WP (Westfalenpost) 08.02.2014

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SAMSTAG | 8. FEBRUAR 2014

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ZEITUNG FÜR DAS SIEGERLAND

B KOMPAKT Nachrichten aus dem Siegerland

Schießbergstraße wegen Sturms gesperrt Siegen. Wie erwartet hat das Or-

kantief „Qumaira“ kurz vor Freitagmittag auch das Siegerland erreicht. In der Geisweider Schießbergstraße entwurzelte der Sturm eine Kiefer. Der Baum fiel auf die Fahrbahn. Der Löschzug Geisweid zerlegte den Baum mit Motorsägen. Weitere Fichten und Kiefern auf einem Privatgrundstück bogen sich gefährlich durch. Die Straße wurde gesperrt. Auf der Weidenauer Känerbergstraße flogen Plastikmülleimer durch die Luft. Von einem Schornstein fiel eine BetonJ.Sch. abdeckung herunter.

Die Polizei sperrte die Schießbergstraße wegen des Sturms. FOTO: J.SCHADE

Per Haftbefehl gesucht – jetzt festgenommen Siegen. Polizeibeamte der Wache Siegen haben am Donnerstagmittag auf der Moltkestraße einen 37 Jahre alten Siegener festgenommen. Der Mann war von einer Staatsanwaltschaft aus dem Ruhrgebiet mit einem Haftbefehl gesucht worden. Er muss zwei Jahre und zwei Monate einsitzen. Erst vor wenigen Tagen war der 37-Jährige noch in Siegen in Erscheinung getreten: Zusammen mit einem Kumpel stahl er diverse Wertgegenstände aus einem Pkw, der an der Oberen Metzgerstraße geparkt war. Die Beamten brachten den 37-Jährigen jetzt auf die Wache. Von dort aus wird er in die Justizvollzugsanstalt eingeliefert, um seine Freiheitsstrafe zu verbüßen.

Kollision im Kreisverkehr Freudenberg. Im Kreisverkehr in der Asdorfer Straße sind am Donnerstagmorgen zwei Autos kollidiert. Beide wurden erheblich beschädigt, ebenso der Lichtmast neben dem Kreisverkehr. Ein 76-jähriger Autofahrer aus dem Kreis Altenkirchen hatte beim Einfahren in den Kreisverkehr eine 66-jährige GolfFahrerin übersehen, die ihr Fahrzeug bereits durch den Kreisel lenkte. Er nahm ihr die Vorfahrt. Der Gesamtschaden liegt bei mehr als 11000 Euro.

Gemeinde bietet Winterspielplatz Geisweid. Die freie evangelische

Gemeinde Geisweid richtet in der Woche vom 10. bis 14. Februar im Gemeindehaus einen Winterspielplatz ein. An jedem Nachmittag in dieser Woche, zwischen 15 und 18 Uhr, können Kinder bis 12 Jahre spielen. Wo sonst Stühle für die Gottesdienstbesucher und Tische für Gruppenstunden bereit stehen, da wird alles weggeräumt, um Platz für einen tollen Winterspielplatz zu schaffen. Neben Trampolinen und Hüpfburg werden Aktionen angeboten, z.B. Schminken. Eltern können sich im Café mit Kaffee und leckerem Kuchen verwöhnen lassen.

Bei der Gemeinde Geisweid kann gespielt werden. FOTO: CHRISTIAN ALBRECHT

1050 Kilometer mit nichts als dem Fahrrad Extreme-Biker Lukas Klöckner fährt bis nach Kroatien. Alles für sein Training – und den guten Zweck Von Hendrik Schulz Siegen. Das Nützlich-Notwendige mit dem Guten verbinden? Läuft. Besser gesagt: Fährt. Der Siegener Schüler Lukas Klöckner ist Extremradsportler, fährt tagelang ohne Pause, 700 Kilometer bei einem Rennen im vergangenen Jahr. Aber es sollen irgendwann einmal knapp 5000 werden – also muss Lukas trainieren. Ein Rennen über 1000 Kilometer wäre die nächste Stufe – gibt es aber nicht. Also macht er sein eigenes Rennen und verkauft die Kilometer für einen guten Zweck.

