Portfolio - Lars Leonard Müller

Page 1

Portfolio

Lars Leonard Müller


Inhalt

Curriculum Vitae

4

„Das Stadtgut. Vertical farming und Wohnen am Güterbahnhof Neukölln“

8

Masterarbeit Markt- und Wohnhaus 103 Steglitz

24

„Abstract City 25“ Ernst-Reuter Platz

32

„Stadtraum. Denkraum. Freiraum“ Roter Hof

42

„Wie wollen wir Leben?“ Arbeitserfahrung

2

54


3


Curriculum Vitae

Persönliche Daten Name Anschrift Tel. E-Mail Nationalität Geburtsdatum Ausbildung

Lars Leonard Müller Silbersteinstraße 88, 12051 Berlin +49151 50197329 lars.55126@gmx.de Deutschland 29.03.1993 Universität der Künste, Berlin Designfakultät - Master of Arts, Architektur Oktober 2019 - September 2022 Abschnluss mit 1,3 Gesamtnote Akademie der bildenden Künste, Wien Faculty of art and architecture März 2018 - Juli 2018 Erasmusprogramm Universität der Künste, Berlin Designfakultät - Bachelor of Arts, Architektur Oktober 2014 - September 2019 Freie Waldorfschule Mainz-Finthen Juli 1999 - Mai 2013

Sprachen

4

Deutsch - Muttersprache Englisch - verhandlungssicher Französisch - eingerostet


Praktika & Arbeitserfahrung

Max Dudler November 2019 - Mai 2021 Werkstudent BRUNO FIORETTI MARQUEZ Juli 2019 - September 2021 Praktikum LIN-A August 2017 - Oktober 2017 Werkstudent Baumhauer Architekten März 2017 - Juli 2017 Praktikum Felix Beutler Innenarchitektur Tischlerei&Restaurierung Juli 2014 - August 2014 Praktikum Kühn Keramik August 2013 - November 2013 Staatstheater Mainz Januar 2010 - Februar 2010

Fähigkeiten

ArchiCAD 25 , Adobe Photoshop, Adobe Indesign, Excel, Enscape 3D, Microsoft Office, Final Cut Pro X, Rhino, IDAICE, Polysun, Handzeichnungen, Modellbau

5


„Hallo, ich heiße Lars, ich bin 29 Jahre alt und habe erst vor kurzem mein Masterstudium an der UdK Berlin absolviert. Wenn ich mich beschreiben müsste mit drei Attributen, dann würde ich sagen, dass ich herzlich, zielstrebig und fröhlich bin. Mich zeichnet kein außergewöhnliches Hobby oder Beschäftigung aus, jedoch mag ich lange Spaziergänge durch die Stadt und bin passionierter Hobbykoch. Wie mein Professor Jean-Philippe Vassal mal gesagt hat : „Cooking is like architecture. You have your ingredients, you prepare them and mix them together and after a long time of stiring and stiring it becomes better and better.“. So müssen beide Disziplinen, bei der das Wohlfühlen eine große Rolle spielt, gut vorbereitet und durchdacht sein, um sich voll entfalten zu können und dem Menschen zu dienen. Das Thema der Ernährung spiegelt sich zuletzt auch in meiner Masterarbeit wider, die auch Fragen an die Cohabitation mit Nutzpflanzen aufwirft. In meiner Laufbahn als angehender Architekt habe ich während des Masterstudiums eineinhalb Jahre als Werkstudent bei Max Dudler gearbeitet und die Ausführungsplanung kennengelernt. Davor habe ich bei Wettbewerbe für Büros wie Baumhauer Architekten, Lin-A und BFM mitgearbeitet. Zusammenfassend würde ich sagen, dass mir die Projektarbeit besser liegt. Im Portfolio findet sich eine Auswahl an Projekten, ich wünsche viel Spaß beim durchblättern.“

6


Eine Auswahl

7


Das Stadtgut. Vertical farming und Wohnen am Güterbahnhof Neukölln Masterarbeit 2022

Ein Überblick Im Zentrum dieses Entwurfes steht eine nachhaltige und ressourcenschonende Agrarproduktion, die mittels eines hybriden Gebäudes nicht nur Vertical Farming, sondern auch das Wohnen in einem Neuköllner Kiez aufgreifen wird. 2050 werden voraussichtlich zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben, 70% hiervon in Städten. Diese sieben Milliarden müssen in den urbanen Knotenpunkten nicht nur mit Wohnraum versorgt werden, woran wir bereits jetzt zu scheitern drohen, sondern ebenso ernährt werden. Die Ernährung der Bevölkerung hinterlässt hierbei ähnlich der Energieversorgung einen immensen Fußabdruck in eine außer Balance geratene Umwelt. Als Vergleich benötige man zur Ernährung dieser zusätzlichen Milliarden eine traditionelle Agrarfläche in der Größe Brasiliens - eine Fläche, die ohne Abholzung von Wäldern und der Erschließung von Moorflächen nicht realisiert werden kann. Eben diese Flächen binden effektiv CO2 und eine traditionelle Nahrungsmittelversorgung kollidiert hierbei mit den Lasten der traditionellen Industrie. Überhaupt stehen die Schattenseiten des Zeitalters fossiler Energie im engen Zusammenhang mit unserer Nahrungsversorgung. Die Rohstoffe sind nicht nur Kraftstoff für Agrarmaschinen, sondern auch das Grundmaterial für synthetische Düngemittel, ohne die eine Landwirtschaft des 20. und 21. Jahrhunderts nicht vorstellbar wäre. Ölpreisbestimmende Krisen sind daher nicht nur im Schwerindustriellen Sektor, sondern auch in der Agrarwirtschaft immer zu spüren. So ergibt sich, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Angriffes auf die landwirtschaftlich wichtige Ukraine durch den Rohstofflieferanten Russland, der Tenor einer Loslösung der industriellen Vorstellung des letzten Jahrhunderts. Die Konzentration der westlichen Gesellschaften in den Städten führt somit auch hier zwangsläufig zur Minimierung von Rohstoffen wie Öl und Wasser und einer urbanen Alternativen der Nahrungsmittelversorgung. Natürlich kennt man das Problem der hohen Grundstückspreise gerade in Berlin ebenso wie die fragwürdige Nutzung der restlichen freien Flächen. Dabei ist vertical farming ein ernstzunehmendes Konzept, dass durch vertikale Flächennutzung den Platzverbrauch minimiert und durch modernste AI, Analyse der Pflanzen und LED beschleunigter Photosynthese den landwirtschaftlichen Ertrag maximiert – ohne auf fragwürdige Gentechnik oder Giftstoffe zurückzugreifen. Der Ertrag, den diese Farmen bereits heute produzieren, entspricht dem von achtmal so vielen traditionellen Ackerflächen. So entsteht ein Flächengewinn, der für den Ausbau erneuerbarer Energien, dem Klimaschutz und dem Renaturieren von Wäldern und Mooren zur Verfügung steht. Ferner gelingt es durch eine Kreislaufwirtschaft, dem Recycling des Wassers, den Wasserverbrauch selbst bis zu 90% zu minimieren und die Vergiftung der Meere und der natürlichen Gewässer durch Nitrat ganz zu unterbinden – das ursächlich für die Algenpest und den Kollaps ganzer Ökosysteme verantwortlich ist. Eben weil vertical farming nicht auf ländliche Gebiete angewiesen ist, sondern der Lebenswirklichkeit einer modernen Stadt entspricht, ist dieser Entwurf mitten in Neukölln angesiedelt. Durch die Hybridisierung mit Wohnungen befasst er sich darüber hinaus auch mit dem stetigen Problem der Wohnungsnot – nicht etwa scheinheilig mittels eines schlichten Anbaus, sondern als Antwort einer notwendigen Verbindung von Wohnen, Arbeiten und Versorgung im Gegensatz zu den bisherigen Lösungen Berliner Baupolitik, die riesige Freiflächen noch immer mit Büros und Gewerbe bedient. Das Grundstück selbst ist hierbei passend gewählt. Es ist eines der wenigen noch vorhandenen Industriebrachen in direkter Nähe zum S-Bahn Ring mit Anschluss an einen Kiez. Der S-Bahn Ring steht heute natürlich für den reinen Personenverkehr, doch ist der Anschluss des damaligen Außenbezirkes Rixdorf um 1870 mit einem eigenständigen Bahnhof vorrangig dem Güterverkehr zu verdanken. Auch wenn der Güterbahnhof, der sich auf dem Plangelände befindet, heute nicht mehr in seiner eigentlichen Form genutzt wird, finden sich dort noch vier Abstellgleise. Das niedrige Bahnhofsgebäude selbst wird von einem Getränkelieferanten genutzt, der natürlich nicht die Gleise, sondern die Straßen nutzt und einem Masterplan zum Opfer fallen wird. Dieser Plan sieht eine sehr dichte Blockrandbebauung vor, wie sie in Berlin

