d i e c u r t - s u p p o r t e r a u s g a b e f ü r d i e s ta d t
CURT your locals karel trncak DJ und gastronom im lockdown
02/03– 2021 #247
Bü nddni niss Bün für für Ku Kulltu turr
21 – locked in & out
Soforth Soforthilfeprog ilfeprogramm ramm für für Kulturs chaffen dee in Kultursc haffend in Nürnbe Nürnberg
KunstKunst-und fende undKulturschaf Kulturschaff endesind sindvon von den den Folgen der Corona-Kris der Corona-Krise e ininbesonderer besondererWeise Weise bedroht, bedroht, NürnbergsKulturlands Nürnbergs Kulturlandsc haft chaft in inihrer ihrer ganzen ganzen Vielfalt gefährdet. gefährdet. Das „Bündnisfür fürKultur” Kultur”möchte möchteschnell schnell und Das „Bündnis und effi zientKunstKunst-und undKulturschaf Kulturschaff enden aller effi zient fenden aller Sparten,die dieininexistentielle existentielleNot Notgeraten geraten sind, sind, Sparten, finanzielleUnterstützu Unterstützung ngzukommen zukommen lassen. lassen. finanzielle Unterstützt von: Unterstützt von:
Spend Spenden enunter: unter: www.g erg.de www.gut-fuerut-fuernuernb -nuernb erg.de oder an: „Freude für alle e.V.”, Sparkasse Nürnberg, oder an: „Freude für alle e.V.”, Sparkasse Nürnberg, IBAN DE63 7605 0101 0001 1011 11, Stichwort „Kultur” IBAN DE63 7605 0101 0001 1011 11, Stichwort „Kultur”
Willkommen in unserem e-book zur supporterrausgabe
CURT YOUR LOCALS Mitte Februar / März 2021 Viel Spaß beim Durchflippen und Lesen! Natürlich ist das gedruckte Magazin ein ganz anderes Erlebnis. Solltet Ihr also eine Printausgabe wünschen, dann sendet einfach eine Mail an info@curt.de mit dem Betreff „Print ist hübscher als Online“, dazu die Nummer der Ausgabe und dann kümmern wir uns darum. Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihr dieses E-Book liked oder teilt, hier bei Issuu geht das ja sehr einfach: auf SHARE klicken, Facebook auswählen - los geht‘s. Danke! Habt Spaß - wir haben das auch! Euer curt-Team PS: Für weitere Infos und Storys empfehlen wir www.curt.de/nbg
Danke an alle Koop-Partner und Mitwirkenden dieser Ausgabe! CURT YOUR LOCALS! Und wie immer: Nach dem Magazin ist vor dem Magazin. Weiter geht´s!
vorschau curt your locals feat. kurti April/mai 2021 Was freuen wir uns auf die nächste Ausgabe. Die wird noch besser! Bis dahin empfehlen wir euch:
trotzt corona und bleibt gesund! Leuchtende + strahlenden Kooperation? Per Mail an lampe@curt.de! Ihr wollt curt supporten, inserieren, streicheln? Per Mail an anzeigen@curt.de! CURT TUT GUT GUT.
curt your locals Glückwunsch! Du hältst fast 800 Seiten voller Kultur und Leben in deinen Händen. Fast 900 Seiten voller Anstand, Empathie, Liebe, Leidenschaft, Magie. Schon wieder. Das Wunder von Nürnberg #247. Der beste curt dieses Jahres, für die besten und schönsten Leser, die wir jemals hatten! Schon wieder! Und das während des miesesten Jahresbeginns seit Ewigkeiten. Viele unserer Freunde befinden sich komplett im Lockdown: Händler, Gastronomen, Clubbetreiber, Theater, DJs, Musiker, Schauspieler, Tänzer, Tontechniker, Veranstalter ... Was wäre unser Leben ohne sie, ohne ihre Gastfreundschaft, Kreativität, Musikalität, Witz, Wissen und Fähigkeiten? Es ist nicht cool, schon lange nicht mehr. Wir hoffen sehr auf ein Happy End – und wir sollten alle supporten, die Not haben. Sollte man sowieso immer. Nützlich dafür ist aktives Lesen dieser Empathiejournaille. Und lokales Shoppen. Wir leiden ja selber sehr, aber das Jammern ist uns fremd. Muss ja auch keiner wissen. Dabei hätten wir allen Grund, dies hier mal anzusprechen, oder zumindest anzudeuten. Oder es zwischen den Zeilen zu verstecken, so halbsubtil. Machen wir aber nicht! Kein Wort des Klagens kommt über unsere Lippen! Dabei sind wir ja selber mittendrin in der Krise. Aber wir lassen es uns in keinster Weise anmerken! Dass curt seit der Krise nur noch alle zwei Monate erscheint: reine Strategie zur Optimierung der Work-Life-Balance. Voll New Work (siehe auch CURT WORK ab Seite 40)! Und dabei auch noch umweltbewusst, weil weniger Ressourceneinsatz. Enkeltaugliche Produktionsreduktion! Minimalisierung in vielen Bereichen. Weil es fetzt! Nicht, weil es muss, wegen Corona. Neiiiiin. Jetzt aber erst mal Abfeiern, dass es dir gelungen ist, trotz aller Restriktionen das Kulturmagazin von Welt zu ergattern. Wenn dich deine Freunde fragen: curt gibt es umfangreich bei Thalia und in den meisten Filialen von ebl. Und: Die smarten Pizza-Deliverer der L`Osteria upgraden jetzt von Food Delivery zu Food+curt Delivery. Wie, was? Steht alles auf Seite 88! Wo es curt noch überall gibt, auch im Lockdown: Checkt unsere digitalen Kanäle. Da sollte es stehen. Auch in Krisenzeiten: Macht einfach exakt das, was wir so tun, dann wird alles mehr als super. Innigst, hochachtungsvollst und in maßloser Bescheidenheit, Eure krass coole curt-Gang ACHTUNG: Einige der Inhalte dieser Ausgabe könnten irgendwie und unter Corona-Umständen nicht den neuesten Erkenntnissen, Maßnahmen und curt-Standards gerecht werden. Danke an alle Koop-Partner und Mitwirkenden dieser Ausgabe! CURT YOUR LOCALS!
CuRT 2 0 your21 locals
INHALt #247
curt büro nürnberg
Bogenstraße 43, 90459 Nürnberg Tel.: 0911-433468-60, Fax 0911-9943532 E-Mail: info@curt.de / Web: www.curt.de/nbg
Leitung
1
VORWORT
68 Mfk / Talk: Digital Gender GAP
2
Inhalt
72 kommvorzone
6
Matthias egersdörfer
76 uschi Unsinn: CSD 2021
8
curt intern: koops und mehr
80 Wolfsgarten: geht weiter
Reinhard Lamprecht / lampe@curt.de
Kolumnisten / redakteure Andreas Thamm / Redaktion Bird Berlin / Kolumnist – Dada + Liebe Claudia Nitsche / Kolumnistin – Kino Dieter Stoll / Kolumnist – Theater Frank Braun / Kolumnist Bluepingu Helene Schütz / Fotografie + Social Media Kathi Mock / Kolumnistin – Poetry Slam & Co Lara Sielmann / Kolumnistin – Lesungen & Co Marian Wild / Kolumnist – Kunst & Co Matthias Egersdörfer / Kolumnist – Story Sandra Wendorf / Leitung curt/KIDS Theo Fuchs / Kolumnist – Story hinten raus Thomas Wurm / Redaktion Danke an: Ilse Weiß, Katharina Winter, Andreas Radlmaier, Daniel Holzheid und an unsere Freunde der Agentur Bloom
20 nbger wochen vs. Rassismus
82 Quartier U1: Amt für Ideen
28 Kurznachrichten
84 gastronews
38 CURT WORK / Möbelkollektiv
90 filmhaus: Kino
44 CURT WORK / codecamp:n
92 neue regionale tonträger
48 grüne kita / umweltbank
96 neue regionale bücher
52 podcast: zwei flaschen wein
98 Kurti/Familien
56 kunstkommentar / m. Wild
104 Märchen von Elmar Tannert
Reinhard Lamprecht. E-Mail: anzeigen@curt.de Maria Hammond / maria@curt.de Tel.: 0911-433468-64
60 1000 plakate: danke
108 theo fuchs, der allerletzte
curt Media GmbH
62 Kuf: Interview J. Markwirth
die nächste ausgabe curt Magazin #248 erscheint Für April/Mai 2021 Erscheinungstermin 01.04.20201 // Redaktionsschluss: 22.03.2021 / Anzeigenschluss: 24.03.2021 +/website: www.curt.de/nbg / mediadaten anfordern: e-mail an anzeigen@curt.de Covermotiv: Karel Trncak, dj, Gastronom, coverboy curt Schreibkrise / Foto: David Häuser
AnzeigenLEITUNG
Geschäftsführer: Gerald Gömmel + Reinhard Lamprecht (V.i.S.d.P.) Bogenstraße 43, 90459 Nürnberg E-Mail: info@curt.de / www.curt.de CURT YOUR LOCALS erscheint zum Monatsanfang und wird kostenlos in Nürnberg, Fürth und Erlangen verteilt. Auflage dieser Sonderausgabe: 7.500 Für Infos und Programmhinweise sind wir dankbar, können aber keine Gewähr übernehmen. Nachdruck nur mit Genehmigung.
CuRT 2 0 your21 locals
INHALt #247 matthias egersdörfer
20 wochen gegen rassismus
38
Was soll man zu dem Mann noch sagen? Er hat Grund zum Grant.
Interview: Martina Mittenhuber, Leiterin des Menschenrechtsbüros.
Neudenken des curt-Büros mit dem New Work @ Büro, wie es sein soll. Möbelkollektiv. So geht Employer Branding.
48 Kita aus Holz
62 Interview: J. Markwirth
68 MFK: digital gender gap
108 theo hinten raus
Kita aus Holz: Nachhaltiger geht kaum. Im März wird eingezogen.
Interview: Der ehemalige Leiter des Amt für Kultur und Freizeit / KUF.
Remote Talk mit IT- & KI-Expertin Kenza Alt Si Abbou.
Prof. Fuchs geht unter die Untoten. Gruseliger geht es nicht!
6
curt work / Büro
44 curt work / Codecamp:n
6 – egers Kolumne
Foto: natalie de ligt
7 – egers Kolumne
matthias egers egersdörfer: BR KLASSIK Seit einigen Jahren suche ich schon Trost und Kraft in der klassischen Musik. Als Heranwachsender ignorierte ich diese hohe Kunst. Mein Vater hörte zu der Zeit oft seinen Hayden, seinen Schubert und seinen Bach. Mir blieb der Zugang zu großer Orchester- und Opernmusik, generell Musik auf klassischen Instrumenten fremd und fast unangenehm. Die Ablehnung resultierte wohl aus einer milden Form der Renitenz gegenüber dem Erzeuger und seinen Neigungen. Inzwischen habe ich ein Alter erreicht, in dem das Bücken zum Schnürsenkelbinden an manchen Tagen eine kleine Anstrengung bedeutet. Leichter, so erscheint es mir jedenfalls, kann ich heute den halbtiefen Graben eines Vorurteils überspringen, ohne dabei ins Straucheln zu geraten. Gestern hörte ich wieder den Hayden auf Bayern 4 und gedachte wohlwollend meines Vaters und seines Besitzanspruches an dem großen Komponisten. Freilich erlaube ich mir immer wieder auch einmal kurze akustische Stippvisiten in die Klangwelten von zeitgenössischem Jazz und unregelmäßig auch Pop. In der Phase meiner späteren Jugend lauschte ich oft und gern den musikalischen Werken des amerikanischen Trompeters Miles Davis. Allein das physische Vorhandensein dieser Tonträger erzeugt bei mir jetzt schieres Glück, das mich freundlich über die Vergänglichkeit und das Rasen der Zeit hinweg schwin-
delt. Aber als ein wirkungsstarkes Medikament gegen die Zumutungen der zersplitterten Realitätskulisse helfen nur abgehangene, ernste Klänge, deren Absicht über eine dumpf-rhythmische Penetration des äußeren Gehörgangs hinausgeht. Komme ich beispielsweise in den huldvollen Genuss, dass mir Grigori Lipmanowitsch Sokolow zwei Bagatellen von Beethoven auf dem Klavier vorzaubert, merke ich, wie sich tiefe Falten auf meiner Stirn plötzlich auswölben und meine Haut sich weich und herzenswarm glättet. Wichtig dabei ist, dass die Musikstücke vom Radiosprecher in ernstem Sinn angekündigt werden. Ich höre gern Herren oder Damen mittleren Alters zu, die ich mir mühelos in tadelloser Erscheinung vorstellen kann. Diese Personen feilen regelmäßig ihre Fingernägel. Davon gehe ich aus, obwohl ich nur die Stimmen derjenigen höre und kein Bild vor mir habe und obwohl ich selbst nicht in der Lage bin, mir selbst auch nur einen kleinen Fingernagel zu feilen. Wollte man durch Folter eine Aussage von mir erpressen, würde es genügen anzudeuten, dass man mir gleich meine Fingernägel feilen wolle. Sofort wäre ich zu jeder Aussage bereit. Gleichwohl bewundere ich bei anderen Menschen akkurat gefeilte Nägel wie die Pirouetten eines Eiskunstläufers oder den Appetit derjenigen Person, die bei einem Wettbewerb im Wurstwettessen gewonnen
8 – egers Kolumne hat. In meiner Vorstellung machen diese meinerseits hochgeschätzten Radiosprecher nach dem Aufstehen zwölf Kniebeugen am geöffneten Schlafzimmerfenster und fragen nach der Hauptspeise im Restaurant unauffällig nach einem Zahnstocher, ohne diesen Begriff direkt zu benutzen. Ich sehe, dass meine favorisierte Sprecherin sich zu Hause einen Einkaufszettel schreibt. Sie notiert „500 g festkochende Kartoffeln“, weil die Person ein Borschtsch kochen will und diese Angabe aus ihrem Kochbuch übernommen hat. Dann bemerkt die Holde aber, dass Kartoffeln noch vorrätig sind, sie also keine Kartoffeln zu kaufen braucht. So dann schreitet die Frau flink zum Schreibtisch, öffnet die Schublade, entnimmt dieser ein 30 cm langes Holzlineal mit Hilfe dessen sie die „500 g festkochende Kartoffeln“ mit geradem Strich auf dem Zettel wieder durchstreicht. Auf keinen Fall möchte ich, dass ein Stück des Herrn Sokolov angesagt wird in der Art, wie man auf einem Bierfest für Ruhe sorgt, weil der leicht angesoffene Onkel auf dem Kamm ein altes Seemannslied zum Besten geben möchte. Aber genau solche Unarten schleichen sich seit einiger Zeit in mein klassisches Radioprogramm. Ich höre Sokolov. Sokolov spielt Mozart. Die Piano Sonate 2 in F, K.280: 1. Allegro assai. Ein junger Rettich hat vorher aus der Lamäng heraus den Sokolov angesagt. Ohne Spannung im Rückgrat macht er das. Seine Arme hängen lang und schluffig an seinem Leib herunter, während er ganz unangestrengt und leicht funny aufgedreht ins Mikrofon spricht. Jetzt höre ich zwar, wie der Sokolov mit voller Hingabe den Mozart spielt und ihn transzendiert und in Meerestiefe begreift und ergründet und ihn neu erfindet. Gleichzeitig werde ich aber nicht die Vorstellung los, dass sich der junge Kerl währenddessen einen rosafarbenen Kaugummi in den Mund gesteckt hat und taktlos mit den Fingern schnippt. Neuerdings säuseln mir junge Dingelchen in aufgesetzter Laune zwischen Beethoven und Ligeti lapidare Unsinnigkeiten vor, als ginge es darum, mich ein wenig aufzuheitern. Ich sehe es genau vor mir. In den Sprechpausen legt die Frau ihre Füße auf den Tisch. Die Lederfransen wackeln an ihren kleinen
Stiefelchen, die sie auf dem Tisch abgelegt hat. Sie dattelt ununterbrochen an ihrem Handy herum. Jetzt macht sie ein Foto von ihren Beinen auf dem Tisch und den Fransenstiefeln und postet es sogleich auf Instagram. Zwischenzeitlich flötet sie ein Sonett an. Sie spricht von einem Hammerklavier als meinte sie ein Longboard. Das schlimmste ist, ich fühle mich von ihr geduzt. Sie sagen es nicht direkt. Doch! Sie sagen es direkt und schamlos. Erst gestern hat mich ein Bürschchen und ein Girlie auf meinem Bayern 4 Klassiksender geduzt. Ich war kurz davor in den Radio hineinzutreten! Da steht eine Absicht dahinter. Die haben Angst, dass ihnen die Greise wegsterben, bevor die Kindertotenlieder zu Ende gesungen wurden. Die möchten ums Verrecken die Zuhörerschaft verjüngen. Deswegen führen sie sich auf wie auf einem Fest im Schullandheim zwischen der Musik, die sie mehr oder weniger in Kauf nehmen. Die schieben den Wagner in die Waschanlage und schäumen den Johann Sebastian Bach mit ihrem fröhlichen, unseriösen Geplapper, und lassen heißes Wachs darüber laufen und fönen die scharfen Kanten rund. Ich möchte verdammt nicht noch einmal siebzehn sein. Und ich möchte auch nicht mehr wie ein siebzehnjähriger angesprochen werden. Verfluchte, verschissene Scheiße!
Februar/März mit Egers Auch beim Egers wurden die Auftritte abgesagt. Wann und wie es weiter geht, findet man bei curt und auf www.egers.de Dafür gibt HINTERHAUSGESCHICHTEN-Videos auf Egis Facebook-Account: www.facebook.com/watch/matthias.egersdorfer Und im März gibt´s zwei Drehtage für den nächsten „Frankentatort“. Weiterhin: „Matthias Egersdörfer erzählt Betthupferl“ 14 fränkische Geschichten zur Nacht für große und kleine Ohren. Format: Audio CD, Laufzeit ca. 60 Minuten. www.br.de/betthupferl
9 – hinterhaus
10 – interview lisa nehr
WIR SIND MITGLIED DER
www.allianz-gegen-rechtsextremismus.de
Foto:helene schütz
11 – was curt so alles treibt
cu r t News a lli a n z CURT WORK s ch re i bk ri se u s c h i unsi nn P o p ( u p ) st u dio Kom m vo rZo ne Ku F BACK FOR GOOD? #n e u l a nd Rau m ko m pa ss L´O s t e r i a mu z b andv i de os
allianz gegen rechtsextremismus Auch bei curt gilt: Kein Raum für Rechtextremismus! Wir sind offizielles und stolzes Mitglied in der Allianz gegen Rechtsextremismus in Mittelfranken. Natürlich gehen wir davon aus, dass sich unter unseren Lesern keinerlei Trolle, Rechte, Extremisten, Verschwörungsspinner und Artverwandtes befinden, denn wir haben die Guten, Schlauen und Schönen. Dennoch ist es enorm wichtig, permanent aktiv gegen rechtsextreme und ausländerfeindliche Einstellungen zu arbeiten. In dieser Ausgabe: Interview mit Martina Mittenhuber, Leiterin des Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg, zu den Nürnberger Wochen gegen Rassismus.
NEU: curt work SEITE 38 / Unsere neue Job/Business-Kolumne von NEW WORK bis gemeinnützigem Wissenstransfer: Wir berichten ab sofort über neues, anderes und besseres Arbeiten, spannende Menschen und Companies aus der Region ... und wie wir zusammen mit dem Möbelkollektiv unser Hinterhaus-Büro auf den Prüfstand stellen, umdenken und verändern – unter New-Work-Kriterien. Mit dabei: CodeCamp:N.
12 – was curt so alles treibt
delivery: curt + L´Osteria SEITE 90 / Was bisher ein bisschen als Testlauf betrachtet werden konnte, ist nun eine amtliche Koop für 2021. Die L`Osterias der Stadt nehmen unsere Magazine mit auf Tour - und liefern sie mit und ohne Käse bei euch ab. Mehr dazu in der Gastro-Kolumne.
uschi unsinn SEITE 74 / Uschi ist seit einem Jahr im Stadtrat und seit einer Ausgabe als Kolumnistin im curt-Team, um sich für die LGBTQCommunity einzusetzen. Angemessen, eine Stadträtin bei curt. Diesmal geht´s um den Christopher Street Day, der zwar noch weit weg ist, aber jetzt schon irgendwie geplant werden muss. Dringender denn je, denn die Queer Community braucht Sichtbarkeit!
pop-up-atelier Wir nennen es „curt Pop(up)Studio“. Es ist ein Art-ResidencyProjekt, das Künstler*innen jeweils für zwei Monate Arbeitsräume und Mittel zur Verfügung stellen wird, damit sie bei uns im Büro arbeiten können. Wir wollen die Künstler*innen dabei medial begleiten und supporten. Aber hey, dafür brauchen wir Büroanwesenheit. Fuck Corona. Aber es ist nur eine Frage der Zeit. Bis dahin suchen wir sowohl Künstler*innen, die sich für dafür bewerben, als natürlich auch Sponsoren und Partner*innen. Das wird super.
Raumkompass Mia Trunk kümmert sich als Leerstandsbeauftragte der Stadt um die Vermittlung von brachen Räumen, Flächen und Umnutzungen. curt als Medienpartner hat Mia in der nächsten Ausgabe im Interview und berichtet über den aktuellen Stand und weitere Vermittler. Ein Interview, auch mit Marian Wild. Nächste Ausgabe, dann.
Kommvorzone SEITE 70 / Die Zeiten sind mehr als schwierig für eine partizipatives Stadtteil- und Bürgerprojekt. Wir sind auch hier Medienpartner, darum haben von Teilnehmer abgefragt, was sie antreibt.
#neuland SEITE 66 / Auch wenn sich das Museum für Kommunikation Nürnberg natürlich im Lockdown befindet, sind die Damen und Herren nicht untätig. Im März gibt es einen Remote-Vortrag um den DIGITAL GENDER GAP, der die Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Digitalisierungsgrad aufzeigt, aber auch in der Arbeitswelt hinsichtlich technischer Ausstattung und Möglichkeiten zum flexiblen Arbeiten. Schweinerei, so ein Gap.
#MUZ BANdvideos COMING SOON! Und auch hier wurden wir gefragt, ob wir mit an Bord sein wollen. Natürlich wollen wir. Es geht ums regionale Bandgeschehen, um Support, um Sichtbarkeit.
13 – was curt so alles treibt
Fotos: Cris Civitillo, Leon Grunau, David grimm, helene schütz, jutta missbach
back for good? Tafelhalle + curt laden zum Talk! Die Tafelhalle und wir curt-Heinis nehmen den kulturellen Ausnahmezustand zum Anlass für eine Gesprächsreihe, die gemeinsam mit Vertreter*innen der vielfältigen Kulturlandschaft der Metropolregion den Blick nach vorne wagt. Was war, was ist, aber vor allem: Wie geht es weiter? Genauer: Jetzt ist es wirklich übel für die Kultur. Aber vor der Coronakrise war auch schon vieles nicht okay. Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich neu zu vernetzen und andere Wege zu gehen? Den Anfang der Talk-Reihe macht die Musikszene – von Jazz über die Clubs bis hin zur Gitarrenmukke. Talkgäste des Piloten: Jan Bratenstein, Andreas Klenk, David Lodhi, Rebecca Trescher, Alba Wilczek. Im Anschluss an den Talk: The Black Elephant Band (aka Jan Bratenstein) live/remote. Und wer sich jetzt fragt, wer das moderiert, damit es catchy, sexy, fancy und suspensy wird, aber dennoch zurückhaltend professionell, den verweisen wir auf eine moderierende Doppelspitze (1 Moderator, 1 Sidekick) aus beiden Häusern, Tafelhalle und curt. Wir freuen uns sehr!
Back for good? Was war, was ist, was wird N° 1: Die regionale Musikszene Do, 11. März, 19 Uhr, im Livestream auf www.tafelhalle.de und www.curt.de/nbg
14 – was curt so alles treibt
curt
Schreibkrise: läuft ja schon!
eine curt-anthologie zum 1. covid19-lockdown
ein covid19pandemischer erguss: 23 autoren 10 fotografen
Vielleicht wundert sich der ein oder die andere oder ärgert sich gar, weil er oder sie jetzt, im neuen Jahr, ja spätestens unsere Coronagefärbte, regionale Literaturanthologie in Händen halten wollte: die CURT Schreibkrise. Und so schlendert man, eingesperrt in einem weiteren Lockdown, wie ein Panther im Käfig immer hin und her zwischen Briefkasten und Bücherregal und sucht und kann doch nix finden. Keine Schreibkrise vorhanden. Das ist wahr. Ist das ein fieser Marketingtrick aus dem Hause curt? Die Leute erst anfüttern und heiß machen und hungrig, damit die Gier auf Literatur erst so richtig entfacht wird und einem das Buch, so es dann mal da ist, umgehend aus allen Händen gerissen wird? Ja, auch. Vor allem hat diese kleine Verzögerung aber natürlich auch wieder damit zu tun, dass wir momentan nicht ganz so können, wie wir wollen. Es ist Home Office, das Heft, das hier nun vorliegt, soll und muss unter erschwerten Bedingungen zusammengebaut werden, alle Mühlen mahlen langsamer als sonst. Und überhaupt: Wir haben die kleine, süße Hoffnung noch nicht aufgegeben, diesen Release, der uns am Herzen liegt, mit einer Lesung und Partys feiern zu können. Na ja. Also, anstatt uns weiter in halbgaren Entschuldigungen und gemurmelten Rechtfertigungen zu ergehen, wollen wir lieber auf das sehen, was wir haben. Genau 40 Texte plus Vorwort von Kathleen Röber. Alle selbst ausgedacht von Autor*innen von hier, alle selbst zusammengesammelt, verlesen, ausgewählt, lektoriert und in eine sinnige Ordnung gebracht von uns und dem Redakteur für besondere Aufgaben: Theo Fuchs. Diese Zusammenstellung von Texten, die alle mehr oder weniger Pandemiebezug aufweisen, ist nicht nur, ein ästhetisches Bild einer Zeit, sondern besticht vor allem dadurch, dass trotzdem eine
15 – was curt so alles treibt
wahnsinnige Varianz im Umgang mit dem Thema unter Beweis gestellt wird. Heißt: Wir haben spannende Shortstorys, wir haben einen Kurzkrimi , wir haben viel treffsichere Lyrik, die dieses seltsame Feeling auf den Punkt bringt, wir haben eine tagebuchhaft akribische Dokumentation und wir haben einen Briefwechsel. Und auf all das sind wir ziemlich stolz. Ist aber noch nicht alles: Zusätzlich zu David Häuser, der das Schreibkrise-Cover geshootet hat, haben wir noch neun Fotograf*innen von hier gefragt, ob sie uns zeigen wollen, wie Pandemie und das alles durch ihre Linse so aussieht. Ihre Bilder ergänzen die Texte nicht bloß, sie erweitern im besten Sinne die Wahrnehmung, den Eindruck, den der/die Leser*in beim Blättern gewinnt – und man stelle sich vor, in 10, 20, 50 Jahren gewinnen wird. Wenn die Schreibkrise geblieben sein wird wie ein Artefakt im Wüstenstaub. Damit ihr aber nicht ganz auf dem Trockenen sitzen bleibt, was das Schreibkrise-Material angeht, haben wir beschlossen, euch schon mal so eine Perle vor die Füße zu werfen. Auf Seite 104 in unserer Familien-Abteilung KURTi findet ihr ein für Kinder wie Erwachsene geeignetes Märchen. Und das kommt nicht von uns Dödeln, sondern von Elmar Tannert, exklusiv bei uns und plus Interview zum Thema „Gibt es Hexen wirklich?“ Außerdem sei an dieser Stelle noch einmal verwiesen auf die erste Schreibkrise-Lesung, die ihr nach wie vor auf dem YouTubeKanal des Bildungscampus findet. Mit: Katharina Lucas, Philip Krömer, Theobald O.J. Fuchs und Iwona Lompart, moderiert von Andreas Thamm und Kathleen Röber. Alle Infos dazu bald auf www.curt.de/nbg
Autoren Andreas Thamm Anja Gmeinwieser Armin Steigenberger Axel Görlach Christine Rieger Clara Fieger Daniel Ritter Dirk Kruse Dominik Steiner Elmar Tannert Fabian Lenthe Felix Benjamin Felix Kaden Hanne Mausfeld Horst Prosch Immanuel Reinschlüssel Iwona Lompart Janina Müller Katharina Lucas Len Korvin Leonhard F. Seidl Lisa Neher & Anna Klimovitskaya Mäusi Joppke Maggie Bernreuther Margit Heumann
Matt S. Bakausky Matthias A.J. Dachwald Matthias Egersdörfer Milla Wurm Pauline Füg Philip Krömer R. Stein-Schwappach Robert Segel Stefan Winter Theo Fuchs Tobias Falberg Vincent E. Noel Wolfgang Wurm fotografen Andrea Sohler David Häuser Helene Schütz Ludwig Olah Katharina Winter Peter Kunz? Romana Eisele Sabine Weiß Sonja Och Wolfgang Gillitzer
16 – was curt so alles treibt
SCHREIBKRISE-KRISE: Thamm vs. theo Andreas Thamm und Theobald O.J. Fuchs: Zwei altgediente Recken, dem curt-Imperium treu ergeben. Die Schreibkrise ist ihr Projekt, sie konzipierten, kuratierten, lektorierten. Da sie je selbst fleißige und erfolgreiche Schreiber sind, haben sie auch eigenen Texte beigesteuert. curt macht mal wieder erfolgreich den Bock zum Gärtner und den Garten zum Böckner. Ein Diskurs:
Theobald o.j. fuchs. Foto: Katharina winter
Thamm: Theo, wir haben dich in die Schreibkrise als Lektor und Auswähler und natürlich Autor integriert. Wie geil fandest du es, dass wir dir da einen Sack voll unbezahlter Arbeit auf den Tisch gestellt haben? Theo: Halt wie immer: ein Traum! Wenn du nicht bezahlt wirst, kannst du ja auch nichts falsch machen. Ich bin quasi unkündbar und unbestechlich. Ok. Der abgestandene Kaffee in der Redaktion spielte schon auch irgendwie eine Rolle. Eine positive natürlich! THAMM; Ich hab dir dann relativ schnell einfach gut die Hälfte der eingereichten Texte zugesandt, damit du darüber deinen wohlgeformten Daumen heben oder senken kannst. Fandest du‘s im Ernst jetzt, auch krass, was die Leute für geile Texte abgeliefert haben? THEO: Ich bin ja ein alter abgebrühter Sack und darf mich daher eigentlich von gar nichts mehr beeindrucken lassen. Aber wenn du‘s nicht weitersagst: Da haben uns die Texte einiger junger Leute erreicht, die gewaltig was auf dem Kasten haben. Ich schätze, von der einen oder dem anderen werden wir noch hören! Schönes wie Gutes. Ich will ja nicht spoilern, aber Anja, Matt, Felix, Maggie... Halt, stop!
