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Preis: A: € 7,50 / D: € 9,90 Nr. 04/2023 THEMEN

FOTO: MARTIN MORSCHER

Glücksmomente Wunderbare Landschaften, Spaß und Action im Schnee, garniert mit Kultur und kulinarischen Leckerbissen oder einfach: Urlaub in Österreich 9 024700 000673

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FOTO: JEFF MANGIONE

IMPRESSUM Medieninhaber: KURIER Zeitungsverlag und Druckerei Ges.m.b.H. Leopold-Ungar-Platz 1, 1190 Wien Herausgeber: Kurier Zeitungsverlag und Druckerei GmbH Chefredakteurin: Dr. Martina Salomon Projekt- und Redaktionsleitung: Mag. Oliver Scheiber Redaktion: die KURIER-Journalisten Autoren: Wolfram Kautzky, Günter Kast, Gabriele Kuhn, Sabine und Sepp Puchinger, Max Ryba CvD und Produktion: Mag. Belinda Fiebiger Fotoredaktion: Susanne Schoberberger Layout und Bildbearbeitung: KURIER-Kreation Lektor: Robert Poth Gesamtanzeigenleitung: Prokurist Stefan Lechner Anzeigenleitung: Elisabeth Laimighofer Geschäftsführer: Mag. Thomas Kralinger, Dkfm. Mark Mickasch Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag Ges.m.b.H & Co KG, 1190 Wien Hersteller: Ferdinand Berger & Söhne GmbH Wiener Straße 80, 3580 Horn Anzeigen: Melitta Gollinger, Nicole Ryda Projektmanagement: Elisabeth Petersamer, magazin@kurier.at

LUST AUF ÖSTERREICH

SPUREN IM SCHNEE So vielfältig wie ein Winter-Urlaub in Österreich sein kann, so vielfältig sind auch die Themen in diesem Magazin.

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Gute Nachrichten von der Österreich Werbung, die alljährlich das Urlaubspotenzial erhebt. Die Zahl der Menschen, die einen Winterurlaub in Österreichplanen,steigt.Dieallgemeine Urlaubsstimmung hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr nochmals verbessert und Wintersporturlaub erfreut sich anhaltender Beliebtheit. Kein Wunder, kann ich da nur sagen, wenn ich mir unser aktuelles Magazin durchblättere. Es sind viele Spuren, die sich da im Schnee finden und so richtig Lust auf Österreich machen. Seien es die Spuren der Carver auf den bestens präparierten Pisten, die Spuren auf wunderschönen, nahezu unberührten TiefschneehängenodervonMountain-undFatbikern, die immer öfter auch im Winter ihre Spuren im Schnee zurücklassen. Aber auch sibirische Schlittenhunde, die Huskys, hinterlassen eine Spur, wenn siemitFreudeundlautemGebelldurch das verschneite Waldviertel laufen. Viele Spuren führen auch in die Vergangenheit, wie zum Beispiel ein Ausflug in die Altausseer Salzstollen oder die zahlreichen Feierlichkeiten und Ausstellungen rund um den 200. Geburtstag des Komponisten Anton Bruckner zeigen.

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© iStock, Nortonrsx

EDITORIAL

Viele prominente Österreicherinnen und Österreicher haben ebenfalls in der ganzen Welt ihre Spuren hinterlassen, sind aber dennoch fest in ihrer Heimat verwurzelt. Wir haben unter anderem Ex-Skistar Anna Veith, Starkoch Toni Mörwald, Schlagerstar Melissa Naschenweng oder Sänger Paul Pizzera befragt, was sie an ihrem Bundesland und an Österreich schätzen und lieben. Und natürlich wandern wir wieder kulinarisch durch das Land und folgendenSpurenderbesten regionalen Schmankerln. Aber auch unsere Leserinnen und Leser haben im Magazin ihre Spuren hinterlassen, indem sie uns wieder wunderbare Fotos ihrer ganz persönlichen Lieblingsplatzln geschickt haben. Ich lade Sie daher ein, den vielen Spuren im Schnee zu folgen und sich von unseren Geschichten inspirieren zu lassen. Ihr Oliver Scheiber