Landwirtschaftliche Produktion in Berlin

GSEducationalVersion

27% Weideland

10,5% Ackerland 1,5% Städte u. Infrastruktur

32% Unland

GSEducationalVersion

Potentiell Gefährdung durch Bodenerosion sehr gering äußerst hoch undefiniert

GSEducationalVersion

Berlin

2.660 km

Almería GSEducationalVersion

Benötigte Anbaufläche in der Größe von Südamerika = 1,7 Mrd. Hektar Bisherige Anbaufläche = 1,6 Mrd. Hektar Weltbevölkerung in 2021 = 7,8 Milliarden Menschen

Weltbevölkerung in 2050 = 9,7 Milliarden Menschen

GSEducationalVersion

8

29% Waldfläche

Zusätzlich benötigte Ackerfläche = 850 Mio. Hektar


Probemodul Aeroponicanlage - Anbau von Salat und Kräutern im Studio

9


häufig vorzufinden ist und die den eigentlichen Charakter der Brache, den Aufbau des Kiezes und den Symbolcharakter des Geländes in keiner Form einbindet. Der vorliegende Entwurf soll daher eine Alternative bieten, die sich über die Monofunktionalität von Wohn-, und/oder Gewerbegebieten hinwegsetzt und vertical urban farming einbringt. Der Entwurf 300 Meter lang ersetzt ein neu entworfener Baukörper die bisherige Bebauung in der nördlichen Hälfte des Geländes. Die Spuren und das Erbe des Bahnhofgebäudes werden durch die Nähe an die Gleise des neuen Gebäudes getragen. Auch die Umgebung des Kiezes, zu beiden Seiten der Bahntrassen, spiegelt sich im Entwurf wider. So sind vier Gewächshäuser im Bau eingerückt und reagieren auf die jenseitige Seite der Gleise, während der diesseitige Bestand die Höhe und den Lauf des Gebäudes bestimmt. Da dieser an einem Hang liegt, während das Gelände selbst eben an den Gleisen entlangführt und somit etwas tiefer sitzt, folgt der Entwurf der Bebauung durch seine Höhe und Geschosse. Die Höhe des Baues überragt den Bestand der Ringbahnstraße in keiner Weise, die eine Straßenschlucht oder Schneise künstlich produzieren würde, wo bisher natürliche Beachtung des Hanges eine Rolle spielte. Vielmehr eröffnet die Mehrschichtigkeit und die Abtreppung der Südseite des Entwurfes ein Spiel mit der Nachbarschaft. So entsteht ein Terassenhaus, dessen Kubatur die geschlossene Maße der Gründerzeitbauten einerseits aufzulockern, andererseits nicht zu unterbrechen vermag. Auch die restlichen Seiten des Bestandes, mit der Hertabrücke im Westen oder der prominenten Feuerwache auf der gegenüberliegenden Gleisseite im Norden, werden im Entwurf berücksichtigt. Statt einer geschlossenen, repetitiven Bebauung (wie der des Masterplanes) verschließt dieser Entwurf weder den Blick auf die sechs Meter höher liegende Brücke mit ihrem eisernen Bogen, noch auf die Kirchhofstraße. Die auf das Gelände zulaufende Walterstraße durchschneidet obendrein den neuen Baukörper in zwei Teile, gibt so die Sicht auf die Feuerwache frei und eröffnet hierbei einen großzügigen Platz, der als Ergänzung der gegebenen Umgebung gesehen werden soll. Der eigentliche Bau verbindet seine verschiedenen Funktionen – des Wohnens und der Produktion des vertical farmings – in ähnlicher Weise kommunikativ und untraditionell. Anstatt die Zweiteilung des Körpers auch in zwei separate, funktionsgebundene Gebäude weiterzuführen, stehen die 82 Wohnungen in enger Verbindung zu den Gewächshäusern und Produktionstürmen. Das Gebäude weist drei Schichten auf, wovon eine mit den erschließenden Laubengängen und eine mit den Wohnungen die mittlere der Produktion umschließen. Die eigentliche Produktion in den 15 Meter hohen, fensterlosen Innenräumen, mit einem durchgehenden Regaltragwerk und sortierenden Robotern, ist aus diversen Gründen vom Sonnenlicht von außen abgeschirmt. Das eigentliche Herzstück des Entwurfes ist daher nicht geeignet zentral inszeniert zu werden, wird allerdings mittels der Wohnungen eingebunden. Durch die Trennung zwischen diesen und den Laubengängen mittels der Produktionsschicht, muss diese durchquert werden, um zum Wohnbereich des Planes zu kommen. Mittels Wohnbrücken kommen die Bewohner (nicht das letzte Mal) in Berührung mit der gewaltigen Pflanzenaufzucht. Die Produktion wird zumindest im Inneren eröffnet. Die Wohnbrücken, die jeweils zwei Wohnungen erschließen, fungieren durch Größe und Durchbrüche nicht als innere Erweiterung der Laubengänge, sondern als Fenster in die Produktion, zusätzlichen Wohn- bzw. Gemeinschaftsraum und sogar via kleineren Gewächsvitrinen als Übersprung der Produktion. Den Bewohner:innen wird hier angeboten selbst Kräuter, Blattgemüse und Salate anzubauen. Die Wohnbrücken verbinden so nicht nur architektonisch oder visuell die Wohnungen mit der Anbaufläche, sondern auch von der Idee einer eigenständigen Versorgung der Mieterschaft. Durch die variierenden Größen der

10


Reinigende Kulturen Pflanzkästen, welche mit Ingwer und Ginseng gefüllt sind. Diese reinigen und filtern das Regenwasser. Danach wird das gereinigte Wasser in den Kreislauf aus Hydround Aquakulturen eingespeist für die Pflanzen in Gewächshaus und der Vertikalen Farm. Gewürze, Heilpflanzen, sauberes Wasser

Hydrokulturen

Hydroponik Anbau

Pflanzkästen, welche mit Tröpfchenbewässerung gegossen und mit Nitrat aus dem Fischbecken versorgt werden.

Nitrat Filter Technik: Korbund Palettensystem zur Bewässerung der nackten Wurzeln. Spart bis zu 90% Wasser Hauptproduktion innerhalb eines Monats erntereif.

Gemüse, Kreuter, Zierpflanzen, Obst, Biomasse

zB. Salat, Kräuter, Spinat, Blattgemüse, Rabarbar, Biomasse Pflanzenreste als Fischfutter

Filtereinheit mit Biofilm (nitrifizierende Bakterien)

Aquakulturen Fischzucht, die Amoniak und Ammonium produziert, welche durch Bakterien (Amoniakoxidierer) in Nitrat für die Pflanz en umgewandelt wird. Speisefisch, Biomasse, Nitrat

