Sonderausgabe - 60 Jahre Rundschau Teil1

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Freitag, 19. Mai 2006

Teil 1 1


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

Aus dem Inhalt Der Tag in der Tageszeitung – Von der Idee bis zum Artikel SEITEN 4/5

Der tägliche Wettlauf

mit der Zeit – von der fertigen Seite zur Zeitung SEITE 6

Vom Druckhaus zum Briefkasten

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Die erste große Demo in Cottbus

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Bürgerkomitee die Stasi auflöste

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„Ein Wunder der deutschen Geschichte” – Interview mit dem Pfarrer und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer

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Eine klingende Sonderausgabe

der RUNDSCHAU – Eine ChansonSängerin erzählt von früheren Pressefesten SEITE 12

Ein Hauch von Glasnost –

Als Raissa Gorbatschowa den Spreewald besuchte und der Alkohol im Dorfkonsum in die unteren Regale wanderte SEITE 13

Mit der LR auf Du und Du –

War das nur ein Spruch oder schon Marketing?

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Für Generationen. Ein Fotograf entdeckte die lesenden Schönheiten 1999 in Annaburg. Archivfoto: Sven Gückel

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Briefe an die RUNDSCHAU

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Mein Job ist mein Hobby und: Wie kommt eine Anzeige in die Zeitung? Von der Fachberatung bis zum Kundenauftrag SEITE 34

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Mut zum Experiment

Mit der RUNDSCHAU gewinnen.

RUNDSCHAU – Die Zeitung hilft Schulen und anderen Projekten SEITE 38

Mehr als 20 Autos fanden bei Gewinnspielen ihre Besitzer SEITE 39

SEITEN 52/53

Wo Kanzler, Präsidenten und

Staatschefs gern zu Gast sind – Das Forum Ost der RUNDSCHAU

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Bundespräsident Horst Köhler zu Besuch im Lausitzer Medienhaus SEITE 55

Die RUNDSCHAU –

engagierter Partner für Spitzen- und Breitensport in der Region SEITE 56

TREUE LESER – NEUE LESER Ein Vers auf den Mann oder: die Zeitung hat uns Glück gebracht – Leser schreiben zum RUNDSCHAUJubiläum SEITE 58

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Mit der LR im Klassenzimmer oder Kein Frühstück ohne die RUNDSCHAU SEITE 59 60 Jahre LAUSITZER RUNDSCHAU –

Feiern Sie mit – Das Programm zum Tag der offenen Tür am 20. Mai SEITEN 60/61

Die Zeitung als Partner zwischen Elbe und Neiße – Tour de Lausitz, Neujahrsempfang mit Politik und Wirtschaft, Sommertouren in die Heimat, Lausitzer Lesart und die Geschenkte Stunde zur Winterzeit SEITEN 62/63

Teil 2 unserer Sonderbeilage zum 60. Geburtstag der RUNDSCHAU lesen Sie am 26. Mai in Ihrer RUNDSCHAU.

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Tue Gutes und rede darüber – PR-Arbeit und Image-Werbung in der RUNDSCHAU SEITE 36

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„Ich möchte Mut machen” –

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DAS MEDIENHAUS IN DER REGION

Katastrophe am Schicksalsfluss – das große Hochwasser im Jahre 2002 / Die Lausitz spendet für die Opfer des Tsunami in Südostasien im Jahr 2004 SEITE 51

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Das Internet als Einkaufsparadies oder Hammerauktion mit Schnäppchenpreis SEITE 35

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Archivfoto: Kerstin Kummer

RUNDSCHAU in der Schule. Wie hier in Senftenberg gehört die Zeitung alljährlich für vier Wochen zum Unterrichtsprogramm vieler Lausitzer Schulen. Sie nutzen die Aktionen „Klasse!“ oder „Zeitung in der Grundschule“, um sich mit der Arbeit von Archivfoto: Steffen Rasche Journalisten vertraut zu machen.

Neugierige Blicke. In vielen Gaststätten gehört die RUNDSCHAU zum „Inventar“. Foto: Mario Behnke

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Auch in der Badewanne lässt sich die Heimatzeitung mithilfe der Erfindung eines Sachsen lesen.

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Revolution intern – Die Redakteure wählten 1989 eine neue Chefredaktion SEITE 18 – wie die RUNDSCHAU erstmals nach Berlin und Bonn kam SEITE 19

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ist ein Türöffner” – das Cross-Media-Angebot der RUNDSCHAU

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Die Jahre des Anfangs in Bautzen

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gedrucktes Sonderprodukt kommt und welche ausgefallenen Rekorde sich mit einem ganz normalen Zeitungsstapel brechen lassen. Und wir zeigen auch, dass die RUNDSCHAU-Macher nicht nur mit der Zeitung täglich die Leser neu ansprechen und erreichen wollen. Seit Jahren gehört die RUNDSCHAU-Bühne zu den großen Festen in der Region. Das Anradeln in Cottbus zieht alljährlich viele Tausend bewegungshungrige Leser an.

Frühstückstisch 1954. Die RUNDSCHAU gehört seit Jahrzehnten auf Lausitzer Repro: Thoralf Schirmer Frühstückstische.

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Das Allerwichtigste für jede Zeitung sind ihre Leser. Die RUNDSCHAU-Leser gehören zu den treuesten. Für viele beginnt ein guter Tag erst mit der Lektüre der Tageszeitung. Auf den folgenden Seiten lernen Sie einige dieser RUNDSCHAU-Leser ein bisschen besser kennen. Sie erfahren außerdem, welche Höhepunkte Sie bei unserer großen Geburtstagsparty zum Tag der offenen Tür am 20. Mai im Cottbuser Pressehaus erwarten. Sie lesen, wie Ihr Foto in ein frisch

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„Ab morgen bist du Sportredakteur” – Wie man früher über Nacht vom Setzer zum Redakteur gemacht wurde

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IMPRESSUM 60 JAHRE RUNDSCHAU Sonderveröffentlichung der LAUSITZER RUNDSCHAU Konzept: Dieter Schulz Redaktion: Susann Michalk, Renate Marschall, Thomas Klatt, Klaus Wilke, Jan Siegel Fotos: Mario Behnke Gestaltung: Thomas Klatt; lr-creativ Geschäftsführung: Bernhard Liske, Frank Lüdecke Verlag: LAUSITZER RUNDSCHAU Medienverlag GmbH Anzeigen: Frank Bittner Druck: LAUSITZER RUNDSCHAU Druckerei GmbH

WER IN DER LAUSITZ INFORMIERT SEIN WILL, MUSS RUNDSCHAUN. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZU 60 JAHREN HERVORRAGENDEM JOURNALISMUS.


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

Bürgernahe Zeitung in lebenswerter Lausitz Von Dr. Stefan von Holtzbrinck, Vorsitzender der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck

Liebe Freundinnen und Freunde der Lausitzer Rundschau, sehr geehrte Zeitungsleser und Nutzer des Internets! 1946 erschien die erste Ausgabe der Lausitzer Rundschau als Organ der SED mit fünf Lokalausgaben, verlegt im Sachsenverlag in Bautzen. 60 Jahre sind seitdem vergangen. Die Lausitz und ihre Menschen haben in den vergangenen Jahren eine nie zuvor gekannte Beschleunigung der Geschichte erlebt. Zunächst wurde das Korsett des Sozialismus immer fester gezurrt, bis von Meinungs- und Pressefreiheit der Bürger und der ihnen verpflichteten Medien nicht mehr die Rede sein konnte. Dann der Fall der Mauer, wonach die erstmalig politisch unab-

hängige „Rundschau“ ihre Leser auf dem Weg in die neue, unbekannte und ungewohnte Freiheit begleitet, welche bis heute – im globalen Zeitalter – alles andere als nur bequem ist. Die gewonnene Freiheit hat zu größerem materiellen Wohlstand und zu mehr Chancen geführt. Aber nicht überall und nicht für alle. Auch wenn die 330 000 Leser der Zeitung vor allem aufgrund eines höheren Informations- und Bildungsgrades, ihrer größeren Neugier überwiegend zu den Gewinnern zählen – die Statistiken belegen dies – so verschließt die Lausitzer Rundschau gerade dort ihre Augen nicht, wo die Verhältnisse nicht oder nicht mehr stimmen. Dabei immer bürgernah und vor allem konstruktiv zu sein, auf unge-

nutzte Chancen hinzuweisen, Bildung, Einkommen oder Umsätze steigern oder Ausgaben sparen zu helfen, sich unermüdlich für die Lausitz in Deutschland einzusetzen – das ist im Kontakt und Dialog mit allen Lausitzern der tägliche Auftrag und die Leidenschaft ihrer fast 400 Mitarbeiter. Nicht nur die RUNDSCHAU, sondern auch ihre Schwestertitel 20cent und LR-WOCHE erfüllen dabei Tag für Tag höchste Ansprüche, auf Papier und Online. Besonders am Herzen liegen mir zudem die vielen Artikel, die zeigen wie lebenswert es in der Lausitz ist, die über all die Gründe berichten, warum man mit Recht auf die Lausitz, ihre Menschen, ihre Natur, ihren Handel und ihre Wirtschaft, ihren Sport und ihre Kultur stolz sein kann und die Freude an der Heimat unterstreichen. Das Verlagsunternehmen Lausitzer Rundschau ist selbst ein Beispiel für eine im ge-

samten Bundesgebiet vorbildliche und anerkannte Kreativität, für hohe Motivation und wirtschaftlichen Erfolg. Gemeinsam wird sie weiterhin mit Eltern und Kindern, Jugendlichen und Rentnern, Berufstätigen und Berufssuchenden, das heißt mit Ihnen allen gemeinsam, schwung- und kraftvoll an einer guten, innovativen Zukunft der Lausitz arbeiten. Ihnen als Lesern und Leserinnen einen herzlichen Dank für Ihr langjähriges Vertrauen, Ihre Treue. Ich wünsche Ihnen allen viel Freude bei den Jubiläumsfeiern Ihrer Lausitzer Rundschau Ihr

Guter Beobachter mit dem besonderen „Riecher“

Erfrischend, kompetent und seriös

Von Matthias Platzeck, Ministerpräsident des Landes Brandenburg

Von Georg Milbradt, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, herzlichen Glückwunsch zu 60 Jahren Lausitzer Rundschau! Ihre Zeitung, aus dem Süden unseres Landes kommend, gehört zu den „Großen Drei“ der Tagespublikationen in Brandenburg. Sie wird jedoch nicht nur bei uns vertrieben und gelesen, sondern auch in Teilen Sachsens. Diese Besonderheit verursacht den kleinen aber feinen Unterschied: Der Blick über den berühmten „Tellerrand“ ist Redaktionsalltag in Cottbus. Die Lausitzer schätzen ihre Zeitung als einen zuverlässigen und kompetenten Informationsgeber und Begleiter. Sie trägt zur freien Meinungsbildung der Leser bei, verfolgt sachlich und konstruktiv das Geschehen in den Städten und Gemeinden. Ich schätze an der Lausitzer Rundschau, dass sie immer an den wichtigen Themen dran und ihre Sprache dabei verständlich ist. Gerade im Vorfeld der EU-Erweiterung nahm sie eine überaus wichtige, aufklärende Rolle ein, in dem sie aufzeigte, wie die politische und wirtschaftliche

Zusammenarbeit mit unseren östlichen Nachbarländern, wie das Zusammenleben entlang der Grenze eine neue Grundlage erhält. Dadurch hat sie manch nur allzu menschlicher Befürchtung entgegengewirkt und auch dazu beigetragen, dass die Zahl der Befürworter eines vereinigten Europas in Brandenburg heute im bundesweiten Vergleich mit am größten ist. Den Wirtschaftsteil nehme ich besonders gerne zur Hand. Hier portraitiert die Zeitung oft Firmen mit außergewöhnlichen Ideen. Sie präsentiert sich damit ein um das andere Mal nicht nur als guter Beobachter, der mit dem besonderen „Riecher“ ausgestattet ist, sondern auch als Lokalpatriot. Das macht Spaß beim Lesen, zeigt, welche innovativen Kräfte vorhanden sind und weckt Stolz auf die Region. Ich wünsche der Zeitung auch in den kommenden Jahren journalistischen und wirtschaftlichen Erfolg!

Die Geschichte der Lausitzer Rundschau beginnt wie so viele Zeitungsgeschichten im Osten Deutschlands: als Organ der SED, die gleichzeitig auch als Herausgeber auftritt. Eine unabhängige seriöse Berichterstattung ist dadurch nicht möglich, auch wenn es den Journalisten und Redakteuren oftmals gelingt, „zwischen den Zeilen“ am politischen Zustand der DDR Kritik zu üben. Die neuere Geschichte der Lausitzer Rundschau beginnt am 18. Januar 1990. Dieser Tag ist einer der bedeutendsten in der jüngeren Geschichte der Zeitung: Die Lausitzer Rundschau erscheint erstmals als unabhängige Tageszeitung. Kurz zuvor hatte die Redaktion selbst in freien Wahlen einen Chefredakteur bestimmt und konnte von nun an vorbehaltlos und wertungsfrei über das Geschehen in der Lausitz, in Deutschland und der Welt berichten. Gleichzeitig bedeutet dieser Umstand aber auch eine neue Herausforderung, denn der Zeitungsmarkt in Deutschland ist heiß umkämpft. Doch die Lausitzer Rundschau hat

durch hochaktuelle und seriöse Berichterstattung sich nicht nur in ihrem Verbreitungsgebiet einen guten Ruf erworben. Durch die Erweiterung des Verlagsangebotes ist auch die wirtschaftliche Basis der Zeitung auf sichere Füße gestellt. Als sächsischer Ministerpräsident habe ich die Lausitzer Rundschau schätzen gelernt. Ihre erfrischende, kompetente und seriöse, dabei aber auch kritische Berichterstattung ist ein gutes Beispiel für die sächsische Medienlandschaft. Zum 60-jährigen Jubiläum wünsche ich allen Mitarbeitern der Lausitzer Rundschau alles Gute sowie auch für mindestens weitere 60 Jahre viel Erfolg und treue Leser.

Das Medienhaus als Wirtschaftsfaktor der Region

Die RUNDSCHAU ist einfach unverzichtbar

Von Frank Lüdecke, Geschäftsführer der Lausitzer Rundschau Medienverlag GmbH

Von Dieter Schulz, Chefredakteur der Lausitzer Rundschau

Liebe Leserinnen und Leser, es ist nicht überliefert, was die Männer und Frauen bewegt hat, die vor 60 Jahren am 20. Mai 1946 die „Lausitzer Rundschau“ aus der Taufe gehoben haben. Gewiss aber waren sie geprägt von den Entbehrungen des damaligen Nachkriegs-Alltags: Die Lausitz und Cottbus lagen in Trümmern. Strom, Papier und Farbe für die Zeitungsproduktion waren rationiert und nur in geringen Mengen verfügbar. Es herrschte Hunger. In dieser Situation gab die neu gegründete „Lausitzer Rundschau“ vielen Menschen Lohn und Brot. 60 Jahre danach ist das Medienhaus Lausitzer Rundschau mit rund 400 Mitarbeitern und 1800 Zustellern eines der größten Unternehmen der Privatwirtschaft in der Region. Die Ausgaben für Löhne und Gehälter, Papier, Dienstleistungen etc. spülen jedes Jahr einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in die Region. Unsere Zeitungen Lausitzer Rundschau, 20cent und LR-WOCHE werden digital

produziert, in unsere Internet-Portale gestellt und auf modernen Druckmaschinen gedruckt. In der Logistiksparte rangiert unsere Tochtergesellschaft RPV bundesweit unter den TOP 10 der größten Postgesellschaften. Pünktlich zum Jubiläum wird neue Sortiertechnik installiert. Dies alles begründet ein solides wirtschaftliches Fundament für eine weitere dynamische Entwicklung. Damit unsere Presseerzeugnisse auch in Zukunft aufmerksame und kritisch-konstruktive Begleiter des Geschehens in der Welt und der Region sein können. Energie-Aufstieg, die Wirtschaft der Lausitz im Export-Boom, 60 Jahre Lausitzer Rundschau! Es gibt viel zu feiern. Feiern Sie mit und seien Sie unser Gast beim Tag der offenen Tür am 20. Mai bei der LR in Cottbus. Herzliche Grüße Ihr

Dr. Stefan von Holtzbrinck

Jeder Tag beginnt für über 330 000 Leserinnen und Leser mit der RUNDSCHAU. Die Tageszeitung der Lausitz und des Elbe-Elster-Landes gehört für viele auf den Frühstückstisch oder als erste Lektüre in Bus und Bahn auf dem Weg zur Arbeit. Das macht uns stolz und ist uns Ansporn. Denn schließlich belegen diese Zahlen, dass die RUNDSCHAU unverzichtbar ist. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist die RUNDSCHAU eine moderne Zeitung, deren Inhalt und Gestaltung sich ständig wandelt, deren Macher immer auf der Suche nach neuen spannenden Geschichten und wichtigen Erklärstücken sind. Eines wird sich jedoch nicht ändern: Im Mittelpunkt stehen die Sorgen, das Leben und die Erfolge der Menschen hier in der Region zwischen Elbe und Neiße. Unsere Redakteure tragen nicht nur Nachrichten und Meldungen aus dem Spreewald, dem Elbe-Elster-Kreis, der Ober- und der Niederlausitz zusammen

oder halten diese im Bild fest. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der RUNDSCHAU rücken immer wieder wichtige gesellschaftliche Bereiche in den Brennpunkt. So zum Beispiel das Thema Schule, das Schicksal Lausitzer Hartz-IVEmpfänger oder die Probleme der Ärzte und des Gesundheitswesens hier in der Region. Weil wir, die Macher der RUNDSCHAU, hier wohnen, selbst Eltern sind oder im Notfall ebenfalls Dutzende Kilometer zum zuständigen Notarzt fahren müssen. Eine alte Journalistenregel sagt, dass eine gute Zeitung über das schreibt, worüber die Stadt spricht und die Stadt darüber spricht, was eine gute Zeitung schreibt. In diesem Sinne freue ich mich gemeinsam mit Ihnen auf weitere 60 spannende Jahre Lausitzer Rundschau.

Dr. Stefan von Holtzbrinck


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

Am 20. Mai 1946 erschien in Bautzen die Nummer 1 der „Lausitzer Rundschau“, die „im Schoß des Volkes verwurzelt“ sein will.

2. Juli 1946: 77,7 Prozent der Sachsen sagten am 30. Juni Ja zur Enteignung von sogenannten und wirklichen Naziverbrechern.

2. Oktober 1946: Im Nürnberger Prozess wurden die Hauptkriegsverbrecher ihrer gerechten Strafe zugeführt.

9. November 1946: Der Ex-Sozialdemokrat und spätere DDR-Ministerpräsident verspricht Freiheit und Demokratie.

3. Dezember 1946: Die Schlagzeile k von heute sein. Sie gilt noch nach 60 Ja Atomkrieg darf kein Mittel der Politik we

Der Tag der Tageszeitung Von der Idee zum fertigen Text / Großer Abstimmungsbedarf zwischen Cottbuser Zentrale und Außenredaktionen / Sichtung und Platzierung von Informationen Redaktions-Routine Am Morgen gibt es Nachrichten, Ideen und Pläne. Am Abend gibt es bedruckte Seiten. Dazwischen liegen Konferenzen, Stunden des Nachdenkens, Streitens und Schreibens. Und am nächsten Morgen geht alles von vorne los. VON ANDREA HILSCHER

Es sieht nicht so aus, aber es ist schon Arbeit. Dieter Schulz, Chefredakteur der Lausitzer Rundschau, trabt morgens um Acht auf einem Laufband im Fitness-Studio, den Blick fest auf den Bildschirm des Fernsehers gerichtet. Susann Michalk, seine Stellvertreterin, hört unter der Dusche Info-Radio, die Nachrichten-Redakteure der Frühschicht zappen sich durchs Morgenfernsehen. Sie alle füttern sich morgens mit Nachrichten. Was ist passiert, während sie geschlafen haben? Politische Skandale, Naturkatastrophen, Attentate in Nahost? Was muss dringend in die Zeitung? Auf welchem Platz und in welcher Form – Interview, Analyse, Reportage, Kommentar? Welche der gestrigen Pläne sind hinfällig, was muss man ändern, anpassen und vor allem: Was davon ist wirklich wichtig für die Menschen in der Lausitz und im Elbe-Elster-Land? Um 9 Uhr beleben sich die Flure im Pressehaus. Die Chefsekretärin sortiert Post und Zeitungen, kocht die erste von vielen Kannen Kaffee. Susann Michalk ist schon im Büro, liest die überregionalen Tageszeitungen. Dieter Schulz sitzt in der ersten Konferenz des Tages – Personalfragen. Auch Jan Siegel, zuständig für die Koordination der verschiedenen Regionalausgaben, ist schon im Haus. Er muss die ersten Katastrophen des jungen Tages abfangen: Ein Redakteur aus Weißwasser ist krank, ein Kollege aus Hoyers-

werda muss einspringen. Ein empörter Leser ruft an, beschwert sich über den Leitartikel des Tages, die Sekretärin hat Probleme mit der Technik. Jetzt kommt auch Tim Albert ins Haus. Er ist als Redaktionsleiter Aktuelles für die große Politik verantwortlich. Verschafft sich einen Überblick

die Grobplanung an: Welche Themen gehören auf die Seite eins, was taugt als „Thema des Tages“ für die Seite drei? Die Reporter haben ein Stück vorbereitet, beanspruchen fast die komplette Seite. „Zu groß“, meint Albert, „sonst kommt Merkel zu kurz.“ Eine von vielen Auseinan-

len, sie alle, schließlich sind sie angewiesen auf Konzerte, Turniere, Aufführungen am Abend. Es gibt Texte im Stehsatz – nur wenige – die sind schon fertig. Sie werden jetzt in das Redaktionssystem gehoben. Foto dazu. Text einpassen, redigieren, Zwischentitel set-

Fotos, prägnanten Zitaten, wichtigen Fakten. Um 13.30 Uhr füllt sich der Großraum in der vierten Etage des Cottbuser Pressehauses. Das Herz der Zeitung, jetzt pulsiert es. Der Chefredakteur macht Blattkritik. Ist die Seite 1 von gestern gelungen, tragen die Überschriften, passen Tex-

Redaktionskonferenz mit Zeitungskritik und Tagesplanung in der Zentralredaktion. über die Meldungen der Konkurrenz, prüft die eingelaufenen Agenturmeldungen der Nacht. Was liefert das Berliner Büro heute? Welche außenpolitischen Themen liegen an? Hat die Russlandreise von Angela Merkel Priorität? Oder der Atomstreit im Iran? Albert prüft, wägt ab, sammelt Argumente. Denn jetzt, um 10.30 Uhr, fallen die ersten Entscheidungen des Tages. Nachrichtenchef, ein Mitglied der Chefredaktion und ein Reporter vom Dienst legen

Hallo Potsdam! Was gibt es Neues in der Landespolitik?

dersetzungen des Tages. Was wichtig ist, was den Leser interessiert, die große Welt oder die lokalen Ereignisse, das Energie-Spiel, Eishockey, die Theaterpremiere – immer scheint die Zeitung zu klein. Jetzt stößt auch noch Chef vom Dienst Thomas Klatt zu der kleinen Runde. „Kommando zurück, wir kriegen noch eine Anzeige auf die 3.“ Noch weniger Platz also. Mittag. Die Kollegen vom Sport und vom Journal kommen in ihre Büros. Nachteu-

zen. Der Redakteur ist zufrieden, Klatt, der sich auch um die Optik der Zeitung kümmert, noch lange nicht. „Meine Aufgabe ist es, den Leser durch das Blatt zu führen“, sagt Thomas Klatt. Er ist der Mann fürs Schöne, er sorgt dafür, dass Texte nicht nur geschrieben sondern auch gelesen werden – das Auge muss sich zurechtfinden auf einer Seite. Es braucht klare Strukturen, es will geführt und umschmeichelt werden, überrascht mit kühn geschnittenen

Fotos und Grafiken werden aus aller Welt angeboten. Behutsame Auswahl ist nötig.

te und Bilder überein, an welchen Themen müssen wir dranbleiben? Viel Lob, manchmal ebenso viel Tadel, doch insgesamt: Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern. Jetzt ist schon morgen, die Zeitung von morgen. Alle Redaktionsbereiche nennen noch mal ihre Schwerpunkte, jetzt werden die Feinstruktur der Seiten vorbereitet, Aufmacher und Nachrichtenspalten festgelegt. Jeden Tag aufs Neue eine Gratwanderung: die Kommen-

tierung. Das Berliner Büro be- Mut, in kürzester Zeit Entwertet die nationale Politik. scheidungen treffen zu könAber erfasst der hauptstädti- nen. sche Blickwinkel auch die LauFähigkeiten, die auch Mario sitz? Befindlichkeiten, Sorgen Behnke braucht, das „Auge“ und Probleme der Region lie- der RUNDSCHAU. Rund gen oft quer zum bundeswei- 1500 Fotos aus aller Welt ten Trend. Also: Wer schreibt? sichtet er täglich auf dem BildDie Kollegen der Tagespro- schirm, dazu die Produktionen duktion telefonieren jetzt viel. der eigenen Fotografen. Nur Sie sammeln Fakten, Meinun- etwa 70 Aufnahmen werden gen, Analysen. Suchen nach in der nächsten Ausgabe geeinem roten Fadruckt. den für ihre GeDiese Bilder im Hin„Was liefert schichte, nach terkopf, geht er um 17 griffigen Formudas Berliner Uhr in die Seite-1-Konlierungen. Die ferenz. Das AushängeSeite ist schon Büro ?Welche schild der Zeitung, wie gebaut, der soll es heute aussehen? Raum vorgegeaußenpoliti- Das Foto des blutigen ben. Keine Zeile Anschlags als Aufzu viel schreimacherbild? Oder doch schen Theben, das System lieber die ruhige Landmit vorgegeben schaftsaufnahme aus men liegen Layouts ist unerdem Spreewald? bittlich. Oder Während die Runde an? Hat die doch nicht? Ein erbittert um Feinheiten kurzer Kaffee im Russlandreise ringt, herrscht in den Großraum. Büros weiter hinten Verena Ufer ist von Angela Hektik. Die letzten heute SeitenverTexte werden fertig. antwortliche. Merkel Priori- Kollegen lesen KorrekWenn sie vielturr, lassen sich Hinterleicht das Foto gründe erklären. tät?“ etwas verkleiAndreas Blaser hat nern könnte? Dann hätte man heute den Spätdienst übernoch etwas mehr Platz? Sie nommen. Bis 21.20 Uhr hat er kann und man hat, die Seite Zeit, die Seite 1 freizugeben. steht. Oder doch nicht? Chris- Der Druck beginnt, schon eine tian Taubert hat gerade mit knappe Stunde später spuckt den Korrespondenten aus die Rohrpost ein AndruckePotsdam telefoniert. „Da xemplar aus. Noch können scheint es Krach in der Koaliti- unscharfe Fotos ausgetauscht, on zu geben, die Länderseite Dopplungen aus dem Blatt geist aber schon voll. Habt ihr nommen werden. Und auch vorne noch Platz?“ die Agenturmeldungen verLangsam sieht es in den folgt Blaser weiter. „Bis etwa Büros aus wie in einer gegen Mitternacht lohnt es Fernseh-Redaktion. Übervolle sich noch, Texte zu aktualisiePapierkörbe, Kaffeetassen, ren oder Meldungen austzuChaos. Nur die Aschenbecher, tauschen.“ Ergebnisse vom die fehlen – die RUND- Spiel der Champions League SCHAU ist rauchfrei gewor- zum Beispiel werden jetzt ins den, gequalmt wird nur noch Blatt gehoben. auf dem Hof. Doch um Mitternacht wird Verena Ufer und ihre Kolle- dann der Zeitungstag beendet gen brauchen flinke Finger, – die Fahrer und Austräger eine schnelle Denke und den stehen schon am Start.

