Localido.Magazin vom 18.11.2009

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INTERVIEW Der Mann mit der silbernen Maske Interview mit Sido zum Auftakt seiner Tour Er spaltet die Nation. Sido, der Mann mit der silbernen Maske, ist bekannt für provokante Texte und meistens auch nicht gerade zimperlich, wenn es um KollegenSchelte oder das Dissen anderer Prominenter geht. Wir sprachen Sido zum Auftakt seiner aktuellen Tour „Hey Du“ am 20. November in Dresden – und der mittlerweile fast seriös gewordene Rapper gab uns überraschende Einblick in sein Leben und seine Ausflüge ins Fernsehen. Mit der Single „Hey Du“ hast Du Dich als Ostdeutscher geoutet. Warum hast Du das so lange verheimlicht? Oder war das 20-jährige Jubiläum des Mauerfalls der bessere mediale Zeitpunkt, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen? Nee; ich habe es keinem erzählt, weil ich damals im Asylantenheim sehr viel Ärger hatte. Wir sind oft umgezogen und in allen Schulen, in denen ich war, hatte ich deswegen eigentlich immer nur Ärger, weil ich ein Ostler bin. Darum habe ich es irgendwann keinem mehr erzählt. Als ich ins Märkische Viertel gezogen bin, haben wir angefangen zu rappen. Wir haben dann Lieder gemacht wie „West-Berlin“ und TShirts bedrucken lassen mit „WestBerlin“ drauf. Da konnte ich es dann auch niemandem mehr erzählen. Ich war ja einer der Anführer von der ganzen Sache aus’m Westen, der kann nicht auf einmal aus’m Osten sein. Da war ich dann zu tief drin in der Lüge. Letztendlich habe ich es erzählt, weil ich das Sample von Maria von „Linie 1“ gemacht habe. Und sie sagt ja in der ersten Strophe, welche mein Chorus ist: ,,Ick will diar ma wat erzähln von miar, dat hab ick noch nie jemacht, außer bei diar“, also habe ich was erzählt, was ich noch nie jemandem erzählt habe. In dem Song „Henker & Richter“ geht es um jemanden, der ganz klein angefangen hat und schließlich zu einem großen Label kommt, von dem er abgezogen wird. Ist es für Dich mit dem Vertrag bei Universal jetzt anders? Ja, hier weiß ich, woran ich bin. Bei Aggro waren es drei Chefs und Bobby und ich – so haben wir angefangen. Dann kamen noch ein paar Leute dazu und mit denen haben wir unser Business gemacht. Es war alles sehr elitär und wir hatten alle dieselbe Ideologie. Doch irgendwann nach acht Jahren haben Leute bei Aggro-Berlin gearbeitet, die ihren Feierabend gar nicht abwarten konnten und unbedingt nach Hause wollten. Diese Leute hatten mit dem HipHop-Ding gar nichts mehr zu tun. Und da ging dann diese ganze Ideologie nach und nach verloren. Du hast Dich sehr verändert: Bist von

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VERLOSUNGEN

3 x1 Meet & Greet mit den Chippendales für zwei Personen. Hotline: 01379 – 37 30 21 (legion, 0,50 €/Anruf aus dem Festnetz der DTAG, ggf. abweichende Preise aus dem Mobilfunknetz) 2 mal 2 Freikarten für Lexy & KPaul im Bellevue, 21.11. 2 Freikarten für Sido in Dresden, 20.11. 3 mal 2 Freikarten für Happy Station im Hauptbahnhof, Cottbus, 21.11. 3 mal 2 Freikarten für die Fritz Disco im Glad-House, Cottbus, 21.11.