17 – was curt so alles treibt
andreas Thamm. Foto: Ludwig Olah
18 – was curt so alles treibt
THAMM: Auch einige ältere Menschen haben starke Dinger produziert. Kommen wir zu dir. Du bist ja selber ein Autor und als solcher wohl beleumundet. Und in unserem Projekt ging es ein bisschen so um den kreativen Output der Zeit, in der man daheimsitzen muss. War das für dich auch so: Ah, geil, Kneipe ist zu, habe Zeit zum Schreiben? THEO: Was bedeutet „beleumundet“ gleich nochmal...? Egal, bei mir persönlich ist es so, dass ich um zu schreiben, eine gewisse innere Aufgeregtheit brauche. Es war im Lockdown für mich nicht einfach, in „Stimmung“ zu kommen – so ganz ohne Reisen, Wirtshausbesuche, Konzerte, Lesungen, Partys. Zeit ist da nicht alles – aber ich habe mich auf das sozusagen gedämpfte Leben eingestellt und mich beispielsweise an einen ernsthaft sprachkritischen Aufsatz gemacht, der dann auch in der von mir seit Kindesbeinen an verehrten TITANIC erschienen ist. Für mich definitiv ein Glücksmoment. Du warst die letzten Monate ja auch ultra aktiv – ein paar Preise gewonnen, ein Buch veröffentlicht, Stipendium: Respekt! Wirst Du den Lockdown vermissen? THAMM: Lustig, dass du fragst: Manchmal glaube ich, auch wenn ich das nie zugeben würde, ja. Ich mach zwar gerne Sachen, ich veranstalte und zieh mir Kultur rein und lümmle am Tresen oder so. Aber ein Teil von mir ist auch ein ganz und gar unsoziales Schwein und dem geht‘s grad prächtig, das suhlt sich richtig in dieser schier unendlich langen Erlaubnis fernzuglotzen, zu lesen, rum zu liegen, zu fressen. Geht alles besser, wenn man auch noch ein privilegiertes Schwein ist, klar. Aber dass das neue Buch Deadline-gemäß fertig geworden ist, habe ich dem Lockdown wirklich nicht unwesentlich zu verdanken. Hach. Schwärm. Andererseits: Das Buch, über das wir beide reden, die Schreibkrise, ist in der Zeit oft angekündigt worden und jetzt immer noch nicht da. Vorne im Heft steht so ein Text, der eine halbe Entschuldigung ist.
Wie war es für dich so, mit uns zusammenarbeiten zu müssen/ dürfen? THEO: Ich liebe es. Es ist das, wo ich seit meiner Zeugung hinwollte. Die absolute Verwirklichung aller feuchten Träume. Ist dir übrigens aufgefallen, dass Corona die beste Entschuldigung aller Zeiten ist? Zu spät dran – wegen Corona. Gestern fürchterlich besoffen – wegen Corona. Seit drei Wochen nicht geduscht – wegen Corona. Mir fällt nichts ein – wegen Corona. Das wird weitläufig noch schwer unterschätzt – wegen Corona, glaube ich. THAMM: Das wird ganz schwer werden für mich, das rechtzeitig wieder abzulegen, damit es nicht arg komisch wird. Jedenfalls musst du jetzt an der Stelle noch sagen, dass es schon krass ist, wie wir alles wuppen. THEO: Ihr habt mir diese konstruktive, freundschaftliche und fröhliche Arbeitsatmosphäre in den CURT Headquarters nicht nur vorgespielt, oder?! Nein, ohne Scheiß: Ich bewundere schon, wie du den Laden zusammenhältst. So als ob hundert fleißige Zwerge Tag und Nacht Buchstaben und Bilder zusammentrügen, aus denen dann eine perfekte CURT-Ausgabe erwächst wie ein Dings, sagen wir: Bienenstock. Und gleichzeitig schaffst du es, dass der Lampe sich für den Chef hält. Wie machst du das? THAMM: Der Lampe hat den Hund. Das ist wie so ein Zepter, mit dem man repräsentieren gehen darf wie ein König. Ist eine einfache Regel: Würde ich den Weber kontrollieren, wäre das auch eine ganz andere Hierarchie hier drin. Aber deswegen hat der ihn über Jahre hinweg bissig trainiert. icH dankE dir aber alLerliebst für die Plumen. · · · − − − · · · Räusper. Am Ende: Was bringt so ein Buch, wer braucht des? Oder, wenn du so willst, ganz groß: Literatur, ist das was für die jungen Leute? THEO: Literatur ist ein Grundbaustein jeder Zivilisation. Daher ja
19 – was curt so alles treibt
ohne Einschränkung. Wir alle brauchen das Buch. In Worten: ALLE. Ich sehe in der Sammlung ein Zeitdokument. Keine originelle Idee, aber eine notwendige: In ein paar Jahren werden wir uns fragen, wie das damals nochmal gewesen war, als plötzlich die komplette Welt den Betrieb einstellte. Dieses Gefühl einzufangen, ist für mich der Auftrag der Anthologie. Daher der Fokus auf Stories, die in einem mentalen Lockdown-Zustand über die Lockdown-Stimmung geschrieben wurden. Übrigens möchte ich auch noch unsere Fotografistas erwähnen. Es war mir bei allen von ihnen wichtig, sie einzuladen, da ich finde, dass ihre Bilder zu Nürnberg und der Metropolregion dazugehören. THAMM: Lieber Theo, wir danken Dir sehr.
Die Schreibkrise – kommt. 40 Autor*innen, 10 Fotograf*innen, alle von hier, alle in einem Buch. Das schafft nur curt! Bald käuflich zu erwerben – der Gewinn geht an die beteilgten Künstler. Wann und wo genau, erfahrt ihr bald auf: www.curt.de/nbg
von wegen Schreibkrise: neue bücher!
Mach mit!
Fränkischer Preis für junge Literatur
33.
Schreibwettbewerb der
ANDREAS THAMM FUSSI
Nürnberger Kulturläden
NAZI
Infos unter: eraturpreis ultur.de/lit www.kuf-k tpreis.html r-nord.org/li www.kultu
Vielleicht wundert sich der ein oder andere oder ärgert sich gar, weil er jetzt, im neuen Jahr, ja spätestens unsere corona-gefärbte, regionale Literaturanthologie in Händen halten wollte. Die Schreibkrise. Und so schlendert man, eingesperrt in einem weiteren Lockdown, wie ein Panther im Käfig immer hin und her zwischen Briefkasten und Bü...
Amt für Kultur und Freizeit
CURT yoUR loCals
www.CURT.de / nbg
20 – wochen gegen rassismus
2021 lautet das Motto der Wochen „Solidarität. Grenzenlos.“ Vom 15. bis 28. März 2021 soll durch eine Vielzahl an Projekten und Themen deutlich werden, dass die Menschenwürde für alle Menschen bedingungslos und unantastbar gilt. Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und Islamfeindlichkeit haben in unserer Stadtgesellschaft keinen Platz! 100% Menschenwürde. Zusammen gegen Rassismus!
Säule / Artikel 1, AEdMR. Foto: Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg
21 – Menschenrechtsbüro
Nürnberger wochen gegen rassismus wichtiger denn je: Solidarität. Grenzenlos. 2020 fielen die Nürnberger Wochen gegen Rassismus aus. Dieses Jahr finden sie statt, im Rahmen der Möglichkeiten – vieles findet remote statt. Wir haben uns mit martina Mittenhuber, der leiterin des Menschenrechtbüros der STadt Nürnberg, darüber unterhalten. und wie wir mit Alltagsrassismus umgehen sollten. Frau Mittenhuber, das Menschenrechtsbüro plant seit 2017 für die Stadt Nürnberg die „Nürnberger Wochen gegen Rassismus“, die jeweils Mitte März stattfinden. In welchem Kontext stehen diese Wochen, warum finden sie im März statt? Im Jahr 1966 riefen die Vereinten Nationen den „Internationalen Tag zur Überwindung von rassistischer Diskriminierung“ ins Leben. Er soll an die 69 Opfer des am 21. März 1960 im südafrikanischen Sharpeville blutig niedergeschlagenen Protests gegen das Apartheitssystem erinnern. Seit 1994 nimmt auch Deutschland an den inzwischen auf zwei Wochen ausgeweiteten „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ teil. Es gab in Nürnberg schon seit vielen Jahren Veranstaltungen rund um den 21. März, allerdings nicht gelabelt als „Nürnberger Wochen gegen Rassismus“ und nicht eingebettet in die bundesweiten Aktivitäten, die ja auch immer ein eigenes Motto haben. Seit 2017 ruft das Menschenrechtsbüro öffentliche Institutionen und die Zivilgesellschaft auf, sich an den Aktionswochen zu beteiligen. Wir bündeln dann alle
Formate in einem Programmheft und bewerben sie über alle uns zur Verfügung stehenden Medien. Die Wochen fielen ja letztes Jahr quasi Corona zum Opfer. Ein Jahr später sind die Umstände ähnlich, geplant sind mittlerweile über 30 Veranstaltungen. Warum und wie funktionieren die „Nürnberger Wochen gegen Rassismus“ dieses Mal? Die Veranstalter*innen haben sich dieses Jahr überwiegend für digitale Formate entschieden, die unabhängig vom Infektionsgeschehen sicher stattfinden können. Einige Veranstaltungen, wie beispielsweise die Führungen des Nürnberger Menschenrechtszentrums in der Straße der Menschenrechte, oder der „D-Time“ Diversity Walk in der Innenstadt, haben als Freiluftveranstaltungen ebenfalls bessere Chancen, unter Einhaltung der allgemeinen Abstands- und Hygienevorschriften sicher durchgeführt werden zu können. Hier spielt zur Abwechslung mal eher das Wetter eine entscheidende Rolle! Und wir haben viele Aktionen und Ausstellungen im Programm, die dezentral, digital oder eben im Freien während der gesamten zwei Wochen stattfinden. Perfekt also, um sich ganz flexibel ein eigenes Programm für die beiden Wochen gestalten zu können. So wird es zum Beispiel am Nachbarschaftshaus Gostenhof eine „Wissen-to-go – 30 Meter Outdoor-Ausstellung“ zum Thema Rassismus geben – sie kann jederzeit im Rahmen eines Spaziergangs besucht werden. Fast das komplette Programm findet remote statt und wird von Schulen, Institutionen, Behörden, Vereinen und Einzelpersonen
22 – wochen gegen rassismus
Martina Mittenhuber, leiterin des Menschenrechtsbüros der stadt nürnberg
ausgerichtet. Ist das digitale Event ein leichterer Einstieg oder eher eine Hürde? Ich sehe Vor- und Nachteile: Der Einstieg kann digital niedrigschwelliger sein als bei Präsenzveranstaltungen, die Anonymität des Netzes baut möglicherweise Hemmschwellen ab und die Flexibilität der Teilnahme lässt sich bestimmt besser in die eigene Tagesplanung integrieren. Auf der anderen Seite dürfen wir nicht vergessen, dass es viele Menschen gibt, die noch analog unterwegs sind, aber auch Menschen, die über keine entsprechende digitale Hardware verfügen. Für diese gibt es damit hohe Hürden für die Teilnahme. Der offizielle Anmeldeschluss für Veranstaltungen war der 17. Januar. Digitale Konzepte können sehr schnell konzipiert und
umgesetzt werden … kann man noch als Veranstalter teilnehmen bzw. sind weitere Bewerbungen noch erwünscht und machbar? Selbstverständlich freuen wir uns auch jetzt noch über weitere Ideen und die Anmeldungen von Veranstaltungen und wir werden hier auch gerne bei der Bewerbung während der Wochen gegen Rassismus unterstützen. Wie wären die Wochen ausgefallen, wenn man „ganz normal“ planen und durchführen könnte? Was wären die Highlights gewesen – und können wir uns 2022 darauf freuen? Natürlich wären normalerweise Begegnungen im Vordergrund gestanden, der persönliche Austausch bei Präsenzveranstaltungen gehört ja zu den zentralen Momenten, gerade bei einem so sensiblen Thema wie Rassismus. Auch die großen Kundgebungen und Demonstrationen rund um den 21. März haben immer ein großes Gemeinschaftserlebnis erzeugt. Wir hätten uns gewünscht, die Verleihung des MOSAIK-Jugendpreises als Präsenzveranstaltung in Nürnberg durchführen zu können. Er hat ja für uns große Bedeutung, da er im Gedenken an die bayerischen Opfer der Terrorgruppe „NSU“ ausgelobt worden ist. Mehr denn je muss man gegen Rassismus ankämpfen. Wie zeigt sich Rassismus/Alltagsrassismus speziell in Nürnberg? Rassismus ist ein integraler Bestandteil unserer Gesellschaft, davor dürfen wir die Augen nicht verschließen. Auch in Nürnberg sind wir nicht frei davon. Das zeigen die Beschwerden, die an unsere Antidiskriminierungsstelle adressiert werden. Vorurteile und Stereotype gegen bestimmte soziale, häufig konstruierte Gruppen können zu abwertenden Einstellungen und diese wiederum zu Ausgrenzung und Diskriminierung führen. Menschen erleben das nach wie vor bei der Arbeits- und Wohnungssuche, wenn schon ein nicht Deutsch klingender Name oder das Tragen des Kopftuchs zur Absage führen. Als besonders verletzend empfinden Betroffene die immer wiederkehrenden abfälligen Bemerkungen, mit denen sie
23 – Lucius A. Hemmer
Tafelhalle on air
tafelhalle.de © grafikbuero x
häufig im Alltag konfrontiert sind, an der Supermarktkasse, im Bus etc. Das schlimme Merkmal von Rassismus ist, dass er Menschen aus gesellschaftlichen Zusammenhängen ausschließt, für fremd und nicht zugehörig erklärt. Sie planen einen Talk zu diesem Thema. Wie groß ist der „Aufklärungsbedarf“? Für den 25. März planen wir in Kooperation mit den Nürnberger Nachrichten einen Talk zu diesem Thema. Zusammen mit Franziska Holzschuh möchte ich mit Betroffenen, aber auch mit Aktivist*innen ganz konkret zur Situation in unserer Stadt diskutieren. Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Was erwarten sie von der Politik hier vor Ort, aber auch von den Medien? Wie kann es uns gelingen, „antirassistische Kompetenz“ in der Gesellschaft aufzubauen? Wir erleben auch hier die Diskrepanz zwischen jenen, die aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft und sozialem Status noch nie negative Erfahrungen mit Rassismus gemacht haben und jenen, für die er zur alltäglichen Erfahrung gehört. Eines muss klar sein: Rassismus vergiftet das Zusammenleben und verhindert ein solidarisches Miteinander. Wie zeigt sich in Nürnberg der Kampf gegen Rassismus? (Gibt es hier (neue) Ansätze, Communities, Initiativen, Aktionen?) Ich denke, wir können hier in Nürnberg schon einiges vorweisen: Bereits seit 10 Jahren steht Betroffenen mit unserer Antidiskriminierungsstelle eine Anlaufstelle zur Verfügung, die berät, begleitet und empowered. Diese wiederum kooperiert eng mit vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen. Dazu gibt es in Nürnberg eine reiche Infrastruktur, allein am Runden Tisch Menschenrechte versammeln sich regelmäßig mehr als zwanzig Organisationen, die allesamt auch das Thema Rassismus im Blick haben. Einen neuen Schub hat die Auseinandersetzung mit Rassismus auch bei uns durch die Black Lives Matter-Bewegung in den USA bekommen. Mit der Black Community Foundation hat sich auch hier eine von
24 – wochen gegen rassismus jungen Aktivist*innen getragene Grassroots-Bewegung mit neuen Aktionsformen gebildet. Die Gewinner des MOSAIK-Jugendpreises 2021 (2. Preis) sind Studierende aus Nürnberg und Erlangen, die eine selbsterklärende APP geschaffen haben, um jüdische Geschichte ergehbar und erlebbar zu machen. Glückwunsch dazu! Ihre Einschätzung: Sind junge Menschen heute den „Diversity Dimensionen“ aufgeschlossener als noch vor ein paar Jahren? Ja, davon bin ich überzeugt. Unsere Jugendlichen wachsen schon ganz selbstverständlich in einer bunten und von Diversität geprägten Gesellschaft auf. In Nürnberg leben Menschen aus mehr als 160 Nationen zusammen, der Anteil von Menschen mit einer Zuwanderungsbiographie liegt bei Kindern zwischenzeitlich bei rund 60 Prozent. Personen mit nicht heterosexueller Identität outen sich sehr viel leichter als noch vor einer Generation. Menschen mit Behinderungen vertreten sehr viel organisierter und sichtbarer ihre Interessen. Diversität ist also längst gesellschaftliche Realität. Das heißt aber nicht, dass alle damit umgehen können. Deshalb gehört es zu unseren Aufgaben im Menschenrechtsbüro, für die Akzeptanz von Vielfalt als positiven gesellschaftlichen Gegenentwurf zu Ausgrenzung und Diskriminierung zu werben und zu arbeiten! Wir sehen das natürlich auch als unsere Aufgabe. Danke für das Gespräch und viel Erfolg mit den Nürnberger Wochen gegen Rassismus!
Nürnberger Wochen gegen Rassismus, vom 15. bis 28. März in Nürnberg und digital. Staabsstelle Menschenrechtsbüro & Gleichstellungsstelle www.menschenrechte.nuernberg.de
Säule / Artikel 2, AEdMR. Foto: Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg
programm
Das Programm unter dem Motto „Solidarität. Grenzenlos“ wird von zahlreiche Schulen, Behörden, Institutionen, Vereine und auch Einzelpersonen gestaltet. Die Veranstaltungen teilen sich in kontinuierliche Events, die zwei Wochen lang präsent sein werden, und einmalige. Wir picken hier ein paar Perlen raus: Natürlich müssen auch die Nürnberger Wochen gegen Rassismus sehen, welche Arten von Veranstaltung im März durchführbar sein werden. Kein Problem z.B. sollte das Konzept des Nachbarschaftshauses Gostenhof darstellen: Eine 30-Meter-Outdoor-Ausstellung. Die Bilder am Zaun des Nachbarschaftshauses in der Adam-KleinStraße widmen sich dem Thema Alltagsrassismus, und wie wir ihn überwinden können. Entlang schlendern und Anregungen mitnehmen!
25 – Lucius A. Hemmer Im öffentlichen Raum und im Internet werden die Kunstwerke der Schüler*innen von 20 Nürnberger Schulen zu sehen sein. Hinter dem Hashtag #CourageSchulenFuerSolidaritaet_Nbg2021 verbergen sich die Schulen ohne Rassismus, die sich anlässlich der Wochen gegen Rassismus mit dem Bezirksjugendring und dem Loni-Übler-Haus zusammengetan haben. An verschiedenen Projekttagen setzen sich die Schüler*innen mit den Themen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Solidarität auseinander. Infolge dieser Auseinandersetzung entstehen Kunstwerke und Plakate. Das Nürnberger Staatstheater als Arbeitgeber international geprägter Menschen beteiligt sich an den Wochen mit einer Videobotschaft. Gerade im Ballett-Business gehört das Verlassen der Heimat für viele zum normalen Karriereweg. 22 Tänzer*innen aus zehn Ländern sprechen darüber, wie sie sich in der neuen Heimat, also hier, zurechtfinden und was die Gemeinschaft des Ensembles für sie bedeutet. Außerdem produziert das Staatstheater in Zusammenarbeit mit seiner Schultheatergruppe ein Hörspiel, das von Held*innen im Kampf gegen Rassismus erzählt. Zum Hörspiel gehört auch das turbulente Making-of, denn eigentlich war natürlich ein Theaterstück geplant. Online abrufbar schon ab 5. März. Wie und wo Rassismen überall historisch verankert sind, zeigt ein Blick in eine der musealen Institutionen dieser Stadt: Das Spielzeugmuseum feiert in diesem Jahr 50. Geburtstag und bereitet anlässlich der Wochen gegen Rassismus einen Vortrag mit Diskussion zur Ausstellung „Rassistisches Spielzeug und antirassistisches Spielzeug“ vor: am 18.03., abends. Dieser Blick in die Spielzeug-Vergangenheit täuscht freilich nicht darüber hinweg, dass das Thema Rassismus nicht überwunden und historisch, sondern leider ziemlich aktuell ist. Das sehen wir drastisch an Anschlägen wie in Hanau und subtiler versteckt bei Kundgebungen wie denen der Corona-Leugner.
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26 – wochen gegen rassismus Der Junge Stimme e.V. plant deshalb für den 21.03. seine Kundgebung „Gemeinsam gegen Rassismus“ am Kornmarkt, an der sich diverse Vereine, Verbände, Organisationen beteiligen werden. Am Tag darauf freuen wir uns auf eine Livestream-Lesung auf Initiative des Begegnungszentrums BRÜCKE-KÖPRÜ in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Jakob. Jalda Rebling, Kantorin der jüdischen Gemeinde von Berlin, erzählt ihre Familiengeschichte, die die holländische Autorin Roxane van Iperen in einem 2020 erschienenen Buch festgehalten hat. Rebling ist die Tochter von Lin Jaldati, die sich mit ihrer Schwester bis 1944 vor den Nazis verstecken konnte. Die beiden überlebten das Konzentrationslager und wurden Zeugen von Anne Franks Tod. Ebenfalls am 22.03. findet die Kundgebung der Seebrücke Nürnberg vor dem Rathaus statt: Betroffene erzählen dabei von ihren Erfahrungen im Zusammenhang mit Abschiebeverfahren durch die Ausländerbehörden und von Rassismus durch die Polizei. Verschwörungserzählungen im Netz werden am 28.03. zum Thema, wenn das Theaterkollektiv schwarmintelligenz in Zusammenarbeit mit der Luise Cultfactory zum Zoom-Theater lädt. Die Theatergruppe hat sich die Frage gestellt, wem man eigentlich noch vertrauen kann, hat Enthüllungsvideos gesichtet, Chatgruppen durchforstet und mit Expert*innen gesprochen. Das Ergebnis dieser Recherche feiert um 18 Uhr Premiere. Auch der 1. FC Nürnberg beteiligt sich an den Wochen gegen Rassismus – und zwar in Form von digitalen Führungen bzw. eines Webinars. Der Historiker Leo Stöcklein bringt uns die Geschichte des verlassenen Bahnhofs Märzfeld näher, der als Ausgangspunkt für Deportationen jüdischer Bürger*innen Nordbayerns genutzt wurde. Im Zuge dessen kommt auch die Geschichte des Fußballclubs und sein Umgang mit jüdischen Mitgliedern im Dritten Reich zu Sprache. Stöckleins Webinar findet am 16.03. statt, am 24.03. wird das Thema noch einmal vom Club-Historiker Bernd Siegler
vertieft. In Sieglers digitaler Führung wird es also sowohl um vorauseilenden Gehorsam des Vereins, als auch um widerständige Tendenzen gehen. Die Rückschau dient als Ausgangspunkt, um sich das Heute anzuschauen: Wie thematisiert der Club seine Vergangenheit und auf welche Weise versucht er Rassismus und Antisemitismus aktiv entgegenzutreten? Das komplette Programm der Wochen ist damit, wie gesagt, nur angerissen. Einige Formate befanden sich zum Redaktionsschluss noch in Planung, andere, wie eine humorvolle Ausstellung, u.a. mit Karikaturen von Gymmick, werden tendenziell erst im April durchgeführt. Es lohnt sich, online kurzfristig immer mal nachzuschauen, was wann stattfindet und welche Veranstaltungen noch hinzukommen.
Nürnberger Wochen gegen Rassismus, vom 15. bis 28. März in Nürnberg real und digital. Das komplette Programm findet man hier: www.menschenrechte.nuernberg.de curt ist dabei!
Eine Umfrage Der Straßenkreuzer ist bei 80 Frauen und Männern auf der Straße in Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach für 2,20 Euro zu bekommen. — www.strassenkreuzer.info
gillitzer.net
Wie gehen Sie mit Bettlern um?
27 – Lucius A. Hemmer
28 – KURZNACHRICHTEN
6. Chinesisches Filmfestival – ONLINE
Rote Galerie 02-2021
delikatessen: gin mit und ohne Alkohol
29 – ganz bunt
Neu, anders, schön & wichtig Neuer Stadtführer: Spuren des Nationalsozialismus
Rote Galerie: Ausstellung und BröBrö
Es passt vielleicht grad ganz gut, wo uns das architektonische Erbe der Nazis in Nürnberg einmal mehr beschäftigt und der Umgang mit diesem diskutiert werden muss, dass ein neues Sachbuch zum Thema erscheint: Steffen Radlmaier und Siegfried Zelnhefer – Nürnberg und die Spuren des Nationalsozialismus. Radlmaier, ehemals Feuilletonchef der NN, und Zelnhefer, ehemals Leiter des Presseund Informationsamts der Stadt, stellen darin auch Zeitzeugenberichte, Archivfotos und kontextualisierende Literatur neben ihre eigenen Betrachtungen. Die Rundgänge führen zu den Orten, die die Nationalsozialisten der Stadt hinterlassen haben und finden sich nicht nur auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände, sondern beispielsweise auch am Hauptmarkt, im Kunstbunker, in Langwasser … Mit Nürnberg als Open-AirMuseum ermöglicht das Buch historische Spaziergänge, die uns sicherlich neue Blickwinkel auf diese Stadt und ihre dunkle Vergangenheit verschaffen. 208 Seiten, 15 Euro. curt verlost online! ars vivendi, arsvivendi.com.
