15 Jahre Landkreis Oberspreewald-Lausitz
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Den Kreis von der Autobahn regiert Der erste frei gewählte Senftenberger Landrat, Hans-Jürgen Fichte, im RUNDSCHAU-Interview
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Von Juni 1990 bis Januar 1994 war Hans-Jürgen Fichte (CDU) Landrat des damaligen Kreises Senftenberg. Er stand damals vor der Mammutaufgabe, innerhalb kurzer Zeit in der Region das bundesdeutsche System einzuführen. Die RUNDSCHAU fragte Hans-Jürgen Fichte nach seiner heutigen Sicht auf die damaligen Jahre. Welche Probleme und Vorhaben im Kreis Senftenberg waren bei Ihrem Amtsantritt, der noch zu DDR-Zeiten erfolgte, die dringendsten? Neben der Ablösung und Versetzung der alten Führungskräfte mussten in allen Sachgebieten Sofortmaßnahmen vorgenommen werden. Aufgrund der Stilllegung der Bergbaubetriebe stieg die Arbeitslosigkeit rapide an. Der Kreis besaß die Möglichkeit, über die Bildung von ABM-Gesellschaften diese Bergleute wenigstens zum Teil wieder in Arbeit zu bringen. Damals begann auch mein Leben im Dauerstau auf der Autobahn zwischen Senftenberg und Potsdam sowie nach Nürnberg und Bonn. Überall war der Landrat persönlich gefragt. Immerhin kam dadurch nach harten Verhandlungen der Vorläufer der heutigen NSG Freienhufen zustande. Ebenso wurde mit der Sanierung der Uferbereiche am Senftenberger See begonnen. Den ersten Spatenstich in Buchwalde durfte ich persönlich mit einem Bagger tätigen. Zuvor hatte keiner dem Landrat zugetraut, mit solch einem Gerät umgehen zu können. In der damaligen Zeit wurden wir übrigens von den Landesministerien wegen unserer Vision von der Seenkette mit schiffbaren Verbindungen als Spinner abgetan. Eine entsprechende Förderung gab es nicht. Längst freut es mich, dass die Visionen von damals jetzt bereits im Bau sind. Außerdem musste das Sozialwesen völlig neu strukturiert werden. Ich kann mich noch gut an unsere erste Kreisbereisung bei den Heimen erinnern. Was wir zu sehen bekamen, war teilweise sehr erschütternd. Am schlimmsten zeigte sich die Situation im Behindertenheim Großkmehlen. Selbst Tiere wurden
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lich verlaufen. Mehrere Kreisbehörden hätten die Stadt dennoch nicht verlassen. Immerhin würde heute das Finanzamt seinen Sitz in Senftenberg haben, wenn der Kreissitz in Calau verblieben wäre.
Ex-Landrat Hans-Jürgen Fichte Foto: LR-Archiv lebt in Schipkau. meist besser gehalten. In diesem Fall habe ich sofort die Diakonie Görlitz angerufen. Nach einem Ortstermin war die Entscheidung zur Übernahme des Heims sehr schnell gefallen. Bereits drei Wochen später bei einer Kontrolle waren die Bewohner sauber und ordentlich angezogen. Das Leuchten in ihren Augen stellte für mich persönlich den größten Dank dar. Darüber hinaus galt es, das Gesundheitswesen neu zu organisieren. So entstand das Klinikum Niederlausitz aus den drei Krankenhäusern. Die technischen Ausrüstungen wurden auf den modernsten Stand gebracht – zeitweise war der Kreis Senftenberg dabei führend. Die Reduzierung auf zwei Standorte, nämlich in Senftenberg und Lauchhammer, ist vorkonzipiert worden. Außerdem haben wir damals die Luftrettung aufgebaut. Dank des persönlichen Einsatzes von Dr. Handschack war unser Kreis der erste in den neuen Ländern, der mit zwei Rettungshubschraubern vom ADAC ausgestattet wurde. Damals war sogar die Lebensmittelversorgung akut gefährdet, da die Frischfleischversorgung im Kreis plötzlich aussetzte. Die Schlachthöfe wurden von einem Tag zum anderen geschlossen. Daher galt es, die privaten Fleischer und Tierzuchtbetriebe zu überzeugen, selbst zu schlachten. Unsere Veterinäre halfen vor Ort. Wie hätte sich Senftenberg entwickelt, wenn der Kreissitz nach Calau gekommen wäre? Die Entwicklung wäre sicher ähn-
Sind die beiden Altkreise Ihrer Ansicht nach wirklich in allen Bereichen zusammengewachsen beziehungsweise wo nicht? Ich persönlich habe bislang von keinen Problemen dieser Art gehört. Natürlich gibt es ab und an Beschwerden von Bürgern, die recht weite Wege zu verschiedenen Ämtern zurücklegen müssen. Wichtig ist aber, dass alle Einwohner gleiche Bedingungen ohne Rücksicht auf die Lage ihres Wohnortes haben müssen. Vermissen Sie heute eine faire Diskussionskultur im OSL-Kreistag und gibt es zu viel „ParteiDenken“? Klare Antwort: Ja! Selbstverständlich muss sich der Landkreis als Verwaltung und mit Unterstützung durch den Kreistag gegen manche Maßnahmen der Landesregierung und Landesbehörden stark machen. Da kann keine Fraktion, nur weil ihre Partei die Regierungsverantwortung hat, böse Spielchen treiben. Gleichermaßen ist es unfair, Bürgern Versprechen bereits in dem Bewusstsein zu machen, dass die entsprechende Realisierung nicht möglich sein wird. Der Fordernde gilt dann nach außen immer als der Gute und die anderen als die Bösen. Das hat zur Folge, dass viele Bürger politikverdrossen oder radikal werden. Diese Spielchen sollten vermieden werden und gehören nicht in einen Kreistag. Was haben Sie nach Ihrer Amtszeit als Landrat beruflich gemacht? Ich hatte bereits vor meiner Landratszeit einen ordentlichen Beruf. Bereits vor der politischen Wende plante und beaufsichtigte ich in Feierabendtätigkeit eine Vielzahl von Bauvorhaben. Seit 1. Juli 1995 bin ich als freischaffender „beratender Ingenieur mit Vorlageberechtigung“ im eigenen Büro für Bauplanung tätig. Mit HANS-JÜRGEN FICHTE sprach Torsten Richter