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Baumwollspinnerei in Flöha: Alte Denkweisen über Bord werfen

ALTE DENKWEISEN ÜBER BORD WERFEN

„Eigentlich ist dieses Vorhaben für eine Stadt wie uns zu groß“, erklärt Bauamtsleiter Andre Stefan mit Blick auf die roten Fassaden der ehemaligen Produktionshallen der Baumwollspinnerei in Flöha. „Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt“.

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Gemeint ist das Projekt zur Umgestaltung des Industriedenkmals Alte Baumwolle, für das die 10.000-Einwohner-Stadt seit den 1990er Jahren kämpft. Aus dem ehemaligen Motor der Industrialisierung bildet sich ein neues Zentrum mit einem Marktplatz heraus, den es bisher in Flöha nicht gab. Das Leben soll hier wieder pulsieren. Die Bücherei, eine der größten Kindertagesstätten Sachsens und Lebensmittelhändler sind bereits in die sanierten Gebäude gezogen. Gerade entstehen neue Eigentumswohnungen und weitere sind in Planung.

Über 200 bewegte Jahre

Seit 1809 prägt die Baumwollspinnerei die Stadt. Jede Flöhaer Familie ist auf die ein oder andere Weise mit der „Baumwolle“ verbunden. Sie ist ein großes Stück Identität für die Einheimischen. Angesiedelt an der Zschopau, mauserte sich die Spinnerei nach und nach zu einem großen Arbeitgeber der Textilbranche. Besonders unter der Fabrikantenfamilie Clauß entfaltete sich das Areal bis etwa 1910 zu seiner jetzigen Größe von etwa 65.000 Quadratmetern. An den Gebäuden kann man diese Entwicklung sehr gut ablesen. Zunächst wurden Häuser mit sehr vielen Fenstern gebraucht, damit viel Licht in die Räume fällt. In ihnen werden gerade Eigentumswohnungen realisiert. Danach entstanden immer größere Hallen mit hohen Decken und imposanten Glasscheiben, um für Maschinen Platz zu schaffen. Von außen fällt zuerst die Klinkerstruktur ins Auge. Auch Verzierungen und der durch die Ecktürme ausgelöste kastellartige Eindruck bilden ein stimmiges Gesamtkunstwerk. „Das war kein profaner Industriebau“, bekräftigt Andre Stefan. Otto und Ernst Iselin Clauß errichteten um 1900 außerdem die Fabrikantenvilla, den heute öffentlichen Park mit Gehölzen aus den Ursprungsländern der Baumwolle, Arbeitshäuser und Sozialbauten, wie ein Ledigenwohnheim oder die Verwahranstalt für Kinder, eine Art Kindergarten. Sogar eine betriebseigene Feuerwehr wurde später auf dem Gelände integriert. Zu DDR-Zeiten kümmerten sich Betriebsärzte und Versorgungsläden um die Beschäftigten und deren Angehörige. 1994 sollte schließlich zum Schicksalsjahr der Alten Baumwolle werden. Mit dem Zusammenbruch der Textilindustrie endete die Zeit der großen Produktion in Flöha, Hunderte verloren ihre Arbeit. Aber selbst in dieser schwierigen Phase keimten bereits Ideen, wie das Areal weiter genutzt werden könnte. Ein erster Investor sei schnell gefunden worden, der zunächst sehr viele nicht erforderliche Gebäude und Altlasten beseitigte, erinnert sich Stefan. „Leider ging dieser aufgrund anderer Projekte in Konkurs und es herrschte wieder Stillstand.“ Der damalige Oberbürgermeister Friedrich Schlosser und der Stadtrat wollten dabei nicht tatenlos zusehen und ergriffen die Initiative. Zum Symbolwert von einer D-Mark kauften

