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Nr. 14 Hartholzaue mit Kiesseen Herrenhof-Georgenthal
GLB Nr. 14 „Hartholzaue mit Kiesseen Herrenhof-Georgenthal“
Allgemeine Angaben
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Gemarkungen: Georgenthal und Herrenhof Lage: links der Apfelstädt zwischen den Ortslagen Georgenthal und Herrenhof Größe: 40,5 ha Unterschutzstellung: 21.03.2011
Schutzziel
Das Gebiet repräsentiert einen sehr selten gewordenen, im Landkreis Gotha einzigartigen und erhaltenswerten Hartholzauenwald entlang eines Mittelgebirgsbaches. Weitern sind die sekundär entstandenen vielfältigen Biotopstrukturen des Seengebietes zwischen Georgenthal und Herrenhof zu schützen und in ihrer Biotop- als auch Artenvielfalt zu erhalten. Besonderes Augenmerk verdient dabei die reiche Libellenfauna. Das Gebiet hat daneben eine hohe Relevanz als Naherholungsgebiet.
Gebietsbeschreibung und Bedeutung
Das Gebiet beinhaltet ein ehemaliges, rekultiviertes Auskiesungsgebiet mit sekundär geschaffenen mesotrophen Kiesseen, Uferfluren, Röhrichten, Pionierfluren sowie mosaikartig verknüpften Ruderal- und Wiesengesellschaften auf wechselfeuchten Kiesrohbodenstandorten. Innerhalb des Schutzgebietes sind großflächige Gehölzsukzessionen und Gehölzanpflanzungen vorhanden. In das Schutzgebiet eingeschlossen sind auch verbliebene Inseln naturnaher Stieleichenwälder, welche mehr als 140 Jahre alt sind und eine große Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz besitzen. Reste dieser Hartholz-Auenwälder reichen bis in die Ortslage Georgenthal hinein. Das Gebiet dient als Lebensraum, Rückzugsgebiet und Vernetzungselement von zahlreichen geschützten Tier- und Pflanzenarten. Innerhalb des Untersuchungsgebietes konnte bisher die beachtliche Zahl von 659 Arten (261 Pflanzen- und 398 Tierarten) nach gewiesen werden (SCHU-
STER ET AL. 2010). Im Zuge der natürlichen Sukzession entwickelten sich die ehemaligen Kiesgruben zu mesotrophen Klarwasserseen mit reicher submerser Vegetation. Anzutreffen sind z. B. Tannenwedel Hippuris vulgaris, Ähren-Tausendblatt Myriophyllum spicatum oder die Armleuchteralgen Chara contraria und Chara vulgaris. Auf den Pionierfluren ist die vom (1)
Aussterben bedrohte Nelken-Haferschmiele Aira caryophyllea besonders hervorzuheben. Trotz der urbanen Beeinflussung bildet das Gebiet ein wertvolles Rückzugsgebiet für über 50 Vogelarten. Nur das Zusammenspiel von Gehölzen, Offenflächen und Wasserflächen schafft die notwendigen Nistplatz- und Nahrungsangebote, so sind z. B. Mittelspecht Dendrocopus medius, Wendehals Jynx torquilla, Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca oder Neuntöter Lanius collurio anzutreffen. Sehr wertvoll ist auch die Herpetofauna der Kiesgruben, mit den Arten Kammmolch Triturus cristatus und Ringelnatter Natrix natrix. Die sehr hohe Bedeutung des Kiesgrubenareals wird vor allem durch eine überaus reiche Libellen-Fauna unterstrichen. Insgesamt konnten 35 Libellen-Spezies nachgewiesen werden, dies entspricht der Hälfte aller in Thüringen heimischen Arten dieser Insektenordnung. So gelang hier u. a. der Erstnachweis der Feuerlibelle Crocothemis erythraea und der Zweitnachweis der vom Aussterben bedrohten, streng geschützten Östlichen Moosjungfer Leucorrhinia albifrons für Thüringen (KAISER & BELLSTEDT 2004, MEY 2003)! Die übrige Limnofauna der Kiesgruben weist viele faunistisch bemerkenswerte sowie gefährdete
Tannenwedel (1)


Feuerlibelle (4) Östliche Moosjungfer (4)

Spezies auf. Beispiele sind Große Teichmuschel Anadonta cygnaea, Edelkrebs Astacus astacus, die Eintagsfliege Ephemera glaucops, die Köcherfliegen Orthotrichia costalis und Oxyethira flavicornis oder aquatische Rüsselkäfer, welche am Tausendblatt submers leben.
Gebietszustand und Entwicklungsziele
In den letzten Jahrzehnten hat sich nach der Aufgabe der Kiesgewinnung eine überaus reiche und für den zoologischen und botanischen Artenschutz in Thüringen äußerst wertvolle Tier- und Pflanzenwelt entwickeln können, welche auch für den Biotopverbund des Fließgewässers Apfelstädt sehr bedeutsam ist. In diesem Refugium (Feuchtgebiet und Eichenwald) soll langfristig der Naturschutz und damit verbunden auch der Erholungswert für die Bürger und nachfolgende Generationen erhalten bleiben. Dieses Schutzziel ist aber nur über die Absicherung des vielfältigen und spezifischen Pflegekonzeptes zu erreichen, welches alle Nutzungsinteressen in diesem Gebiet berücksichtigt. Die naturnahen Stieleichenwälder sind zu erhalten und die Entwicklung eines artenreichen EichenUlmen-Auenwaldes zu fördern, deren naturnahe Entwicklung ist durch geeignete Maßnahmen zu unterstützen. Die Gewässer und das Offenland werden vom ortsansässigen Angelfischerverein „Aue“ e.V. gepflegt.