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INHALT

LUST AUF ÖSTERREICH

BURGENLAND 9

Mein Lieblingsplatzl Leserin Susanne Wöhrer

10 Zwei Reifen, ein Berg und ich Die Mountainbike-Trails des Burgenlands

14 Lust auf köstlich Von Rüssel bis Ringerl: Sautanz in Gut Purbach

16 Bei mir daham Multi-Talent Michael Buchinger

18 Gerichte mit Geschichte Rezepte rund um die pannonische Küche

OBERÖSTERREICH

TIROL

65 Mein Lieblingsplatzl

169 Mein Lieblingsplatzl Leserin Tanja Dettelbacher

Leserin Margit Mayrhofer

WIEN

66 Die Perle am Traunsee

21 Mein Lieblingsplatzl

70 Bei sich selbst ankommen

Leserin Erika Hanifl

22 Gefallene Blätter Auf der Spur von Strauß, Mozart und Beethoven

26 Entspannung in der Stadt Nicht nur für Hausgäste: Wellness im Luxushotel

28 Bei mir daham Künstlerin Missy May

30 Lust auf köstlich Überschäumende Begeisterung aus der Sektkellerei

32 Ein Poltern auf der Bühne Eine Führung durch die Staatsoper

SALZBURG

Gmunden ist die „City of Ceramics“

127 Mein Lieblingsplatzl

Pilgerwandern lädt zum spirituellen Erlebnis ein

Leserin Doris Novak

76 Bei mir daham

128 Gerhard Berger und zwei Pferdestärken

Skirennläufer Vincent Kriechmayr

Kutschenfahrt mit echten Pinzgauern

78 Happy Birthday, Anton!

134 Lust auf köstlich

Linz feiert Anton Bruckners 200. Geburtstag

Verliebt in den Pinzgauer Kaffee

84 Lust auf köstlich

136 Königsdisziplin Familienurlaub

Gaumenfreuden im Senf-Paradies

Zwischen Pizzaschnitte und Rodelpartie

90 Reden wir über Erdäpfelkas

140 Immer mit der Ruhe

Was sind die wirklichen Geheimzutaten?