Ja, das wäre schön gewesen, wenn man zuletzt im Palmengarten hätte einkehren und dabei auch noch Kunst von Gymmick hätte bestaunen können. So aber wie es nunmal ist, hingen die Kunstwerke zwar im Gastraum, wurden dabei aber kaum je von Blicken gestreift. Ein trauriger Gedanke. Fanden auch die Rote Galerie, Michael Ziegler, die Karl-Bröger-Gesellschaft – und so befreiten sie die Kunst aus dem Kneipengefängnis und brachten sie in ihre Räumlichkeiten, die den Vorzug der Schaufenster aufweisen. Gymmicks Karikaturen sind in der Kobergerstraße bis Ende Februar zu sehen. Die nächste Ausstellung folgt bestimmt. Außerdem nutzt die Karl-Bröger-Gesellschaft diesen Anlass, um direkt auch den eigenen YouTube-Kanal für Kultursachen zu launchen: BröBrö - Bröger Kulturbrötchen. Erstes Video ist folgerichtig von und mit Gymmick, der sich ja nicht nur als Maler, sondern auch als Liedermacher verdingt und sich online sein eigene Vernissage for one gestaltet. Schön! Rote Galerie, Kobergerstraße 57, Nbg. facebook.com/ROTE.Galerie
Nürnberg liefert! Viele Menschen haben in diesen Zeiten, zum Glück, nach wie vor das Bedürfnis und den Wunsch, den lokalen Einzelhandel zu unterstützen. Weil ihnen etwas an einer vielfältigen, lebendigen Innenstadt liegt. Oder an persönlicher Beratung, oder, oder. Die Nürnberger City Werkstatt, eine Initiative der Stadt und der IHK Nürnberg, bringt deshalb – also: um diese Einkäufe besser und komfortabler zu ermöglichen und die Geschäfte zu supporten – den übergreifenden Lieferdienst Nürnberg liefert an den Start. Je mehr Händler sich der Initiative anschließen, desto umfassender wird auch das Angebot, das ein rein regionales ist. Heißt im Effekt: Die bestellten Waren kommen häufig noch am selben Tag bei den Kund*innen an und die Innenstadt wird von den Autos der Shoppenden etwas verschont. Insofern ein Konzept, das auch nach Corona weiterhin Sinn ergibt. Ob euer Lieblingsladen bereits dabei ist, seht ihr hier: www.nuernberg-liefert.de
neustart: Förderung für dein festival Neustart Kultur, das Rettungsprogramm der Bundesregierung für den Kulturbereich,
30 – KURZNACHRICHTEN
E JOIN TH
UKULELE
FAMILY!
SPIRIT GEGEN WINTER-BLUES
Online? Offline? Egal! Einfach loslegen. Alle Infos zu Kursen, Workshops (bald auch in Nürnberg und Fürth) und dem Bandprojekt unter
will den Neustart mit anschieben. Und das heißt auch, Festivals ermöglichen. Zu diesem Zweck stecken jetzt 6 Millionen Euro Fördermittel in dem Sack, der seit Februar auf dem Tisch steht. Diese Fördermittel sollen bereitgestellt werden für: Umsonst-und-draußen-Festivals, 1-Tages-Festivals und Kleinstmusikfestivals. Umgesetzt wird das Förderprogramm von der Initiative Musik. Die Zuschüsse können für Festivals genutzt werden, die bis zum 31.12.2021 durchgeführt werden sollen. Die maximale Summe, die an ein Event potenziell ausgeschüttet wird, beträgt 75.000 Euro. Anträge bitte einreichen bis zum 31.05. Wir hoffen sehr, dass dieses Geld zu unser aller Genuss und Erbauung eingesetzt wird und freuen uns schon drauf. Infos/Anträge: www.initiative-musik.de/neustart-kultur/festivals
Demokratie Leben! Projektförderung Die Vielfalt der Nürnberger Stadtgesellschaft, mulitkulti im besten Sinne, als positives
Merkmal sichtbar machen – das sollen die Projekte, die Nürnberger Partnerschaft für Demokratie zusammen mit dem Bundesprogramm Demokratie leben anstoßen und fördern wollen. Die aktuelle Ausschreibungsrunde nun läuft bis 28. Februar. Die Projekte können dann ab März mit der Arbeit beginnen. Angesprochen fühlen dürfen sich sowohl aufwändigere, langfristige, als auch kleinere, vielleicht nur einmalige Projekte. Wichtig ist nur, dass sie sich auf eines oder mehrere der Ziele von Demokratie leben beziehen, z.B. Diversität, Rechtsextremismus, Antisemitismus, etc. Dem Begleitausschuss, der über die Verteilung der Gelder entscheidet, stehen in diesem Jahr 52.000 Euro zur Verfügung. Die mögliche Förderhöhe liegt zwischen 250 und 5.000 Euro zur Unterstützung eures Projekts. Wegen der Pandemie werden Projekte bevorzugt, die digitale oder sonstwie alternative Formate entwickeln, die dann halt auch umsetzbar sind. Außerdem
31 – GANZ BUNT freut sich der Ausschuss über Projektideen, die sich explizit mit den Auswirkungen von Pandemie auf Demokratie auseinandersetzen möchten. Partnerschaft für demokratie www.nuernberg.de/internet/toleranz
Stadtbibliothek: Kostenloser Lieferservice Seit 650 Jahren gibt es in Nürnberg eine Stadtbibliothek. Und jetzt muss sie auf einmal zu bleiben. Das darf nicht sein, Menschen müssen Medien leihen können, seien es Bücher zum Genuss oder zur Forschung, seien es DVDs, CDs, you name it. Deshalb hat die altehrwürdige, aber hochmoderne Nürnberger Stadtbibliothek bis zur Wiedereröffnung einen kostenfreien Lieferservice eingerichtet. Wer einen gültigen Bibliotheksausweis sein eigen nennt und im Nürnberger Stadtgebiet wohnt, kann sich seinen Stoff also einfach an die Haustür bringen lassen. Pro Bestellvorgang maximal fünf Artikel. Wer nicht das richtige Material für seine Arbeit im Online-Katalog findet, kann außerdem den Recherche-Service der Bib in Anspruch nehmen. Dann kucken die Expert*innen mal! Auch telefonisch stehen die Mitarbeiter*innen zur Verfügung und beraten euch gerne. stadtbibliothek Gewerbemuseumspl. 4, Nbg. www.nuernberg.de/internet/stadtbibliothek
DELIKATESSEN: FASTENZEIT, ABER LECKER Schwierige Zeit eigentlich für Gourmets, zumindest wenn sie religiös oder irgendwie traditionsbewusst veranlagt sind: Fastenzeit – und je nachdem, wofür man sich entscheidet, soll jetzt mal auf irgendwas verzichtet werden. Vielleicht schafft man es umso besser durch diese Zeit, wenn man den Gaumen ein bisschen überlistet und ihm umso leckerere, aber „erlaubte“ Sachen verabreicht. Im kleinen, feinen Feinkostladen delikatEssen könnt ihr euch diesbezüglich zum Beispiel mit Karpfenmousse versorgen, mit Hülsenfrüchten, von denen ihr noch nie gehört habt und Jahrgangssardinen. Fleischlos bis Ostern, kein Problem. Und damit auch der heilige Abstinenzler nicht verdurstet, steht eine Auswahl an Flüssigkeiten ohne Alkohol bereit. Alkfreier Gin zum Beispiel, sowas gibt es, alkfreier Secco, sowas auch, und alkfreie Rebensäfte. Wir finden: Kann man gut mal machen. DelikatEssen, Weinmarkt 14, Nürnberg. www.delikatessen-nuernberg.de
Online-Filmfestival: Altern in China Seit 2010 organisiert das Konfuzius-Institut alle zwei Jahre ein Filmfestival, das uns Franken und in Franken Lebenden den chinesischen Film näher bringt. Das Programm
32 – KURZNACHRICHTEN besteht aus Dokumentar- und Spielfilmen – teilweise in deutscher Erstaufführung. 2021 ist Festivaljahr, daran wird nix gedeutelt, nur bleibt das Publikum bei dieser Online-Ausgabe eben zu Hause. Vom 18. bis 24. März zeigen die Organisator*innen in Zusammenarbeit mit dem Casablanca und der Erlanger Lamm-Lichtspielen insgesamt 21 Filme chinesischer Herkunft. Die Auswahl des diesjährigen Programms beschäftigt sich mit einem Thema, das ebenso wenig wie ein Virus an Grenzen Halt zu machen pflegt: das Altern. Chinesische Alte: sie sind viele. Aufgrund der demographischen Struktur steht das Land im Grunde vor ähnlichen Herausforderungen wie Deutschland. Zumindest in der konfuzianisch geprägten Kultur ist das Altern jedoch vor allem positiv besetzt. Das Festival präsentiert in Dramen, Komödien und Dokus die ganze Bandbreite eines komplexen Themas. Konfuzius-Instituts Nbg-Erlangen Artilleriestraße 70, Erlangen, ww.konfuzius-institut.de
TH OHM: Berufsbegleitend Betriebswirtschaft studieren Die Arbeitswelt verändert sich andauernd und wer dranbleiben und Karriere machen will, sollte sein Wissen immer wieder mal durch Weiter- oder Fortbildungen auffrischen. Oder
aber: Man legt sich bereits arbeitend noch einen zusätzlichen Studienabschluss zu. Das freut den/die Arbeitgeber*in und am Ende auch das eigene Konto. Die Technische Hochschule Nürnberg hat zu diesem Zweck ihre Weiterbildungs-Schwester OHM Professional School (OPS) eingerichtet. 2010 startete hier der berufsbegleitende Studiengang Betriebswirtschaft. Die TH betreibt damit eines der ersten bayerischen Weiterbildungsinstitute, das es auch beruflich Qualifizierten wie Meister*innen oder Techniker*innen ermöglicht, einen Hochschulabschluss zu erwerben. In seiner Konstruktion ist der BBB speziell auf arbeitende Menschen ausgerichtet, Vorlesungen finden am Abend statt, wichtige Materialien sind online abrufbar. Nicht nur, aber auch in Coronazeiten ist es besonders hilfreich, dass die Dozierenden didaktisch einwandfreie Onlineformate erarbeiten. Indem Theorie und Praxis besonders eng verzahnt sind, kommen neue Kompetenzen aus Bereichen wie Logistik, Marketing oder Rechnungswesen den Unternehmen direkt zugute. Und: Die Studierenden haben die Möglichkeit ein neues Netzwerk zu knüpfen, das über Branchengrenzen und Kontinente hinweg reicht. Der nächste Jahrgang beginnt am 01.09., Anmeldung bis 31.07. Am 22. März findet eine Online-Infoveranstaltung über den Studiengang statt. Anmeldung unter: www.ops-bbb@th-nuernberg.de
Wer sich generell für die Auswahl an Studiengängen in Amberg und Weiden interessiert – von Medizintechnik über Motorsport Engineering bis Künstliche Intelligenz alles dabei – kann sich ebenfalls online informieren lassen. Am 10. und 11. März findet der virtuelle Studieninfotag der OTH statt. Technische Hochschule Nürnberg. Ohm Professional. Keßlerpl. 12. www.ohm-pfessional-school.de
Global Art Universe Gathering Global Art, dieser Zusammenschluss interkulturell arbeitender Kunst- und Kulturschaffender der Region, kündigt für den 27.02. ab 18 Uhr ein Festival an. Oder anders: ein Universe Gathering! Was sich dahinter verbergen wird, ist nicht ganz klar. Und das ist auch schön so. Das Global Art Universe Gathering findet in einem eigenen Universum auf der Seite www.gather. town statt. Schaut ein bisschen wie so eine Pokemon-Gameboy-Welt aus. In dieser Gather-Town werden am 27.02. verschiedene Veranstaltungsräume freigeschaltet, in denen dann Musikjams, Improtheater, Spiele, Performances und mehr stattfinden oder stattfinden können. Das Publikum ist auf jeden Fall dazu eingeladen, sich zu beteiligen. Durch die digitalen Veranstaltungsräume verschmelzen natürlich sämtliche Grenzen, ganz
33 – GANZ BUNT
Optimale Vereinbarkeit von Weiterbildung, Arbeit und Privatleben
Berufsbegleitender Bachelor Betriebswirtschaft Akkreditiert durch
Neue berufliche Perspektiven schaffen. Ergänzen Sie Ihre Praxiserfahrung mit fundiertem Wissen aus der Betriebswirtschaftslehre. Info-Abend: Montag, 11.01.2021 Melden Sie sich an unter: ops-bbb@th-nuernberg.de www.ohm-professional-school.de/studium-bbb
Sichern Sie sich Ihren Studienplatz! Studienstart: 01.09.2021
WEITERBILDUNG LOHNT SICH!
Berufsbegleitend weiterbilden
34 – KURZNACHRICHTEN im Sinne der Global Art. Am Festival werden auch Communities aus Kanada, Kasachstan und Russland teilnehmen. Eine Anmeldung ist zur Teilnahme nicht nötig. Am besten man macht sich aber vorher schonmal mit dem Universum vertraut. Alle Infos: globalartnuernberg.de
Ehrenamtsakademie Rund ein Fünftel der Nürnberger*innen sind ehrenamtlich engagiert. Gute Quote, gute Stadt. Der Stadtrat hat deshalb im Mai 2019 die Konzeption einer Ehrenamtsakademie in Auftrag gegeben. Eine Aufgabe, der sich momentan das Referat für Jugend, Familie und Soziales widmet. Die Akademie soll Netzwerke bündeln, neue Projekte anstoßen und die Vereins- und Initiativenlandschaft Nürnberg mit professionellem Coaching und Weiterbildungen unterstützen. Siemens unterstützt die Ehrenamtsakademie nun mit der vollen Summe seines Förderpreises: 30.000 Euro. Nürnberg engagiert nuernberg.de/internet/nuernberg_engagiert
erweiterungsbau: Montessori Lauf Selten standen die Schulen so häufig leer wie in den vergangenen Monaten. Wohl eher noch nie. Aber natürlich heißt das nicht, dass das so bleibt. Die Schülerinnen und Schüler
werden wiederkommen und in der Montessori-Schule Lauf kann man mit gutem Grund davon ausgehen, dass es mehr sein werden als je zuvor. Deshalb soll auch der neue Erweiterungsbau fertig sein, wenn das Schuljahr 2021/22 beginnt. Dieser Bau bietet, klar, mehr Klassenzimmer für die vier Ausbildungsrichtungen der FOS – Sozialwesen, Internationale Wirtschaft, Gesundheit und Gestaltung – sowie für die Vorklasse. Mehr Platz ist an der Montessori aber auch wichtig, damit die besonderen Prinzipien der Reformschule, wie flexibles Lernen, an verschiedenen Orten umgesetzt werden können. Der Erweiterungsbau entsteht in ökologischer Bauweise und soll ein Schulhaus für die klimaneutrale Zukunft werden, das z.B. Erdwärme nutzt und Ladestationen für E-Autos bereitstellt. In den kommenden Wochen stehen noch Arbeiten wie die Anbringung der Heiz-/Kühldecken, die Installation des Lüftungssystems und die Inneneinrichtung an. Montessori Lauf. www.monte-lauf.de
Seniorenheime: Helft dem Roten Kreuz! Die Corona-Lage in Nürnberger Pflegeheimen ist nach wie vor angespannt. Bereits Ende Dezember stieg die Anzahl der Fälle in Einrichtungen für ältere Menschen sprunghaft an. Dass der Virus für diese
Risikopatient*innen umso gefährlicher ist, ist hinreichend bekannt. Betroffen sind aber nicht nur Bewohner*innen, sondern auch Pfleger*innen. Das Rote Kreuz Stadt Nürnberg ist deshalb immer auf der Suche nach helfenden Händen und meint damit: eure! Die Freiwilligen brauchen keine gesonderte Ausbildung. Ein*e Ansprechpartner*in vor Ort kümmert sich um eine Einweisung, vor dem Einsatz wird man regelmäßig auf Corona getestet. Zu den Aufgaben, bei denen man helfen kann, gehört zum Beispiel die Begleitung von Personen mit Gehhilfen, Vorlesen, Mahlzeiten servieren, Wäsche verteilen und einräumen usw. Kriegt ihr hin. Wer in der Freizeit hilft, erhält 50 Euro pro Schicht, bei einer Freistellung durch den Arbeitgeber kann man diesen Lohnersatz geltend machen. Die bevorzugten Schichten wären täglich von 8–14 und von 14–19 Uhr. Momentan sucht das Rote Kreuz vor allem Menschen für die Frühschicht. Sofort registrieren unter: teambayern.info Rotes Kreuz Kreisverband Nbg Stadt. kvnuernberg-stadt.brk.de
Studieninfotag OTH Amberg-Weiden Wir wollen ja nicht wieder von früher anfangen, aber wenn wir damals gewusst hätten, dass man Motosport Engineering oder Künstliche Intelligenz studieren kann, dann
35 – GANZ BUNT
ENTDECKE DEN ANTIVIRALEN GENUSS FÜR DIE HÄNDE Sprüh vor Lebensfreude mit deinem feinem GENUSS – HYGIENESPRAY
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36 – KURZNACHRICHTEN wären wir jetzt nicht nur schneller und cooler unterwegs, sondern auch schlauer. Gut für euch, dass wir nur Stadtmagazin gelernt haben, denn auf dem Weg erfahrt ihr, dass man in der Tat Motorsport Engineering oder Künstliche Intelligenz oder Medizintechnik oder Ingenieurpädagogik studieren kann. An der OTH Amberg-Weiden. Bevor man sich nach Amberg oder Weiden wagt, sollte man aber schon umfassend informiert sein. Am 10. und 11. März jeweils von 11 bis 18 Uhr, Programm identisch, findet daher der virtuelle Studieninfotag statt. Alle Fragen an die Studiengangsleiter kann man im Livechat loswerden. Für die Fragen übers eigentlich wichtige Drumherum gibt es den Studitalk mit Studierenden. Außerdem hat die OTH Laborvideos, Schnuppervorlesungen und Themenvorträge vorbereitet. Eine Anmeldung ist nicht nötig, das komplette Programm findet ihr auf der Homepage. Ostbayerische Technische Hochschule OTH Amberg-Weiden, Kaiser-Wilhelm-Ring 23, Amberg. www.oth-aw.de/ve
Kulturort BadstraSSe: Barrack Attack 2.0 Bereits sechs Mal hat der Fürther Kulturort BadstraSSe seine charmante Holzbaracke Künstler*innen zur Verfügung gestellt. Die können dort im Grunde machen,
was sie wollen, außer alles kurz und klein schlagen, und produzieren jedenfalls ein nices Video für den Badstraße-Youtube-Kanal. Wir finden dort ein Kurzkonzert mit dem Sunday Morning Orchestra, eine Lesung von Martin Maecker und die Entstehung eines großformatigen Bilds von Kathrin Hausel. Attacke 6 gehört Rapper Nino Berry directly from the Nuremberg Underground. Barrack Attack bleibt fresh und eine der erfreulichen Pandemie-Nebenwirkungen. KULTURORT BADSTRASSE, Badstraße 8, Fürth. www.badstrasse 8.de
destilliertes hygienespray Wisst ihr noch, vor etwa einem Jahr, als das ganze Virusthema noch völlig neu war und wir plötzlich mit so hygienischen Dingen wie Händewaschen und Desinfektionsspray in Berührung kamen? Heute gehören Klopapier und Seife selbst im curt-Büro zum Alltag. Und bevor irgendjemand das Büro betritt, marinieren wir ihn vollständig mit desinfizierender Flüssigkeiten. Also würden wir tun, wenn nicht eh Home Office wäre und nur ein einzelner Redakteur da einsam vor sich hinhacken würde. Jedenfalls ist das Thema Hygiene heute natürlich nach wie vor genauso wichtig. Und wir weisen deshalb gerne noch einmal darauf hin, dass man Hygienespray auch regional und mit Aroma kaufen kann. Die Hausbrauerei Altstadthof,
eigentlich bekannt für köstliche Biere und Spirituosen, produziert seit August ihr eigenes Desinfektionsmittel: Live. Spray. Repeat, hergestellt in der Hausbrauerei-Destille aus 100 Prozent Bio-Alkohol. Das desinfizierende Spray kommt in den Aromen Gin, Whisky oder Hopfen daher und macht deshalb auch noch Freude. Es erfüllt alle Anforderungen der WHO und ist für 11,90 Euro im Onlineshop und Brauereiladen des Altstadthofs erhältlich. Prost! Hausbrauerei Altstadthof, Nbg. www.hausbrauerei-altstadthof.de
37 – GANZ BUNT
38 – curt work #1 wir, der microverlag curt, waren schon immer sehr bescheiden, aber vor allem agil, fluid, mobil, flexibel, crossmedial und somit unserer Zeit um generationen und vielen nullen voraus. lange, bevor es New work gab, sprachen wir schon von curt work. Das tun wir jetzt wieder: sofort, hier. Und online bei curt. Willkommen im Piloten zu unserer neuen Strecke zum Buzzword-Thema New Work! Was sich ursprünglich quasi an Kicker, Obst/Cola for free, Fitnessstudioverträge und mobilem Arbeitsplatz festmachen ließ, da hängt mittlerweile viel mehr dran. Es geht auch um freie Zeiteinteilung, Familienfreundlichkeit, smarte Rückkehr aus der Elternzeit, Diversität in der Personalstruktur, Female Empowerment, um Digitalisierung, Learnings, Bürogestaltung, Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und natürlich die legendäre WorkLife-Balance. Das alles basiert auf Umdenken, Transformation, dem richtigen Mindset. Stumpf, träge, festgefahren: sollen die anderen. Nicht wir, nicht ihr! Wir werden hier in CURT WORK mit und über Menschen und Firmen reden, die Dinge irgendwie anders machen und uns inspirieren. Und all das lassen wir einfließen in eine agile, schwer vorhersehbare Umgestaltung unseres Büros, das wir aufmachen werden für weniger Arbeit, mehr Raum und neue Konzepte.
Thomas Dormann/ Möbelkollektiv, Lampe/ curt. foto: Ludwig Olah
39 – möbelkollektiv
curt office #1 im talk mit thomas dormann Vieles steht derzeit Kopf. Veränderung scheint die einzig konstante. Das birgt viele Herausforderungen, aber auch viele Chancen. Dazu gehört auch, Arbeit ganz neu zu denken, ganz Anders zu denken. Und sich zu überlegen, wie und wo wir zukünftig arbeiten wollen. auch curt ist mittendrin in diesem Prozess. Thomas Dormann vom Möbelkollektiv und Lampe, curt CHefredakteur, plaudern über New Work, Nähe, Neues und pläne der Büro/Arbeits-(Um)gestaltung. Ein Interview von nora beyer Nora: UmGESTALTEN. Da steckt ja immer Veränderung drin. Etwas, womit ihr beide derzeit viel zu tun habt. Thomas, ihr vom Möbelkollektiv macht das beruflich. Ihr gestaltet lebenswerte Arbeitsorte. Und, Lampe, durch den pandemiebedingten Eventund Kultur-Lockdown habt ihr bei curt auch in neue Richtungen denken müssen. Was ist derzeit für euch die größte Veränderung? Thomas: Die größte Veränderung für uns ist einerseits die Distanz, die wir derzeit mit Leuten haben, die wir eigentlich lieber näher bei uns hätten. Wir haben normalerweise viele Veranstaltungen, bei denen wir in Interaktion treten. Die fallen derzeit weg. Wir stellen gleichzeitig fest, dass der Face-to-Face-Bedarf, sich persönlich zu treffen und auszutauschen, steigt. Bei uns im Kollektiv-Büro kann der, unter den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen, zum Glück noch gut stattfinden, aber unsere Events fehlen uns natürlich. Lampe: Bei mir ist es sehr wichtig, dass ich ständig mein Netzwerk erweitere. Aber was natürlich total fehlt, das ist das
/ Möbelkollektiv
Unterwegssein in der Stadt und die realen Treffen mit Kooperationspartnern. Das sind alles Termine, über die ich mich jedes Mal freue, wenn ich sie persönlich wahrnehmen kann. Und die passieren jetzt eben anders oder gar nicht. Diesen Austausch vermisse ich sehr, auch wenn vieles aus der Entfernung geht. Viele Konstanten in meinem Job sind nicht mehr da. Es gibt viele Veränderungen – so haben wir jetzt einen viel digitaleren Output als vorher, und im Heft fallen ganze Bereiche weg. Wir sind ja ein sehr eventgetriebenes Medium, aber es gibt keine Veranstaltungen mehr. Dafür tun sich – auch inhaltlich – andere Dinge auf. Aber natürlich vermisse ich die Kultur. Das ist ja nicht nur ein Verlust in der privaten Freizeit, sondern toller Teil meiner Arbeit, mit vielen Freunden. Das fehlt sehr. Nora: Thomas, ihr vom Möbelkollektiv macht nicht „einfach nur“ Innenarchitektur. Ihr arbeitet viel im erklärungsbedürftigen Bereich New Work. Thomas: Korrekt. New Work im Grundbegriff hat damit zu tun, dass Dinge nachhaltig motiviert geschehen, weil man sie wirklich tun will. Also der innere Antrieb, arbeiten zu wollen, mit anderen zu interagieren – das macht den Unterschied zu klassischen Arbeitsbegriffen. Die sind einfach nicht mehr aktuell. Heute verlangen die äußeren Umstände die Bereitschaft, Probleme lösen zu wollen, aber auch Ideen zum richtigen Zeitpunkt mit anderen zu entwickeln. Und diese Art der Arbeit kann nur auf Basis inneren Antriebs geschehen. Das ist für uns New Work. Und: Das ist vor allem auch effektiv und macht deswegen Sinn!
40 – curt work #1 Nora: Warum ist direkter Austausch dafür so relevant? Thomas: Weil in unseren Augen 1+1 im Idealfall mehr als 2 ist. Man kann alleine super performen, aber ein Projekt wirklich abheben lassen, das geht nur, wenn Leute am richtigen Punkt Einfluss nehmen. Was uns derzeit abgeht, sind die größeren Veranstaltungen, die zu Interaktionen auf den verschiedensten Ebenen führen. Wir haben hier im Möbelkollektiv zum Glück noch immer viel Austausch und können den auch remote aufrechterhalten. Einfach, weil wir das vorher über Home Office auch schon immer flexibel gehalten haben. Aber der Wegfall des Austauschs im größeren Format ist gesellschaftlich gesehen katastrophal. Nora: Im Kontext New Work gibt es die Begriffe des agilen Büros, des Kulturbüros und des lernenden Büros ... Thomas: Agil bedeutet, entsprechend der Situation zu handeln. Dass man in Projekten schnell agieren, motivieren, reagieren kann und kreativ an Themen arbeitet. Für uns ist das immer situationsbezogen und individuell. Das Kulturbüro hat den synergetischen Effekt, der uns gerade in vielen Bereichen leider fehlt. Der Austausch zwischen unterschiedlichen Kulturen, Einstellungen und Ideen findet derzeit aufgrund der Situation viel zu wenig statt. Beim lernenden Büro geht es darum, eine Begegnungsfläche gleichzeitig zum Zweck wachsender Qualität zu nutzen und dort zu lernen – auf Basis der Projekte und des Austauschs, der passiert.
foto: Verena Kaister / instagram: wowwauphoto
Nora: Lampe, ihr habt die Idee, euer Büro ganz zu umzudenken. Lampe: Wir haben ein Hinterhofhäuschen, das sehr charmant ist, aber von uns zu wenig genutzt wird. Der ursprüngliche Plan war, eine Bürogemeinschaft zu installieren. Aber eigentlich ist es für uns spannender, das viel diverser zu nutzen. Wir wollen Raum für Incentives schaffen, wollen Durchlauf, vielleicht sogar „Publikumsverkehr“. Ich hatte Thomas auch schon mal eingeladen, um
41 – möbelkollektiv gemeinsam zu überlegen, wie man das Büro verändern könnte. Das war zunächst eine reine Gestaltungsfrage, aber mittlerweile ist es zur konzeptionellen Frage geworden: Was wollen wir denn überhaupt mit dem Büro machen und was macht für uns Sinn? Wie wollen wir darin arbeiten? Wie häufig wollen wir denn überhaupt noch im Büro sein? Was machen wir mit den Flächen, die wir gar nicht brauchen? Das ist für mich auch die Gesamtklammer hier bei unserem Gespräch: Was gibt es denn überhaupt für Möglichkeiten und warum sind die für uns und unser Büro interessant? Und: Wie könnten andere „Büro-Verantwortliche“ davon profitieren, wie wir mit dem Möbelkollektiv unser Büro umdenken. Nora: Was schwebt dir vor? Lampe: Ich will das curt-Büro nicht nur als Arbeits- und Begegnungsfläche, sondern auch als Ort erlebbar machen. Im Moment sind wir ja vor allem mal Medium. Nun basteln wir an unserer kleinen curt-Welt, an der man teilhaben kann. Nora: New Work wirft ja ganz grundlegende Fragen auf: Wie wollen wir in Zukunft arbeiten? Wie kann Arbeit in Zukunft menschlich und nachhaltig sein? Thomas: Wir wollen Teil einer individuellen Lösung sein, die zu individuellen Arbeitsorten führt. In der Praxis – wie hier beim curt-Büro – bringen wir Dinge mit ein, die wir in den Jahren als Erfahrungen in unseren Projekten gesammelt haben. Und es werden natürlich auch aktuelle Erkenntnisse einfließen, wie z.B. zum Home Office. Aber es ist immer eine individuelle Angelegenheit, deswegen ist es wichtig zu wissen, wo curt seine Prioritäten setzt. Und der Bereich, in dem sich das Ganze dann abspielt, ist vom Rahmen her ja vorgegeben, aber in der Fläche sehr flexibel bespielbar – etwa in eine der drei Büro-Richtungen, die wir schon angesprochen haben.