„Dieses Projekt ist wirklich außergewöhnlich. Dabei wollten wir solch ein großes Vorhaben gar nicht mehr in Angriff nehmen. Doch die Altbauten an der Parkseite der Alten Baumwolle ließen uns nicht mehr los. Wann kann man als mittelständisches Unternehmen schon bei der Gestaltung eines neuen Stadtzentrums mitwirken? Für uns eine einmalige Chance. Gemeinsam mit unseren Architekten Jürgen und Colja Wischnewski setzen wir nun diese anspruchsvolle Aufgabe um. Die ersten Wohnungen des 1. Bauabschnittes werden Ende 2021 übergeben, die Bauarbeiten für den 2. Abschnitt haben bereits begonnen. Ebenso außergewöhnlich ist die Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträgern der Stadt und den engagierten Menschen vor Ort. Alle ziehen gemeinsam an einem Strang, alle wollen das Ziel eines lebendigen Stadtzentrums unbedingt erreichen. Wenn etwas nicht passt, gibt es schnelle, unkomplizierte Lösungen. Das imponiert uns allen sehr.“

Maik Renner

Geschäftsführender Gesellschafter der Ticoncept Bauprojektentwicklungs- und Vertriebs GmbH

Visualisierung: Ticoncept GmbH

sie 2001 das Gelände von der Treuhandanstalt und starteten mit der Sanierung des sogenannten Wasserbaus, der alten Spulerei und Dämpferei, die 2006 abgeschlossen wurde. Heute sind hier die Bibliothek, der Stadtsaal, Vereine und zukünftig der Bürgerservice mit dem Stadtarchiv beheimatet. Großes Interesse erregte die Eröffnung der Kindertagesstätte „Baumwollzwerge“ 2014. Mit derzeit über 300 Kindern ist sie nicht nur eine der größten Kitas Sachsens, sondern besitzt auch architektonisch einen einzigartigen Clou: Die ehemalige Shedhalle mit ihrem typischen Sägezahndach, das mehr Licht einlässt, wurde so gestaltet, dass zwischen den zweigeschossigen Gebäuden Spielterrassen für die einzelnen Gruppen angelegt wurden, auf denen nach Herzenslust getobt werden kann.

Blickwinkel verändern

Danach geriet das Prestigeobjekt etwas ins Stocken. Für den Ausbau des größten Produktionsgebäudes zur Nahversorgung konnte erst kein geeigneter Förderer gefunden werden. „Wir fokussierten uns dann vorrangig auf die Öffentlichkeitsarbeit“, erinnert sich der Bauamtsleiter. „Wir haben die Menschen immer ganz nah am Projekt teilhaben lassen, sie mit einbezogen und immer informiert. 2016 engagierte sich schließlich ein privater Investor, der den sogenannten Neubau in Angriff nahm und ihn samt ehemaligem Ballenlager sanierte und ein Einkaufszentrum entwickelte. „Das imposante Gebäude strahlt auch innen seine Größe aus, wodurch wir hier ein sehr angenehmes Arbeitsklima haben. Durch die großen Fensterfronten dringt sehr viel Tageslicht. Auch dank der hohen Decken fühlt sich alles weitläufig an, beim Arbeiten als auch beim Einkaufen. Die Herausforderung beim Bau lag darin, Denkmalschutz und die moderne Einrichtung eines REWE-Marktes unter einen Hut zu bekommen. Das Areal wird immer mehr zu Flöhas neuem Mittelpunkt, es ist einzigartig und hat Strahlkraft für die ganze Umgebung.“

Ralf Ruscher

Leiter des im sogenannten „Neubau“ der Alten Baumwolle errichteten REWE-Marktes, der als schönste Handelsimmobilie Deutschlands mit dem „Fachmarkt Star 2020“ ausgezeichnet wurde

