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Blick nach Lieskau
Singende Frauen, tanzende Kinder und ein Almabtrieb, der das ganze Dorf in Atem hält WIR IN LIESKAU Die „Lausitzer Rundschau“ zieht wieder übers Land. Mit dem heutigen Ortsporträt von Lieskau machen wir Station in der Gemeinde Lichterfeld-Schacksdorf. Anke Reinhardt (Text) und Dietmar Seidel (Fotos) erfuhren Neuigkeiten und Geschichten aus diesem Dorf, kamen mit den Bewohnern ins Gespräch über das, was sie erlebt und erreicht haben.
Ältester Frauenchor der Region
Lieskau. Jeden Dienstag wird in der Gaststätte Jünigk in Lieskau gesungen. Pünktlich 19.30 Uhr treffen sich dort 17 Frauen vom Chor. Unter der Leitung von Karin Schadock üben sie fleißig für ihre nächsten Auftritte – Ostersonntag, Dorffest und Almabtrieb. Vor backt sie auch. Die Zutaten dafür Beginn jeder Probe setzt die ChorLieskau. Liesbeth Goldberg ist leiterin Atem- und Stimmübungen. die älteste Einwohnerin in Lieskau. kauft die Schwiegertochter – mit Mit großem Schwung machen sich 1921 wurde sie in dem kleinen Ort Einkaufszettel von Liesbeth. Sechs Uhr früh beginnt der Tag die Frauen locker. geboren und ist dort aufgewachmit einem Tee. Der Vormittag wird Im Frauenchor Lieskau wird auf sen. Gearbeitet hat sie in DollenVielseitigkeit gesetzt. Gemeinsam chen und Lieskau bei der Landwirt- mit den Tieren und in der Küche verbracht. Gegen elf Uhr wird der werden die Lieder, die querbeet schaft. Vor drei Jahren starb ihr aus allen Musikrichtungen stamMann mit 91 Jahren. Beide bewirt- Tisch gedeckt und gegessen. Der Garten ist ihre große Leidenschaft. men, ausgesucht. Selbst spirituelschafteten den eigenen Betrieb in „Durch ein Beinleiden kann ich seit le und englischsprachige Lieder Dollenchen. Liesbeth Goldberg hat zwei Jahren nicht mehr so viel im gehören zum Repertoire. Fünf verzwei Töchter, einen Sohn, sechs schiedene Chöre hören auf den Enkel und zwei Urenkel. Heute lebt Garten machen wie früher. Aber meine zehn Hühner und die Katze Takt von Karin Schadock und sindie Rentnerin bei ihrem Sohn in gen auf hoher Ebene: die VokalLieskau, hat dort eine eigene Woh- halten mich jeden Tag auf Trab. Man darf nicht müde werden und gruppe Erbschleicher, der Männernung. Jeden Tag kocht sie sich ihr muss immer die Knochen in Bewe- chor Schönborn, der Singkreis Mittagessen selbst, manchmal gung halten“, erklärt die Rentnerin Lausitz, der Frauenchor Finsterstolz. Die Nachmittage verbringt walde und der Frauenchor LiesLiesbeth entweder im Garten oder kau. Im vorigen Jahr feierte der mit fernsehen. Immer montags Frauenchor Lieskau 35-jähriges trifft sie sich mit Waltraud SchoJubiläum – so lange ist auch Karin ber, ihre 84-jährige Freundin aus Schadock schon dessen Leiterin. Lieskau. Die beiden Damen trinken Kaffe und reden über alte Zeiten. Als „Geheimnis“ ihres hohen Alters erklärt Liesbeth Goldberg einen Kräuterschnaps nach jedem Mittagessen. Der Alkohol hilft ihrer Verdauung und „schmeckt so gut“. Aber auch zeitlebens viel frische Lieskau. Das Vergnügen steht an Luft, harte Arbeit auf den Feldern erster Stelle in der Kindertanzund keine Zigaretten hätten sie so gruppe von Annett Zickert. Im JuDie Älteste im Dorf: Liesbeth alt werden lassen. ni vorigen Jahres ins Leben geruGoldberg. fen, tanzen heute zwölf kleine Mädchen im Alter von vier bis acht Jahren in der Gruppe. Annett Zickert ist Erzieherin im Kindergarten Lichterfeld und tanzt selbst Lieskau. Zum elften Mal heißt es für ihr Leben gern. Mit einer zuin diesem Jahr: „Es bebe der Liessätzlichen Tanzleiterausbildung kauer Berg“. Erhard Muschter, Vorbetreut sie kleine Tanzmäuse sitzender des Traditionsförderverschon seit Jahren. Kleinere Aufeins in Lieskau, organisiert auch tritte beim Almabtrieb oder beim den Niederlausitzer Almabtrieb. Lieskauer Dorffest krönten ihre Das ganze Dorf befindet sich am Bemühungen. 4. Oktober dann im AusnahmezuIm vorigen Jahr wurde im Gestand. Frühschoppen mit Blasmusik meindehaus in Lieskau endlich ein und Bauern- und Handwerkermarkt Raum für die Gruppe gefunden. gehören dazu. 13 Uhr werden die Erhard Muschter, Chef vom Jeden Donnerstag heißt es jetzt Tiere von der „Alm“ geholt. Traditionsförderverein anderthalb Stunden Spiel, Spaß und natürlich Tanzen. Die gebürtige Lieskauerin betreibt die StunAnzeigen den nicht professionell, die Kinder sollen einfach Spaß an der Bewegung und dem Tanzen haben. Kleinere Programme werden nur für Das Gasthaus mit Pension an der B96 Höhepunkte im Dorf eingeübt. Auftgl. 7–23 Uhr durchgehend geöffnet tritte außerhalb von Lieskau gibt gut bürgerliche Küche es nicht. „Es ist nicht Sinn und Jetzt schon an Ostern denken! Zweck der Tanzgruppe. Das Tan-
Frische Luft, harte Arbeit und keine Zigaretten
„Früher haben mehr Frauen im Chor mitgesungen. Aber die 17, die heute noch dabei sind, singen immer noch aus Spaß an der Freude“, erzählt die 60-jährige Chorleiterin. Es waren die Lieskauer Männer, die 1883 den Chor „Harmonie“ im Dorf gegründet haben. Leider starb 1972 der reine Männerchor aus. Man versuchte, die Gesangstradition mit einem gemischten Chor zu retten. Doch das wollte nicht so richtig klappen. 1973 nahmen die Frauen die Sache schließlich selbst in die Hand und riefen einen reinen Frauenchor ins Leben. Der Frauenchor Lieskau war der erste Frauenchor im Finsterwalder Altkreis. Die Damen ersangen sich schnell Erfolge und erhielten zu DDR-Zeiten die Einstufung „Mittelstufe – sehr gut“. Der Frauenchor wuchs und wuchs, aber leider nur bis Ende der 90erJahre. Heute hat sich die Zahl der Chormitglieder eingepegelt. Ihre Altersspanne reicht von 20 bis 76 Jahren. Bedauerlicherweise gibt
Proben beim Frauenchor Lieskau unter Leitung von Karin Schadock beginnen mit Atemübungen.
es kaum Kinder und Jugendliche, die dem Chor beitreten. „Ursachen liegen auch in der Schule. Es gibt nur eine Stunde Musikunterricht pro Woche. Deshalb ist wenig Nachwuchs für die Chöre da.