Wie soll die Seite 1 aussehen? Ein grob gezeichneter Entwurf hilft bei der Orientierung.

Schlagzeilenkonferenz um 17 Uhr. Ringen um die Platz Überschrift.


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

13. Februar 1947: Die Parteien LDP und CDU treten gegen die Anwendung der Todesstrafe für Schieber und Spekulanten auf.

14. Februar 1947: Die SED, „das werktätige Volk“ wünscht „Schieber, Schwarzhändler, Wucherer“ an den Galgen.

1. Mai 1947: Bekenntnis zu einem einheitlichen Deutschland unter Führung einer „geeinten Arbeiterschaft“, gemeint ist die SED.

Die Stimme der Lausitz VON TIM ALBERT, Redaktionsleiter Aktuelles

Wenn sich Menschen auf der Straße treffen und über das jüngste Spiel von Energie Cottbus, den Theaterbesuch vom Vorabend oder über die neueste Jahrhundertreform der Bundesregierung reden, dann geht es ihnen in der Regel nicht allein – und nicht einmal in erster Linie – um den Austausch objektiv nachprüfbarer Informationen. Das würde sich auch ganz schön komisch anhören: „Das Stück dauerte 79 Minuten und 42 Sekunden, es traten sieben Schauspieler auf, am Ende klatschten die 65 Besucher exakt zweieinhalb Minuten lang.“ Oder: „Bundeskanzlerin Angela Merkel (52) hat die Erhöhung der Mehrwertsteuer gestern mit der Notwendigkeit der Haushaltskonsolidierung begründet.“ So reden die Leute nicht. Sondern sie sagen: „Das war super gestern Abend, eine klasse Vorstellung.“ Oder: „Das ist ein Skandal, die da

oben haben ja nicht mehr alle Tassen im Schrank!“ Mit anderen Worten: Sie geben sich mit der reinen Information nicht zufrieden. Sie ordnen sie ein und bewerten sie. Sie haben eine Meinung. Aufgabe der Tageszeitung ist es, ihren Lesern alle zur Meinungsbildung notwendigen Informationen zur Verfügung zu stellen – und das in einer Form, die es nicht nur dem Experten ermöglicht, Zusammenhänge zu erkennen und nachzuvollziehen. Die Tageszeitung tut aber noch mehr. Bei wichtigen Themen bietet sie selbst eine Interpretation des Geschehens an. Denn die eigene Meinung lässt sich am besten an der Meinung anderer überprüfen. Je klarer sie ist, umso besser. Der Kommentar ist, so gesehen, die ehrlichste aller journalistischen Stilformen. Und die, an der man sich am meisten reiben kann. Das beweisen nicht zuletzt die zahlreichen Leserzuschriften, die die Redaktion erreichen. Die Kommentatoren der

RUNDSCHAU versuchen in ihren Beiträgen eine ganz einfache Frage zu beantworten: Was bedeutet das? Für die Welt. Für Deutschland. Für Brandenburg und/oder Sachsen. Für die Lausitz. Für jeden unserer Leser ganz persönlich. Nutzt es der Region und ihren Menschen, oder schadet es ihnen – in dieser Frage kann und will die RUNDSCHAU nicht neutral bleiben. Sie versteht sich als Stimme der Region – und meldet sich längst nicht nur bei Ereignissen zu Wort, die sich in ihrem Verbreitungsgebiet abspielen. Denn zum einen ist es ein Wesensmerkmal der Globalisierung, dass vieles mit vielem zusammenhängt. Und dass das Geschehen an viele tausend Kilometer entfernten Orten sehr wohl gravierende Auswirkungen auch in der Lausitz haben kann. An dieser Stelle sei lediglich auf den bekannten Zusammenhang zwischen Krisen im Nahen und Mittleren Osten, dem Rohölpreis und den Benzin-

kosten hier zu Lande verwiesen. Zum anderen aber bringt die RUNDSCHAU ihre ganz spezielle Sicht der Dinge, die Sicht der Lausitz, in alle großen Debatten ein, die die Republik bewegen. Und das wird wahrgenommen – in Berlin ebenso wie in Potsdam, Dresden oder anderen Teilen der Republik. Regelmäßig finden sich Auszüge aus Kommentaren der RUNDSCHAU unter der Rubrik Pressestimmen in führenden überregionalen Medien – vom Tagesspiegel über die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Allgemeine bis hin zum Deutschlandfunk. Das ist nicht wenig. Denn in der Politik ist es manchmal ganz so wie im richtigen Leben: Wer schweigt, dessen Stimme kann nicht gehört, dessen Argumente können nicht berücksichtigt werden. Die Lausitzer Rundschau wird sich deshalb auch zukünftig mit einer klaren Meinung zu Wort melden. Aus der Region. Und für die Region.

Im Mittelpunkt steht die Region VON JAN SIEGEL, Leiter Regionalredaktion Spree-Neiße/Cottbus

Die RUNDSCHAU berichtet aus der Region für die Region. Das hat aber gar nichts mit Provinzialität zu tun. Regionale Berichterstattung heißt bei uns, nah dran zu sein am Leser, auch wenn es um die ganz große Politik geht. Redakteure wie Korrespondenten bemühen sich jeden Tag, die Auswirkungen politischer Entscheidungen auch in Brüssel, Berlin oder Potsdam auf die Region und ihre Bewohner an praktischen Beispielen zu erklären. In der RUNDSCHAU erläutern wir aber nicht nur das Geschehen. Mit der Zeitung

zierungen auf Seite 1 und die beste

haben wir auch ein ernst zu nehmendes und „lautes “ Sprachrohr, mit dem wir der Lausitz auch außerhalb unseres Verbreitungsgebietes Gehör verschaffen. RUNDSCHAU-Berichte und -Kommentare sind Bestandteil von Pressespiegeln in Ministerien und großen Verbänden. Und auch in überregionaler Zeitungen finden sie sich regelmäßig wieder. Die regionale Berichterstattung bildet deshalb den Schwerpunkt nicht nur im Lokalteil der Zeitung. Regionales zieht sich durch das gesamte Blatt – von der Wirtschaft über die Kultur bis hin zum Sport. Wann immer in den „un-

endlichen Weiten“ der Lausitz etwas passiert, die Lokalredakteure gehören zu den ersten, die darüber bescheid wissen. Das lokale Nachrichtengeschäft ist die große Stärke der RUNDSCHAU, die zwischen Weißwasser und Lübben, zwischen Forst und Herzberg insgesamt 13 Redaktionsbüros unterhält. Es gibt viele Leser, die sich gleich am Morgen zuerst den Lokalteil aus dem Zeitungspaket fischen, um beispielsweise schnell zu erfahren, warum gestern der Rettungshubschrauber in ihrer Stadt im Einsatz war oder wie der örtliche Fußballverein gekickt hat. Lokalredakteure sind am dichtesten dran an den The-

Fast fertig – auf dem Computer-Bildschirm ist die Seite 1 des nächsten Tages zu sehen.

men, Fragen und Sorgen der Zeitungsleser. Weil die meisten Redakteure auch in ihrem unmittelbaren Ausgabegebiet wohnen, sind langjährige RUNDSCHAU-Zeitungsmacher vielerorts zu echten Institutionen als Ansprechpartner und Berater geworden. Die Lokalredakteure sorgen mit ihren Nachrichten und Geschichten nicht nur dafür, dass die Leser in der Lausitz und dem Elbe-Elster-Land jeden Tag aus erster Hand informiert werden. Viele RUNDSCHAU-Informationen bilden die Grundlage für die Meldungen von nationalen und internationalen Nachrichtenagenturen aus dem Süden Brandenburgs und dem Nordosten Sachsens.

17. Mai 1947: Phantombild oder Beginn einer Zwei-Staaten-Entwicklung, begonnen in der amerikanischen und der britischen Zone?

2. September 1947: „Demontage beend ist keine mutige Forderung, sondern ein Sto der Sowjets, weil nichts mehr zu holen ist.

Sachlich, kritisch, optimistisch knapp 5000 große und kleine Unternehmen zwischen Elbe und Neiße vor, haben darüber geschrieben, welche HoffnunIn der Wirtschaft folgt jedem gen sich mit einer neuen InNiedergang eine Erholung. vestition verbinden, haben Zumindest theoretisch. Prakeingeordnet, analysiert, betisch haben die Menschen hier wertet. in der Region eine ganze Wir mussten aber auch so Menge mitgemacht. Sie erlebmanches Unternehmen auf ten den dramatischen Zusamseinem letzten Weg begleiten menbruch eines Gesellschaftsund haben dabei mit den besystems und sämtlicher damit troffenen Mitarbeitern geverbundener Wirtschaftsbekämpft, gehofft, gelitten. Das ziehungen. Gleichzeitig musshat uns in den Anfangsjahren ten sie sich innerhalb bisweilen den weniger Monate auf „Das hat uns Vorwurf eingeein völlig verändertes bracht, es fehle persönliches Umfeld bisweilen den uns an kritischer einstellen: Arbeiten, Distanz. Aber Leben, Wohnen, Soziwie groß kann Vorwurf ales – kein Stein blieb die Distanz sein, auf dem anderen. eingebracht, wenn ein RedakIn dieser Zeit des teur mit ansehen Umbruchs streiften es fehle uns muss, wie sein viele Ostdeutsche die einstiger Ausbilstaatlich verordneten an kritischer dungsbetrieb ausFesseln ab. Sie grüngeplündert und deten Firmen, gingen schließlich geDistanz.“ hohe finanzielle Risischlossen wird? ken ein und übernahmen Ver- Wie kann es einen Beobachantwortung für das Auskomter kalt lassen, wenn Frauen men ihrer Mitarbeiter. Aus wie Männer hemmungslos Teilen der einstigen Arbeiterweinen, weil Spekulanten sie klasse wurden quasi über ihrer Zukunft beraubt haben? Nacht Arbeitgeber. Die ErDie meisten Nachwendewartungen an sie übertrafen Glücksritter sind Geschichte. oft das Menschen Mögliche. Ihre Hinterlassenschaften aber Denn neben dem neu Entstan- haben zu einem hartnäckigen denen wurde einiges PorzelArgwohn gegen Unternehmer lan zerschlagen. geführt. Da wird hinter ÄuDafür standen neben der ßerlichkeiten – etwa der schiTreuhandanstalt vor allem mit cken Limousine – unlauteres „Buschzulage“ weggelobte Geschäft vermutet. Da wird Aufbauhelfer. Mancher von Umsatz zu Gewinn und eine denen richtete in drei, vier Investition zum SteuersparJahren Ost mehr Schaden an modell. Nichts davon ist richals in 20 Jahren West. Vor al- tig. Deshalb werden wir uns lem in den Köpfen: Die, die weiterhin mit dem Auf und ehrlichen Herzens kamen, neu Ab der Lausitzer Wirtschaft organisierten, umstrukturierbeschäftigen – beschreiben, ten, wirklich investierten, einordnen, analysieren, bestanden häufig im Schatten werten. Wir werden von den der Scherbenhaufen raffinierTüchtigen und Kreativen beter Geschäftemacher. richten und jene nicht vergesÜber das Eine wie das Ansen, die ohne Arbeit sind. Wir dere haben wir auf unseren werden alles in allem sachlich, Wirtschaftsseiten berichtet. kritisch, aber auch optimisSeit 1990 stellten wir Ihnen tisch sein. VON SUSANN MICHALK, stellvertretende Chefredakteurin

Im Kampf mit der Rec schreibung hilft selbst Duden nicht immer.

Kaffee – beliebtes Mi gegen Stress.

Gut verwahrt – Bri unserer Leser.

Manche Idee landet Papierkorb.

Die fertigen Seiten einer RUNDSCHAU-Ausgabe kommen zur besseren Übersicht an eine Wand in der Zentralredaktion. Fotos: Behnke/Klatt(1)


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

18. Oktober 1947: Die Demontage wirkte sich aus, als gingen die Kriegszerstörungen weiter, besonders im Osten.

5. Dezember 1947: Sorben und Wenden in der Lausitz hofften auf eine demokratische Entwicklung mit eigenen Befugnissen.

12. Januar 1948: Die mit großem Aufwand betriebene Volkskongressbewegung hätte zu einem sozialistischen Deutschland geführt.

3. März 1948: Der Aufmacher erwähnt die „Ideologie“ der Leipziger Messe, wozu bereits Planwirtschaft und Blockpolitik gehörten.

2. April 1948: Interzonenverkehr nimmt zu; die Sowjets drängen auf strikte Organisation, Ordnung und Kontrolle.

Der tägliche Wettlauf mit der Zeit Moderne Technik wandelt Gedanken zu Daten – bis zum pünktlichen Andruck Wenn die Lausitzer Rundschau morgens im Briefkasten steckt oder am Kiosk liegt, hat sie einen langen Weg von der Redaktion über Planung bis in die Druckerei hinter sich. VON CHRISTINA DIRLICH UND FRANK KÄPPLER

Redakteure haben recherchiert und geschrieben, Fotografen Bilder gemacht, Seiten wurden gestaltet und akribisch geplant, damit schließlich in der Druckerei pünktlich die Rotationsoffsetdruckmaschinen für die aktuellen Ausgabe anlaufen können. Planung und Seitenproduktion: Ein kleines Team verantwortet Großes – Planung und Seitenproduktion für die Redaktion laufen über einen Pool. Hier wird bestimmt, auf welchen Seiten Anzeigen stehen und in welchem Seitenumfang die RUNDSCHAU erscheint. Alle Redaktionsbereiche bekommen von hier ihre Seiten, die sie später, nachdem Texte geschrieben und Bilder eingefügt worden sind, wieder an die Planung zurückgeben. Die Kontrolle über die Prozesse erfolgt dabei automa-

tisch und mithilfe großer Datenbanken. Und zu kontrollieren gibt es eine Menge. Die Wünsche und Vorgaben der Anzeigenkunden von RUNDSCHAU oder „20cent“ müssen selbst bei großen Anzeigenmengen im Fokus der Planung stehen. Ein Zeitplan gibt für alle Redakteure die Termine für die Seitenfreigabe vor. Alle Seiten müssen termingerecht an den Druck übergeben werden, denn der pünktliche Andruck ist jeden Tag ein Wettlauf, der nicht verloren werden darf. Und so werden die nach der Planung verteilten Seiten wieder eingesammelt, mit den Seitenköpfen zusammen in eine Ganzseite montiert und ab geht's damit in die Druckerei. Druckplattenkopie: Eine Rotationsdruckmaschine braucht Farbe, Papier und natürlich Druckplatten. Letztere kommen aus der Druckplattenkopie. Die Ansteuerung der Druckplattenkopie erfolgt über dasselbe System, mit dem auch der Leitstand des Verlages arbeitet. Im Verlag werden belichtbare Seitendaten (bitmaps) erzeugt und nach deren Freigabe der Druckerei für die Belichtung zur Verfügung gestellt.

Verlag und Druckerei ar- Plattenschenkel ist für die platte benetzt. Die zeichnenbeiten auf Basis einer gemein- Aufnahme der Platte in der den und später druckenden samen Datenbank. Für den Druckmaschine erforderlich Flächen der Druckplatte bleifarbigen Druck wird eine Sei- und muss ausgesprochen ge- ben bei Plattenfeuchtung trote elektronisch in vier Farbbe- nau erfolgen. Über passkreuz- cken und nehmen deshalb in standteile (cyan, magenta, orientierte Videokameras der nachfolgenden Einfärgelb, schwarz) separiert, ge- werden die Platten ausgerich- bung Farbe an. Das seitenrichrastert und als eine Datei pro tet und erst danach abgekan- tige Druckbild der auf dem Farbe angelegt. tet. Danach ist eine Druck- Plattenzylinder der DruckmaBei der Belichtung schine aufgespannten wird die Seitendatei „Bis spätestens drei Uhr morgens Platte wird zunächst Stück für Stück auf seitenverkehrt auf das einem kleinen Spiegel sind alle 13 RUNDSCHAU-Lokal- elastische Gummituch dargestellt, durch stardes Gummituchzylinkes Licht bestrahlt ausgaben fertig. 360 000 laufende ders abgelegt (offset) und folgend ähnlich und danach wieder einem Spiegelreflexseitenrichtig auf das Meter Papier haben dann die verfahren ansatzfrei Zeitungspapier geauf die genau ausgedruckt. Der OffsetMaschinen passiert.“ richtete Druckplatte druck kann somit, abKatharina Käppler, Leiterin Produktionssteuerung projiziert. Diese kleihängig von der Panen Spiegel werden pieroberfläche, relativ dmd (digital mirror display) platte druckfertig. Der Tages- geschlossene Flächen drucken genannt. In einem Belichter durchsatz an Druckplatten und garantiert auf dieser Basis können parallel zwei rheini- beträgt durchschnittlich die gewohnte Qualität. sche Platten (Formatbezeich- 300 Platten und an WochenBeide Seiten werden im nung) oder eine Panoramasei- enden bis zu 500 Platten. Gummi-Gummi-Verfahren te belichtet werden. gleichzeitig bedruckt. StündNach diesem Prozess, der Rotation: Alle Produkte des lich verlassen bis zu 30 000 auch treffender unter dem Medienhauses Lausitzer Zeitungen die Maschine. Die Begriff „Bebilderung“ läuft, Rundschau werden im Offset- beiden Maschinen der LRwerden die Platten ihrer Ent- druck gedruckt. Dieses Druckerei können Umfänge wicklung beziehungsweise Druckverfahren basiert auf bis maximal 48 beziehungsdem „Processing“ übergeben. dem chemisch-physikalischen weise 64 Seiten im kleineren, Nach diesem Processing Prinzip gegenseitigen Absto- dem rheinischen Format druwerden die Platten getrock- ßens von Fett (Druckfarbe) cken. net, gegen Korrosion konser- und Wasser (Feuchtmittel), viert und der Abkantung welches die nicht druckenden Weiterverarbeitung: Die ferübergeben. Das Abkanten der Stellen der Aluminiumdruck- tig gedruckte, geschnittene

und gefalzte Zeitung wird nach dem Verlassen der Druckmaschine von einer Klammer der Takttransporteurkette gegriffen und zu den Einstecktrommeln transportiert. Dem aktuellen Druckprodukt können über Beilagenstationen bis zu vier Vordrucke und Prospekte beigelegt werden. Durch ein mechanisches System in der Trommel werden die Zeitungen geöffnet und die Beilagen „hineingeworfen“. Die komplettierten Zeitungen gelangen danach weiter über die Transporteurketten zur Packstraße. Dort werden die Exemplare gezählt und rechnergesteuert Standardpakete und Spitzenpakete gebildet, die letztlich zehn Kilogramm Masse nicht überschreiten dürfen. So erhält jeder der über 2700 Zustellbezirke seine Pakete, die vorher noch gegen Nässe automatisch in Folie eingeschlagen und umreift werden. Danach geht es über teleskopartig einstellbare Transportbänder direkt in die Transportfahrzeuge. Bis spätestens drei Uhr morgens sind alle 13 RUNDSCHAU-Lokalausgaben fertig. 360 000 laufende Meter

Papier haben dann die Maschinen passiert. Katharina Käppler, Leiterin Produktionssteuerung Technischer Betrieb: „Wir haben fünf Minuten Zeit zwischen den einzelnen Ausgaben, um die Druckplatten zu wechseln.“ 24 000 Exemplare der RUNDSCHAU werden pro Stunde gedruckt – bis zu 20 riesige Papierrollen laufen pro Nacht durch die Maschinen. Natürlich hat es auch mal Pannen gegeben. „Aber wir sind nie nicht erschienen“, sagt Katharina Käppler stolz. Um die Drucktechnik optimal auszulasten, werden in der RUNDSCHAU-Druckerei weitere Zeitungen und Zeitschriften produziert. Die sorbische Zeitung „Nowy Casnik“ entsteht dort genauso wie das „Oder-Neiße-Journal“ und die „Balaton-Zeitung“. Insgesamt 18 Blätter sind es neben der RUNDSCHAU, die durch die Cottbuser Druckmaschinen laufen. Dabei noch nicht berücksichtigt sind die Beilagen, die Werbekunden in Auftrag geben. 51 Mitarbeiter sind in der Druckerei beschäftigt, darunter ein Lehrling.


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3. Mai 1948: Brot- und Futtergetreide sind kein Geschenk, sondern werden mit Industriewaren aus ostdeutschen Betrieben bezahlt.

