ZBB Ausgabe 2/2018

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Fortbildung

ZBB 2 | 2018

Bruxismus und festsitzender Zahnersatz

Prof. Dr. med. dent. Marc Schmitter Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik Universitätsklinikum Würzburg Pleicherwall 2 97070 Würzburg E-Mail: schmitter_m@ukw.de Der Beitrag ist ein Nachdruck aus Quintessenz 2017; 68(1):23-33

Autor: Prof. Dr. Marc Schmitter, Würzburg

Indizes: Bruxismus, Schlafbruxismus, Zähneknirschen, Zähnepressen, Zahnersatz, Vollkeramik

Zusammenfassung Nächtliches Zähneknirschen und -pressen kommt in der Bevölkerung mit einer recht hohen Prävalenz vor, wobei die „Dunkelziffer“ wohl erheblich ist. Möchte man bei diesen Patienten festsitzenden Zahnersatz eingliedern, so stellt sich die Frage, ob beispielsweise vollkeramische oder andere zahnfarbene Versorgungen überhaupt zur Anwendung kommen können. Insbesondere keramische Werkstoffe sind zumeist recht spröde und somit versagensanfälliger, vor allem wenn sie als Verbundwerkstoffe verwendet werden. Daher geben viele Hersteller die Werkstoffe für den Einsatz in diesem Personen­kreis nicht frei. Monolithisch, also aus einem Stück gefertigte Restaurationen scheinen für die Anwendung bei Bruxismus-Patienten generell besser geeignet zu sein als Verbundwerkstoffe: Vollmetallkronen, aber auch Lithium(di)silikat- und Zirkonoxidkeramik kommen hier in Frage. Da Vollmetallkronen den ästhetischen Ansprüchen nicht gerecht werden können, akzeptieren Patienten diese Versorgungsvariante nur schwer. Daher rücken Lithium(di)silikatund Zirkonoxidkeramik immer mehr in den Fokus des Interesses. Die vorliegende Übersicht fasst die jeweiligen Vor- und Nachteile der verfügbaren Materialien zusammen. Einleitung Bruxismus, das heißt das Zähneknirschen und -pressen, kommt in der Bevölkerung recht häufig vor. In einer aktuellen Studie, bei der die kaumuskuläre Aktivität der Teilnehmer über fünf Nächte im häus-

lichen Umfeld mit einem portablen Elektromyographie-Gerät aufgezeichnet wurde, konnte eine Prävalenz für nächtlichen Bruxismus von ca. 14 Prozent bei Probanden ohne kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD) und von ca. 70 Prozent bei Patienten mit CMD ermittelt werden 17. Eine andere Studie, die im Schlaflabor (= Goldstandard bei der Diagno­se von Schlafbruxismus) durchgeführt wurde, gibt eine Prävalenz zwischen 6 und 12 Prozent an 10, wobei hier aus Kostengründen nur eine Nacht aufgezeichnet und nicht zwischen Patienten mit und ohne CMD unterschieden wurde. Somit kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass mindestens jeder zehnte Patient, der zur zahnärztlichen Behandlung kommt, unter nächtlichem Bruxismus leidet. Hierbei ist es möglich, dass der Betroffene jede Nacht oder aber nur ge­legentlich knirscht und/oder presst. Hinzu kommen Patienten, die tagsüber mit den Zähnen knirschen und/oder pressen. Die Datenlage zum Bruxismus während der Wachphasen ist zwar noch nicht zufriedenstellend, aber die Prävalenz dürfte deutlich über zehn Prozent liegen 14. Es besteht also eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Patienten, die neuen Zahnersatz benötigen, auch unter Bruxismus leiden. Da somit klar ist, dass Zahnärzte im Behandlungsalltag regelmäßig mit (unerkannten) Bruxismus-Patienten zu tun haben, erscheint es zielführend, das Phänomen Bruxismus etwas genauer zu betrachten. Bruxismus Unter Bruxismus versteht man das wiederholte Zähne­knirschen und/oder -pressen, das tagsüber


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