Für extreme Strapazen trainiert „Letztes Jahr habe ich an einem Event teilgenommen, bei dem ich die 700 Kilometer in 25 Stunden gefahren bin“, erklärt Lukas. Diese Distanz will er peu à peu steigern und irgendwann die 4800 Kilometer durch die USA mitfahren. Das Problem dabei: Die Regenerationszeiten sind extrem lang. „Nach einer solchen Tour ist man so ausgepowert, dass man das Training erst nach ein paar Wochen wieder aufnehmen kann“, sagt er. Zum Beispiel gibt es eine Tour in Slowenien über 1300 Kilometer – aber das wäre das Doppelte seiner bisher längsten Distanz. Nicht gut. „Das würde ich nicht schaffen“, sagt Lukas, der seinen Körper über Jahre darauf hin trainiert, die extremen Strapazen durchzustehen. Also 1000 Kilometer. 1050 um genau zu sein. Da trifft es sich gut, dass das kroatische Rijeka genau so weit entfernt ist vom heimischen Siegerland und dass Kroatien anschließend genau der richtige Ort ist, um

„Die Kinder in Äthiopien leben jeden Tag mit Hunger und Armut, da möchte ich unbedingt etwas dafür tun, dass es ihnen besser geht.“ Lukas Klöckner, Extrem-Radler

Der Siegener Schüler Lukas Klöckner fährt im Sommer vom Siegener Krönchen aus 1050 Kilometer mit dem Rad bis an die kroatische Küste - als Training und für einen guten Zweck. Er verkauft jeden Kilometer für zwei Euro an Spender. FOTO: HENDRIK SCHULZ

sich ein wenig zu erholen. „Die Entfernung passte, also kann ich auch mit dem Rad fahren“, sagt Lukas. 700 Kilometer in 25 Stunden hochgerechnet auf 1000 Kilometer? Ungefähr 48 Stunden. Von Siegen nach Würzburg, München, über den Großglockner auf 2500 Metern über Null, die italienische und kroatische Küste entlang. Der Erholungsurlaub danach ist dringend nötig. Zurück geht’s mit dem Auto. Beim letzten Rennen machte die Ernährung Probleme. „Unter dieser Belastung wird der Magen mit fester Nahrung nicht fertig“, sagt Lukas. Er experimentierte mit Babynahrung, jetzt ist Trinknahrung angesagt. 200-Milliliter-Tetrapaks auf Milch- oder Fruchtsaftbasis, mit

reichlich Eiweiß und Kohlenhydraten. Was der Körper in rauen Mengen verbraucht, wenn man tagelang Fahrrad fährt. Wie man die Päckchen während der Fahrt öffnet und trinkt, hat er bei „Testfahrten“ geübt, unterwegs werden sie von seinem Team angereicht.

„Ich kann hier zur Schule gehen, meinen Sport machen; ich habe doch im Grunde keine Sorgen“, so der 16-Jährige. „Die Kinder in Äthiopien leben jeden Tag mit Hunger und Armut, da möchte ich unbedingt etwas dafür tun, dass es ihnen besser geht.“

Klöckner auf Spender. Firmen, Institutionen und Privatleute. Gerne auch für mehr als zwei Euro pro Kilometer.

Auf dem Rad für hungernde Kinder Auf die Idee, diese Fahrt mit einem wohltätigen Zweck zu verbinden, kam Lukas über Verwandte, die sich beim Äthiopien-Verein „Hilfe zum Leben“ engagieren. „Sie bauen Schulen, engagieren sich dafür, dass Kinder ausgebildet werden. Außerdem schaffen sie Arbeitsplätze, weil Erwachsene zu Lehrern geschult werden“, sagt er.

Die ersten Kilometer sind schon weg Sein Konzept: Er verkauft jeden einzelnen Kilometer, den er zwischen Siegen und Rijeka zurücklegt. Bei zwei Euro pro Kilometer kommt er auf 2100 Euro – und sein Hauptsponsor Siegenia aus WilnsdorfNiederdielfen hat die ganze Strecke nochmal zusätzlich gekauft. Die ersten 100 Kilometer sind auch schon weg, jetzt hofft Lukas

: Start ist am 13. Juli um 6 Uhr

Abi Tour­Festival eröffnet Die einen genießen und zahlen – die anderen genießen und lernen Von Wolfgang Leipold Siegen. Selten konnte man Magnus Reitschuster, Intendant des ApolloTheaters, so stolz erleben. Mit der Eröffnung des Abi Tour-Festivals gab er den Startschuss für eine neue Offensive seines Hauses im Bereich Jugendtheater. Das Festival hat schon im Vorfeld für einen Kartenansturm gesorgt: Für die 17 Aufführungen der fünf Inszenierungen namhafter Theater gibt es nur noch wenige Karten. Also haben viele Schulen die Chance genutzt, ihren Schülern den Genuss von Stücken des Zentralabiturs auf der Bühne zu ermöglichen. Und das zu Preisen, die niedriger sind als manche Kinokarte. Dass dies möglich ist, verdankt das Festival zehn Siegerländer Clubs, von den Lions über Rotarier, Zonta, Inner Wheel, Soroptimist bis zu Round Table. Diese Vereinigungen, erstmals zu einem so großen gemeinsamen Projekt zusammengeschlossen, haben 30 000 Euro zugesagt, wie der Vorsitzende des ApolloFörderkreises, Gerd Dilling, dan-