Lampe: Wir hatten Thomas gefragt, ob es Sinn macht, komplett auf ein Büro zu verzichten. Das war so der erste Impuls und irgendwie scheint das ja auch ein aktueller Weg, nur noch im Home Office zu arbeiten und sich vielleicht irgendwo im Coworking zu treffen. Da hat mich Thomas korrigiert: „Man braucht grundsätzlich einen sinnvollen kollegialen Austausch, also muss man auch gemeinsamen Flächen haben.“ Zumindest bei dem, was wir machen. Bei uns laufen im Büro viele Dinge zusammen, die zu etwas werden, weil wir darüber in den direkten Austausch gehen. Ich hätte also gerne ein Büro, in dem wir in der intensiven Produktionszeit gemeinsam vor Ort arbeiten und uns in den übrigen Zeiten aussuchen, wo wir arbeiten wollen. Und gleichzeitig will ich curt erlebbarer machen – z.B. durch Lesungen und andere Events. Gerne auch bei uns im Büro, zuhause bei curt. Das macht das Möbelkollektiv ja ähnlich: Da wird ein tolles Umfeld geschaffen, in das Gäste gerne kommen und dabei intensiviert sich die Verbindung zu den Freunden und Kunden. Bei uns im Büro wird es aber auf jeden Fall trashiger. [lacht] Thomas: Das, was du Trash nennst, nennen wir Style. Der muss individuell und so sein, dass man sich im eigenen Büro zuhause fühlt. Dass man mit anderen an diesem Ort gerne gemeinsam arbeitet. Das macht ja gerade auch die Effektivität eines positiv erlebten Raumes aus. Wichtig ist aber beides: Dass man andere im Büro besucht und dass man selbst besucht wird. Da kommen ganz unterschiedliche Ergebnisse raus und beides ist sinnvoll. Lampe: Stimmt. Ich bin für curt ja viel unterwegs. Es macht einen großen Unterschied, ob ich zu Gast bei anderen bin, oder ob die zu uns kommen. Die Leute finden es auch spannend zu sehen, wie und wo wir arbeiten. Das baut dann eine ganz andere Bindung auf. Thomas: Das ist auch eine Frage des Vertrauens, die auf euren authentischen Ausdruck baut und quasi unterbewusst prüft, ob das, was ihr sagt, zu dem passt, was den Leuten emotional entge-
42 – curt work #1 genkommt. Und wenn das in Übereinstimmung zu bringen ist, dann entsteht Vertrauen und die richtige Art von Kommunikation – und am Ende das wertige Ergebnis. Im Grunde ist das wie Mathematik: banal. [lacht] Nora: Raum schafft also Verbindungen und Raum hat auch immer das Potenzial zur Identität. Indem Leute in diesen eingeladen werden, werden sie auch zur Teilhabe eingeladen? Thomas: Ja, das sollte man auf keinen Fall unterschätzen. Das ist ja Teil des Selbstverständnisses, des Selbstbewusstseins, und das macht natürlich was mit der Art des Gesprächs. Du fühlst dich in der Umgebung dann auch als der, der du wirklich bist. Anders, als wenn du in Räumlichkeiten bist, in denen für dich gar nichts stimmt, oder in denen du etwa nur Machtdemonstration wahrnimmst. Und darum geht es: Um die entsprechend passende Struktur für das, was dort stattfindet und die Emotion dazu – für das gute Ergebnis. Nora: Was sind jetzt die nächsten Schritte für euch? Lampe: Wir werden jetzt mal abklopfen, wie das Büro für uns Sinn macht. Über den psychologischen Aspekt, was es denn mit Menschen macht, wenn die zu uns ins Büro kommen, muss ich nachdenken. Wo das Projekt hingeht, das hängt auch von der Beratung des Möbelkollektivs ab. Ich habe schon eine gewisse Vision, aber kann da noch gar nicht sagen, ob das sinnvoll ist. Mein Grundgedanke bei dem Ganzen ist ja nicht nur, das curtBüro zu verändern, sondern an diesem Prozess auch diese neue CURT Work-Redaktionsstrecke anzuhängen. Die einzelnen New Work-Komponenten, über die wir jetzt im Kontext des curt-Büros stolpern, sollen vieles davon beinhalten. Mit der Strecke wollen wir Möglichkeiten und Ansätze für anderes, hoffentlich besseres Arbeiten aufzeigen. Was wir dann davon wirklich umsetzen und
was passiert – das ist und bleibt ein agiler Prozess. [lacht] Thomas: Das, was du da jetzt beschrieben hast, Lampe, ist ja eine gemeinsame Reise. Wir werden uns in der ersten Phase immer damit beschäftigen, welche Prioritäten wichtig sind. Was soll funktional bei euch passieren? Was soll mit anderen zusammen dort passieren? Was wollt ihr womit ausdrücken? Wen wollt ihr erreichen? Und wie sind die äußeren Parameter? Das fließt alles ein in die Konzeption, die dann gemeinsam entsteht. Ich finde es spannend, dass wir mit dieser Reise eine gewisse Zeit verbringen und man das wachsen lässt. Denn gerade derzeit gilt es, genau hinzugucken, welche Art von Arbeit zukünftig noch relevant sein wird. Damit beschäftigt sich das Möbelkollektiv intensiv. Denn: Home Office und all diese derzeit brisanten Themen sind nur Unterpunkte. Eigentlich geht es ganz grundsätzlich darum, uns zu fragen, welchen guten Grund es zukünftig noch für das Modell Büro gibt. Und welchen noch besseren Grund für euer curt-Büro. Lampe: Unsere Büromaus Charlie ist gestorben – wir brauchen also dringen neue Gründe. Und: Hatte ich schon von der Artist Residency gesprochen, die wir gerade anbieten? THOMAS: Beides gute Ansätze – da bleiben wir dran.
Möbelkollektiv – unsere Freunde und Partner beim Büro-Upcycling www.moebelkollektiv.de Interview: nora beyer, Journalistin, Autorin, Bikeguide www.norabeyer.com
43 – new work
KUNST FÜR ZUHAUSE Nutzen Sie unsere Online-Angebote kunstkulturquartier.de
Dore Meyer-Vax, Angela Davis, 1972, Linolschnitt auf Papier, 38 x 44 cm, Sammlung Matthes, Foto: Annette Kradisch
Ausstellungen im KunstKulturQuartier
DORE MEYER-VAX Engagierte Kunst bis 25. April 2021 Kunstvilla
Dein Raum für Kultur
ALBRECHT FUCHS Portraits 1989 – 2020 bis 21. März 2021 Kunsthaus BARBARA PROBST Streets, Fashion, Nudes, Still Lifes 6. März bis 6. Juni 2021 Kunsthalle
raumkompass.nuernberg.de
44 – curt work #1
fotos: codecamp:n
45 – new work
irgendwie anders: codecamp:n Zum breiten Feld der NEW WORK gehört, Corona mal außen vor, das Feeling am Arbeitsplatz. Home Office ist oft auch super, aber wenn schon Büro, dann bitte möglichst cool. Wenn man sich in der Arbeit auch zuhause fühlen kann, wenn man mit Kolleg*innen noch länger im Büro bleibt, als man eigentlich zu tun hat, und nach Feierband beim gemeinsamen Zocken oder Kochen entspannt, dann läuft einiges ziemlich richtig ... 2017 wurde der digitale Produktinkubator CodeCamp:N als hundertprozentige Tochter der NÜRNBERGER Versicherung gegründet und dabei außerhalb der Konzernmutter nach dem Konzept Mensch-Methode-Umgebung geplant und aufgebaut. Mittlerweile nennt man sich TECH- UND TALENTINKUBATOR und beschäftigt über 200 Arbeitnehmende. Das Start-up-Feeling mit den Sicherheiten eines Konzerns im Hintergrund scheint ein Magnet zu sein: allein 2019 haben sich über 1.300 Menschen um Jobs beworben. Klar gibt es auch hier Kicker, Billard, Dart und sehr coole Aufenthaltsräume, aber uns wurde von allen Seiten immer wieder versichert, es gehe um Flexibilität, Teamplaying, Förderung, Entfaltung. Ums Wohlfühlen in und bei der Arbeit. Das scheint sich auszuzahlen und rumzusprechen, bestätigt auch Daniel Dorsch, Unit Owner Digitale Transformation: CURT: Daniel, Du arbeitest seit Oktober 2019 bei CCN. Davor warst du bei einem Konzern, jetzt bist du hier und leitest, zusammen mit Eva, jetzt den Bereich Digitale Transformation. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
46 – curt work #1
Daniel Dorsch, Unit Owner Digitale Transformation, seit Oktober 2019 im CC:N Team
DANIEL: Der Initiator war, dass ich zurück in die Heimat wollte, um meine Freundin – jetzt Frau – zu heiraten. Ich war viel in der Welt unterwegs, u.a. lange Zeit in Bangkok und München für MAN. Um ehrlich zu sein, waren meine ersten Suchadressen auch Konzerne, ich habe mich für Scrum-Master-Stellen beworben. Das war schon im Stellenscreening sehr ernüchternd. Die Ausschreibungen waren für jeden mit einer agilen Brille inhaltlich so falsch und uninspirierend, dass sich meine Lust auf einen Job bei diesen Unternehmen in Grenzen hielt. Aber ich wollte was verändern, ich habe Energie und den Drive, was zu bewegen! Bei MAN war ich in meiner Wahrnehmung ein „Star“, wir hatten eine Agile Community mit über 1.000 Mitgliedern aufgebaut, wir hatten 300 Scrum Master und Product Owner ausgebildet, ich hatte fünf „agile“ Teams aufgebaut und in einem großen Projekt als Coach KANBAN eingeführt, was mir zu einem großen Netzwerk verhalf. Am Ende war ich Product Owner für die agile Trans-
formation bei MAN und hatte ein neunköpfiges Team, das mich unterstützte. Wenn man jetzt die ehemaligen Kollegen fragt, was von meinen Impulsen noch Bestand hat, ist die Antwort ernüchternd. Rückblickend war ich nur ein weiterer Freigeist, der sich an unterschiedlichen Stellen ausprobierte und an der tatsächlichen Unternehmensentwicklung gerade mal gekratzt hatte. Gefrustet von der Konfrontation mit der Realität bewarb ich mich also relativ lustlos auf Scrum-Master-Stellen bei Konzernen. Die Antworten dauerten so drei bis sechs Monate und waren tatsächlich selten positiv. Ein alter Freund hatte mich dann damals auf CodeCamp gebracht und nach dem inspirierenden Vorstellungsgespräch war ich Feuer und Flamme für die Mission, das Wertekonstrukt und das Potenzial, dass ich hier sah und auch weiterhin sehe. Btw., der Bewerbungsprozess lief vom Erstkontakt bis zur mündlichen Übereinkunft genau zehn Tage. Gerade junge Firmen im Agentur- oder IT-Bereich wollen und müssen ihren (potenziellen) Mitarbeitern was bieten. Worauf kam es dir selbst an? Auf Gestaltungsspielraum, Sinn, Entwicklungspotential und natürlich auch das nötige Kleingeld, bzw. eine gewisse finanzielle Sicherheit. CodeCamp hat den großen Vorteil, dass man ja nicht komplett aus dem Konzern raus ist, man hat immer noch das Backing der Nürnberger Versicherung und somit auch ordentliche Gehälter. Beim CodeCamp bekam ich die Möglichkeit, wirklich Dinge zu verändern, sowohl für den Kunden, als auch im Camp selbst. Als Scrum Master bin ich gestartet, durfte dann das Projekt agil skalieren und SAFe als Framework einführen, womit ich innerhalb von sechs Monaten meinen ersten großen Entwicklungssprung hatte. Anschließend standen wir vor einer großen Transformation in der ich zeitgleich die Geschicke mitlenken konnte. Wir sind gewachsen und ich bin stetig mitgewachsen und jetzt habe ich die Ehre, für den wirtschaftlichen Erfolg, die Ausrichtung und die
47 – new work Weiterentwicklung eines Bereichs zuständig zu sein, in dem knapp 30 Leute arbeiten. Auf diesem Weg sind zahlreiche Dinge passiert, die mich jeden Morgen mit einer Energie aufwachen lassen, da wir Themen angestoßen haben, die so nicht alltäglich sind. Beispielsweise das Scrum-Maste-Traineeprogramm. Müsst auch ihr eure Firmen-Benefits immer weiter „aufrüsten“, um die richtigen Mitarbeiter zu bekommen? Wer rastet, der rostet. Digitale Transformation ist keine Reise zu einem bestimmten Punkt, sondern eine Einstellung. Die Reise endet nie, wer denkt, angekommen zu sein, ist es nicht. Und dieses ständige Rausgehen aus der Komfortzone ist wirklich anstrengend. Benefits sind dabei für mich weniger, dass wir hochwertige Arbeitsgeräte bekommen oder eine Billiardplatte rumstehen haben, sondern die Wertschätzung, die jeder einem für Leistung entgegenbringt. Aber klar, die Pullis, das Macbook, HomeofficeMöglichkeiten, flexible Arbeitszeiten etc. sind für diese Form der Arbeit essenziell. Wen sucht ihr? Jede*r, der/die Bock hat, zu gestalten, findet im CodeCamp seinen Platz. Jede*r kann sich seine/ihre Stelle selbst so aufbauen, wie sie für einen selbst sinnvoll ist. Das erfordert aber auch, dass man bei Schwierigkeiten nicht wegrennt oder in eine Anspruchshaltung verfällt. Wir sind Gestalter und Gestalterinen und werden jeden Tag auf die Probe gestellt. Das ist ein Typus Mensch, der nicht überall klarkommt, aber bei uns seine bzw. ihre Heimat findet. Wer sich ins gemachte Nest setzen möchte, ist beim CoC eben aber auch nicht richtig. Wie flach oder steil sind eure Hierarchien? Wie gerade beschrieben: Jede*r findet seine/ihre Position. Hierarchie leben wir nicht im klassischen Sinne. Ja, es gibt jemanden, der am Ende den Kopf für den wirtschaftlichen Erfolg hinhält und jemanden, der für die disziplinarische Führung der Mitarbeiter
zuständig ist. Aber auch Führung und Hierachie wollen wir hier neu denken, da die alten Linienstrukturen noch aus der Zeit der preussischen Armee sind und somit im digitalen Zeitalter ebenso wenig Platz haben wie die großen Aktenschränke, die man ab und an noch auf den Fluren der Nürnberger Versicherung findet. Wie divers ist euer Team? Wir legen großen Wert auf unterschiedlichste Sichtweisen und Haltungen. Die Symbiose ist das, was uns Erfolgreich macht, auch wenn der Weg zu einer innovativen Lösung mit viel Schweiß gepflastert ist. Ganz ehrlich: Herkunft, Geschlecht, Alter etc. sind für uns komplett egal. Bekomme ich bei euch leichter einen Job, wenn ich gut Billard spiele, kickere, darte und gut für viele Menschen kochen und Cocktails mixen kann? Eine der wichtigsten Kernkompetenze im digitalen Zeitalter ist soziale Intelligenz. Beim Billiardspielen geht es nicht um das Spiel, sondern um das, was nebenbei stattfindet. Vernetzung, Austausch und auch ein konstruktiver Dissenz von unterschiedlichen Themen. Aber auch um Kollegialität, Abschalten, Spaß und nachhaltiger Umgang mit uns selbst. Klar, wenn wir uns gut verstehen, hilft das natürlich bei der Arbeit und lässt die Arbeit nicht mehr als Arbeit wirken, sondern vielmehr als Teil unseres Lebens. Ich bin zum Beispiel ultraschlecht in Billiard, darten, kickern und auch kochen – trotzdem bin ich immer dabei!
Codecamp:N – TECH- UND TALENTINKUBator CC:N baut neue Zugänge zur Finanz- und Versicherungsbranche und erweitern damit deren Wertschöpfungskette – an zwei Standorten in Nürnberg: Kohlenhofstr. 60 und Solgerstr. 18. Bewerbungen sind ausdrücklich erwünscht! www.codecamp-n.com
48 – grünes bauen
Fotos: helene schütz
49 – Nachhaltigkeit
so geht kindertagesstätte heute: Nachhaltige Baustoffe, kindgerechte Architektur Die UmweltBank verbindet seit 1997 erfolgreich Ökonomie und Ökologie – und finanziert mit den Einlagen ihrer Kunden ausschließlich Projekte, die umwelt- und/oder klimafreundlich sind, z.B. ökologische und soziale Immobilien. Im März will die Elterninitiative Nürnberger Krabbelstube und Kinderladen (KuK) e.V. eine solche Immobilie beziehen: neue Räumlichkeiten in Massivholzbauweise. Schon seit 30 Jahren gibt es diese Elterninitiative in einem Hinterhaus in der Roritzerstraße in Nürnberg, nicht weit vom FriedrichEbert-Platz. In der Kindertagesstätte spielen und toben Kinder ab sechs Monaten. Doch dann wurde der Mietvertrag nicht verlängert. Jeanette Huep vom KuK e.V.: „Über ein Jahr lang konnten wir keine passende Bestandsimmobilie finden, die den aktuellen Richtlinien für Kitas entsprach. Dank der Vermittlung durch das Jugendamt konnten wir schließlich dieses Grundstück in der Hohenbuckstraße von der Stadt Nürnberg erwerben.“ – und so wurde der Verein unverhofft zum Bauherrn. Das Grundstück hat genug Platz für einen schönen Garten und ist umgeben von Grünflächen und großen Bäumen. Die Natur soll innen und außen spürbar sein, so entschied sich der Verein für ein Holzhaus – auch mit der Intension, dass die Verbindung kindgerechter Architektur mit nachhaltigen Baustoffen den dort betreuten Kindern als Vorbild für nachhaltiges Verhalten dienen kann. Das Gebäude wird in Massivholzbauweise mit vorgefertigten
Brettsperrholzelementen erstellt. Im Gegensatz zum herkömmlichen Baustoff Beton hat Brettsperrholz eine hervorragende Ökobilanz: Es besteht aus Nadelholz aus europäischen, nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. „Die Vorteile der Holzbauweise haben uns schnell überzeugt“, so Huep. Holz wächst von allein, absorbiert dabei Kohlendioxid aus der Atmosphäre und speichert es, statt es wie bei der Zementherstellung in die Atmosphäre abzugeben. Die Produktion und Bearbeitung von Brettsperrholzelementen kostet nur wenig Energie. Sollte das Haus irgendwann nicht mehr benötigt werden, kann das Brettsperrholz wiederverwertet werden. Im Inneren des neuen Kindergartens wird das Holz sichtbar und zu einem behaglichen Ambiente beitragen. Insgesamt zahlt der Baustoff Holz auf ein gutes Raumklima ein, denn Brettsperrholz wird auf eine geringe Holzfeuchte getrocknet und besitzt die Fähigkeit, Feuchtigkeit aus der Raumluft aufzunehmen und zu puffern. Gleichzeitig tragen der hohe Massenanteil und die große spezifische Feuchte- und Wärmespeicherfähigkeit der eingesetzten Nadelhölzer zur Regulation des Raumklimas bei. Dadurch steigt die Temperatur selbst an heißen Sommertagen in der zukünftigen Kita nicht zu sehr an. Wärmedämmend ist auch das geplante Gründach: Das Flachdach wird vollständig mit extensiver Dachbegrünung versehen. Bedeutet: Eine naturnah angelegte Vegetation mit geringen Flächenlasten und minimalem Pflegebedarf dank niedrigwüchsiger Pflanzen
50 – grünes bauen wie Moose, Sukkulenten, Kräuter, Gräser. Gründächer wirken im Winter als Wärmedämmung und im Sommer als Hitzeschutz. Die sommerlichen Temperaturen liegen in einem begrünten Gebäude im Schnitt rund 3 bis 4 °C unter denen eines unbegrünten. So entstehen auf dem Dach auch dauerhafte Lebensräume für Tiere und Pflanzen, die Rast-, Futter-, Nist- und Brutgelegenheiten benötigen. Die Dachpflanzen filtern zudem Feinstaub und Luftschadstoffe und bauen sie ab. Letztlich senkt das Wachstum der Pflanzen die CO2-Belastung, indem das Treibhausgas dauerhaft gebunden wird. Und fast das gesamte Gebäude wird über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe beheizt, die völlig ohne fossile Brennstoffe auskommt. Das neue Kinderhaus wird im März 2021 bezugsfertig und bietet Platz für 74 Kinder (aktuell bereits vergeben). Die UmweltBank finanzierte den Bau dieser neuen ökoligischen Räumlichkeiten.
Nürnberger Krabbelstube und Kinderladen (Kuk) e.V. Hochenbruckstraße, Nürnberg www.kuk-nuernberg.de Architekten: Hümmer Söllner Architekten PartmbB UmweltRating für die Baufinanzierung Die UmweltBank finanziert ökologische Eigenheime, Baugemeinschaften, nachhaltige und soziale Mietobjekte oder Gewerbeimmobilien – und überprüft jedes Bauvorhaben nicht nur auf seine Wirtschaftlichkeit, sondern auch nach ökologischen und sozialen Kriterien: das sogenannte UmweltRating. Mit diesem Bewertungssystem werden Bonitätsklassen ermittelt und individuelle Kreditkonditionen für das jeweilige Bauvorhaben festgelegt: Je nachhaltiger gebaut wird, desto günstiger wird der Zins. www.umweltbank.de
Wir bauen die Zukunft aus 0 und 1.
51 – Nachhaltigkeit
52 – Podcast-Buddy
Fotos: Oliver Pohlmann / www.fotodesign-pohlmann.com
53 – 2fw
Podcast Zwei Flaschen Wein: zwischen curt, Stadtrat und Rammstein Matze Gründl – sagen wir es so – hat sich innerhalb von eineinhalb Jahren zum „Podcast-Starlet“ dieser Stadt entwickelt. In seiner Show Zwei Flaschen Wein holt er die Subkultur Nürnbergs vors Mikro, wobei das mittlerweile schon zu eng gefasst ist: Er spricht mit Menschen, die wichtig sind für diese Stadt, ist mittlerweile auch politisch und geht direkt hin, wenn ein Event nach Liveberichterstattung verlangt. curt hat dieses Talent frühzeitig erkannt und Matze gleich fürs Kooperationsprojekt curty Talk integriert. Das Video findet ihr nach wie vor bei curt auf YouTube und den Podcast aufs Matzes Kanal, wo sich curty talk elegant neben Gesprächen mit monoTon-Chef Tobi Leitmann, Journalistin und DJ Alba Wilczek oder Philipp Volkholz von der Band Ferge x Fisherman einreiht. Der Matze macht das gut und immer besser. curt macht mit! CURT: Matze, du hast, Stand jetzt, 32 Folgen aufgenommen. Wann ging das eigentlich los mit Zwei Flaschen Wein? MATZE: Die erste Folge war im Juni 2019. Damals war das aber noch sehr im Freundeskreis verwebt und eher ein Spaßprojekt. Der Schwerpunkt auf Subkultur, Musik, mittlerweile Politik kam erst nach und nach. Davor war es einer von vielen Machen-wir-mal-nenPodcast-Podcasts. Mir ist aber schon wichtig, dass ich das immer noch alles unentgeltlich und aus eigener Tasche mache, einfach aus Leidenschaft und Bock.
Gab es trotzdem so einen Moment, wo es gekippt ist und danach irgendwie mehr serious Business war? Das war ein schleichender Prozess. Wobei, eigentlich kann man es am Mahagoni-Festival festmachen, wo ich einen Live-Podcast gemacht habe und damit zum ersten Mal so etwas wie Berichterstattung. Und zum ersten Mal musste ich mit Leuten quatschen, mit denen ich nicht davor schon seit Wochen in Kontakt stand und habe gemerkt: das geht auch. Wenn du jetzt so den Matze von Folge 32 mit dem Matze von Folge 3 vergleichst, was hat sich da getan? Es ist ein Riesenunterschied. Aber was das konkret bedeutet, ist für mich natürlich schwer zu sagen. Ich lerne mit jedem Gast neu dazu. Manche sind mega erfahren, andere saßen noch nie vor einem Mikrofon, aber alle haben ihre eigenen Besonderheiten, die mir etwas bringen. Ich bin auf jeden Fall ein bisschen strukturierter geworden, bereite mich länger vor, ohne etwas zu skripten. Aber das „Matzekonzept“ an sich ist gleich geblieben. Gibt es in dieser Zeit so etwas wie ein Highlight für dich, eine Erfahrung, die heraussticht? Im Ernst: Die Zusammenarbeit mit curt. Das war eine kleine große Bestätigung dafür, dass das, was ich mache, ankommt und relevante Beachtung findet. Ansonsten die Folge mit der politbande und die Kulturoasis, also Situationen, in denen ich von außen komme und das Privileg habe, hinter die Kulissen blicken zu können. Dass mir sofort entgegengebracht wird: Ach, du bist der Typ von dem
54 – Podcast-Buddy
Und er selbst ist auch noch Poet und Schriftsteller und eine abgefahrene Persönlichkeit, davon gehe ich mal aus. In Nürnberg ist es schwieriger, und ich bin ja schon super zufrieden mit den Gästen, mit denen ich reden durfte und darf ... Ich sag mal, mit allen Stadträten, solange der Ernesto von der politbande dabei ist. Und natürlich nur im curt-Büro, damit ihr mir den Rücken stärken könnt. Dabei! Erzähle mal, was gerade so ansteht ... Am 27.02. begleite ich das Streaming von formidablé aus dem Volksbad. Die werden da drei Bühnen für local DJs aufstellen, das wird bestimmt richtig cool. Und am 25.02. steht eine Aufnahme mit dem ach!-Podcast an, das ist im Grunde der größte Podcast aus Nürnberg. Ich hoffe natürlich, in Zukunft endlich wieder Livebeiträge von Kulturstätten in Nürnberg produzieren zu können. Was genau das sein wird, das hängt dann immer ganz spontan davon ab, was gerade ansteht. Hat die Podcast-Arbeit auch dein Privatleben verändert? Ja! Es hat den Freundeskreis erweitert, was ja auch klar ist. Du sitzt da eine Stunde lang und unterhältst dich intensiv mit einer Person. Natürlich lernst du die- oder denjenigen dann kennen. Ich investiere gefühlt immer mehr Zeit rein, ohne dass es mich stressen würde. Und auch wenn das Podcast an sich kein kommerzielles Interesse verfolgt, ist er natürlich ein Türöffner für andere Projekte. Matze: kann auch krass sinnieren.
Podcast, klar, mach, schau dich um. Das ist ein schönes Gefühl. Wenn du dir jetzt Gesprächspartner*innen aussuchen könntest, auf der Welt und in Nürnberg, wen willst du? Ich will unbedingt mal mit Till Lindemann von Rammstein reden, weil deren Status so abgefahren ist. Die dürfen eigentlich alles.
