Migros-Magazin-04-2012-d-BL

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neues aus der migros

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Nr. 4, 23. JaNuar 2012 | migros-magazin |

Mehr Freiheit dank neuer Gehege

Die Migros bezieht Kaninchenfleisch grösstenteils aus Ungarn. Und sorgt dafür, dass dort die Schweizer Tierschutzverordnung eingehalten wird.

B

ernhard Walker entgeht nichts: Der Tierarzt unterbricht seinen Inspektionsrundgang und nimmt bestimmt, aber behutsam ein weisses Kaninchen der Rasse Pannon White aus dem Gehege. «Dieses Tier hat sehr wenig Haare an den Pfoten», stellt Bernhard Walker fest und betrachtet das weisse Fellbündel eingehend. Dann gibt er Entwarnung: «Alles in Ordnung, das Kaninchen ist gesund.» Es handelt sich um ein Muttertier, das vor Kurzem geworfen hat und für den Nestbau Haare abgegeben hat:«Völlig normal», stellt der Tierarzt fest. Tatsächlich liegen in einer speziellen Box, die sich vor dem Kaninchengehege befindet, die noch nackten und blinden Jungtiere in einem weichen Nest aus Sägemehl und Kaninchenhaaren; sie sind zwei Tage alt und schmiegen sich dicht aneinander. Um den Gesundheitszustand der Kaninchen beurteilen zu können, vertraut der Tierarzt auf Untersuchungen während seines Kontrollgangs sowie auf eine Krankheitsliste. Dort wird festgehal-

ten, ob Krankheitsfälle oder Verletzungen aufgetreten sind. Kranke Tiere kommen in eine neu geschaffene Krankenstation. «Zwanzig Mal war ich in den letzten zwei Jahren hier unten. In dieser Zeit haben wir etwas Einmaliges geschaffen», sagt der Tierarzt, der für den Veterinärdienst der Swiss Quality Testing Services (SQTS) des Migros-Genossenschafts-Bundes arbeitet.

die Familienhaltung ist neu und revolutionär Mit «hier unten» meint Bernhard Walker den Zucht- und Mastbetrieb der Firma Delimpex im ungarischen Dabas, rund 30 Kilometer von Budapest entfernt. Auf der neun Hektaren grossen Kaninchenfarm leben insgesamt rund 90 000 Tiere. Die artgerechte Haltung von Kaninchen in so grosser Zahl ist tatsächlich etwas Einmaliges. Anders als in der Schweiz existieren in der EU keine einheitlichen Richtlinien für die Kaninchenhaltung. Das ist ein

Auf Inspektion: Tierarzt Bernhard Walker beim Rundgang durch die

«Die Kaninchen leben in der Familie zusammen» Meinrad Odermatt, seit Januar 2012 entspricht die Haltung Ihrer Kaninchen den Schweizer Tierschutzbestimmungen. War das vorher nicht so?

Meinrad Odermatt ist Geschäftsführer der Delimpex AG.

Wir haben bereits 1999 auf eine bessere Masthaltung umgestellt und lagen damit klar über den Anforderungen der EU. Für die neue Schweizer Tierschutzverordnung haben wir nun in enger Zusammenarbeit mit der Migros komplett neue Richtlinien für die Kaninchenhaltung entwickelt.

Welches sind konkret die Neuerungen?

Im Zentrum steht die Abkehr von der bisherigen Gruppenhaltung. Die Kaninchen bleiben jetzt ihr ganzes Leben in der Familie zusammen. Völlig neu ist auch die Raumstrukturierung der Gehege. Den Tieren stehen drei Ebenen zur Verfügung: Unten eine abgedunkelte Fläche als Rückzugsmöglichkeit, die beiden oberen ermöglichen es den Tieren, sich zu strecken und von Ebene zu Ebene zu hoppeln.

Ist das alles?

Nein, die Kaninchen haben auch Beschäftigungsmöglichkeiten. Ein neu entwickelter Nagestängel, von weichem Holz umgeben, fördert die Bewegung und Lernfähigkeit der Tiere: Es braucht Können und Erfahrung, um an das eigentliche Futter zu gelangen. Mit dem neuen Belüftungssystem gewährleisten wir den Kaninchen zudem angenehme Temperaturen im Sommer wie im Winter. Und nicht zuletzt haben wir unsere


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