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Fachkräftemangel trotz steigender Zahlen der Ausbildungsverträge?
from ZBB 1/2022
by KZVLB
Autorin: Zahnärztin Manja Schölzke, Vorstandsmitglied der LZÄKB
Bis zum 30. September 2021 sind laut der Bundeszahnärztekammer bundesweit 14.221 neue Ausbildungsverträge für die Zahnmedizinischen Fachangestellten abgeschlossen worden. Das sind 11,8 Prozent mehr Verträge zum Vorjahr. Dennoch ist die Situation sehr angespannt.
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In Brandenburg liegen die Ausbildungszahlen mit 150 abgeschlossenen Verträgen auf einem konstanten Level der Vorjahre. Dies zeigt, dass die Ausbildung zur ZFA bei jungen Frauen und Männern sehr beliebt ist. Der Beruf ist anspruchsvoll und vielseitig. Er verbindet zahnmedizinische Aspekte bei der Assistenz und Prophylaxe mit kaufmännischen Aspekten bei der Verwaltung und Abrechnung sowie soziale Aspekte bei der Betreuung und Kommunikation. Daneben sind die ZFAs verantwortlich für die Röntgendiagnostik und Medizinprodukteaufbereitung.
Gründe für die vielen offenen ZFA-Stellen Der positive Trend der Ausbildungszahlen kann dennoch nicht über den negativen Trend der vielen offenen ZFA-Stellen hinwegtäuschen. Oft thematisierte Gründe für das unzufriedene Bild der ZFA ist die mangelnde Attraktivität des Berufes durch eine geringe Wertschätzung und Anerkennung sowie ein niedriges Gehalt. Eine von der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) in Auftrag gegebene Studie zur „Berufs- und Arbeitszufriedenheit von ZFA-Angestellten“ von 2020 zeigt die Einflussfaktoren. Das wichtigste Kriterium für die Zufriedenheit bei der Arbeit ist das Verhältnis zum Chef. Dann erst folgen das Gehalt, die Arbeitstätigkeit und das Team.
Eine Unzufriedenheit der Mitarbeiter zeigt sich in der hohen Fluktuation in einer Praxis. Aufgrund vieler offener Stellen haben die jungen ZFAs die Möglichkeit durch einen Praxiswechsel, bessere Arbeitsbedingungen zu finden; sei es im Team oder aber auch bei der Karrierezukunft durch Aufstiegsfortbildungen.
Ziel einer Praxis sollte es sein, eine gute Arbeitsatmosphäre durch eine gute Mitarbeiterführung zu schaffen. Arbeitszufriedenheit für Patienten/Eltern spürbar Die Landeszahnärztekammern Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt haben in einer Radio-Werbung gezielt Eltern angesprochen, um für die Ausbildung zur ZFA mit geregelten Arbeitszeiten und einer gesicherten Berufsperspektive zu werben. Potentielle Bewerber oder Fürsprecher wie eben diese Eltern spüren als Patienten in der Praxis die Atmosphäre und das Teamgefühl. Stressige Situationen und ein scharfer Ton werden sensibel wahrgenommen.
Wichtig ist aber nicht nur die Zusammenarbeit von Chef und ZFA am Behandlungsstuhl, sondern auch die Kommunikation und Organisation an der Rezeption. Ein gutes Teamgefühl zeigt sich durch integrierte Mitarbeiter, die sich wohl fühlen und motiviert arbeiten. Regelmäßige Teamgespräche unter Einbeziehung von Ideen der Mitarbeiter, Wertschätzung durch ein offenes Ohr sowie ein ausgesprochenes Dankeschön und Lob, Praxisausflüge, aber auch ein entsprechendes Gehalt oder Gehalt-Extras wie Tankgutscheine führen unter anderem zu einer hohen Arbeitszufriedenheit in der Zahnarztpraxis.
Nichtsdestotrotz geht in naher Zukunft die Generation der „Babyboomer“ und damit vermutlich ein eingespieltes Stammpersonal in Rente. Die Personalsuche wird immer schwieriger. Kontakte im privaten Umfeld oder die Kontakte und Vernetzungen der ZFAs sind gute Möglichkeiten, neue Mitarbeiter zu finden. Manchmal lohnt auch ein Blick zur Seite; ein motivierter Quereinsteiger, zum Beispiel aus der Gastronomie und Hotelerie oder ein Langzeitpraktikant, sind gute Alternativen und können auch nach einiger Berufserfahrung mit einer externen erfolgreichen Abschlussprüfung als vollwertige ZFA angestellt werden.