Ausruhen kann man später: Friedhof-Tour

170 Ruhig bleiben Ein Dorf wehrt sich gegen Touristenmassen

176 Der Blick schweift hinauf und hinunter Ausflugsziele per Straßen-, Eisen- oder Seilbahn

178 Bei mir daham Singende Kult-Wirtin Rosi Schipflinger

180 Heiße Kufen, heiße Kurven Rodeln in der Region Wilder Kaiser-Brixental

182 Lust auf köstlich Ganz schön cool: Wintergemüse, Salate und Co.

184 Die Gams sieht das ganz anders Wintertouren durch die Hohen Tauern

144 Bei mir daham

94 Ganz neue Möglichkeiten Surfen, Paddeln und Schwimmen im Winter

Ex-Skirennläuferin Anna Veith

VORARLBERG NIEDERÖSTERREICH

STEIERMARK

KÄRNTEN

187 Mein Lieblingsplatzl

35 Mein Lieblingsplatzl

99 Mein Lieblingsplatzl

147 Mein Lieblingsplatzl

188 Adrenalinkick: Powdern im Paradies

36 Stuhlgang und Ingwerwasser Ein Bericht für Ayurveda-Novizen

40 Die Rennhunde Zu Besuch am Huskyhof Waldviertel

48 Verkanntes Genie Karpfen – weit mehr als nur ein Weihnachtsessen

54 Kuschel-Exoten Wollige Schweine in der Edermühle

56 Bei mir daham Koch(buchautor) Toni Mörwald

60 Gleiten durch die Natur Unterwegs auf mehr als 800 Loipen-Kilometern

63 Lust auf köstlich Balsamico – der eigentliche Star

Leser Friedrich Kochauf

100 Im Breitspurgang bergauf Schneeschuhwandern in den Seckauer Alpen

104 Die Stadt, der keine Stunde schlägt Warum man Graz im Winter besuchen sollte

108 Bei mir daham Musiker Paul Pizzera

110 Die Hüttenzwerge Praxistest:Hüttenübernachtung mit Kleinkindern

114 Am Gebirg, das hoch in Wolken ragt Zwei Autoren über ihre bevorzugten Routen

116 Schätze in finstrer Nacht George Clooney und die Nazis im Bergwerk

119 Lust auf köstlich Steirischer Junker: Der spritzige Vorbote

Leser Markus Jerko FOTOS: IMAGINEGOLF/ISTOCKPHOTO.COM, STEFAN HOFER, TVB OSTTIROL/W9 STUDIOS OG

Ernst Hanousek

148 Auf Spurensuche Literaturtour: Ingeborg Bachmann & Robert Musil

152 Bei mir daham Schlagerstar Melissa Naschenweng

Leserin Annette Göbel Sicher unterwegs abseits präparierter Pisten

191 Bei mir daham Moderator und Meteorologe Andreas Jäger

192 Lust auf köstlich Die Kunst des Brotbackens im Paulinarium

154 Lust auf köstlich Essen, das Erinnerungen weckt

156 Wo die Südsee auf Omas Alm-Flair trifft Ein Urlaub in einem Almhüttendorf

160 Lesachtaler Bauernbrot: Die Urkraft des Korns Getreide aus dem Tal der 100 Mühlen

162 Oxymel – süß-saure Wohltat Uraltes Hausmittel wird zum Hype, der schmeckt

164 Eine Nudel, die keine Nudel ist Nach dem Einkehrschwung kommen Kasnudeln

SONSTIGES 120 Wo ma guat schloft und isst Hoteltipps quer durch Österreich

122 Must-haves Modetipps auf und abseits der Piste

194 Über den Tellerrand Kolumne: Skiurlaub ohne Ski – kein Problem


LUST AUF ÖSTERREICH

WERBUNG

Regionale Genussinitiativen

RegionaleGenussinitiativen–unsereTipps Ă Steirische Gebirgarnelen: Michael

Wesonig züchtet Steirische Gebirgsgarnelen, Lachs und Steirer Branzinos: www.michis-frische-fische.at Ă Alpenkaviar: Helmut Schlader

Haben Sie schon einmal von Xinis gehört? Wussten Sie, dass Knoblauch auch schwarz sein kann und im Seewinkel angebaut wird? Oder haben Sie schon einmal Alpenkaviar und steirische Gebirgsgarnelen probiert? All das sind regionale Genussinitiativen. Regen wir also den Appetit an!

züchtet Stör in den Kalkalpen und stellt so Alpenkaviar her: www.alpenkaviar.at Ă Tiroler Alpengarnelen: Gezüchtete

Garnelen aus einer Alpenaquafarm in Hall/Tirol: www.alpengarnelen.at Ă Wachauer Safranmanufaktur: Genussvielfalt mit Safran aus der Wachau: www.wachauer-safran.at Ă Trüffelgarten: Alles rund um heimischen Trüffel: www.trueffelgarten.at Ă Artischocken: Familie Theuringer baut in Niederösterreich Artischocken an: www.theuringer.at Ă Schwarzer Knoblauch vom Biohof Goldenits: Seit 2011 bauen die Brüder David und Simon Goldenits „Black Garlic“ im Seewinkel an: www.blackgarlic.at Ă Weinviertler Kiwis, Physalis und

Gojibeeren: Familie Hummel baut im Biobeergarten im Weinviertel exotisches Obst an: www.biobeerengarten.at

Von heimischen Artischocken bis Gebirgsgarnelen lassen Sie sich auf lust-auf-oesterreich.at von regionalen Genussinitiativen inspirieren

„Lustauf´sWochenend“: IhrwöchentlicherNewsletter

» Biodiversität, Regionalität und unverfälschte Lebensmittel sind ja mittlerweile in aller Munde. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Immer mehr Menschen sehnen sich nach Lebensmitteln, die in Handarbeit und mitvielLiebehergestelltwurden.Und gleich umso besser schmecken. Viele kleine Produzent:innen und leidenschaftliche Pioniere schaffen hier wahre Leckerbissen.

men Mike Pansi, der neben Regionalität auch auf Nachhaltigkeit und Gesundheit setzt. Linsen, Erdäpfel- und Obstsorten,Hülsenfrüchte,Buchweizen und sogar Barmata – eine alte Maissorte für den typischen süßen Vorarlberger Riebel– all das sind alte Zutaten,dieinFormvonXiniswiederbelebt werden sollen. An Guata! GEBIRGSGARNELEN & ALPENKAVIAR.