Zwei Flaschen Wein – Jede Folge ein neuer Gast aus Kunst, Kultur, Musik und purer Sympathie – und unterstützt von curt. Nächste Folge mit Giuseppe Amore, Ramona Deniz und Dirk Schutt ab 22.02. auf Spotify und iTunes. Alle Infos und Links bei Instagram (@zweiflaschenwein) und auf www.zweiflaschenwein.de
55 – Lucius A. Hemmer
56 – Kunstkommentar
Dokumentationszentrum in Nürnberg. Foto: Chris Baier, CC BY-SA 2.5
Statue von Robert Milligan, mit „Black Lives Matter“-Symbolen bedeckt. Foto: Chris McKenna, CC BY-SA 4.0
57 – von marian wild
DEBATTENBEITRAG: Columbus am Boden, Regenbogen in Stein Das Jahr 2020 wird womöglich auch als ein Anfangspunkt in die Geschichte eingehen, als der öffentliche Raum unvermittelt wieder zum zentralen Ort der politischen Kulturdebatte wurde. Damit meine ich nicht die dumpfen Flaggen und Protestschilder, die der radikale Trump-Mob während seiner Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021 an den Brüstungen zurückließ: Hier von Kultur zu sprechen ist mir beim besten Willen nicht möglich. Vielmehr verstetigte und verstärkte sich Mitte des Jahres mit der „Black Lives Matter“-Bewegung eine Entwicklung, die man schon in den Vorjahren in Form der „Fridays for Future“-Demonstrationen kannte: Die Sichtbarmachung gesellschaftlicher Probleme durch große öffentliche Zusammenkünfte. Neu bei der amerikanischen Bewegung war aber ein Aspekt, der „Fridays for Future“ bisher fehlt: Die Infragestellung von Objekten im öffentlichen Raum. So wurden hier im Zuge der Proteste einige öffentliche Denkmäler angesprayt, beschädigt, gestürzt, auch zerstört. Unter den Stein- und Bronzestatuen waren Bildnisse von rassistischen Südstaatengenerälen, deren Entfernung teils schon längst von verschiedenen Gesellschaftsgruppen gefordert wurde, aber auch beispielsweise Columbus-Denkmäler (dessen kolonialistischen Absichten und Folgen schwer zu leugnen und auch der direkte Grund für die kanalisierte Wut sind) und – vereinzelt – Denkmäler, die zwar für rassistische Südstaatengeneräle gehalten wurden, in Wahrheit aber nur unglücklich platzierte Vertreter der liberalen Gegenseite waren und nun wohl als eine Art historischer Kollateralschaden gelten müssen. Man entledigt sich also der Dinge im öffentlichen Raum, die man als in der heutigen
Zeit unangemessen und/oder/weil beleidigend für Teile der Gesellschaft empfindet. Nun ist der öffentliche Raum kein Museum, sondern im optimalen Fall der architektonisch erstarrte Bewegungsraum seiner Bewohner*innen; dieser ändert sich ständig, durch Umbauten, Neuplanungen, Stadtimplantate, oder neue Infrastrukturmaßnahmen. Eine gemeinschaftlich beschlossene Entfernung oder Ergänzung von Dingen im öffentlichen Raum ist hiernach legitim; ob das mit einer Aggressivität geschehen muss, die das Objekt zerstört, kann man verneinen: eine geordnete Überführung der Dinge in Museen und Archive, wo sie bewahrt, eingeordnet und ihre Geschichte wissenschaftlich aufgearbeitet und kritisch diskutiert wird, wäre sicher ein bekömmlicherer Weg. Was hat das mit Nürnberg zu tun? Tatsächlich einiges, denn die Stadt beheimatet als ehemalige „Stadt der Reichsparteitage“ nicht nur das größte erhaltene NS-Architekturensemble der Welt als Mahnmal und Ort der Reflexion, sondern blickt daneben auch auf einen recht vernünftigen Umgang mit neuen öffentlichen Gedenkorten zurück: So erschließt sich zum Beispiel die 1999 von dem israelischen Bildhauer Dani Karavan errichtete „Straße der Menschenrechte“ nochmals neu, wenn der vor dem Triumphtor liegende Platz als Versammlungs- und Demonstrationsort genutzt wird. Bemerkenswert unaufgeregt ist auch das Denkmal am Willi-Brandt-Platz, ein in Bronze gegossener, auf einer Bank sitzender Bundeskanzler, der den Arm zur Seite streckt, um den Gegenüber anlehnen zu lassen: Es ist schwer vorstellbar, dass eine derart unprätentiöse und nahbare Erinnerungsfigur Opfer von
58 – Kunstkommentar
Regenbogen-Präludium an der Zeppelintribüne, 2020. Foto: Peter Kunz
Wut werden kann. Auch auf dem Reichsparteitagsgelände war man nicht untätig: Anfang des Jahrtausends eröffnete sein Dokumentationszentrum in der alten Kongresshalle mit spektakulärer Architektur: der Architekt Günther Domenig hatte einen metallenen und gläsernen „Speer im Speer“ errichtet. Das Archiv und Ausstellungshaus gilt international als historische Aufarbeitungsleistung, ähnlich wie das „Memorium Nürnberger Prozesse“, der historische Gerichtssaal an der Fürther Straße, der heute als reiner Erinnerungsort fungiert. Für die Errichtung zeitgemäßer öffentlicher Orte hatte die Stadt also über die Jahre offenbar ein gutes Gespür; darum ist es verwunderlich, dass dieses Gespür bei einer erst wenige Wochen zurückliegenden Aktion an der Zeppelintribüne manche Entscheidungsträger verlassen
hat: Durch eine unbekannte Aktivist*innengruppe wurden die acht zentralen Steinpilaster auf der Schauseite der Tribüne in Regenbogenfarben bemalt. Das entstandene Bild hat sich über Deutschland hinaus medial verbreitet, und es hat vermutlich einer bestimmten Gruppe die Suppe versalzen, die zu ärgern sich grundsätzlich lohnt: Die leider immer noch existierenden rechtsextremen NS-Tourist*innen hätten fortan mit ihrem Selfie auf Hitlers Balkon einen Regenbogen hinter sich betrachten müssen. Medial war die Aktion ein Erfolg, und das Symbol wirkt dank der zahlreichen Fotografien bis heute weiter, obwohl - vielleicht etwas übereilt - beschlossen wurde, die nicht wasserfeste Farbe nach wenigen Tagen mit Dampfdruckgeräten zu entfernen (die Reinigung hat dem Stein nach Expertenmeinung mehr geschadet als die wasserlösliche Farbe selbst). Aus künstlerischer Perspektive muss die Bewertung der Aktion noch weitere Faktoren in den Blick nehmen als ihren zweifelsfrei vorhandenen politischen Wert, und hier schließt sich der Kreis zu den gestürzten Kolonialstatuen: Was verbindet, was unterscheidet ein bespraytes Columbus-Denkmal von einem bemalten NS-Gebäude? Gemeinsam ist zuvorderst die Stoßrichtung der Aktion: Ein bestehendes, ungeliebtes Zeitzeugnis wird durch eine künstlerische Aktion verfremdet, transformiert, kommentiert. In der Street Art hat man einige Erfahrung mit solchen Interventionen, die große kulturelle Wirkung entfalten können, wie man beispielsweise an Bildern und Installationen von Banksy sehen kann. Aber was wird aus einem NS-Mahnmal, wenn man es mit neuer Symbolik belegt? Im Fall der Statuen zerstören die Sprayer*innen das gewünscht Erhabene der Figuren, die Spraytags sind damit eine Auflehnung gegen die Überhöhung der Person in dem Denkmal. Das übermenschliche Mahnmal wird dadurch zum ordinären Alltagsobjekt, hier liegt auch die Wurzel der Ablehnung solcher Aktionen bei vielen Kommentator*innen. An der Zeppelintribüne ist aber etwas anderes geschehen: Das ikonische NS-Mahnmal (hier war das monumentale Hakenkreuz
59 – lesen lieben angebracht, das 1945 von der US-Armee medienwirksam gesprengt wurde) hat man mit einem anderen, bereits bestehenden Symbol belegt, zumindest scheinbar; der Regenbogen dient sowohl als LGBTI*- als auch (auf dem Kopf stehend) als Friedensflagge, allerdings hat erstere sechs Streifen, letztere sieben. Die acht Streifen der Bemalung entsprechen also nicht dem Aufbau der jeweils bestehenden Symbole, was ein wichtiges Detail ist; denn es geht eben nicht darum den bösen NS-Geist etwa durch ein positives Symbol des Friedens oder der Diversität zu „neutralisieren“. Interventionen, die darauf abzielen, sind in der Regel eher gut gemeint als gut durchdacht, und gerade durch die Verwendung bestehender Symbole im falschen Kontext ist es durchaus möglich, das hinzugefügte Symbol zu beflecken (das Peace-Symbol beispielsweise ist eben auch die auf dem Kopf stehende Lebensborn-Rune). Auch muss bei aller Freude über die Aktion, die bisher sicher der gelungenste optische Eingriff in die Tribüne ist, die Frage erlaubt sein: Wirkt die Zeppelintribüne durch das bunte Farbenspiel nicht am Ende auch unverdienterweise freundlicher und nahbarer, wie ein Pitbull mit Schminke? Will man das in Kauf nehmen? Und ist diese Abschwächung der autoritären, zynischen Speer-Architektur nicht ein Bärendienst für die historische Aufklärungsarbeit, die auch auf Einfühlungsvermögen in die Faszination der Gewalt basiert? Der Erhalt des Geländes ermöglicht ja im besten Fall eine emotionale Reflexion der Wirkung dieser antisozialen Bauten in all ihrer Unfreundlichkeit. Womöglich kann man von den gestürzten Statuen etwas für den Umgang mit der Zeppelintribüne lernen: Die starken Reaktionen auf den gemalten Regenbogen dokumentieren eine große Sympathie in der Gesellschaft für die realisierte Idee, und auch das Reichsparteitagsgelände ist bei aller historischen Bedeutung öffentlicher Raum. Womöglich ist es an der Zeit, das Gelände der Gegenwart zu überlassen – und die Aufarbeitung seiner Geschichte den Museen und Archiven.
@die_fotoszene
OPEN AIR/ Südseite Lorenzkirche
60 – solidarität
1000 Plakate + Seebrücke Solidarität in Nürnberg, In Zahlen, bitte! Die Zeit der Krise und der Pandemie ist, wie wir auch gesehen haben, eine Zeit der Solidarität. Für manche Menschen zumindest, für die Guten, für uns und unsere Leser*innen eh. Unter den zahlreichen Aktionen, die gestartet wurden, um diejenigen zu unterstützen, die gerade von Corona disrupiert werden, gefiel uns diese besonders, schon rein aus ästhetischer Sicht: 1000 Plakate für Nürnberg. Angestoßen vom Veranstaltungskollektiv High Life Low Budget gestalteten 20 Designer*innen, Fotograf*innen, Künstler*innen 20 Plakate. Nicht für sich selbst und das eigene Loftwohnzimmer. Sondern für die Menschen – die die Plakate im Sinne eines Crowdfundings erwerben konnten. Alle Einnahmen versprachen High Life den Kulturorten, Clubs, Kneipen, Treffpunkten, die wir gerade alle so schmerzlich vermissen. Konkret heißt das: 50 Prozent gingen an die Kulturliga, den Zusammenschluss von Spielstättenbetreiber*innen der Region. Über die übrigen 50 Prozent konnte die Community abstimmen, zehn Orte sollten profitieren. Sie heißen: Arsch & Friedrich, Balazzo Brozzi, Café Bar Katz, Heizhaus, Kloster, Mops von Gostenhof, Palais Schaumburg, Salon Regina, Schanzenbräu und Schnepperschütz. Das alles ist schon mal ziemlich schön bis hier hin. Das wirklich Krasse an der Geschichte, ist die Zahl, die am Ende unten raus
61 – ohne die wird‘s still
Die zweite solidarische Aktion, auf die wir gerne in diesem Sinn hinweisen wollen, ist weniger lange her. Und vom Ding her auch durchaus eine ernstere Sache. So scheiße es der Clubszene in Nürnberg momentan geht, mit der Situation der Geflüchteten im bosnischen Bihac ist das erstmal gar nicht zu vergleichen. Die Bereitschaft, der Nürnbergerinnen und Nürnberger zu helfen, aber schon. Die Seebrücke Nürnberg hatte für den 6. Februar dazu aufgerufen Kleidung, Schlafsäcke, Hygieneartikel und so weiter zum Z-Bau zu bringen. Dort fand eine große Sammlungsaktion im Auftrag von Space Eye statt. Space Eye ist eine NGO aus Regensburg, die seit einiger Zeit sehr direkte, unmittelbare Flüchtlingshilfe leistet. Zum Beispiel, indem Hilfsgüter in einen oder viele Lieferwagen gepackt und direkt dorthin gefahren werden, wo man sie braucht. Momentan ist das unter anderem Bihac nahe der bosnisch-kroatischen Grenze. Nachdem das dortige Flüchtlingslager geschlossen wurde, campen dort tausende Menschen ohne irgendwas und im Freien.
Was das, gerade bei derzeitigem Wetter, bedeutet, kann sich jede*r vorstellen. Zehn Stunden lang nahmen die Mitarbeiter*innen der Seebrücke die Sachen entgegen, die an diesem Tag gespendet wurden. Am Ende türmten sich unfassbare Stapel, die dann zu fertigen Paketen zusammengepackt wurden. Konkret heißt das: 1.069 Kleidungspakete, 818 Hygienepakete, 180 Schlafsäcke und 60 Zelte fahren nach Bihac! Beides, auch die Unterstützung unserer Locals, ohne dabei die Menschen aus dem Bewusstsein zu verlieren, denen es noch beschissener geht, macht uns ein bisschen stolz, in dieser Stadt zu leben. Und ihr dürft jetzt auch mal stolz auf euch sein. Supportet weiter, wo es geht! Die Locals. Und die Seebrücke eh!
www.1000plakatefuernuernberg.de
BBK
kommt, wenn man auf diese Weise mobilisiert: 15.485 Euro hat die Startnext-Kampagne eingetrieben. Weil ein Haufen geiler Leute zusammengearbeitet hat und dabei auch noch geile Kunst hergestellt hat.
NÜRNBERG MITTELFRANKEN
www.seebruecke.org www.space-eye.org
62 – kultur-interview
Das Amt für Kultur und Freizeit - kurz KUF - ist eine Dienststelle im Kulturreferat der Stadt Nürnberg. Zum KUF gehören elf Kulturläden, das Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne, die Musikschule, das Inter-KulturBüro, der KinderKunstRaum und die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur. Zudem sind im KUF die Koordination für das Integrationsprogramm und MUBIKIN angesiedelt. Zum Programm gehören ebenfalls das Sternenhaus und viele, viele andere Projekte. Jürgen Markwirth leitete das KUF und geht nun in den Ruhestand. Wir haben nachgefragt, wie sich Kultur, Soziokultur und Integration verändert haben.
Fotos @ #neuland
Foto: privat
63 – j. Markwirth
Im Gespräch: jürgen Markwirth, ehemaliger leiter des Kulturamts Herr Markwirth, Sie sind schon sehr lange im Amt für Kultur und Freizeit (KUF) tätig und haben es gut 15 Jahre lang geleitet. Wie wäre Ihr Ausstand ohne Corona-Limitation ausgefallen? Ich hätte im vergangenen Jahr noch einmal ganz bewusst die vielen Veranstaltungen und Einladungen besucht, wäre auf „Abschiedstournee“ zu den verschiedenen Teams des Amtes gegangen und natürlich hätte es ein größeres Abschiedsfest mit Kolleg*innen, Weggefährt*innen und Kooperationspartner*innen gegeben – durch all das hat das Corona-Virus einen dicken Strich gemacht und wie bei vielen anderen, die im letzten Jahr in den „Ruhestand“ gegangen sind, wird es wohl beim online-Abschied bleiben. Das KUF wurde und wird immer mit dem Schlagwort „Soziokultur“ überschrieben. Was versteht man darunter? Das KUF ist ein „Kind“ der vom damaligen Schul- und Kulturreferenten Prof. Dr. Hermann Glaser entscheidend geprägten neuen Kulturpolitik der 1970er Jahre. Glaser ist einer der Väter der Soziokultur – ein weit gefasster Kulturbegriff. Slogans wie „Kultur von allen, Kultur für alle“ oder „Kulturpolitik ist Gesellschaftspolitik“ skizzieren die Ideen. Das hat mich wie viele andere damals begeistert und tut es auch heute noch – deshalb hat mich das KUF auch nie mehr losgelassen. Begriffe, Inhalte und Rahmenbedingungen haben sich immer wieder verändert und entsprechend auch unsere Arbeit. Aber die Grundideen sind aktuell wie eh und je. Nicht zufällig haben wir uns als KUF deshalb in vielen Themen der Kulturstrategie und der Kulturhauptstadtbewerbung wie Menschenrechte, Diversität, Teilhabe, Inklusion oder Nachhaltigkeit
wiedergefunden. Mit seinen verschiedenen Arbeitsbereichen – von den Kulturläden über das Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne, das Inter-Kultur-Büro, die Kinderkultur und die Deutsche Akademie für Fußballkultur bis zur Musikschule und den Koordinierungsaufgaben im Bereich der kommunalen Integrationspolitik oder der kulturellen Bildung – steht das KUF für wichtige kultur- und gesellschaftspolitische Themen. Nürnberg hat eine große „Kultur der Kulturläden“. Sind wir im Bereich Soziokultur besonders gut aufgestellt? Darum wird Nürnberg noch immer vielfach bundesweit beneidet. Während hier neue Einrichtungen wie die Kulturwerkstatt Auf AEG eröffnet wurden, war andernorts der Rotstift am Werk. Aber die Kulturladen-„Kette“ ist nicht so flächendeckend, wie man sich das einmal vorgestellt hat. Die bestehenden Häuser und Ressourcen sind ausgelastet und können den vielen neuen Ideen und Initiativen nicht immer so gerecht werden, wie wir selbst uns das wünschen würden. Nicht umsonst steht der Wunsch nach Frei- und Ermöglichungsräumen ganz oben auf der kulturpolitischen „Wunschliste“. Mit Projekten wie der „KommVorZone“* in der Südstadt wollen wir dem noch mehr gerecht werden. Und ich freue mich, dass das KUF aktuell den Auftrag hat, ein Konzept für ein Leerstandsmanagement zu entwickeln – mit dem „Raumkompass“* als erstem sichtbaren Zeichen. *KommVorZone // instagram.com/kommvorzone_nbg / siehe auch S. 70 *Raumkompass // www.raumkompass.nuernberg.de Weil es so gut passt: curt ist bei beiden Projekten Medienpartner.
64 – kultur-interview Was sind die größten Hürden, mit denen man im Kulturbereich in Nürnberg zu kämpfen hat? Generell genießt der Kulturbereich noch nicht die gesamtgesellschaftliche Wertschätzung, die ihm nach meiner Überzeugung zukommt, das wird in der Corona-Situation doch leider sehr deutlich. Aber oft merkt man ja erst, wie wichtig manche Dinge sind, wenn man sie nicht mehr hat – insofern hoffe ich hier auf eine positive Lehre aus Corona. Spezielle „Nürnberger Hürden“ sehe ich dabei nicht. Generell müssen wir uns alle immer wieder aufs Neue anstrengen, breite Bevölkerungskreise für die Kultur zu gewinnen. Die Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt hat viele kulturelle Dinge – auch finanziell – ermöglicht. Das ist vorbei, und nun auch noch die Pandemie. Machen Sie sich Sorgen um die Finanzierung und Budgets der KUF-Einrichtungen, aber auch um die der großen Paläste der Hochkultur? Tatsächlich hat die Kulturhauptstadtbewerbung viel frischen Wind in die Stadt gebracht und Dinge befördert und ermöglicht, die sonst nicht möglich gewesen wären – auch für das KUF. Projekte wie das „Bewerbungsbuch der Kinder“, das Ergebnis eines breit angelegten Projekts mit unterschiedlichsten Partnern war, die schon erwähnte „KommVorZone“ oder das „Global Art Festival“ haben dank der Bewerbung Fahrt aufgenommen. Die Bewerbung war eine große Hoffnung für die Stadt im Allgemeinen und die Kultur im Besonderen. Natürlich mache ich mir jetzt angesichts der unübersehbaren finanziellen Auswirkungen der Pandemie Sorgen. Als städtische Kultureinrichtungen müssen wir bereits jetzt deutliche Abstriche bei Personal- und Sachkostenbudgets machen, Großprojekte sind auf Eis gelegt. Erfreulicherweise hat der Stadtrat aber die Zuschüsse an die freie Kulturszene nicht gekürzt – ein wichtiges Zeichen, wie ich finde. Hoffen wir, dass die Kommunen Unterstützung vom Bund bekommen, damit es nicht zu noch schmerzhafteren Einschnitten kommt.
Kultur und Soziokultur unterliegen einem permanenten Wandel. Im Laufe Ihrer Amtszeit, was hat sich am meisten verändert? Die kulturelle Landschaft ist in den letzten Jahrzehnten immer reichhaltiger und vielfältiger geworden, soziokulturelle Einrichtungen und Angebote sind zunehmend zum selbstverständlichen Teil der Kulturszene geworden. Das war in den Anfangsjahren anders, ich erinnere mich noch gut an Schließungsdiskussionen zu Kulturläden, zum KOMM und so weiter. Gleichzeitig ist auch die Stadtgesellschaft selbst bunter geworden. So hat z.B. bald jede*r Zweite in Nürnberg familiäre Wurzeln anderswo in der Welt. Vielfalt wird zunehmend als selbstverständlich und als Chance begriffen. Gerade in den letzten Jahren gibt es außerdem viele neue kulturelle Initiativen unterschiedlicher Art, die ihren Platz in der Nürnberger Kulturlandschaft suchen. Je ausdifferenzierter die Gesellschaft ist, desto ausdifferenzierter sind auch die Erwartungen an bestehende kulturelle Einrichtungen, aber auch auf Förderung und Unterstützung neuer Projekte. Um vielfältige Bevölkerungskreise zu erreichen, muss sich die Kultur insgesamt entsprechend „aufstellen“ was Angebot, Teams, Förder- und Unterstützungsstrukturen, aber z.B. auch die Öffentlichkeitsarbeit angeht. Gelebte kulturelle Vielfalt fehlt und fehlte selten so sehr wie seit März 2020. Was macht der Lockdown mit der Soziokultur, wie kann Integration im Lockdown gelebt werden? Und wie sehr wirft uns das zurück? Der Lockdown trifft viele unserer Angebote „ins Herz“ und damit auch die vielen Nutzer*innen. Nähe, Austausch und Begegnung sind essentiell – und das Gegenteil von Abstandhalten, Hygienevorgaben und Distanz. Stadtteilfeste oder die „Friedenstafel“ zur Menschenrechtspreisverleihung leben davon, dass unterschiedlichste Menschen nah zusammenkommen. Beim Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne geht es darum, Dinge anzufassen und
65 – j. Markwirth
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66 – kultur-interview zu spüren und durch gemeinsames Tun Erfahrungen zu machen – ganz schwer unter Pandemiebekämpfungsvorgaben. Damit wir möglichst viele Kinder erreichen und nicht nur die, deren Eltern Kultur wichtig ist, kooperieren wir viel mit Schulen und Kindertagesstätten, wie z.B. beim KinderKunstRaum oder dem Programm MUBIKIN – wenn die aber geschlossen oder nicht im Regelbetrieb sind, bleiben die Türen auch für außerschulische Angebote zu. Die Corona-Beschränkungen verschärfen vielfach bestehende Ungleichheiten – in der Schule, aber sicher auch im Bereich außerschulischer kultureller Bildung. Hoffen wir, dass auch unsere Angebote wieder möglich werden, wenn Schulen und Kindertagesstätten wieder öffnen. Spannend wird es aber auch sein, ob und wie sich das Verhalten der Nutzer*innen und Besucher*innen durch die Pandemie verändert hat. Das wird vermutlich nicht gleich wieder so sein wie vorher. Wir bei curt staunen immer wieder, wie viele Einrichtungen und Veranstaltungen am KuF festgemacht sind. Wie kann man da den Überblick behalten? Ich staune auch oft, was sich die Kolleg*innen und unsere Kooperationspartner*innen immer wieder einfallen lassen. Aber mit guten Kontakten zu den jeweiligen Kolleg*innen und regelmäßiger Kommunikation habe ich es noch immer geschafft, zumindest den Grob-Überblick zu behalten. Was ist oder wird die wichtigste Baustelle für Ihre*n Nachfolger*in? Der weitere Umgang mit den Herausforderungen und Folgen der Corona-Pandemie und die Entwicklung angepasster Angebote wird sicher die nächsten Monate prägen. Und vermutlich wird das noch eine Weile das berühmte „Fahren auf Sicht“ sein, das wir seit März 2020 praktizieren. Danach gibt es jede Menge Ideen zur Weiterentwicklung der verschiedenen Arbeitsbereiche im Amt, die die oder der Neue dann mit den jeweiligen Kolleg*innen vertiefen
kann. Ein wichtiges Stichwort ist dabei auf jeden Fall das Thema Digitalisierung in all seinen Facetten – die letzten Monate haben gezeigt, was da alles möglich ist: Livestreams wie z.B. von der Gala zur Verleihung der Deutschen Fußball-Kultur-Preise, den digitalen „Sternenhaus“-Adventskalender, die Digital Edition von „NUEJAZZ“ und viele andere digitale Angebotsformate ebenso wie die Nutzung von Videokonferenzen oder mobiles Arbeiten von zu Hause aus. Gleichzeitig ist aber auch deutlich geworden, was in dem Bereich noch getan werden muss. Was die vielen Orte und Veranstaltungen angeht, an denen das KUF beteiligt ist – gibt es einen Jürgen-Markwirth-Liebling? Nein, den Liebling gibt es so nicht. Ich mag das alles, was im und um das KUF herum geschieht und freue mich über Angebote, die sich seit vielen Jahren bewährt haben, ebenso wie über neue Ideen. Ich habe es dabei immer als unsere Aufgabe gesehen, Kultur zu ermöglichen und Ideen zu befördern. Im Rückblick denke ich da z.B. gerne an die Entwicklung der „Türkei Filmtage“ von der Idee einer Gruppe junger türkeistämmiger Kino-Enthusiasten im damaligen Kulturladen Rothenburger Straße zum späteren „Filmfestival Türkei Deutschland“. Und persönlich erinnere ich mich auch gerne noch an die „Südwind“-Konzertreihe mit Musik aus aller Welt, die ich vor meiner Zeit als Dienststellenleiter über etliche Jahre gestaltet habe. Privat: Wofür nehmen Sie sich jetzt Zeit? Und bleiben Sie der Kultur weiterhin erhalten? Da kann ich nahtlos anknüpfen. Ich freue mich darauf, auf Konzerte und Festivals zu gehen, wenn das wieder möglich ist. Für Karten aus dem Vorjahr für Auftritte des senegalesischen Sängers Youssou N´Dour in Wien oder für Zucchero in der Arena von Verona gibt es hoffentlich im Laufe des Jahres Nachholtermine. Ein Stapel Romane und Sachbücher wartet auch darauf, gelesen zu werden. Auch Ausstellungen und Kinos werde ich bestimmt öfter besuchen
67 – j. Markwirth als in den letzten Jahren. Perspektivisch kann ich mir auch sonst vieles vorstellen. Aber jetzt ist dann erst mal Abschalten und Nichtstun angesagt. Eigentlich wollte ich gleich auf längere Wohnmobil-Reisen durch Europa gehen, aber auch das blockiert Corona vermutlich wohl noch eine Weile. Ein erstes Reiseziel wird auf jeden Fall Südfrankreich sein – da zieht es mich seit jungen Jahren immer wieder hin. curt und das KUF, das passt ja ganz oft wunderbar. Wir sehen uns selbst als Teil der Kultur. Wie nehmen Sie curt wahr? Genau so sehe ich Euch auch! curt ist das „Zentralorgan“ der Nürnberger Kultur in ihrer ganzen Breite geworden. Vielen Dank dafür! Den aktuellen curt werde ich mir auch im Ruhestand immer holen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Vielen Dank für die präzise Analyse! Da helfen wir doch gerne mit einem Ruhestands-Abo ;)
Jürgen Markwirth, Jahrgang 1955, ist nach dem Studium als Diplom-Pädagoge an der Universität Bamberg 1992 gleich beim Amt für Kultur und Freizeit (kurz KUF) gelandet, das ihn dann ein Berufsleben lang nicht mehr losgelassen hat. Lange Jahre war er dort für den Bereich „Kulturelle Ausländerarbeit“, der später zum InterKultur-Büro wurde, zuständig, später übernahm er die Leitung der zusammengelegten Abteilung „Kulturläden und InterKultur-Büro“. Nach einer Zeit als stellvertretender Dienststellenleiter übernahm er 2006 die Leitung des Amtes, zunächst kommissarisch, dann ab 2008 auf Dauer. Alle Einrichtungen des KUF sind aufgrund der aktuellen CoronaMaßnahmen bis mindestens 7. März 2021 für Veranstaltungen und Treffen aller Art geschlossen.
