Kunst in der Apsis

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KUNST

Kunst in der

Apsis

Evangelische Kirche in Meerbusch-Osterath

KIRCHE

Kunst in der Apsis

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Liturg_Kal_07_Karte_Layout 2 25.03.11 12:21 Seite 1

Š Liturgischer Kirchenkalender Kulturforum im FFFZ Dßsseldorf

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Dieses Kunstbuch ... ... dokumentiert das Projekt „Kunst in der Apsis“ der Evangelischen Kirchengemeinde Osterath anhand ausgewählter Kunstwerke ... zeigt, wie Künstlerinnen und Künstler gestalterisch mit den thematischen Vorgaben des Kirchenjahres umgehen ... lädt ein, sich anhand der gezeigten Kunstwerke mit dem Verhältnis von Kunst und Kirche zu befassen ... regt an zum Nachdenken und Gespräch über die Botschaften des Kirchenjahres ... will Appetit auf mehr machen ... ermuntert zu einem Besuch von „Kunst in der Apsis“, bei uns vor Ort oder über das Internet ... will ermutigen, in Ihrer Gemeinde eine ähnliche Aktion ins Leben zu rufen.

Für das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Osterath

Dr. Wolrad Rube

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Grußwort der ersten Beigeordneten und Kulturdezernentin der Stadt Meerbusch Seit jeher ist das Christentum von einer engen Verbindung von Kunst und Kultur geprägt. Beiden ist es ein Anliegen, Orientierung zu geben. Mit der Ausstellungsreihe „Kunst in der Apsis“ fördert die Evangelische Kirchengemeinde Osterath mit großer ehrenamtlicher Unterstützung nun schon seit Jahren die zeitgenössische Kunst im Kontext mit Kirche. In mehr als 60 Wechselausstellungen haben Künstlerinnen und Künstler aus Meerbusch und anderen Städten in der Vergangenheit Gelegenheit genommen, die Apsis und den Kirchenraum künstlerisch zu gestalten. Die mittlerweile weit über die Grenzen Meerbuschs hinaus bekannten Ausstellungen laden die Besucher zum gemeinsamen Schauen, Fragen und Suchen ein, sie fördern den Dialog von Kunst und Religion. Der Bitte, die Herausgabe dieses Kunstbuches finanziell zu fördern, ist die Stadt Meerbusch gerne nachgekommen. Ich wünsche den Akteuren weiterhin viel Erfolg und den Lesern geistiges und visuelles Vergnügen.

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Angelika Mielke-Westerlage


Kunst in der Apsis – im Kirchenjahr Gerhard Saß – Pfarrer in Osterath seit 2010 Es heißt, ›du sollst dir kein Bild machen‹; ich male mir aus, was es heißt. (Elazar Benyoëtz)

Menschen machen immer wieder die Er-

Das Kirchenjahr mit seinen Festen schafft im Rhythmus unseres

fahrung: Gott ist in unseren menschlichen

Lebens besondere Zeiten, an denen wir Gottes Wirken in unserer Welt

Gedanken, Vorstellungen und Bildern nicht

feiern und so unseren Glauben wahrnehmen. Weihnachten, Ostern

zu fassen. Das festzuhalten ist schon der Sinn des Bilderverbots im

und Pfingsten mit ihren Liedern und Bräuchen und auch die Vorbe-

Alten Testament. Aber dennoch gibt es zwischen Gottes Welt und

reitung auf diese Feste prägen Erinnerungen und Erleben und haben

unserem Leben vielfältige Berührungen. Und es gibt Orte und Zeiten,

ihre je eigene Färbung. Aber auch jeder Sonntag hat seinen eigenen

die in besonderer Weise Raum schaffen für solche Berührung und

Namen und Charakter – und seine bestimmte liturgische Farbe.

Begegnung.

Apsis, Kirchenjahr und – wechselnde – Kunst: die Kombination dieser

Die Apsis im Kirchraum ist seit alters her der Ort, der diesen Raum

drei schafft für unsere Gemeinde und alle Besucher unserer Kirche

„ausmalt“ oder auch „frei hält“. Es ist ein meist halbrunder, mitunter

immer neu Kontaktflächen und Zeiten für die Begegnung zwischen

nischenförmiger Abschluss des Längsschiffs. In den frühchristlichen

Gottes Welt und unserem Leben. Dazu will auch die Auswahl der

Kirchen enthält die Apsis oft in kostbaren Mosaiken ausgeführte Bilder,

Bilder, Texte und Gesangbuchverse in diesem Buch anregen.

die Christus zeigen und vor Augen führen, wie Gott uns Menschen nahegekommen ist. In neueren Kirchen sammelt hier häufig auch ein Kreuz die Blicke. In der Regel ist die Apsis zudem der Ort für den Altartisch – den Ort, wo Christus im Abendmahl in seiner Gemeinde gegenwärtig ist. In unserer Osterather Kirche nimmt der Altar die Gestaltung der neuen Apsis auf, eine klare Formensprache aus Glas und Metall.

Dr. Gerhard Saß

Zugleich schafft die Apsis mit ihrer weißen Wand einen Frei-Raum, der offen bleibt für immer wieder andere Ausgestaltung. 5


Kunst in der Gemeindearbeit Falk Neefken – Pfarrer in Osterath von 1973 bis 2009 Kirchbau ist Zweckbau und den Zeitläufen unter-

Der Künstler Gilbert Scheuss, Kempen, entwarf die neuen, konstruk-

worfen. Die Aufbruchstimmung Anfang der 70er

tivistisch anmutenden Prinzipalstücke und riet, die Apsis als sakralen

Jahre führte zur Umgestaltung der erst 1960

Ausstellungsraum zu nutzen.

gebauten evangelischen Kirche in Osterath. Quer wurde sie jetzt eingerichtet, Stühle statt Bänke im Halbkreis, einfache Klapptische ersetzten den Altar. Der Boden wurde nivelliert, die Pfarrer sollten auf Augenhöhe mit der Gemeinde agieren, direkte Kommunikation war Ziel und wurde angenommen.

staltung des Verhältnisses zwischen Protestantismus und Kultur aufgerufen und geraten, die Distanz zu den bildenden Künsten in der Moderne aufzugeben. So fiel Scheuss’ Vorschlag auf guten Boden. Und die Erfahrungen mit verschiedenen Kunstwerken seitdem zeigen, dass es Sinn macht, nichts Statisches zu installieren, sondern

Nach gut zwei Jahrzehnten setzte ein Umdenken ein. So viel Alltag

Besucherinnen und Besucher immer wieder neuen Eindrücken aus-

in der Kirche war auf Dauer doch zu viel, der Sonntag kam zu kurz,

zusetzen. Kunst in der Apsis war etabliert.

die Auszeit, die auch verzaubern kann. Die entrückt und konzentriert, die entführt und doch zu sich selbst führt. Die spüren lässt, dass zu Kommunikation und Aktion auch Kontemplation gehört. Die Raum schafft für „den ganz anderen“, der eben nicht nur erfahrbar ist durch sein Wort. 2001 entschloss sich das Presbyterium deshalb erneut zu einer Umgestaltung. Der Architekt Karlhans Pfleiderer, Neuss, ließ die Längsausrichtung der Kirche wieder zur Geltung kommen, durchbrach die Giebelwand, baute eine Apsis an aus Stahl und Glas, die Licht in den Kirchraum bringt. Doch, huch, an der Stelle des Kreuzes gähnte jetzt eine leere Fläche. Was tun? Wieder ein Kreuz aufhängen, ein Bild oder eine Plastik aufstellen? Und welches christliche Motiv?

