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STADTBAD STEGLITZ
In der Zeit der Industrialisierung zogen in kurzer Zeit viele Menschen in die Städte. So wuchs auch die Bevölkerung im Berliner Vorort Steglitz.
Für die ärmere Bevölkerungsschicht gab es keine regelmäßigen Hygienemöglichkeiten, die eine adäquate Körperpflege garantierten.
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So kam es zum Bäderbau, um allen Bevölkerungsschichten und Gesellschaftsklassen den Zugang zu angemessenen Hygienestandards zu ermöglichen. In diesem Zuge veranlasste auch die Gemeindeverwaltung die Errichtung eines repräsentativen Hallenbades mit Schwimm- und Bademöglichkeiten in Steglitz.
Die Architekten Richard Blunck und Fritz Freymüller entwarfen eine von römischen Thermen inspirierte Basilikaform im Stil des Historismus und Jugendstils.
Im Jahre 1906 wurde das römisch-russische Dampfbad nutzbar und im Jahre 1908 folgte der Schwimm- und Badebereich. Bei der Eröffnung am 8. Juli 1908 wurde es als „Preußens modernste und größte Heil-und Bäderabteilung“ beworben.
Während des ersten Weltkriegs wurde der Badebetrieb unterbrochen und das Stadtbad diente als Lebensmitteldepot.
In den Jahren 1928 bis 1931 ließ die Bezirksverwaltung den Grundbau mit einem viergeschossige Gebäude, nach Entwürfen von Fritz Freymüller, ergänzen. Dieser Gebäudeteil war für die Badeverwaltung, einen Friseur sowie in der obersten Etage für Wohnungen vorgesehen. Die Pläne für eine zweite, gespiegelte Schwimmhalle für Frauen wurden niemals umgesetzt.
Während des zweiten Weltkriegs blieb das Bad bis zum Winter des Jahres 1940 in Betrieb. Aufgrund des Kohlemangels und damit fehlenden Heizmöglichkeiten, musste es geschlossen werden.
Es folgten Schäden durch Kriegseinwirkung und Vandalismus, die im Jahr 1949 größtenteils behoben wurden und eine Wiedereröffnung ermöglichten.
In den Jahren 1971 bis 1979 veranlasste das Bezirksamt eine Generalinstandsetzung, sodass im Jahr 1988 das Hallengewölbe über dem Schwimmbecken saniert werden konnte.
Seit 1982 steht das Stadtbad unter Denkmalschutz.
Im Jahr 2002 ließ das Bezirksamt SteglitzZehlendorf die Einrichtung schließen, da die Unterhaltung und der Betrieb nicht mehr kostendeckend möglich waren. Demzufolge fiel der Bau in die Zuständigkeit der BIM (Berliner Immobilienmanagement GmbH).
So kaufte im Jahr 2004 die Sportlehrerin Gabriele Berger das Bad für einen symbolischen Euro. Dies war verbunden mit der Auflage den Baukomplex zu sanieren und bis 2015 wieder als Schwimmbad zu eröffnen.
Daraufhin begann die Eigentümerin eine schrittweise intensive Nutzung. Sie eröffnete ein Café und lies die Umkleidekabinen abreißen um die dortigen Flächen als Ausstellungsräume zu nutzen. Außerdem fanden in der Schwimmhalle Lesungen, Flohmärkte, Theater- und Opernaufführungen statt. Trotz allem blieb die Sanierung aus und der Kaufvertrag wurde rückabgewickelt.
Im Jahr 2016 fiel das Bad wieder in die Hände der Stadt Berlin und diente für Filmaufnahmen und Fotoshootings.
Der Ort
Der Bestand befindet sich in Steglitz, im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, das im Großraum Berlin zu verorten ist. Er ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut angebunden und fußläufig von einer der größten Fußgängerzonen Berlins erreichbar.
Fast unscheinbar befindet sich das Stadtbad hinter einer Unterführung eines Hauses. Ein von Straßenlärm abgeschotteter, ruhiger Ort, der viele Jahre Anlaufpunkt für die Bürger*innen von Steglitz war.