Intendant Magnus Reitschuster und seine Jury. FOTO: WOLFGANG LEIPOLD

kend betonte. Sinn, Ziel und Chance des Festivals soll auch sein, die Facebook-Generation an die „wirkliche Kultur“ heranzuführen. Dazu Prof. Peter Schuster, Vorsitzender des ApolloKuratoriums: „Schiller, Kleist, Büchner oder Thomas Mann auf der Bühne zu erleben, erinnert uns immer wieder daran, unseren Sprachschatz als Kunstwerk und Kapital zu begreifen und zu bewahren.“

Einer wird gewinnen Einen besonderen Reiz erhält das Abi Tour-Festival durch eine Jury aus drei jungen Damen. Das Gremium ermittelt nach Abschluss des Festi-

vals die überzeugendste Inszenierung und vergibt einen Preis: Einen Verzehrgutschein im Wert von 1000 Euro, den das gewinnende Ensemble in der Gastronomie ihres heimischen Theaters in vollen Zügen genießen darf. Eva Obier, Schülerin des Wilnsdorfer Gymnasiums gehört der Jury an. Dort arbeitet sie seit vier Jahren in der Theater-AG mit. Sie findet: „Mit Theater kann man Kultur ganz nah an die Menschen heranbringen, weil im Theater alle Künste zusammenkommen.“ Mitglied Nummer zwei ist Helena Kiel, Schülerin der elften Jahrgangsstufe des FJM-Gymnasiums. Sie hatte ihr erstes Theatererlebnis 2007. Da war sie als Zehnjährige bei der allerersten ApolloAufführung „Die verzauberten Brüder“ dabei. Julia Ollertz, Studentin der Literatur, Kultur und Medien an der Siegener Uni und Praktikantin im Apollo komplettiert das Feld. „Ich habe dadurch einen neuen Einblick in die Arbeit von Schauspielern, Regisseuren und allen anderen Beteiligten bekommen; mein Respekt vor ihnen ist sehr gewachsen.“

So werden Sie Kilometer-Sponsor am Krönchen – bis dahin können sich Kilometer-Sponsoren noch an Lukas Klöckner wenden.

: Kontakt und Infos: www.lukaskloeckner.de, www.facebook.com/lukaskloeckner.official und www.äthiopien-verein-hilfe-zum-leben.de

Entwicklungsmöglichkeit kleinerer Dörfer erhalten Landrat kritisiert Landesentwicklungsplan Siegen-Wittgenstein. Landrat Paul Breuer kritisiert die geplante Überarbeitung des Landesentwicklungsplanes. In einer Verwaltungsvorlage, die der Landrat dem Kreisausschuss zu seiner Sitzung am 21. Februar vorlegt, macht sich Breuer dafür stark, dass die Landesregierung die kommunale Selbstverwaltung respektiere. Der Kreis solle sich für die Bewahrung der kommunalen Planungshoheit und einer zukunftsgerechten Entwicklungsmöglichkeit für kleinere Dörfer einsetzen. „Die Landesregierung will in Ortsteilen mit weniger als 2000 Einwohnern künftig nur noch eine eingeschränkte Eigenentwicklung zulassen. Dies können wir so nicht zulassen“, verweist Breuer auf die ländliche Struktur Siegen-Wittgensteins. „In den Hunderten von Dörfern findet sich eine hohe Lebensqualität, die es zu pflegen und zu entwickeln gilt. Vor diesem Hintergrund ist die vorgesehene Regelung völlig inakzeptabel.“ Breuer fürchtet, dass die bisherige Entwicklung Südwestfalens zur in-

dustriestärksten Region NRWs und zu einer der wichtigsten Industrieregionen Deutschlands durch den neuen Landesentwicklungsplan behindert werde. „Die verfassungsrechtlich geschützte Planungshoheit der Städte, Gemeinden und Kreise wird nach meiner Auffassung durch den Entwurf des Landesentwicklungsprogramms insbesondere für den ländlichen Raum erheblich beeinträchtigt“, warnt der Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein. Gemeinsam mit den anderen vier Landräten setzt Paul Breuer auf die gemeinsame Kraft Südwestfalens. „In einer immer stärker mit Leben gefüllten südwestfälischen Kooperation werden wir in Düsseldorf deutlicher wahrgenommen“, sind sich die fünf Landräte sicher. Er rief die Lokalpolitiker der Region und insbesondere die Landtagsabgeordneten aller Parteien dazu auf, bei den weiteren Beratungen über den Landesentwicklungsplan die Interessen der Städte und Gemeinden in Südwestfalen im Blick zu behalten.


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