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Die EKD hatte gerade mit einem Impulspapier zur positiveren Ge-

Wir Pfarrerinnen und Pfarrer sind Nützlichkeitsfanatiker. Wir halten immer wieder nach dem Ausschau, was der Glaubensvermittlung dienen kann, und bedienen uns bei Lyrik und Belletristik, Psychologie und Soziologie, Musik und auch Kunst. So war es nur folgerichtig, Kunst in der Apsis in Unterricht, Gottesdienst und Gemeindeveranstaltungen einzubinden. Zur Eröffnung einer Ausstellung laden wir die Künstler zur Teilnahme am Gottesdienst ein, greifen in Predigt und nach Möglichkeit in der Liturgie die Ausstellung auf. Da sich die Ausstellungen thematisch nach den Kirchenjahreszeiten richten, ergibt sich die Nähe zwischen Kunst und kirchlichem Anliegen. Ob wir dabei stets den Künstlerinnen und Künstlern gerecht werden, mag dahingestellt bleiben.


Protestiert gegen die theologischen Interpretationsversuche haben

Kunst und Kirche, beide mühen sich, vordergründige Realitäten zu

noch keine Ausstellenden. Im Gegenteil, oft genug kommt man mit-

transzendieren und zu hinterfragen. Kunstwerke kommen dabei

einander ins Gespräch. Den Rahmen dafür bieten die Vernissagen

unserem menschlichen Grundbedürfnis besser nach, sich mit den

nach den Gottesdiensten, in deren Verlauf die Kunstschaffenden auf

Augen zu orientieren. Qualitätvolle Kunst öffnet gleichzeitig eine wei-

Fragen der Anwesenden zu Technik, Motivauswahl und Bedeutung

tere Erfahrungsebene, die auch religiöse Dimensionen hat, weil sie

der Kunstwerke bereitwillig eingehen.

Formen bietet, die sich nur über das Gefühl erschließen lassen. Dass

„Protestantische Bildungsbürger“ haben die Ausstellungen sofort akzeptiert, bei den kunstferneren Gemeindemitgliedern sind Unver-

Kunst dabei nicht nur dem Wohlfühlen dient, sondern auch provoziert und anregt, liegt in der Natur der Sache.

ständnis bis Ablehnung weitgehend Neugierde und Offenheit gewichen –

Und das Kreuz? Ein dezentes schmiedeeisernes steht auf dem Altar.

Ergebnis von Gesprächen, die wir führen. Verschiedene Stunden der

Daneben – das hat Kunst in der Apsis uns gelehrt – gibt es vielfältige

Frauenhilfe befassten sich mit Ausstellungen. Die Frauen konnten ihr

andere künstlerische Gestaltungsmöglichkeiten, Glauben und (Glau-

Unverständnis artikulieren. Behutsames, verständnisvolles Aufgreifen

bens-) Zweifel auszudrücken, in Wort und Bild, in Skulptur und Musik,

ermöglichte es ihnen, sich einzulassen auf ihnen fremde Kunstvor-

in Installation und Performance. Ein Wagnis, sicher, aber ein lohnendes.

stellungen. Besonders gut gelingt dies mit abstrakter Malerei, lenkt sie doch Gedanken und Gefühle nicht gleich in eine bestimmte Richtung, sondern bietet Raum für ein Sich-Einfühlen, lässt Chancen, seine eigenen Deutungen in die Kunstwerke zu tragen und so Bezüge herzustellen mit eigenem Erleben und eigener Sinnsuche.

Ihr

Ähnlich in Unterricht und in Schulgottesdiensten. Mit Kindern und Jugendlichen kommen wir, oft genug durch einfache Fragen angeregt, erstaunlich schnell ins Gespräch. Dass sie sich in Malworkshops an Kunst in der Apsis engagieren, ist nur folgerichtig.

Falk Neefken

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a dd VV EE nn tt Ein Engel verkündet die Geburt Johannes des Täufers. Ein Engel verkündet Maria die Ankunft (lateinisch: Advent) des Christus. Die Adventszeit ist eine Zeit der Vorbereitung. Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Und auf das Kommen Gottes zu uns. Die Farbe der Vorbereitung, auch der Umkehr und Buße, ist das Violett.

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Holger Runge Meerbusch Engel

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Engel gehören zum Inventar fast aller Religionen. Ein Engel in der Bibel, das kann ein Mensch sein, ein überirdisches Wesen, ein mit Gottes Ich verwechselbarer Sprecher. Wichtig sind der Empfänger und die Botschaft. Aussagen über das Wesen der Boten werden nicht getroffen, auch mit Flügeln hat erst das Abendland Engel versehen. Engel entstehen mit ihrer Aufgabe und verschwinden wieder, wenn ihre Aufgabe erfüllt ist. Holger Runges aus „Schrott“ entstandene Materialbilder zeugen von Dynamik, Energie, Handeln, sind so Momentaufnahmen engelhaften Handelns. Nicht objektiv darstellbar, aber von dem wahrnehmbar, dem das engelische Handeln gilt. „Es gibt sie. Ohne sie hätte ich nicht überlebt“, bekennt Holger Runge. Superintendent Pfarrer Falk Neefken, aus den Einleitungsworten in der Vernissage

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W E i h n a C h t E n WEihnaChtEn Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all, zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall und seht, was in dieser hochheiligen Nacht der Vater im Himmel f端r Freude uns macht. (Christoph von Schmid - EG 43,1)

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Tanja Kolinko Kรถln Und der Engel sprach zu ihr

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Gabriele Walter Emmerich

Hildegard Ziegler Aachen

Licht der Welt

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4. Klasse der Erwin-Heerich-Grundschule Bovert Weihnachtsbilder

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Helmut Kr端ger Inken Kuntze-Osterwind Meerbusch Kinder der Welt

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Epiphanias Epiphanias (griechisch: Erscheinung des Herrn) wird am 6. Januar gefeiert. In den westlichen Kirchen stehen an diesem Tag die Weisen aus dem Morgenland im Mittelpunkt. In den Ăśstlichen Kirchen wurde dieser Tag als Tag der Taufe Christi begangen. Die liturgische Farbe der Epiphaniaszeit (2-5 Sonntage) ist grĂźn, die Farbe des Wachstums.

