Übermalungen

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Das Sehen in der Dunkelheit verändert die Wahrnehmung. Je länger man sich in der Dunkelheit aufhält, je mehr man sich auf sie einlässt, desto klarer konturiert sich die Umwelt. Der Prozess des Sehens rückt in den Mittelpunkt – ein bewusstes, vielleicht präziseres Sehen. Man mag sogar auch den Wunsch hinter sich lassen, die Umwelt erkennen zu wollen. Dann nämlich ermöglicht die Nacht die besondere Qualität des Nicht(s)Sehens, das die Entsprechung zum NichtWissen ist. Dieses Nicht-Wissen als eine Form von Reinigung wiederum ist Voraussetzung für einen Wandel.



Collagen, bestehend aus einer Kombination von Abstraktem Expressionismus und Pop Art, ausgedrückt durch Malereien in Verbindung mit darauf befestigten Gegenständen des täglichen Lebens (zum Beispiel Glühbirnen, Küchengeräten, Postkarten, Comics, Druckgrafikblättern, Tapetenresten, ausgestopften Tieren, Radios etc.), die zum Teil übermalt wurden. Malerei wird mit Objekten „kombiniert“ und erweitert so hin zum dreidimensionalen Raum. Deshalb wird die traditionelle Grenze zwischen Malerei und Skulptur eingerissen. Rauschenberg meinte zu seinen Arbeiten, dass sie sich durch Wirklichkeit auszeichnen. Seiner Ansicht nach befand sich die Malerei am Scheideweg zwischen Kunst und Leben, und er versuche, die Lücke zu schließen, die sie trenne.


Rauschenbergs bildnerisches Vorgehen basierte auf zwei Grundprinzipien der Moderne: Collage und readymade


Der Maler, der sich selber augenzwinkernd als „Straßenkötermischung“ bezeichnete, hatte deutsche und indianische Wurzeln: Ein Großvater kam aus Berlin, eine Großmutter war eine Cherokee. „Ich bin der Meinung, dass ein Kunstwerk wirklicher ist, wenn es aus Teilen der wirklichen Welt gemacht ist.“ „Ich hasse Ideen, wenn ich doch mal eine habe, gehe ich spazieren, um sie zu vergessen.“ „Kunst soll kein Konzept haben… Das ist das einzige Konzept, das für mich durchgängig gegolten hat“ „So etwas wie ein fertiges Kunstwerk, das gibt es für mich nicht.“


Rauschenberg stellte ständig in seinen Arbeiten die Fragen: Wie wird etwas von wem wahrgenommen? Was ist Erinnerung und was Zeit, was ist ein Bild und was ein Objekt? Wie verhalten sich Produktion und Rezeption? Rauschenbergs Hauptthema war die Kommunikation und die Wahrnehmung.. Für Rauschenberg konnte alles Kunst sein – es gibt eine Gleichberechtigung unter den Dingen. Alles kann der Kunst dienen, alles hat seine Schönheit und Berechtigung. Dies zeigte sich in seinen Werken formal: in seinen komplexen Arbeiten stößt man kaum auf eine hervorgehobene Mitte. Hierarchische Strukturen lehnte er ab und zieht eine demokratische Motivverteilung vor – ein gleichberechtigtes Nebeneinander der Motive. Seine Kunst sucht direkten Kontakt zum Betrachter. Er schloss keine formalen Lösungen von vornherein aus und setzte sich über kulturelle, geografische und finanzielle Grenzen hinweg. .


Unter den bildenden K端nstlern war Rauschenberg der wichtigste und aktivste Protagonist einer Synthese von Kunst und Technik und seine Darstellungen sind in hohem Grad Ausdruck der kulturellen und sozialpolitischen Gegebenheiten der Phase, in der sie konzipiert und geschaffen wurden





































































Jeder kann knipsen.Auch ein automat.Aner nicht jeder kann beobachten.Beobachten ist ein elementar dichterischer bVorgang.Auch die Wirklichkeit muss geformt werden, will man sie zum sprechen bringen. D端rrenmatt


Kreuze und �bermalungen bestimmen �ber viele Jahre Arnulf Rainers k�nstlerischen Ansatz. Daf�r dienten ihm eigene, aber auch ausgesuchte Werke anderer K�nstler als Vor- und Unterlagen, die er mit dicken, z�hfl�ssigen Farbmassen zumalt. Es geht ihm um diesen Akt der �Abt�tung�, die aber zugleich eine Verwandlung darstellt. Denn allein in Ver�nderungsprozessen sieht der K�nstler Lebendigkeit. Das Kreuz symbolisiert f�r Rainer diesen so verstandenen Zusammenhang zwischen Zerst�rung von Bildern auf der einen und der damit einhergehenden Verwandlung in etwas Neues auf der anderen Seite. Es ist aber auch Zeichen des Leidens an Zerrissenheiten und Widerspr�chen, als welches Rainer menschliche Existenz begreift.

Viele seiner Werke � zum Beispiel �Kreuz� von 1988/ 89 - sind in der Technik der Fingermalerei, in expressiver Handschrift, gemalt. Zusammen mit wiederholt auftauchenden Handabdr�cken verweisen sie auf ein archaisches Vokabular: Hier geht es um nichts Fl�chtiges, sondern um die existentielle Selbstvergewisserung eines Malers.


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