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68 – digital gender gap
Foto: hendrik gergen
69 – #neuland
MFK #neuland / Talk: kenza, wir und der digital gender gap Die Ausstellung „#neuland: Ich, wir und die Digitalisierung“ ist geöffnet seit Mai 2020 – befindet sich aber, wie alle Museen, aktuell im Corona-Lockdown. Es gibt aber diverse Veranstaltungen des Begleitprogramms, die online stattfinden. curt ist Medienpartner. Wer hätte es gedacht: Technik und Digitalisierung sind immer noch extrem Männer-dominiert. Daher gibt es zum Thema Digital Gender Gap einen Talk mit Kenza Ait Si Abbou Lyadini. Kenza ist Autorin, Coach und vor allem leitende Managerin Robotik/KI bei der Telekom. Man kann durchaus sagen: sie ist vom Fach. Kenza, zur Ausstellung #neuland gibt es einen Talk mit dir. Thema: Digital Gender Gap. Technik und Digitalisierung sind immer noch Männer-dominiert. Woran liegt das und was genau bedeutet dieses Gender Gap? Kenza: Aus meiner Sicht liegt das an der Sozialisierung, die patriarchalisch ist. Die traditionellen Rollenbilder sind immer noch präsent und führen dazu, dass Mädchen etwas mit Medien bzw. Kommunikation und Jungs etwas mit Technik studieren. Obwohl
die Digitalisierung ein neues Mindset bedeutet, basiert die Umsetzung der meisten Vorhaben auf Technik und hier sind Frauen unterrepräsentiert. Aber, um ein neues Mindset zu erreichen, braucht es Vielfältigkeit. Ohne diverse Perspektiven sind Disruption und Innovation nicht möglich. Zudem kommt, dass über 50% der Weltbevölkerung weiblich ist. Daher müssen Frauen die Digitalisierung genauso gestalten und vorantreiben wie Männer. Du bist eine Frau, arbeitest seit über 15 Jahren in der IT-Branche, und bist jetzt Managerin bei der Deutsche Telekom IT im Bereich Robotics und AI-Solutions. Damit erregst du viel Aufmerksamkeit und bist sehr unique. Macht das deine Arbeit leichter? Kenza: Sehr unique bin ich aus meiner Sicht nicht. Es arbeiten mehr Frauen in dem Bereich als man wahrnimmt. Die Experten, die in den Medien oder auf Konferenzen auftauchen, sind vor allem männlich und daher entsteht der Eindruck, dass es hier gar keine Frauen gibt. Es gibt sie schon, sie bleiben nur hinter den Kulissen. Sichtbar zu sein ist aber wichtig und hilfreich. Meine Sichtbarkeit hilft mir in meiner Aufgabe. Denn viele Kollegen kommen auf mich zu, weil sie mich auf einer Bühne gesehen oder ein Interview über
70 – digital gender gap
mich gelesen haben. Auf der anderen Seite bekomme ich mehr Anfragen als ich bewältigen kann und muss daher stark priorisieren und oft absagen oder einen Ersatz suchen. Und das ist extra Arbeit. Was war dein beruflicher Weg? Und warum hat bei dir die ITKarriere funktioniert? Ich habe keinen geradlinigen beruflichen Weg. Ich habe nach meinem Studienabschluss in der Hardware-Entwicklung gearbeitet, dann im Eventmanagement, auf der Weltausstellung in Shanghai und seit 2011 in der IT-Branche, bei der Telekom. Der gemeinsame Nenner ist aus meiner Sicht meine Fähigkeit, mich in komplexen Umfeldern zurechtzufinden. Komplexität ist für mich ein Ansporn. Ich mag es, komplexe Fragestellungen zu lösen, und davon gibt es genug in der IT-Branche. Eine deiner Leidenschaften ist KI. Du hast gesagt, der Prototyp des KI-Entwicklers sei weiß, westlich, männlich, jung. Und diese Perspektive würde in die Entwicklung der Technik übertragen werden. Auch hier: Der Gap verstärkt quasi den Gap. Wie kann man aus diesem Kreis ausbrechen? Ja, die KI-Entwicklung ist leider sehr homogen. Und ähnlich homogen werden die Lösungen, die gebaut werden und die Maschinen, die daraus entstehen. Die Maschinen verstärken wiederum die homogenen Denkmuster und die Vorurteile. Das ist ein Teufelskreis. Ausbrechen kann man ihn, indem man die Teams diverser aufstellt. Es sollten bereits in der Ideenentstehungsphase unterschiedliche Perspektiven mit einfließen. Dadurch werden Denkmuster durchbrochen, wird über Vorurteile diskutiert und werden Lösungen für unterschiedlichen Bedürfnisse entwickelt. Meine Tochter ist 13. Wie lange wird man sich noch über Gleichstellung, Frauenquote, Gender Gap unterhalten müssen? Leider sehr lange. Wir werden die Diskussion nicht überleben,
wenn es nach den Studien des Weltwirtschaftsforums oder der Allbright Stiftung geht. Den Studien nach werden wir, im jetzigen Tempo, circa noch 100 Jahre bis zur Gleichstellung brauchen. Wir müssen daher auf die Gaspedale drücken, wenn wir möchten, dass unsere Töchter in einer besseren Welt leben. Hast du dir schon mal eine länger digitale Auszeit genommen? Sehr lange nicht, aber circa drei Wochen nach der Geburt meiner Tochter, meinem zweites Kind. Da habe ich nicht mal auf die Glückwünsche meiner Familie reagiert. Ich brauchte einfach Ruhe. Ich würde meine „Alexa“ gerne mit „Kowalski“ befehlen können. Kannst du mir dabei helfen? Ich habe selbst keine Alexa zu Hause und weiß daher nicht genau, was möglich ist und was nicht. Das Geschlecht der Stimme ist veränderbar, aber das Aktivierungswort, soweit ich weiß, nicht.
Talk / Digital Gender Gap mit Kenza Ait Si Abbou Lyadini Do. 11. März, 12:45 – 14:30 Uhr Anmeldung: 0911/ 230 88 230 oder mkn.anmeldung@mspt.de
71 – #neuland
DATEN BIS 11 UHR GESENDET, AM GLEICHEN TAG GEDRUCKT & GELIEFERT IN NÜRNBERG, FÜRTH & ERLANGEN!
Kenza Ait Si Abbou Lyadini Ihr Buch: „Keine Panik ist nur Technik“ www.iamkenza.de Talk / Digital Gender Gap 11.03. im Museum für Kommunikation Nbg @ Ausstellung #neuland www.ausstellung-neuland.de curt ist Medienpartner!
Tel.: 0911 . 322 553 0 · Email: info@flyermeyer.de Frauentaler Weg 16 · 90427 Nürnberg
72 – kommVorzone
KommVorZone: Zunkunftswerkstatt. Foto: Elizaveta Shlosberg
73 – KVZ
Kommvorzone: mehr grün, Sicherer fahrradfahren und gemeinschaftlich tanzen Die KommVorZone ist curt-Leser*innen längst kein böhmisches Dorf mehr, haben wir dieses partizipative Südstadt-(Kultur-) Pimping schließlich von Anfang an mit begleitet. Den Organisator*innen des KUF geht es nach wie vor darum, einen regelmäßigen Austausch mit Bewohner*innen der Südstadt am Leben zu erhalten – um Wünsche, Anregungen, Ideen zu sammeln, die am Ende wiederum allen zugutekommen. Bis Sommer soll ein temporärer Ort für Kultur von allen für alle entstehen. Seit Oktober fanden zum einen regelmäßige Wissens-Werkstätten und zum anderen offene Programmtreffen statt, zunächst im Südpunkt, dann online. Im Rahmen dieses Austausches wurde bereits klar, welche Wünsche bei vielen Menschen im Viertel ganz oben stehen: ein Open Space als gemeinsames Wohnzimmer unter freiem Himmel, mehr und belebtere Grünflächen, mehr Wissensaustausch und Möglichkeiten der gemeinsamen Gestaltung. Wir haben und bei einigen Teilnehmer*innen umgehört. Daniela Rutenkolk arbeitet seit über zehn Jahren künstlerisch mit Kindern und Jugendlichen in der Südstadt, wo sie auch ihr Atelier hat. Sie findet, die Südstadt könnte ruhig noch ein bisschen mutiger und selbstbewusster auftreten: „Wir haben hier tolle Künstler*innen und mittlerweile auch schöne Cafés und schöne Plätze mit Wochenmärkten.“ Daniela erfreut sich an Biergärten, dem Z-Bau, dem Café Frau Elster, der kulturellen Vielfalt des Stadtteils, wünscht sich aber mehr Grün und mehr freie Flächen
für Urban Gardening. „Außerdem möchte ich mich als Fahrradfahrerin sicherer in der Südstadt bewegen können.“ Tim Auzinger, Student, bewegt sich im Bereich Medienproduktion und Medienkunst und wohnt seit zwei Jahren in der Südstadt. Er genießt den Aufseßplatz und das Essen in der Südstadt und glaubt an das Potenzial des neuen Nelson-Mandela-Platzes, zu einem sommerlichen Wohnzimmer zu werden. Zur KommVorZone kam er zufällig, wie er sagt: „Ich bin generell an solchen Projekten interessiert und auf der Straße angesprochen worden – es war klar, dass ich dabei bin.“ Besonders reizvoll findet er, in diesem Rahmen mit Menschen aller Altersgruppen zusammenzuarbeiten. Lena Marie Oelbracht ist hier noch recht neu und seit einem halben Jahr Südstadt-Bewohnerin. Sie genießt Sonne und/oder Schnee am Dutzendteich oder im Hummelsteiner Park. „Ich bin gerne im Grünen und mit dem Fahrrad unterwegs – aber von beidem, Grünflächen und sichere Fahrradwege, würde ich mir für die Südstadt mehr wünschen.“ Als neu Hinzugezogene stand Lena Marie vor der Herausforderung, in Coronazeiten in Kontakt zur Nachbarschaft zu treten, was durch die KommVorZone glücklicherweise trotzdem möglich wurde. Kathrin Seifert kommt aus Nürnberg, war dann fürs Studium und erste Jobs lange weg und lebt nun seit gut eineinhalb Jahren in der
74 – Statements der Beteiligten Südstadt. Sie arbeitet in der Personalentwicklung und engagiert sich ehrenamtlich im Experiment e.V. für interkulturelle Begegnungen. Kathrin und ihre Familie schätzen die Buntheit und den Trubel der Südstadt, den Annapark, den kleinen Buchladen am Kopernikusplatz, das Casablanca-Kino und die vielen spannenden Restaurants. „Wir wünschen uns mehr Grün und weniger Müll, der auf Straßen und Plätzen rumliegt. Und viel, viel weniger Autos – dafür mehr Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger und Fahrräder.“ Von der KommVorZone erhofft sie sich zum einen, ihr Herzensthema Erwachsenenbildung mit in die Programmatik einarbeiten zu können und vielleicht sogar, dass ihr spezieller Traum sich erfüllen könnte: ein kleines Café für den Annapark. Auch Salome Kehlenbach nennt sichere Fahrradwege als einen der wichtigsten Punkte, wenn es darum geht, die Südstadt besser zu machen. Und: mehr sogenannte Selfmade-Cafés. „Von der KommVorZone bin ich sehr angetan“, sagte sie, „da es ein Bestreben nach Vernetzung und kreativen Impulsen ausdrückt. Meine Hoffnung ist, durch diese Community-Art neue Begegnungen unter Südstädter*innen zu ermöglichen.“ Eleonora Allerdings lebt schon seit acht Jahren in der Südtstadt und schwärmt vom so oft geschmähten Aufseßplatz, der sich im Sommer mit Menschen füllt, die ihn alle auf ihre Art zu nutzen wissen. Allerdings: „Es fehlen Bäume und es gibt eindeutig zu viele Parkplätze und Autos. Und der Hummelsteiner Park sollte im Winter längere Öffnungszeiten haben!“ Die Parkplätze, findet sie, könnte man großteils durch Bäumen mit Tischchen drunter ersetzen. „Dann könnte man da im Sommer schön schattig sitzen und mit Freunden frühstücken.“ Beide, Salome und Eleonora, gehören zur Gruppe tanzn, die sich als Teil der KommVorZone begreift. Was tanzn sich in der Südstadt
wünscht, ist klar: Community-Dance-Events. „Community-Dance” heißt: zusammen tanzen, mit allen Altersstufen und allen Körpern, ohne Einschränkungen!“ Dieser offene, partizipative Raum ermöglicht kreativen Ausdruck, neue Körpererfahrungen und natürlich: interkulturelle und intergenerationelle Begegnungen. Julia und Edgard leben seit zehn Jahren in der Südstadt und haben beobachtet, dass ihr Stadtteil sowohl in Sachen Kulturarbeit als auch in Sachen allgemeine „Aufhübschung“ zu kurz zu kommen scheint. Ihr Jahreshighlight ist das internationale Südtstadtfest: „Genial war auch das kleine Straßenfest am Kopernikusplatz, das das Casablanca-Kino 2019 veranstaltet hat. Solche Feste sind urbanes Leben von seiner schönsten Seite.“ Auch sie wünschen sich von der KommVorZone eine gewisse Aufwertung des Annaparks, zum Beispiel mit Hilfe einer kleinen, mobilen Kulturbühne. Viola Karaalioglu ist eine Hälfe des Kunst-Design-Duos Hadihopsasa, beschäftigt sich mit analogen wie digitalen Medien und Storytelling. Sie rückt das Projekt in einen weiteren gesellschaftlichen Kontext: „Für eine offene und demokratische Gesellschaft müssen Räume geschaffen werden, in denen alle ihre Träume und Visionen aussprechen können, sodass sie in der Realität weiterschallen, die Mauern zittern und sich zu Freiräume entwickeln können.“ Genau diese Möglichkeit sieht sie in der KommvorZone verwirklicht.
KommVorZone Kontakt: kommvorzone@stadt.nuernberg.de. curt ist Medienpartner, weil mittendrin in der Südcity und eh unverzichtbar. www.nuernberg.de/internet/kuf_kultur/kommvorzone.html facebook.com/KommVorZoneNbg instagram.com/kommvorzone_nbg
75 – Lucius A. Hemmer
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76 – uschi unsinn
oben: Menschenkette 2020. Unten: Finale 2019. Fotos: gaycon.de
Foto: Helene Schütz. Hund: Weber, curt-Mastermind
77 – LGBTQ+
uschi unsinn: CSD 2021 Nürnberg – Du hast die wahl! Während ich da so sitze, schwirren mir viele Gedanken durch den Kopf: Corona-Pandemie, keine Kneipen, Vereinsamung, fehlende Beratungsangebote und, und, und ... da platzte am Donnerstag die Vorabmeldung, dass am Freitag im SZ-Magazin 185 queere Schauspieler über ihre sexuelle und geschlechtliche Identität sprechen werden! Welche Wellen dieses Gruppen-Coming-out noch schlagen wird, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Jetzt, ein paar Tage später, bin ich erschüttert, mit welcher Wucht diese Aktion eingeschlagen hat – und weiterhin noch einschlägt. Es geht hier um Sichtbarmachung. Wer Diskriminierung abbauen will, braucht Sichtbarkeit. Jedes Händchen-haltende Pärchen, gegengeschlechtlich, jede Familie, jeder Kinderwagen sorgen für Sichtbarkeit der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft. Bei queeren Personen funktioniert das so eben nicht. Deswegen ist es dringend notwendig, dass es auch in diesem Jahr einen Christopher Street Day in Nürnberg gibt, der für Sichtbarkeit sorgt. Die Planungen für den CSD 2021 Nürnberg laufen bereits seit letztem November. „Queer Europe – Du hast die Wahl!“ lautet das Motto 2021. 2019 war ein Jahr der CSD-Rekorde – vor allem beim CSD in Nürnberg, in diesem bedeutenden Jubiläumsjahr. 50 Jahre PrideBewegung, 50 Jahre Erinnern an den bekanntesten Aufstand in der
Christopher Street in New York. 50 Veranstaltungen im zweieinhalb- wöchigen Rahmenprogramm. Rekordteilnehmer bei der CSD-Demo, über 30 teilnehmende Gruppen, ob zu Fuß, auf dem Motorrad, dem PKW oder einem Party-LKW. 8.000 Teilnehmer, die trotz strömenden Regens für Vielfalt demonstrierten. Erstmalig ein zweitägiges Finale auf dem Jakobsplatz und wieder ein Teilnehmerrekord: Rund 18.000 Besucher feierten an den beiden Tagen mit den Veranstalter*innen. Lange war dann im letzten Jahr nicht bekannt, ob wir überhaupt einen CSD feiern können und wenn ja, in welchem Rahmen. Als das dann geklärt war, galt es innerhalb weniger Wochen wieder ein Programm für die Sichtbarkeit von LGBTTQI+ (Lesben, Schwule, Bisexuellen, Transident, Transgender, Queer und Inter) -Personen zu zaubern. Wieder gab es im Rahmenprogramm knapp 50 Veranstaltungen. Statt einer großen Demo jedoch zogen mehr als 20 Kleingruppen mit maximal zehn Personen und mit Regenbogenfahnen auf verschiedensten Routen durch Nürnberg, um für Sichtbarkeit zu werben, an deren Ende eine Fahneninstallation zum Motto „Queer Europe – kein Schritt zurück!“ am Kornmarkt entstand. Das restliche Programm des Tages wurde gestreamt. Höhepunkt waren das DJing, das an verschiedenen Orten vorher aufgezeichnet wurde, so z.B. an der Rainbow Bridge von Puma oder aus dem Rathaus am Hauptmarkt. Der Höhepunkt war am Sonntag, als unserem Aufruf rund 1.000 Persönlichkeiten folgten, die mit Mund-Nasen-Schutz und Sicherheitsabstand von der Lorenz-
78 – uschi unsinn
kriche am Weißen Turm vorbei bis in die Breite Gasse für Sichtbarkeit in Regenbogenfarben sorgten. Und das wie zur letztjährigen Demo wieder im Regen! Dieses Jahr hoffen wir auf einen regulären CSD mit Demo und zweitägigem Finale auf dem Kornmarkt. Ob das so stattfinden kann und mit welchem Hygienekonzept, lässt sich jetzt noch nicht abschließend sagen. Deswegen planen wir zweigleisig: Einen CSD, wie er 2019 letztmalig stattfinden konnte. Sollte das nicht möglich sein, ist geplant, in einem abgeschlossenen Innenhof eine Bühne zu platzieren und das Event von dort in Biergärten und Kneipen zu streamen, so dass man es trotz allem gemeinsam erleben kann. Genaueres berichte ich zu gegebener Zeit. Wer sich mit einbringen will, darf das gerne tun! Das geht im Organisationsteam, bei der Mitarbeit im Rahmenprogramm, beim Bühnenprogramm oder bei der CSD Demo. Uschi, warum ist der harte Lockdown für die Queer Community besonders hart? Mit wem tauschen sich queere ungeoutete Jugendliche aus? Das Zusammensein mit Gleichgesinnten im geschützten Rahmen entfällt ganz. Noch schlimmer ist es, wenn man auf engstem Raum mit queerphoben Eltern den Lockdown verbringen muss. Älteren Schwulen, die bis 1969 strafrechtliche Verfolgung befürchten mussten, wurde durch den Gastro-Lockdown das zweite Wohnzimmer geschlossen, der Austausch und das gemeinsame Erleben wurde genommen. Welche Auswirkungen dies auch auf unsere Community hat, ist noch nicht abzusehen. Wen wir nach dem Lockdown noch alles wiedersehen werden, oder wer an Covid19 verstorben ist, oder wer sich gar selbst getötet hat, das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Warum sind Events für eure Community besonders wichtig?
Die Beratungs- und Gruppenarbeit des queeren Zentrums Fliederlich e.V. ist ein wichtiger Bestandteil des queeren Lebens in der Noris. Genauso wichtig ist aber auch das gemeinsame Erleben, auch im geschützten Rahmen, sei es auf der Rosa Trachtennacht oder auf den vielen queeren Parties, die hier im Großraum angeboten werden. Zwei Säulen, die wir schmerzlich vermissen. Das Motto des diesjährigen CSD ... Queer Europe – Du hast die Wahl! Das bedeutet: Du hast die Wahl nicht nur bei der Bundestagswahl im September, sondern auch durch ständige Sichtbarkeit für Veränderungen zu sorgen. Du hast die Wahl, wie vielfältig die Gesellschaft in unserer Stadt, unserer Region, in Deutschland und in Europa sein kann! Und damit verabschiede ich mich und freue mich auf die nächste curt-Ausgabe! Ihre und Eure Uschi Unsinn
CSD 2021 Nürnberg DEMO SA 7. AUGUST 2021 FINALE SA/SO 7./8. AUGUST 2021 PRIDEWEEKS CIRCA FR 23. JULI – FR 6. AUGUST 2021 www.csd-nuernberg.de Uschi Unsinn ist Ehrenmitglied des Fördervereins des CSD Nürnberg. 2020 zog Uschi für die Grünen in den Nürnberger Stadtrat ein – jetzt schreibt sie für curt.
79 – lgbtq+ Referat für Jugend, Familie und Soziales
Ein ehrenamtliches Tandem-Projekt für Kinder und Jugendliche
0911 231-2344 engagiert@stadt.nuernberg.de engagiert.nuernberg.de
80 – quartiesgarten
Familie wirzberger
Der Garten im Sommer: grossartig! Fotos: curt
81 – Stadtentwicklung
Wolfsherz: Es wird einen Garten geben Die beste Nachricht gleich vorweg: „Wir hoffen auf eine Genehmigung für den Frühsommer“, sagt Silke Würzberger und meint eine Genehmigung für eine erste offizielle Eröffnung des Wolfsherz Garten in Gostenhof. Wer die Nachrichtenlage zuletzt verfolgt hatte – curt berichtete – weiß, dass es danach nicht immer aussah. Die Würzbergers mussten ihr Konzept anpassen. Haben sie gemacht, funktioniert. Und jetzt geht‘s wieder voran. Ein steiniger Weg! Die alarmierende Nachricht kam im Dezember: Nicht nur, dass der Wolfsgarten noch immer auf eine Nutzungsgenehmigung wartet, nach jüngsten Aussagen der Bauordnungsbehörde schien diese auch in weite Ferne gerückt. Die Behörde bemängelte, dass im Nutzungskonzept nicht nur pädagogische Angebote, sondern auch Kultur vorgesehen ist. Das sei mit dem Flächennutzungsplan des ehemaligen Hochseilgartens in der Reutersbrunnenstraße nicht machbar. Außerdem müssten die Würzbergers laut Parkplatzverordnung circa 15 asphaltierte Parkplätze ausweisen. Kaum umzusetzen für das naturnahe Projekt mit grünem Klassenzimmer, Amphitheater, Atelierzelt und Café, auf das sich schon so viele gefreut hatten und das die Stadt mit ihrem Umweltpreis ausgezeichnet hatte. Jetzt, Stand Mitte Februar, sieht die Wolfswelt schon wieder ein bisschen anders und freundlicher aus. In einem konstruktiven Gespräch mit Baureferent Daniel Ulrich konnten Silke und Phil Würzberger Bedenken ausräumen und neue Lösungen für die aufgekommenen Probleme finden. In der Parkplatzfrage wird die Stadt dem Wolfsherz entgegenkommen, es werden deutlich weniger Stellplätze nötig und diese müssen nun doch nicht asphaltiert sein. Das Problem der kulturellen
Nutzung bleibt – zumindest, wenn es um kommerzielle Veranstaltungen geht. „Im Rahmen des pädagogischen und des Umweltaspekts ist Kultur aber wieder machbar“, verrät Silke. Das Konzept des Gartens muss also weiter angepasst werden, hin zu mehr Fokussierung auf Kinder, Jugendliche und Familien. Heraus kommt dabei am Ende ein „pädagogisch integrativer Abenteuergarten“. Neben dem Ende des Lockdowns braucht es jetzt noch ein Schallemissionsgutachten, um wirklich durchstarten zu können. Das muss dann noch vom Umweltamt geprüft werden, das theoretisch weitere Auflagen erheben kann. Silke ist heute dennoch optimistisch: „Die Eröffnungsfeier wird der nächste große Meilenstein. Die wird, in welcher Form auch immer, definitiv im Sommer stattfinden.“ Bis dahin gibt es noch einiges zu tun und zu bauen in der Reutersbrunnenstraße. Die Gartenflächen werden erweitert, die Naturbühne und die Open-Air-Küche entstehen, die Bauwagen werden ausgebaut. Ehrenamtliche Helfer mit fleißigen Händen können die Würzbergers und ihr Team dabei immer gebrauchen – wer Bock hat, meldet sich schnell und unkompliziert übers Kontaktformular auf der Homepage oder bei Facebook. „Jeder ist herzlich eingeladen!“, so Silke. Und wer den Wolfsgarten lieber oder zusätzlich finanziell unterstützen möchte, kann auf www.gut-fuer-nuernberg.de weiterhin auch spenden.
Wolfsherz – Der Garten Ein Stadtteilzentrum für Gostenhof. Reutersbrunnenstraße, Nürnberg www.wolfsherz.org
82 – quartier u1 Hinweis: bilder ohne Masken aus einer zeit vor Maskenpflicht
amt für ideen
amt für ideen. Fotos: Julia Hendrysiak
amt für ideen, die mobile variante. foto: wladimir bernaz
83 – Stadtentwicklung mit Stil
quartier U1: Skatemöbel und Nachbarschaftsregale Klar, klar: 19 Projekte haben sich in der Quartier-U1-Akteursförderung durchgesetzt und ihre Akteur*innen überlegen jetzt wahrscheinlich allesamt fieberhaft, wie sie wann was überhaupt machen können, der Coronakrise geschuldet. Derweil unterhält das Quartiers-Team nach wie vor seine Ideensprechstunde im digitalen Amt für Ideen. Und zwar nicht zur Selbstbespaßung, sondern mit echten Resultaten. Das Prinzip ist maximal einfach: Wer etwas machen will in dieser Stadt, im Idealfall was Gemeinnütziges oder Kulturelles, und nicht genau weiß, wohin die ersten Schritte führen, der wendet sich ans Amt für Ideen. Chris Hermann und Team haben im Urban Lab und als Stadtentwickler des Quartiers nicht nur jede Menge Erfahrung mit Behörden und Anträgen, sie kennen auch die Leute dort und können einzelne Projekte mit einer Mikrofinanzierung von 400 Euro anschieben. Seit Januar arbeitet Chris wieder wöchentlich im Amt. Die Nachfrage ist stetig. „Momentan ist die Erschließung von Räumen ein wichtiges Thema. Vermehrt angefragt werden der öffentliche Raum und die Grünflächen. Wir arbeiten da auch eng mit Mia Trunk und dem Raumkompass zusammen.“ Nicht selten erfüllt das Amt eine Art Scharnierfunktion, indem es Menschen zu den richtigen anderen Menschen bringt. „Ab einem gewissen Punkt“, sagt Chris, „wenn allen klar ist, was zu tun ist, sind wir raus.“ Intern befindet sich das Team momentan in einer Phase, in der es massiv darum geht, wie man das Amt verstetigen und seine Dienstleistungen auch dauerhaft finanzieren kann. Und: Lässt sich das Konzept möglicherweise auch in andere, kleinere Städte exportieren? Eine Dokumentation soll als Bestandsaufnahme verdeutlichen, wer ins Amt
kommt – und mit welchen Anliegen: „Die meisten Anfragen kommen aus den Bereichen Kultur und Veranstaltungen, danach geht es weiter mit Sozialem und Soziokultur, gleichauf mit Kunst“, sagt Chris. Wenn die Dinge, die hier vorgestellt wurden, in der Stadt auftauchen, ist oft nicht ersichtlich, dass sie vom Amt für Ideen unterstützt wurden. Ganz handfest entwickelt beispielsweise das Heizhaus momentan „Nachbarschaftsregale“, die in alte Telefonzellen integriert werden sollen. Am Z-Bau wurden mobile Skatemöbel gebaut, die nach Bedarf auf den Parkplatz geholt werden können. In der Südstadt soll ein weiterer Kunstautomat aufgehängt werden, während die Hacker vom 0x90. space ihre Secobox bereits am Quelleturm platziert haben. Da kommen alte Handys rein, die dann aufgemöbelt und weiterverschenkt werden (ausführliches Interview auf www.curt.de/nbg). Weit über 200 Beratungstermine hat Chris im Amt bereits hinter sich gebracht. Wenn er davon erzählt, entwirft er ein neues Bild dieser Stadt: Voll essbarer Pflanzen, mit sinnvoll genutzten Leerständen und Grünflächen, in denen die Menschen in Workshops Vogelhäuschen bauen. „Es ist sehr spannend“, sagt er, „zu sehen, welche Potenziale in der Stadt schlummern, wenn man an den richtigen Schubladen rüttelt.“ Im Frühling bekommt das Amt endlich einen Ort in der echten Welt: Eingerichtet in einem Container an der Fürther Straße, nahe VINTY´S, soll es der erste Anlaufpunkt für alle sein, die etwas bewirken wollen.