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... Fotoarbeiten, die unter dem Aspekt Licht und Reflexion stehen. Helle und lichte Motive, ein Wettbewerb zwischen dem Dunkel und dem Hellen. In unserer technologisch rhythmisierten und durchleuchteten Welt haben wir durch unseren übermäßigen Gebrauch von künstlichem Licht die Zwischenphase, die Dämmerung, fast schon abgeschafft. Damit gehen nicht nur äußerliche

Erika A. Schäfer Castrop-Rauxel

Qualitäten verloren, sondern ganze Existenzweisen. Es lohnt sich, ihnen einen Teil der Wachheit unseres wahrnehmenden Daseins zu widmen. Erika Schäfer zeigt viel Aufmerksamkeit und hält die unterschiedlichen Zustände von Licht, Dämmerung und Finsternis fest.

Licht-Bilder

Lichtüberflutungen bringen uns nicht wirklich Aufklärung, Erhellung und Frieden. Für uns entscheidend ist, dass Christus uns das Licht bringt. Er – mit seinem Leben, mit seiner Predigt – spart nichts aus. Ihm ist nichts fremd. Unser Leben bleibt von Absurditäten bedroht. Es wird weiter großen Unfrieden auf der Welt und abgründigen Kummer geben. Auch in Zukunft werden Menschen anderen Menschen Leid zufügen, und das Dunkel wird mehr als einmal siegen. Gerade weil unser Leben so ist, bringt das Licht Christi eine Helligkeit von Gott mit, die einen Frieden eröffnet mitten unter uns. Dass wir Frieden finden mitten unter uns, obwohl es nicht gerecht und gut zugeht, das ist die Aufklärung im Lichte Christi. Christi Licht enthält eine doppelte Aufklärung: Es zerrt die Dunkelheiten ans Licht und erhellt damit ihr wahres Gesicht. Und Christi Licht wirkt jene Helligkeit aus Sinn und Güte, die eine Versöhnung mit diesen Dunkelheiten ermöglicht. Auszug aus der Predigt von Pastor Marc-Albrecht Harms zur Eröffnung der Ausstellung

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Barbara Schulte-Zurhausen Aachen Farbb채nder

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Ingrid Kreytenberg Dorsten Durch der Strahlen klaren Schein

„Das Bild kann erst beurteilt werden, wenn es fertig ist, weil die meisten Farbflächen nicht durch Mischung auf der Palette, sondern durch Farbschichtung entstehen. Mit Ausnahme der Vielzahl der Grautöne benutze ich die Farben meist ungemischt. Mit einem breiten Pinsel und mit viel Kraft vertreibe ich die Farbe zu einer dünnen, transparenten und damit leuchtenden Farbschicht von ganz eigenem Klang. Dadurch erhalten die Bilder zu der intendierten Räumlichkeit Leuchtkraft und Licht. Ich möchte, dass meine Bilder über die Sinne die Seele ansprechen, sie durch Miterleben der Schwingungen im Gefüge von Formen und Farben in Bewegung setzen. Ich möchte Ahnung von hinter den Dingen liegenden Bereichen ermöglichen. Die Ausdeutung der Komposition bietet dem Betrachter ein weites Feld entsprechend seiner Seherfahrung.“ Ingrid Kreytenberg, Auszug aus dem Text der Künstlerin

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Magdalena Hellstrรถm Zimmermann Dortmund Licht und Materie

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Roul Schneider Dortmund Vom Kreuz auf Erden

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PP aa ss ss ii oo nn O Welt, sieh hier dein Leben am Stamm des Kreuzes schweben, dein Heil sinkt in den Tod. Der große Fürst der Ehren läßt willig sich beschweren mit Schlägen, Hohn und großem Spott. (Paul Gerhard - EG 84,1)

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Helmut Martin-Myren † Meerbusch Frieden? März 2003

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Über Jahrhunderte hinweg lernten des Lesens Unkundige biblische Geschichten durch Bilder und Plastiken kennen. Sahen Kreuzigung und Auferstehung, Jesu Himmelfahrt und sich öffnende Gräber am Jüngsten Tag, sahen Gottes Heilshandeln und gingen getröstet nach Hause. Doch in der Passionszeit verwehrten Tücher den Blick auf das Altarbild, Hungertücher, die mit dem Antlitz des leidenden Christus oder mit den Marterwerkzeugen Jesu zeigten, was Menschen einander antun. Erst Ostern wurden die Tücher entfernt, konnte Lebensmut und Lebenszuversicht neu getankt werden. Leid und Zuversicht finden sich wieder im Kreuz von Helmut Martin-Myren. Mit der Verwendung von Granate und Maschinengewehrgurt weist er ganz realistisch darauf hin, wie Menschen Leid zugefügt wird und Existenzen zerbrechen. Doch sein Kreuz drückt keine Verzweiflung aus. Von den Kreuzesbalken geht ein kleiner, heller Schein aus und strahlt in die Farbflächen hinein, hellt die Rottöne auf, drängt sie zurück. Der rechte Kreuzesbalken ist viel zu lang und ragt über das Kreuz hinaus, weist damit in die Zukunft. Ist wie eine Lebenslinie, die nicht einfach abbricht. Es gibt ein Leben jenseits des Kreuzes, zeigt Martin-Myren an. Es gibt ein Leben nach dem Tod. Superintendent Pfarrer Falk Neefken, aus der Predigt zur Eröffnung der Ausstellung

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Christine Wingels Mรถnchengladbach Kreuzinstallation

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Mechthild Seck Aachen

Anke Wolf Stolberg Vom Schatten zum Licht

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Hilde BirkhĂślzer-Dehnert Wuppertal

Von der Vergänglichkeit des Gedenkens

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Wolfgang Schmรถlders Krefeld Perspektiven

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Vier Spiegel aus beschichtetem Kunststoff sind streng auf die Architektur der Apsis bezogen und verändern Perspektive und Raumeindruck der Kirche. Der freie Raum zwischen den Spiegeln ergibt die Form eines großen Kreuzes. Ein illusionsloser Bereich, eine gesichtslose Fläche. Aber auch Raum, der gefüllt werden kann mit unseren Vorstellungen. Nicht jeder sieht das Kreuz. Der Blick vieler geht auf die Spiegel. Sie sehen sich, sie sehen die Wiese, die Autos, die sich durch die Verglasung der Apsis spiegeln. Sie sehen einen Teil ihrer selbst, aber das Kreuz übersehen sie. Hinweis darauf, dass unsere Glitzerwelt die Kreuze unseres Alltags überspiegelt, überglitzert, ins falsche Licht rückt? Nichts wird aufgedrängt durch die freie Fläche, aber der Fantasie auch keine Grenze gesetzt. Und doch ein Kreuz, in das jeder seine Vorstellung vom Leid in unserer Welt einbringen kann. Die Kreuze, die Menschen einander aufbürden, sind nicht immer zu sehen. Aber wer mit dafür sorgt, dass Gesichter sichtbar werden, der steht den Gesichtslosen schon bei. Superintendent Pfarrer Falk Neefken, aus der Predigt zur Eröffnung der Ausstellung