11 GSEducationalVersion


Wohnungen von 45qm bis zu 208qm ergeben sich ganz eigene Bedürfnisse, ob die von Studierenden oder mehrköpfigen Familien, die in der Versorgung mit eigenen Nutzpflanzen verbunden werden. Die Wohnräume selbst bieten die Vorzüge moderner Schnitte mit natürlichem Licht durch die gemeinsame Südausrichtung ohne den Kontakt zum Entwurfsherzen gänzlich an der Haustür abzustreifen. Von den Räumen an der Innenseite, bevorzugt Küchen, Bäder, Nebenhäuser, Treppen oder kleineren Zimmern, wie Arbeitsbereichen, gewährt der Entwurf mit Fenstern einen Blick ins Grüne. Die Sehnsucht nach Natur, die gerade eine jüngere Generation wieder mehr ergreift, wird mit dem Ausblick der eigenen Wohnung gestillt – mit einer künstlichen aber dadurch modernen und urbanen Lösung. Der Blick aus der Badewanne auf die Pflanzen steht den von Landhäusern in nichts nach und dies mitten in Neukölln. Das Angebot der Wohnungen ist so mannigfaltig wie das der angebauten Nutzpflanzen. Dieses Angebot wird durch ein Stützenraster ermöglicht, dass durch seine Setzung eine Variation von offenen, konventionellen oder Wohngruppentypologien ermöglicht. Außerdem lässt die Stütze, ganz entgegen der Schotte, ein nachträgliches Umgestalten und Zusammenschalten der Wohnungen zu. Das Angebot soll sich an die zahlreichen Wohnungssuchenden in Berlin richten mit den verschiedensten Bedürfnissen. Die kleineren Wohnungen verfügen über funktionalen Aufbau, ohne den größeren Angeboten an Sicht und Einbindung in den Gesamtplan nachzustehen. Die kleineren Wohnungen verfügen über funktionalen Aufbau, ohne den größeren Angeboten an Sicht und Einbindung in den Gesamtplan nachzustehen. Zwei Doppelstockwerke greifen traditionelle Wohnstrukturen der Neuköllner Umgebung und Bedürfnisse auf, um sie dann mit dem Blick auf die Produktion modern im Sinne des Projektes zu ergänzen. Die ein bis zwei obersten Stockwerke obenauf bieten wiederum größere, durchgesteckte Wohnungen. Dies eröffnete weitere, variierende Grundrisse und kreativere Gestaltungen. Große, geradlinige Wohnungen, die sich über zwei Stockwerke erstrecken, verfügen über einen sechs Meter hohen Raum. Dieses Atrium mit einem umlaufenden Balkon, von dem sich die oberen Räume abtrennen, greift das Motiv der Produktionshallen auf und bietet einer Stadtwohnung die Großzügigkeit eines modernen Hauses. Zwei dieser geradlinigen Wohnungen teilen sich obendrein auf jedem Stockwerk ein, an der Südseite gelegenen Raum, der zahlreiche Möglichkeiten der gemeinsamen oder getrennten Nutzung der Mietparteien ermöglicht. Gästezimmer, Arbeitsraum oder sogar eine Gemeinschaftsküche – die Anpassungsmöglichkeiten leben die Idee von Kaufoder modernen Kommunengemeinschaften Berlins neu auf. Die kleineren, eingeschossigen Wohnungen sparen nichts der Großzügigkeit ein und verfügen selbst über einen sechs Meter hohen Raum, der den Eingang zur Wohnung darstellt. Beide Wohnungstypen der obersten Stockwerke haben trotz der beidseitigen Fenster an Nord- und Südseite weiterhin einen direkten Kontakt zur Produktion. Jedes ihrer Bäder schließt sich einen Produktionsturm an, der mittels Fenster eingesehen werden kann. Diese Türme, die über ein anderes Innenklima verfügen als die großen Farm1:5000 hallen, dienen der Aufzucht der Maßstab Jungpflanzen. Aufzüge bringen Setzlinge in diese Zuchttürme, die vor den Augen der Bewohner:innen heranwachsen, bis sie stark genug für die Integration in die Hauptproduktion sind. Der Kern dieses Entwurfes, das vertical farming in einem lebendigen Kiez 2022 mitten in Neukölln, ist natürlich ein technischer, anspruchsvoller Fokus. Die architektonische Ausführung in enger Verbindung des Wohnens und der Einbindung der Umgebung über das Gelände hinaus soll ein Spiegelbild möglicher Stadtentwürfe darstellen. Produktion, Leben und Versorgung auf einem Grundstück ist möglich und muss keine leblosen, monofunktionalen Stadtkörper erzwingen. GSEducationalVersion

Betreuer:innen Bettina Götz Matthias Noell Lisa Tiedje

12


Schiller Kiez

Richard Kiez

22.997 Einwohner:innen

13.292 Einwohner:innen

Körner Kiez 12.103 Einwohner:innen

Silbersteinstraße/ Glasowerstraße Milieuschutzgebiet 16.758 Einwohner:innen (2016)

Maßstab 1:5000 GSEducationalVersion

13


C

B B

C

A

C

B

C

B

A

Grundriss vom freien Erdgeschoss samt Außenraum 100m

Erdgeschoss M 1:200

100m

Erdgeschoss M 1:200 +24,8m

+24,8m +3,52m +0m

100m

Schnitt AA M 1:200 GSEducationalVersion

+3,52m +0m

Schnitt AA M 1:200 GSEducationalVersion

14

100m


A

A

15


Blick durch die Wohnung zur innenliegenden Fassade

16


17


64m²

72m²

21m²

15m²

136m² Maisonette-Wohnung, beidseitig natürlich belichtet

72m²

15m²

136m² Maisonette-Wohnung, beidseitig natürlich belichtet

71m²

64m²

21m²

84m² 71m²

155m² Maisonette-Wohnung, Einseitig natürlich belichtet mit Wohnbrücke

72m²

15m²

65m² 84m²

155m² Maisonette-Wohnung, Einseitig natürlich belichtet mit Wohnbrücke

65m² Wohnung, Einseitig natürlich belichtet mit Wohnbrücke

136m² Maisonette-Wohnung, beidseitig natürlich belichtet

GSEducationalVersion

65m² Wohnung mit offenem Grundriss und großem Balkon.

155m² Maisonettewohnung für Familien oder andere Wohnkonstellationen.

Diese Wohnungstypus variiert zwischen 46m² und 120m², da man die angrenzende Trennwand beliebig verändern oder versetzen kann. So lassen sich verschiedene Wohnungstypen und Gruppierungen in einem einfachen und flexiblen System etablieren.

Durch das Stützenraster entsteht eine Teilbarkeit, die durch Leichtbauwände in Holzrahmenbauweise realisiert werden können. So sind auch konventionellere oder auch komplett freie Grundrisse denkbar. Sie befinden sich meist an der Fuge zum Gewächshaus und gehen sich über zwei Etagen. Im Stockwerk darüber hat die Wohnung ein Loggia, die das ganze Jahr über genutzt werden kann.

136m² Wohnung für Wohngruppen und alleinerziehenden Mitbewohner:innen.

65m²

65m² Wohnung, Einseitig natürlich belichtet mit Wohnbrücke

GSEducationalVersion

Die Wohnung im sechsten und siebten Obergeschoss sind Maisonett und haben einen innenliegendes Atrium, welches als aufenthaltsort und verteiler für die privaten Zimmer dient. Die zimmer können ebenfalls geteilt und verkleinert werden und durch das Jokerzimmer lässt sich ein weiteres Zimmer hinzufügen - partizipation mit der Nachbarschaft ist hier vorausgesetzt. Die Bäder haben einen gerichteten Blick in die Pflanztürme. 71m²

84m²

18

155m² Maisonette-Wohnung, Einseitig natürlich belichtet mit Wohnbrücke


+28,5m

+25,4m

+18,8m

+17,5m

+5m

+1m +0m

Schnitt CC M 1:200

20m

19 +20,4m


7.OG/ Maisonettgeschoss M 1:200

6.OG M 1:200

4.OG M 1:200

2.OG M 1:200

GSEducationalVersion

20


21


00

B

C

C

B

A

B

C

C

B

A

Lageplan M 1:1000 GSEducationalVersion

22

100

100m

100

100m

A


+28,5m

+25,4m

+18,8m

+17,5m

+5m

+1m +0m

20m

Schnitt CC M 1:200

+20,4m

+5m

+3,85m +0m

Schnitt BB M 1:200

20m

GSEducationalVersion

23


Markt- und Wohnhaus 103 Steglitz „ABSTRACT CITY 26 - PARK(EN)“ Porffessorin Bettina Götz SS21

Unsere Städte sind seit den 60er Jahren und dem Konzept der autogerechten Stadt und derlei nunmehr dystopischer Konstruktionen dem Auto untergeordnet. Der Entwurf befasst sich mit den beherbergenden Strukturen, Parkhäusern, die es im Sinne der autofreien Stadt umzuplanen gilt. Die Konzeption sieht vor, dass die vorhandenen Strukturen umgenutzt und umgestaltet werden sollen, sodass Wohnungen entstehen und eine zusätzliche Funktion in dem neuen Gebäude unterkommt. Das gewählte Parkhaus in Steglitz besteht aus zwei ungleichgroßen Körpern und einer verbindenden Rampe. Auf den Parkebenen wird eine Markthalle vorgesehen, da es in dem Stadtteil keinerlei nutzbare Orte für innenliegende Märkte gibt. Darüber ständert sich eine Betonstruktur auf, die Mehrgenerationen-Wohnungen beherbergt und die durch ihre kontinuierlichen Raumvolumina die Bewohner*innen miteinander in Beziehung setzt. Die inneren Volumina werden über Wendeltreppen erschlossen und ermöglichen interne Anknüpfung zu den Nachbar*innen. Ausschlaggebend für das Mehrgenerationenhaus ist auch das hohe Durchschnittsalter und die hohen Mietkosten im Stadtteil Steglitz, die so durchmischt werden könnten. Erschlossen wird das Gebäude über eine lange Treppe, die bis auf den geschützten Dachgarten führt, welcher auf drei gestuften Volumina einen besonderen Ausblick auf den Bierpinsel und die Stadtautobahn ermöglicht. Letzterer ist auch neuer Zubringer für Radfahrende, die von der Autobahn auf der Rampe zu einem neuen Zwischengeschoss gelabgen könne. Dieses ist auch Ankunftspunkt für Besucher der Markthalle, die sich im Bestand befindt. Gekrönt wird das Gebäude mit einem Dachgarten für die Bewohner*innen. Dieser ist mit einem Mesh als Begrünugshilfe umschlossen und bietet Wind und Sonnenschutz. Er ist auch Ort zur Zusammenkunft

GSEducationalVersion

24


GSEducationalVersion

Parkdecks

GSEducationalVersion

Vorgefundene Situation bestehend aus zwei Parkdecks und einer verbindenden S-förmigen Rampe.

