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ZBB 4 | 2020
Praxis
keine Impulse mehr aufnehmen und weitergeben. Es gelangen weniger Geräusche zum Hörfilter, wodurch weniger Impulse verarbeitet werden. Folglich verringert sich dessen Leistungsfähigkeit. Das neuronale Netz passt sich den verminderten Reizen an, wodurch Nervenzellen verloren gehen und der Verzweigungsgrad reduziert wird. In Folge dessen wird ein Verstehen von Gesprochenem schwerer, bis es gar nicht mehr möglich ist. Töne, Worte, Klänge und ohrenfällige Emotionen werden nicht mehr entschlüsselt. Hören – in der Zahnarztpraxis genauso wichtig wie gesunde Zähne Der Mensch orientiert sich gesellschaftlich vor allem durch seine Sprache. Ist diese Orientierung aufgrund einer Hörschädigung beeinträchtigt, werden Menschen unsicher: Sie ziehen sich zurück, scheuen sozialen Kontakt – in zahnärztlichen Praxen mit Patientenverkehr ein No-Go. Außerdem wird durch einen Rückzug das Gehirn immer weniger gefordert, was zu Einschränkungen in der geistigen Leistungsfähigkeit führen kann. Gleichzeitig sind Menschen, die schlecht hören, auch in ihrer räumlichen Wahrnehmung eingeschränkt. Denn das Gehör ist dafür zuständig, zu erkennen, aus welcher Richtung ein Geräusch – und sei es nur der Zuruf einer Kollegin aus dem Behandlungszimmer – kommt (und wie weit entfernt es ist). Der Verlust dieser Fähigkeit verstärkt die Unsicherheit im Praxis – wie im privaten Alltag und kann sich letztlich sogar negativ auf Bewegungsabläufe auswirken. Wer sich und seinem Gehör regelmäßige Ruhepausen ohne jegliche Geräuscheindrücke gönnt, schützt Ohr sowie Gehirn vor Erschöpfung und nachhaltiger Hörschädigung. Damit lässt man Bohren, Schleifen, Absaugen oder das Gespräch mit Patienten nicht zur lärmenden
Last werden, sondern erhält sich die Lust an der Arbeit im zahnärztlichen Team. Tipp 1: Jährlicher Gehörtest Experten raten, mindestens einmal im Jahr sein Gehör testen zu lassen. In diesem Rahmen kann gleichzeitig eine Beratung für den passenden Gehörschutz erfolgen, wenn eine entsprechende Belastung bekannt ist. Wird dabei bereits eine Hörminderung festgestellt, empfehlen die terzo-Zentren, so früh wie möglich mit einer entsprechenden Versorgung zu beginnen. Tipp 2: Schutz des Gehörs In lauten Umgebungen (auch privat!) ist ein entsprechender Gehörschutz unbedingt notwendig. Die dafür verfügbaren technischen Hilfsmittel sind vielfältig und können nach spezifischem Bedarf ausgewählt und angepasst werden. Mit einem individuell angepassten Gehörschutz, der den jeweiligen Bedürfnissen gerecht wird, wird das Gehör vor Lärm geschützt, ohne dabei akustisch zu isolieren: Sprache kann also weiterhin sehr gut verstanden werden. Selbst Hörgeräteträger können auf spezielle Lösungen zurückgreifen. Der Komfort wird dauerhaft erhöht, die Akzeptanz für den Schutz steigt, das Gehör bleibt intakt. Literatur 1. Art.: Lärm. Duden online. https:// www.duden.de/ node/86519/revision/ 86555. Abruf: 15.10.2019. 2. Probst R. Anatomie und Physiologie des Ohres. In: HalsNasen-Ohren-Heilkunde. Stuttgart: Thieme, 2008:144–153. 3. Eichel HW. HNO-Heilkunde, Phoniatrie und Pädaudiologie für Sprachtherapeuten, München: Elsevier, 2015. 4. Ganz FJ. Ohrgeräusche. Tinnitus-Sprechstunde, Stuttgart: Thieme, 1989.
Kevin Oppel lebt als gelernter Hörakustiker und Diplom-Betriebswirt (FH) seit fast 15 Jahren den praktischen und wissenschaftlichen Austausch zum Thema Hören und Tinnitus. Sein Credo: „(Dazuge-)Hören ist Lebensqualität!“ Sein Weg dorthin: Methodische Herangehensweise und jede Menge Erfahrungen aus der Praxis. Kontaktadresse: terzo-institut Bernhardstr. 19 96515 Sonneberg Tel: 03675-82698800; E-Mail: markteting@terzo-institut. www.terzo-zentrum.de Foto und Abbildungen: Oppel