Migros Magazin 03 2011 d ZH

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NEUES AUS DER MIGROS

Migros-Magazin 3, 17. Januar 2011

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«Milch und Käse kann man nicht neu erfinden» Gilles Oberson (53), seit 2004 Chef der Elsa-Mifroma-Gruppe, zu Bedeutung und Zukunft des Migros-Tochterunternehmens.

Eine Garantie für reine Milchprodukte ist die Sauberkeit von Kopf bis Fuss.

Kommandozentrale. Mithilfe von 14 Monitoren und den zentralen Rechnern steuern und überwachen sie den gesamten Betriebsablauf. Je nach gewünschtem Endprodukt – Trinkmilch, Rahm, Joghurt, Quark oder Dessert – werden die einzelnen Rohstoffe miteinander vermischt und in die verschiedenen Abteilungen verteilt. Dort kontrollieren Milchtechnologen wie Heidi Martin, ob die richtigen Zutaten in den passenden Mengen gemischt wurden. Zudem koordinieren sie die zeitlichen Abläufe für die weiteren Fabrikationsschritte. Sie überwachen die diversen Temperaturund Druckanzeigen sowie die Pumpen und Ventile. «Es ist ganz wichtig, dass Milchtechnologen sich ins Innere der Maschinen hineindenken können, auch wenn sie nicht sehen, was dort passiert», erläutert Haenggeli die Abläufe. «Nur so können wir in einem Störungsfall richtig reagieren.»

Täglich entstehen 330 verschiedene Produkte

Ein zentraler Prozess der Milchverarbeitung ist die sogenannte Zentrifugation. «Durch das Zentrifugieren wird der Rahm von der Milch getrennt und die Milch gleichzeitig gereinigt», so Haenggeli. Auch die Pasteurisation, also die kurzzeitige Erhitzung der Milch, spielt eine bedeutende Rolle, weil sie die Mikroorganismen abtötet und hilft, die Milch länger haltbar zu machen. «Für die Entstehung von Joghurt werden der

pasteurisierten Milch Milchsäurebakterien beigegeben, die bewirken, dass sie säuert und gerinnt», führt Heidi Martin aus. Nachdem alle nötigen Fabrikationsprozesse durchlaufen sind, folgt der letzte Schritt: das Abfüllen. Jedes Produkt hat seine eigene Verpackung und jede Produktgruppe ihre spezifische Abfülllinie. Sobald die Milch, die Joghurts und die Quarks in ihren jeweiligen Behältern sind, gelangen sie in den vorgelagerten Logistikbereich, um dort palettisiert zu werden. Über ein führerloses Transportsystem und schier endlose Förderbänder gelangen die Paletten ins vollautomatische, gekühlte Hochregallager. Von dort aus kommen die Produkte in die Spedition, wo sie für den Versand vorbereitet und schliesslich in die bereitstehenden Last- oder Eisenbahnwagen verladen werden. Haenggeli bemerkt nicht ohne Stolz, dass jedes zweite in der Schweiz konsumierte Joghurt von der Elsa stammt. Damit täglich 750 000 Liter Milch verarbeitet und 330 verschiedene Produkte hergestellt werden können, braucht es ein enges Zusammenspiel aller Beteiligten. «Wir sind wie die Rädchen einer Uhr aufeinander angewiesen. Wenn nur ein kleines Teil nicht funktioniert, stoppt der ganze Betrieb», umschreibt Victor Haenggeli das täglich gelebte Teamwork der Elsa-Crew in einem Satz. Text Salomé Zimmermann Bilder Nicolas Righetti/REZO

Gilles Oberson, welche Stellung hat die ElsaMifroma-Gruppe im Schweizer Milch- und Käsemarkt?

Mit ihrem Werk in Estavayer-leLac ist Elsa das grösste schweizerische Unternehmen für die Weiterverarbeitung und Produktion von Frischmilchprodukten und Trinkmilch. Wir verarbeiten nahezu 300 Millionen Kilogramm Milch pro Jahr, und zwar Milch, die ausschliesslich in der Schweiz eingekauft wird. Mifroma wiederum ist das grösste Verarbeitungs- und Verpackungszentrum für Käse in der Schweiz und vertreibt zu etwa 80 Prozent Schweizer Käse. Zusammen mit der Fleischverarbeiterin Micarna und den regionalen MigrosFilialen zählt die Elsa-MifromaGruppe zu den grössten Arbeitgebern in der Region Freiburg. Woher kommt diese geografische Konzentration?

huus» erworben. Ziel dieser Partnerschaft sind langfristige Synergien. Die Zusammenarbeit wird schon in diesem Jahr erste Früchte tragen. Mit Mifroma France SA sind Sie auch in Europa tätig. Lohnt sich dieses Engagement, und gibt es weitere Ausbaupläne?

Mifroma France ist in erster Linie auf dem französischen Markt und in den Benelux-Ländern tätig. Sie ist dort führend bei schweizerischen Frischmilchund Käseprodukten. Die Entwicklungsaussichten sind vielversprechend. Seit einigen Wochen sind wir auch auf dem amerikanischen Markt präsent, um dort das Geschäft mit Schweizer Käse zu entwickeln. Wir rechnen damit, dass wir auf diesem Markt recht schnell einen Anteil von 20 bis 25 Prozent bei Schweizer Käse erreichen können.

Diese Unternehmen sind seit über 50 Jahren in der Region angesiedelt. Wir befinden uns hier im Herzen einer wunderbaren Landwirtschaftsregion mit ausgeprägter Milchproduktion, Gemüseanbau und Viehzucht. Die Bedingungen für unsere Unternehmen sind sehr interessant, und noch immer gibt es ausreichend Arbeitskräfte mit hoher Qualifikation. Auch die Ausbildung im Landwirtschaftsund Lebensmittelsektor ist hier bestens organisiert.

Elsa und Mifroma überraschen immer wieder mit innovativen Produkten. Was kann man denn aus Milch alles machen?

2010 hat die Elsa-MifromaGruppe das «Schwyzer Milchhus» übernommen. Hat sich die Investition gelohnt?

Wir werden unsere Position auf dem heimischen Markt weiter gefestigt und unsere internationalen Aktivitäten sehr stark weiterentwickelt haben.

Elsa hat eine Minderheitsbeteiligung am «Schwyzer Milch-

Milch und Käse kann man nicht neu erfinden. Unsere Entwicklungs-, Marketing- und Produktionsteams bemühen sich jedoch intensiv um die Herstellung neuer und origineller Produkte – sowohl im Hinblick auf die Technologie als auch auf Präsentation und Verpackung. Wo wird die Elsa-MifromaGruppe in fünf Jahren stehen?

Interview Daniel Sidler


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