je. Als Sexologin möchte ich an Schulen unterrichten und Sexualberatungen anbieten.» 1960
Die erste Antibabypille kommt in den USA auf den Markt. Eine Revolution für die Sexualität: Erstmals können durch hormonelle Verhütung die Faktoren Geschlechtsverkehr und Empfängnis voneinander getrennt werden.
«Im pädagogischen wie auch im therapeutischen Rahmen ist die Sexualität zwar ein Thema. In den Ausbildungen wird das ausgespart. Dies möchte ich ändern.»
1968
Mit Filmen wie «Das Wunder der Liebe» oder «Deine Frau, das unbekannte Wesen» wird der deutsche Journalist Oswalt Kolle zum Sexaufklärer einer ganzen Generation.
1980
Marta Emmenegger ist die erste Sexberaterin der Schweiz. 15 Jahre lang beantwortet die Journalistin in ihrer «Blick»-Kolumne «Liebe Marta» Leserfragen rund um Beziehung und Sex.
«Viele Jugendliche und Erwachsene sind überfordert mit den vielen medialen Einflüssen. Ich will ihnen Antworten liefern, ihnen helfen, ihr Selbstbild zu finden.» 1987
Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) startet in Zusammenarbeit mit der Aids-Hilfe Schweiz die erste Stop-AidsKampagne. Erkennungslogo: rosarotes Präservativ.