24. Juni 1948: Nach separater Währungsreform in den Westzonen ist zum Schutz des Geldes ein Handlungszwang eingetreten.

25. Oktober 1948: Links oben: Adolf Hennecke nach seiner Rekordschicht; rechts unten Operettenkomponist Franz Lehár tot.

Sportliche Lausitz im Fokus VON THOMAS JUSCHUS, Redaktionsleiter Aktuelles

Rund 300 000 Frauen und Männer sind zwischen Lübbenau und Hoyerswerda, Herzberg und Forst in etwa 3000 Sportvereinen organisiert und treiben Sport. Die Zahl der Sportinteressierten in der Region ist noch um ein Vielfaches größer. Die meisten von ihnen nehmen vor allem am Fernseher Anteil, wenn die Fußball-Nationalelf spielt, Michael Schumacher schnelle Runden dreht, Jan Ullrich am Berg antritt oder die Biathleten sich in der Loipe und am Schießstand messen. Wer indes wissen will, warum der FC Energie Cottbus

sein Auswärtsspiel verloren hat, welche Projekte auf dem EuroSpeedway Lausitz geplant werden oder wie die lokale Fußballmannschaft gespielt hat, der lie(g)st richtig bei der RUNDSCHAU. Der Fokus der Redaktion liegt eindeutig in der Lausitz: das Aufstiegsdrama des FC Energie Cottbus ist der Region näher als der vergebliche Kampf von Hertha BSC Berlin um den Einzug ins internationale Fußballgeschäft; ein Renntag auf dem EuroSpeedway Lausitz ist genauso wichtig wie eine Formel-1-Veranstaltung in Hockenheim; das Abschneiden der Lausitzer Radsportler Olaf Pollack, Heinrich Haussler, Christin Muche und Co. ist spannen-

der als die unendliche Geschichte um Pleiten, Pech und Pannen eines Jan Ullrich; die Zukunft der Lausitzer Eishockey-Füchse aus Weißwasser auf und neben der Eisfläche ist deshalb wichtiger als die Titelverteidigung der Eisbären Berlin. Turnen, Boxen, Leichtathletik, Schwimmen, und und und . . . Sport ist vielfältig. Männer, Frauen, Senioren, Kinder, Dutzende von Disziplinen und Sportarten, „unorganisierter“ Sport abseits der Vereine – die RUNDSCHAU ist fast immer in der Region „am Ball“: als kritischer Beobachter des Sports, möglichst hintergründig und aktuell, manchmal unterhaltsam. Und immer fair.

3. Januar 1949: Eine gewisse Symbolkraft: Das ist ja der (Holz-)Hammer: Vorwärts auf dem Wege zum Sozialismus!

Was wären wir ohne Kultur? VON RENATE MARSCHALL, Redaktionsleiterin Journal

Es soll ja Leute geben, die meinen, Kultur muss nicht sein, kostet nur. Die brauchen jetzt nicht weiterlesen. Für die meisten Menschen aber ist Kultur wichtiger Teil ihres Lebens – und nicht nur der zweite Herzschlag, wie dereinst auf einer Konferenz in Bitterfeld gefordert. Sie bringt ihnen Unterhaltung, Entspannung, Inspiration, vermittelt Wissen. Kurz: ist Nahrung für Geist und Seele. Thomas Richling in der Cottbuser Stadthalle, Giora Feidman in der Lausitzhalle Hoyerswerda, Dorit Gäbler auf Gut Geisendorf, „Nathan der Weise“ oder „Moby

Dick“ an der Neuen Bühne Senftenberg, „Der Kaufmann von Venedig“ oder „Die Zauberflöte“ am Staatstheater Cottbus, Ausstellungen in Cottbus, Guben, Forst oder Senftenberg. In der RUNDSCHAU ist darüber zu lesen. Journalisten, unterstützt von Fachleuten wie unseren Berliner und Dresdner Theaterkritikern, schreiben ihre Meinung zu dem, was sie gesehen, gehört, empfunden haben und versuchen auch immer noch ein bisschen mehr an Information beizusteuern. Damit es spannender wird für Sie – und auch für uns. Manchmal wollen wir Sie auch locken. Ein Buch, das uns gefallen hat, selbst in die Hand zu nehmen. Ins Theater

zu gehen und es ebenso aufgewühlt oder erheitert zu verlassen. Oder es ganz anders zu empfinden als wir. Über Kunst lässt sich ja bekanntlich streiten, auch darüber, was Kunst ist. Obwohl, ein paar Kriterien gibt es schon. Die Begegnung mit Kunst, wirklicher Kunst, ist immer eine Bereicherung für die Persönlichkeit, weil sie oft Fragen formuliert, auf die wir so gar nicht kommen würden – geschweige auf manche Lösungsvorschläge. Überhaupt, was wären wir ohne Kultur? Selbst die Germanen, die dereinst im Lendenschurz durch den Teutoburger Wald hüpften, hatten schon Kultur. Wir haben uns derweil ein bisschen weiter-

Die Regio Print Vertrieb GmbH bringt Ihnen die Zeitung ins Haus schau unterwegs. 850 sind ausschließlich für Zeitungen zuständig, 650 teilen ihre Arbeitskraft zwischen Briefund Zeitungszustellung, 300 tragen nur Post aus. Und zu tragen haben die Männer und Frauen wirklich viel. 110 000 Ausgaben der RUNDSCHAU verlassen an sechs Nächten der Woche den zugigen Hof der Cottbuser Druckerei. Dazu die junge Tageszeitung „20cent“, Handelsblatt und Tagesspiegel, rund 140 000 Prospekte und einmal wöchentlich 180 000 Exemplare der LRWoche. 30 Tonnen Papier, die die zwei Chefinnen vom Nachtversand auf den Weg bringen müssen. Sie brauchen Nerven, Konzentration und ein gutes Händchen im Um-

gang mit den Fahrern. Die haben ihre Namen – „Holger“, „Thomas“, „Danny“ – an die Windschutzscheiben ihrer Transporter geklebt und sind vor allem eines: ungeduldig. Denn die Zeit, die sie für ihre Arbeit haben, ist knapp bemessen. Kaum spuckt die Druckerei VON ANDREA HILSCHER um 2.30 Uhr die druckfrischen Ausgaben für HerzMorgens um 6 Uhr müssen berg aus, müssen die Wagen alle Leser ihre Zeitung im kommissioniert werden: Die Kasten haben, das ist die richtige Anzahl der richtigen Aufgabe von RPV. Seit 1991 Lokalausgaben für den richwird die RUNDSCHAU tigen Ort. nicht mehr von der Post, Schon in der Druckerei sondern vom eigenen Tochwird für jeden Zusteller ein terunternehmen zugestellt. eigenes Paket gepackt. ZuSeit 1999 ist die Briefzustelsätzlich bekommt er Proslung dazugekommen. pekte sowie FremdzeitunRPV-Geschäftsführer gen, die er ebenfalls austrägt. Frank Duschka ist froh, dass Jeder Fuhrunternehmer hat noch heute viele Zusteller einen eigenen Tourenplan, aus der Anfangszeit er gibt die Pakete im Unternehmen entweder an einer arbeiten. „Damals, Sammelstelle oder kurz nach der Wenbei den Zustellern zu de, waren die meisHause ab. „Die Zeiten Vorruheständtungen werden mögler um die 55. Heulichst an geschützten, te sind diese Mänüberdachten Plätzen ner und Frauen 65, abgeliefert“, erklärt 70, da ist absehbar, Frank Duschka. „Nur dass bald eine neue ein- oder zweimal im Generation an den Jahr kommt es vor, Start muss.“ dass Jugendliche die NachwuchssorSammelstelle plüngen hat RPV allerdern, sonst läuft imdings nicht. Frank mer alles glatt.“ Duschka: „Das In der Stadt seien Vorurteil, viele die Gebiete eines einLeute seien zu faul zelnen Zustellers zum arbeiten, könkleiner als auf dem nen wir nicht bestäLand, sagt der Getigen. Wir finden schäftsführer. In kleiimmer schnell jeneren Orten komme manden, der bereit es vor, dass einer das ist, für ja nun mal gesamte Dorf mit relativ wenig Geld Zeitungen versorge. mitten in der Nacht Zu Fuß, mit dem Rad, aufzustehen.“ mit Handwagen oder 1800 Zusteller eigenem Pkw. sind im gesamten Hauptsache, um 6 Verbreitungsgebiet Vom Band ins Fahrzeug. Gerold Schnitter fährt Uhr ist alles im Kasder Lausitzer Rund- die Herzberger Tour. Foto: M. Behnke ten.

entwickelt – unsere Kulturleistungen sind komplexer geworden, wir bezeichnen sie als Zivilisation. Und da gehört eben noch viel mehr dazu als die Kunst. Das Zusammenleben in der Familie, das Bewusstsein für den eigenen Körper, ein aufgeklärtes Geschichtsbild, Verbundenheit zur Heimat, selbstbewusste Frauen und ein achtungsvoller Umgang mit den älteren Menschen in unserer Gesellschaft. Für all diese Themen, die Sie auf den täglichen Kulturseiten, in der Wochenendbeilage oder auf einigen Seiten am Montag finden, fühlen wir uns im Bereich Journal verantwortlich. Und natürlich interessiert uns brennend, was Sie dazu meinen.

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Vom Druckhaus bis zum Briefkasten Mit dem frischen, duftenden Kaffee haben die Leser der Lausitzer Rundschau auch ihre Zeitung auf dem Frühstückstisch. Dafür sorgt die Regio Print Vertrieb GmbH Cottbus (RPV), Tochterunternehmen des Medienhauses Lausitzer Rundschau.

18. Mai 1949: Delegiertenwahl zum Volkskongress. Schon mal für später geübt. Aber man beschied sich noch mit 60 bis 70 Prozent.

60 Jahre

Lausitzer Rundschau Wir gratulieren!



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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

Aus der Geschichte Dieser Teil der Sonderbeilge erzählt von den Anfängen der Lausitzer Rundschau in Bautzen, wie die sowjetische Kommandantur die Lizenz erteilte (s. Foto), wie die Zeitung wenige Jahre später nach Görlitz ging und von dort aus endgültig nach Cottbus umsiedelte. Wie aus einer Zeitung, die ursprünglich für die schlesische Lausitz und für Ostsachsen gemacht wurde, später die größte Lausitzer Tageszeitung wurde. Von den technischen und organisatorischen Schwierigkeiten des Anfangs ist zu lesen und davon, wie die Stimmung in diesen Anfangsjahren war. Auch Ungewöhnliches ging damals noch: Ein Schriftsetzer wurde

Damals schon „in“: Arbeiten im Großraum . . .

vom Fleck weg zum Sportredakteur erklärt. Klaus Wilke erzählt von einer Sängerin, die viele Jahre beim Pressefest auftrat und Wolfgang Swat erinnert sich, wie er mit der Frau von Michael Gorbatschow, Raissa Gorbatschowa, den Spreewald besuchte. Jürgen Kassin, langjähriger Marketing-Chef, fragt sich: Gab es in der DDR eigentlich Marketing? Jan Siegel blätterte in der hausinternen Chronik und stellte fest, dass an der Essenausgabe bei der RUNDSCHAU manchmal einiges los war.

. . . nur Computer gab es noch nicht.

Pressefest-Umzug in den 50er-Jahren.

Das ehemalige RUNDSCHAU-Verlagshaus in der Foto: Archiv Cottbuser Bahnhofstraße.

Überschriften wurden bis 1990 mit der Hand gesetzt.

Redakteure und Metteure (Handsetzer) arbeiteten Hand in Hand.

Später zog moderne Technik in der Druckerei ein.

RUNDSCHAUZeitungsköpfe im Lauf der Jahrzehnte.

Manfred Stolpe, damals Brandenburgs Ministerpräsident, drückt den Startknopf für die neue Druckmaschine.

Das Verlags-und Druckhaus aus der Vogelperspektive Fotos: Archiv


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

24. Mai 1949: Die Zeichen der Zeit standen noch auf Einheit. Immerhin war die Spaltung noch nicht zementiert.

16. August 1949: Die Bundestagswahl mit ihrem sehr differenzierten Ausgang wurde als „Befehlswahl“ verleumdet.

8. Oktober 1949: Die deutsche demokratische Republik, noch klein geschrieben, war gegründet. Doch die Worte waren schon groß.

12. Januar 1950: Die Schlagzeile betrifft nicht die verschollenen, in russischen Gulags schmachtenden deutschen Kriegsgefangenen.

17. Januar 1950: Das große Aber: Tausende Gefangene werden ostdeutschen Justizbehörden zum weiteren Strafvollzug übergeben.

Über Nacht vom Schriftsetzer zum Redakteur Karl-Heinz Reichelt erinnert sich an seinen rasanten Aufstieg bei der RUNDSCHAU im Jahr 1952 Heutzutage geben manche Menschen viel Geld beim Karriereberater aus. Bei KarlHeinz-Reichelt aus DemitzThumitz ging es kostenfrei und ganz schnell: Er wurde aus der Setzerei von der Stelle weg zum Sportredakteur der Lausitzer Rundschau befördert. Quasi über Nacht. Im Jahr 1952. VON SYBILLE VON DANCKELMAN

Solch ungewöhnliche Karrieresprünge sind oft nur in gesellschaftlichen Umbruchzeiten möglich. Für Karl-Heinz Reichelt war das nichts Neues: Als nach dem Zweiten Weltkrieg seine Lehr-Druckerei in Bischofswerda demontiert worden war, weil sie Kriegsprodukte ausgeliefert hatte, und der Setzer-Lehrling wie viele andere Jugendliche im Steinbruch Demitz-Thumitz Bordsteine und Pflaster schleppte, klopfte, hämmerte, „da war ich plötzlich Spezialist für Kabelkräne“. Eine „saumäßig schwere Arbeit“, erinnert sich Reichelt. Daher war er heilfroh, als er 1947 im Bautzener Sachsenverlag seine Schriftsetzer-Lehre fortsetzen konnte. Reichelt hatte in der Ausbildung oft mit den Herren Redakteuren der im Sachsenverlag erscheinenden Lausitzer Rundschau geschwatzt, bisweilen auch „sehr großzügig“ deren viel zu lange Beiträge gekürzt. „Ein Redakteur ist verliebt in seinen Text“, hat er damals gelernt. Und gelegentlich sogar selber Artikel über lokale Fußballspiele verfasst. Im Januar 1952 kam der stellvertretende Chefredakteur Alfred Jacob in die Setzerei, zeigte mit dem Finger auf ihn und erklärte: „Sie übernehmen ab Montag das Ressort Sport.“ Aus dem damals 22 Jahre alten Setzer KarlHeinz Reichelt wurde der jüngste Redakteur der Lausitzer Rundschau. Sein Vorgänger in der Sportredaktion war in den Westen geflohen. Etwas mulmig war Reichelt in den ersten Monaten zwischen all den gestandenen und älteren Redakteuren. Seine an-

fänglichen Minderwertigkeitskomplexe konnte er jedoch bestens mit seinen SetzerTricks kompensieren. In Zeiten, als jeder Buchstabe aus Blei maschinell gesetzt wurde, da war es gut zu wissen, wie man zehn Druckzeilen zusätzlich „schindet“ oder in der Titelzeile die Luft zwischen den Buchstaben so verringert, dass doch alle ausgedachten Worte hineinpassen. Und als er eines Abends vom Fußballfeld sofort in die Setzerei ging und seinen Bericht „über die rassigen Lokalderbys zwischen Bautzen und Kamenz“ direkt vom Notizblock in die Setzmaschine diktierte, da wusste er: „Ich packe es.“ Reichelt, heute 76, hat die Geschichte der Lausitzer Rundschau mitgeschrieben. Er zog von Bautzen mit nach Görlitz und von Görlitz mit nach Cottbus. Doch langsam. Die Anfänge der Abonnement-Zeitung als Organ der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Bezirk Lausitz, sind etwas verwirrend. Bis zur Verwaltungsreform und Gründung der Bezirke ging es ziemlich turbulent hin und her. Dabei hat Ostsachsen eine über 200-jährige ZeitungsTradition und war zeitweise mit publizistischer Vielfalt gesegnet. Görlitzer Volkszeitung, Lausitzer Zeitung, Niederschlesische Zeitung und Bautzener Tageblatt hießen die größeren Titel. Die während des Nationalsozialismus' erschienene „Oberlausitzer Tagespost“ verschwand 1945 von der Bildfläche. Am 14. Februar 1946 gaben die sowjetischen Besatzer der SPD die Genehmigung zum Druck der „Volksstimme“. Diese war rasch wieder Geschichte: Mit der Vereinigung von KPD und SPD mussten „Volksstimme“ und das KPDOrgan „Sächsische Volkszeitung“ fusionieren. Ergebnis war die ab 13. April 1946 in ganz Sachsen erscheinende „Sächsische Zeitung.“ Doch auch deren Struktur änderte sich rasch wieder: Der neue Besitzer, die SED, machte im Mai 1946 eine Parteireform, die SZ erschien daraufhin nur

Die Bautzener Töpferstraße 35 heute: Immer noch wird in dem Gebäude gedruckt – die Lausitzer Druck- und Verlagshaus GmbH und der Lusatia-Verlag sitzen hier. Foto: Sybille von Danckelman

Karl-Heinz Reichelt mit einem Ausdruck der ersten RUNDSCHAU: Am 20. Mai 1946 erschien die LR das erste Mal als SED-Organ im Bezirk Lausitz; mit den Ausgaben Bautzen, Görlitz/Weißwasser, Löbau/Hoyerswerda, Kamenz und Zittau. Bis 1964 arbeitete Reichelt bei der LR, ging dann zurück in die Oberlausitz und zur SZ. Foto: Sybille von Danckelman

noch im Bezirk Ostsachsen. Damit war damals das Gebiet zwischen Dresden und Bautzen gemeint. Im Bezirk Lausitz erschien die „Lausitzer Rundschau“; Sitz von Redaktion und Druckerei war in der Bautzener Töpferstraße 35. Der Titel änderte sich, die Inhalte blieben gleich. Dennoch machte diese Neuordnung den Akteuren zu schaffen: Die SZ erschien immer wieder mal mit einem Görlitzer Lokalteil, der auch in der „Lausitzer“ stand. Die LR bekam auch eine Lokalseite für Weißwasser und Umgebung, die manchmal das Lokale hieß oder auch nur „Oberlausitz“. Für die RUNDSCHAU-Leser im Norden gab es bald wieder eine Änderung: Als der Landtag im Dezember 1947 beschloss, den Landkreis Weißwasser/Görlitz in Landkreis Niesky umzubenennen und Niesky Kreisstadt wurde, zog die LR-Lokalredaktion

Weißwasser in die Kreisstadt um. In der Görlitzer Luisenstraße 8 standen zwei Rotationsmaschinen, dort wurden der Görlitzer sowieso und der Nieskyer Lokalteil gedruckt. Bis in die 70er-Jahre übrigens. Da hieß das Regionalblatt aber schon lange wieder „Sächsische Zeitung“. Als Karl-Heinz Reichelt in Bautzen Anfang 1952 zum Sportredakteur befördert wurde, standen eine kleinere und eine größere Veränderung bevor: Im Februar zog die Redaktion der RUNDSCHAU in die Görlitzer Luisenstraße. Mit 100 000 Einwohnern war die Grenzstadt damals die größte in der Lausitz. Zudem waren die technischen Bedingungen besser; ab jetzt erschien die LR mit täglich acht Seiten. Das müssen die Gründe für den Umzug gewesen sein, sagt Reichelt. Auf jeden Fall erinnert er sich, dass „wir alle

Die Bautzener Töpferstraße 35 in den 50er-Jahren: So sah das Redaktionsgebäude der im Sachsenverlag erschienenen Lausitzer Rundschau aus. Im Hof befand sich die Druckerei. Foto: LR-Chronik

etwas bedrückt waren“. Und Eine „richtig schöne Aufga- über der Bildunterschrift „Die „dass wir noch bedrückter be“ ergab sich durch den Bau Genossen der Kreisleitung“ wurden, als wir nach sechs von Schwarze Pumpe. Nach- war die Horde Schweine abMonaten aus dem schönen dem das SED-Zentralorgan gebildet. Reichelt rettete in Görlitz in die unbekannte „Neues Deutschland“ einen letzter Minute und bekam als brandenburgische Stadt Cott- Sonderkorrespondenten aus Dank vom Chefredakteur perbus zogen“. Cottbus war bis der Hauptstadt zur Großbau- sönlich einen Umschlag mit dahin eine unbedeutende stelle des Gaskombinates ent- einer Prämie. Kreisstadt. Auslöser dieser sandt hatte, bezog auch ReiDass er inzwischen in die Veränderung war die 2. Par- chelt als Sonderkorrespon- Redaktionen nach Guben, teikonferenz der SED, die die dent der Lausitzer Rundschau Senftenberg, Luckau und Neustrukturierung des Staates in den Baracken Quartier. Die Hoyerswerda fahren musste, in 15 Bezirke beschloss. Die Briefe zwischen ihm und Sepp hatte er seinem Fernstudium Lausitzer Rundschau – nun- Mühl, in denen er über den zum Fachjournalisten zu vermehr Organ der Bedanken. Als Reichelt zirksleitung Cottbus nach einem Seminar der SED – verab- „Im Februar zog die Redaktion der wieder kam, war seine schiedete sich in den Stelle in der SportreBezirk Cottbus; aus daktion „irgendwie RUNDSCHAU in die Görlitzer dem Sächsischen kaweg und von anderen men nur die Leser in besetzt“. Reichelts Luisenstraße. den Kreisen WeißTraurigkeit darüber, wasser und Hoyersdass für ihn diese NiMit 100 000 Einwohnern war die werda mit. sche im DDR-JournaSo sehr Karl-Heinz lismus weg war, hielt Grenzstadt damals die größte Reichelt seinen Beruf sich in Grenzen. Im auch liebte und die Lokalen, wo er nun als in der Lausitz.“ Eishockeyspiele in „Feuerwehr“ in perWeißwasser, die Lausonell eng besetzten sitz-Rundfahrten, Interviews Fortschritt in Schwarze Pum- Redaktionen aushalf, konnte mit Weltklasse-Turnerin Ka- pe und Mühl über das Revier er auf Heimatgeschichte ausrin Janz oder der Lausitzer Senftenberg berichtete, waren weichen, um den stark regleBox-Legende Hans Roback: beliebte Lektüre bei den Le- mentierten Partei-JournalisAn seine Lebensumstände sern. Und für Reichelt eine mus zu umgehen. Dafür mussmochte er sich nur schwer „journalistische Herausforde- te er viel fahren, aber „im Zug gewöhnen. Frau und die vier rung“, an die er sich gern habe ich sowieso meine besKinder waren in Bautzen ge- erinnert. ten Artikel geschrieben“, sagt blieben; Reichelt wohnte jahEinen handfesten Skandal Reichelt. Denn aus dem Setrelang in kleinen Zimmern. hat Karl-Heinz Reichelt auch zer aus Demitz-Thumitz war Das RUNDSCHAU-Gemein- verhindert. Über das ver- längst ein gestandener Redakschafts-Quartier am Cottbuser tauschte Foto auf einer Lokal- teur geworden. Altmarkt mit einer Waschge- seite hätte am nächsten MorAls es ihn mit Frau und legenheit für alle war „derart gen wohl keiner gelacht. Rei- Kindern 1964 wieder in die miserabel“, dass er sich sogar chelt entdeckte es, als er, wie Oberlausitzer Heimat zog, da freiwillig in das Bett eines an alle Lokalredakteure, nachts nahmen ihn die Kollegen der Diphtherie erkrankten Kolle- in Cottbus die Lokalseiten „Sächsischen Zeitung“ in gen legte, um auch krank zu Korrektur las. Über der Bild- Bautzen mit Kusshand. Karlwerden. Erst Anfang der 60er- unterschrift „Eine Handvoll Heinz Reichelt traf dort alte Jahre bekam seine Familie in Schweine auf dem Feld . . .“ Bekannte: Die meisten techniCottbus eine Wohnung in der waren die Genossen der schen Mitarbeiter kannte er Bahnhofstraße. Kreisleitung zu sehen. Und aus seiner Setzer-Zeit.


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

3. Februar 1950: Zwischen der SED und den Blockparteien wurde zumindest rhetorisch oft bis auf das Messer (klassen-)gekämpft.

7. Juli 1950: Der Vertrag über die Oder-Neiße-Grenze ist abgeschlossen. Vierzig Jahre lang wird sie Friedensgrenze heißen.

17. Oktober 1950: Die erste Wahl. Noch scheute man sich, die 99,9-prozentige Zustimmung als Ergebnis zu nennen.

12. Januar 1951: In diesem schauerlichen Deutsch wurde zu schweißtreibender Arbeit unter schlechten Bedingungen angewiesen.

