Migros magazin 03 2014 d lu

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MENSCHEN

MIGROS-MAGAZIN | NR. 3, 13. JANUAR 2014 |

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DOSSIER | 19

Sara Zalar aus Slowenien

David Colhoun aus Wales

Die Liebe brachte sie in die Schweiz. Sara Zalar (26) lernte ihren Mann Andrej (36) in ihrer Heimat Slowenien kennen und folgte ihm vor anderthalb Jahren nach Spiegel bei Bern. Letzten Februar heirateten die beiden zuerst standesamtlich in Bern, vier Monate später in einer Kirche in Slowenien. «Es ist wunderbar hier», schwärmt Sara. «Ich wurde herzlich empfangen und wegen meines ausländischen Akzents nie schräg angeschaut.» Es sei niemand böse gewesen, wenn sie etwas mehr Zeit brauchte, um Sätze auf Deutsch zu formulieren. Das sei sie aus Slowenien anders gewöhnt. «Dort sind die Menschen nicht so nett und verständnisvoll wie in der Schweiz.» Sara Zalar hilft im Restaurant Tapis Rouge im Gurtenpark aus. Ihr gefällt der Kontakt mit Kunden und Mitarbeitern. In den Gesprächen ist auch die Masseneinwanderungsinitiative ein Thema. «Es gibt so viele Ausländer hier, da kann ich gut nachvollziehen, dass manche um ihre Identität fürchten», sagt die Slowenin. Ob sie sich deswegen sorgt? «Jein.» Wer schon hier sei, habe sicher Vorteile. Es solle ja nur die Zuwanderung eingeschränkt werden. «Und das finde ich eigentlich ganz gut.»

Er ist ein Weltenbummler. Der studierte Software-Ingenieur David Colhoun (34) arbeitete schon in seinem Heimatland Wales, im nahen Southampton (England), am Londoner Flughafen Heathrow und in Australien. In die Schweiz zog es ihn wegen seiner Freundin Pascale Stadlin (28) aus Zug, die Down Under ein Praktikum absolvierte. Colhoun ist nun seit einem Jahr in der Schweiz und arbeitet für die Langenthaler Firma Güdel. «Anfangs fiel mir die Integration schwer.» Ausser seiner Freundin kannte er niemanden. Zwar fühlte sich der Brite willkommen, aber «die Zurückhaltung und Distanziertheit der Schweizer waren für mich schon sehr ungewohnt». Erst ein Gespräch mit einem Engländer, der schon länger hier lebt, half ihm, mit der Mentalität der Eidgenossen zurechtzukommen. Nach einem Intensivkurs Hochdeutsch trat Colhoun dem Berner Rugby-Team bei, wo er Freunde fand. «Nach einem Jahr bin ich endlich angekommen und fühle mich sehr glücklich.» In Gesprächen mit seiner Freundin und ihren Eltern erfuhr er von der Abstimmung im Februar und setzte sich damit intensiv auseinander. «Ich bin besorgt. Aber Einfluss auf das Ergebnis nehmen kann ich leider nicht.»

Maria Hafstad aus Schweden Maria Hafstad (54) hat 25 Jahre lang als Hausärztin in Helsingborg gearbeitet, ihr Mann Pär (54) führte seine eigene Physiotherapie-Praxis. «Als unsere Kinder aus dem Haus gingen, fanden wir, dass es auch bei uns Zeit wäre für etwas Neues im Leben», sagt Maria Hafstad. Ihr Mann hat als 21-Jähriger zwei Jahre in Bern gearbeitet und immer davon geträumt, mal in der Schweiz zu leben. Als sie in der schwedischen Ärztezeitung die Job-Anzeige einer Arztpraxis in St. Gallen entdeckte, beschlossen die beiden, ihr Glück in der Schweiz zu versuchen. «Es war nicht zuletzt eine gewisse Abenteuerlust, die uns dazu veranlasste.» Seit November 2012 wohnt und arbeitet Maria Hafstad nun im Arzthaus St. Gallen, ihr Mann kam im März 2013 nach. Das Ehepaar fühlt sich wohl in der Schweiz, auch Pär Hafstad hat mittlerweile einen Job als Physiotherapeut in St. Gallen gefunden. «Es heisst ja immer, es sei schwierig, in der Schweiz neue Leute kennenzulernen, aber das haben wir ganz anders erlebt. Schweden und Schweizer sind sich wohl nicht so unähnlich», sagt sie und lacht. «Eine Herausforderung war allerdings das Schweizerdeutsch.» Wie lange sie bleiben werden, ist offen. «Vielleicht zieht es uns ja doch nach Schweden zurück, wenn dann mal Enkelkinder da sind.» Von der Abstimmung zur Masseneinwanderung hat sie gehört, macht sich jedoch für sich persönlich wenig Sorgen deswegen. «Ich denke aber, dass es für die Schweiz schwieriger wird, falls es ein Ja gibt.»

Ovidiu Herea aus Rumänien Er bestritt in den letzten zehn Jahren über 200 Spiele in der höchsten rumänischen Liga für den FC National Bukarest und Rapid Bukarest. Ovidiu Herea (28) ist Fussballprofi und wechselte vergangenen Juli zum ersten Mal ins Ausland – ins Wallis zum FC Sion. «Ich wurde von meinen Mannschaftskameraden gut aufgenommen und fühle mich wohl in der Schweiz.» Bis seine Freundin ebenfalls in die Schweiz zog, wohnte Herea mit seinem Mitspieler und besten Freund Christofi Demetris aus Zypern zusammen. Jetzt lebt das Paar in einer gemeinsamen Wohnung in Conthey bei Sion. «Mein Vertrag läuft über drei Jahre. So lange möchte ich mindestens hier bleiben.» Herea will beim FC Sion beweisen, dass er ein guter Fussballer ist, und sich so für einen Verein in einer grossen Liga empfehlen. Von der SVP-Initiative hat er noch nichts gehört und will sich auch nicht politisch äussern. Stattdessen hofft er, dass ihn seine Familie, die er sehr vermisst, bald besucht.


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