GSEducationalVersion

Zugang Stadtautobahn Durch ein Freigeschoss wird der Zugang zur Dachfläche der Rampe ermöglicht. Sie verbindet Autobahn und Freigeschoss miteinander. Diese Dachfläche wird über eine große Frei- und Sitztreppe erschlossen und dient auch als Fahrradweg.

Addition von Treppen Fünf zusätzliche Treppenläufe werden dem Bestand zur besseren Erschließung hinzu addiert. Hierbei unterscheiden sich die Erschließungen. Zum einen in extrovertierten Freitreppen im Süden und introvertierte, innenliegende Treppen im Norden.

GSEducationalVersion

Erhalten des Blicks Der Blick von der neuen Terrasse wird erhalten, sodass man von der gefasstheit der Rampe auf direkt in die Baumkronen blickt.

25


GSEducationalVersion

GSEducationalVersion

26

Zwei durchlaufenden, umarmende Körper begegnen sich und lassen einen kontinuierlichen Raum entstehen. Beide Raumfolgen bestehen aus einem L-förmigen Körper, bestehend aus einem doppelt hohem Raum und einem privateren niedrigeren Raum. Letzterer beherbergt die privaten Zimmer der Bewoher*innen.

Ein diagonaler Blick im Schnitt entsteht, durch die ab- und auftreppenden Gemeinschaftsräume der Wohnungen. Erschlossen werden die Ebenen durch Wendeltreppen.


Blick durch die kontinuierlichen Gemeinschaftsräume hinab.

27


7.OG

1

5

10

6.OG

Werkstatt

Technik

1

5

Waschküche

10

5.OG

1 GSEducationalVersion

28

5

10

Hobbyraum


Blick in die Markthalle im Erdgeschoss.

M 1:200 GSEducationalVersion

29


DG

1

5

10

5

10

5

10

GSEducationalVersion

7. OG

1 GSEducationalVersion

3. OG

1 GSEducationalVersion

30


Lager

1

5

Lager

10

GSEducationalVersion

EG - mögliche Marktstände in der Parkhausstruktur

31


Ernst-Reuter-Platz „Stadtraum.Denkraum.Freiraum“ Porffessorin Gabriele Schultheiß SS20

Der Ernst-Reuter-Platz als gegebenes Teilstück der Stadt und Geschichte Berlins, ist Ort des freiraumplanerischen Entwurfs. Seine nahezu unversehrte Grundkonzeption ist neben dem Hansaviertel und dem Kulturforum ein Erbe der Nachkriegsmoderne Westberlins. Der in den 50er Jahren entworfene Platz mit seiner städtebaulichen Matrix gibt durch die frei platzierten Baukörper lediglich Raumgrenzen vor, die in ihrer Summe eine nicht klar definierte Schichtung an Außenräumen erzeugen, die in wechselseitiger Beziehung stehen. Das Resultat ist ein raumästhetisches Paradigma, welches durch seine Setzung eine Dynamik im Stadtfluss und einen Austausch der Wahrnehmungen erzeugt. Diese Schwingung wird verstärkt durch die sich überlagernden Verkehrsströme, aus Fußgängern, Fahrradfahrern, Autofahrern und den ankommenden Passanten aus der gleichnamigen U-bahnstation. Allesamt nutzen den, die Mittelinsel umschließenden, Kreisverkehr, der nicht im Sinne der autogerechten Stadt geplant wurde. Neben der städtebaulichen und landschaftsplanerischen Analyse des Ernst-Reuter-Platzes beschäftigt sich dieses Projekt mit der Thematik des Denkmalschutzes. Die Mittelinsel und auch die meisten Teile der Bebauung, stehen unter Gartendenkmalschutz oder Ensembleschutz und sind somit fast schon kugelsicher gegen entwerfende Umnutzung. Mit dem Befassen des Denkmalschutzes und seiner Geschichte, fällt auf, dass neben der Negierung des „Denkmalschutzes“ vergangener Generationen, die Auslegung immer subjektiv und stark aus einem kollektiven Erinnern genährt wird. So soll alles bewahrt bleiben wie es ist und nicht verändert werden, um die architektonische Leistung der Nachkriegsmoderne nicht zu beschädigen. Diesem vorangegangenen Konzept steht der vorliegende Entwurf kritisch gegenüber. Er will einen Austausch an Authentizität und Verbesserung der konzeptionellen Ausführung des Bestands erreichen. Somit nimmt der Entwurf eine Position zwischen John Ruskin und Eugène Violette le Duc ein – zum einen Alles mitsamt der Patina erhalten zu wollen und zum anderen vollkommen entwerfend und historisierend auf die Denkmalpflege einzugehen. Bereits bei der analytischen Auseinandersetzung des Ortes wird einem die schiere Größe bis zum Schein der Unendlichkeit des eher undefinierten Platzes bewusst, der sich aus den engen Charlottenburger Straßen eröffnet. Auf der Mittelinsel fühlt man sich ungerichtet, fast ziellos und inszeniert, hegt man doch Bedenken, ob man die Rasenfläche überhaupt betreten kann. Neben der fließenden Weite merkt man, dass sich der Lärm der vorbeifahrenden Fahrzeuge an den Platzsäumen, den Hochhausecken mit ihren Vorplätzen, sammelt. Durch die orthogonale Setzung, welche auf den Hermkes-Plan zurückgeht, verstärkt sich die Schallausbreitung in diesen Ecken und steigert so den vernommenen Lärm. Wohingegen auf der Mittelinsel der Lärm nahezu ins Leere verpufft. Man fühlt sich, als stünde man im Inneren eines spritschluckenden Sturms. Diese kreisende Straße ist es auch, die die Schwellenlosigkeit zwischen Platzmitte und den Säumen voneinander trennt. Denn man gelangt lediglich nur durch die U-Bahn-Unterführung oder rennend über die Fahrbahn auf die Mittelinsel. Neben der physischen Trennung des Platzes, wird das 10x10 Meter Raster ausgearbeitet durch verschiedenfarbige Mosaiksteine im Bodenbelag, ebenfalls durch die Straße getrennt. Eben dieses Raster, er-

32

schließbar erst durch den Ausblick, den man in den Hochhä usern erhält, ist Verbindungsglied – welches aber kaum vom Passanten wahrgenommen wird. Zusätzlich zu dem Fluss, der durch das Raumparadigma der Nachkriegsmoderne evoziert wird, führt die der Straße des 17.Juni von der Siegessäule über den Platz, um auf der gegenüberliegenden Seite in die Bismarckstraße weitergeführt zu werden. Man kann sich in diese Flucht stellen und so zum Großen Stern im Tiergarten blicken. Durch die stark fluchtenden Straßen aus der Perspektive eines Fußgängers nimmt man die Achse gar nicht in ihrer vollen Pracht wahr. Aus diesen Beobachtungen leitet der Entwurf Ziele für den die Planung des Freiraums ab – er befasst sich mit den besonderen Merkmalen des Platzes und verstärkt diese. Durch seine Ausgestaltung ruft er das Raster und die Achsen ins Bewusstsein und schafft durch seine diversifizierten Funktionen ein Angebot für die Vorplätze, wie es ursprünglich für diesen Platz im Sinne eines neuen, städtisches Zentrums angedacht war. Neben der Auseinandersetzung mit der Denkmalpflege zieht er auch Inspiration aus dem Entwurf von Ernst Cramer 1959, der mit seinen Rasenpyramiden im kontemplativen Gefüge des Gartens des Poeten einen Paradigmenwechsel in der Gartengestaltung herbeiführte. Dem oben erwähnten Raster von Werner Düttmann wird ein gedachtes diagonales Raster entgegengesetzt, das aus den Abmessungen aus dem Bestand resultiert. Ein Teil des Vorhandenen, zieht sich so, den Diagonalen folgend, in Stahlbändern über den Platz, die dadurch ein zweites Raster formen. Diese diagonalen Bänder sind in den Boden eingelassen und treten in einen Dialog mit dem Bestand, um das Denkmal origineller und sichtbarer für den Besucher des Platzes zu machen. Diese 30 Zentimeter breiten Bänder formen ein Rasen-Relief an den Schnittpunkten des neuen Rasters. Jeweils zwei dieser Reliefs auf der westlichen und der nördlichen Rasenfläche der Mittelinsel. Diese werden durch eine Stahlkonstruktion gestützt und sind 60 Zentimeter hoch. Die Bänder sind mit LED-Leisten versehen, sodass in der Nacht und durch das Beleuchtungskonzept die Säume über die Mittelinsel über die Straße hinweg zusammengehalten werden. Durch die Höhe, der glänzenden Stützmauern, kann man sich an diese anlehnen oder auf ihnen niederlassen kann. Diese Reliefs zonieren die Rasenfläche und schaffen hierdurch einen Ort zum Verweilen. Neben den Reliefs werden auch einzelne Innenflächen des Rasters um die Wasserbecken herum punktuell extrudiert, sodass eine vis-à-vis Situation mit dem Beckenrand hergestellt wird. Auf der Mittelinsel selbst befinden sich ein Pavillon und eine Pergola, die aus der Konzeption des diagonalen Rasters in eine informelle Beziehung treten und unterschiedliche Funktionen erfüllen. Der dreieckige Pavillon mit seinem Angebot aus Bar und Café, ausgeführt in einer Holzrahmenbauweise samt Aluminiumverkleidung, ist attraktiv für die Passanten, Studierenden und Arbeitnehmer der umliegenden Büros. Seine große, nach Südwesten ausgerichtete Terrasse wird gerahmt durch zwei Treppen, die einen Umlauf erzeugen und den Besucher auf die Aussichtsplattform bringen. Von dieser Überblickt man den Platz und das Bestandsraster so erst wirklich wahrnehmen. Der zehn Meter hohe Körper schmiegt sich zudem an die Kastaniengruppe im westlichen Teil der Mittelinsel und findet sich so zwischen den zwei Wasserbecken wieder, sodass die Bestuhlung zu beiden Becken hin erfolgen kann.