Immer wieder neue Wege gehen, ist eine Devise der Verantwortlichen. Und so gab es im Frühjahr und Sommer 2016 einen Architekturwettbewerb mit Studierenden für die Altbauten auf der südlichen Seite des Areals, der entscheidende neue Ansätze brachte. Mit diesem Wettbewerb entwickelte sich auch erst die Idee, die mittig gelegene Freifläche des Geländes mit zusätzlichen Gebäuden einzufassen und ihm so den Charakter eines Marktplatzes zu geben. Durch den Zusammenschluss Flöhas mit drei umliegenden Dörfern im 19. und 20. Jahrhundert formte sich bis heute kein gewachsenes Zentrum. „Wir mussten alte Denkweisen über Bord werfen, den Bebauungsplan überarbeiten und auch ein bisschen auf das Glück vertrauen“, reflektiert Andre Stefan. Dieses kam in Form eines neuen Investors, der Ticoncept Bauprojektentwicklungs- und Vertriebs GmbH um Maik Renner. „Ihn haben wir intensiv begleitet, sind auf seine Wünsche eingegangen, konnten aber auch unsere Vorstellungen mit einbringen – das war für alle eine Win-Win-Situation und ist so in größeren Städten vielleicht gar nicht umsetzbar.“ Mittlerweile ist bereits der erste Bauabschnitt für neue Wohnungen in den sanierten Altbauten abgeschlossen. Alle Quartiere sind verkauft. Der zweite Bauabschnitt läuft. Entstehen sollen Eigentumswohnungen und Geschäftseinheiten im Erdgeschoss, die Teil der Vision des neuen Marktplatzes sind. Das Gesamtprojekt ist bis etwa 2030 ausgelegt. Bis dahin sollen weitere Wohnhäuser und ein Parkhaus auf der noch brachliegenden Fläche gebaut werden. Ziel ist ein geschlossener, eingefasster Marktplatz mit Verweilmöglichkei-

Foto: Stadtbibliothek Flöha Hell, luftig und farbenfroh – unsere Bibliothek besticht durch ihre moderne Innenraumgestaltung in einer altehrwürdigen Hülle. Erst auf den zweiten Blick merkt man, dass man sich in einem ehemaligen Spinnereisaal befindet ... das ist ein tolles Erlebnis für alle Besucher!

Susanne Stengel

Leiterin der Stadtbibliothek Flöha

ten und Gastronomie, ein neuer Knotenpunkt der Begegnung. Das Thema Wasser soll eine große Rolle spielen, als Reminiszenz an die Kraft der Zschopau, die die Ansiedlung der Textilindustrie erst ermöglichte. Als ergänzende Puzzlesteine auf dem Weg zum Stadtzentrum sind ein Beleuchtungskonzept und eine Dauerausstellung zur Baumwolle geplant. Bereits im Herbst 2021 soll ein Rundgang anhand großer Schautafeln, auf denen die Funktionen der Gebäude erklärt werden, an die Ursprünge eines der größten Industriedenkmäler Sachsens erinnern. Andre Stefan betrachtet die rote Fassade des Wasserbaus und resümiert: „Es war und ist ein erhebliches Stück Arbeit. Mit Hilfe von Investoren, der Städtebauförderung von Bund und Freistaat und engagierten Menschen sind wir auf einem sehr guten Weg. Immer dranbleiben und nicht aufgeben, führte uns zum Erfolg. Darauf können wir stolz sein.“

baumwolle-floeha.de

Christiane Schwarzbach

Foto: Stadtverwaltung Flöha 1 Mit der Umgestaltung des Industriedenkmals Alte Baumwolle schafft sich die 10.000-Einwohner-Stadt Flöha ein neues

Herzstück. Das ambitionierte Projekt begann vor 20 Jahren.

2 In der einstigen Shedhalle der Spinnerei eröffnete 2014 die Kindertagesstätte „Baumwollzwerge“. Mit mehr als 360 Plätzen ist sie eine der größten Einrichtungen in Sachsen.

3 An der südlichen Seite des weitläufigen

Geländes soll bis 2030 ein Marktplatz entstehen. Die Idee wurde im Rahmen eines

Architekturwettbewerbes mit Studierenden im Jahr 2016 entwickelt.

4 Schon 2006 zog die Stadtbibliothek in den sanierten Wasserbau an der Zschopau ein. Auch mehrere Vereine haben in dem repräsentativen Klinkerbau von 1903 ihr

Domizil.

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Die Alte Baumwolle Flöha: Ein weiteres Projekt des Bauträgers und Investors