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Inez Wagner Bonn Lebenswege – Bilder zur Passion

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Ostern H i m m e l fa h rt

Der schöne Ostertag! Ihr Menschen, kommt ins Helle! Christ, der begraben lag, brach heut aus seiner Zelle. Wär vorm Gefängnis noch der schwere Stein vorhanden, so glaubten wir umsonst. Doch nun ist er erstanden, erstanden, erstanden, erstanden. (Jürgen Henkys - EG 117,1)

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Monika Nelles Krefeld Die Saat des Fischers

Unter der Altarplatte befinden sich in kleinen Bassins Kronen untergegangener Herrschergestalten und Gewalthaber, von farbigem Wasser überflutet. Kronen, deren Edelmetall zu Blech und deren Edelsteine zu Rheinsteinen wurden. Zeichen der Vergänglichkeit und des Verfalls irdischer Macht. Fürsten sind Menschen vom Weibe geboren / und kehren um zu ihrem Staub, heißt es in einem Gesangbuchlied. Und Maria singt im Magnificat: Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Kronen als Zeichen untergegangener Herrscher. Aber darüber Brot und Wein, das Kreuz und die Bibel, die Zeichen, die uns an den Auferstandenen erinnern. Die uns ermuntern, darauf zu vertrauen, dass Gott dereinst alle Tränen abwischen wird von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid und Geschrei noch Schmerz wird mehr sein. Hinter Karfreitag leuchtet Ostern auf. Superintendent Pfarrer Falk Neefken, aus der Predigt zur Eröffnung der Ausstellung

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Gisela Bretz Hans-Dieter Matthey † Meerbusch

Herbert Haas Neuss

Anne Kurth Krefeld Die Farbe Weiß

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Verhangen ist das Objekt, verhangen wie früher die Altarbilder in der Passionszeit. Doch der transparente Vorhang lässt erahnen, was sich dahinter verbirgt, macht neugierig, weckt Fragen und sucht Antworten. Was ist das: ein Kreuz oder ein Kleidungsstück? Leiden oder Segnen? Die Antwort bleibt offen. Auch die auf grundiertem Packpapier entstandenen Kreide-Bleistift-Zeichnungen zur Passionsgeschichte bleiben im Doppeldeutigen, sollen auf Erde und Himmel hinweisen. Ist es nun ein rein irdisches Geschehen, was da auf und um Golgatha geschah, oder doch ein heilsgeschichtliches Handeln Gottes, nicht der Ratio, aber dem Glauben erkennbar? Kreuze aus Stein und auf Bildern ergänzen die Ausstellung. Das Kreuz als Monogramm Christi, als christliches Symbol, aber auch als Sinnbild der Einheit von Extremen, in dem sich Raum und Zeit verknüpfen. Superintendent Pfarrer Falk Neefken, aus den Einleitungsworten in der Vernissage

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Maritta M端ller Krefeld Lebensspuren

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Johannes Birkhรถlzer Wuppertal Fragmente

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Pfingsten

Du Heilger Geist, bereite ein Pfingstfest nah und fern; mit deiner Kraft begleite das Zeugnis von dem Herrn. O Ăśffne du die Herzen der Welt und uns den Mund, daĂ&#x; wir in Freud und Schmerzen das Heil ihr machen kund. (Philipp Spitta - EG 136,7)

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Rainer Tillmann Gelsenkirchen Farbraumkissen und Leuchtkรถrper

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Das obere Bild ist in klaren Blautönen gestaltet, sie erinnern unweigerlich an den Himmel. Doch die blaue Fläche symbolisiert nicht nur den Ort, in dem Gott wohnt, sondern auch eine gewisse kühle Distanziertheit. Der Himmel, die Region Gottes ist uns Menschen nicht zugänglich. Seine Ordnung strahlt zwar auf unser Leben, aber es ist eine überirdische Ordnung. Kontrapunkt der blauen Fläche ist das gleichgroße violette untere Quadrat. Die irdische Existenz, sagt der Künstler, ist eine Mischung aus Ordnung und Chaos, Ewigkeit und Vergänglichkeit, Kühle und Glut. Die drei kleineren Quadrate befinden sich „zwischen Himmel und Erde“. Zwei nehmen vor allem die Farbe des Irdischen wieder auf, sind jedoch weiß umrandet. Das mittlere Quadrat enthält als Hauptfarbe die Farbe Weiß. Weiß überstrahlt in seiner Reinheit alle anderen Farben, es ist aber selber keine Farbe. Ihm haftet nicht nur die Klarheit und Reinheit an, sondern auch etwas Unantastbares und Unberührtes. Das Weiß auf unserem Bild ist nicht strahlend weiß, sondern mit Schlieren durchzogen. Die reine göttliche Klarheit ist uns Menschen im Irdischen nicht gegeben. Mich erinnert das mittlere Quadrat an das Licht am Ende des Tunnels, den Hoffnungsschimmer, auf den wir zugehen, den Lichtschein, der unseren Weg erhellt. Die äußeren Quadrate erinnern mich daran, dass die Gegenwart Gottes unser Leben umschließt. Pastor Ralf Berger, aus der Predigt zur Eröffnung der Ausstellung

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Johanna Sandau Bochum

Sรถren Schmitt Dortmund Die Farbe Rot

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Georg Opdenberg Krefeld Archetypen – Rufer und Splitterrichter

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Kinder-Kunstworkshop Feuer-Farben

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Inge Heinicke-Baldauf Ulrike Schorn Wuppertal Assoziationen zu Pfingsten

Kirchliche Feste erfreuen sich nicht alle gleich großer Beliebtheit. Die Abstimmung mit den Füßen gewinnen Ostern und mit riesigem Vorsprung Weihnachten. Pfingsten rangiert ganz hinten. Pfingsten, von pentekoste, 50 Tage nach dem Passahfest, war als Fest der Weizenernte im ländlichen Bereich angesiedelt. Später wurde es verbunden mit der Erinnerung an die Gabe der zehn Gebote am Sinai. An die Wegweisung, die Gott seinem Volk mitgibt. Diesen Gedanken griff man im 4. Jahrhundert auf und feiert seitdem zu Pfingsten die Gabe des Heiligen Geistes, der ja auch Menschen beseelt und stärkt, tröstet und leitet. Der Menschen, der Gemeinden verhilft, ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen. Dennoch bleibt Pfingsten irgendwie vage. Im katholischen Bereich gilt es heute eher als Abschluss des Osterfestkreises denn als eigenes Fest. In den Evangelischen Kirchen wird die Farbe Rot nur an sieben Tagen verwendet – als wäre sie zu revolutionär! Superintendent Pfarrer Falk Neefken, aus den Einleitungsworten in der Vernissage

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trinitatis Mit dem Sonntag Trinitatis (lateinisch zusammengesetzt aus ‚Drei‘ und ‚Einigkeit‘ – nämlich Vater, Sohn und Heiliger Geist) beginnt die zweite Hälfte des Kirchenjahres. An den über 20 Sonntagen nach Trinitatis wird in den Gottesdiensten thematisiert, was zum Glauben gehört und wie Christinnen und Christen handeln. Die liturgische Farbe ist grün – für das Wachsen und Reifen im Glauben.