Neben dem Pavillon spannt sich in der Nähe der U-Bahn-Unterführung eine kreisrunde Pergola, aus einer Stahlkonstruktion aus, das Bestandsraster halb überlappend. Während die punktuell gesetzten Bäume, den Betrachter selbst auf den Rest des Platzes in die Relation mit dem gebauten Paradigma setzen, übernimmt hier die Pergola diese Rolle. Im Umfang 20 Meter wird die Pergola zum schattenspendenden Element und kontemplativen Ort, ganz nah am vorbeiziehenden Verkehr. In ihrer Mitte erhebt sich ebenfalls ein extrudiertes Quadrat aus dem Bodenbelag, welcher den Sitzenden in den Zenit des Kreises tauchen lässt. Die einzelnen Stützen dienen auch als Aufhängungspunkte für Hängematten, die man im Pavillon ausleihen kann. Die Abdeckung besteht aus einem perforierten Faltblech, das den Schatten mit einer Vielzahl an Lichtpunkten zum Flirren bringt. Der nördliche Vorplatz vom Pepper-Haus erhält ein Sonnendeck, das durch die Gastronomie im Gravis-Shop genutzt wird. Der Platz vor dem Telefunken-Hochhaus erhält eine Eckbank, die sich um das Beet legt. Der Platz vor dem IBM-Gebäude im Süden erhält ein Wasserbecken, das durch seine Fontänen den Verkehrslärm brechen und überlagern soll. Der Platz vor dem Reifeisen-Haus wird mit Ausstellungsvitrinen versehen, die die Geschichte und den Wandel des Ernst-Reuter-Platzes illustrieren. Der Entwurf schafft so ein Bewusstsein für den Betrachter: der Ernst-Reuter-Platz stellt eine strukturelle und architektonische Bereicherung im Sinne der Nachkriegsmoderne dar. Er sollte Anlass für die Denkmalpflege, die Auseinandersetzung mit dieser und den Fortbestand dieser architektonischen Artefakte bieten. Der Entwurf soll durch seine Maßnahmen ein diversifiziertes Angebot herstellen, damit der Ernst-Reuter-Platz aufgefrischt am pulsierenden, heterogenen Spannungsverhältnis Berlins partizipieren kann, ohne den Grundgedanken vollkommen zu negieren.

33


34


35


Diagonales Aluminiumraster mit Rasenreliefs als Resultierende des Düttmannschen Rasters

Pergola, Pavillion und Rasenpyramiden in informeller Anordnung zueinander

Bezugnahme der Achsen, die die Wiete des Platzes unterstreichen

36


Blick in die Hardenbergstraße unter dem Pergoladach.

37 GSEducationalVersion


Blick auf die beleuchteten Aluminiumbänder und Rasenrampen.

GSEducationalVersion

38


Lightdetail der Reliefkonstruktion und dem beleuchteten Aluminiumband.

Gerahmter Blick auf die Siegessäule und die Straße des 17. Juni vom Dach des Pavillions aus.

Außenperspektive auf den Pavillion

57,27 m2

+4,80m

+0,80m

GSEducationalVersion

39


40


41


Roter Hof „Wie wollen wir leben?“ Porffessor Florian Riegler WS19/20

Wir erleben immer häufiger, wie sich die klimatischen Bedingungen verändern, wie der Wohnraum in Ballungsräumen knapper und die Ressourcen geringer werden. Zeitgleich erleben wir eine Distanzierung des Individuums und der Abschottung desselben zur Gesellschaft. Von der Politik über die Wirtschaft bis hin zu jedem einzelnen von uns, muss sich das gewohnte Verständnis vom Wohnen verändern. Es drängt sich die Frage auf: wie wollen wir Leben? Das klare Ziel: weg von den Standards und auch weg von den generischen Wohnungen, die unsere Gemeinschaft und auch unser Verhalten permanent beeinflussen. Hin zu großen, gemeinschaftlich genutzten Aufenthaltsräumen und kleineren, privateren Rückzugsmöglichkeiten. Die Gemeinschaft besteht hier meist aus mehreren Individuen, die in verschiedensten Konstellationen, zusammengewürfelt sind. Wir gehen davon aus, dass es in Zukunft einen weitaus diverseren Wohnungsmarkt geben muss, welcher die mannigfaltigen Lebensformen der heutigen Gesellschaft besser abbilden kann. Um ein Umdenken zur Nachhaltigkeit zu bekräftigen soll möglichst wenig Beton in der Konstruktion genutzt werden. So wird die Graue-Energie und der CO2-Fußabdruck minimiert. Zeitgleich verzichtet der Entwurf auf teure Lüftungstechnik und behilft sich mit vernakulären Lüftungsmethoden, die sich in traditioneller Bauweise finden lassen. Geht man davon aus, dass das 1,5 Grad Ziel der Pariser Klimakonferenz nicht erfüllt wird und nach Studien zufolge, das Klima in Deutschland immer mediterraner wird, muss auch ein umdenken in der Gestaltung der Grundrisse und der Konstruktion erfolgen. Der Umgang mit Sanitärräumen im Grundriss ist in diesem Entwurf unter anderem ein Schwerpunkt, welcher aus Analysen von Wettbewerben, eigenen Referenzen und vernakulärer Architektur anders gedacht wird. Das Bad, oft als Reststück und Funktionsknotenpunkt, innerhalb der Wohnung kann darüber hinaus ein reichhaltigeres Angebot schaffen. Wie erläutert soll das Gebäude die diversen Lebensformen in unserer Gesellschaft abbilden. So entsteht ein hybrider Baukörper, der Gewerbe, Atelier-Wohnungen, Clusterwohnungen und Gemeinschaftswohnungen vorsieht, um ein Reichhaltiges Angebot der Stadt und seinen Bewohnern zu machen. Die gewerbliche und gastronomische Nutzung im Erdgeschoss wird durch ein Geschoss an Atelierwohnungen abgepuffert. In Zukunft wird es immer wichtiger, dass der Arbeitsplatz und der Lebensraum dicht miteinander gekoppelt werden kann, um so Leerstand zu minimieren. Das 60m lange Gebäude wird durch Schotten in einem Achsabstand von 6m gegliedert, die in Mauerwerk ausgeführt sind und das Gebäude aussteifen. Diese lösen sich aber zu ihren Rändern fast zur Gänze auf. Wie an einer Perlenkette nacheinander aufgefädelt, liegen mittig Erschließungskerne und Lichtsilos, dazwischen immer die Gemeinschaftsräume. Die Schotten sind in einem Raster von 4,5m x 6m unterteilt, da sich so angenehme Raumvolumen ergeben, die abermals in jeweils 9 m² Zellen zerteilen lassen. Immer zwischen Erschließung und Lichtsilo verschiebt sich das Raster um 2,25m, sodass das der Grundriss Diagonale Enfiladen erhält und sich die Gemeinschaftsräume zum Herzstück der Wohnungen wird. Die Gemeinschaftswohnungen zeichnen dadurch aus, dass ein großer, innenliegender Wohn-und Essraum mehreren Wohngruppen zugänglich ist. So kann man sich vorstellen, dass mehrere Pärchen mit Kind, Singles mit Partner, Wohngemeinschaften oder aber auch konventionellere Gruppen in diesen Wohnungen zusammenfinden. Mit steigenden Temperaturen und immer länger andauernden Hitzeperioden sehen wir dieses Angebot als ein zukunftsweisende, entwerferische Umsetzung, die sich auch in mediterranen Regionen finden lassen.

