Allgäu LIVE IN (06.2018)

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Konzerte

Auf Tour im Auftrag des Herrn D

er Schweizer Musiker Beat Zeller liebäugelte erst damit Comiczeichner zu werden. So entstand der Name seines Alter Egos Reverend Beat-Man. Inzwischen feiert der Berner mit seinem Label Voodoo Rhythm Records internationale Erfolge und gibt seit über 30 Jahren bei jeder LiveShow alles. „Reverend kommt von referieren“, sagt der Berner und so kommt das Publikum bei Konzerten in den Genuss erleuchtender Blues-Trash-Rockmusik. Trotz großer Vielfalt in der Schweizer Musikszene bleibt es nach wie vor nur einer überschaubaren Schar von Musikern vergönnt, im Ausland Anerkennung zu finden. Umso beeindruckender ist der Erfolg des Berner Labels Voodoo Rhythm Records. Die Bands, die hier verlegt werden, sind regelmäßig auf internationalen Tourneen zu erleben. Seit Anfang an ist der Prediger des Primitiven zwar selbst emsig auf Tour (USA, UK, Europa), trotzdem nahm sich der Reverend Zeit uns ein paar Fragen zu beantworten; zu sich, zu seiner Berufung, zum Schweizer Underground und was seine wichtigste Botschaft ist.

018 FR. 15.06.2 TEN P M E K / E G UN MYSKYLO

T A E B D N E REVER R E T S I S . T F MAN L E B O Z I E L NICO GARCIA 38

Was hat dich dazu bewegt, in Priesterkleidung wilde, enthusiastische Rock-Shows abzuliefern? Der Glaube daran sich frei auszudrücken und zu kreieren was man will. Ich bin nicht irgendein Reverend, ich bin DER Reverend! Der Reverend der Blues-TrashRock’n’Roll-Reverend, ich glaube nicht an das Einschnüren und Einkerkern von Ideen und Taten sondern an den freien Willen und das freie Denken. Und wie sieht deine Mission in Sachen Rock’n‘Roll und freiem Denken aus?

Ich hab’ genug von den FakeRock’n’Roll-Bands und -musikern, die diese Art von Musik als Museums-Musik ansehen. Ich suche die wahre Seele dahinter, also die Jugendbewegung Mitte der 50er, als sich schwarze und weiße Teenager zusammengetan haben, um gegen das Establishment und gegen Rassentrennung anzukämpfen – nicht mit Waffen oder Fäusten sondern mit Musik, mit Rock‘n‘Roll. Genau das suche ich und will diesen Spirit in die Neuzeit zu retten. Du wirst begleitet von Schwester Nicole Izobel Garcia. Woher kennt ihr euch und in welchen Bands hatte Schwester Garcia zuvor gespielt? Ich hab Familie in Los Angeles, also bin ich viel dort drüben und hab sie bei einem Konzert kennengelernt. Normalerweise, wenn ich in größeren Städten spiele, hab ich eine Backing Band. Dort hab ich sie gefragt, ob sie Schlagzeug spielt und sie bejate, so haben wir die ersten Shows zusammengespielt. Seitdem haben wir viele Touren zusammen gemacht und es macht Riesenspaß – sie ist mir eine sehr gute Nonne. Gab es in all den Jahren schon den Fall, dass man dich der Gotteslästerei beschuldigte? Ja, aber nur von Leuten, die nie bei einer unserer Shows waren. Die lesen Schlagworte wie „Fuck you Jesus, fuck you, oh lord“ und nehmen das als Aufhänger ihrer Kritik, dabei wissen sie nicht mal, um was es eigentlich im Song geht. Ich hatte viele Priester oder Jung-Kirchner, die offen mit ihrer Religion umgehen auf meinen Shows und die waren zwar alle etwas vor den Kopf gestoßen, aber total begeistert. Denn meine Message ist easy: Liebe siegt immer und wenn man sie mit Rock’n’Roll paart, noch schneller. Bist du ein gläubiger Mensch? Wie definierst du Glauben? Ich bin christlich aufgewachsen, Sonntagsschule, Religionsunterricht etc, dann hab ich mich als Teenager interessiert für Tarot und schwarze Magie etc. Einmal hatten wir einen Aushilfspfarrer in unserem Unterricht und wie man so

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