3. Juli 1951: Generalprobe für die III. Weltfestspiele: 30 000 Sorben und Wenden trafen sich in Burg (Spreewald).

Die Jahre des Anfangs Warum die Lausitzer Rundschau in Bautzen gegründet wurde, nach Görlitz umzog und dann nach Cottbus kam Die Wiege der größten Lausitzer Tageszeitung stand in Bautzen. Dort wurde die Lausitzer Rundschau 1946 gegründet. Nach kurzer Zeit zog die Zeitung nach Görlitz um, bevor sie 1952 endgültig als Verlags- und Druckstandort nach Cottbus kam. VON THOMAS KLATT

Mit ihren 60 Jahren ist die Lausitzer Rundschau ein typisches „Nachkriegskind“. Während im Westen die Lizenzen im Nachkriegsdeutschland für die Herausgabe und den Druck von Zeitungen meistens von den Amerikanern und Engländern vergeben wurden, erteilten diese Genehmigung in der Ost-Zone die sowjetischen Kommandanturen. Dabei bestanden in der Regel noch die alten Länder, die Bezirke waren noch nicht gegründet und die SPD und die KPD hatten sich wenige Wochen zuvor, am 22. April, im Ostberliner Admiralspalast zur SED vereinigt. Lizenzen gab es aber in der DDR und auch vor ihrer Gründung vorwiegend nur für Partei- und Massenorganisationen. Die SPD und Die „Laura“, die erste neue Druckmaschine in Cottbus. die KPD hatten in der Region bereits parteieigene Zeitun- typie, in der die für den sich weitere Schwierigkeiten. gen. Die Lizenz für die Lausit- Hochdruck notwendigen Papier war kostbar. Auch die zer Rundschau ging von Dres- Bleiformen hergestellt wur- Auflage und Auslieferungskaden aus und war eine Geneh- den. Das Haus, in dem die pazität war begrenzt, die Lemigung für die vier Wochen Rundschau gegründet wurde, ser wechselten sich mit der zuvor gebildete SED. diente zuvor einem Altstoff- Lektüre ab. Doch mehr und Die Zeitungslandschaft je- handel. Altstoffhandel mag mehr wuchs die Lausitzer ner Zeit war vielfältiger, als heute komisch klingen – zur Rundschau zu einem für daman heute vermutet. Wäh- damaligen Zeit hieß es: die malige Verhältnisse gut funkrend in Bautzen die Lausitzer Reste des Krieges, seine tionierenden Zeitungshaus. Rundschau erschien, gab es in Trümmer beseitigen und ent- Der Verlag organisierte sich, Chemnitz die damalige sorgen. Die Rotationsmaschi- der Vertrieb war zu jener Zeit Volksstimme, in Leipzig die ne war keineswegs neu, sie sogar noch in eigener Hand. Leipziger Volkszeitung und in wurde aus den Trümmern ge- Erst später ging er in den Dresden die Sächsische Zei- borgen, vom Rost befreit und Postzeitungsvertrieb über. tung. Die Chemnitzer Volks- mühselig zusammengebaut. Zeitzeugen sprechen von der stimme wurde al„Mann“-Epoche. lerdings mit der Denn die vier Chefre„Ich wohnte damals noch in neu gegründeten dakteure der GrünFreien Presse zuVetschau. Oft bin ich mit dem Fahr- dungsjahre hießen, sammengeführt. Prothmann, HausDenn auch in Magrad auf Arbeit gefahren – und natür- mann, Hermann und deburg gab es beWaßmann. Von eireits eine gleichnalich wieder zurück. Die Filme habe nem literarischen Nimige Volksstimme. veau, das dem der bekannten Schriftich in meiner Küche entwickelt.“ Reinhard Bittsteller-Familie entErich Schutt, langjähriger Fotoreporter ner, einer der sprach, war natürlich bei der Lausitzer Rundschau Männer der ersten nicht die Rede. Stunde bei der Warum zog denn Lausitzer Rundschau, erinZum Verbreitungsgebiet ein halbwegs funktionierennert sich: „Ich war 18 Jahre gehörte auch der Schlesische des Unternehmen von Bautalt, wurde gerade aus der Zipfel, der durch die Neiße- zen nach Görlitz? Eine Frage, amerikanischen Kriegsgefan- Grenze, die die Alliierten zo- die 60 Jahre später schwer zu genschaft in Schleswig- gen, entstand. „Die Mentali- beantworten ist, zumal die Holstein entlassen und kam tät der Menschen dort war Görlitzer Episode nur kurz durch Zufall nach Bautzen. hauptsächlich schlesisch“, er- dauerte – nämlich nur sechs Ich hatte Schriftsetzer gelernt innert sich ein Zeitzeuge. Monate. Auch hatte das daund begann bei der eben ge- Doch das war den Menschen malige Haus in der Töpfergründeten Rundschau zu ar- damals nicht wesentlich. straße in Bautzen durchaus beiten.“ Wie er war eine gan- Wichtig war, dass der Krieg Tradition, wenn auch nur epize Generation froh darüber, vorbei war, dass viele Leute sodenhaft, denn im hinteren dass der Krieg zu Ende war. mehr und mehr Arbeit fan- Gartenhaus hatte einmal NaViele wollten etwas Neues den. Nur noch trocken Brot poleon übernachtet. In jedem schaffen und hatten große essen und dafür niemals wie- Fall war der Bautzener StandHoffnung auf die Zukunft ge- der einen Krieg erleben zu ort zu klein und entsprach setzt. So wurde unter Mithilfe müssen, war oft der stille auch nicht mehr den damaliVieler in Bautzen die Drucke- Wunsch einer ganzen Gene- gen technischen Anforderunrei eingerichtet, eine Setzerei ration. gen. entstand, die Rotation wurde Nachdem die RotationsIn Cottbus und in anderen aufgebaut, ebenso die Stereo- druckmaschine stand, häuften Teilen der Niederlausitz er-

schien damals noch die Mär- damals von der Reichsbahn kische Volksstimme und erst genutzt wurden. im Jahre 1952 ging die BilIm Jahr 1957 kam eine dung der 15 Bezirke voran. neue Druckmaschine, auf der So ist es auch zu erklären, man im größeren, Rheinidass Erwin Strittmatter im schen Format, in dem die heutigen Verbreitungsgebiet RUNDSCHAU heute noch der RUNDSCHAU im Gebiet erscheint, drucken konnte. Senftenberg und Spremberg Man taufte sie liebevoll auf Redakteur der Märkischen den Namen Laura. Zuvor gab Volksstimme war. es das kleinere Berliner ForReinhard Bittner, dem man mat. 1976 ging die größte damals schon eine Vorliebe Lausitzer Tageszeitung mit eifür genaues Rechnen, Bilan- ner neuen Druckmaschine zieren und Betriebsorganisa- Schritt für Schritt vom Hochtion nachsagte, absolvierte ei- druck zur Rollenoffset-Technen Lehrgang für Verlags- nologie über. Das Schriftbild technologie. Den konnte man und die Fotos wurden besser. damals beim Amt für Litera- Es gab erste Experimente mit tur- und Verlagswesen ma- Farbfotos. chen, eine Institution, die späNoch einige Jahre zuvor ter im Kulturministerium auf- war die Herstellung von Fotos ging. Auch die DVA, die sehr aufwändig. Erich Schutt, Deutsche Verwaltungsakade- langjähriger RUNDSCHAUmie, bot Weiterbildung und Fotograf, erinnert sich an die Lehrgänge an. Für die techni- Anfänge in Cottbus: „Ich sche Ausstattung der Verlage wohnte damals noch in Vetwar allerdings die Zentrag schau. Oft bin ich mit dem zuständig. Sie entschied über Fahrrad auf Arbeit gefahren – Papierkontingente, Technik und natürlich wieder zurück. und organisatorische Proble- Die Filme habe ich prinzipiell me. Zentrag hieß: Zentrale in meiner Küche entwickelt.“ Druckerei- und Verlagsgesell- Der Weg vom „geschosseschaft mit beschränkter Haf- nen“ bis zum gedruckten Fotung. to war langwierig, so Schutt. Der Umzug nach Cottbus „Ich habe versucht, die Bilder nach einer relativ kurzen schnell zu trocknen, wir haGörlitzer Episode war nötig ben dann die nassen Bilder geworden, als nach der Be- mit meiner Frau, die sich zirksbildung dem Bezirk dabei zur Laborantin entwiCottbus eine eigenständige ckelt hat, auf eine BleikristallZeitung fehlte. Dem interessierten Spätgeborenen stellt sich dabei die Frage: Warum steht auf Seite 1 der Vermerk 55. Jahrgang, wo doch die Rundschau 60 Jahre feiert? Mit der Antwort muss etwas spekuliert werden. Der befohlene Umzug nach Cottbus im Jahr 1952 sollte vermutlich aus Sicht der „führenden Genossen“ Das Einhängen der Bleiformen war eine neue Ära ein- schwere körperliche Arbeit. leiten; die Jahre des Anfangs galten ab dem platte aufgequetscht. Das erMoment nicht mehr viel. Eine gab dann einen erstklassigen neue Zeit- und Jahresrech- Hochglanz, was wiederum für nung begann, bei der wieder die Erstellung der Klischees, von vorn angefangen wurde. die man für den Hochdruck Die Ausgangssituation war brauchte, von Vorteil war“, für die RUNDSCHAU nicht erinnert sich Erich Schutt. Die schlecht. Die Märkische Fotovorlagen wurden damals Volksstimme wurde vorwie- noch, ebenso wie von Bautgend in Potsdam produziert zen aus, mit der Bahn zur und konnte der langsam er- Sächsischen Zeitung nach wachenden Lausitzer Region Dresden geschafft. Bis die Bilnicht die wichtige Identität der in der Zeitung waren, geben. So wurde der Name dauerte es immer drei Tage. Lausitzer Rundschau, ur- „Von Aktualität im heutigen sprünglich aus der schlesi- Sinne konnte also keine Rede schen Lausitz und aus Ost- sein,“ so Schutt. sachsen kommend, auch für Erich Schutt gehört noch die Niederlausitz in den Be- heute zu den besten Fotograzirk Cottbus übernommen fen der Lausitz und ist einer und allmählich zum festen der wenigen, die der herBestandteil der Menschen kömmlichen Fotografie mit zwischen Weißwasser und „richtigen“ Bildern treu geHerzberg. Die Lausitzer blieben sind. Reinhard BittRundschau fand ihr neues Zu- ner war viele Jahre Verlagshause in der Cottbuser Bahn- leiter und wohnt noch heute hofstraße, in Gebäuden, die in Cottbus.

Pressefest 1955: Wir lieben das Leben.

Foto: R/A; E.Schutt

Aus der Geschichte der Lausitzer Rundschau Am 20. Mai 1946: Die Lausitzer Rundschau erscheint zum ersten Mal. 1. September 1951: Robert Waßmann wird Chefredakteur. 26. Februar 1952: Der Sitz der Lausitzer Rundschau wird von Bautzen nach Görlitz verlegt. 15. August 1953: Das erste Pressefest der Lausitzer Rundschau findet in den Cottbuser Stadtsälen statt. Über 800 Besucher kommen. 2. Januar 1954: Die LR hat die Auflage von 100 000 Exemplaren überschritten. 14./15. August 1954: Das zweite Pressefest der Lausitzer Rundschau im Cottbuser Max-Reimann-Stadion vereint über 10 000 Besucher. 27. November 1954: Die Lausitzer Rundschau verfügt über 700 Volkskorrespondenten im Bezirk Cottbus. 20./21. August 1955: 50 000 Gäste besuchen das dritte Pressefest der LR am Spreeufer (heute Buga-Gelände). 29. April 1957: Die neue Rotationsmaschine wird aufgestellt und erhält den Namen „Laura“. 1. Mai 1957: Die LR erscheint erstmalig im immer noch gültigen Rheinischen Format. 16./17. August 1958: Auf dem sechsten Pressefest führen 300 Künstler durch ein Programm, das 100 Jahre Geschichte der Arbeiterbewegung darstellt. Mit 200 000 Gästen erreicht das Festprogramm seinen Höhepunkt. 14. März 1964: Mit der Aktion „Brennpunkt Straße“ beginnt eine aktuelle LR-Serie zum Thema „Stopp den Verkehrsunfällen“, an der sich

Leser und Volkskorrespondenten beteiligen. 4./5. Juni 1966: Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der LR feiern 200 000 Werktätige das Pressefest der Lausitzer Rundschau. IV. Quartal 1968: Mit dem Aufstellen von drei Tastomaten hält die neue Technik in der Satzherstellung Einzug. 4. Juni 1970: „Energie – unser Wort darauf“ heißt die RUNDSCHAU-Aktion, die sich dem rationellen Einsatz von Kohle und Energie widmet. 1. Juli 1971: Die LR überschreitet eine Auflage von 200 000 Exemplaren. 18. Juni 1974: Grundsteinlegung für das neue Druckhaus der LR. 23. September 1976: Erster Probedruck auf der neuen Rollenoffset-Maschine. 4. April 1977: Der wöchentliche Umfang der Zeitung wird auf 52 Seiten erhöht. 1. Februar 1979: Die Druckauflage der LR steigt auf 250 000 Exemplare. 7. September 1979: Solidaritätsbasar der Cottbuser Journalisten vor dem KonsumentWarenhaus. 11. Oktober 1984: LR-Umfrage: „Wer ist Ihr Lausitzer Sportler in 35 Jahren DDR?“ 11. Dezember 1989: Die Redaktion der Lausitzer Rundschau distanziert sich vom Herausgeber, der SED. Sie wählt eine eigene Redaktionsleitung und entschuldigt sich bei ihren Lesern. April 1991: Die Saarbrücker Zeitung kauft die Lausitzer Rundschau von der Treuhandanstalt.


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

4. August 1951: Die III. Weltfestspiele weckten, auch wenn sie eine große Propagandaschau waren, eine Riesenbegeisterung.

17. August 1951: Auch der Westen hatte Angst und knüppelte die Propagandisten aus dem Osten brutal zusammen – eiskalter Krieg.

9. Oktober 1951: Wenn der Staat einer der Arbeiter und Bauern ist – warum müssen die sich denn selber danken?

10. Januar 1952: Nach der Wahlfarce von 1950 fühlt sich die Volkskammer wirklich zu einem gesamtdeutschen Wahlgesetz berufen!

5. Mai 1952: Haltet den Dieb!: Bonn schafft Staatsgrenzen. Sensation: Die Friedensfahrt kommt erstmalig in die DDR.

„Eine klingende, tönende Sonderausgabe der RUNDSCHAU“ Die frühere Cottbuser Chansonsängerin Karla Grieffenhagen (Wende) erinnert sich an Pressefeste und Showprogramme, die sie noch heute mit der Zeitung verbinden VON KLAUS WILKE

Einen Karl-Ludwig Schilling wird man in der Liste der RUNDSCHAU-Chefredakteure vergeblich suchen. Auch eine Redakteurin, die Karla Wende heißt. Aber zumindest als „Chefredakteur” hat Schilling in den späten Fünfzigerjahren schon in der Zeitung gestanden. Und Karla Wende hat eine tolle RUNDSCHAU mit gestaltet, „eine klingende, tönende Sonderausgabe“, wie es auf Plakaten hieß. Das war ein Showprogramm der Konzert- und Gastspieldirektion Cottbus im Auftrag der Zeitung. Karla Wende, heute

Grieffenhagen, wirkte als junge Chansonsängerin mit. „Ich war neunzehn“, nimmt sie den Titel eines berühmten Defa-Films augenzwinkernd für sich in Beschlag. Jener Schilling mit seiner volltönenden Bassstimme leitete das kleine Ensemble. Eben der „Chefredakteur“, wie ihn ein RUNDSCHAUBildreporter bezeichnete. Mit der Show und dem Namen der Heimatzeitung zogen die Künstler durch die Lausitzer Lande, gastierten in Betrieben, Kulturhäusern, Heilstätten und Feierabendheimen. Wer sie sah und hörte, konnte ganz gut „Rundschau“

halten über die Landschaft der heiteren Muse. Und wenn die schicke Blonde mit Namen Karla Wende ihre Chansons sang, dann stieg in manchem Opa die längst vergessene jugendliche Wärme wieder auf. Die Texte trugen dazu bei. Sie waren frech, frisch und frivol. Dass Bodo Krautz ihr Autor war, von dem man in der Zeitung klassenkämpferische agitatorische Gedichte zu lesen bekam, wird manchen überraschen, Immerhin hatte der Cottbuser Dichter 1958 für seine Verdienste, mit den Versen „in den täglichen Kampf um den Sieg des Sozialismus ständig einzugreifen“,

den Carl-Blechen-Preis erhalten. Er habe, hieß es da außerdem, „in hohem Maße zur Entwicklung des sozialistischen Bewusstseins beigetragen.“ „Es gab jedenfalls Veranstalter“, erinnert sich Karla Grieffenhagen, „die sich diese Texte wegen fehlender sozialistischer Moral verbaten.“ Stolz ist sie auch heute noch darauf, dass ihre kesse, schnoddrige und dabei so charmante Art bei Edgar Külow Gefallen fand, der ebenfalls geistvoll-hintergründige Texte für sie schrieb. Mit der RUNDSCHAU verbanden die Chansonsängerin auch die jährlichen Pressefes-

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te. Tausende Leser sahen und hörten sie. Was für ein Publikum! Zeitweise spielte sie in Programmen an der Seite von Manfred Uhlig. Auch in Sketchen trat sie erfolgreich mit ihm auf. Das sind heute schöne Erinnerungen, gestützt durch Fotos und Zeitungsausschnitte. Nach der Geburt ihrer Kinder sagte sie der Bühne 1971 schweren Herzens Valet. Die Zeitung kommt noch täglich zu ihr. Sie ist eine begnadete Blumenzüchterin. Hat auch das mit Musik zu tun? Jedenfalls hat sie zehn verschiedene Arten von Engelstrompeten.

Karla Grieffenhagen mit der RUNDSCHAU im Bunde, deren Sonderausgabe damals nicht gedruckt, sondern gesungen, gespielt Foto: Helbig und getanzt wurde.


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

27. September 1952: Die Partei hat es eilig und trommelt die Massen zum Aufbau des Sozialismus zusammen.

17. Dezember 1952: Kommunistisch dominierter Völkerkongress in Wien ruft zu Frieden und deutscher Einheit auf.

29. Dezember 1952: „Stalin zeigt der Welt den Weg zum Frieden“, über dem natürlich, stolz und kühn, die rote Fahne wehen soll.

14. Januar 1953: Unter fadenscheinigen Beschuldigungen will sich Stalin jüdischer Ärzte – „Mörder“ und „Agenten“ – entledigen.

7. März 1953: Stalin ist tot. Er siegte über Hitler, hinterließ aber eine tiefrote Blutspur in seinem Land. Trotzdem weinten Millionen.

Raissa Gorbatschowas Himmelfahrts-Ausflug in den Spreewald Wohin mit dem Alkohol im Einkaufszentrum Groß Leuthen? / Feiernde Herrenrunden wurden weiträumig vom Gast aus Moskau fern gehalten VON WOLFGANG SWAT

Es war der Himmelfahrtstag im Mai 1987. In Berlin wurde große Politik gemacht. Die Herren Staats- und Parteichefs des Politischen Beratenden Ausschusses der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages – dem Zusammenschluss der sozialistischen Länder – stellten nach außen hin ihre Geschlossenheit dar. Der sowjetische Glasnostund Perestroika-Vater Michael Gorbatschow hatte seine inzwischen verstorbene Ehefrau Raissa Maximowna mit in die DDR gebracht. Für sie wurde selbstverständlich ein

Ein Hauch von Glasnost – Raissa Maximowna Gorbatschowa Foto: Archiv/Wawro besuchte 1987 die Lausitz. umfangreiches Frauenprogramm erarbeitet, während ihr Michael das harte Tagesgeschäft in der DDR-Hauptstadt

erledigen musste. Auserkoren war ein Besuch im Spreewald. Und das Christi Himmelfahrt, dem Tag, den sich die Männer

auch in der atheistisch geprägten DDR nicht für ihre Touren hatten nehmen lassen. Dabei sollte Raissa Gorbatschowa, so hieß es in der RUNDSCHAU, „über die Verwirklichung der sozialistischen Agrarpolitik, besonders über die Arbeits- und Lebensbedingungen der Genossenschaftsbauern“ informiert werden. Für die Protokoll-Macher in Berlin und Cottbus wurde Raissas Himmelfahrtstour in den Spreewald deshalb zu einer besonderen Herausforderung. Schließlich hatte Gorbatschow im großen Sowjetland eine Anti-Wodka-Kampagne gestartet, um die grassierende

Alkoholsucht seiner Landsleute einzudämmen. Ein erstes Problem war im ländlichen Einkaufszentrum in der Gemeinde Groß Leuthen bei Lübben zu lösen. Wohin mit dem Schnaps, war hier die schwierig zu beantwortende Frage. Die Idee, ihn zeitweise ganz aus dem Angebot zu verdammen, wurde zwar verworfen. Allerdings verschwand der Hochprozentige in den unteren Regalteilen in der Hoffnung, dass er dort der Genossin Gorbatschowa nicht sofort ins Auge fällt. Die Protokoller hatten sich aber mit einem weiteren Problem herumzuschlagen.

Sie mussten vermeiden, dass beschwipste Männer auf Fahrrädern oder in Kähnen dem Gast zu nahe kommen und bei ihm möglicherweise ein schlechtes Bild hinterlassen. Das Ergebnis war ein fast menschenleerer Spreewald, als Raissa Gorbatschowa eine Kahnfahrt rund um die Revierförsterei Schützenhaus in Wußwerk in der Nähe von Lübben unternahm. Lediglich ein Boot mit fröhlichen Jagdhornbläsern und Tänzern in sorbischer Tracht kam – rein zufällig natürlich – vorbei. Sie gaben, so hieß es damals in der RUNDSCHAU, „einen kulturellen Einblick in das Le-

ben der Spreewaldbewohner“. Himmelfahrtsausflügler mit Birkenzweigen an Fahrrädern und sich zuprostenden Kahnfahrer wurden weiträumig aus dem Blickfeld der Staatsfrau aus Moskau verbannt. Das allerdings stand nicht in der Zeitung. Ganz hinters Licht ließ sich die sympathische Raissa Gorbatschowa allerdings doch nicht führen. Bei einem kurzen Spaziergang in Groß Leuthen nahm sie damals einen im Protokoll nicht vorgesehenen kleinen Umweg, auf dem ihr die bröckelnde Fassade einer scheinbar heilen Welt nicht verborgen blieb.


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

15. Mai 1953: Adenauer will die KPD verbieten. Die SED schwört ihre Mitglieder auf Wachsamkeit gegen „Verschwörer“ ein.

12. Juni 1953: Die SED macht verschiedene Maßnahmen, die die DDR zum Pulverfass gemacht haben, rückgängig. Zu spät!

19. Juni 1953: Die Arbeiter – „faschistische Agenten“ und „käufliche Elemente“ – standen auf und wurden brutal niedergewalzt.

5. Januar 1954: Gefeiert wie eine Weltsensation: Die Inbetriebnahme eines Schmelzofens. Ein Schritt auf dem Weg zum Sozialismus.

26. Januar 1954: Hoffnungen auf die Einheit Deutschlands durch die Außenministerkonferenz zerschellen am „Njet“ und „No“.