...und so geht’s

jemandem der aneckt, zu jemandem geworden, der fast aussieht wie der perfekte Schwiegersohn. Wie willst Du rüber kommen –- als böser Rapper oder als netter Musiker? Also wie ich rüberkomme und was die Leute von mir denken, ist mir scheißegal. Hauptsache ich komme irgendwie rüber und komme über die Runden. Findest du, dass man als Rapper überhaupt polarisieren muss und tust du das noch? Ich polarisiere. Leute fangen gerade an zu sagen: „Der Typ ist ja voll der Spießer geworden.“ Die Leute reden eigentlich immer von mir. Ich glaube, wenn ich jetzt noch dieselbe Musik machen würde wie damals, würde niemand mehr drüber reden. Das die Leute jetzt darüber reden, wie: „Guck mal, der trägt jetzt einen Seitenscheitel und einen Bart, oder wie auch immer.“ Dass die Leute überhaupt reden, das ist wichtig. Und ich mache das alles nicht mit Absicht, dass ich jetzt so aussehe. Ich habe einfach nur keinen Bock mehr, so auszusehen wie die dreizehnjährigen Kinder mit ihren schiefen Mützen und XXL-TShirts bis zu den Knien. Das ist einfach nur noch lächerlich. Ich bin mittlerweile fast 30 Jahre alt. Ich finde, ich darf jetzt so aussehen. Wie denkstDu im Nachhinein über Popstars? Es gibt ja auch eine kurze Zeile auf Deinem neuen Album, in der Du Detlef D! Soost und Queensberry angreifst. Hätte ich „Popstars“ nicht gemacht, wäre ich unglücklich gestorben. Ich habe mir gesagt: Das Ding mit der Bratpfanne und der BobBahn haste gemacht. Du bist auch noch mitgefahren bei der Stockcar Crash Challenge und hast Michael Wendler aus der Bahn gekickt. Und dann hattest du noch die Chance bei Popstars zu sein. Ich saß damals immer vor dem Fernseher und dachte mir: Wieso ladet ihr mich nicht mal als Jury-Mitglied ein? Ich suche euch die echten Talente, Detlef hat doch keine Ahnung. Ich musste Popstars einfach machen.

Ich war immer der Meinung, ich könnte die besten Leute finden und fand, dass die besten immer rausgeworfen wurden. Ich war wirklich so naiv, aber schon nach den ersten zwei Tagen wurde mir die Naivität aus dem Kopf geschlagen. Du hast auf Deinem neuen Album auch ein Feature mit Kitty Kat. Wie stehst Du generell zu Frauen im HipHop? Vor Kitty Kat fand ich’s scheiße und ich glaube, das wird sich nach dem Album von ihr auch nicht ändern. Aber sie hat’s drauf. Ich zähle sie auch nicht wirklich zum Frauenrap. Sondern einfach nur zu gutem Rap. Mich hat sonst noch keine weibliche Rapperin überzeugen können, ich finde alle anderen nur peinlich. Sie muss aber trotzdem auch noch ihren Weg finden und sich entscheiden, was sie wirklich machen will.

Du gehst auf Tour und hast diesmal eine Band dabei, was können die Dresdner und ihre Gäste am 20. November bei Deiner ersten und einzigen Show im Osten Deutschlands erwarten? Ja, ich werde mit einer Band auf Tour gehen. Es ist unglaublich anstrengend zu proben, aber die Show wird richtig krass! Also ich kann euch auf jeden Fall empfehlen vorbeizukommen, besonders bei der ersten Show in Dresden, da gibt es außerdem eine Überraschung! Ich will, dass niemand zu Schaden kommt an diesem Abend, aber das Risiko ist schon da…

Interview: zwei helden/jt Sido, 20.11., 20 Uhr, Eventwerk Dresden, Eintritt: 22 EUR im VVK www.krasscore.com

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CD-TIPPS Snow Patrol. Up To Now, Release 20. November: Seit über fünfzehn Jahren steht die schottisch-irische Band für außergewöhnliche Rocksounds, die in kleinen Clubs, dann in den größten Stadien der Welt und den internationalen Charts für Furore sorgten. „Up To Now“ ist eine 30 Songs starke Kollektion ihrer größten Hits, Lieblingslieder, Cover-Versionen und Fan-Favorites und erscheint als Doppel-Album und als 3Disc-Digipack inkl. DVD mit zwei exklusiven Dokumentationen und bisher unveröffentlichtem Material. zh www.snowpatrol.com Tom Waits. Glitter and Doom Live, Release 20. November: Nach Deutschland hat es Tom Waits auf seiner letztjährigen "Glitter And Doom"-Tour nicht verschlagen. „Glitter and Doom“ ist ein Mittschnitt der Tour und besteht auf der ersten Hälfte aus 17 Tracks, die auf verschiedenen Konzerten der US- und Europa-Tour aufgezeichnet wurden. Die zweite CD enthält nur einen Track. Dieser heißt „Tom Tales“ und besteht aus den legendären Tom-Waits-Monologen während der Konzerte. Ein geiler, wenn auch nur akustischer Eindruck vom Meister. zh www.tomwaits.com


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