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Dietlinde Assmus D端sseldorf Nach Trinitatis

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Die Bilder von Dietlinde Assmus hier in der Apsis sind durchdrungen und geprägt von den Grundgedanken der ökumenischen Fokolarbewegung. Deren Leitfrage lautet: Was dient der Gemeinschaft und der Verständigung – zwischen den Kirchen und in der Welt? Auf allen drei Bildern sehen wir Menschen in Gemeinschaft. Im Zentrum des mittleren Bildes: das Kreuz. Vom Bildrand unten finden Menschen im Gegenüber zueinander und gemeinsam den Zugang zur Mitte. Hin zur Kraft des Lebens, zur Kraft des Geistes. Wer mag, könnte sich erinnern lassen an die Himmelsleiter aus der Geschichte Jakobs, in der Jakob begreift, wie nahe Gott ihm kommt. Oder auch an den Zugang zum Tisch des Herrn, an den wir alle eingeladen sind. Das Bild über dem Taufbecken möchte die Bitte Jesu in seinem Abschiedsgebet in Johannes 17 ausdrücken „Dass alle eins seien“. Und das Bild über der Kanzel zeigt uns Maria, die in ihrer Mitte das Bild Jesu für uns trägt. Maria, die hier nicht zu sehen ist als anzubetende Gottesmutter, sondern in erster Linie als Vorbild für uns selbst. Wie sie es mit ihrem Leben gezeigt hat, können und sollen wir Jesus in uns selbst entdecken und durch uns hindurch der Welt schenken und damit unseren Teil tun. Aus der Predigt von Pfarrer Gerhard Saß zur Eröffnung der Ausstellung

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Barbara Held Wuppertal Schrift-Tafeln Mit Barbara Held begegnet uns eine Künstlerin, die auch Theologin ist und die als Geistliche gearbeitet hat. Theologisches Denken und Reflektieren ist ihr genauso wenig fremd wie das Aufspüren historischer Zusammenhänge. Und sie nutzt das. Mit hebräischen Schriftzeichen weist sie auf die gewaltsam abgebrochene jüdische Traditionslinie unserer Kultur in Deutschland hin. Auch auf das Gemeinsame zwischen Kirche und Judentum. Spät, sehr spät, aber immerhin schon 1950 hat die Evangelische Kirche in Deutschland erklärt, dass die Erwählung Israels nicht, wie bisher gelehrt, durch die Erwählung der Kirche abgelöst worden ist. Die bleibende Erwählung Israels ist so in den letzten Jahren allgemeine christliche Überzeugung geworden. In der Kirchenordnung heißt es deshalb: „Wir sind mit Israel in der Wurzel verbunden.“ Superintendent Pfarrer Falk Neefken, aus den Einleitungsworten in der Vernissage

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Elke Hergert Osnabr체ck Unter der Oberfl채che

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Die Bilder von Elke Hergert verändern den Kirchenraum. Sie besetzen ob ihrer Dimensionen die Wände, verkürzen den Raum, bilden einen Kontrapunkt zur weißen Fläche der Apsisrückwand, laden auf der unruhigen Klinkerwand zum Verweilen, aber auch zum Spazierengehen ein. Zeit ist nötig, um die Dynamik in den Bildern wahrzunehmen, die Umkehrung von Tiefe und Nähe, das Lichtspiel. Diese Bilder sind keine Abbildung von Wasser, sondern drücken eher etwas von der existentiellen Erfahrung mit Wasser aus. Unter der Oberfläche – so lautet der Titel, den Elke Hergert ihren Bildern gegeben hat. Ja, darum geht es: unter die Oberfläche, hinter das Vordergründige zu dringen. Hier haben Kunst und Religion starke Berührungspunkte. „Kirchliche Räume“, sagt Elke Hergert, „sind mit geistigen Energien besetzt, deren Wirkungen deutlich spürbar sind. Auch in meinen Bildern suche ich den Ausdruck der Konzentration und Kontemplation. Der Kirchenraum ist für mich eine große Herausforderung, geistige, vielleicht auch geistliche Bezüge sichtbar zu machen, den Blick zu erneuern.“ Superintendent Pfarrer Falk Neefken, aus den Einleitungsworten in der Vernissage

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Elisabeth Leyde Berlin Geh aus mein Herz – Naturfacetten

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(Paul Gerhardt 1607-1676)

Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben. Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide; Narzissen und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide. Die Lerche schwingt sich in die Luft, das Täublein fliegt aus seiner Kluft und macht sich in die Wälder; die hochbegabte Nachtigall ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel, Tal und Felder. Die Glucke führt ihr Völklein aus, der Storch baut und bewohnt sein Haus, das Schwälblein speist die Jungen, der schnelle Hirsch, das leichte Reh ist froh und kommt aus seiner Höh ins tiefe Gras gesprungen. Die Bächlein rauschen in dem Sand und malen sich und ihren Rand mit schattenreichen Myrten; die Wiesen liegen hart dabei und klingen ganz vom Luftgeschrei der Schaf und ihrer Hirten. Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.

Ach, denk ich, bist du hier so schön und läßt du´s uns so lieblich gehn auf dieser armen Erden, was will doch wohl nach dieser Welt dort in dem festen Himmelszelt und güldnen Schlosse werden! Welch hohe Lust, welch heller Schein wird wohl in Christi Garten sein! Wie muß es da wohl klingen, da so viel tausend Seraphim mit unverdroßnem Mund und Stimm ihr Hallelujah singen! Doch gleichwohl will ich, weil ich noch hier trage dieses Leibes Joch, auch nicht gar stille schweigen; mein Herze soll sich fort und fort an diesem und an allem Ort zu deinem Lobe neigen. Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt, daß ich dir stetig blühe; gib, daß der Sommer deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrücht erziehe. Mach in mir deinem Geiste Raum, daß ich dir werd ein guter Baum, und laß mich Wurzel treiben; verleihe daß zu deinem Ruhm ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben. Erwähle mich zum Paradeis und laß mich bis zur letzten Reis an Leib und Seele grünen; so will ich dir und deiner Ehr allein und sonsten keinem mehr hier und dort ewig dienen. 71


