LübeckPride - Magazin 2020

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GENDER-DOPPELPUNKT BEI DER HANSESTADT LÜBECK: HOHER SENSIBILISIERUNGSFAKTOR Menschen, die gar nicht in Lübeck leben. Und auch in der Stadtverwaltung selbst wollten einige Kolleg:innen nicht mitmachen. Die meisten aber seien froh gewesen, dass es nun endlich eine einheitliche Regelung gibt, sagt die Gleichstellungsbeauftragte.

Vor dem Gender-Doppelpunkt habe es bei der Hansestadt „ein buntes Durcheinander“ an Regelungen gegeben, gendergerecht zu schreiben, erinnert sich Elke Sasse, die Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Lübeck. Einige hätten das sogenannte „Gendersternchen“ zwischen der männlichen und der weiblichen Form genutzt, um das dritte Geschlecht nicht auszuschließen, andere das sogenannte „Binnen-I“. „Uns war klar, dass wir reagieren müssen“, so Elke Sasse.

Und der Gender-Doppelpunkt hat sogar eine ganz praktische Bewandtnis: Vorleseprogramme, die für barrierefreie Internetseiten benutzt werden, erkennen ihn und machen beim Vorlesen eine kurze Pause. So, wie es ja auch sein soll. Das würde mit dem Sternchen oder dem Binnen-I nicht immer funktionieren, sagt Elke Sasse.

Die zündende Idee kam schließlich von Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau. Er hatte von dem Gender-Doppelpunkt gehört und schlug ihn als Lösung vor. Seit Anfang des Jahres wird er darum bei der Hansestadt Lübeck genutzt – doch nicht allen gefällt das. „Es gab viel Aufregung in den sozialen Medien“, erinnert sich Sasse. Negative Kommentare seien aber auffälligerweise vor allem von Männern gekommen und von

Mittlerweile ist der Gender-Doppelpunkt Alltag. Zumindest in der Sprachregelung der Stadtverwaltung. Häufig sei Lübeck aber auch schon als positives Beispiel für eine neue Sprache gelobt worden, hat Elke Sasse beobachtet. Und das ist auch gut so: „Wichtig ist vor allem, dass sich endlich etwas ändert.“ Und das sei der Fall, auch im alltäglichen Sprachgebrauch der Kolleg:innen in der Verwaltung. „Die Sensibilisierung für das Thema funktioniert.“ Oliver Pries

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Seit gut einem halben Jahr ist die Hansestadt Lübeck Vorreiter:in in Sachen „gendergerechte Sprache“. Anfang 2020 hat die Stadtverwaltung den sogenannten Gender-Doppelpunkt eingeführt. Er soll das dritte Geschlecht in die Verwaltungssprache integrieren – und ist eine Erfolgsgeschichte.


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