Das ist wirklich schade“, betont Karin Schadock. Hinzu käme der Weggang vieler Jugendlicher aus Lieskau. Also singen längst nicht mehr nur Lieskauerinnen im Chor. Die Frauen kommen mittlerweile
Spiel, Spaß und Tanz für Lieskaus Jüngste
Von der Alm
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zen soll für die Mädchen eine Freizeitbeschäftigung, ein Ausgleich nach dem Kindergarten oder der Schule sein“, so die 36-Jährige Tanzleiterin. Nicht nur aus Lieskau, sondern auch aus Massen, Finsterwalde und Lichterfeld kommen die tanzlustigen kleinen Mädels. Auch die Eltern sind begeistert. „Wir kommen aus Finsterwalde und haben vor ein paar Monaten von der Tanzgruppe gehört. Nachdem wir uns eine Stunde umgesehen hatten, war meine Fanny sofort Feuer und Flamme. Ich finde die Art und Weise toll, mit der Frau Zickert die Kinder motiviert, aber nicht unter Druck setzt“, erzählt Anette Klimpe aus Finsterwalde. „Die Leoni freut sich immer die ganze Woche auf die Tanzgruppe. Sie geht darin völlig auf und ich kann es jeder Familie nur empfehlen“, betont Nicole Florian aus Lieskau. Jederzeit sind nicht nur Mädchen, sondern auch Jungen herzlich willkommen, um bei der Tanzgruppe von Annett Zickert mitzumachen.
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KURZ Lieskau ist doch älter als gedacht
Das Team vom Pflegedienst Pötschick.
Junge Lieskauerin kümmert sich um Ältere Lieskau. Die Häusliche Krankenund Altenpflege von Marion Pötschick ist seit 1991 in den Landkreisen Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz tätig. 2006 wurde der Pflegedienst von ihrer Schwiegertochter Nadine Pötschick übernommen.
Mit Praktikum gestartet Die Lieskauerin ist gelernte Altenpflegerin und machte zunächst ein Praktikum in dem kleinen Unternehmen. Schnell zeigte sich, dass Nadine die Familientradition weiterführen wird. Von Grundpflege über Behandlungspflege bis hin zur hauswirtschaftlichen Versorgung - das qualifizierte Team von sieben Mitarbeitern um die 28Jährige bietet eine Vielzahl von Leistungen und Hilfen an.
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In vertrauter Umgebung Die Kindertanzgruppe beim Training.
Das Ziel der jungen Lieskauerin ist „den Menschen, die unsere Hilfe in Anspruch nehmen, das größt-
mögliche Wohlbefinden in der vertrauten Umgebung zu verschaffen und ihnen dabei die bestmögliche Pflege zukommen zu lassen“. Es wird Hand in Hand mit den Angehörigen zusammengearbeitet, und sie werden aktiv mit einbezogen.
Mit fünf Fahrzeugen Während der vier Früh-, zwei Mittags- und zwei Spättouren sind fünf Dienstfahrzeuge in der Bezugspflege tätig. Der ambulante Pflegedienst arbeitet nicht nur mit den Krankenkassen zusammen. Jeder, der Hilfe benötigt, kann Tag und Nacht bei Nadine Pötschick und ihrem Team anrufen. „Wir möchten noch mehr Menschen bei kleinen und großen Tätigkeiten unterstützen“, erklärte sie ihr Vorhaben für die nächsten Jahre. Für die 28-Jährige ist mit dem ambulanten Pflegedienst ein beruflicher Traum in Erfüllung gegangen.