Mit der LR auf Du und Du oder: „Wir sind die Lausitz“ Wir gehen der Frage nach: Gab es vor der Wende Marketing? Gab es bei der Lausitzer Rundschau zu DDR-Zeiten eigentlich Marketing? Diese Frage wurde mir als Marketingleiter nicht selten bei Betriebsführungen gestellt. Nein – eine Marketingabteilung wie heute gab es damals nicht. Ja, aber . . .??? Auch vor der Wende nutzten die RUNDSCHAU-Macher marketingähnliche Instrumente. Das wichtigste „Event“ der Lausitzer Rundschau bis zum Jahr 1989 waren ohne Zweifel die Pressefeste. 200 000 Besucher und mehr wurden nicht selten bei der größten Veranstaltung der Lausitz auf der Cottbuser Pressefestwiese an der Spree gezählt. Versu-

Große Bühne und viele Gäste – 4. Pressefest der LR 1956. che in den 90er-Jahren, an gleicher Stelle im jetzigen

RUNDSCHAU: „Wir sind die Lausitz“. Ende der 90er-Jahre fanden Meinungsforscher heraus, dass die regionale Kompetenz der LR kaum noch zu steigern wäre, aber die Zeitung kritischer und mutiger werden müsste. Daraus entstand „Wir gehen ran“. Heute verzichtet die LR auf einen generellen Claim und nutzt aktionsbezogene Slogans, wie „Lesen lohnt sich eben“, der die Vorteile des RUNDSCHAU-Abonnements und der damit verbundenen ABOraschung-Card hervorhebt. „Wir helfen“ ist seit mehr als zehn Jahren eine Aktion der RUNDSCHAU-Mitarbei-

ter, in der mit zahlreichen Partnern Gutes getan wird für Menschen in der Region, die Hilfe dringend nötig haben. Vor 1990 gab es in allen Kreisstädten die großen Solidaritätsbasare, wo unter anderem die Solidaritätslose des Verbandes der Journalisten der DDR verkauft wurden. Sie waren sehr gefragt, denn schließlich konnte man Autos gewinnen, auf deren Kauf man sonst 15 und mehr Jahre warten musste. Autos sind noch heute die Renner bei Gewinnspielen der RUNDSCHAU. Mehr als 20 fanden ihre glücklichen Besitzer, vom BMW bis zum Renault, vom Opel bis zum Maz-

da, vom Nissan bis zum VW. Eines der spektakulärsten Gewinnspiele waren dabei die Entenrennen auf der Spree in Cottbus, die es wieder geben wird. Gab es nun Marketingelemente bei der RUNDSCHAU bereits vor der Wende? Sind die Aktionen von damals heute Promotions? Nennen wir die Veranstaltungen und Feste von damals heute Events? Wurden aus Losungen jetzt Slogans? Fragen, die sich beliebig erweitern ließen. Beantworten kann sie jeder aus seiner Sicht. Jürgen Kassin Der Autor war 15 Jahre Marketing-Chef der RUNDSCHAU

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hatten nur geringen Erfolg. Schnell wurde klar: Für eine Mark Eintritt lassen sich solche Veranstaltungen nicht organisieren. Auf der Pressefestbühne war zu lesen: „Mit der LR auf DU und DU“. War das eine Losung oder doch eher ein Slogan? Davon gab es nach der Wende mehrere. Es begann 1990 mit „Lausitzer Rundschau – die Nr. 1 in der Lausitz“. Wer aufmerksam durch die Lausitz fährt, findet noch heute Aufkleber an vielen Briefkästen. Nachdem die meisten Regionalzeitungen im Osten sich in ihrem Verbreitungsgebiet auch zur Nr. 1 erklärten, hieß es bei der

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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

29. März 1954: Die UdSSR hat der DDR die (begrenzte) Souveränität als Teil des sozialistischen Lagers zugestanden.

12. August 1954: Übertritt von West nach Ost – Verrat oder Entführung? Präsident des Bundesverfassungsschutzes Dr. John in DDR.

20. August 1954: Die Bergung der Getreideernte bedurfte offenbar der dramatischen Anfeuerungsrufe des Ministerpräsidenten.

27. Januar 1955: Als die Westmächte einige Zeit vorher das Gleiche taten, galt das als Ablenkungsmanöver, hier ist es Großtat.

9. Febraur 1955: Baggerfahrer ruft E-Lokführer – klingt wie Geheimdienstcode, sollte aber Wettbewerb „von Mann zu Mann“ sein.

Wettbewerb an der Essenausgabe In der RUNDSCHAU-Chronik geblättert – Geschichten von Leistungsvergleichen und Rekorden / „Mehr Käse zum Neunten“ Die Geschichte der Lausitzer Rundschau ist auch eine Geschichte der Rekorde. Aber nicht alle diese Rekorde werden heutzutage noch ehrfürchtig bestaunt. Eher zaubert ihre Erwähnung den Lesern und vor allem auch den einst beteiligten Mitarbeitern ein Lächeln ins Gesicht. Der bis 1989 in der DDR allgegenwärtige „sozialistische Wettbewerb“ trieb nämlich auch in Redaktion und Verlag so manche Stilblüte. Er sollte den in Wahrheit nicht vorhandenen wirtschaftlichen Wettbewerb im Osten Deutschlands ersetzen und die Mitarbeiter motivieren. Ein

Rekord, der den Lesern nie in der Zeitung vermeldet wurde, den es aber tagtäglich neu zu erringen galt, fand im RUNDSCHAU-Speisesaal statt. Langjährige Mitarbeiter des Verlages und der Redaktion können sich daran erinnern, dass „Mitte der 1980er Jahre der Versorgungsgrad beim Werksküchen-Essen“ ein Maßstab für den innerbetrieblichen Leistungsvergleich war. Es war 1983, als dabei in der Normalschicht rekordverdächtige 76,5 Prozent der Mitarbeiter erreicht wurden. Doch es gab noch Reserven. Das bewiesen damals die Kollegen der Nachtschicht, von denen immerhin 79,8 Prozent

regelmäßig ein Essenmärkchen kauften. Die Betriebschronik verschweigt, mit welchen neuen Ideen, Gerichten oder Anreizen die Normalschichtler damals animiert werden sollten, ihren Rückstand aufzuholen. Der Wettkampf an der Essenausgabe ist schon wegen der in der Chronik auftauchenden Zahlenwerte erwähnenswert. In dieser historischen Auflistung von Ereignissen und Zahlen haben Prozentzahlen unter 100 in den Jahren bis 1989 eher Seltenheitswert. Ein Beispiel von 1985 belegt die damals praktizierte Arithmetik des Erfolges. Da-

mals lag die Arbeitsproduktivität nach Chronik-Angaben bei 104,5 Prozent, der Nettogewinn bei 101,0 Prozent. Diese Zahlen erscheinen bei heutiger Betrachtung genauso rätselhaft wie die für 1985 vermeldete Arbeitszeiteinsparung von 107,8 Prozent. Wer diesen Wert wörtlich nimmt, muss davon ausgehen, dass die Mitarbeiter damals bei einem Acht-Stunden-Arbeitstag 8,56 Stunden (107,8 Prozent) eingespart haben – schwer vorstellbar, dass dabei eine Zeitung erscheinen konnte. Der Wettbewerbsgedanke taucht in der RUNDSCHAUGeschichte schon sehr früh auf. Bereits im September

1949 konnten sich „bewährte Mitarbeiter“ freuen. Die Geschäftsleitung stellte damals 43 Tafeln Schokolade, 35 Packungen Feuersteine, acht Kilogramm Weizenmehl und 18 große Suppenwürfel für die Besten zur Verfügung. Aber trotz des stets suggerierten Strebens nach Höchstleistungen, verstanden die DDR-Herausgeber wenig Spaß. So drohten einem jungen Zeitungsredakteur disziplinarische Konsequenzen, weil er den Bericht aus einer erfolgreichen Molkerei vor dem IV. SED-Parteitag mit der Überschrift versehen hatte: „Mehr Käse zum Neunten.“ Jan Siegel

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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

Wende und Aufbruch Es war eine irre Zeit, diese Wende. Wir diskutierten nächtelang, wie es weitergehen sollte mit dieser DDR und der RUNDSCHAU. Am Tage waren wir unterwegs, um aufzudecken, was sich in 40 Jahren so unter dem Teppich angesammelt hatte, berichteten von Foren mit hitzigen Debatten, sammelten Meinungen, mussten uns als Teil des alten Systems selbst verteidigen. Mit einer authentischen, der Wahrheit verpflichteten anderen RUNDSCHAU versuchten wir zu überzeugen. Und nach und nach gelang

20 000 demonstrierten im November '89 vor dem Theater Cottbus.

Archivfoto: Rundschau

Ende einer Ära mit Ehrenkranz.

das. Mit unseren Lesern diskutierten wir, welcher Weg zur deutschen Einheit der bessere sein würde und begleiteten sie in die neue Gesellschaft. Auf den folgenden fünfzehn Seiten wollen wir an diese Wendezeit erinnern, vor allem, indem wir noch einmal in Zeitungsbänden von damals blättern, Ereignisse Revue passieren lassen. Friedrich Schorlemmer kommt zu Wort und zum ersten Mal soll die Rede von unserer internen Revolution in der RUNDSCHAU sein.

Archivfoto: ddp

Diese Forderung war schon bald erfüllt.

Was einst trennte, vereint nun. Von beiden Seiten wird die Mauer erklommen.

Demo in Spremberg am 4. November 1989. Heinz Biewald, Sekretär der Kreisleitung, traut sich heraus.

Archivfoto: Rundschau

Archivfoto: ddp

Archivfoto: Kottwitz

Jubel für Helmut Kohl in Erfurt im Februar 1990.

Archivfoto: dpa


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

Auch gegen die Lausitzer Rundschau als Sprachrohr der Bezirksleitung der SED richtete sich der Zorn der Demonstranten. Derweil hatte im Inneren bereits ein Denk- und Wandlungsprozess begonnen.

Archivfoto: Rundschau

Revolution intern

Die Redakteure der Lausitzer Rundschau stürzten 1989 ihre alte Chefredaktion und wählten sich eine neue Mit Jubiläen verhält es sich ein bisschen wie mit dem halbvollen oder halbleeren Glas Wasser. Es kommt darauf an, wie man die Sache betrachten will. Verglichen mit den ältesten Zeitungen in Deutschland, füllt die Lausitzer Rundschau gerade mal ein Viertel des Glases. Als Methusalem in der Branche nähert sich die Saarbrücker dagegen dem 250. Was gibt es also groß zu feiern? Doch dem Grünling sind eine Menge Gründe zu bestätigen. VON GERHARD FUGMANN

Vor allem der, von Krisen geschüttelt worden zu sein, wie die Alten nicht. Dazu mit einer Zäsur in seiner Existenz, die das Phänomen ermöglichte, die Saarbrücker als Miteigner des Blattes ins Cottbuser Handelsregister einzutragen. Als ich im Januar 1990 mit dieser Idee der Besitzverschmelzung an die Saar reiste, stieß ich dort auf höfliche Zuhörer und mildes Lächeln. Zugegeben, wir waren der Zeit etwas vorausgeeilt. Bis die Treuhandanstalt die ostdeutschen Zeitungen ausschrieb, vergingen noch viele Monate. Meiner Reise dorthin war so etwas wie eine interne Revolution vorausgegangen, über die wir in der Folgezeit nie viele Worte verloren haben. Das Jubiläum ist ein Anlass, sich des Geschehens zu erinnern. Vor dieser internen Revolution von 1989 lagen sich zuspitzende Konfrontationen zwischen Redakteuren und der Leitung der Lausitzer Rundschau. Der Zwang für die Journalisten, über eine Wirklichkeit zu berichten, wie sie sich schon lange nicht mehr darbot, bedeutete, den Prozess des gesellschaftlichen Niedergangs zu leugnen und alles schön zu reden. Dem widersetzten sich die Redakteure nicht nur in Cottbus, sondern auch in einigen Lokalredaktionen, wie etwa in Finsterwalde. Unsere Konsequenz gipfelte darin, den von der Bezirksleitung der SED eingesetzten Chefredakteur und seine Stellvertreter zum Rücktritt zu zwingen. Als Gorbatschow den Jour-

nalisten in Berlin prophezeite, Zensur erweiterte ihre Spielar- dass das Volk im Regen stand. wer zu spät kommt, den be- ten, nachdem nicht mehr zu- Eine Demonstration endete am straft das Leben, gehörte eine verlässig funktionierte, was Theater. Das Haus war überkleine Gruppe von Redakteu- Peter Scholl-Latour in einem voll von Menschen. Auf der ren der Lausitzer Rundschau Interview 2001 als Selbstzen- Bühne saßen die Hoffnungsträalso schon nicht mehr zu de- sur charakterisierte: „. . . wenn ger der SED neben den Rebelnen, die zu spät kamen. Ver- ein junger Kollege so etwas lierenden. Doch die als Nachhielten sie sich bis dahin nur wie mein Buch über den Kon- folger gedachten Funktionäre aufmüpfig, handelten sie jetzt flikt in Israel, ‚Lügen im Heili- erzürnten die Massen nur noch zielgerichtet, um das Propa- gen Land', schreiben würde, mehr. Natürlich schlug da gandainstrument LR in ein mit den Bemühungen, auch die mancher der Zuhörer auch journalistisches Medium um- Palästinenser zu verstehen, über die Stränge oder suchte zuwandeln. könnte er in den deutschen seine eigene Suppe zu kochen. Die politische Wende zeich- Redaktionen großen Ärger be- Doch das korrigierte die Vernete sich zu diesem Zeitpunkt kommen.“ Dieser Ärger wur- sammlung selbst und erwies erst in groben Konturen ab. In de in der Vor-Wende-LR im- sich am Ende als souverän im der Industrie wurde es immer mer alltäglicher. Für mich Umgang mit Demokratie. Wir schwerer, die Produktion auf- dehnte er sich insofern aus, als schrieben über all das. Leser rechtzuerhalten. Es fehlte an dass alle Kulturseiten nicht nur und Zeitung, das kam zusamallem. Auch das ideologiege- streng „gegengelesen“, son- men. Die Wende nahm ihren prägte geistig-kulturelle Leben dern immer öfter verändert Lauf. Die Hoffnung auf eine entzog sich zunehmend den wurden. andere DDR verflog. SpätesReglements, wie sie von der Mich stimmte das alles im- tens nach Günter Schabowskis SED verordnet wurden. Nur mer nachdenklicher. Zu Be- Zettel-Dekret gab es nur noch die Gedanken waren noch frei. ginn des Jahres 1989 ent- den Weg in die BRD, wenn Schon lange davor auch nicht im musste ich mich rechtGeist von Schil„Mit der historisch zu nennenden fertigen, als Volker lers RütliBraun in Hoyerswer- Versammlung der RUNDSCHAU-Redak- Schwur. Aus da aus seinen Gedichdem „einig Volk ten gelesen hatte und teure veränderten sich Konstellationen von Brüdern“ ich begeistert davon wurden eingeberichten wollte. Der und Zielstellungen. Wir suchten und gin- gliederte Brüder Beitrag durfte nicht eines Volkes. erscheinen. Anfangs Das Grundgegen unseren eigenen Weg.“ schüchterten solche setz ließ sich Gerhard Fugmann Vorgänge noch ein, da leicht ändern, sie ja mit der Drohung jetzt, wo nicht verbunden waren, den Beruf schloss ich mich deshalb, die mehr gehalten werden musste, aufs Spiel zu setzen. Um bei LR zu verlassen. Meine engs- was darin jahrzehntelang verdem einem Autor zu bleiben: ten Kollegen, die es nicht un- sprochen worden war. Ein Jahr vor der Wende insze- bedingt leicht mit mir hatten, Dem Wendepunkt in der nierte das Cottbuser Theater wenn es um Qualitätsansprü- Geschichte der LR lagen diese seine „Übergangsgesell- che ging, nahmen diese Bot- Ereignisse zugrunde. Denen schaft“. Eine Adaption auf schaft mit einer Gegenreaktion konnte die bisherige ChefreTschechows „Drei Schwes- auf. Sie wollten dann das Glei- daktion nicht gerecht werden. tern“ mit Zukunftsängsten und che tun. Wir einigten uns auf Die Entwicklung verlangte, Fluchtsehnsüchten der Ost- weitermachen. Wir dachten zur Politik der SED und ihren deutschen. Die Uraufführung über eine anders zu machende Führern distanzierte Positioin Bremen lag erst zwei Jahre Zeitung nach und hielten uns nen zu beziehen und mit dezurück. Die Bezirksleitung der mit unserer Meinung immer nen ins Gespräch zu kommen, SED setzte den Intendanten weniger zurück. Und so, wie die das politische Geschehen massiv unter Druck, um die sich im ganzen Land die politi- zunehmend bestimmten. Das Premiere zu verhindern. Der schen Auseinandersetzungen waren immer weniger die ließ sich nicht einschüchtern. zuspitzten, so polarisierte sich Funktionäre der SED oder der Die LR nahm das Theaterer- auch die Redaktion zuneh- anderen etablierten Parteien. eignis natürlich wahr. Ich hatte mend. Neue Gruppierungen fanden zur Premiere einen namhaften Inzwischen marschierten die mit vielfältigen, aber grundKritiker bestellt, doch der Cottbuser durch die Stadt. Wir sätzlichen Forderungen große Chefredakteur verhinderte das waren dabei, wir identifizier- Resonanz. Die Kirchen hielten Erscheinen der Rezension. Zu- ten uns und wir berichteten sich für sie offen. Im Land gleich forderte mich die Be- ausführlich. Die noch regieren- brodelte es wie weiland 68 in zirksleitung auf, die Kritik „zu den Funktionäre bekundeten, der BRD. Nur wurde dem überarbeiten“ oder eine neue sich dem Volk zu stellen und Aufbegehren nicht Waffengezu schreiben. Absurd. im Regen zu stehen, aber nah- walt entgegengesetzt und noch Die von der SED geleugnete men noch immer nicht wahr, gab es keine Opfer auf der

Straße, wie damals dort mit Rudi Dutschke. Die von der Bundesregierung unterstützte Massenflucht mutierte mit Botschaftsasyl in osteuropäischen Ländern und Sonderzügen in die BRD zu einer Fluchtwelle. Die Menschen, die so Hals über Kopf alles bisher Errungene aufgaben, hofften auf das gelobte Land hinter der Mauer, die nun gefallen war. Die Ostdeutschen fühlten sich durch BRD-Politiker und ihre Medien vertreten, während hiesige Politiker getrieben reagierten und den Untergang der DDR beschleunigten. Als Ende Oktober endlich der Mann zurücktrat, an dem der Niedergang des Landes festgemacht wurde, stieg keine Hoffnung auf, sondern bestenfalls Verzweiflung. Seinen Nachfolger mochte keiner und seiner Crew gehörte ein gewisser Schabowski an, der sich als Medium bestätigte, als er im November mit der Verlesung von Nachrichten aus der Jackentasche Geschichte machte. Uns Journalisten vor Ort versuchte noch lange ein selbstherrlich agierender SEDFunktionär zu dirigieren, ohne intellektuell zu erfassen, was die Stunde geschlagen hatte. Mit der historisch zu nennenden Versammlung der RUNDSCHAU-Redakteure veränderten sich Konstellationen und Zielstellungen. Wir suchten und gingen unseren eigenen Weg. Da mochte uns die Erfahrung fehlen, doch was wir wollten, wussten wir. Das brachten wir an diesem Tag auf den Punkt, nachdem die Finsterwalder Lokalredakteurin Heidrun Seidel die Frage gestellt hatte, wer denn Antworten darauf hat, wie wir die Zeitung machen müssten, wenn sie anders werden sollte. Ein mögliches Konzept dafür lag in meinem Schreibtisch. Ich holte es, um es zur Diskussion zu stellen. Meine Vorstellungen orientierten sich an Blättern wie der Berliner Morgenpost oder der Saarbrücker Zeitung. Es konnte nicht unsere Absicht sein, nur ein paar Rubriken zu ändern. Das fand Anklang genug, um es mit einer neuen Chefredaktion zu

realisieren. Dem Sturz der alten folgte die Wahl der neuen. Wir wählten nach einer sporadisch aufgestellten Kandidatenliste in geheimer Abstimmung diejenigen, die künftig das Heft in die Hand nehmen sollten. Ich beantwortete die Frage, warum ich mich nicht an die Spitze stellen wollte, mit dem Vorschlag, den Wirtschaftsredakteur Wolfgang Nagorske zu wählen, von dem ich damals meinte, er brächte dafür mehr Kompetenz mit. Wir gingen sofort an die Arbeit und bezogen die ein, die schon bisher mit uns gegangen waren. Renate Marschall, Ida Kretzschmar und andere. Die verkaufte Auflage, die übrigens aus Papiergründen unter DDR-Verhältnissen limitiert war, überschritt die magische Grenze von 300 000 Exemplaren. Wir fanden mit der Art, wie wir Zeitung machten, größten Zuspruch. Doch die Anfangserfolge mussten in dauerhafte verwandelt werden. Zu einer gut funktionierenden Zeitung gehört ein gut funktionierender Verlag. Der LR-Verlag folgte unseren Ent-

Gerhard Fugmann war vor der Wende über viele Jahre Leiter des Kulturressorts. Federführend war er an der Wende in der RUNDSCHAU beteiligt. Auf einer Versammlung aller Redakteure 1989 erhielt er die meisten Stimmen als Mitglied einer neu zu bildenden Chefredaktion, die wiederum Wolfgang Nagorske zum Chefredakteur beFoto: priv. stimmte.

scheidungen eher bedächtig, wenn auch zuverlässig. Der bisherige Verlagschef hatte das Haus nie in rote Zahlen rutschen lassen. Das sollte unter den veränderten Bedingungen auch so bleiben. Die noch existierende Bezirksleitung der SED zog sich aus der Finanzierung zurück, nachdem klar war, dass wir uns nicht mehr an ihre Weisungen gebunden fühlten. Um das Blatt vor Turbulenzen zu bewahren, die wir am Ende womöglich nicht beherrscht hätten und um die Lernwege zu verkürzen, meldete ich mich also in der Chefredaktion der Saarbrücker Zeitung an. Ich stieg ohne einen Pfennig Westgeld und zum ersten Mal in meinem Leben in den Zug über die offene Grenze und fuhr zu denen, die noch etwas Zeit brauchten, um zu begreifen, welch ein Gewinn ihnen so mir nichts dir nichts in die Hände fiel. Mein Angebot, das indirekt ja dem Holtzbrinck-Konzern galt – die Zeitung ganz zu erwerben – stieß auf das erwähnte Lächeln. Wir trennten uns höflich. Schon bald aber profitierten wir von den Erfahrungen einer Mannschaft, die immer öfter aus dem Westen zu uns reiste und dem Blatt an der Spree auf die Sprünge half. Während sich die Dinge weit gehend im Sinne des westdeutschen Grundgesetzes entwickelten, richteten sich alle Aktivitäten der Saarbrücker und der Cottbuser Zeitungsleute darauf, das immerhin beträchtliche Eigentum der SED in den Besitz des HoltzbrinckKonzerns überzuleiten. Damit entzog sich das Unternehmen mehr und mehr unserem Einfluss. Der hier zuerst eingesetzte Geschäftsführer Bernd Hartmann erwarb sich fortan eine bis heute gerühmte Achtung. Nicht alle, die gekommen waren, taten dem Blatt gut. An Kleinfritzchen fehlt es keiner Gesellschaft. Wir von damals können uns nicht zu den so genannten Bürgerrechtskämpfern zählen. Wir kämpften für das Recht auf freie Meinungsäußerung, Pressefreiheit genannt, und handelten.


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

4. April 1955: Das zerstörte und demontierte Land brauchte alle Anstrengungen zu seinem Wiederaufbau. Die SED mobilisierte.

2. September 1955: „Wo heute noch Kiefernwipfel sich im Winde wiegen“, soll bald das Kombinat Schwarze Pumpe stehen.

30. September 1955: UdSSR entlässt so genannte Kriegsverurteilte, die meist zu drakonischen Strafen verurteilt worden waren.

15. Februar 1956: Historischer Parteitag mit der Geheimrede über Stalins Verbrechen, die aber als „Personenkult“ verniedlicht werden.

4. Juni 1956: Die Senkung der Preise für Industriewaren macht sich in den schmalen Portemonnaies vieler Leute bemerkbar.

In eigener Sache

Wir haben sie tatsächlich erlebt: uneingeschränkte Pressefreiheit Mensch, was hatten wir für ein Glück. Wir haben es tatsächlich erlebt. Für einige Monate zwischen 1989 und 1990 hatten wir uneingeschränkte Pressefreiheit. Jeder konnte schreiben, was er wollte. Nur dem Grundgesetz und unserem eigenen Gewissen fühlten wir uns verpflichtet. Was war das für ein unglaubliches Gefühl. Wie viel Spaß dieser Beruf plötzlich machte und welche

Resonanz wir von Lesern bekamen. Die diskutierten mit, fühlten sich verantwortlich, wollten Aufklärung. Gemeinsam machten wir eine spannende Zeitung. Es war, als hätte endlich einer den Deckel über der Käseglocke gelüftet. Durchatmen und schreiben, schreiben, schreiben. Es war befreiend. Auf dieser Seite erzählen Kollegen ihre Wendeerinnerungen. Renate Marschall

Ankunft Plötzlich standen sie in der Tür. Der Mann groß, die Frau neben ihm klein mit einem Blick zwischen Neugier und Skepsis. „Haben Sie ein bisschen Zeit für uns?“ Im südlichsten Bayern hatten sie sich bei Schnee und Kälte aufgemacht, waren mehr als einen Tag lang auf den noch nicht vereinten Straßen weit in den Osten gefahren. Nun standen sie im Februar 1990 in der kleinen Finsterwalder Lokalredaktion, in der noch der Fernschreiber Ohren betäubend hackte und Lochbänder – die Nachrichten und Reportagen in EDV-Sprache – in die Cottbuser Druckerei schickte. Sie wollten etwas fühlen von der spannenden Wendezeit, die in Bayern fast nur als Fernsehbild angekommen war. Sie wollten's authentischer. Aus erster Hand. Journalistenkollegen eben.