42

Er wird begrenzt von zwei Sanitäreinheiten die ihn fassen und maßgeblich durch ihre Nutzung definieren. Das Bad kann offen gestaltet werden, sodass man beim Baden Ausblicke erhält oder einfach am gesellschaftlichen Leben partizipieren kann. Die meist funktional verdrängte Nutzungseinheit des Bades wird so neu situiert und prägt so den Grundriss. In einer Flucht mit den Silos und Erschließungskernen befinden sich Loggien, die oft von mehreren Mietparteien genutzt werden. Hier gilt Konstruktion Der Entwurf zelebriert das Mauerwerk und widmet sich ganz bewusst traditionelleren Konstruktionen wie der Schottenbauweise in Mauerwerk und der Ziegeldecke, die in zeitgemäßer Fertigbauweise ausgeführt wird und so eine nachhaltige, kostengünstige und ganzheitliche Bauweise ermöglicht. Durch diese Massivbauweise erhält das Bauwerk sehr viel Speichermasse, die während der Sommermonate das erhitzen des Gebäudes verhindert und während der Heizperiode Wärme in der Konstruktion speichern kann. Lichtsilos, eine Art durchlaufender Patioschacht, ermöglichen die Querlüftung und durch ihre Gestaltung entsteht ein natürlicher Kamineffekt, der während der Sommermonate warme Luft ab- und kühlere Luft nachführt. Diese Silos spenden zudem noch indirektes Licht, welches eine behagliche Stimmung erzeugt und die visuelle Kommunikation zwischen mehreren Wohnungen ermöglicht. Verortung Der rote Hof befindet sich auf der Roten Insel mit Blick auf das Südkreuz in einem schrumpfenden kleinst Industriengebiet. Die Rote Insel wird von Bahntrassen umschlossen und definiert. Der Entwurf ist durch seine hybride Mischung aus Gewerbe, Dienstleistung, Ateliers und Wohnungen eine Schnittstelle zwischen den Gründerzeitlichen Randbebauung und dem rückläufigen Industriegebiet Richtung Südkreuz und Bahngleisen. Der Rote Hof bildet eine Schnittstelle zwischen Blockrandbebauung Schönebergs und dem Industrie-und Gewerbegebiet Richtung Bahnhof Südkreuz, der mit seiner hybriden Nutzung ein reichhaltiges Angebot für den Kiez macht.


SAN RIEMOLütjens&Padmanabhan

GSEducationalVersion

A-01

Gifu Kitagata, Sanaa

GSEducationalVersion

A-01

Moriyama House, Sanaa

43


44


Entwurf Wie erläutert soll das Gebäude die diversen Lebensformen in unserer Gesellschaft abbilden. So entsteht ein hybrider Baukörper, der Gewerbe, Atelier-Wohnungen, Clusterwohnungen und Gemeinschaftswohnungen vorsieht, um ein Reichhaltiges Angebot der Stadt und seinen Bewohnern zu machen. Die gewerbliche und gastronomische Nutzung im Erdgeschoss wird durch ein Geschoss an Atelierwohnungen abgepuffert. In Zukunft wird es immer wichtiger, dass der Arbeitsplatz und der Lebensraum dicht miteinander gekoppelt werden kann, um so Leerstand zu minimieren. Das 60m lange Gebäude wird durch Schotten in einem Achsabstand von 6m gegliedert, die in Mauerwerk ausgeführt sind und das Gebäude aussteifen. Diese lösen sich aber zu ihren Rändern fast zur Gänze auf. Wie an einer Perlenkette nacheinander aufgefädelt, liegen mittig Erschließungskerne und Lichtsilos, dazwischen immer die Gemeinschaftsräume. Die Schotten sind in einem Raster von 4,5m x 6m unterteilt, da sich so angenehme Raumvolumen ergeben, die abermals in jeweils 9m² Zellen zerteilen lassen. Immer zwischen Erschließung und Lichtsilo verschiebt sich das Raster um 2,25m, sodass das der Grundriss Diagonale Enfiladen erhält und sich die Gemeinschaftsräume zum Herzstück der Wohnungen wird. Die Gemeinschaftswohnungen zeichnen dadurch aus, dass ein großer, innenliegender Wohn-und Essraum mehreren Wohngruppen zugänglich ist. So kann C man sich vorstellen, dass mehrere Pärchen mit Kind, Singles mit Partner, Wohnh e gemeinschaften r oder aber auch konventionellere Gruppen in diesen Wohnunu s k eMit steigenden Temperaturen und immer länger andaugen zusammenfinden. r ernden Hitzeperioden sehen wir dieses Angebot als ein zukunftsweisende, entwerferische Umsetzung, die sich auch in mediterranen Regionen finden lassen. Er wird begrenzt von zwei Sanitäreinheiten die ihn fassen und maßgeblich durch ihre Nutzung definieren. Das Bad kann offen gestaltet werden, sodass man beim Baden Ausblicke erhält oder einfach am gesellschaftlichen Leben partizipieren kann. Die meist funktional verdrängte Nutzungseinheit des Bades wird so neu situiert und prägt so den Grundriss. In einer Flucht mit den Silos und Erschließungskernen befin-

S

t

r

a

ß

e

G u s t a v - M ü l l e r -

L e b e r -

renz nicht erfüllt wird und nach Studien zufolge, das Klima in Deutschland immer mediterraner wird, muss auch ein umdenken in der Gestaltung der Grundrisse und der Konstruktion erfolgen. Der Umgang mit Sanitärräumen im Grundriss ist in diesem Entwurf unter anderem ein Schwerpunkt, welcher aus Analysen von Wettbewerben, eigenen Referenzen und vernakulärer Architektur anders gedacht wird. Das Bad, oft als Reststück und Funktionsknotenpunkt, innerhalb der Wohnung kann darüber hinaus ein reichhaltigeres Angebot schaffen.

den sich Loggien, die oft von mehreren Mietparteien genutzt werden. Hier gilt Konstruktion Der Entwurf zelebriert das Mauerwerk und widmet sich ganzS tbewusst traa ditionelleren Konstruktionen wie der Schottenbauweise in r Mauerwerk ß e und der Ziegeldecke, die in zeitgemäßer Fertigbauweise ausgeführt wird und so eine nachhaltige, kostengünstige und ganzheitliche Bauweise ermöglicht. Durch diese Massivbauweise erhält das Bauwerk sehr viel Speichermasse, die während der Sommermonate das erhitzen des Gebäudes verhindert und während der Heizperiode Wärme in der Konstruktion speichern kann. Lichtsilos, eine Art durchlaufender Patio-schacht, ermöglichen die Querlüftung und durch ihre Gestaltung entsteht ein natürlicher Kamineffekt, der während der Sommermonate warme Luft ab- und kühlere Luft nachführt. Diese Silos spenden zudem noch indirektes Licht, welches eine behagliche Stimmung erzeugt und die visuelle Kommunikation zwischen mehreren Wohnungen und deren Bewohneren ermöglicht. Der Rote Hof bildet eine Schnittstelle zwischen Blockrandbebauung Schönebergs und dem Industrie und Gewerbegebiet richtung Bahnhof Südkreuz, der mit seiner hybriden Nutzung ein reichhaltiges Angebot für den Kiez macht. Digitale farbige Orthophotos 2019 (DOP20RGB)

l a g e p l a n M 1: 5 0 0 0

Schottenbauweise

Räumliches Raster

Geoportal Berlin, PDF erstellt am 14.01.2020

Versetzen jedes zweiten Rasters

Ergänzung von Loggien und Treppenkernen

45 GSEducationalVersion

Geoportal Berlin, PDF erstellt am 14.01.2020


Küche Küche

AA

BB

CC

Küche

CC

BB

AA

CC

BB

AA

Regelgeschoss Regelgeschoss M. 1:200

Küche Küche

Atelliergeschoss Ateliergeschoss M. 1:200

46


Blick durch Wohnzimmer und Wohnhalle

Lageplan M. 1:500

Ansicht West

47

Ansicht West M. 1:200 Roter Hof


Wohnhalle mit Patio

Regelgeschoss M. 1:100

Regelgeschoss

48


Küche

49


AA

BB

CC

Küche Küche

Ateliergeschoss M. 1:200

Detail Eingang M. 1:20

Blick durch den Patio und dem Arbeitszimmer Erdgeschoss M. 1:200

50

Längsschnitt durch die Lichthöfe

Schnitt BB M. 1:200

Längsschnitt M. 1:200

Roter Hof Entwurf „wie wollen wir leben?“ - Lehrstuhl Florian Riegler


Querschnitt durch das Café Schnitt CC M. 1:200 Roter Hof Entwurf „wie wollen wir leben?“ - Lehrstuhl Florian Riegler