XINIS – VORARLBERG GENIEßEN.

Xinis heißen Appetithäppchen, die sich namentlich aus dem Vorarlberger Dialektwort„gsi“für„gewesen“ableiten. Erfunden wurden diese Blinis aus dem Ländle vom hiesigen Gastrono-

Helmut Schlader züchtet in den Kalkalpen Stör. Unter strikten hygienischen Bedingungen und bei niedrigen Temperaturen wird sein Alpenkaviar hergestellt, der als heimische Delikatesse gilt. Die russischen, sibirischen

Störe und Sterlets, schwimmen im eigenen, kristallklaren Quellwasser aus den Bergen. Michael Wesonig aus der Steiermark hatsichhingegenalseinzigerÖsterreicherderZüchtungvonechtenLachsen und steirischen Branzinos verschrieben. Besonders beliebt sind seine steirischen Gebirgsgarnelen, für deren Aufzucht nicht nur Bio-Futter, sondern sogar reinstes Quellwasser verwendet wird. Mehr Informationen auf:

www.lust-auf-oesterreich.at @lustaufoesterreich #lustaufoesterreich

MICHIS FRISCHE FISCHE; CHRISTIAN WÖBER; BIOHOF GOLDENITS

Alpenkaviar – eine Delikatesse aus den heimischen Kalkalpen

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Gesunder Genuss ohne Mundgeruch: Schwarzer Knoblauch vom Biohof Goldenits aus dem Burgenland

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OBERÖSTERREICH

LUST AUF ÖSTERREICH

REDEN WIR ÜBER

Grundrezept: Erdäpfelkas Vorbereitung: 30 min Zubereitung: 10 min Portionen: 4

ERDÄPFELKAS

500 g Erdäpfel mit Schale gekocht, dann geschält 250 g Sauerrahm 1 große Zwiebel fein gehackt Salz, Pfeffer etwas Schnittlauch fein gehackt

Richtig kann man ihn nie machen und doch macht jeder den besten: vier Oberösterreicherinnen und ihre Geheimzutaten. VON INGRID TEUFL » Es gibt Wichtigeres als Erdäpfelkas – außer man ist Oberösterreicher. Wer mit Menschen aus dem Land ob der Enns zu tun hat, darf die Bedeutung des typischen Aufstrichs nicht bezweifeln, sonst könnten die Gemüter hochgehen. Wir halten fest: Jede Region hat ihre Säulenheiligen. In Oberösterreich ist zweifellos der Erdäpfelkas einer da-

Ă Erdäpfel noch heiß grob zerdrücken oder durch eine Erdäpfelpresse drücken. Ă Rahm und Zwiebel untermischen. Ă Abschmecken mit Salz und Pfeffer. Ă Etwa eine Stunde kühl stellen, zum Servieren Schnittlauch drüberstreuen.

von. Er wird bei der Familienjause und beim Mostheurigen ebenso serviert wie als Gruß aus der Küche von den besten Köchen des Landes. Wir behandeln also ein Thema, das man als Nicht-Oberösterreicherin auch als die wichtigste Unwichtigkeit der Welt definieren könnte – das aber unter Oberösterreichern so etwas wie einen Kleinkrieg entfachen »

Mehlig oder speckig?

Variationen Ă Nach Geschmack ein bis zwei gehackte Knoblauchzehen, Senf und/oder Petersilie beziehungsweise Kräuter untermischen. Ă Klein gehackte Essiggurkerln, hart gekochte und gehackte Eier oder Kapern untermischen.