Nur noch fünf Jugendliche im Dorf Lieskau. Das alte Jugendklubhaus befindet sich auf der Gemeindefestwiese neben dem Spielplatz. „Dieser baufällige Bauwagen ist nicht sehr attraktiv für Lieskau und die Jugend. Aus diesem Grund wurde im vorigen Jahr begonnen, das ehemalige Gemeindehaus zu renovieren“, so Simone Szott, seit vier Jahren Jugendkoordinatorin im Amt Kleine Elster ist. Die 38-Jährige betreut 23 Jugendklubs mit insgesamt 300 Jugendlichen. In Lieskau ist es zurzeit nur eine Handvoll Jugendlicher, die von ihr unterstützt werden. „Leider wollten sich die noch fünf Jugendlichen nicht bei den Arbeiten am Gemeindehaus einbringen. Also wird es einen Jugend-
klub wie vor Jahren nicht mehr geben“, erklärt Erhard Muschter, Vorsitzender des Traditionsfördervereins. Dennoch sind die Jugendlichen nicht untätig. Mit anderen Jugendklubs aus dem Elbe-Elster-Kreis fahren sie zum Klubrätetreffen ins Jugendbildungszentrum nach Blossin und dürfen vom 17. bis 19. April zum Thema „Unsere Jugend in Brandenburg“ mitdiskutieren und an Workshops teilnehmen. Außerdem ist ein Gefahrensicherheitstraining auf dem Lausitzring geplant. Die Jugendlichen sollen auf den Straßenverkehr mit den dazugehörigen unterschiedlichen Witterungsverhältnissen vorbereitet werden. Die alljährliche 48-Stunden-Aktion findet auch
aus Finsterwalde, Betten, Göllnitz und Lindthal. Jede ist hier willkommen, egal ob jung oder alt. Der Lieskauer Frauenchor sucht immer neue Gesangstalente zur Verstärkung.
wieder in diesem Jahr in Lieskau statt. Unter dem Motto „Wir fürs Land“ packen auch die Jugendli-
chen aus Lieskau bei einem Arbeitseinsatz von Freitag bis Sonntag im Dorf mit an.
1997 feierten die Lieskauer mit einem rauschenden Fest den 600. Jahrestag der Ersterwähnung ihres Ortes. Doch im vorigen Jahr wurde durch Zufall im Stadtarchiv Cottbus eine Urkunde gefunden. Der Urkunde ist zu entnehmen, dass Lieskau sieben Jahre älter ist, als bisher angenommen wurde. Danach war Lieskau schon kurz nach der Wende 600 Jahre alt. Zur 625-Jahrfeier möchte die Gemeinde das Missverständnis aufklären und das „wahre Alter“ richtigstellen.
86 Jahre Freiwillige Feuerwehr 1922 wurde die Freiwillige Feuerwehr Lieskau bei einem Stammtischtreffen gegründet. Seit 2003 ist Ronny Schmidt (25) Ortswehrführer. Die 86 Mitglieder sind zehn bis 84 Jahre alt. Im Mai wollen die Lieskauer am Hakenleitersteigen in Sallgast teilnehmen und im Juni am Amtsausscheid in Schacksdorf.
Vereinshaus soll fertig werden Das alte Vereinshaus soll fertiggestellt werden. Das neue Vereinshaus auf der Festwiese wird seit einer Weile zu den verschiedensten Anlässen genutzt. Finanziert wurde dieser Bau durch den Traditionsförderverein und die Gemeinde.
Gartenstraße soll befestigt werden Befestigt werden soll in diesem Jahr die Gartenstraße. Nach der Sanierung der Dorfstraße 2001 sei es sehr wichtig, auch die zweite viel befahrene Straße zu bauen, so der Ortsvorsteher Herbert Jünigk.
In den Spielplatz investieren „Mir liegt es sehr am Herzen, dass unser Spielplatz auf der Festwiese schöner wird“, erklärt Herbert Jünigk. In der Gemeinde ist jedes Jahr Geld für die Spielplatzunterhaltung vorhanden. Nach Lichterfeld und Schacksdorf sei nun endlich Lieskau an der Reihe. Es soll ein Spielgerät gekauft werden und Malerarbeiten zur Verschönerung beitragen.
Für eine schönere Dorfansicht
Alt und marode – der Bauwagen war der Jugendklub.
„Ich freue mich sehr darauf, dass in der nächsten Zeit unsere Schandflecke an der Dorfstraße verschwinden. Die alten baufälligen Häuser an der Hauptstraße werden gekauft, saniert und renoviert“, informiert Herbert Jünigk. Die Häuser werden wieder bewohnbar gemacht, damit auch die Ansicht des Dorfes schöner wird.