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MensChen | porträt | 23

| Migros-Magazin | Nr. 4, 23. JaNuar 2012 |

Früher sah er rot, heute bleibt er cool Nevio Palma gehörte zu den Basler Ultras, den gewalttätigen Fans des FC Basel. Von einem Tag auf den anderen hatte er den Schlägereien abgeschworen. Wegen seiner Kinder.

Zwei Herzen in einer Brust: Tagsüber war Nevio Palma der disziplinierte, pünktliche Arbeiter, in der Nacht und am Wochenende der jähzornige Schläger.

E

r sagt über sich, er sei ein echter Italiener. «Chi va piano, va sano e lontano» (Wer langsam geht, kommt weit und bleibt gesund). Und während Nevio Palma (45) das italienische Sprichwort zitiert, bilden sich um seine Augen tiefe Lachfalten. Seit 13 Jahren ist er bei der Stadt Basel angestellt. Im Winter dreht er mit der Eisputzmaschine Runden im Eisstadion. Im Sommer steht er in weissen Shorts und Shirt als Bademeister in der Badi am

Beckenrand. In all den Jahren hat er nie bei der Arbeit gefehlt, war nie krank, ist nie zu spät gekommen. Disziplin, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit; Werte, die seine Eltern ihm mitgegeben hätten. Er sagt aber auch über sich, er sei ein echter Schläger. Er habe es in sich, «dieses Kämpferische», und zeigt auf seine Brust. Es fing damit an, dass er sich als Achtjähriger auf dem Schulhof prügelte. Später kamen Autodiebstahl, Hehlerei und schwere Körperverletzung hinzu.

In der Gewerbeschule schlug er einem anderen Jugendlichen die Zähne aus. Nevio Palma träumte davon, Fussballprofi zu werden. Doch weil er bereits boxen ging, durfte er keinem Fussballklub beitreten. Er machte eine Lehre als Metzger. Als junger Mann zog er dann zunächst mit den Hooligans um die Häuser. Voll hinter einer Mannschaft und einer Stadt stehen, das gefiel ihm. Und als sich 1991 eine kleine Gruppe von FCB-Fans mit den Basler Ultras zusam-


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