Zwiebel und Knoblauch? Rahm, Schlagobers und/oder Butter?

Konsistenz: Welche Erdäpfelsorte für den Erdäpfelkas verwendet wird, ist für manche ebenso eine Streitfrage wie die restlichen Zutaten. Denn klar ist: Jede Erdäpfelsorte hat ihre speziellen Geschmackseigenschaften. Darum schwören manche etwa auf Bio-Erdäpfel. Im Gasthof Rahofer in Kronstorf im Traunviertel werden solche aus eigenem Anbau verwendet. Auf jeden Fall sollte man aber zu mehligen Sorten greifen. Sie sind trockener und weicher als etwa festkochende. Die lockere Konsistenz der Mehligen ist auch in Pürees oder Knödelmassen gefragt.

„Erdäpfelkas durfte einst bei keiner Fete in meiner Studenten-Wohngemeinschaft fehlen: simpel, billig, gut. Erdig und ohne Schnörkel. Die Frage nach einem Rezept bringt mich daher fast in Verlegenheit. Weil ich für so etwas Schlichtes ausnahmsweise keine veredelnden Kreativideen habe.“ Martina Salomon, KURIER-Chefredakteurin

Zwiebel: Seltene Einigkeit herrscht hier: Zwiebel muss sein! Aber damit hat es sich auch schon wieder, dann wird es wieder vielfältig. Michaela Fuchs bevorzugt sie klein gehackt und pur, im Gasthof Rahofer schwitzt man sie in Butter an. Und Martina Salomon schwört auf Frühlingszwiebel. Knoblauch: Schon die Erwähnung des intensiven Geschmacksgebers im Zusammenhang mit Erdäpfelkas ist für manche Oberösterreicher ein Fauxpas. Aber Frau Gertrud, Martina Salomons Vertrauensköchin, sieht es locker: „Eventuell“ könne man etwas Knoblauch hinzufügen. Wie Sie wollen.

FOTOS: WWW.GUTEKUECHE.AT, REDHELGA/ANDREY ELKIN/COPRID/KAZMULKA/REDHELGA/MACIDA/NASTCO/ISTOCKPHOTO

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Sauerrahm: Erdäpfel und (säuerliche) Milchprodukte passen perfekt zusammen. Der milchig-säuerliche Geschmack, der an Käse erinnert, dürfte dem käselosen Erdäpfelkas seinen Namen eingebracht haben. Die säuerliche Note des Rahms ist das Um und Auf des Geschmacks, sagt das Gros der Oberösterreicher. Auch die meisten Rezepte führen ihn an. Franziska Resinger ist in Linz aufgewachsen, bevorzugt Erdäpfelkas auch als Erwachsene klar mit Sauerrahm und würde ihn nie anders zubereiten. „Mir schmeckt er so einfach besser.“

Schlagobers: Bei manchen sorgt er für erstaunte Blicke. In der Familie der gebürtigen Innviertlerin Michaela Fuchs geht es nicht ohne: Zusätzlich zu Sauerrahm kommt ein ordentlicher Schuss flüssiges Schlagobers in die Masse. „Das macht ihn perfekt cremig.“ Butter: 1 Esslöffel kommt bei Michaela Fuchs dazu. Ist nicht notwendig, findet Martina Salomon, in Traun aufgewachsen. Die „Köchin ihres Vertrauens“, Frau Gertrud aus Schwödiau, meint aber, man könne durchaus ein wenig beifügen.

„Für mich ist Erdäpfelkas ein heiß begehrtes Partyessen, das auf keinem guten Festl fehlen darf und immer wieder vehement eingefordert wird.“ Michaela Fuchs, Schulbuchlektorin

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LUST AUF ÖSTERREICH

NIEDERÖSTERREICH

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SPASS AM LAUFEN

DIE RENNHUNDE Der Huskyhof Waldviertel bietet einmalige Naturlebnisse an. Ob einfach nur wandern mit den Hunden oder sogar selbst einmal einen Schlitten lenken, alles ist möglich. Auf jeden Fall unvergesslich.

