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2.2.2 Alm - und Bergwirtschaft

einzelne Bäumen bzw. kleinere Baumgruppen wurden bis zum heutigen Zeitpunkt nicht erhoben. Ungefähr 2/3 der gesamten Sturmholzmenge fiel in 4 Forststationen an: Welschnofen, Deutschnofen, Kaltenbrunn und St.Vigil in Enneberg. Mit Stichtag Ende Oktober 2021, also 3 Jahre nach dem Windwurfereignis, waren rund 1.630.000 Vfm Schadholz aufgearbeitet. Diese Holzmenge entspricht in etwa der geschätzten Sturmholzmenge bzw. den landesweiten Durchschnittsnutzungen von 2,5 Jahren. Trotzdem muss festgehalten werden, dass diese Holzmenge nicht einem 100%igen Aufräumungsgrad entspricht. Das nicht aufgeräumte Schadholz liegt teilweise auf sehr exponierten, kaum zu erreichenden, zudem auch hoch gelegenen Standorten. In Absprache mit den Grundeigentümern wurden forstliche Schutzmaßnahmen in Objektschutzwäldern (technische Schutzmaßnahmen in Verbindung mit Aufforstungen) und Standortschutzwäldern (Aufforstungen) umgesetzt. Die übrigen Waldflächen mit allgemeiner Schutzwirkung werden grundsätzlich der natürlichen Verjüngung überlassen, wobei ein Monitoring durchgeführt wird und eventuell notwendige, integrierende Aufforstungen umgesetzt werden.

Schneedruckschäden

Vom 12. bis 17. November 2019 gab es innerhalb einer Woche enorme Schneemengen (1,5 m), welche im ganzen Land Stromausfälle, Lawinen und große Schneedruckschäden in den Wäldern verursachten. Die geschätzte Schadholzmenge lag bei ca. 900.000 Vfm landesweit, was dem 1,4-fachen durchschnittlichen, jährlichen Hiebsatz Südtirols entspricht. Vor allem die östliche Landeshälfte war von den Schneedruckschäden stark betroffen. In den Forstinspektoraten Bruneck, Welsberg und Brixen fiel zusammen mehr als 2/3 der gesamten Schadholzmenge an. Ende November 2020, fast genau ein Jahr danach waren etwa 625.000 Vfm Schadholz aufgearbeitet, dies entspricht etwa 70 % der geschätzten

Schadholzmasse.

Auch Anfang Dezember 2020 kam es in den Südtiroler Wäldern wiederum zu umfangreichen Schneedruckschäden, vor allem durch Nassschnee in den Tieflagen bis hinauf in die hochmontanen Bereiche (500 bis 1.500 m ü.d.M.) kam es zu großen Bruchschäden. Diese Schneedruckschäden hatten vorwiegend eine stark verstreute Verteilung, inmitten geschlossener Waldbestände waren immer wieder Einzelbäume, Baumgruppen oder Kleinkollektive umgeworfen oder gewipfelt. Dies erschwerte die Holzbringung deutlich und führte zu höheren Kosten.

«« Ausführliche Details zu den Schneedruckschäden finden Sie im II. Report des Schneedruckereignisses unter:

www.provinz.bz.it/landforstwirtschaft/ forstdienstfoerster/default.asp

Borkenkäferbefall 2021

Mit der ersten Wärmewelle ab Juni 2021 haben sich die Fichtenborkenkäfer stark vermehrt. Besonders betroffen sind das Gadertal und das Oberpustertal, wo Flächen von über 800 Hektar befallen sind. Nachdem noch nicht die gesamten befallenen Bäume ausgezeigt wurden, liegen noch keine zuverlässigen Daten zum Umfang der Schäden vor.