51


Detail Eingang M. 1:20

52


Detail Café M. 1:20

53


Arbeitserfahrung

MAX DUDLER 2019 - 2022 Projekt

Markthalle Neukölln - Kalle

Projekt

Bayernkaserne

BRUNO FIORETTI MARQUEZ 2019 Wettbewerb

Erweiterung Nikolai Insel, Hamburg

Wettbewerb

Staatliches Archivgebäude Kitzingen, Bayern

Wettbewerb

Quartier Heidestraße Mischgebiet MI1 - Berlin

Wettbewerb

Rauchstraße 34- 40 , Berlin-Spandau

LIN-A

BAUMHAUER ARCHITEKTEN

54

Wettbewerb

Kloster Weißenohe

Wettbewerb

Finanzamt Husum

Projekt

Wangenheimstraße 46


Nikolai Insel Hamburg - Neubau

137853

Markthalle Neukölln „Kalle“

Bayernkaserne, München Neubau eines Archivgebäudes für die Staatlichen Archive Bayerns in Kitzingen

Erweiterung Nikolai Insel, Hamburg

Staatliches Archivgebäude Kitzingen, Bayern

Blick auf das Ensemble

Entwicklung der Nikolai-Insel HamburgMitte

Aufgabenstellung Ziel der Ausloberinnen ist die Weiterentwicklung der Innenstadt als Wohnort sowie eine verbesserte Anbindung von Altstadt, Neustadt und Hafen-City. Die Konversion der Realnutzungen auf den zur Disposition stehenden Flurstücken eröffnet die Möglichkeit einer projektbezogenen Erhöhung des Wohnanteils im Rahmen einer Mischnutzung. Die prädestinierte Lage zwischen Altstadt, Speicherstadt und Hafen-City ermöglicht zudem eine wesentliche Verbesserung der fußläufigen Anbindung zwischen Rathausplatz und Magellanterrassen. Als Reaktion auf die Kritik an der BGF-Ausnutzung konnte im Vergleich zur Phase 1 bei beiden Baukörpern ein zusätzliches Geschoss bei gleicher Kubatur gewonnen werden. Hierzu wurde das Profil der Schnitte modelliert, dergestalt dass der zentrale Bereich unter den Innenhöfen überhöht, das ummantelnde Erdgeschoss jedoch mit einem Mezzanin versehen wurde. Die Konzentration der Technikflächen in einer zweigeschossigen Anordnung unter dem Innenhof auf Flurstück 1207 macht technische Aufbauten auf den Dachflächen weitgehend obsolet. Von den Räumen des Mezzanins aus blickt man mit gewöhnlicher Brüstungshöhe von 90cm in den grünen Hof. Dieser ist auf Flurstück 306 als privater Außenraum ausschließlich den Bewohnern zugedacht und als Kinderspielfläche gestaltet. Das Erdgeschoss bleibt durchgängig der gewerblichen Nutzung sowie dem Einzelhandel vorbehalten. Auf der besonders attraktiven Fläche „Bei der Alten Börse“mit ihrer Orientierung zur Wasserfläche ist eine Außenbereich-Gastronomie vorgesehen. Stadtraum Mit dem Platz an der Börse befinden wir uns an einer Schlüsselstelle der historischen Innenstadt. Während Rathaus und Rathausmarkt sich der Alster zuwenden, ist dieser Platz gen Süden, dem Nicolaifleet und damit dem Elbstrom zugewandt. Das Projekt greift die stadthistorische Bedeutung des mittelalterlichen Hafenbeckens auf, die Gestaltqualität der denkmalgeschützten Substanz in unmittelbarer Nähe wird bewahrt und durch Bezugnahme der Neubauten hinsichtlich Körnung, plastischer Ausformulierung und Materialität profiliert. Zwei Baumassen werden neu gesetzt, das „Hofhaus“ auf Flurstück 306 und das „Stadthaus“ auf Flurstück 1207. Der Neubau des Stadthauses wird in Beziehung zu dem dominanten Baudenkmal der „Patriotischen Gesellschaft“ gesetzt. Über Materialität und Kubatur des neuen Volumens wird die städtebauliche Situation einer Klammer entwickelt. Die ehemalige Commerzbank rückt mit angenehm zurückgenommener Kubatur vom Wasser ab und schafft die reizvolle Platzsituation. Bereits über die Materialität des Natursteinsockels mit dekorativer Putzfassade wird bei genauer Betrachtung eine residenzielle Nutzung suggeriert, der klassizistische Bau zeigt sich als liegendes Volumen. Im Vergleich dazu präsentieren sich die Nachbarn Stadthaus wie Haus der Patriotischen Gesellschaft mit entschieden vertikal entwickelter Baumasse. Über ihre Klinkerfassaden materiell dem schaffenden Gewerbe zugeordnet, stehen sie mit

ihren Schmalseiten direkt an der Wasserkante. Das Hofhaus rückt ins Zentrum der Komposition, der Platz an der Börse gewinnt als Auftakt einer fußläufigen Promenade in Richtung Rathausplatz an Bedeutung und stellt ein wichtiges Scharnier in der Verbindung zwischen Altstadt und Hafen-City dar.

Freiraum Das tideabhängige Nikolaifleet unterliegt der Narration des Elbstromes und bietet dem Stadtbesucher ein außerordentliches Naturerlebnis. Im Rhythmus der Tide hebt und senkt sich der Wasserkörper innerhalb von 12 Stunden. Besonders eindrucksvoll sind die Tidephasen, zu denen die Flächen trocken fallen und wieder überflutet werden. Es bilden sich Priele und kleine Tümpel, von deren Beobachtung ein großer Reiz ausgeht. Um dieses Spektakel zu offenbaren, ist es notwendig den Stadtbesucher nahe an die Wasserkante zu locken. Deshalb wurde die denkmalgeschützte Figuration des Ortes mit den querenden Brücken besonders hervorgehoben und soll subtil Platz und Fleet zu einer Erzählstruktur vereinen. Ein Band aus Geländer, Laternen und einer vertieften Stufe zum Wasser hin lädt ein, die Stadt hinter sich zu lassen und sich der Weite des offenen Raumes hinzugeben. An der Stelle der ehemaligen Börse schafft ein etwas vorgezogener Balkon ein Belvedere. Vereinzelte pointiert gesetzte Bäume (Robinia pseudoaccia) betonen den Maßstab des Raumes und geben Geborgenheit. Um dem nördlichen Flair mit der besonderen Südorientierung gerecht zu werden, soll ein möglichst heller, großformatiger Granit den Platz erhellen. Die Zollbrücke ist der Transitort; hier begegnet sich die Stadtgesellschaft. Um diese urbane Dicht zu befördern, wird das Profil der ehemaligen Straße nach empfunden, seitlich sind Bänke zum Verweilen platziert. Im Diskurs mit Dr. Ruland über einen heutigen Unort, den gekappten Zufluss der ehemaligen Bille, entwickelte sich das Konzept des „Tidepools“. Mit einem Wehr unter der Brücke wird das Wasser so gestaut, dass auch bei Tideniedrigwasser das Flussbett von Wasser benetzt bleibt. Durch einen entsprechend dimensionierten Überlauf fließt kontinuierlich Wasser zum Nicolaifleet ab, was reizvolle optische und akustische Charakteristika schafft. Treppen umgeben den Mikrokosmos, wie unter einer Lupe wird die Kleinteiligkeit des Raumes betont und zu einer eigenen Szenerie erhoben. Das Hofhaus (Flurstück 306) Die Variante mit Teilerhalt der Bausubstanz sieht eine komplette Entkernung sowie Rückbau der Obergeschosse bis auf die Hauptfassade vor. Erhalten bleiben hingegen umlaufend der Sockel sowie die klassizistische Front zum Platz an der Börse. Die Wand wird durch operative Eingriffe mit dem neuen Innenleben verzahnt, das wiederum in Taktung von Tragstruktur und Öffnungen dem Original treu bleibt. Die Verortung der Öffnung im Grundriss ändert sich in der Folge nicht, ihre Höhenentwicklung hingegen orientiert sich an der Organisation des angedockten Neubaus radikal neu. Inspiriert vom Manierismus wurden zur Modifizierung der Öffnungen in der Vertikalen die Gesimse aufgeschnitten. Kubatur und Materialität, auch die Schichtung der Fassade bis hin zur Taktung der Fenster werden durch den Entwurf bestätigt.

