1990
20 JAHRE AUF KURS 1991
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Wirtschaftsmacht Handwerk
Rückgrat der Wirtschaft
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ie seit 1990 verstrichenen zwei Jahrzehnte waren für die Unternehmer in Brandenburg eine lange und kurze Zeitspanne zugleich. Lang, weil jeder Monat zählt, in dem eine Firma erfolgreich am Markt gehalten werden kann. Kurz, weil verglichen mit Betrieben in westlichen Bundesländern unsere Unternehmen ausgesprochen jung sind. Sie mussten sich ihre Märkte erst mühsam aufbauen. Wohl keiner von uns hat dabei nicht an der einen oder anderen Stelle bitteres Lehrgeld bezahlt. Inzwischen hat Brandenburg eine breite Schicht von leistungsfähigen mittelständischen Unternehmen mit gestandenen Persönlichkeiten an der Spitze. Sie bilden das sprichwörtliche Rückgrat der Wirtschaft. Ohne die vielen Tausend Frauen und Männer, die in den vergangenen 20 Jahren erfolgreich den Schritt in die Selbstständigkeit wagten, wäre dieser Erfolg nie möglich gewesen. Sie haben mit ihrem Engagement einen beispielhaften Strukturwandel ermöglicht. Dafür gebührt ihnen großer Dank. Für die kommenden Jahre wünsche ich allen Unternehmerinnen und Unternehmern der Region ebenfalls viel Erfolg.
ie Wende war für viele Handwerker ein Lebenstraum, denn Angst vor der Arbeit hatte keiner. Im Gegenteil, endlich bot sich die Chance, all die Materialien zu kaufen, die jeder für sein Handwerk brauchte. Der Beginn war allerdings steinig, denn es fehlten geeignete Gewerberäume, veraltete Maschinen erschwerten die Arbeit, Eigentumsverhältnisse waren ungeklärt. Kunden für Töpfer, Schneider oder Sattler blieben aus. Die Industrie, zu einem großen Teil langjähriger Partner des Handwerks, brach weg. Doch das Handwerk krempelte die Ärmel hoch. Im Rückblick auf 20 Jahre können wir für das Handwerk in unserer Region eine akzeptable Bilanz ziehen. In unseren 10 280 Betrieben sind fast 39 000 Menschen beschäftigt. In der Regel dauerhaft, denn im Handwerk wird real gewirtschaftet und nicht spekuliert. Unsere Meister wissen, wie man einen Betrieb solide führt und auch in unruhigen Fahrwassern nicht vom Kurs abkommt. Handwerk aus Südbrandenburg ist leistungsstark und hat in den vergangenen 20 Jahren sein Gesicht geändert. Eine neue, lebendige mittelständische Wirtschaft prägt das heutige Bild. Peter Dreißig, Präsident, Handwerkskammer Cottbus
Generationswechsel in zahlreichen Firmen Cottbus. In vielen kleineren und
mittleren Lausitzer Unternehmen steht aufgrund des demografischen Wandels in den nächsten Jahren ein Generationswechsel an. „Schon in den kommenden fünf Jahren benötigen mehr als 5600 IHK-Unternehmen und rund 1500 HWK-Unternehmen einen Firmennachfolger“, heißt es in einer gemeinsamen Veröffentlichung der Industrie- und Handelskammer sowie Handwerkskammer Cottbus. Die Suche nach geeigneten Nachfolgern sei oft schwierig. In den meisten Fällen übernehmen Familienmitglieder die Firma, aber auch Mitarbeiter oder externe Personen kommen als neue Chefs in Frage. Bei beiden Kammern finden Unternehmer für die Regelung der Betriebsnachfolge fachkundige Beratung. pm/lh
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In der Lausitz wird moderne Technologie entwickelt. Die Studenten der Hochschule Lausitz nehmen mit einem solarbetriebenen Fahrzeug am größten europäischen Effizienzwettbewerb, dem Shell Eco-marathon am 6. und 7. Mai auf dem Lausitzring teil. Foto: dpa
Viele Firmen 20 Jahre am Markt Lausitzer Industrie und Handwerk blicken auf eine erfolgreiche Entwicklung zurück Die Lausitzer Unternehmenslandschaft hat sich in den vergangenen 20 Jahren beachtlich entwickelt. In fast allen Bereichen gab es Zuwächse. Besondere Wachstumsmotoren sind der Großflughafen Berlin Brandenburg International und die Energie-Branche.
Die Industrie- und Handelskammer Cottbus zählt derzeit 12 000 Mitglieder im Handel, 13 700 im Dienstleistungsbereich, 5000 Mitglieder in der Industrie, 3000 im Geld- und Kreditinstitute-Bereich, 3300 im Gastgewerbe sowie 2000 im Verkehrsbereich.
Auf eine positive Entwicklung schaut auch die Tourismusbranche zurück. So stieg die Zahl der Übernachtungen im Kammerbezirk Cottbus seit 1990 kontinuierlich an. Die Entwicklung des Lausitzer Handwerks ist ebenfalls eine Erfolgsgeschichte. Im Be-
Von Lars Hartfelder
Im Zuständigkeitsbereich der Industrie- und Handelskammer Cottbus (IHK) gab es 1990 12 000 zugehörige Unternehmen. Nach erfolgtem Strukturwandel entstand eine breite Schicht an leistungsfähigen mittelständischen Firmen – in der Industrie, im Dienstleistungsbereich und anderen Branchen. 20 Jahre später gehören der IHK rund 39 000 Unternehmen an. „Diese positive Entwicklung zeigt, in welchem Umfang der Strukturwandel stattgefunden hat“, sagte IHK-Sprecher Nils Ohl.