Quartier U1 – stadt gemeinsam selber machen – unterstützt vom Medienpartner curt. www.quartieru1.de / www.facebook.com/quartieru1
84 – gastro News
gastro: Optmistisch. Und hungrig. Sterneköche verkaufen auf der StraSSe. Caterer packen Boxen. Und jede*r schickt seine Radkuriere auf Tour. Verwunderlich und optimistisch-schön: Es gibt neueröffnungen, trotz allem.
Indisch @ Kloster
kaspar schmauser, direkt am hauptmarkt
neu: café Radesel
der Nürnbäcker
el i p S m I hE R O T T N E R‘S
Neu: Kaspar Schmauser
Drei Kumpels nutzen den Lockdown, um am Hauptmarkt ihren Traum vom eigenen Restaurant zu verwirklichen. Dass einer von den Dreien Business Development Director bei Vapiano war und somit weltweit Gastro-Business machte, schadet dabei sicher nicht. Das Kaspar Schmauser verfolgt ein grundsympathisches, konsequentes Konzept, das sich auf zwei beliebte und trendige Adjektive runterbrechen lässt: saisonal und regional soll es sein, das Schmauser-Angebot. Außerdem soll das Schmauser ein Ort werden, an dem die Philosophie des Smart Food gelebt wird. Heißt in kurz: Das Essen schmeckt nicht nur gut, sondern macht, dass es uns besser geht und wir gesünder leben. Zum Angebot gehören Bowls, Eintöpfe, Salate und Banana Bread aus geretteten Bananen. Insgesamt ganz schön ausgecheckt, das Kaspar Schmauser, und deshalb gibt es zur
Lockdown-Eröffnung freilich auch einen Webshop und eine App für Bestellungen, mit deren Hilfe man auch den Inhalt des Salats oder der Bowl ganz einfach individuell zusammenstellen kann. Kaspar Schmauser. Hauptmarkt 16, Nbg. facebook.com/kasparschmauser/
Der Nürnbäcker
Kurt Heinlein alias Der Nürnbäcker ist noch nicht lange mit seinem eigenen Laden am Start. Um genau zu sein, haben wir ihn in der vergangenen Ausgabe an dieser Stelle platziert, weil neu. Gleichwohl hat der Nürnbäcker seine Augen immer offen, wenn es um Innovation des guten alten Handwerks geht. Bei einem Startup-Pitch lernte er nun kürzlich die beiden Geschäftsführer von Insectarian kennen. Ihr ahnt es. Insekten essen: Wir müssen uns alle dran gewöhnen, denn diese Proteinlieferanten haben eine top Öko-Bilanz und lassen sich auf wenig
85 Gastronomie Der –kleine Fischshop mit Meerwert.
Wir sind die mit den frischesten Fischen aus eigenem Großhandel und dem täglich wechselnden Mitt agstisch … im HH der 9a. Blumenstr. 9a
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86 – gastro News
Raum in großer Zahl züchten. Der Nürnbäcker bietet daher ab Anfang Februar ein eiweißreiches Brot mit 20% Insektenmehl und 80% Roggenmehl (Sauerteig) an. Da knirscht dann auch nix mehr beim Essen. Da Insektenmehl (noch) sehr teuer ist, ist das Brot nicht günstig, aber seinen Preis wert: 250g kosten 8,50. Man muss vorbestellen. Das geht per Telefon, Mail, Instagram, Facebook. Der Nürnbäcker. Fürther Str. 188, Nbg. www.dernuernbaecker.de
Neu: NewSea
Thunfisch in Sesamkruste, Muscheln oder gemischter Fisch und zwar frittiert – wie hört sich das für euch an? Wem die Salzwasserköstlichkeiten aus dem Mittelmeer das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, der hat eine neue Anlaufstelle, und zwar in Nürnbergs Westen, direkt am Großmarkt. Das NewSea bietet Fisch entweder zum direkt Mitnehmen und daheim Zubereiten, wenn man das kann. Oder zum vor Ort Zubereitenlassen. Dahinter steckt das Ehepaar Azzerelli, das bislang Hotels und Restaurants belieferte. Da dieses Geschäft größtenteils wegbrach, entschieden sie sich kurzerhand, den Schritt zu wagen, ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Durch die Mitnahme-Option rettet sich das NewSea gerade durch die schwierige Zeit, bevor es danach so richtig
losgehen kann. Newsea. Leyher Str. 103, Nbg facebook.com/newseanuernberg
(indisches) Kloster
Das Kloster ist offen. Wahnsinnsnachricht eigentlich für alle Barfliegen und Tresenschläfer*innen. Not so this time. Das Kloster ist offen zur Abholung von traditionellen indonesischen Köstlichkeiten. Dhals, Currys, Chili sin Carne, alles vegan und reich an fremden, aufregenden Aromen. Auf Facebook seht ihr das Angebot des Tages, das gibt es dann von 11 bis 21 Uhr. Einfach anrufen, vorbeikommen und freuen. Die Freude herrscht gleichermaßen auch auf der anderen Seite des Tresens: Der Essensverkauf ermöglicht es dem Kloster momentan seine Gehälter weiterzubezahlen. Kloster, Obere Wörthstr. 19, Nbg. facebook.com/das.kloster
Keepers and Cooks
Die Keepers and Cooks bereiten ihre Menüs normalerweise im großen Stil vor, für Firmen zum Beispiel und für Feste, Catering der besseren Art. Nun ist momentan aber eher Homeoffice angesagt und das Festefeiern verbietet sich von selbst. Deshalb gibt´s aus dem Hause K&C jetzt neu bzw. neu für Privatkunden: Food in the Box. Über den Online-
shop des Café Wohlleben hat man Auswahl zwischen verschiedenen Zusammenstellungen von Brunchbox über Picknicknbox bis Lunch- und Dinnerbox. Oder einfach einzelne Gerichte wie den Spinat Bergkäseknödel oder die Geschmorten Ochsenbäckchen. Keepers and Cooks. Adlerstr. 36, Nbg. www.cafe-wohlleben.de
Neu: Café Radesel
Dieses Café ist frisch neu eingezogen ins historische Zollhäuschen an der Billinganlage in der Fürther Weststadt. Was man bei dem Namen schon erahnen kann: Hier geht es nicht bloß um feinste italienische Kaffeespezialitäten in Zusammenarbeit mit Fürther Röstereien und wechselnde Leckereien aus der Region. Das Radesel-Konzept kombiniert Käffchen mit Fahrradshop mit Spezialisierung auf ergonomische Räder und eine individuelle Beratung. Café Radesel. Billinganlage 1a, Fürth. www.radesel-cafe.de
87 – Gastronomie
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88 – gastro-koop
Das könnte dein curt-Kurier sein! Foto: helene schütz
89 – Gastronomie
immer 2 wochen curt mit käse oder: pizza + print frei haus Der „fucking Lockdown“, wie mein Nachbar Basti immer sagt, wenn er vier, fünf Bier zu viel hat, stellt auch curt immer wieder vor neue Herausforderungen, denn Transformation ist in vielen Bereichen nötig – im Lockdown auch in der Distribution!
Da unsere Magazine in den „normalen“ Zeiten in der sympathischen, guten, bunten Gastronomie ausliegen, von den Bars und Biergärten bis zu den Restaurants, mussten wir jetzt im Lockdown umdenken, um unsere Hefte in eure Reichweite zu bekommen. Tobis Puder, Betreiber der L´Osterias in Nürnberg und Fürth, hat hingegen das „fucking Lockdown“-Problem aller Gastronomen: Er darf keine Gäste empfangen. Abholung und Delivery aber sind gestattet und funktionieren, und so baute er sich eine eigene Lieferflotte auf, die seine Pizzen quer durch die Stadt fährt. Und wie das so ist, wenn pfiffige Menschen auf curt treffen: Es ergeben sich simple, schlaue und sinnvolle Synergien, Kooperationen.
Bedeutet in unserem Fall: Die flotten Flitzer der Delivery-Crew verteilen ab sofort zur Pizza auch unsere Magazine! Die kommen somit das ganze Jahr über – quasi quattro staggioni – mit und ohne Lockdown direkt zu euch nachhause. Immer, wenn curt erscheint, und dann zwei Wochen lang. Die beste beste Pizza und das beste beste Magazin gibt es als Kombi natürlich auch bei der Abholung, denn der Move zur Pizzeria des Vertrauens soll ebenfalls belohnt werden. Jetzt könnte man sich bei dieser Win-winSituation überlegen, wer hier der größte Winner ist: curt? Die L´Osteria? Der Fahrer, der alle glücklich macht? Der/die Pizzagenießer*in mit curt frei Haus? Oder der/die curt-Leser*in, der/ die zum curt eine Pizza mitbekommen hat?
www.delivery.losteria.de ... oder per App. Und wenn es mit der Pizza mal nicht klappt: curt gibt es im Lockdown auch noch bei anderen Winwin-Buddies aus der Gastro. Natürlich auch im ausgesuchten Handel ... und beim ebl Biomarkt!
90 – filmhaus
Rojo – Wenn alle Schweigen ist keiner Schuld / Cine Global Filmverleih Birds of Passage / Mateo Conteras,
DIE SEHNSUCHT DER SCHWESTERN GUSMÃO / Bruno Machado
Die Nostalgie des Lichts / Real Fiction Filmverleih
91 – Filmstreaming mit Niveau
Filmhaus: Hola Cine tres! Da verraten wir euch nix Neues, wenn wir sagen, dass das Kino in diesem Moment des curt-Konsums wohl noch geschlossen ist. Wobei, wie gesagt, geschlossen zu viel gesagt wäre in Bezug aufs Filmhaus, das uns nach wie vor mit seinem digitalen Angebot im Kino 3 beglückt. Wir schauen, auszugsweise, aufs Programm. Warum finden wir das Filmhaus/Kino 3 so super? Unter anderem, weil es unseren filmischen Horizont erweitert und uns immer wieder zeigt, wie anders Kino auch sein kann. So ist dieses kommunale Kino traditioneller Partner der „Lateinamerikawoche“ des gleichnamigen Trägerkreises. Die Lateinamerikafilmtage schließen immer an die -Woche an, in diesem Jahr beginnend am 18.02. mit fünf Filmen und begleitet von Hintergrundgesprächen mit Regisseur*innen. So wird u.a. Patricio Guzmán via Zoom zu Gast sein (21.02., 17 Uhr), der zu den bedeutendsten Filmemachern Chiles gehört. In seinem essayistischen Dokumentarfilm Nostalgie des Lichts begibt er sich in der Atacama-Wüste auf die Suche nach Mumien und Überresten der Opfer des Pinochet-Regimes. Außerdem im Programm: der argentinischer Politthriller Rojo – Wenn alle schweigen ist keiner Schuld, das kolumbianische Gangsterdrama Birds of Passage und das tropisches Melodram DIE SEHNSUCHT DER SCHWESTERN GUSMÃO aus Brasilien. Nur für kurze Zeit (19. und 20.02.), weil Preview: Silence Radio von Juliana Fanjul. Das zweite Special des frühen Frühlings im Kino 3 ist das Programm der Frauenfilmtage, zusammengestellt in Zusammenarbeit mit dem Mädchen und Frauen FachForum in Nürnberg (MuFFFiN), im Stream vom 04.03. bis 10.03. Das Programm setzt sich aus vier Filmen zusammen, die exklusiv im Rahmen des Festivals zu sehen sein werden. Zwei
davon waren zum Redaktionsschluss bereits bekannt: Die Dohnal setzt einer Politikerin ein Denkmal, die als erste Feministin in einer europäischen Regierung gilt. Johanna Dohnal wurde 1979 Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen in der österreichischen Bundesregierung. Auch der zweite Film beschäftigt sich mit einer Politikerin in Sachen Frauenrechte: Angst hab ich keine stellt uns Regina Kiwanuka vor, eine engagierte Kämpferin gegen sexualisierte Gewalt, gegen Kindersoldaten und die Schließung von Flüchtlingsheimen, aktiv in ihrer Heimat Uganda und ihrer Exilheimat Deutschland. Ende März, 24. bis 28.03. geht es feministisch-engagiert weiter. Der Verein trouble in paradise organisiert für das Filmhaus das Festival body on, im Zuge dessen nicht nur Filme zu sehen sein werden, auch Workshops, Vorträge, Performances und mehr sind geplant. Wir halten euch online auf dem Laufenden, sobald das Programm konkret wird. Ansonsten gilt nach wie vor: Jede Woche donnerstags mindestens ein neuer Film – fast wie Kino in der echten Welt. curt behält das Programm für euch im Auge und stellt euch die Neuzugänge vor, natürlich auf www.curt.de/nbg. Momentan sehen wir da weiterhin, und noch bis zum 10.03., eine Nürnberg-Nürnberg-Frankreich-Connection im Stream. Bildbuch ist das neuste Werk des Arthouse-Königs Jean-Luc Godard, verliehen vom hier ansässigen Grandfilm, gestreamt vom Filmhaus. Bildbuch ist ein Gedankenstrom, eine psychedelische Collage gesprochen von Godard selbst, und zwar in dieser Fassung erstmals auf Deutsch. Von der Kritik als Symphonie und Jahrhundertwerk gefeiert, als nichts weniger als die Neuerfindung des Kinos bezeichnet.
Kino 3 – das Streamingangebot aus dem Filmhaus Nürnberg kunstkulturquartier.de/filmhaus/kino-3
92 – neue musik
neue Musik aus Nbg & co. / Alben
ph4nt. – Viel Lärm Um Nichts Self / 15.01. ph4nt. hat den letzten Herbst im Dannenröder Forst verbracht, um mit anderen Aktivist*Innen den Bau der Autobahn durch den Wald zu verhindern. Zwischen November und Anfang Januar entstand dieses wütende Stück Musik. Musikalisch irgendwo zwischen Techno und Electroclash, kommt hier textlich der ganze Zorn über unseren neokapitalistischen Lifestyle auf den Tisch. Kompromisslos, laut, 303
Crispy Jones - 12 Wolverine / 26.02. Seit 2009 gibt es Crispy Jones schon und deshalb ist der Albumtitel 12 nur konsequent. Angefangen hat alles als klassisches Rock ‘n Roll Trio und der Groove ist immer noch da. Neun Stücke sind auf dem neuen Album und mir kommt als Vergleichsreferenz New Model Army in den Sinn. Diese Musik braucht eine Bühne und wir alle hoffen auf ein Livemusik Comeback 2021. Schnell, rau, tanzen
Schubsen – Sprachfetzen EP Swing Deluxe / 26.02. “Sprache schafft Realität“ heißt es im zweiten Stück der neuen Schubsen EP. Sprache ist auch der Fixpunkt im Schubsen Kosmos. Immer noch wütend und laut ist der Sound und auch immer noch klug und hintergründig ist die Sprache. Selbige könnte im Übrigen ein wenig mehr nach vorn gemischt sein. Auch hier gilt: Ohne Shows ist das Leben doof. Immer, noch, wichtig
93 – neue musik
Ausst ellung b.ware t ba
Ashnikko – Demidevil Warner / 15.01. Ein Mixtape mit 10 Stücken hat die gebürtige Amerikanerin, die ihr Glück seit 2 Jahren in London sucht an den Start gebracht. Die Songs sind irgendwo zwischen R&B, Singer/Songwriter und Rap anzusiedeln und durchaus fresh. Features kommen von Grimes, Princess Nokia und der wunderbaren Kelis. Auf einer ausgiebigen Jogging-Runde ein gutes Ding. Young, 808, different
Arlo Parks – Collapsed In Sunbeams Pias/Transgressive / 29.01. Im Laufe des letzten Jahres sind immer wieder Stücke von Arlo Parks in meinen Playlists gelandet – ganz ohne zu wissen, dass die Dame der neue, heiße Scheiß ist. Jetzt ist das Album da und ja, das Gebräu aus Soul, Folk und Trip Hop ist wirklich nett anzuhören. Textlich bin ich jetzt nicht mehr ganz Arlos Zielgruppe, aber mir wurde versichert, auch hier trifft sie den richtigen Ton. UK, Billie, toll
94 – neue musik
neue Musik aus nbg & co. / eps + singles
Me & Reas haben eine neue Single am Start. Alarm Clock heißt das wirklich gute Stück. Veröffentlicht von ihrem neuen Label Uncle M, beim dem auch Genregrößen wie Anti Flag, Tim Vantol und Chuck Ragan zuhause sind. Die dazugehörige EP kommt im März, im November gar das neue Album. Stay tuned.
viel The Orb raus – aber ich hab’ ja auch keine Ahnung von NeoKlassik. Ist auf jeden Fall super.
Fish And Scale heißt der Künstler, der am 29.01. die Single You Can Call Me Love veröffentlicht. Im Pressetext steht “Authentizität, die das Herz öffnet und in die Tiefe wirkt“ (was Lampe echt gruselig findet!). Das lassen wir jetzt mal so auf uns wirken.
Rosenau Records aus Nürnberg veröffentlicht das Album What’s New mit Markus Harm am Saxophon und Andreas Feith am Piano, von dem Götz Alsmann sagt: „Andreas Feith gehört zu den Pianisten, denen man fast neidlos zuhört, um danach still heimzugehen, seinen eigenen Flügel abzuschließen und den Schlüssel irgendwo im Garten zu vergraben.” 10 Stücke entspannter Jazz auf höchstem Niveau.
Frieder Nagel, ein Franke, der einer der wichtigsten Vertreter der Neo-Klassik in Berlin ist, hat seine neue EP The Arrival veröffentlicht. 4 Stücke, wie ein akustischer Magnet. Ich höre da
Zu guter Letzt hat Vincent von Flieger ein neues Stück samt Video veröffentlicht: Alien. Dies zu hören und zu sehen auf allen gängigen Plattformen sei euch wärmstens empfohlen. Das “vibed“
95 – neue musik
Unterstützt Und empfohlen von cUrt! Der POP FÜR ALLE-Festivalkalender fällt dieses Jahr aus, dafür gibt es dieses Magazin, in dem interessante Personen aus der InklusionsCommunity, Verbände und Institutionen zu Wort kommen und Einblicke in das Thema kulturelle Teilhabe gewähren. Auch die BARRIEREFREI
FEIERN – ICONS zur Event-Beschreibung wurden aktualisiert und ergänzt. FÜR VERANSTALTER: Die Verwendung der Icons für eigene Veranstaltungen ist gewünscht und natürlich kostenfrei! Das Magazin übrigens ebenso – zu bestellen über www.pop-rot-weiss.de/inklusion
96 – Local lesetipps
buch tipp #1 über den deppN
Am 11. Juli 2020 spielten zwei Mannschaften Fußball gegeneinander: im Relegationsspiel zwischen dem FC Ingolstadt und dem 1. FC Nürnberg. Dieses Spiel wurde zu einem Ereignis, das all die Menschen Lügen strafte, die immer noch behaupten wollen, Fußball sei ja eigentlich gar nicht so wichtig. „Mit den Steinen, die von ihren Herzen fielen“, schreibt der Autor und Sportjournalist Oliver Fritsch, „hätte man Nürnbergs Burg und Altstadt noch einmal aufbauen können.“ In den Relegations-Spielen, das sei den nicht Fußball-affinen Leser*innen kurz erklärt, geht es darum, welches Team aufsteigen darf und welches absteigen muss. Eine Mannschaft aus einer höheren tritt nach dem Ende der Saison gegen eine aus einer niedrigeren Liga an, in diesem Fall der Club aus der 2. Liga gegen den FC Ingolstadt aus der 3. Liga. Der Abstieg wäre für den Club mit einer Katastrophe gleichgekommen, einem Desaster, Schmach und Schande wären über den Verein ausgeschüttet worden, der
Schmach und Schande ja eigentlich gewohnt ist. Aber nicht in diesem Ausmaß. Und ganz handfest: Hier winkte der finanzielle Zusammenbruch. Jedenfalls hatte Nürnberg das Hinspiel mit 2:0 gewonnen und schien auf einem guten Weg, diese Saison zu retten. Jetzt musste man noch das Rückspiel überstehen. Kein Tor fiel in der ersten Halbzeit, alles gut. Dann trafen die Ingolstädter. Und nochmal. Und nochmal. Innerhalb von 13 Minuten. Etwas mehr als eine halbe Stunde Spielzeit blieb dem Club, um das Unheil irgendwie abzuwenden. Die 96. Minute dieses Spiels wird kein Fan je vergessen. Das ganze Spiel wird kein Fan je vergessen, zeigt es doch den ganzen existenziellen Wahnsinn, den dieser Sport bedeuten kann. Oliver Fritsch hat darüber ein Buch geschrieben. Es trägt den passenden Titel FuSSball als Nahtoderfahrung. Darin verarbeitet er, der das Spiel im Innenraum des Max-Morlock-Stadiums verfolgen konnte, dieses traumatische Ereignis und spricht im Zuge dessen mit Spielern, Trainern, Fotografen, Angestellten. Ein Buch für alle, die wirklich verstehen wollen, was dieser Fußballwahnsinn mit einem Menschen anstellen kann. Nicht nur für Glubberer. curt vergibt 3 Exemplare über www.curt.de/nbg! Oliver Fritsch: FuSSball als Nahtoderfahrung 184 Seiten mit 51 Farb- und 6 s/w-Abbildungen, EUR 25,-. Herausgeber: M. Rothenberger. www.starfruit-publications.de .
97 – buch macht kluch
buch tipp #2 vom curtalien
curt-Redakteur Andreas Thamm wirft seinen zweiten Jugendroman auf den Buchmarkt: Wenn man so will, waren es die Aliens erschien bereits im Januar und ist sein zweites Buch im Bamberger Magellan Verlag nach Heldenhaft. Es ist die eiserne Schule des curt, die aus Tagsüber-Redakteuren des nachts mustergültige Romanschreiberlinge macht! CURT: Waren es die Aliens, oder wie, oder was? ANDI: Nee. Oder Halt, ich darf ja nicht zu viel verraten wegen Spoiler. Also, es ist so: Da ist dieser Junge, Josh, und der arbeitet im Hotel, das seinem Vater gehört. Am Nordseestrand. Er ist da gerade eingestiegen, um das Ding am Laufen zu halten, statt Abi zu machen. Und Zack!, plötzlich ist der Alte verschwunden. Von einem Tag auf den anderen. Wie weggepustet. Und das waren dann die Aliens? Sagt zumindest Kia. Aber von Kia weiß eh jeder in seiner ehema-
ligen Klasse, dass die nicht ganz, äh, wie sagen die jungen Leute das?, sauber ist. Und deswegen will Josh die bei seiner Suche eigentlich auch gar nicht dabeihaben. Lasse und Fips schleppen die so an. Aber dann stellt sich mit der Zeit heraus ... na ja, dass die eigentlich ganz süß ist auf ihre spinnerte Art. Und vielleicht sogar wirklich hilfreich bei der Suche nach dem Vater, um die es ja eigentlich immer noch geht. Aber parallel dazu muss der Josh halt noch das Hotel irgendwie managen, das auch voll ist mit Leuten, die nicht ganz zurechnungsfähig sind, nudistische Engländer und Maler aus der Schweiz – und alle wollen immer was von ihm. Hört sich maximal überfordernd an. Für den Josh, ja. Und dabei ist so 17 Sein an sich wohl schon überfordernd genug. Für wen, würdest du sagen, ist dein Buch denn geeignet? Die Aliens sind ein Jugendroman für Leserinnen und Leser ab 14, Geschlecht egal. So, ich find das cool, wenn die, die wirklich noch jung sind, die blöden Klischees widerlegen und sich auch mal so ein Buch reinballern. Ich glaub da auch dran. Aber, wichtig: Ich versuche, das schon so zu schreiben, dass es auch für Erwachsene funktioniert und spannend ist. Weil, man war ja, zum Beispiel, auch selber mal jung ... Und das Thema ist eigentlich nicht Weltall und Love, oder? Nee, also ja, schon auch, und das ganze Buch soll ja auch vor allem witzig und ein bisschen romantisch sein und da stecken total viel alberne Szenen und vor allem viele Tiere drin. Aber damit es eine gewisse Tiefe hat, muss so ein witziges Buch ein eigentliches Thema mittransportieren. Ein Anliegen des Autors, etwas, worüber man weiter nachdenken kann und das einen vielleicht dann noch beschäftigt, wenn man sich an die Jokes schon nicht mehr erinnert. Andreas Thamm: Wenn man so will, waren es die Aliens Magellan Verlag, 240 Seiten, 16 Euro.
98 98 – xxxxxxxxx fensterln
wtfcorona
FAMILIEN LEBEN kultur
H u n d : W e b e r , Influenc er
99 – Kurti Familiensachen
Kindertheater: Hirsedieb digital Kurz nur währte die Zeit, in der wir wieder ins Theater durften. Jetzt muss das Theater wieder zu uns kommen. Zum Glück denken sich die Nürnberg Kinderspielstätten einiges aus, um nach wie vor bei uns zu sein. Und wir danken es ihnen mit reichlich Spenden!