So saßen wir denn schließlich die halbe Nacht in der Kneipe und erzählten uns. Wir Ost-Journalisten, noch auf der Suche nach dem neuen Selbstverständnis und voller Fragen, und die West-Journalisten, neugierig und fasziniert von den abenteuerlichen Umbrüchen. Wohl auch ein bisschen neidisch. Vor allem, als wir ihnen erzählten – und so, als wäre das die normalste Sache der Welt – dass wir gerade den Chefredakteur aus unserer Mitte gewählt hatten. Und so zogen sie dann mit unseren umstürzlerischen Erfahrungen der Wendeeuphorie ausgerüstet zurück in ihre bayerische Heimat. Ihren Chefredakteur hat aber auch in Zukunft ein Verleger bestimmt. Und unseren schließlich auch. Heidrun Seidel

Die RUNDSCHAU wandelt sich Eine Chronik der wichtigsten Ereignisse 5. 12. 1989 Änderung des Untertitels der Zeitung von „Organ der Bezirksleitung Cottbus der SED“ in „Zeitung der SED für den Bezirk Cottbus“ 9. 12. 1989 Änderung des Untertitels der LR in „Sozialistische Tageszeitung für den Bezirk Cottbus“ 10. 12. 1989 Der bisherige Chefredakteur wird von seinen Pflichten entbunden. Die Journalisten der LR wählen auf einer Redak-

teursversammlung Wolfgang Nagorske zum neuen Chefredakteur und zwei neue stellvertretende Chefredakteure. 18. 1. 1990 Erklärung der Mitarbeiter der Redaktion und des Verlages der LR: „Die LR ist ab heute unabhängig und wird vom eigenen Verlag herausgegeben. Der Bezirksvorstand der SEDPDS fungiert nicht mehr als Herausgeber.“ Der Untertitel wird geändert in: „Unabhängige Tageszeitung“. Die Druckerei „Lausitzer Rundschau“ fordert die zügige Überführung der Druckerei von Partei- in Volkseigentum. Ende März 1990 Die Parteisubventionen für die LR durch die SED-PDS werden eingestellt. 15. 4. 1991 Die Treuhand entscheidet über den Verkauf von zehn ostdeutschen Tageszeitungen an Verlage in den alten Bundesländern. Die „Saarbrücker Zeitung“ übernimmt die „Lausitzer Rundschau“.

Wandel

Foto: ddp

Mut zum Experiment Wie die RUNDSCHAU nach Bonn und Berlin kam

Es war ein Oktobertag im Jahre 1993, als unsere Zeitung um ein bundespolitisches Korrespondentenbüro bereichert wurde. Damals machte sich der Autor dieser Zeilen auf den Autobahnweg von Cottbus nach Bonn, um nicht nur geographisch Neuland zu betreten. VON STEFAN VETTER

Nach jahrelangem Job in der Cottbuser Zentralredaktion ergaben sich völlig neue Arbeitsperspektiven. Bernhard Bernarding, heute stellvertretender Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung, arbeitete seinerzeit für dieses Blatt im Pressehaus am Rhein. Da die SZ nach der Wende die Rundschau erworben hatte, lag es nah, eine Bürogemeinschaft zu bilden. Und sie funktionierte von Anfang an sehr gut. Zuvor waren allerdings noch einige Hürden zu bewältigen. So pflegten die Verantwortlichen der Saar-

brücker Zeitung den Kandidaten aus dem Osten genau unter die Lupe zu nehmen. Schließlich sollten seine Beiträge auch an der Saar gedruckt werden. Am Ende siegte der Mut zum Experiment. Und so wurde das gemeinsame Pressebüro im Bonner Tulpenfeld eine der ersten medialen Ost-WestEinrichtungen am Rhein. Bis zum Regierungsumzug nach Berlin vor sieben Jahren blieben die Parlamentskorrespondenten mit DDR-Biografie eine seltene Spezies. Am Rheinländer hat das nicht gelegen. Durch sein karnevalistisch geprägtes Gemüt fühlt er sich allen Völkerscharen verbunden. Viele altbundesrepubikanische Zeitungen waren aber seit Jahr und Tag mit ihren Korrespondenten in Bonn vertreten. Sie übernahmen die Berichterstattung für ostdeutsche Ableger kurzerhand mit. Zu den nachhaltigen Erinnerungen aus 13 Jahren Kor-

Die Füße aus der Wolke „Das wird heute ein historischer Tag“, munterte mich mein Fahrschullehrer am Morgen des 9. November 1989 auf. Und er ahnte nicht, wie Recht er hatte. Dabei war es eher unerheblich, dass ich an diesem Tag die Fahrprüfung bestand, obwohl sie mir in den nächsten turbulenten Wochen unentbehrlich wurde. Aber hatten wir jemals so Geschichte auf der Haut gespürt wie am Ende dieses Tages und an den vielen zuvor? Alles schien möglich. Ich wunderte mich über die Sprachgewandtheit der Menschen, die auf einmal über-

schäumte, wie gäriger Wein. „Mit dem Gesicht zum Volke – und nicht mit den Füßen in ’ner Wolke“. So, wie Gerhard Schöne sang, für mich der Prototyp des sanften Revolutionärs, sollte es sein. Aber wo anfangen? Wir stürzten uns in wilde Diskussionen, berichteten über Demos. Auch in Klein-Wandlitz bin ich gewesen, habe mir die Datschen der einstigen Bezirksmächtigen angesehen. Erschütternder aber waren für mich andere Geschichten. Ich schrieb auf, was ich vorher nicht durfte. Die Liste ist lang. Ida Kretzschmar

respondenten-Dasein gehört zweifellos die journalistische Begleitung des frisch gebackenen Außenministers Joschka Fischer zu seinen Antrittsbesuchen in Paris, London und Warschau. Damals, im Herbst 1998 bewegte sich der Diplomat Fischer bereits so routiniert auf dem internationalen Parkett, als hätte es den Revoluzzer und Steinewerfer Fischer nie gegeben. Nur an einer Stelle blitzte seine Vergangenheit auf: Wie er sich denn fühle, mit Blaulicht-Eskorte chauffiert zu werden, wollten Reporter von Fischer wissen. Das sei für ihn nichts Neues, gab er trocken zurück. „Ich bin schon früher mit Blaulicht gefahren worden.“ Irgendwann in den Jahren zuvor führte eine Tour mit Verkehrsminister Matthias Wissmann nach Warschau. Auf dem Rückweg herrschte plötzlich betretenes Schweigen, als die Maschine beim Landeanflug wieder durch-

startete. Minuten später schob ein Mechaniker den Teppich im Gang beiseite, riss eine Klappe auf und machte sich mit einem Werkzeug an den technischen Innereien zu schaffen. Später erfuhren wir den Grund: Beim Flug nach Deutschland war das Fahrwerk in luftiger Höhe vereist. Erst nach einigen Schleifen in tieferen Gefilden ließen sich die Räder wieder ausfahren. Dabei ging die Tankanzeige schon bedrohlich gegen Null . . . Geschichten hinter den Geschichten ließen sich noch viele erzählen. Doch in erster Linie hat der Leser natürlich Anspruch auf die wichtigen Dinge des Lebens: Ob Aufbau Ost, Rentenloch, oder Gesundheitsreform – stets hat die RUNDSCHAU die zuständigen Bundesminister und Fachpolitiker für Interviews, Analysen und Hintergrundinformationen bekommen. So soll es auch in Zukunft bleiben.

Glück im Herbst Der 4. Juni 1989 wird mir als der Tag in Erinnerung bleiben, als die Zweifel überhand nahmen. Die Reaktion der DDR-Partei- und Staatsführung auf das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking löste auch unter vielen meiner Kollegen Fassungslosigkeit und Entsetzen aus. Die chinesische Führung hatte ein Blutbad anrichten lassen, das schätzungsweise 3000 Opfer forderte. Die DDR-Oberen gratulierten zur „Niederschlagung einer Konterrevolution“. 16 Jahre später und um

einige Illusionen ärmer über meine neue Republik stand ich auf eben diesem Platz in Peking. Die blutbesudelten Steinplatten sind zwar längst ausgetauscht worden. Aber noch heute wird dieses Symbol des Aufbegehrens besonders gut bewacht. An diesem Ort fühlte ich mich zurückversetzt in die wilden Herbsttage des Jahres 1989 in der DDR: Die aufgestaute Wut, die Enttäuschungen, der Frust entluden sich friedlich. Erst in Peking verstand ich wirklich, welch großes Glück das war. Susann Michalk

Seit heute steht die Redaktion unserer Zeitung unter einer neuen Leitung. Auf eigenen Wunsch ist Genosse Joachim Telemann von seinen Pflichten als Chefredakteur der „Lausitzer Rundschau“ entbunden worden. Der neue Chefredakteur wurde in freier, offener und geheimer Wahl gewählt. In der Vergangenheit erfolgten dirigistische Eingriffe von außen, die unsere journalistische Arbeit behinderten. Sie führten dazu, daß auch die „Lausitzer Rundschau“ sich in den Dienst einer falschen Medienpolitik stellte. Dafür entschuldigen wir uns. Verlorenes Vertrauen ist nur durch eine ehrliche, offene, den Interessen unserer Leser zugewandte journalistische Arbeit wiederzugewinnen. In den vergangenen Wochen sind wir erste Schritte in diese Richtung gegangen. Das bestätigen uns auch zahlreiche Zuschriften. Diesen Weg werden wir mit Konsequenz weitergehen. Die „Lausitzer Rundschau“ wird als sozialistische Tageszeitung für den Bezirk Cottbus ein aktiver Streiter für einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz sein, sich in den Dienst der umfassenden demokratischen Erneuerung unseres Landes stellen. Dafür brauchen wir den wachen und kritischen Blick unserer Leser. Denn unsere Zeitung soll Ihre Zeitung sein. Wolfgang Nagorske, Chefredakteur Am 11. Dezember 1989 entschuldigte sich der neu gewählte Chefredakteur bei den Lesern

Eine spannende Zeit im Spreewald Während in Leipzig und Berlin im Herbst 1989 die Montagsdemonstrationen in vollem Gange waren, näherte sich die Wende im Spreewald, in und um Lübben (heute DahmeSpreewald), eher bedächtig. Doch für einen Redakteur war jeder Tag voller Spannung. Ich besinne mich noch gut, als ein Bekannter zu mir sagte: „Mensch, du schreibst jetzt aber freche Artikel.“ Was damals vermeintlich frech wirkte, war nichts als die Wahrheit, die so vorher in gedruckter Form nur nicht zu lesen gewesen war. Von Tag zu Tag konnten wir Journalisten unsere Leser besser über die Zustände in unserer Region ins Bild setzen. An Runden Tischen und auf Bürgerversammlungen ging es heiß her und die politischen Regional-Fürsten erkannten ihre Untertanen nicht wieder. Die Spreewälder trugen ihr Herz auf der Zunge – ein sonst eher wenig ausgeprägter Charakterzug. Matthias Bräuer


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

9. Juni 1956: Die ungenügenden Wohnverhältnisse machen der Partei wegen der Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu schaffen.

19. Oktober 1956: Vierlinge in LauchhammerSüd geboren, Mutter und Kinder wohlauf. Die RUNDSCHAU gratulierte.

1. November 1956: Was in Ungarn 1956 wirklich geschah, durfte in der RUNDSCHAU nur in sowjetischer Version gelesen werden.

4. Februar 1957: Die politische Organisation der Sorben und Wenden legt ein Bekenntnis zum Aufbau des Sozialismus in der DDR ab.

15. Februar 1957: Kombinat Schwarze Pumpe verspricht, 1959 die ersten Briketts an die Haushalte und die Wirtschaft zu liefern.

Fraktionschefs als Alleinunterhalter Wie Christian Taubert als Potsdam-Korrespondent der RUNDSCHAU die Arbeit des ersten Landtags erlebte Es war Ampelzeit in Brandenburg im Herbst 1990. Die ersten freien Wahlen nach der friedlichen Revolution im neuen, alten Bundesland, das aus den einstigen DDR-Bezirken Potsdam, Cottbus und Frankfurt (Oder) entstanden war, hatte die SPD gewonnen. Allein regieren konnte sie allerdings nicht. Dem OstTrend folgend, mit der CDU in eine Koalition zu gehen – das wollte und sollte sie (nach Bonner Vorstellungen) offenbar nicht. So holte sich Manfred Stolpe FDP und Bündnis 90 mit ins Boot – für den Aufbau des neuen Staats- und Rechtssystems mit hunderten Gesetzen und Verordnungen

zweifellos eine der schwierigsten Konstellationen. Als Potsdam-Korrespondent der RUNDSCHAU werde ich diese Zeit stets mit Hochachtung vor den Leistungen der Abgeordneten in Erinnerung behalten. Bergeweise hatten sie Gesetzesvorlagen der Regierung, die ihren Ursprung oft im Partnerland Nordrhein-Westfalen hatten und an Brandenburger Verhältnisse angepasst waren, kritisch zu bewerten, um im Parlament Veränderungen anzuregen. Kaum ein Gesetz verließ in der Form den Landtag wie es hingekommen war. Und Sitzungen auf dem Potsdamer

Brauhausberg endeten selten vor 22 Uhr. Den Fraktionschefs der gerade einmal sechs Abgeordnete zählenden Regierungsfraktionen von FDP und Bündnis 90 kam bei Landtagssitzungen oft die Rolle des „Alleinunterhalters“ zu. Während SPD, CDU oder PDS Spezialisten für nahezu alle Fachgebiete zu präsentieren hatten, tauchten der Herzberger Rainer Siebert (FDP) und Günter Nooke (Bündnis 90) aus Forst immer wieder am Rednerpult auf. Kompetente Referenten im Hintergrund waren für sie zu dieser Zeit wichtiger denn je. Mit dem Abstand von mehr als einem Jahrzehnt zur ers-

ten Legislaturperiode und der Erinnerung an überaus interessante und turbulente Zeiten erscheinen so manche Versäumnisse und Fehler erklärlich, wenngleich nicht entschuldbar. „Klotzen statt kleckern“ hieß damals die Devise von Finanzminister Klaus-Dieter Kühbacher (SPD). Die Kredite, die Jahr für Jahr zur Ankurbelung der Wirtschaft aufgenommen wurden, sollten sich über Steuereinnahmen nach der Ansiedlung von Unternehmen amortisieren. Fehlanzeige! Das erste Schulgesetz mit Bienchen statt Zensuren in den ersten Klassen und ohne Abschlussprü-

fung in Jahrgangsstufe zehn hatte sich später DauerNovellierungen zu unterziehen. An den bündnis-grünen Träumereien von damals laboriert die Bildungspolitik im Lande noch heute. Oder: Von den Entscheidungen zur Abwasserpolitik mit dem Bau überdimensionierter Klärwerke hat sich das Land bis heute nicht erholt. Die Ampelzeit in Brandenburg war ein Wagnis, das wohl nur in diese Periode passte. 1994 endete die spannende Koalition mit dem vorzeitigen Bruch. Als Modell hat sie bis heute nicht mehr getaugt.

Manfred Stolpe am 26. Oktober 1990 im Potsdamer Landtag unmittelbar vor der Konstituierung des ersten Brandenburger Parlaments. Am 26. Oktober 1990 wurde Manfred Stolpe als erster Ministerpräsident des Landes Brandenburg vor dem Landtag vereidigt. Zu seiner Mannschaft gehörte damals auch Peter-Michael Archivfoto: Helbig Diestel (CDU/r).

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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

30. April/1. Mai 1957: Ihre Kraft, alle ihre Erkenntnisse und ihre ganze Liebe haben die Arbeiter angeblich der DDR gegeben.

In „RUNDSCHAUen“ der Wende geblättert „Reden wir offen über unsere Probleme“ titelte die RUNDSCHAU am 17. Oktober 1989 – zehn Tage nach dem 40. Jahrestag der DDR, an dem wir noch die Errungenschaften des Sozialismus gefeiert hatten. Zehn Tage, in denen auch in der RUNDSCHAU der Druck der Straße ankam. Die Demos überall im „Kohle und Energiebezirk“ waren nicht mehr zu übersehen, die Forderungen der Demonstranten nicht zu überhören. Die Zeitung wurde zur Diskussionsplattform. Wir berichteten von Foren, deckten Missstände auf, waren Korruption auf der Spur, entdeckten den Umweltschutz. Auf den folgenden Seiten erinnern wir daran.

9. Oktober 1957: Die Erde hat seit fünf Tagen einen künstlichen Mond oder, wie Agitatoren sagten, einen roten Stern im Haar.

14. Oktober 1957: Geldumtausch gegen Spekulantentum. Jeder konnte rechtmäßige (Volksmund: recht mäßige) Beträge tauschen.

Die erste große Demo in Cottbus Am Montag um 17 Uhr formierte sich am Theater der Stadt Cottbus eine Demonstration. An ihr nahmen über 20 000 Bürger teil. Als Initiatoren der genehmigten Demonstration erklärten sich Vertreter der Initiativgruppe „Forum“. Im Demonstrationszug, der zur Cottbuser Stadthalle führte, wurden Transparente mitgeführt wie „Wir sind das Volk“, „Jetzt Demokratie – Cottbuser, dafür mehr Energie“. Vor der Stadthalle stellten sich zum Dialog der Oberbürgermeister Erhard Müller, Otto Wendt, 1. Stellvertreter

des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes sowie Frank Ramm, 2. Sekretär der SED-Kreisleitung Cottbus-Stadt. Nach ersten Dialogangeboten und Diskussionsversuchen forderten

die Demonstrationsteilnehmer, daß Werner Walde als 1. Sekretär der Bezirksleitung an diesem Dialog teilnimmt. Bei seinem Eintreffen erklärte er: Ich hatte die Absicht ab 18 Uhr im Theater der Stadt auf einer Dialogrunde Fragen von Bür-

gern zu beantworten. Jetzt bin ich hier und bereit, sachlich über alle Fragen zu sprechen. Ich weiß, auf dem Platz haben sich Bürger versammelt, die mit der gegenwärtigen Entwicklung unzufrieden sind. Ich erkläre, dass auch ich persönlich Verantwortung trage für in 40 Jahren DDR Erreichtes und nicht Erreichtes. . . Die Themenbreite erstreckte sich über Gewerkschaften, die die Interessen der Werktätigen echt vertreten, Bürokratismus, Lohn- und Rentenpolitik, Herzlosigkeit, Versorgungsfragen, Umweltschutz, weiße Flecken in der Geschichte bis hin zur Rolle der obersten Staatsorgane, zu ungerechtfertigten Privilegien . . . LR vom 31. Oktober 1989

17. Januar 1958: Hier drei, dort drei, da mal Bauern, die sich zu einer LPG zusammentaten, richtig zufrieden konnte die Partei nicht sein.

27. Januar 1958: Deshalb gibt sie die Parole aus: Alle Bauern zum Sozialismus drängen, nennt das aber: führen.

Lange verhinderte Reportage Diese Reportage wollten junge LR-Journalisten in Fortsetzungen vor Jahren schreiben. Trotz Hartnäckigkeit ist es ihnen dennoch nicht gelungen, verstaubte jene Konzeption in den Chefetagen der SED-Bezirksleitung. Doch auch heute ist das Thema hochaktuell, denn noch immer verschwinden in unserer Lausitz Dörfer von der Landkarte. Briefe erhielten wir dazu erst jetzt, wie den von Karl Domann aus Proschim. Prolog. Als wir an einem frostigen Tag jenen aufwühlenden Briefzeilen nach Pro-

schim folgen, steht vor der Cottbuser Schloßkirche einer, stumm, ein Schild hochhaltend: Es sollen noch 90 Dörfer sterben. Der SorbenDichter Jurij Koch hatte

schon Wochen zuvor im Theater der Stadt Alternativen beschworen. . . . . . Wir klingeln an einem Hof. Zufällig sind nur die Frauen zu Hause. Drei Frau-

en dreier Generationen, die, wie es seit Menschengedenken hier üblich scheint, miteinander unter einem Dach leben. Großmutter Anna ist im Nebenhaus geboren. . . In ihren 82 Jahren kam sie kaum raus aus dem Dorf. „Wir hatten doch immer zu tun, die Wirtschaft, der Hof, da hängt mein Herz dran!“ Wir mögen nicht weiter fragen, betroffen und hilflos ihre Aufregung spürend. „Daß nun noch die Kohle kommen muß. Ich kann doch hier nicht mehr weg, will hier sterben, wo ich gelebt habe. “, stößt sie schluchzend hervor. . . LR vom 14. Dezember 89

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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

12. März 1958: Als Land, das sich einigelte, war die DDR auf den Welthandel angewiesen. Die Leipziger Messe sollte Tore aufstoßen.

30. Mai 1958: Reicher und schöner sind vielleicht zu große Worte. Besser geworden ist es dank des Fleißes aller Werktätigen.

11. Juli 1958: Der V. Parteitag der SED stellt die Weichen auf „weiteren unbeirrbaren Aufbau des Sozialismus in der DDR“.

5. Januar 1959: Ein sowjetisches Raumschiff fliegt am Mond vorbei und gelangt auf eine planetare Umlaufbahn um die Sonne.

2. Mai 1959: Das war die Sprache des Kalten Krieges. Wer nicht mit uns marschiert, reiht sich ein bei den Atomkriegstreibern.

Zur Stasi-Auflösung in Cottbus Interview mit Gunnar Pflug, 1. Sprecher des Cottbuser Bürgerkomitees zur Kontrolle der Auflösung des Amtes für Nationale Sicherheit LR: In der vergangenen Woche beendete das Cottbuser Bürgerkomitee seine Arbeit zur Auflösung des Bezirksamtes für Nationale Sicherheit. Wie begann diese außergewöhnliche Aktion? Als am 4./5. Dezember Nachrichten über Aktenvernichtungen bei der ehemaligen Staatssicherheit bekannt wurden, breitete sich zum Beispiel bei uns im RAW (Reichsbahnausbesserungswerk) große Unruhe aus. Spontan haben wir uns aus dem Arbeitskollektiv an un-

seren Werkdirektor gewandt, daß wir das nicht zulassen dürfen. Der Werkdirektor hat dann in unserem Auftrag die Bezirksstaatsanwaltschaft angerufen. Dort war bereits Sabine Bürger vom Neuen Forum aus gleichem Grund. Eine Stunde später fuhren wir mit Staatsanwalt und Vertretern der BDVP zum Cottbuser Nordrand, dem Sitz des Bezirksamtes.

Dank an das Bürgerkomitee

beitsfähigkeit her. So entstand das Gremium „Sicherheitspartnerschaft“. Was waren deren Aufgaben? Zuerst ging es um die Sicherung von Dokumenten und die Aussonderung der verfassungswidrigen Akten zum Zwecke der späteren Vernichtung.

Sicher wurden Sie nicht mit Blumen empfangen. Das hatten wir auch nicht erwartet. Man gewährte uns aber Einlaß. Gemeinsam mit dem Staatsanwalt sicherten wir das Archiv, Akten, Aktenvernichtungsmaschinen.

Computer. Einen Tag später wurde per Ministerratsbeschluß eine Regierungskommission eingesetzt, hier in Cottbus unter Leitung von Dr. Neubert. Wir wurden durch ihn in den Betrieben angerufen, setzten uns zusammen und stellten die Ar-

Waren denn nicht alle verfassungswidrig? Nein, zum Beispiel ist die konspirative Arbeit zur Spionageabwehr nicht verfassungswidrig. Hingegen aber alles, was zur Überwachung der Bürger veranlaßt wurde, nur weil sie politisch anders angesiedelt waren. LR vom 28. Februar 1990

Im Frühjahr 1990 wurden Stasi-Akten in Munitionsbunkern in Archivfoto: Rundschau Cottbus eingemauert.

Dr. Erhard Neubert, der Regierungsbeauftragte für den Bezirk Cottbus beschreibt in seinem Dank noch einmal die Aufgabe: „Bewältigt werden mußten insbesondere die Entlassung der ehemaligen Mitarbeiter und Maßnahmen zu ihrer Eingliederung in das zivile Arbeitsleben (Letzteres ist noch nicht vollständig bewältigt), der Abtransport aller Waffen und Munition sowie deren sichere Einlagerung bzw. kontrollierte Vernichtung in Verantwortung der BDVP und der NVA, die Demontage und gezielte Vernichtung der Abhör- und Überwachungstechnik, die Übergabe der Nachrichten- und Funktechnik an die Deutsche Post . . . “

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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

12. Mai 1959: Die Genfer Konferenz soll über die deutsche Frage und einen Friedensvertrag beraten. Das Scheitern war vorprogrammiert.