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FOTO: ROMAN BRUNNER

VON OLIVER SCHEIBER


LUST AUF ÖSTERREICH

Der Mensch ist der Chef im Rudel. Roman Brunner hat seine 36 Huskys immer im Griff

» 36 Hunde tummeln sich mittlerweile am Huskyhof Waldviertel. Und die Alaskan und Siberian Huskys haben eigentlich nur eines im Kopf: rennen. „Sie brauchen Auslauf Ende nie, weil sie Sportler sind“, erklärt Roman Brunner, der den Familienbetrieb in Alt-Nagelberg, nahe der tschechischen Grenze leitet. Der Husky ist am glücklichsten, wenn er sich bewegen darf. Schließlich ist Rennen das, wofür er gezüchtet wurde. Brunner bietet auf seinem Huskyhof Naturerlebnisse der besonderen Art an. Man kann ganzjährig in die Welt der Schlittenhunde eintauchen. „Meine Eltern haben bereits vor 30 Jahren den ersten Husky gehabt. Dann kam ein zweiter dazu, ehe man sich’sversiehtkommtnocheinerdazu, dann sind es plötzlich sechs und so weiter“, sagt Brunner und schmunzelt. „Die Hunde haben wir teilweise von Profi-Sportlern gekauft, teilweise sind sie aus dem Tierheim, weil ich finde, alle Hunde haben eine zweite

Chance verdient.“ 2012 hat Brunner begonnen,auchGästenSchlittenfahrten mit den Hunden anzubieten, seit 2014machtereszusammenmitseiner SchwesterMia,diesowieerMusherist (so nennt man den Menschen, der ein Hundeschlittengespann lenkt), professionell. „Das

Waldviertel ist sicher das Mekka für Schlittenhunde. Aber wir sind die einzigen, die das hauptberuflich machen. Und wir sind ein vom Veterinär-Amt ausgezeichnetes Vorzeige-Unternehmen. Auch das unterscheidet uns von anderen Anbietern“, sagt er stolz. GROSSE KATZEN. „Huskys sind wie

große Katzen, sehr selbstständig“, sagt Brunner. „Sie sind auch im Rudel besser und leichter zu führen wie etwa Schäferhunde.“ Mit der richtigen Fütterung und dem richtigen Training könne man einen Husky super aufbauen, so der Waldviertler. „Die rennen dir am Tag bis zu 100 Kilometer, bei einem Kalorienverbrauch von 10.000.“ Auch bei der Haltung der

Weitere Husky-Erlebnisse in Niederösterreich Neben dem Huskyhof Waldviertel gibt es auch noch einige andere Anbieter von Schlittenhundefahrten: Ă Huskyranch Waldviertel in Friedersbach www.huskyranch.at Ă Husky-Stadl in Allentsteig www.husky-stadl.at Ă Snowdragons Husky Team in Wenzersdorf (Weinviertel) snowdragons.at

Hunde wird nichts dem Zufall überlassen.„Wirschauen,dassimmerzwei Freunde gemeinsam ein Gehege haben, das muss passen. Es muss aber auch die Nachbarschaft passen. Da sollte man darauf achten, dass die Hunde,diesichbesserverstehen,auch zusammen sind. So baut sich dann auchkeinFrustaufundesfunktioniert harmonisch miteinander.“ Um Zeit mit den Huskys zu erleben, muss man selbstnichtunbedingtdergroßeHundefreund sein. „Wenn man sportlich ist und die Natur liebt, ist man bei uns genau richtig.“ Der Huskyhof bietet Erlebnisse für Gäste, die sich für Huskys interessieren oder einfach einmal Action erleben wollen. So gibt es Husky-Wanderungen, Schlittenfahrten oder auch Musher-Kurse für Anfänger. Wenn kein Schnee ist, sind am Trainingswagen meistens 10 bis 12 Hunde und auch 2 Gäste haben Platz. „Das Ganze hat dann ein Gesamtgewichtvongut350Kilogramm.Wenn das Werkl einmal rollt, ist es natürlich viel leichter, 10 Hunde haben eine unbändigeKraft–dagehtschonwasweiter“, sagt Brunner. Im Winter gibt es Schlitten mit Kleinstgruppen – vier Personensindoptimal.„Eskommtauf das Gewicht der Gäste an, wir fahren dannmit2,3,maximal4Hunden.Der Schlitten hat neun Kilogramm und quasi null Widerstand. Da brauchen wir nicht mehr Hunde einspannen.“

LEHRREICHE ACTION.