Suche nach Ausbildungsplätzen
In der Kunstguss Lauchhammer GmbH sorgt der Ziseleur Iwan Sodorow an einem Bronzelöwen für den letzten Schliff. Foto: dpa
Demografischer Wandel sorgt in der Lausitz für Mangel an Fachkräften
reich der Handwerkskammer Cottbus (HWK) waren im Jahr 1990 4824 Betriebe eingetragen. Aktuell beträgt die Mitgliederzahl 10 282. Zuwächse gab es bei allen Bauberufen, Installateuren und Friseuren. Rückgänge waren dagegen bei Töpfern und Korbmachern zu verzeichnen. Die Zahl der Meisterabsolventen ist ebenfalls rückläufig. Beendeten 1991 noch 400 Frauen und Männer erfolgreich die Meister-Ausbildung, waren es im vergangenen Jahr nur noch 180. Als einen Grund dafür sieht Peter Dreißig, Präsident der Handwerkskammer, den demografischen Wandel (siehe Text unten). Die Spitzenposition des Lausitzer Handwerks nimmt mit 790 HWK-Mitgliedern die Gruppe der Kraftfahrzeugtechniker ein. Danach folgen Elektrotechniker (773), Fliesen-, Platten- und Mosaikleger (698) sowie Maurer- und Betonbauer (696).
Ulrich Fey, Präsident, IHK Cottbus
Viele Lausitzer pendeln zur Arbeit Cottbus. Mehr als 42 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des Kammerbezirkes Cottbus sind Außenpendler. Das geht aus einer gemeinsamen Studie der Industrie- und Handelskammer sowie Handwerkskammer Cottbus hervor. Die Arbeitskräfte in Südbrandenburg würden so der geforderten Mobilität gerecht. Die Pendlerbeziehungen hätten insbesondere zwischen der Hauptstadtregion Berlin und dem Umland stark zugenommen. Nach der Erhebung fahren Pendler aus Cottbus und den Landkreisen OberspreewaldLausitz und Spree-Neiße teilweise bis zu 250 Kilometer zu ihrem Arbeitsort. Bei den Berlin-Pendlern sei der Frauen-Anteil aufgrund der Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich besonders hoch. pm/lh
Portal zur Berufsorientierung
Fehlender Nachwuchs im Kammerbezirk Cottbus
In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Cottbus finden Interessenten freie Ausbildungsplätze. Unternehmen in Südbrandenburg, die bereits jetzt auf der Suche nach Auszubildenden für das kommende Lehrjahr sind, können den Service der Lehrstellenbörse ebenfalls nutzen. Ihnen wird unter www.hwk-cottbus.de die Möglichkeit geboFoto: ddp ten, freie Lehrstellen auszuschreiben.
Cottbus. Die Zahl der Schulabgänger hat sich in den vergangenen fünf Jahren im Kammerbezirk Cottbus nahezu halbiert. Experten prognostizieren den Tiefpunkt für das Jahr 2011. Der Rückgang betrifft vor allem Schulabgänger der zehnten Klassen, jener Gruppe, die sich am häufigsten für eine betriebliche Ausbildung entscheidet. Im vergangenen Jahr hatten 5826 Jugendliche ihren Abschluss gemacht, 2008 waren es noch 6480 Schüler. 4771 Schulabgänger sind es voraussichtlich in diesem Jahr. „Für die Handwerksfirmen wird es immer schwieriger, einen geeigneten Lehrling zu finden“, sagte Peter Dreißig, Präsident der Handwerkskammer Cottbus. Gleiches gelte auch für die Suche nach einer Fachkraft oder einem Unternehmensnachfolger. „Ich
betrachte Ausbildung als eine Investition in die Zukunft, die notwendig ist“, betonte der HWKChef. Die Reaktion der Betriebe zeige, welche Bedeutung die Nachwuchsgewinnung für das Handwerk hat. „Ich appelliere aber auch an die Firmen, die bislang noch nicht ausbilden, sich an unserem gemeinsamen Ziel zu beteiligen.“ Die Chance, frühzeitig einen Ausbildungsvertrag in der Tasche zu haben, ist beim Blick in die aktuelle Lehrstellenbörse groß. So meldeten die Unternehmen für das kommende Lehrjahr 511 freie Ausbildungsstellen. Hinzu kommen 352 Praktikumsplätze, die den Jugendlichen einen Einblick in die Handwerksberufe vermitteln. „Mit Hilfe von Praktika können Schüler zeigen, was in ihnen steckt, und sich für eine Lehrstelle empfehlen.“ pm/lh
Manuela Seifert von der IHK Cottbus erklärt einem Schüler das Berufsorientierungsportal. Von der Internetseite www.cottbus.ihk.de gelangen Interessierte zu der Informationsplattform, die jungen Menschen beim Übergang von der Schule in das Berufsleben eine wichtige Orientierungshilfe bietet. Die Inhalte sind übersichtlich nach Themen Foto: Susanne Schwarzenau aufbereitet.