19. Mai 1959: zwölf Prozent mehr Industrieproduktion sollen symbolisch mit am Verhandlungstisch sitzen. Der Gedanke lässt lächeln.

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'Duft' und schreckt die Menschen ab. Die Farbschattierungen wechseln zwischen schwarz und grau, Farben des Todes.“ Und sie fordern zum Handeln auf. „Zeigt eure Betroffenheit gegenüber Betrieben, Städten und Gemeinden. Erkundet, ob euer Ort eine Kläranlage hat, und welcher Abwässer in den Fluß leitet. Entwickelt Phantasie, um die Herzen der Menschen für eine sauber Elster zu inspirieren.“ LR vom 2. Januar 1990

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„Ein paar alte Häuser oder das Gesicht einer Stadt?“ fragte die RUNDSCHAU im Januar 1990 und begann damit eine Kampagne um die Bürgerhäuser am ehemaligen Thälmann-Platz, heute Brandenburger Platz, vor dem Abriss zu retten. Inzwischen sind sie alles bis auf eins rekonstruiert und man mag sich gar nicht vorstellen, wie der Platz ohne sie ausgesehen hätte. Vielen Cottbusern ist zu danken, dass sie sich für die Häuser einsetzten und an dieser Stelle nicht der Frevel fortgesetzt wurde, der Jahre zuvor die Weißgerberhäuser gefällt hatte. Am 3. Februar 1990 schrieb der damalige Stadtarchitekt Dr. Werner Fichte: „Die Diskussion. . . über die Gebäu-

de am Thälmannplatz 1 bis 7 zeigt das große Interesse der Cottbuser bei der Gestaltung der Stadt mitzureden. . . Das Ensemble Thälmannplatz ist

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für die Identität unserer Stadt von außerordentlicher Wichtigkeit, so daß ich . . . zum Erhalt der Gebäude stehe. . .“ LR vom 3. Februar 1990

Noch im September 1989 war der Abriss dieser Häuser am ehemaligen Thälmann-Platz beschlossen worden. Archivfoto: Rundschau

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25. Januar 1960: Auch im Sozialismus sind Maskottchen gefragt: Flora und Jolanthe sollen die Landwirtschaft vorwärts bringen.

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Umwelt wurde zum Thema „Damit die Elster wieder ein lebender Fluß wird“ – unter diesem Titel bezog sich ein LR-Beitrag auf den Brief junger Christen und ihres Superintendenten. Waren vor der Wende Umweltthemen tabu, wurden sie jetzt immer häufiger. „An alle Menschen im Elstertal“ war der Brief überschrieben. Superintendent Michael Sommer und die junge Gemeinde St. Nikolai/Jessen suchten damals für ihren Kampf um eine saubere Elster Verbündete. Im Beitrag heißt es: „Die Elster warnt mit ihrem

4. Juni 1959: Für Seite 3 angekündigt: „Warum es in der Leitung knackt“. Thema ist ist nicht die Stasi, sondern Westberlin.

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16. April 1960: Erfolgsmeldung: Letzter Bauer des Bezirkes Cottbus ist in die LPG eingetreten oder getrieben worden.

Erster Arbeitsamtsbericht „Rund 2500 Cottbuser im Januar auf dem Amt für Arbeit“ meldeten wir am 5. Februar: „Sie kommen herein in das Zimmer, zögernd die einen, etwas mutiger andere – fast allen aber merkt man an, daß sie die Räume in der Cottbuser KarlLiebknecht-Straße 9a zum ersten Mal betreten. 'Amt für Arbeit' steht am Eingang, und für viele Cottbuser sollen hier, nach großen Enttäuschungen der letzten Tage und Wochen, die Weichen für einen neuen Anfang gestellt werden.

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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

„Ein Wunder der deutschen Geschichte“ Pfarrer Friedrich Schorlemmer, Bürgerrechtskämpfer und Friedensstifter aus Wittenberg, über die Wende und den „Absturz in die Freiheit“

Wie würden Sie jene Zeit um den Oktober ’89 am treffendsten benennen: Wende, Aufbruch, Revolution? Ich finde, es war ein großartiger demokratischer Aufbruch, der so gewaltig war, weil er gewaltlos blieb – von beiden Seiten. Ein Volk hat sich selber befreit und jene, die ihre Zwangsbeglückungsinstrumente immer noch in der Hand und im Kopf hatten, haben nicht zugeschlagen. Das bleibt ein Wunder der deutschen Geschichte. Das muss sich nur bei den Westdeutschen noch besser rumsprechen. Tage voller Sternstunden. Welcher ist Ihnen am wichtigsten? Der 9. Oktober in Leipzig. Dort sind 70 000 Menschen zusammengekommen, obwohl sie wussten, dass sie in Lager gesperrt werden konnten oder auch ins Stadion. Diese 70 000 haben nicht die Bananen auf dem Transparent gehabt, sondern sind wegen der demokratischen Selbstbestimmung gekommen. Was ist aus den Hoffnungen und Träumen geworden? Auch aus Ihren ganz persönlichen? Zunächst, wenn ich jetzt im Mai durch meine Stadt fahre, da sehe ich, wie das Grün des Mai mit den schönen Farben der Häuser konkurriert und nicht mehr das Grau in Grau der DDR kontrastiert. Aber der demokratische Aufbruch, an dem ich mich beteiligte mit vielen Freunden, wollte, dass Freiheit und Gerechtigkeit zusammenbleiben.

große Aufbrüche erlebt? Natürlich, bis hin zu dem wunderbaren Aufbruch in Südafrika. Nicht nur in Europa hat sich viel verändert, auch in Namibia, Kambodscha. . . Aber was passierte dann? Wieder eine neue Herrschaft, eine neue Ideologie – die des freien Marktes. Wir haben eine kommunistische Ideologie hinter uns und wir kämpfen mit einer neuen weltumfassenden neo-

Lebensmittel produziert werden und warum Menschen trotz Überflussproduktion im gleichen Land hungern. Nur so können wir wissen, in welcher Welt wir leben und ob wir so weiterleben wollen, wenn die Welt beim Billigfraß vernichtet wird. Daran sind alle beteiligt. Wir haben in der Stadt diese wunderbaren Fassaden. Dahinter ist aber nichts mehr. Das ganze kleine Gewerbe geht kaputt, weil da

ist ein ungeheuer gefährdetes Projekt. Weil wir so sind, wie wir sind. Ein Volk von Egoisten? Das Wichtigste für den Gesellschaftsaufbau und jeden Einzelnen ist, dass er seine egoistischen und altruistischen Antriebe in ein gewisses Gleichgewicht bringt. Jeder denkt zunächst an sich. Das ist völlig normal. Gleichzeitig aber sind wir abhängig, leben mit ande-

Die Bibel ist zentral bestimmt von der einen Vision: Dass Schwerter zu Pflugscharen werden. Das Schwert, das dafür sorgt, dass Blut geflossen ist, sorgt nun, umgeschmiedet, dafür, dass Brot aus der Erde kommt. Frieden und Gerechtigkeit gehören genauso zusammen wie Freiheit und Verantwortung. Die Kirche kann dafür viel tun, aber man kann die Menschen nicht hineinprügeln.

Wende ein? Die aus dem Westen kamen, waren in dieser Zeit ziemlich vorurteilsfrei, neugierig, auch begeistert, von dem, was hier geschah. Und die Journalisten aus dem Osten haben gezeigt, dass die, die früher nicht konnten, mehr konnten, als sie je gedacht hatten, dass sie können. Das war eine Selbstbefreiung von Journalisten, die unter idelogischem Kuratel gestanden hatten. Es war

technischen Machtmittel bekommt, kann er die ganze Welt in Brand stecken, vor allem, weil jene, die von terroristischen Übergriffen betroffen sind, dann plötzlich ein Verhalten entwickeln, das genau dem der Terroristen entspricht. US-Präsident Bush hat im Interview mit Sabine Christiansen erneut den Export von Freiheit und Demokratie postuliert. Was halten Sie davon? Der Export dieser Freiheit mit B52-Bombern ist wirklich das Schlechteste, was man machen kann. Da waren die Rosinenbomber in Berlin schon besser. Und die Deutschen haben schließlich diesen Weg selber gesucht wie die Polen. Sie wollten Demokratie. Demokratie kann man nicht mit Gewalt in andere Kulturkreise bringen. Dieser US-Präsident leidet an Wirklichkeitstrübung, wenn er behauptet, diese Welt sei sicherer geworden nach dem Irak-Krieg. Dieser Mann hat so viel Macht, aber intellektuell ist er ein Wicht.

In einer Umfrage der RUNDSCHAU zum Jahresausklang 2003 wünschten Sie sich mehr Mut von uns allen, ein reformbereites Volk, reformbereite Politiker, eine Frau als Bundespräsidentin, einen südamerikanischen Papst. . . Es ist eine Bundeskanzlerin geworden und ein deutscher Papst. Und sonst? Ja, ich hatte mir einen Reformpapst gewünscht. Und wie sieht es heute aus? Jetzt haben wir einen Wir haben jetzt die DurchPapst, der zuvor ein Gresetzungsfreiheit der Mächmium geleitet hat, das aus tigen und bauen immer der Inquisition hervorgeFoto: ZB gangen ist. Da können mehr die Regelungsfunkti- Friedrich Schorlemmer, Studienleiter der Evangelischen Akademie und ehemaliger DDR-Bürgerrechtler, ist nach wie vor Pfarrer in Wittenberg. on des Staates ab. Der Staat wir lange auf Reformen darf nie wieder ein Moloch liberalen Ideologie. Dafür draußen auf den Wiesen sich ren zusammen und brauchen eine Hoch-Zeit des Journalis- warten. Was Angela Merkel werden – ob von rechts oder braucht es jetzt wieder Ver- die Riesen-Verkaufsparks deren Hilfe und sie brauchen Schon 1983 schmiedeten Sie mus. Das gilt für die zentralen betrifft, hätte ich nie gedacht, von links. Aber er muss hand- bindungen der Menschen, die breit machen und mit Billigan- auch unsere. Was auch nicht mit Freunden ein Schwert zu Medien, die ehemaligen Orga- dass die Deutschen eine so lungsfähig bleiben. Weil nur wollen, dass der Markt für die geboten locken und dabei ihre geht, dass man sagt, man müs- Pflugscharen um. „Schwerter ne der SED wie die Lausitzer hohe Zustimmungsrate für eier den Ausgleich schaffen Menschen da ist und nicht der Leute ganz billig bezahlen. se nur die Besitzverhältnisse zu Pflugscharen“ wurde zum Rundschau, aber auch für jene ne Bundeskanzlerin haben, kann zwischen denen, die Mensch für den Markt. Aber der Mensch ist so, dass ändern, dann wäre alles an- Leitmotiv der christlich ge- Zeitungen, die aus den Block- deren politisches Konzept ich nicht wissen, wohin mit dem er dort Billigware kauft und ders. Das ist der große Irrtum prägten DDR-Friedensbewe- parteien hervorgegangen wa- noch gar nicht sehe, die allerGanzen, worüber sie verfü- „Wir haben doch die Diktatur gleichzeitig beklagt, dass die der Kommunisten gewesen, gung. Angesichts der Situation ren. Ein wunderbares kleines dings nahe, geradezu herzgen, und jenen, die nicht wis- nicht abgeschafft, damit wir Innenstädte veröden. dass sie am realen Menschen in der Welt: Sind Sie versucht, Zeitfenster, in dem auch die lichste Beziehungen zu sen, wie sie über den nächsten jetzt freiwillig nicht mitmaMenschen interessierte, was George W. Bush hat. Ich finvorbeigesehen und sich die Aktion zu wiederholen? Tag kommen sollen oder über chen“, war einmal von Ihnen Was ist da passiert mit den gleichzeitig nach Wandlitz zu- Ja, nur dafür müsste ich politisch relevant war. Und de, gute Beziehungen zum die nächsten Jahre. Da sind in der RUNDSCHAU zu le- Menschen, haben sie sich wie- rückgezogen haben mit ihren gleichzeitig eine nackte wir hatten Journalisten, die in amerikanischen Volk sind weauch Hoffnungen auf der Stre- sen. Welchen Blick auf die der in private Nischen verzo- Kleinhirnen. Diese Herrschaft Schmiedin anstellen, damit der Lage waren, das auch zu sentlich für uns Deutsche. cke geblieben. Welt wünschen Sie sich? gen, sind sie selbst, was sie der Gerontokraten haben wir die Aktion Aufmerksamkeit vermitteln. So wie wir Pfarrer Aber gleichzeitig sind wir DisDie Problemstellungen haben den Politikern vorwerfen, uns zu lange gefallen lassen. erlangt in der heutigen Gesell- hatten, die die Begabung hat- tanz zu dieser Administration Was hätten Sie gern herüber- sich aus dem nationalen Kon- nicht reformfähig? schaft. Alles kann gedruckt ten, die Heiallen liberalen gerettet in den Alltag von Jene, die Politikern Sie gehören zu denen, die sich werden, aber mit vielem kom- lige Schrift Kräften in den Verdiesem ’89er Lebensgemangelnde Reform- nichts gefallen lassen. Nach men Sie nicht an eine größere auf die einigten Staaten „Und die fühl? schuldig. Und der „Wir haben eine kommunistische fähigkeit vorwerfen, der Wende haben Sie der Öffentlichkeit, wenn Sie die Wirklichkeit Ich hatte die Hoffnung, sollten selbst immer Versuchung von Macht und Dinge nicht skandalisieren. Es zu bezieZukunft der DemoJournalisten aus die Menschen, die damals einen Spiegel dabei- Ämtern widerstanden und gibt aber Dinge, die sollte man hen. Ohne kratie. Denn diese Ideologie hinter uns und wir auf die Straße gegangen haben. Sie wollen ja blieben bei Ihren Wurzeln. nicht skandalisieren, dafür sie zu inder dem Osten haben Leitnation sind, am Anfang, als es alle Reformen, sagen Wie kann die Heilige Schrift aber laut läuten. Die Versu- strumentaliwestlichen Welt ist kämpfen mit einer neuen noch gefährlich war, hätsie, nur soll die Re- Antworten geben auf die chung, medial Aufmerksam- sieren wie dabei, die alten gezeigt, dass die, ten nachhaltigeren Geform sie nicht tref- drängenden Fragen der Ge- keit zu kriegen, ist für Men- das gegenGrundwerte – Menweltumfassenden neoliberalen schmack an der Freiheit fen. Da sind sich Rei- genwart und Zukunft, auf schen, die eine Botschaft ha- wärtig die schenrechte und indie früher nicht gefunden. ben, groß. Aber man muss Neokonserternationales Recht Ideologie. Dafür braucht es jetzt che und Arme einig. mögliche Utopien? Obwohl ich denke, Sie ist voll von hilfreichen auch immer wissen, welcher vativen in – zu zerstören. konnten, „Freiheit ist immer die den Vereiwieder Verbindungen der Men- Reiche können bes- Impulsen für unser Leben, Medien man sich bedient. Freiheit der Andersdenser jammern. Ein wenn man sie wirklich als nigten Staamehr konnten, als Und was ist mit kenden.“ Dieses Rosa-Lu- schen, die wollen, dass der Markt Mensch kann groß- Lebensorientierung versteht Welche Erfahrungen haben ten tun. dem reformbereixemburg-Zitat stand viezügig argumentieren, und nicht als süßsaure Moral. Sie mit der Lausitzer Rundten Volk? sie je gedacht len Bürgerbewegten Pate. für die Menschen da ist und nicht wenn er großzügig Beispiel: Wenn alle wüssten, schau gemacht? Der moderIch würde meinen „Absturz in die Freiheit“ verdient. Für jeman- was Jesus mit dem „Gleichnis Insgesamt die besten. Weil sie ne, menBeruf nicht weiter hatten, dass sie betitelten Sie eines Ihrer den, der mit Fünfzig vom barmherzigen Samari- beispielsweise einen Lokal- schenausüben, wenn ich der Mensch für den Markt.“ Bücher. Später hieß es auf Hartz IV gekom- ter“ meint, dann müssten wir chef hatte, Lothar Günther, freundliche, die Hoffnung aufkönnen. “ „In der Freiheit bestemen ist, sieht das uns alle daran beteiligen, dass der die große Fähigkeit besaß, aufmüpfige, gegeben hätte, dass hen“. Was bedeutet es, schon anders aus. wir zu einer Kultur der Barm- Dinge zu transportieren, die wilde PrediMenschen noch frei zu sein? Was verlangt uns text gelöst. Jeder, der heute herzigkeit kommen und nicht wichtig sind. Auch an Gesprä- ger aus Witrechtzeitig merken, die Demokratie ab? eine Blume kauft, muss sich Eine deutsch-deutsche Frage: zu einer Kultur: „Jeder sehe, che mit der ehemaligen Chef- tenberg werden Sie von Men- worum es geht. Und ich sehe Freiheit heißt freie Mitbestim- fragen, sie sieht schön aus, Wie kommen wir aus dem wo er bleibt.“. Oder das reporterin Sandra Dassler er- schen genannt, denen Sie aus auch hin und wieder Anzeimung. Nicht freies Sich-Raus- aber wie viel Gift ist darin? Jammertal heraus? „Gleichnis vom verlorenen innere ich mich gern. Ich be- dem Herzen sprechen: Was chen, dass Menschen wach, halten. Diese Abmeldementa- Und vor allen Dingen: Wie Diejenigen, die noch Arbeit Sohn“. Wir sollten Menschen dauere es sehr, dass sich die macht Sie heute wild? Welche bewusst, kritisch und engalität vieler meiner Mitbürger viel Ausbeutung in Afrika haben, machen sich zu wenig eine Wandlung zutrauen, statt Lausitzer Rundschau aus un- Themen bekommen zu wenig giert für unsere Demokratie aus der demokratischen Ge- steckt in dieser Blume? Wir einen Kopf über jene, die die sie immer auf ihre Vergangen- serem Einzugsgebiet zurück- Öffentlichkeit? streiten. Ich will mich nicht staltung macht mir zu schaffen sind als Partizipatoren des Arbeit schon verloren haben. heit festzunageln. Versöh- gezogen hat. Statt eines Zei- Das Wichtigste: Der Raubbau faszinieren lassen von all dem und ist auch eine große Ent- großen Wohlstandes mitschul- Was wir brauchen, ist wirklich nung ist ein schwieriger Akt. tungsmonopols gab es ein ei- an der Welt macht sie kaputt. anderen, der Abstinenz, von täuschung. Hinzu kommt, dig. Nach sechzehn Jahren die Selbstanstrengung zu ei- Aber er hat etwas Befreien- genes Profil. Auch von meiner Gleichzeitig interessieren sich der Unfähigkeit zu differendass wir nach dem Zusam- Einheit wäre es wichtig, dass ner Solidarität. Nicht nur eine des, statt zum Beispiel so pa- Schwester, sie ist Pfarrerin in ganz wenige Leute noch für zieren. Man darf sich nicht menbruch des Sowjetsystems sich viele Bürgerinnen und Solidarität der Schwachen mit thologisch an der pathologi- Herzberg, erfahre ich, wie die grüne Themen. Das sind keine vom Falschen faszinieren laserleben mussten, dass das ka- Bürger nicht nur den Stasi- den Schwachen, sondern auch schen Institution Stasi zu hän- Rundschau bis ins Lokale hi- Themen für Spinner, das sind sen, sondern muss sehen, dass pitalistische Wirtschaftssys- Film „Das Leben der Ande- die Solidarität der Stärkeren gen. Oder die große Vision des nein versucht, den anspruchs- Überlebensthemen. Was mir das Richtige mehr Raum tem jetzt auf der ganzen Welt ren“ ansehen, sondern auch mit den Schwächeren. Man Jesaja, dass alle Völker zu- volleren Leser anzusprechen, noch zu schaffen macht, ist, kriegt. Wir „Erdklöße mit dominiert, aber anfängt, seine „We feed the world“. muss auch präventiv aktiv sammenkommen auf einem damit wir nicht weiter auf der dass wir mehr und mehr den Geist“ müssen wieder lernen, soziale Flanke einfach abzuwerden, nicht erst dann, wenn Berg und aufhören, Krieg füh- schiefen Ebene der Selbstver- Krieg als Mittel von Politik mit der Natur zu leben und hacken. Weltweit. Und das ist Ein bewegender Dokumentar- einem das Problem im Nacken ren zu lernen. Warum wird dummung rutschen. akzeptieren. Dem muss man nicht nur von ihr. eine große Gefahr. film aus Österreich, der in sitzt. In meinem Essay „Ab- diese Melodie des Propheten Mit FRIEDRICH schärfer gemeinsam entgegenernüchternden Bildern zeigt, sturz in die Freiheit“ habe ich Jesaja nicht jeden Morgen Wie schätzen Sie die Rolle der wirken. Das Dritte ist der SCHORLEMMER sprach Aber haben wir nicht auch wie und wo in der Welt unsere geschrieben: Die Demokratie George W. Bush vorgespielt? Journalisten während der Terrorismus. Wenn der die Ida Kretzschmar


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

10. Mai 1960: Schon bei Dumas haben die Musketiere manchen, der Probleme hatte, rausgehauen. Warum nicht auch beim Mais?

Leser schreiben über ihre Wendezeiten

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Demonstranten zogen den Kürzeren E. Knobus aus Senftenberg erinnerte sich an Stasi, '89erDemos und war ungehalten über Gegenwärtiges: Nachdem ich von der Stasi mehrmals unter Druck gesetzt wurde, befreundete Ausreisewillige zu bekehren, was ich natürlich ablehnte, bekam ich Angst. Zweimal davon – später zu Hause – wurde ich in das Zimmer des Leiters, welcher gerade zu diesen Tagen nicht anwesend war, zitiert. Ein Ventil war deshalb die friedliche Demo in Senftenberg, an der ich mich beteiligte. Am darauffolgenden Arbeitstag wurde ich gefragt, ob ich bei der Demo dabei war. Meine

Bei einer der ersten großen Demonstrationen auf dem Senftenberger Neumarkt spricht Günter Paulisch, Gründungsmitglied von Demokratie Jetzt, am 22. OkArchivfoto: privat tober 1989.

Antwort war: „Ja? Und, wenn es weiterhin so friedlich bleibt, bin ich wieder dabei.“ Die Sprachlosigkeit und die aufsteigende Röte einiger treuer Genossen bleiben mir in Erinnerung. Wie gut, daß eben diese Demonstrationsgegner sich in der Wendezeit gegenseitig stützen konnten und heute gute Renten beziehungsweise hochbezahlte Arbeit haben. Das gibt ihnen die Genugtuung gegenüber den „friedlichen Revolutionären“, die größtenteils den Kürzeren zogen. Verbitterung? Dazu habe ich keinen Grund, aber einprägsam bis heute.

21. Januar 1961: Eine der vier sozialismusfeindlichen Jahreszeiten, der Winter, wird mit Heldentaten und heroischem Kampf besiegt.

Aufbruch Dieter Drehmann aus Finsterwalde schrieb ein Gedicht über den 9. November 1989: Unglaubliches geschieht! Es ist, als träume man unerlaubt. Da geraten Konturen in's Schwanken, die Eckpfeiler aller Gedanken und Träume und Hoffnung gewesen. Wo stehst du? Hindern alte oder neue Angst mitzugehn? Links ran, du Zauderer. Die Straße marschiert! Reih' dich ein oder bleibe zurück!

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13. April 1961: Jurij Gagarin ist als erster Mensch bekannt geworden, der die Erdanziehungskraft im Raumschiff überwand.

Alles wird zum Risiko Liane Richter aus Spremberg schrieb: Jede Familie hat ihre eigene Wendegeschichte, unsere ist eine von vielen. Wir haben gestaunt und konnten es kaum begreifen, was da plötzlich so hochkam. Ich habe den Eindruck, die Leute haben sich gegenseitig aufgeputscht. Es war doch nicht so, daß wir alle unzufrieden waren. Ab und zu hat man sich schon über manches geärgert, aber doch nicht so, um gleich zu rebellieren. Wir hatten auch zu keiner Zeit Fluchtgedanken. Nie wäre mir in den Sinn gekommen, hier alles aufzugeben. Darum konnte ich es nicht verstehen, daß man uns nach dem Westen zu so abschottete. Mir und meiner Familie war es gelungen,

parteilos zu bleiben. Wir gehörten zu DDR-Zeiten nicht zu denen, die das Fett abschöpften und so ist es geblieben. Trotz Arbeitslosigkeit ist es uns gelungen, wieder Fuß zu fassen. Wir leben, das ist uns das Wichtigste. Allerdings lebt man jetzt in ständiger Angst um seine Zukunft. Alles wird zum Risiko, nichts läßt sich mehr planen. Jetzt haben wir die Einheit Deutschlands, die ich mir aber anders gewünscht hätte. Wir haben den Kalten Krieg verloren, wurden von den Siegern überrannt, besetzt, vereinnahmt und ausgesaugt. Dabei hat man uns in den Frühkapitalismus zurückkatapultiert. (...) Jede Familie hat dafür Opfer zahlen müssen. (...)

