Ahk Bilateral - Magazine n°53

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Bauwirtschaft | btp

Betonbau und Lehmbau: Bauwirtschaft und Baulösungen in Deutschland, Frankreich und Marokko

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Die Bauwirtschaft als Spiegel der allgemeinen Lage der Industrie Frankreich ist ein Land mit hoher industrieller Konzentration und großen Konzernen in der Bauindustrie. Man kann in der Ausrichtung der französischen Bauwirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg vier Phasen unterscheiden: Zunächst der Wiederaufbau, sehr stark vom Beton geprägt, während dessen man sich so gut wie nicht um Energieverbrauch gekümmert hat, mit dünnen Wänden und so gut wie keiner Isolierung. Danach, als eine Folge des ersten Ölschocks, wurden zunächst verschiedenste “alternative“ Solartechniken und bioklimatische Bautechniken entwickelt: von der solaren Warmwasseraufbereitung über die sogenannte Trombe-Wand (Massive nach Süden ausgerichtete dunkle Speichermauer hinter einer Glasscheibe oder in einem Gewächshaus, um die Sonnenenergie aufzufangen und zu speichern) bis hin zum Lehmbau. Dann, in den 80er Jahren, nach der französischen Entscheidung, alles auf Atomenergie zu setzen und unter dem Druck der Industrielobby, begann eine Art Monokultur von Betonstein, Innendämmung aus Glaswolle oder Styropor und Gipskartonplatten. Dazu natürlich Elektroheizung infolge der Dominanz der Atomenergie. Eine besondere Feuchtigkeitsproblematik ist hier hervorzuheben: Die warme Innenluft trifft bei ungenügender Luftdichtigkeit der Gipskartonplattenebene und der Isolierung auf die kalte Außenwand und kondensiert. Als Antwort kam dann die verbindlich vorgeschriebene kontrollierte mechanische Lüftung zum Einsatz. Andere Bauweisen kamen lange Jahre so gut wie nicht zum Zuge.

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Etwa seit dem Jahr 2000, bedingt durch die Suche nach anderen, nicht so viel Energie verbrauchenden Bausystemen, kann man erneut eine gewisse Diversifizierung beobachten mit dem langsamen Anstieg der Marktanteile von Bauten mit Hochlochziegeln, Gasbetonsteinen und Holzständerbauweise. Seitdem kann man, im Grunde in ähnlich konsequenter Weise wie in Deutschland, etwa alle 5 Jahre eine Verschärfung der Energieverordnungen im Bauwesen beobachten. In Deutschland hat sich, auch bedingt durch den höheren Anteil an KMUs in Baustoffindustrie und Bauwirtschaft, immer eine gewisse Vielfalt an Bausystemen gehalten, je nach Klima, regionaler Tradition und Angebot an Baumaterialien. Verschiedene Baulösungen standen somit meist nebeneinander. Der Hochlochziegel, der bei höherem Bedarf an Dämmung die oft doppelwandigen Ziegelbauten, in anderen Regionen aber auch den Steinbau ersetzt hat, der Betonbau, der Gasbetonstein und der Holzrahmenbau haben sich den Markt geteilt. Der Bauherr und der Architekt hatten und haben also immer eine Entscheidung über die Bauart zu treffen, wodurch die Auseinandersetzung mit den bautechnischen Vor-und Nachteilen stärker zum Tragen kommt.

34 — octobre 2013


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