Huskys sind Sportler, gezüchtete Sportler. Sie wollen einfach nur rennen.

Roman Brunner, Musher

FOTOS. ROMAN BRUNNER

Rennen, rennen, rennen. Der Schlitten hat neun Kilogramm und quasi null Widerstand. Da genügen drei bis vier Hunde

Die Hunde akzeptieren es auch, wenn jemand anderer fährt. „Sie wollen eigentlich nur rennen. Außer die Chemie passt überhaupt nicht. Huskys sind sehr feinfühlig.“ Brunner ist vor allem wichtig, dass er seinen Gästen lehrreiche Erlebnisse vermittelt. „Wir wollen keinen Massentourismus, wir kümmern uns individuell um die Personen, die zu uns kommen.SowiewirauchunsereHundeindividuellhandhaben,machenwir es auch bei unseren Gästen.“ www.huskyhof-waldviertel.at «

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TIROL

LUST AUF ÖSTERREICH

Ein Paradies: Dutzende Skitouren-Möglichkeiten durch die Idylle der Villgraten

ABSEITS DER MASSEN

RUHIG BLEIBEN Böse Zungen könnten behaupten, dass Tirol dem Massentourismus verfallen sei. Aber ganz Tirol? Nein. Ein kleines Tal in Osttirol wehrt sich erfolgreich dagegen. VON SANDRA RABALDER

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FOTO: TVB OSTTIROL/W9 STUDIOS OG

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TIROL

Im Villgratental zelebriert man Tradition in ihrer besten Form und ist stolz auf die selbst erzeugten, regionalen Produkte

LUST AUF ÖSTERREICH

» „Kommen Sie zu uns, wir haben nichts!“ Mit diesem eingängigen Slogan warb einst das Villgratental in Osttirol um Besucherinnen und Besucher. Was im ersten Moment wenig ansprechend klingt, streicht tatsächlich aber die Vorzüge der Gegend gekonnt hervor. Denn dort zwischen dem Puster- und dem Defereggental findet sich ein kleines „V“-förmiges alpines Hochtal wieder, das auf unnötigen Schnickschnack verzichtet und sich auf die Umwelt und seine Traditionen konzentriert. STILLLEBEN. Weit weg von einem riesigen, künstlich hergestellten Pistennetzwerk und viel besuchten AprèsSki-PartysliegtdasVillgratental.Wesentlich bestehend aus zwei Dörfern: Außer- und Innervillgraten. Die insgesamtknapp2.000Einwohnerinnen undEinwohnerhabensichdemnatur-

nahen und nachhaltigen Tourismus verschrieben. Daher sind die beiden Orte auch Teil der 20 österreichischen Bergsteigerdörfer. Große Hotelkomplexe sucht man dort vergebens. Keine Unterkunft verfügt über mehr als 50 Betten. Das ist auch mitunter ein Grund, warum diese für das Tal typische Architektur auch weiterhin besteht.EintraditionellerBaustiltrifftauf sorgfältige Restaurierung und durchaus moderne Architekturelemente, auch wenn diese ganz bewusst nur sehr reduziert eingearbeitet werden, um das urigeErscheinungsbildnichtzustören. Charakteristisch sind die vielen kleinen Almdörfer im Villgraten, die einst für die Tierhaltung im Sommer entstanden. Früher war es üblich, dass die Bauernfamilien diese Zeit ebenfalls auf der Alm verbrachten, wodurch die Almhütten kleineren Bauernhäusern gleichen.