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31. August 1960: Einer der vielen Nadelstiche gegen Westberlin, bevor der widernatürliche Mauerbau die Stadt trennte.

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In den sechs Sonderbeilagen der RUNDSCHAU „Wendezeiten – Zeitenwende“, die 1999 anlässlich zehn Jahren Wende veröffentlicht wurden, kamen nicht nur bekannte und weniger bekannte handelnde Personen des Jahres 1989 zu Wort, sondern auch unsere Leser. Wir baten sie, über ihre persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen in den Wendezeiten zu schreiben. Herausgekommen ist eine Sammlung verschiedener Stimmungen: Sie reichen von Verbitterung über das Vergangene und die Freude am Gegenwärtigen bis hin zu Zweifel und Angst vor dem Kommenden. Diese Seite zeigt einen kleinen Auszug der Leserzuschriften.

20. August 1960: Zwei Hunde bahnen den Weg in das Weltall. Zukünftiges verspricht auch die Grundsteinlegung in Vetschau.

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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

16. Juni 1961: Verwurzelt war sie, aber eines Tages hörte sie auf zu wachsen und verdorrte hoffnungslos, die Traumpflanze Sozialismus.

14. August 1961: „Der Frieden wurde gestärkt“, indem das Land zur Festung und seine Menschen zu Gefangenen wurden.

25. Januar 1962: Volkskammer beschließt Wehrpflichtgesetz. 18 Monate bei der Armee, die manche Biographie verändern.

13. April 1962: Durfte er das sagen? Später behauptete die Sowjetunion, niemals am Wettlauf zum Mond teilgenommen zu haben.

Von der Trinkmilchversorgung bis zur Reisefreiheit

Was Leser an die RUNDSCHAU schrieben In den Wirren der Wendezeit 1989/90 stapelten sich in den RUNDSCHAU-Redaktionen die Leserbriefe. Es schien, als wollten alle von ihrem neu erworbenen Recht als mündige Bürger Gebrauch machen. Die RUNDSCHAU wurde zum Forum für Meinungsäußerungen und Anfragen aller Art – nicht nur von Privatpersonen, sondern auch von Vereinigungen, Verbänden und Parteien, die sich neu orientieren mussten. Die Themen reichten von Gedanken zur politischen Situation über Beschwerden über widrige Zustände bis hin zu Anregungen für die zukünftige journalistische Arbeit der RUNDSCHAU. Hier ein kleiner Ausschnitt.

20. November 1961: Säbelrasseln im Kalten Krieg. Unter kriegsmäßigen Bedingungen getestete Raketen sollen Frieden sichern.

Herbert Domel aus Tschernitz schrieb am 14. November 1989: Ohne die notwendig gewordene Reisefreiheit zu trüben und die Freude darüber: Eines sollten wir in der Euphorie dieser Tage nicht übersehen. Wir werden, mit etwas Valuta ausgerüstet, nicht nur süße Apfelsinen kaufen können, wir werden auch bittere Dinge hinnehmen müssen. (...) Wir wollen uns auch darauf einstellen, damit wir nicht eines Tages sagen müssen: „Es irrt der Mensch, so lang er lebt!“ Jutta Weiland aus Cottbus schrieb am 16. November 1989: Wie steht es mit der Trinkmilchversorgung in den Schulen? Bekommen die

Schüler weiterhin eiskalte Milch angeboten? Oder sind schon Maßnahmen getroffen worden, wie man die Trinkmilch in den Schulen während des Winterhalbjahres auf Raumtemperatur erwärmen kann? In manchen Schulen erwärmt das Küchenpersonal, soweit Abwaschbecken vorhanden (für die unteren Klassen meistens nur), Flaschen in heißem Wasser. (...) Ich meine, dass von der Industrie Wärmevorrichtungen für Milchflaschen entwickelt werden müssen. Willi Baer aus Hosena schrieb am 14. Dezember 1989: Ihr werdet schon gar nicht mehr froh sein, alle

Post zu lesen, aber es bewegt eben alle, was in unserem Land vor sich geht. Ihr seid so eine großartige Zeitung geworden, euch würde es anstehen, eine Zeitung aller progressiven Kräfte des Landes beziehungsweise des Bezirkes zu werden. Die Sportredaktion bezieht schon längere Zeit Standpunkte, Dankeschön dafür. Unteroffizier Ralf Poeschke schrieb im Auftrag der Sicherstellungskompanie am 19. Dezember 1989: Auch wir sind das Volk! So lautet eine Unterschriftensammlung an der ersten wirklich lesbaren Wandzeitung unserer Kompanie in der Dienststelle Walddrehna. Hier machten

wir uns Gedanken zu den aktuellen Problemen, die besonders uns in der NVA bewegen. Wir fordern zum Beispiel die Trennung von Partei und dienstlicher Leitung, die Aufdeckung sowohl der Finanzen als auch der Korruption in unserer Armee, die Abschaffung der Privilegien, die Überarbeitung der Dienstvorschriften. (...) Die meisten von uns Soldaten, Unteroffizieren und auch Offizieren sind bereit, bei der Umgestaltung in unserem Land mit Hand anzulegen, deshalb meinen wir: Hemmschuhleger sollen im Rangierdienst arbeiten! Hans Winkler aus Elsterwerda schrieb ebenfalls am

19. Dezember 1989: Jeder Bürger hat das Recht, öffentlich, gleich in welcher Form, seine Meinung zu äußern, sachlich und diszipliniert, wie es in vielen Kundgebungen zum Ausdruck kam. Verwahren möchte ich mich, und da gehe ich konform mit den Angehörigen der VP, gegen Provokationen mit handgreiflichen und anderen Mitteln, die nicht in die politische Landschaft von heute gehören. Wo kommen wir hin, wenn jeder Bürger macht, was er will und möchte? Auf Straßen, Plätzen, Bahnhöfen usw. haben wir schon fast die Grenze einer Anarchie erreicht. (...) Meiner Meinung nach sollten alle Bürger gemeinsam mit

der VP gegen Übergriffe jeglicher Art einschreiten: zum Schutz für das Volk. Hans-Peter Büttner aus Cottbus schrieb am 10. Februar 1990: Daß man zum Krankentransport oder zu Rezepten was zuzahlen sollte, finde ich unmöglich. Ich bin seit fünf Jahren nicht krank gewesen und bezahle jeden Monat 60 Mark SV. Und wenn ich dann mal krank werden sollte, obwohl ich jahrelang nur Zahler war, müßte ich noch was zahlen. Das fände ich die Höhe. Ich weiß auch, daß ärztliche Betreuung teuer ist, aber wer jahrelang nur bezahlt hat und nichts empfangen . . . Das ist nicht richtig.

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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

19. April 1962: Das wussten die Bauern schon seit Jahrhunderten, dass die Frühjahrsbestellung zügige Arbeit erfordert.

26. Juni 1962: Das Kraftwerk wächst schneller. Schön und nützlich. Aber ob der Grenzzwischenfall daran einen Verdienst hat?

13. September 1962: Melkanlagen aus Elsterwerda sind Exportschlager und fast ausschließlich für sozialistische Länder bestimmt.

19. Dezember 1962: Die DDR ist in das Atomzeitalter gestartet. Der erste Kernreaktor entstand mit sowjetischer Hilfe.

5. Januar 1963: Während es auch in diesem Winter Schlachten an der Kältefront gibt, vollzieht sich dennoch ein zügiger Planstart.

„Erfreulich große Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Kräften der Demokratie“ Günther Haferland, in der Wende-Zeit Initiator und Leiter des „Runden Tisches“ in Finsterwalde und heute Stadtverordneter, schreibt über seine Erfahrungen mit der RUNDSCHAU: Das Wendejahr 1989/90 dürfte in der 60-jährigen Geschichte für die RUNDSCHAU das Jahr mit den bisher größten Umbrüchen und Herausforderungen gewesen sein. Innerhalb weniger Monate war die Zeitung gefordert, sich vom Sprachrohr einer sozialistischen Staatspartei mit alleinigem Führungsanspruch zu einer unabhängigen regionalen Tageszeitung zu entwickeln. Aber zumindest vorerst aus-

schließlich mit den gleichen Journalisten, also den gleichen Menschen, die diesen Beruf in der DDR erst nach sorgfältiger Prüfung und Auswahl erlernen, studieren und ausführen durften und auch ausgeführt haben (...). Die „Runden Tische“, die sich 1989/90 bemühten, zwischen den alten und neuen Kräften der Gesellschaft zu vermitteln, aber vor allem gleiche Voraussetzungen und demokratische Strukturen für freie und geheime Wahlen zu schaffen, hatten aber nicht nur altes Denken alter politischer Parteien und Organisationen zu überwinden. Den Akteuren musste auch bewusst sein und bewusst bleiben, dass es zwar neue Par-

teien und neue politische Gruppierungen mit neuem Denken und neuen Zukunftsvorstellungen gab, aber noch keine neue, freie Presse. Vor allem auf örtlicher und kreislicher Ebene gab es nach wie vor nur e i n e Zeitung und mit ihrer Monopolstellung war diese Zeitung nicht nur weiterhin im alleinigen Besitz der SED, sondern hatte auch weiterhin die gleiche Chefredaktion und die gleichen Journalisten. Der Erfolg jedes „Runden Tisches“ hing also nicht nur vom Vermittlungsgeschick der Leitung und der Einsicht und Kompromissbereitschaft aller teilnehmenden politischen Kräfte ab, sondern gleichermaßen davon, ob

und wie es gelang, den Geist nalisten für das Vorhaben und die Ergebnisse der Ar„Runder Tisch“ und für eine beiten am „Runden Tisch“ objektive Berichterstattung auch der Bevölkerung wahrüber die Arbeit dieses Greheitsgemäß zu überbringen. miums zu gewinnen. In AnEiner Bevölkerung, die zwar betracht der geschilderten immer stärker den aufrechVorgeschichte keineswegs eiten Gang lernte und wagte, ne Selbstverständlichkeit. aber in weiten Teilen auch Zumindest nach meiner perimmer noch geübt war, alles, was in der RUNDSCHAU veröffentlicht wurde, als amtliche Wahrheit und rechtsgültige Verkündigung zu betrachten. Ebenso wichtig und bedeutend war deshalb, auch die RUND„Runder Tisch“ 1989/1990 in FinsterSCHAU und die sie walde. In der Mitte vom Präsidium: vertretenden JourArchivfoto: Seidel Günther Haferland.

sönlichen Erfahrung am „Runden Tisch“ Finsterwalde aber durchaus gelungen – sowohl hinsichtlich der Zusammenarbeit mit der Kreisredaktion als auch in Bezug auf die Mitwirkung und Unterstützung durch die Chefredaktion in Cottbus. Waren besonders anfangs noch manche Gespräche und ergänzende Erläuterungen nötig, spielte sich ebenso wie am „Runden Tisch“ selbst auch die Zusammenarbeit mit der RUNDSCHAU bald immer besser ein. Damit sich die Leitung des „Runden Tisches“ selbst mit Aufrufen, Klarstellungen oder Erläuterungen an die Öffentlichkeit wenden konnte, wurde ihr dabei auch zu jeder Zeit der

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dafür erforderliche Raum auf der Kreisseite der Zeitung zur Verfügung gestellt. Alles in allem: Im Jahr der Wende also ein unerwartet rascher und reibungsloser Wandel bei der RUNDSCHAU und eine erfreulich große Aufgeschlossenheit gegenüber den neuen Kräften der Demokratie. Wer die Geschichte und den Wandel der Zeitung so hautnah verfolgt und erlebt hat, wird wohl auch nie seinen besonders kritischen Blick auf und zwischen die Zeilen der RUNDSCHAU verlieren. Der Demokratie dürfte das zumindest ebenso gut tun wie der hoffentlich auch zukünftig sachliche und kritische Blick der Zeitung auf die Politik.


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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

23. Januar 1963: Die Partei ist männlich: in das Politbüro des SED-Zentralkomitees wurde keine einzige Frau gewählt. . .

26. Juni 1963: . . . aber sie leisten schwere Arbeit: Sie schmieden, wie Lotte Ulbricht sagt, das Glück ihrer Arbeit.

8. Oktober 1963: Wieder ein Abschnitt im Entstehen des Kombinates Schwarze Pumpe. Aber wohin läuft denn die Brikettfabrik?

18. Dezember 1963: Passierscheinabkommen. Erstmalig nach 1961 können Westberliner ihre Verwandten im Osten besuchen.

4. Januar 1964: Jubiläumsrede „Die Kraft, die Deutschland veränderte und die Zukunft gestaltete“ gewinnt rückblickend Brisanz.

Bilder der Wendezeit

2. Oktober 1989: Bereits über 5000 DDR-Flüchtlinge konnten mit Sonderzügen aus Warschau und Prag in die Bundesrepublik ausreisen, der Ansturm auf die Bonner Botschaften ebbt nicht ab. Hier versuchen tschechische Polizisten, DDR-Bürger am Überklettern Archivfoto: dpa des Zauns zur bundesdeutschen Botschaft zu hindern.

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Die Ereignisse in den Jahren 1989/90 überschlugen sich, Bilder wurden zu Symbolen des Umbruchs: Die DDR Flüchtlinge, die in Prag die Zäune der bundesdeutschen Botschaft überstiegen, der Leipziger Gewandhauskapellmeister Kurt Masur, der im Kreise der „Leipziger Sechs“ am 9. Oktober 1989 vor der großen Demonstration einen Aufruf gegen Gewalt über den Leipziger Rundfunk und im Stadtfunk über Straßenlautsprecher verkünden ließ, die Massenkundgebung am 4. November auf dem Berliner Alexanderplatz, die Öffnung der Mauer, die Schlangen bei der Währungsunion. . . Einige dieser Bilder wollen wir auf den folgenden Seiten Revue passieren lassen.

9. Oktober 1989: Im Foyer des Gewandhauses beraten die „Leipziger Sechs“ um Gewandhauskapellmeister Prof. Kurt Masur (3.v.r., Bild vom 4. Oktober), die am 9. Oktober vor der großen Demonstration einen Aufruf gegen Gewalt über den Leipziger Rundfunk und im Stadtfunk über Straßenlautsprecher verkünden ließen. Auf Initiative Masurs waren daran die drei Sekretäre der SED-Bezirksleitung Leipzig Dr. Kurt Meyer (r.), Dr. Roland Wötzel (4.v.r.), Jochen Pommert (5.v.r.), Pfarrer Peter F. Zimmermann (2.v.r.) und der Kabarettist Bernd-Lutz Lange beteiligt. An der darauffolgenden Demonstration nahmen rund 70 000 Menschen teil. Archivfoto: dpa

4. November 1989: Massenkundgebung auf dem Alexanderplatz in Berlin. Knapp vier Wochen nach dem 40. Jahrestag der DDR gingen Hunderttausende unter dem Motto „Keine Gewalt“ auf die Straße. Die fünfstündige Demonstration, die live vom DDR-Fernsehen übertragen wurde, war die größte nicht-staatliche MassenkundgeArchivfoto: dpa bung in der 40-jährigen DDR-Geschichte.


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23. Januar 1964: Ministerrücktritt. Man sagte damals, die Personalabteilung der Bundesregierung sitze offenbar in Ostberlin.

Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

3. Oktober 1964: Ein Riese mit Nutzen für alle – das klingt ja wie im Märchen, und noch dazu im sagenumwobenen Spreewald.

23. Oktober 1964: Die aus Döbern stammende Birgit Radochla erkämpfte in Tokio die erste Olympia-Medaille für DDR-Turnerinnen.

5. Januar 1965: Funkenregen zum Planstart auf der Baustelle des Kraftwerkes Vetschau. Keine Feier, sondern angestrengte Arbeit.

24. Februar 1965: Die ersten arabischen Schriftzeichen in der RUNDSCHAU. Walter Ulbricht auf dem Wege nach Ägypten.

9. November 1989: Nach der sensationellen Anlündigung der DDR-Führung, ab Donnerstag, dem 9. November 1989, allen Bürgern Reisefreiheit zu gewähren, kam es zu einem Massenansturm auf die Grenzübergänge. Am 10./11. November begannen DDR-Bautrupps an einigen Stellen die Mauer auf Ost-Berliner Seite zur Öffnung weiterer Grenzübergänge einzureißen. Stunden vor der Öffnung des neu geschaffenen Grenzüberganges in der Bernauer Straße im Bezirk Wedding Archivfotos: dpa warteten tausende DDR-Bürger auf das Fallen der letzten Sperre (l.). Legendär wurden die Trabi-Kolonnen in den Westen, und eine neue „Spezies“ trat auf den Plan: der „Mauerspecht“ (r.).

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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

23. April 1965: In der DDR konnten sogar Bagger als Botschafter in fremden Ländern akkreditiert werden.

24. Juni 1965: Widerstand als Gebot der Stunde meinte die westdeutsche Notstandsgesetzgebung.

Lothar de Maizère, Vorsitzender der Ost-CDU, freut sich am Wahlabend mit zum Victory-Zeichen gespreizten Fingern über den überwältigenden Sieg der konservativen Allianz für Deutschland. Archivfoto: dpa

4. Dezember 1965: Dieser Mann zerbrach vermutlich an der Abhängigkeit der DDR vom großen Bruder Sowjetunion.

18. März 1990: Nach dem Fall der Mauer im November 1989 und der am 1. Dezember 1989 vollzogenen Streichung des Führungsanspruchs der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) aus der Verfassung der DDR fanden am 18. März 1990 nach 40 Jahren die ersten freien Wahlen zur Volkskammer der DDR statt. Die „Allianz für Deutschland“ aus Ost-CDU, Deutscher Sozialer Union (DSU) und Demokratischem Aufbruch (DA) erhielt 48 Prozent der Stimmen und deklassierte die siegesgewissen Sozialdemokraten, die auf lediglich 21,9 Prozent der Stimmen kamen.

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Jubiläumsausgabe / Freitag, 19. Mai 2006

Humor in der Farben der DDR

Ein Blick zurück

AUGEN-BLICK

Politischer Witzemacher in der RUNDSCHAU

DDR-Alltag in Witzen

VON PETER BLOCHWITZ

E

rinnern Sie sich? Ein Witz aus der DDR: US-Präsident Ronald Reagan, der sowjetische Staats-und Parteichef Leonid Breschnew und sein DDR- Kollege Erich Honecker fragen den lieben Gott, was im Jahr 2000 sein wird. Zu Reagan sagt der liebe Gott: „Im Jahre 2000 werden die USA kommunistisch sein.“ Da wendet sich Reagan ab und weint ganz bitterlich. „Und was wird mit der Sowjetunion?“, fragt Breschnew. „Die Sowjetunion, sagt der liebe Gott, wird es nicht mehr geben. Sie wird aufgesogen sein vom Großchinesischen Reich.“ Da wendet sich Breschnew ab und weint ganz bitterlich. „Und wo steht die DDR im Jahre 2000?“, fragt Honecker. Da wendet sich der liebe Gott ab und weint. Ganz bitterlich. Dezember 1989: Die Redaktion der RUNDSCHAU hatte gerade begonnen, sich ihrer Fesseln zu entledigen, sie entsorgte die Scheren in den Köpfen. Zu dieser Zeit erschien in dem so lange sorgfältig kontrollierten Blatt ein (natürlich) fiktives „Interview mit einem politischen Witzemacher“. Ein solcher Vorgang, der heute kaum noch jemanden vom Hocker reißt, war wenige Wochen zuvor noch undenkbar gewesen. Denn der Witz war ja: Wohl jeder in der DDR kannte und erzählte politische Witze, nur in den Zeitungen standen sie nicht – abgesehen von vorsichtigen Versuchen im „Eulenspiegel“. Dieser hatte als einzige Satirezeitschrift der DDR eine gewisse, aber eben

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auch begrenzte Narrenfreiheit. Der politische Witz hat in repressiven Gesellschaften immer seine besten Zeiten. Und so verwundert die Feststellung auch nicht, dass die Deutsche Demokratische Republik der Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiet des politischen Witzes überlegen war. Es hatte sich bis zum Ende der DDR hartnäckig die Vermutung behauptet, der oder die Erfinder solcher Witze säßen an allerhöchster Stelle, also im Politbüro. Das war sicher selbst ein Witz. Denn die besten Pointen schreibt das Leben höchstpersönlich, und der Volksmund trägt sie weiter, schmückt sie aus. Die Wende in der RUNDSCHAU ist an verschiedenen Daten festzumachen. Es kann getrost festgestellt werden, dass das „Interview mit einem politischen Witzemacher“ ein sichtbarer Ausdruck dieser Veränderung war. Als die Witze aus der DDRRealität ihre Nahrungsquelle einbüßten, starben sie aus beziehungsweise kamen ins Museum für deutsche Geschichte. Es folgten noch die oft ebenfalls recht bissigen und guten Ossi-Wessi-Witze: „Wir sind ein Volk!“, ruft der Ossi. „Wir auch“, antwortet der Wessi. Diese Witze verlieren aber nun auch so langsam ihre Vitalität. Nur: Was kommt dann? Trübe Aussichten. Aber da gute politische Witze schlechte gesellschaftliche Bedingungen zur Voraussetzung haben, warten wir’s einfach ab.

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Ein altes Mütterchen wendet sich in Ost-Berlin an einen Volkspolizisten. „Entschuldigen Sie bitte, wo ist denn das Kaufhaus ,Prinzip'?“ Der wundert sich und erklärt: „So ein Kaufhaus gibt es hier gar nicht.“ Darauf sie: „Das muss es aber geben. Unser Staatsratsvorsitzender Erich Honecker hat doch gesagt, dass es im Prinzip alles zu kaufen gibt.“

Fritzchen protestiert

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Erich Honecker sieht auf dem Alex, eine Riesenschlange von Leuten und denkt sich ,Stellst dich mal an und schaust, was es gibt.' Nach einer kleinen Weile dreht sich der vor ihm stehende um, stutzt kurz und geht. Nach fünf Minuten mit dem nächsten Vordermann das gleiche: Er dreht sich um, sieht Erich an, überlegt kurz und geht. So geht das eine Weile und Erich, fragt den Nächsten, als der sich umdreht und gerade gehen will „Sag mal, wonach steht ihr hier eigentlich an?“ „Eigentlich stehen wir nach Ausreiseanträgen an, aber wenn du auch einen willst, brauchen wir ja keinen.“

Auch in diesem Jahr findet in der DDR wieder das Festival des politischen Witzes statt. Erster Preis: Zehn Jahre Winterurlaub in Sibirien.

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Der Lehrer erklärt den Schülern das DDR-Staatswappen, in dem die Berufe aller Bürger symbolisch dargestellt sind – die Ähren für die Landwirtschaft, der Hammer für die Arbeiter und der Zirkel für die Intelligenz. Fritzchen protestiert: „Mein Vater kommt aber darin nicht vor, er ist Parteisekretär!“ – „Doch, doch“ erwidert der Lehrer, „sieh genau hin: Beim Zirkel werden die beiden Schenkel durch eine kleine Niete zusammengehalten . . .“

Die Ausnahme Der Palästinenser-Führer Arafat ist gestorben und steht vor der Himmelstür. Wie immer ist er schwer bewaffnet – mit Pistole und MPi. Arafat klopft an der Tür, Petrus öffnet. Arafat: „Ja, hallo, ich möchte hier rein!“ Petrus: „Nee, geht nicht! Denn bewaffnet kommt hier schon gar keiner rein!“ Arafat riskiert einen Blick durch die Himmelstür und sieht einen großen, bärtigen Mann auf einem hohen Stuhl sitzen, der ein großes Gewehr in der Hand hält. Arafat: „Aber Petrus, selbst der liebe Gott hat ein Gewehr, warum darf ich das nicht!“ Petrus: „Das ist 'ne Ausnahme. Und außerdem ist das gar nicht der liebe Gott, sondern Karl Marx, der wartet auf Erich Honecker!“

Ossi-Wessi-Witz Was kommt heraus, wenn man einen Ossi mit einem Wessi kreuzt? Ein arroganter Arbeitsloser.


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