Kerstin Potthoff Ratingen Dauer – Raum – Zeit „Ich tausche den Pinsel mit dem Sucher einer Kamera. Auch hier ist für mich die Bewegung im Bild bedeutungsvoll. Der Raum löst sich auf, Farbfelder verbinden sich, schaffen neue Strukturen. Es ist die Arbeit eines Moments. Unschärfe bedeutet Verzicht auf Details zugunsten einer neuen Verdichtung. Die Aufmerksamkeit wird auf eine neue Bildkomposition gelenkt. Ein Erforschen des Zeitflusses und des Momenthaften, dabei gleichzeitig die Lebendigkeit der verlorenen Zeit. Die Zeitzonen verlaufen und fließen zu einem privilegierten Moment des kurzen Innehaltens. Die visuelle Wirklichkeit verändern – Weg in eine andere Wahrnehmung.“ Kerstin Potthoff, Auszug aus dem Text der Künstlerin

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Marlies Blauth Meerbusch

Inge Heinicke-Baldauf Wuppertal Lebensfarbe Gr端n

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Säkulare Kunst befriedigt keine nostalgischen Bedürfnisse. Sie fordert den Glauben eher heraus, als dass sie ihn bestätigte. Sie zwingt dazu, die Augen aufzumachen und Gefühle erwachen zu lassen. Säkulare Kunst kann aufrühren und provozieren, manche Reaktionen unserer Kirchenbesucher sind beredtes Beispiel dafür. „Lebensfarbe Grün“ allerdings wird kaum provozieren. Denn diese Bilder rühren an die Sehnsucht nach dem Paradies. Nach Grün sehnen wir uns, auch wenn wir grünes Unkraut ausmerzen. Grün ist wie Licht und Sonne Zeichen für Lebendigkeit. Ja, Grün ist die Farbe der Hoffnung. Grün steht für die Üppigkeit der Natur. Es dürfte deshalb nicht von ungefähr kommen, dass Grün die Hauptfarbe des Kirchenjahres ist, zumindest quantitativ. Dahinter steht wohl auch „der starke Wunsch nach einem Alltagsgrün, das einem das Wachsen und Gedeihen vor Augen führt – und damit verbunden die Hoffnung, die erst das innere Überleben sichert“ (M. Blauth). Superintendent Pfarrer Falk Neefken, aus den Einleitungsworten in der Vernissage

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Klaus Wissing Krefeld

Die 10 Gebote

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1. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir 2. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben 3. Halte den Sonntag in Ehren, er ist heiliger Tag des Herrn 4. Du sollst Vater und Mutter ehren 5. Du sollst nicht töten 6. Du sollst nicht ehebrechen 7. Du sollst nicht stehlen 8. Du sollst nicht Unwahres über deinen Mitmenschen sagen 9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut 10. Du sollst nicht versuchen, etwas an dich zu bringen, das deinem Mitmenschen gehört

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Marlies Blauth Ilse Petry-Ambrosius Lore Schneider-Pohrt Meerbusch Menschenbilder

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Erntedank Brich mit den Hungrigen dein Brot, sprich mit den Sprachlosen ein Wort, sing mit den Traurigen ein Lied, teil mit den Einsamen dein Haus. Such mit den Fertigen ein Ziel [...] (Friedrich Karl Barth - EG 420)

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Petra Gรถbel Essen

Dietmar Wehr Wuppertal Brotzeit

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Arno Mair-Gr체neklee Meerbusch

Pavel Martinek Monika Nelles Klaus Peter Vogel Krefeld

Unser t채glich Brot (Nacht der offenen Kirchen)

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Georg Opdenberg Krefeld

Unser t채gliches Brot Die Kumpanen

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Ulli KÜppen Kirsten Mazath Janine Rupp Studierende der Universität Wuppertal

Erntedank

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Du kannst nicht tiefer fallen

tod & lEBEn

als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt. Es mĂźnden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Tod doch ein in Gottes Gnade trotz aller unsrer Not. Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit. (Arno PĂśtzsch - EG 533)

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Studierende der Universität Wuppertal Sintflut und Arche

Der meisterzählte Mythos der Menschheit ist der von Sintflut und Arche. Mythen werden nicht erzählt und tradiert, um das Destruktive zu feiern, sondern um Mut zu machen, sein Leben dennoch zu wagen. Auf einem unserer Bilder taucht die Arche am Horizont auf, klein, aber doch nicht übersehbar. Glutrot und gleißend gelb erscheint auf einem anderen Bild schon vor dem Ende der Sintflut der Regenbogen, so, als könne man das Verderben nur mit diesem Schimmer der Hoffnung überstehen. Superintendent Pfarrer Falk Neefken, aus der Predigt zur Eröffnung der Ausstellung

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Irmgard Kramer Düsseldorf Stille

In ihren Arbeiten transponiert Irmgard Kramer Sand oder Erde, mitgebracht von ihren Reisen, auf eine fast unstoffliche Ebene, es wird zu hingehauchten Rasterpünktchen, zu einer Momentaufnahme, die auf die Vergangenheit hinweist. Jedes einzelne Körnchen scheint von anderen Zeiten zu berichten, von Umschichtung, von Verwitterung und erneuter Verfestigung. Solche natürlichen Prozesse nimmt Irmgard Kramer als Vorlage; der Acrylbinder ist ihr Zeitraffer, der die Sedimente zu einem Ganzen zusammenfügt. Das Ende des Kirchenjahres beherbergt einige betont stille Tage, aber man muss nicht gleich büßen und beten, um bei der Frage nach den Ursprüngen oder nach dem Wohin anzukommen. „Guter Durchblick“ nennt Irmgard Kramer denn auch ihr Apsis-Bild, sie wünscht uns Betrachtenden damit einen guten Anfang und ein gutes Ende bei allem, was wir tun, und natürlich den Blick dafür. Marlies Blauth, Erläuterungen zur Ausstellung

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Ingeborg Hartmann-Keller †Meerbusch BuĂ&#x;e

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Manfred Kassner L端nen

Auf der Flucht

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Vielleicht wird in den sechs Wochen dieser Ausstellung unser Blick für Menschen in Flüchtlingssituationen geschärft, vielleicht nehmen wir auch neu wahr, wie viele Menschen in ihrem Alltag ständig mit Flucht- und Auswegen ringen, weil so manches in ihrem Leben unerträglich geworden ist.

