Rocco Siffredi:
ALLES SEX Rocco Siffredi ist Italiens bekanntester Pornostar und Gegenstand einer ernst gemeinten filmischen Auseinandersetzung mit dem Thema Sex
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celluloid 5a/2016
20 Jahre lang nicht mitbekommen, dass ich sexsüchtig war. Erst als ich ausgestiegen bin, wurde mir bewusst, wie süchtig ich wirkRocco Siffredi, 52, mindestens so charmant wie standfest lich bin“. Rocco hat seine Sucht zum Beruf gemacht. Seine Website das Internet verändert hat. „Als ich anund die Filme verkaufen sich weltweit bes- fing, da gab es in Pornos sogar noch eine tens, ein Dreh mit Rocco hatte den Ruf, Handlung. Heute muss es einfach mög„dass sich die teilnehmenden Pornodar- lichst rasch zur Sache gehen“, so Siffredi. stellerinnen danach erst einmal drei, vier „Die Auswirkungen auf unsere Jugend, die Tage Urlaub nehmen mussten“,erzählt sich wie selbstverständlich schon im Alter sein Cousin im Film, der bei allen Rocco- von 12, 13 Jahren diese Pornos auf ihren Produktionen die Kamera führt. Der Ita- Smartphones ansehen, wird man erst in 10, lian Stallion hielt, was er versprach. Und 20 Jahren erkennen. Ich halte diese stetige gibt den Mädchen, die er hier der Reihe Verfügbarkeit für ein Problem, gegen das nach flachlegt, auch gleich gute Ratschlä- kein Gesetzgeber dieser Welt etwas tut“. Denn Siffredi hat bei all dem Sex auch ge: „Wenn du nicht bereit bist, Analsexein soziales und moralisches Gewissen. Szenen zu drehen, dann wirst du im „Wenn bei Veranstaltungen junge Paare Pornogeschäft nur sehr wenige Aufträge auf mich zukommen und mir das Mädbekommen“. chen sagt, ich möge doch bitte ihrem UNENDLICHE LUST Für Rocco Siffredi, Freund beibringen, wie man sie richtig der bis heute ein Bild seiner verstorbenen fest ins Gesicht schlägt, sie fesselt oder Mutter bei sich trägt „und es mindestens sie anspuckt, dann hört für mich der Spaß einmal am Tag anschaut“, ist die Lust auf auf“, sagt Siffredi. „Was die Zuschauer Sex auch mit 52 nicht weniger geworden, begreifen müssen, ist: Wir Pornodarsteller „ich kanalisiere sie nur anders“, verrät er. machen hier keine Sexualkunde und keiWorüber seine Ehefrau, eine ehemalige nen Unterricht. Wir machen eine Form der Make-up-Artistin bei den Pornodrehs, Unterhaltung“. Schließen will Siffredi aber mit versöhnbestens bescheid wisse. Und auch seine lichen Gedanken und auch damit, dass bei zwei Söhne hätten von Anbeginn an geseinen Produktionen Frauen niemals unwusst, „was Papa arbeitet. Ich wollte nie terdrückt oder ausgenutzt wurden. „Es ist ein Versteckspiel spielen“, so Siffredi. Die Doku „Rocco“ lässt jedenfalls tief ganz im Gegenteil so, dass sie bestimmen, blicken in die Seele eines Mannes, der wie weit man gehen darf. Sie sind es, die trotz der verpönten Arbeit, der er nach- die Grenzen ziehen, und genau so sollte geht, gar nicht anders konnte, als sie aus- es sein. Erniedrigung und Unterdrückung zuüben. „Meine Frau hat mich immer ver- haben keinen Platz beim Sex, nur das, was standen, was auch der Grund ist, weshalb man seinem Gegenüber zu dessen Befriewir verheiratet sind. Sie versteht mich wie digung schenken kann“. Das klingt nach einer heilen Welt. Im kein anderer Mensch“. Eifersucht gäbe es Netz lässt sich kinderleicht nachprüfen, keine, denn „Rocco macht ja nur seine Arwie Roccos Frauen so drauf sind. beit“, sagt die Gattin einmal im Film. Matthias Greuling Bedenklich findet Siffredi allerdings die
Katharina Sartena
W
enn Rocco Siffredi, bürgerlich Rocco Antonio Tano, geboren 1964 in der italienischen Provinz, vor einem steht und die Hände schüttelt, könnte man denken, man hat es mit einem smarten, überaus gepflegten Geschäftsmann zu tun, Anfang 50, gut situiert, seriös und vor allem eloquent. Und genau all das ist er auch, nur das Geschäft, in dem er tätig ist, steht im Verruf. „Ich mache Pornos, seit ich denken kann und die Leute finden es schmuddelig“, sagt Siffredi. „Aber ich wollte meine Sexsucht eben zu meinem Lebensinhalt machen“. Siffredi ist das Thema der Doku „Rocco“ von Thierry Demaiziere und Alban Teurlai, die in Venedig ihre Uraufführung außerhalb des Wettbewerbs erlebte und gefeiert wurde. Die beiden Filmemacher haben sich dem „Italian Stallion“ (wie ihn seine Website bewirbt) auf eine sehr persönliche Weise genähert. Rocco, der in knapp 1700 Pornofilmen vor allem zeigen durfte, wie groß sein bestes Stück ist, und auch wie ausdauernd, erzählt hier aus dem Nähkästchen, wie Muttern ihm dereinst den Weg gewiesen hat, als er mit dem Wunsch, Pornostar zu werden, ankam: „Sie meinte: Wenn das wirklich das ist, was du machen willst, dann tu es!“, erzählt Siffredi und sagt: „Meine Mutter war und ist die wichtigste Frau in meinem Leben“. Ein Satz, den die meisten italienischen Männer wohl unterschreiben würden. Rocco Siffredi rechnet überschlagsmäßig: „Ich habe 1700 Filme gemacht, im Durchschnitt jedesmal drei Frauen gehabt, hinzu kommen die Sonderdrehs an Wochenenden“. Wer rechnen kann, weiß: Dieser Mann hatte sehr früh aufgehört zu zählen. Und außerdem: „Es gab Filme, da war Rocco mit 100 Frauen zugange. Aber glauben Sie mir: Das macht keinen Spaß mehr“. Rocco Siffredi erinnert sich an die Anfänge: „Das Ganze begann, als ich acht Jahre alt war, damals habe ich zum ersten Mal masturbiert. Und seit damals hat sich das Verlangen nach Sex immer nur noch mehr gesteigert. Als Pornoschauspieler habe ich
Weise, wie sich die Pornobranche durch