Die Variante Ersatzneubau ändert zusätzlich Folgendes: Anders als die verkeilt wirkende Fassade des Bestandsbaus mit ihrem fragmentarischen Charakter schenkt der Neubau dem benachbarten Naturraum des Wassers mehr Beachtung. Die Geometrie der Gebäudekante ist, der Nähe des Wassers geschuldet, fließend, das benachbarte Element ist ihr sozusagen als Narrativ eingeschrieben. In sanftem Schwung leitet sie den Fußgänger vom Haus der Patriotischen Gesellschaft bis zu den Kolonnaden des Stadthauses.

Abgesehen von dieser städtebaulichen Korrektur ist die innere Organisation bei beiden Varianten kohärent. Die Baumasse wird primär über vier Kerne an den Innenecken erschlossen, die jeweils als Vierspänner mit Option zum Fünfspänner Wohnungen alternierender Standards erschließen. Dazwischen werden, jeweils als Zweispänner, drei zusätzliche Kerne angeordnet. Jedes der Treppenhäuser verfügt in jedem Geschoss über ein Fenster sowie einen direkten Gartenzugang auf Hofniveau. Eine Realteilung ist über die simple vertikale Struktur uneingeschränkt möglich. Als minimale Einheit ist jeweils ein Kern mit angelagerten Wohnungen zu betrachten, die Bausteine können beliebig kombiniert werden. Empfohlen wird die Kombination eines zweispännigen Treppenhauses mit mindestens einem vierspännigen, um allen Wohneinheiten den Zugang zur Tiefgarage zu sichern. Die Wohnungen sind überwiegend durchgesteckt, in den Ecksituationen sind die Einheiten kompensativ zu zwei Fassaden hin orientiert. Schlafräume sind konsequent zum Innenhof orientiert, Wohnräume hingegen außenliegend entlang der Stadtfassade. Hoch installierte Bereiche wie Bäder und Küchen nutzen effizient die Raumtiefe und liegen gleich einem Band im tageslichtarmen Zentrum der Baumasse. 30% der Wohnungen sind dem geförderten Wohnungsbau zugeordnet und werden über zwei Kerne vom Brodschrangen aus erschlossen. Der in der Auslobung aufgestellte Wohnungsschlüssel für 2-, 3-, 4- und 5-Zimmer Wohnungen konnte mit Exaktheit umgesetzt werden. Alle Wohnungen sind barrierefrei und verfügen über eine Loggia. Die erstklassige Lage im Südflügel mit Blick auf das Nicolaifleet ist für den freifinanzierten Wohnungsbau und Eigentumswohnungen prädestiniert. Das 1. Obergeschoss kann im Sinne einer Erweiterung der Wohnfunktion, beispielsweise als Home-Office oder Co-Working Space, auch als Büro ausgebaut werden. Das Geschoss ist regulär an alle Treppenhauskerne angebunden. Das Stadthaus (Flurstück 1207) Über die plastische Ausformulierung des Baukörpers gelingt es, Passtücken gleich exakte Gegenüber zu Nachbarn zu entwickeln. Das Streben, die Masse zu kontrollieren artikuliert sich in dem Knick bzw. der Verformung der Längsseiten entlang Zollenbrücke und Rolandsbrücke. Über die subtraktiven Operationen Staffelung, reliefartige Vertiefung der Laibungen, Modellierung der Eckpunkte und Rückschliff wird der neue Baukörper akkurat in den direkten Kontext eingepasst. Als dominanten Nachbarn respektiert das Stadthaus jenes der Patriotischen Gesellschaft, indem es den Duktus der aufgetürmten Masse dorthin reflektiert. So entsteht ein Spannungsfeld, in dessen Zentrum

der Platz an der Börse als Tribüne für das Naturereignis Tidenhub ein facettenreiches Erleben und Verweilen verheißt. Gleichzeitig fungiert die stehende Kubatur der Schmalseite als städtebauliche Dominante im Profil der Domstraße. Die eigentlich doch liegende Baumasse wirkt hier stehend vertikal und verweist mit der städtebaulichen Setzung eines Bezugspunktes in der Blickachse auf die mittelalterliche Entstehungsgeschichte des Quartiers. Die Grenzsituation im Übergang zur historischen Altstadt fordert einen markanten Abschluss, der sich im direkten physischen Kontakt zwischen Haus und Wasser artikuliert. Über eine Kolonnade und Freitreppen wird die Baumasse modelliert. Sie begrenzt die domestizierte Wasserfläche des Tidepools und erhebt sich darüber gleich dem Bug eines Schiffes. In den umgebenden Straßenprofilen präsentiert sich der Baukörper facettenreich. Aus Perspektive der Domstraße wirkt der Bau Dank seiner ikonographischen Kubatur als Resonanz auf das benachbarte Haus der Patriotischen Gesellschaft.

Sinnfällig wird das Stadthaus über drei großzügige Kerne an den Innenecken erschlossen. Über das zentrale Tageslichtfoyer eines jeden Kerns mit Blick in den Innenhof können drei bis vier Büroeinheiten, insgesamt bis zu 10 pro Geschoss, autark erschlossen werden. Dem Wunsch nach einem drittverwendungsfähigen Multi-Tenant-Konzept kann durch beliebige Schaltbarkeit von Einzel-, Kombi- und Gruppenbüros mit Open-Space-Konzepten entsprochen werden. Das zugrunde liegende Achsmaß von 1.35m garantiert bei der Umsetzung aller Konzepte einen effizienten Ausbau. Über die Positionierung der Kerne gelingt die Gliederung der Geschossfläche in Einheiten von max. 400qm, so dass der Brandschutz keine weiteren Maßnahmen erfordert. Die Schaltbarkeit dieser Einheiten ist sowohl horizontal als auch vertikal möglich, das Ergebnis ist ein Höchstmaß an Flexibilität.

507402

Bestand

Bestätigung des Blockrands

Ausformulierung des Baukörpers

Außenraumgestaltung

Konstruktion und Nachhaltigkeit Das Hofhaus wird über ein Schottentragwerk abgelastet, das ein stützenfreies Erdgeschoss ermöglicht. Das Stadthaus verfügt über eine geringere Baukörpertiefe und kann über tragende Fassaden sowie eine Stützenreihe abgelastet werden. Die Decke auf Erdgeschossniveau liegt durchgängig auf einem gleichmäßigen Stützraster auf, was eine effiziente Tiefgarage ermöglicht. Sie verbindet beide Blöcke über den Brodschrangen hinweg über zwei Untergeschosse und wird von insgesamt sieben, an den Innenecken der Blöcke positionierten Hauptkernen, effizient erschlossen. Die autarke Erschließung beider Flurstücke über die Zufahrtsrampen an der Trostbrücke bzw. der Große Reichenstraße wird gemäß der geforderten Realteilbarkeit umgesetzt.

GSPublisherVersion 0.0.100.40

GSPublisherVersion 0.0.100.40

Tidepool, Tidegeschehen im Nikolaifleet, ein lichter Platz und ein grünbetonter, baumbestandener Innenhof schaffen eine domestizierte Folge von Naturerleben im urbanen Kontext. Die städtebauliche Figur mit plastischer Artikulation der Baumassen formuliert einen komplexen Stadtbaustein mit differenzierten Gestaltqualitäten. Feinsinnige Bezüge zu den historischen Originalen des Ensembles stärken den Ort in seiner Eigenart und formulieren bei innerem Reichtum eine klare architektonische Idee.

7.10 ELT 21 m2 Klimaschleuse

Klimaschleuse

Schacht

6.4 Lager 4 m2

7.11 EDV 15 m2

Schacht

4.2 Magazinbereich für Amtsbücher 585 m2 GSPublisherVersion 0.0.100.40

4.2 Magazinbereich für Amtsbücher 585 m2

GSPublisherVersion 0.0.100.40

2. Obergeschoss M 1:200

Quartier Heidestraße Mischgebiet MI1 - Berlin

Rauchstraße 34- 40 , Berlin-Spandau

GSPublisherVersion 0.0.100.49

4.14 Verkehrsfläche 12 m2

4.14 Verkehrsfläche 12 m2

7.10 ELT 21 m2

Klimaschleuse

Klimaschleuse

4.14 Verkehrsfläche 20 m2 Schacht

6.4 Lager 4 m2

7.11 EDV 15 m2

Schacht

4.2 Magazinbereich für Amtsbücher 238 m2

55

4.3 Magazinbereich für Akten 585 m2

4.3 Magazinbereich für Akten 347 m2


56


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.