Der Gott Saras, Abrahams und Hagars, der Gott Jesu, Marias und des Paulus, unser Gott – er ist „ein Gott, der dich sieht“. Aus der Predigt von Susanne Koschmider, Pfarrerin

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Kunst in der Apsis Marlies Blauth, Organisatorin

Kirche öffnet sich: Das war im Jahr 2001 der Leitgedanke der

Ziegelwand wurde durch eine Apsis aufgebrochen, die oben und an

Umgestaltungsmaßnahmen, denen der damals 40 Jahre alte Kirch-

den Seiten ein stahlgefasstes Glasband hat und sich außerdem durch

raum unterzogen wurde.

eine helle, fünf mal drei Meter messende Wand auszeichnet. Ein gläsernes Portal gibt seitdem den Blick in den Kirchraum frei, der

In diesen vier Jahrzehnten hatte er schon ein paar Veränderungen

im Übrigen auch regelmäßig zugänglich ist, und zwar außer für die

erlebt. Seine hermetische Kühle, typisch für die beginnenden 60er

Gottesdienste werktags an den Vormittagen. Der neue Altar aus Metall

Jahre, war später einer fast plüschigen Gemütlichkeit mit Teppich-

und Glas, also korrespondierend mit den neuen architektonischen

boden gewichen, außerdem hatte man den Altar an eine Seitenwand

Details, kam an die ursprüngliche Stelle und wurde ergänzt durch

platziert, damit sich die Gemeinde im Halbkreis versammeln konnte.

eine passende Taufstele und ein Lesepult (Gestaltung und Ausfüh-

Auf diese Weise war allerdings die ursprüngliche Architektur des

rung der Prinzipalstücke: Gilbert Scheuss; Antependien: Christine

Langhauses kaum noch nachvollziehbar.

Wingels). Der Künstler Horst Lerche gab der dunklen, erdrückend

Das sollte sich also kurz nach der Jahrtausendwende noch einmal ändern, denn von da an wurde der Charakter eines Sakralraums wieder betont. Man wollte, dass eine lichte Leichtigkeit die Strenge und Schwere der Errichtungszeit ablöst. Die undurchdringliche riesige

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wirkenden Holzdecke des Kirchraums einen neuen Anstrich; durch verschiedene Blaunuancen erzielte er einen lichten, himmelwärts strebenden Eindruck. Terracottafliesen, deren Farbton eine irdene Wärme vermitteln, ersetzten den abgenutzten dunkelgrünen Teppichboden.


Die Apsiswand mit ihrem Weiß hob sich deutlich von den Ziegel-

(von Will Brüll; noch ursprüngliche Ausstattung), was manchmal ein

wänden ab, die man in ihrer ursprünglichen Erscheinung beließ; die

interessantes Farbenspiel ergibt, dennoch kam bald die Frage auf,

Wand wurde also zum „Hingucker“, unterstützt durch ihre mittige,

was mit der Fläche geschehen soll. Da ein Altarkreuz vorhanden

zentrale Positionierung. Ohne jede Gestaltung wirkte die Wandfläche

war, wollte man dahinter kein zweites Kreuz. Ein Bild oder Objekt

zu leer. Zwar fallen unter bestimmten Bedingungen – Tageszeiten,

würde also besser passen, was bei einem Ankauf allerdings auch

entsprechendes Wetter – Sonnenstrahlen durch die Buntglasfenster

eine Festlegung auf eine bestimmte Thematik bedeutet. Um also zu testen, wie eine Gestaltung der Apsis aussehen könnte, sprach man verschiedene Künstler aus der Region an, die mit einer Arbeit – oder auch mehreren, sich ergänzenden – die Wand bestückten. Diese ersten Ausstellungen waren eher unspektakulär, schon allein deswegen, weil es sich im Prinzip um eine Arbeit oder ein Ensemble handelte und die Berichterstattung in der Presse etwas darunter litt, dass die Kirchenumgestaltung schon des öfteren besprochen worden war. Ferner waren sie als Probehängung konzipiert, nannten sich also gar nicht „Ausstellung“, und wechselten im übrigen mit langen, leeren Phasen ab. Diese ersten Schritte waren aber doch notwendig, denn daraus wuchs allmählich der Gedanke, regelmäßig Wechselausstellungen zu machen. Man ahnte, dass es eine spannende Sache werden könnte, da sich ja die kirchlichen Jahreszeiten und Festtagszyklen auch deutlich voneinander unterscheiden, was, eine sensible Auswahl vorausgesetzt, durch Kunst sichtbar gemacht werden kann.

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Um Wechselausstellungen zeigen zu können, braucht man allerdings mehr als nur eine große leere Wand; die Öffentlichkeitsarbeit muss stimmen (Einladungskarten, Pressearbeit), die Künstler sollten die Möglichkeit haben, ein etwas umfangreicheres Spektrum ihrer Arbeit zu präsentieren, damit sich möglicherweise auch Verkäufe ergeben, Vernissage-Termine müssen eingerichtet werden, am besten mit einem guten Einführungsredner oder einem Musikprogramm, außerdem muss technische Unterstützung seitens der Gemeinde angeboten werden, weil nicht jeder auf eine Fünfmeterleiter steigen kann (an dieser Stelle möchte ich den Küster, Klaus Graf, dankend erwähnen, der den Künstlern immer hilfsbereit und ideenreich zur Seite stand). Die bereitgestellte Geldsumme war knapp bemessen. Als ich gebeten wurde, bei dem Projekt die künstlerische Seite zu vertreten, hatte ich das Ziel, das wenige Geld möglichst vernünftig einzusetzen;

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einige Wandmeter mehr zu bespielen gab, so dass eine veritable Ausstellung mit zehn bis zwanzig Arbeiten möglich war, stand die Apsis nach wie vor im Mittelpunkt, vor allem thematisch.

einerseits für Attraktivität des Ausstellungsortes zu sorgen, mich

Die Themen orientieren sich zyklisch am Kirchenjahr; darüber

andererseits aber nicht dem Vorwurf auszusetzen, dass ein „neben-

bestand schon gleich Konsens. Dass der Raum durch jede neue Aus-

sächliches“ Gemeindeprojekt zu viel Geld verschluckt. Ich verteilte

stellung wieder verändert wird, war hingegen für manche Gottes-

die Ausgaben auf etwa sechs Ausstellungen pro Jahr, nachdem

dienstbesucher zu neu und zu ungewohnt. Andere aus der Gemeinde

Galerieschienen an geeigneten Wänden angebracht und andere

fanden den Wechsel aber auch gut, sie wussten schnell zu schätzen,

technische Ergänzungen vorgenommen waren. Bald bekam das Pro-

dass hier die traditionenerfüllte Beständigkeit, beispielsweise in

jekt auch einen Namen: Kunst in der Apsis. Denn auch wenn es nun

Gestalt Jahrhunderte alter Elemente im Gottesdienst, auf kulturelle


wirkende Arbeiten. Jeder Besucher bringt andere Voraussetzungen mit, die seine Interpretation beeinflussen. So gibt es mitunter auch Missverständnisse, die aber nötig sind, will man Kirche tatsächlich dauerhaft öffnen: Die Gemeinde ist angehalten, sich mit etwas auseinanderzusetzen, das über Gottesdienst und andere Amtshandlungen hinausgeht, gleichzeitig aber auch darauf zurückzeigt. Traditionelle Inhalte haben ja gerade dann Bestand, wenn sie unter verschiedenen gesellschaftlichen Bedingungen immer wieder neu abgefragt werden können, was bedeutet, dass sämtliche Veränderungen mit einfließen, manchmal störend, manchmal erneuernd, meistens anregend. Solches Geschehen vor die Kirchentür zu verbannen, Äußerungen der Gegenwart trifft (und umgekehrt). Von Beginn an

wäre kurzsichtig. Kulturelle Arbeit und deren Ergebnisse sind

haben wir vermieden, kirchliche Kunst zu zeigen; vielmehr haben

fähig, Veränderungen jenseits von Modeströmungen anzutip-

wir sie „aus dem Leben gegriffen“, um zwei Ansätze oder Aspekte

pen, ahnen zu lassen oder auch deutlich anzuzeigen. Daher

(den religösen und den nicht-religiösen) in dem Sinne zu verbinden,

ist es eine Chance, sie in die Kirche zu lassen. Das Glasportal,

dass sie sich gegenseitig beeinflussen und in manchen Fällen sogar

das auch bei geschlossener Kirche einen Blick ins Innere

gegenseitig (ver-)stärken. Wenn das so auskommt, sind beide Seiten

erlaubt, während der Abendstunden sogar in eine beleuchtete

– Künstler und Gemeinde – bereichert.