2.2.2

Alm und Bergwirtschaft

In Südtirol gibt es ca. 1.700 Almen. Gut zwei Drittel davon sind im Privatbesitz, 20 % sind Interessentschaftsalmen oder Almen im Miteigentum. Weitere 8 % sind im Eigentum einer Gemeinde oder einer Eigenverwaltung B.N.R. und ein kleiner Anteil entfällt auf die Forstdomäne, Kirche oder andere. Die historisch gewachsenen unterschiedlichen Besitzverhältnisse im Land zeigen im Vinschgau westlich von Naturns wenige, aber große Almen, die vielfach im Eigentum einer Gemeinde oder einer Eigenverwaltung B.N.R. sind. Östlich von Naturns so wie auch im Schnalstal ist fast die gesamte Fläche und so auch die Almen in Privatbesitz oder im Miteigentum. So werden z.B. in den Gemeinden Mals und Sarntal nahezu gleich viel GVE (ca. 2.900 GVE) gesömmert, in Mals verteilt sich das Almvieh auf 20 Almen, in der Gemeinde Sarntal hingegen auf nicht weniger als 144 Almen. In den vergangenen drei Jahren sind auf fast 1.400 Almen jährlich Rinder, Schafe oder Ziegen gesömmert wor-

den. Auf den kleinsten Almen werden nur wenige Großvieheinheiten gealpt, die größten Almen bieten Weide für mehrere hundert Großvieheinheiten, auf 18 Almen in Südtirol werden sogar mehr als 300 GVE gealpt.

Auf den 276 größten Almen im Land, das sind 17 % der Almen, weiden im Sommer mehr als 50 GVE und insgesamt zwei Drittel der gealpten Großvieheinheiten. Weit zahlreicher sind die kleineren Almen in Privatbesitz: 55 % der Almen in Südtirol, das sind 1.040 Almen, werden von einem Viehbestand von bis zu 20 GVE bestoßen. Auf diesen kleinen, landschaftsprägenden Almen findet sich insgesamt nur ca. 15 % des gealpten Viehbestandes.

Gut ein Drittel des Südtiroler Rinderbestandes wird auf Almen gesömmert. Die gesundheitlichen Vorteile einer Alpung für Jungrinder sind unbestritten. Die größeren Melkviehalmen mit mehr als 15 Melkkühen finden sich vor allem im Vinschgau, einzelne Melkviehalmen gibt es auch im Wipptal und im Ultental.

Während Rinder, im Speziellen Galtvieh, im ganzen Land gleichermaßen aufgetrieben wird, finden sich die größten und zahlenmäßig stärksten Schafalmen im Westen des Landes und hier besonders im Vinschgau. 55% der in Südtirol gealpten Schafe weiden in den Forstbezirken Vinschgau und Meran.

Bei den Ziegen ist eine noch größere lokale Konzentration festzustellen. Fast jede zweite in Südtirol gealpte Ziege wird im Forstbezirk Meran und hier vor allem im Passeiertal und der Texelgruppe gesömmert, auch in den Bezirken Vinschgau und Sterzing werden relativ viele Ziegen aufgetrieben. In der östlichen Landeshälfte, d.h. den Forstbezirken Brixen, Bruneck und Welsberg werden hingegen nur wenige Ziegen gealpt.

Neben der geografischen Verteilung ist auch die Verteilung nach der Anzahl an aufgetriebenem Kleinvieh interessant. Die meisten gealpten Pferde findet man hingegen auf den großen Almflächen auf dem Ritten, auf der Vil-

2019–21

<5 GVE 6-20 GVE 21-50 GVE 51-100 GVE >100 GVE

Summe Anzahl Almen gealpte GVE

443 (28 %) 1.288 (2 %)

596 (37 %) 6.730 (13 %)

283 (18 %) 9.195 (18 %)

157 (10 %) 119 (7 %) 11.090 (21 %) 24.178 (46 %)

1.598 52.481

In Südtirol sind in den vergangenen drei Jahren auf ca. 1.400 Almen jährlich Rinder oder Kleinvieh aufgetrieben worden, auf weiteren 200 Almen ist während der vergangenen drei Jahre ein- oder zweimal Vieh gesömmert worden.

Die großen Schafalmen finden sich vorwiegend im Westen des Landes, in der östlichen Landeshälfte gibt es fast ausschließlich kleinere Schafherden.

landerer Alm, im Sarntal und in der Gemeinde Graun.