Theater Mummpitz: Radio Mummpitz Ins Theater geht man ja streng genommen immer, um etwas anzuschauen. Weil man aber nicht rein kann momentan, hat sich das Theater Mummpitz gleich etwas ganz Neues einfallen lassen und schreibt: „Vorbei mit Nase bohren / Jetzt gibt‘s was auf die Ohren / Jetzt macht‘s euch mal bequem / Jetzt wird gehört und nicht gesehen.“ Auch wenn wir vom curt in letzter Zeit fast überhaupt gar nicht Nase gebohrt haben, finden wir die Idee ziemlich cool: Seit 14. Februar ist Radio Mummpitz auf Sendung. Dafür hat sich das Mummpitz-Team einen Soundcloud-Kanal eingerichtet, auf dem die Theatermacher zu Hörspiel- und Radiomachern werden. Zum Anschauen gibt es aber auch noch was: Jazz für Kinder findet statt, einmal monatlich auf YouTube. Sechs Folgen waren bereits online, als wir das hier geschrieben haben. Und die kann man sich schön mit Kakao und Keks zu Hause anschauen. Auch nicht so schlecht. Theater Mummpitz. Michael-Ende-Str. 17, Nürnberg. www.theater-mummpitz.de
Theater Salz+Pfeffer Auch das Team aus dem Puppentheater Salz+Pfeffer will einfach nicht aufhören zu spielen. Ein Glück! Auf der Homepage von Salz+Pfeffer findet ihr eine wachsende Anzahl kurzer Videos, die kleine Ausschnitte aus den Theaterstücken zeigen. Diese Videos sind vor allem lustig und schön, man kann aber auch einiges lernen. Wie das Märchen in die Welt
kam, zum Beispiel. Und was drei Königssöhne fanden, die sich auf die Suche nach dem seltsamsten Ding der Welt machten. Am 21. Februar folgt ein erster Ausschnitt aus Hirsedieb und am 7. März ein echter Klassiker: Frau Holle. Theater salz+Pfeffer. Frauentorgraben 73, Nürnberg. www.salzundpfeffer-theater.de
Theater Pfütze Das Theater Pfütze widmet sich dieser Tage einer aufwendigen Produktion für eure Ohren: Der groSSe böse Fuchs wird ein musikalisches Hörspiel. Darin gerät ein Fuchs in eine richtige Existenzkrise, weil er einfach viel zu harmlos ist. Also schmiedet er mit dem Wolf den Plan, auf dem Bauernhof Eier zu stehlen und die Küken zu fressen. Doch die frisch geschlüpften Küken sind leider wahnsinnig niedlich – und halten den Fuchs für ihre Mami. Zusammen mit dem Kontrabassisten Alex Bayern und dem Gitarristen Dominik Vogl machen Theater Pfütze und Staatstheater Nürnberg aus dieser Geschichte ein Hörspiel in fünf Folgen plus Podcast, der die Entstehung des Ganzen begleitet. Ziemlich kluge Idee, Hörspiel hört man eh zuhause und umso lieber, wenn es von so guten Leuten kommt. Erscheint voraussichtlich Ende März auf der Homepage des Theaters. Wir liefern auch dann den Link! Theater Pfütze. Äußerer Laufer Pl. 22, Nürnberg. www.theater-pfuetze.de
100 – Kurti Familiensachen
Jazz for Kids: Fly me to the Moon Jazz-technisch jedenfalls kommen die Kids in Nürnberg keinesfalls zu kurz. Die Reihe NUEJAZZ for Kids ist nicht zu verwechseln mit der Reihe Jazz für Kinder aus dem Hause Theater Mummpitz. Bei Jazz für Kids, das normalerweise in der Kulturwerkstatt auf AEG stattfindet, steht diesmal, am 28.02. um 15 Uhr, die NUEJAZZ-Combo auf der Bühne. Wobei Combo in diesem speziellen Fall nicht ganz richtig ist, handelt es sich doch vielmehr um die Crew von und um Johanna Iser, auch bekannt als: Raumschiff-Kapitänin LUNA. Dieses Konzert ist nämlich nicht bloß ein Konzert, sondern eine Reise zu den Sternen und zu fremden Planeten. Wir tanzen in der Schwerelosigkeit! Geeignet für Kinder von vier bis acht Jahren. Kulturwerkstatt auf AEG, Fürther Straße 244, Nbg. www.kuf-kultur.de/kulturlaeden/kulturbuero-muggenhof
GNM Kids Das Germanische Nationalmuseum kennen wahrscheinlich die meisten von euch. Aber wusstet ihr auch, dass Teile des Museums vor langer Zeit mal ein Kloster waren? In manchen Bereichen des Gebäudes sieht man noch die alten Mauern, wie zum Beispiel den Kreuzgang, durch den die Mönche im Mittelalter spazierten, um zu beten und nachzudenken. Woher wir das alles wissen? Gerade erst gelernt, und zwar bei GNM_ kids, dem Videoformat des Museums. In ihren Beiträgen erklärt Mitarbeiterin Maria einzelne Aspekte oder Ausstellungsstücke und verbindet das am Ende mit einer kreativen Bastelaufgabe. In der aktuellsten Folge geht es um die mittelalterliche Kunstwerke im Kreuzgang und ganz speziell Raphael und Tobias, zwei Männer, die so dicke Freunde waren, dass der berühmte Künstler Veit Stoß ihnen sogar eine kleine Statue gewidmet hat. Na ja, oder so ähnlich, Maria kann das besser erklären als wir. Sehr viel besser. Und sie weiß, auf welche Details man bei einer solchen Statue achten muss und was sie bedeuten. Am Ende lernen wir noch, einen Glücksbringer
zu basteln, was ja ziemlich praktisch ist. Und das ist nur eines von mittlerweile fünf Videos der Reihe. Reinschalten lohnt sich. Germanisches Nationalmuseum Kartäusergasse 1. www.gnm.de/gnm-kids
Tiergarten-news: Moschustier kommt, Bartgeier geht Seit Jahrtausenden bejagt der Mensch diese hübschen Paarhufer, um an ihre Duftdrüsen zu kommen. Das Moschustier riecht gut, außerdem wird der Stoff in der Medizin eingesetzt. Das Moschustier, das Bergregionen in Mittel- und Ostasien bewohnt, steht deshalb auf der roten Liste der gefährdeten Arten. In der Wildnis gibt es wohl noch etwa 15.000 von ihnen. Der starke Geruch dieser Verwandten von Antilopen, Ziegenartigen und Rindern dient ihnen als Kommunikationsmittel, die Männchen markieren damit ihr Revier. Seit 10. Dezember bewohnt ein erstes Exemplar den Nürnberger Tiergarten. Das Männchen kam auf Empfehlung des Europäischen Arterhaltungsprogramms aus dem Zoo Leipzig zu uns. Kurti sagt: Herzlich Willkommen, lass dir gutgehen, Stinker! Alles Gute wollen wir außerdem dem Bartgeier-Pärchen zurufen, das sich erfolgreich fortgepflanzt hat und jetzt zwei Eier ausbrütet – sehr gleichberechtigt im Wechsel. Ab Anfang März schlüpfen die Küken. Ihnen wird ein Leben in der Wildnis in Aussicht gestellt, denn der Tiergarten beteiligt sich an einem Auswilderungsprojekt für Bartgeier in Zusammenarbeit mit dem LBV. Insgesamt drei junge Geier sollen im Mai in den Nationalpark Berchtesgaden umziehen. Der Bartgeier gehört mit einer Spannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln. Anfang des 20. Jahrhunderts war er in den Alpen bereits ausgerottet, seit 1986 kehrt er dank eines Zuchtprogramms in diesen Lebensraum zurück. Die Nürnberger Bartgeier werden beim Brüten übrigens von zwei Kameras gefilmt. Alle Videos dieser beeindruckenden Tiere findet ihr auf dem Tiergarten-YouTube-Kanal. Tiergarten Nürnberg. www.tiergarten.nuernberg.de
101 – Kurti Familiensachen
EINFACH SCHLAGZEUG SPIELEN
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Martin-Richter-Str. 24 90489 Nürnberg
0177 7946194 bumtschacknoris.de
märz 2021 theater-pfütze.de
102 – Kurti Familiensachen
Ferienbetreuung für Schulkinder an ostern
Coole Styles für Babys und Kinder bis 12 Jahren Stoffwindeln und Trageberatung Tragetücher und -systeme Gutscheine und Geschenke Obere Wörthstraße 7 // 90403 Nürnberg Di-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-16 Uhr
Wichtig für berufstätige Eltern: Es gibt eine Ferienbetreuung. Zwar nicht an Fasching, aber an Ostern, also ab 29.03. Momentan steht eine Fülle an Veranstaltungen und Aktivitäten zur Auswahl, auch solche, die nicht bloß online stattfinden. Es gilt natürlich zu beachten, dass das Programm gegebenenfalls kurzfristig an neue gesetzliche Vorgaben angepasst werden muss. Wenn wir davon ausgehen, dass die Angebote Ende März/ Anfang April mit den entsprechenden Hygieneschutzmaßnahmen durchgeführt werden können, freuen wir uns zum Beispiel gleich mal auf das mehrtägige Sportcamp der ATV Frankonia. Jeden Tag Sport und jeden Tag was anderes. Okay, vielleicht doch zu anstrengend für uns. Wir sind mehr so die kreativen Typen und schließen uns deshalb direkt der Gruppe am Aktivspielplatz Wöhrder See an, die gemeinsam lernt, einen Stop-Motion-Film zu drehen. Oder vielleicht noch besser: Wir machen mit bei der Gruppe der Johanniter an. Im Evangelischen Gemeindehaus St. Bartholomäus wird über Ostern nämlich gebastelt, Theater gespielt, gemalt, Musik gemacht und noch viel mehr. Na ja, vielleicht alles nochmal durch den Kopf gehen lassen, die Entscheidung fällt schwer. Den Überblick über das komplette Angebot gibt es hier: www.nuernberg.de/internet/ferien
Das Tanzende Kinderzimmer Kinder wollen sich bewegen und das ist ja auch gut, weil Bewegung gesund ist – und sie hält auch die Eltern auf Trab. In dieser blöden, öden Lockdownzeit kommt das natürlich zu kurz. Man kann aber nicht den ganzen Tag nur lesen oder malen! Der neugierig e.V. hat sich deshalb etwas ausgedacht, um die Familien daheim in Schwung zu bringen. Im Tanzenden Klassenzimmer treten professionelle Tanzlehrer*innen auf, die den Tanz mit kleinen Geschichten verbinden, die die Kinder in Fantasiewelten entführen. Die Videos mit Tanz, Musik und Geschichten werden an 100 Familien gespendet, die unterstützungsbedürftig sind. Damit die Familien nichts zahlen müssen, sammelt der neugierig e.V. Geld für das Projekt. Alle weiteren Infos auf der Homepage. neugierig e.v., Kornmarkt 8, Nbg. www.neugierig-ev.de
103 – Kurti Familiensachen
ADVERTORIAL
Jeden ersten und dritten Montag im Monat (außer an Feiertagen) findet um 19 Uhr ein kostenloser Infoabend für werdende Eltern statt. Lernen Sie uns kennen! Geburtshilfe in Kooperation mit der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen (Chefarzt Prof. Dr. med. Matthias W. Beckmann, Leitender Arzt PD Dr. med. Christian R. Löhberg)
Es erwarten Sie: Wohlfühlkreißsaal, komfortable Wochenstation, großzügige Familienzimmer und eine Rundum-Betreuung von Eltern und Kind Hebammensprechstunde Kurse für werdende Eltern in unserer Elternschule Wir sind Nürnbergs einziges „Babyfreundliches Krankenhaus“ – ausgeszeichnet durch das Kinderhilfswerk UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation WHO.
St. Theresien-Krankenhaus, Mommsenstraße 24 90491 Nürnberg, Telefon 0911 5699-3560 frauenklinik@theresien-krankenhaus.de www.theresien-krankenhaus.de
104 – Märchenstunde
Foto: Tiergarten
105 – Hex Hex
Elmar Tannert kennt man in und um Nürnberg als ziemlich geschickten Erzähler. Er schreibt Romane und Erzählungen und ist dafür unter anderem mit dem Kulturförderpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet worden. Zusätzlich übersetzt Elmar Bücher aus dem Französischen und Tschechischen und spielt Bass bei der Band Die Hoteltiere – mehr zu diesen Tieren gibt es im nächsten curt. Für unser curt-Buchprojekt Die Schreibkrise hat Elmar uns ein Märchen zur Verfügung gestellt, das wir an dieser Stelle vorab für Euch veröffentlichen möchten. Und hinterger haben wir Elmar noch ein paar ganz wichtige Märchenfragen gestellt ...
Die verhexte Welt ein Märchen von Elmar Tannert für die curt-anthologie „SCHReiBKRISE“ Die Hexe Idaia lebte mit ihrer Katze Laetizia in einem kleinen Häuschen tief im Wald zwischen den Dörfern Oberküchelbach und Unterküchelbach. Eines Tages brach sie ganz früh am Morgen auf, um Kräuter zu sammeln, und als sie spät am Abend wieder nach Hause kam, war sie so müde, dass sie beschloss, für sich und für Laetizia einen langen Schlaf zu hexen. Den Zauberspruch, den sie dafür verwendete, sprach sie vorwärts und rückwärts, und er ging so: „Annasusanna, Nebel sei dies Leben! Wir ruhen bis zur elften Stunde gerufen aus des Raben Munde! Nebel sei dies Leben, Annasusanna!“ Aber die Hexe Idaia hatte vergessen, ihre Rabenuhr aufzuziehen. Die Uhr blieb stehen, der Rabe kam nicht mehr heraus und krächzte nicht mehr, und wäre nicht nach fünfhundertvierundzwanzig Jahren, drei Monaten und acht Tagen eine Maus gekommen, die der Hexe Idaia in die Nase biss, wäre sie womöglich nie mehr aufgewacht. Idaia stand auf und zog sich an und wunderte sich über den vielen Staub und die Spinnweben in ihrem Haus und das versteinerte Brot im Brotkasten, aber wie lang sie geschlafen hatte, das wusste sie nicht. „Laetizia, wach auf! Ich habe Hunger und Durst! Ich brauche frisches
Brot, ich brauche Käse, ich brauche Holundersaft!“ sagte sie zu ihrer Katze. „Ich muss unbedingt zum Markt in die Stadt. Komm mit!“ Laetizia räkelte und streckte sich und sprang auf Idaias Schulter, Idaia nahm ihren Korb, und sie machten sich auf den Weg zur Stadt, durch den Wald und zwischen den Feldern hindurch. Zu Fuß, denn auf ihrem Besen reiten Hexen nur in der Nacht. Es dauerte nicht lange, da hörten Hexe Idaia und Katze Laetizia ein Geräusch, das sie noch nie gehört hatten. Auf dem Feldweg näherte sich nämlich ein Bauer mit seinem Traktor, und der Traktor zog einen Anhänger, voll beladen mit Kartoffeln. Idaia erschrak und sprang in den Graben, denn einen Wagen, der ohne Pferde fährt und dabei Krach macht, hatte sie noch nie gesehen und noch nie gehört. Der Bauer hielt an und fragte: „Kann ich Ihnen helfen, gute Frau?“ Die Hexe Idaia kroch zitternd aus dem Graben hervor und sagte: „Ich muss zum Einkaufen in die Stadt.“ „Dort muss ich auch hin“, sagte der Bauer, „ich verkaufe nämlich meine Kartoffeln auf dem Markt! Steigen Sie auf, ich nehme Sie mit!“ Die Hexe fürchtete sich immer noch vor dem lauten Traktor, aber der Bauer schien ihr ganz nett zu sein. Er reichte Idaia die Hand, half ihr auf den Traktorsitz und sagte: „Ich bin der Bauer Kolb aus Oberküchelbach,
und wer sind Sie?“ „Ich heiße Idaia“, sagte die Hexe, „und wohne in einem kleinen Häuschen mitten im Wald.“ Da wunderte sich der Bauer ein wenig, aber er sagte nichts und ließ seinen Traktor weiter den Feldweg entlangrumpeln. Dann bog er auf die Hauptstraße ab. Dort kamen Autos entgegen, Autos überholten, und manchmal hupte eins. Oben am Himmel knatterte ein Hubschrauber, noch weiter oben düste ein Flugzeug, und neben der Straße sauste ein Eisenbahnzug vorbei. Laetizia, die Katze, verkroch sich in den Einkaufskorb. Idaia, die Hexe, hielt sich die Ohren zu. „Irgend jemand“, dachte die Hexe bei sich, „hat die Welt gründlich verhext, von oben nach unten, von hinten nach vorn, von links nach rechts und wieder zurück! Letzte Woche hat doch alles noch ganz, ganz anders ausgesehen. Und viel stiller war es auch.“ Sie zupfte den Bauern Kolb am Jackenärmel und fragte: „Seit wann gibt es diese Kutschen ohne Pferde?“ „Die hat es schon gegeben, als ich noch ein kleines Kind war“, ant¬wortete er und wunderte sich wieder über die seltsame Alte, die neben ihm auf dem Traktor saß und noch tausend andere merkwürdige Dinge wissen wollte. Seit wann es eiserne Vögel am Himmel gibt, fragte die Hexe Idaia, seit wann keine Wächter mehr am Stadttor stehen, seit wann es Häuser gibt, die bis zum Himmel hoch gebaut werden, und der Bauer Kolb sagte jedes Mal: „Das ist alles schon so gewesen, als ich ein Kind war.“ Da dachte die Hexe Idaia an das versteinerte Brot im Brotkasten und den Staub und die Spinnweben im Haus und ahnte allmählich, dass sie viel zu lang geschlafen hatte. Aber daran ließ sich nun nichts mehr ändern. Die Hexe Idaia ging also tapfer auf den Markt und machte ihre Ein¬käufe. Danach frühstückte sie auf einer Bank im Park und ging ein wenig spazieren. Aber was sie sah und hörte, gefiel ihr gar nicht, und
am allerwenigsten gefiel ihr, dass man keinen Bach murmeln hörte, keinen Vogel singen und auch nicht den Wind, wie er durch die Baumwipfel streicht, denn der Lärm, den die Menschen machten, war lauter als alles andere. „Was soll ich nur tun, Laetizia?“ sagte sie zu ihrer Katze. „Diese Welt ist furchtbar gruselig geworden! Am liebsten würde ich uns beide wieder in unsere Zeit zurückhexen, aber dafür gibt es keinen Zauberspruch in meinem Zauberbuch.“ „Dann musst du die Welt verhexen“, sagte die Katze Laetizia, „so, wie du sie haben willst.“ „Was für eine kluge Katze du bist!“ rief die Hexe Idaia. „Wie gut, dass ich dich habe!“ Und als sie am Abend auf dem Traktor von Bauer Kolb wieder aus der Stadt hinausfuhr aufs Land, als sie von Oberküchelbach durch den Wald zu ihrem kleinen Haus ging, da wusste sie, was sie noch in derselben Nacht tun würde. Als erstes holte sie ihr Zauberbuch aus dem Regal, suchte den Zauber¬spruch, den sie brauchte, und lernte ihn auswendig, bis die Rabenuhr elfmal krächzte. Dann holte sie den Besen aus der Kammer, Laetizia sprang auf ihre Schulter, und sie ritten hoch oben in der Luft am Mond vorbei zur Stadt. Als sie auf dem Marktplatz landeten, war es fast Mitternacht, und es war so wunderbar still in der Stadt, dass es sich die Hexe Idaia beinahe anders überlegt hätte. „Soll ich oder soll ich nicht?“ fragte sie ihre Katze Laetizia. „Du sollst!“ sagte Laetizia. „Oder willst du in Zukunft nur noch nachts aus dem Haus gehen?“ Das wollte Idaia nicht, denn auch eine Hexe braucht ab und zu Sonnen¬licht. Die Turmuhr schlug zwölf Mal, und Idaia murmelte ihren Zauberspruch einmal vorwärts und einmal rückwärts: „Dreh Magiezettel um, Amulette zeig am Herd! Die Welt ist verhext, die Welt ist verkehrt.
Nie leg Raps neben Spargel ein! Alles, was laut ist, wird winzig klein.“ Dann schwang sie sich wieder auf ihren Besen, Laetizia sprang auf ihre Schulter, und sie stiegen auf in die Lüfte und drehten eine Runde über der Stadt. Von oben konnten sie noch beobachten, wie alle Autos begannen, einzuschrumpeln. Es sah aus, als würden Blumen verwelken. Dann lenkte Idaia den Besen zu ihrem Häuschen im Wald zurück und ging zufrieden mit Laetizia zu Bett. Am nächsten Morgen erwachten alle Menschen in der Stadt viel später als sonst. Niemand hatte einen Wecker gehört, denn auch die waren winzig klein gehext geworden, so klein, dass nur noch Ameisen sie hören konnten. Und als die Menschen aus ihren Häusern auf die Straße hinuntergingen und nur noch kleine Spielzeugautos und Spielzeugmotorräder fanden, als im Bahnhof nur noch kleine Spielzeugeisenbahnen auf kleinen Spielzeuggleisen standen, da sagten sie sich: „Irgend jemand hat die Welt gründlich verhext, von oben nach unten, von hinten nach vorn, von links nach rechts und wieder zurück!“ Obwohl keiner von ihnen glaubte, dass es Hexen wirklich gibt. Die Hexe Idaia aber entdeckte am nächsten Morgen, dass auch ihre Rabenuhr so klein geworden war wie eine Erbse.
4 Fragen an Elmar Tannert CURT: Elmar, gibt es Hexen in echt? Elmart tannert: Holla, was für eine Frage! Die müsste man eigentlich einem Hexenforscher stellen. Aber ich denke mir: Es wird schon
einen Grund haben, warum sie in den Märchen der unterschiedlichsten Völker und Länder vorkommen. Bestimmt waren es eigentlich Frauen mit Heilkräften, die sich mit Kräutern auskannten und daraus Medizin herstellten – also „gute Hexen“. Das war manchen vielleicht unheimlich. Andere wieder, die nicht geheilt werden konnten, waren geneigt, der Kräuterhexe etwas Böses anzudichten, zumal man ja gut genug wusste, dass es auch Giftpflanzen gibt, die man missbrauchen kann. Du hast unserem Kurti ein Märchen zur Verfügung gestellt. Schreibst du häufiger Texte dieser Art und willst du vielleicht ein Märchenbuch veröffentlichen? Vor einigen Jahren habe ich ein Buch mit märchenhaften und auch gruseligen Geschichten für Kinder geschrieben, das aber mittlerweile leider vergriffen ist. Für verschiedene Sagenbücher des Malers und Grafikers Kurt Neubauer habe ich einige Geschichten geschrieben – in diesem Falle keine erfundenen Geschichten, sondern alte Sagen, die es schon gibt, neu erzählt, damit man sie auch heute wieder gern liest. Und letztes Jahr wurde ich vom Bayerischen Rundfunk eingeladen, drei mal sieben Folgen „Mundart-Betthupferl“-Geschichten zu schreiben. Der Held und Erzähler meiner Geschichten ist ein Kastanienbaum auf einem Spielplatz, und damit sind sie auch ein bisschen „märchenhaft“. (Ausstrahlungen im BR: 27. März / 15. Mai / 3. Juli / 21. August / 9. Oktober / 27. November 2021 und 15. Januar 2022, jeweils 18:50) Deiner Hexe Idaia kommt die Welt ziemlich verhext und gruselig vor. Wann ging es dir selbst zuletzt so? Zur Zeit geht es mir leider fast immer so, wenn ich aus dem Haus gehe. Oder wenn ich nach 21 Uhr aus dem Fenster gucke … Wenn du selbst zaubern könntest, was würdest du zaubern? Dass nach Weihnachten nur ein Monat Winter kommt und dann das Frühjahr beginnt. Elmar Tannert ist Schriftsteller, Übersetzer und Musiker. Alle Infos über Elmar und seine Arbeit auf elmar-tannert.de
108 – Theo o.j. fuchs
Fotos: katharina winter
109 – hinten raus
theobald O.J. fuchs: IM HOMEOFFICE DER NACHT Es bleibt einem ja gar nichts anderes mehr übrig, als sich irgendwann mit dem derzeit alles dominierenden Thema zu beschäftigen. Daher will auch ich mich nicht länger drücken und im Folgenden fragen: Gibt es Vampire in Gostenhof? Und falls nicht – wie kann das sein? Zum Glück wohnen wir gleich ums Eck von einem transsylvanischen Kulturzentrum. Nur ich weiß von diesem geheimen Ort in der AdamKlein-Straße 666. So dass es kein Problem ist, auf einen Sprung vorbeizuschauen und direkt an der Quelle Informationen zu sammeln. Fakten aus nullter Hand, Augenzeugenschaft, Erkundigungen im total besoffenen Zustand – das ist der Qualitätsjournalismus, den CURTLeser erwarten. Bzw. verdient hätten. Was auch immer »bzw.« in diesem Zusammenhang bedeuten soll. Gesagt – getan. Raus aus der Homeoffice-Jogginghose, rein in die Kurze-Besorgung-im-Kiez-machen-Jogginghose. Nichts kann mich aufhalten, außer freilich die Ausgangssperre. Apropos: »Wie geht es Vampiren mit der Ausgangssperre?«, so soll meine erste Frage an Ida und ihren Onkel Franz Jumatatemort lauten. Ich kenne sie schon seit Jahren. Gostenhof ist ein Dorf, dunkle Ecken gibt es reichlich – da läuft man sich praktisch zwangsläufig irgendwann über den Weg. Der Onkel reicht mir noch im Hausflur ein Wasserglas randvoll mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. »Auf dein Wohl, Nachbar«, begrüßt er mich. Und fügt, als er meinen skeptischen Blick auf den Schnaps bemerkt, hinzu: »Ist nicht, was du denkst! Möchte ich nur ein Mal
erlebt haben, dass du kannst sehen durch Blut. Das war, als ich gebissen habe Schneemann droben in Arad. Hab ich verwechselt mit Freund aus Ungarn, wir waren sehr besoffen damals. Haben wir gelacht! Chrchrchr ...« Wir leeren die Gläser auf Ex. Die Maske müssen wir dabei natürlich vom Gesicht ziehen. Danach sind wir beide desinfiziert, so dass keine Ansteckungsgefahr mehr besteht. Benzin kriegt jedes Virus kaputt, das wird mir deutlich, während ich darauf warte, dass der Trank sich durch meine Magenwände brennt. Franz hat leichte Schwierigkeiten, den Mund-Nasen-Schutz vom Kinn zu kriegen, da sich seine zentimeterlangen Reißzähne irgendwie im FFP2-Filz verhakt haben. Schließlich gelingt ihm die Befreiung und freundlich grinsend führt er mich in die Wohnküche mit den Fenstern zum Hinterhof. Von unserem Balkon auf der Rückseite des Gebäudes schräg gegenüber sehe ich hier täglich bis tief in die Nacht ein rotes Licht brennen. Tagsüber sind die Vorhänge zugezogen und nichts rührt sich. Ida sitzt am Küchentisch, ihr Gesicht hinter den riesigen, pechschwarzen Gläsern einer Sonnenbrille verborgen, vor sich ein Laptop. Ida ist um die vierhundert Jahre alt, sieht aber deutlich jünger aus. »Hey, schön dass du mal vorbei schaust!« sagt sie und von ihrer Unterlippe rinnt ein blutroter Faden über ihr schneeweißes Kinn. Ein Tropfen hat sich angesammelt und droht auf die Tastatur zu fallen. »Obacht!« sage ich und tippe an mein eigenes Kinn.
110 – Theo o.j. fuchs »Huch! Danke ... was führt dich zu uns?« »Trinken will er noch einen Schnaps mit mir, stimmt‘s?« zwinkert mir Franz zu. Klar, wie war das nochmal? Was einen nicht auch umbringen kann, wirkt überhaupt nicht – alter Grundsatz der Medizin. Ida trinkt natürlich auch einen mit. Franz lässt sich stöhnend in den Sessel fallen und wechselt unvermittelt in den Dialekt der k.u.k. Donaumonarchie, dem Land seiner Geburt: »Macht frisch, nicht wahr? In meinem Alter ... aber entschuldigen‘S, Herr Magister, setzen‘S erna bittschö, ganz nach Pläsir ...« Ich schnappe mir den einzigen freien Stuhl im Raum. »Nun, eigentlich nichts Besonderes...« antworte ich zögerlich auf Idas Frage. »Ich hab mich nur gewundert, wie‘s euch so geht, mit den Masken, Abstandsregel, Ausgangssperre und so. Ich meine, ihr arbeitet doch nachts... gewöhnlich.« »Das ist lieb, dass du dich erkundigst. Aber uns geht’s prima. Wir sind im Homeoffice, oder, Onkel Franz?« Der Onkel wackelt mit dem Kopf und summt im Schlaf eine uralte Melodie, an die nur er sich nicht mehr erinnern kann. »Im Wesentlichen kann ich alles mit dem Computer erledigen«, fährt Ida fort. »Für die anonymen Drohanrufe habe ich Skype, und junge Männer erschrecken geht mit Jitsi oder Webex. Natürlich habe ich eine spitzen HD-Kamera, so dass es richtig echt wirkt, wenn ich so tue, als würde ich ihnen ins Gesicht beißen. Kennenlernen über Tinder oder Okcupid ist das geringste Problem. Ich kann inzwischen auch unheimliche Geräusche bei irgendwelchen Fremden aufs SmartPhone spielen, da haben mir aber ein paar technisch versierte russische Verwandte geholfen.« »Ach, was höre ich? Du schreibst dir heimlich mit Sergej Iwanowitsch?« Franz war wieder aufgewacht. »Ein guter
Junge möchte das sein, leider hängt bloß noch an Computer. Dabei hat er ausgesaugt in seine beste Zeit die halbe Familie von Zar. Darauf wir sollten trinken!« »Und sonst so?« frage ich behutsam nach. »Seid ihr gut versorgt mit allem ... äh, notwendigen Dingen wie … naja, Klopapier, Getränken, Lebensmittel?« Ida zaubert ein Lächeln wie eine gebogene Messerklinge in ihr Gesicht. »Überhaupt kein Problem! Lässt sich alles im Internet bestellen. Bisher war es immer gut und frisch. Und jung ... « »Sogar Pizza, die wir haben gefunden in merkwürdigem Rucksack von Radfahrer, hat mir gesehen sehr lecker aus!« meldet sich Franz zu Wort. »Onkelchen!« ermahnt ihn Ida streng. »Du weißt doch, dass du dieses ungesunde Zeug nicht verträgst. Du könntest aber unserem Gast noch ein Glas anbieten, er sieht sehr blass aus. Wahrscheinlich die lange Zeit im Homeoffice ... «
Theobald O. J. Fuchs: Man mag es kaum glauben, er schüttet Bier nicht nur seine Kehle hinunter, sondern schreibt auch darüber und ist mit neun Geschichten in einem Bierbrevier beteiligt, gerade ofenfrisch auf dem Tisch: Nächste Veröffentlichung: in der CURT SCHREIBKRISE, mit einer kurzen Kurzgeschichte.
Ach ja: danke an euch alle für alles! danke für den support, den einsatz, das vertrauen, und die richtige wahl. Alle anderen Medien: Makulatur. nur vom feinsten, für die feinsten!
Danke an alle Koop-Partner und Mitwirkenden dieser Ausgabe! CURT YOUR LOCALS! Und wie immer: Nach dem Magazin ist vor dem Magazin. Weiter geht´s!
vorschau curt your locals feat. kurti April/mai 2021 Was freuen wir uns auf die nächste Ausgabe. Die wird noch besser! Bis dahin empfehlen wir euch:
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