Trennung broschuere 16 dt

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Familie in zwei Zuhause leben Wer „bekommt“ das Kind oder die Kinder? Mit einer solchen Fragestellung starten Paare in Trennungssituationen bereits mit dem falschen Fuß in ihr neues Leben. Seit 2006 müssen Eltern im Regelfall auch nach einer Trennung bzw. Scheidung alle größeren Entscheidungen bezüglich Erziehung, Ausbildung und Gesundheit in beiderseitigem Einverständnis treffen. Unabhängig davon ist zu regeln, wie die Betreuung der Kinder zwischen den Eltern aufgeteilt wird. Die klassische Form, die in Südtirol immer noch üblich ist, ist das sogenannte Residenzmodell. Das wachsende Engagement von Vätern bei der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder spiegelt sich auch nach Trennungen und Scheidungen in immer mehr alternativen Lösungen wie dem Wechselmodell, dem Nestmodell oder gar einer Familien-WG wider. Welche dieser Lösungen die beste für Kinder und beide Elternteile ist, hängt stark von der jeweiligen Situation der Familie ab und kann nur individuell gefunden werden. Die folgende Übersicht gibt einen Überblick über Vor- und Nachteile.

Jedes Kind braucht die Gewissheit, beide Eltern lieben zu dürfen.

Das Residenzmodell Wie funktioniert es? Das Kind bzw. die Kinder haben ihren Hauptwohnsitz bei einem Elternteil. In der Praxis ist dies fast immer die Mutter, da diese im Regelfall auch vor der Trennung den Großteil der Betreuungs- und Erziehungsarbeit übernommen hatte. Der andere Elternteil, also meist der Vater, sieht die Kinder in der Regel jedes zweite Wochenende und einen Nachmittag bzw. Abend mit eventueller Übernachtung pro Woche. Vorteile Bei diesem klassischen Modell bleiben Kinder oft in der bisherigen Familienwohnung und somit in ihrer gewohnten Umgebung. Selbst wenn es zu einem Wohnungswechsel kommt, bringt diese Lösung Stabilität, da es einen Lebensmittelpunkt, eine konstante Bezugsperson und nicht ständig wechselnde Regeln gibt. Auch für Familienbogen und Familiengeld gibt es klare Verhältnisse. Nachteile Väter, die mehr Beziehung zu ihren Kindern haben wollen, fühlen sich bei dieser Lösung oft außen vor. Sie haben wenig Gelegenheit, Alltag mit ihren Kindern zu leben; oft ist auch die Rede davon, zum Besuchs- und Zahlpapa degradiert zu werden. Mütter werden bei diesem Modell dagegen häufig stark belastet. Sie haben nur wenige Auszeiten von der täglichen Erziehungs- und Betreuungsarbeit und somit auch wenig Luft, um sich nach der Trennung ein neues Leben aufzubauen.

Trennung/Scheidung – wie kommen wir möglichst gut durch?

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