Dass die Almwirtschaft hierzulande hohen Stellenwert genießt lässt sich auch an den durchgeführten Verbesserungsmaßnahmen in den Almgebieten erkennen. Jährlich werden für Arbeiten auf Almen durchschnittlich ca. 2.000.000 Euro an öffentlichen Beiträ-

Die Haltung und die Zucht von Ziegen wie der Pseirer Gebirgsziege erfreut sich immer größerer Beliebtheit.

gen ausgeschüttet, im Jahr 2021 sind 15 geförderte Projekte fertiggestellt worden, der ausgeschüttete Beitrag belief sich auf 657.000 Euro. Im land- und forstwirtschaftlichen Informationssystem LAFIS sind auch alle Almflächen mit hoher Genauigkeit kartiert und detailliert beschrieben worden. Die Almweiden werden nach Bestockungs- oder Versteinungsgrad unterteilt. Mit Stand Jänner 2022 ergibt sich folgende landesweite Aufteilung der Almweideflächen:

Die Sanierung oder der Neubau von Almhütten ist mitunter sehr kostenintensiv.

Eine Situation, die auf Südtirols Almen immer öfter anzutreffen ist: Flache Weideflächen werden vom Vieh übermäßig oft aufgesucht und entsprechend stark beweidet. Die daran angrenzenden stärker geneigten Weiden bleiben hingegen unternutzt.

reine Weideflächen versteinte Weiden bestockte Weiden

stark bewaldetete oder versteinte Weiden

Almweideflächen in Südtirol 20.515 ha 47.726 ha 24.826 ha

16.482 ha

109.548 Hektar (14,8 % der Landesfläche)

Im vergangenen Jahr sind zahlreiche Begehungen und Beratungsgespräche zum Thema Herdenschutz durchgeführt worden. Der Schutz der Schaf-, Ziegen- und Rinderherden vor dem Großraubwild wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Herdenschutz ist aber aufwändig und bedarf vielfach einer Vorlaufzeit. Ein effizienter Schutz von Schaf- und Rinderherden vor Großraubwild kann nur über einen geführten Weidegang gewährleistet werden. Die fast überall im freien Weidegang gealpten Schafe bieten den Wölfen eine schier unerschöpfliche und leicht erreichbare Nahrungsquelle. Schafherden müssen zum Schutz vor dem Wolf von einem Hirten beaufsichtigt und mit Hilfe von Hütehunden des nachts eingepfercht werden oder permanent von einem elektrifizierten Weideschutzzaun geschützt werden. In Südtirol mangelt es bisher an Fachpersonal, das über geeignete Hütehunde verfügt. Nur auf wenigen Almen werden die Schafherden ständig behirtet und, wenn möglich, nachts eingepfercht. Im Jahr 2021 wurden 6 neue Beitragsgesuche für die Errichtung von Herdenschutzzäunen eingereicht.

Alm

Krippalond – Taufers im Münstertal Schlandrauntal – Schlanders Rittner Horn Tierser Schafalm Ochsengarten/Kofl – Villnöss Steviaalm – St. Christina Nemesalm – Sexten Soyalm – Martell (Herdenschutzhunde) 540 646 399 152 262

399 311 110 Ziegen

Mit diesem Zaunmaterial sollen an geeigneten Stellen auf der Alm die notwendigen Nachtpferche errichtet werden. Seit dem Jahr 2020 ist der Fördersatz für die Errichtung von Herdenschutzzäunen von 70% auf 100% erhöht. Der Standardpreis für den Ankauf, den Transport und die Errichtung des Herdenschutzzaunes wurde auf 8,00 Euro pro Laufmeter belassen.

Aufbauend auf eine Vereinbarung zwischen dem Landesrat für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Tourismus und Zivilschutz – Arnold Schuler und dem Südtiroler Bauernbund wurden 2020 insgesamt 9 Almen für Pilotprojekte zum Herdenschutz ausgewählt. Auf den Schafalmen im Schlandrauntal, im Tierser Tal, in Villnöss, auf der Plosachalm, sowie auf einer Alm am Kronplatz sind Maßnahmen zum Herdenschutz umgesetzt worden, wobei ein Teil der Kosten für Material und Personal zu Lasten der Landesverwaltung gehen, und die Arbeiten über die jeweiligen Forstinspektorate ausgeführt worden sind.

Eine kompakte geführte und behirtete Schafherde ist Vorausseztung