REGIONALES. Tradition spielt nicht

nurnachAußenhineinewichtigeRolle, sondern auch wirtschaftlich. Im Villgratental wird viel Wert auf selbst hergestellte, regionale Produkte und Handwerkskunst gelegt, die mittlerweile auch als wahre Verkaufsschlager in die ganze Welt exportiert werden. So ist vor allem die Villgratener Wolle sehr beliebt. Sei es für Matratzen, Pölster,JackenodersogaralsDämmstoff. Aber auch kulinarische Produkte, wie beispielsweise Käse, werden gern gekauft. Ebenfalls beeindruckend ist die Handwerkskunst im Tal. Von handgefertigtem Schmuck, eigenen ModelabelsbishinzuversiertenTischlereien ist dort alles zu finden. Die Menschen im Villgratental sind stolz auf ihre Erzeugnisse und wollen dies auch nach außen tragen. Dafür haben sich verschiedene Betriebe aus der Region zu den „kraftwerkevillgraten“ zusam-

FOTOS: TVB OSTTIROL/CLEMENS KRALER/CHRISTOF SCHETT; TIROL WERBUNG/BERT HEINZLMEIER

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mengeschlossen,umeingemeinsames Ziel zu verfolgen: Die Schätze ihrer Heimat mit vereinter Kraft behutsam weiterzugeben. Die bergbäuerliche Landwirtschaft soll mit dem Tourismus und den hiesigen Betrieben ebenso im Einklang stehen wie mit der Natur selbst. NATURBELASSEN. Kein Wunder, dassUmwelt-undNaturschutzgenau hiergroßgeschriebenwerden.ImmerhinistdasVillgratental,dasfrüheraufgrund seiner hohen Dichte von Bergahorn auch „Tal des Ahorns“ genannt wurde, wirklich idyllisch gelegen und überzeugt mit einem unglaublichen Panorama.ImNordenderVillgratner Berge blickt man auf den Großglockner und im Süden auf die Dolomiten und die Venedigergruppe. Alpinistinnen und Alpinisten en fühlen sich dort sicher schnell zu Hause. Im Sommer

und im Herbst lässt sich das gesamte Tal über mehrere Tage am Herz-AssPanoramaweg erkunden. Eine solche TouristauchimWintermöglich.Nur muss man sich dann die Skier und die Felle umschnallen. Denn diese Region giltalseinwahresEldoradofürSkitouren-Fans. 45 Touren gibt es, die fast 3.000 Meter Seehöhe erreichen. Die Naturbelassenheit und die Ruhe verschmelzen zu einer idyllischen Landschaft, die Anfängerinnen und Anfänger sowie alteingesessene Profis gleichermaßen in den Bann zieht. Der Herz-Ass-Weg ist daher beispielsweise auch im Winter eine beliebte Tour. Nicht Ortskundigen sei jedoch empfohlen, sich vorher gut zu informieren oder gleich eine geführte Skitour zu buchen. Dabei wird man von erfahrenen Skiführerinnen und Skiführern durch die verschneiten Berge gelotst und erfährt nebenbei auch noch die

eine oder andere interessante Geschichte oder bekommt Tipps, wo die besten Hütten zu finden sind. Allerdings sind Skitourengeherinnen und -geher nicht die einzigen, die im Villgratental ihr Glück finden. Eine Loipe in Innervillgraten verspricht Langlaufspaß, auf den drei NaturrodelbahnenwirdeinemActiongeboten unddiebenötigteEntspannungfindet man dann zugleich auf einem der vielen Winterwanderwege. Wer es lieber romantisch mag, kann sich auf eine Pferdeschlittenfahrteinlassenoderam Eislaufplatz gemütlich seine Runden drehen. Das Villgratental ist ein idyllisches Juwel der Ruhe, das von den Menschen, den Traditionen und der Natur getragen wird und sich ganz bewusst gegen die Massen versperrt. Wer es dann trotzdem zu sehen bekommt, sollte sich daher glücklich schätzen. «

Bild oben: eine Schneeschuhwanderung durch die örtlichen Almen. Die kleinen Dörfer bestechen durch ihre urige Architektur und ihren unverkennbaren Charme


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