Apsis, ist ein Symbol für die Öffnung eines sakralen Raums ins

„Farbige Zeiten“ wechseln mit zurückhaltenden Ausstellungen, bei-

ganz normale Leben.

spielsweise in der Passionszeit und im November mit seinen Totengedenktagen; gegenständliche Arbeiten lösen ungegenständliche ab, festgelegte Themen fordern in der Folge wiederum offene, meditativ

Marlies Blauth 99


Warum ist moderne religiöse Kunst (un)möglich? Günter Thomas / Bielefeld Moderne Kunst irritiert. Sie lässt die Welt für einen Moment anders

Das Interessante ist nun, dass gerade es eine ihre Freiheit praktizie-

sehen. Sie lässt erkennen, wie voraussetzungsreich und unwahr-

rende Kunst ist, die in neuer Weise eine Ähnlichkeit mit Religion hat.

scheinlich ist, was als ganz normal genommen wird. Hierin macht

Diese Ähnlichkeit ist es, die religiöse Kunst so schwer macht.

die Kunst erfahrbar, dass die Welt anders sein könnte.

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Die Ähnlichkeit besteht darin, dass auch die Religion, auch der christ-

Kunst erreicht dies, indem sie dekomponiert und abstrahiert und

liche Glaube die Welt neu sehen lässt. Die Welt erscheint als Drama

doch zugleich rekombiniert und konkretisiert: durch das Hervorhe-

Gottes, das sich von der Schöpfung über Christus bis zu einer Neu-

ben von Formen, durch die Konzentration auf die Farblichkeit, durch

schöpfung spannt. In jedem Gottesdienst feiern die Christinnen und

ungewohnte Materialen und durch unerwartete Kombinationen der

Christen eine „andere“ Sicht auf die Welt. Glaube, Liebe und Hoff-

Elemente. Welche Ordnungsmuster unsere Welt hat, wird in der

nung sind wirkmächtige Verfremdungen der Wirklichkeit, ganz eigene

Kunst auch deutlich, wenn ganz alltägliche Dinge in einen neuen

Weisen, die Wirklichkeit zu dekomponieren und zu rekombinieren.

Kontext gestellt werden. Jede Betrachtung der Kunst spielt dann

Hierin spielen sie dieser Welt ganz eigene Möglichkeiten zu – wobei

mit einer Verdoppelung: Direkt erfahrbar ist das Kunstwerk in seiner

die Pointe des Glaubens ist, dass er seine Wirklichkeit letztlich nicht

physischen Präsenz – und zugleich eröffnet es eine andere, eine neue

nur für eine interessante, anregende, „andere“ Möglichkeit, sondern

Sicht auf die Welt.

in allem Zweifel doch für die „wirkliche Wirklichkeit“ hält.

Religion und Kunst haben sich über die Jahrhunderte hinweg in einem

An dieser Stelle wird das Prekäre, wird das Schwierige, ja die Unmög-

oft nicht konfliktfreien Prozess aus ihren engen Bindungen gelöst.

lichkeit moderner religiöser Kunst sichtbar. Was wird in der moder-

Kunst dient nicht mehr per se der Religion, d. h. sie zeigt nicht mehr,

nen religiösen Kunst dekomponiert und rekombiniert? Was wird in

wie geordnet die Welt ist, wie vertrauenswürdig und schön. Sie macht

der religiösen Kunst verdoppelt? Die Welt (wie in der Religion) oder

nicht mehr eine religiöse Dimension in allem Sichtbaren sichtbar,

die eigene Wirklichkeit der Religion? Wird die Welt, wie sie ist, oder

und sie repräsentiert nicht mehr ein aller Welt Transzendentes.

die Art und Weise, wie die Religion die Welt verdoppelt, in der religiösen

Kurz: Kunst stützt nicht mehr die Religion, auch nicht die Politik,

Kunst verdoppelt? Wird die Welt oder die religiöse Welt „Gegenstand“

auch nicht Moral und Recht. Das Wahre, Schöne und Gute tritt nicht

der künstlerischen Verarbeitung? Anders formuliert: Möchte die

mehr im „Dreierpack“ auf – und wie die Einzelelemente auftreten, ist

religiöse Kunst der Religion in ihrer Sicht auf die Welt dienen, oder

überhaupt zur Frage geworden.

macht sie die Religion zum „Gegenstand“ der Dekomposition und


Rekomposition und lässt darum nicht die Welt, sondern die Religion

Religion ermöglichen kann, „not

neu sehen? Die künstlerische Verarbeitung setzt ihren Gegenstand als

amused“ sind.

„wirklich, aber auch anders möglich“. Indem sie damit Selbstverständlichkeiten und Gewissheiten auflöst, lässt sie diesen Gegenstand neu sehen. Wenn nun in religiöser Kunst religiöse Sachverhalte, Motive, Praktiken und Äußerungen Gegenstand künstlicher Verarbeitung werden, dann löst sie religiöse Gewissheiten auf und irritiert diese. Dann wird das, was für die Glaubenden die „wirkliche Wirklichkeit“ ist, plötzlich anders gesehen und in gewisser Weise künstlerisch „zersetzt“.

Im Raum der Kirchen eine die eigene künstlerische Freiheit nutzende Kunst zu fördern, ist daher ein Zeichen der religiösen, einer wirklich evangelischen Freiheit. In einer solchen Kunst riskiert der Glaube, sich selbst nochmals „über die

„ohne Titel (13 Säcke) 2010“ setzt sich in der Gestalt einer künstlerischen Verarbeitung des Abendmahlbildes von Leonardo da Vinci mit dem Motivkreis des Abendmahls auseinander. Über den Umweg des Verweises auf das Gemälde Leonardos wird die religiöse Praxis selbst „Gegenstand“ der künstlerischen Dekomposition und Rekombination.

An diesem Punkt eröffnet sich für die moderne religiöse Kunst eine

Schulter schauen“ zu lassen.

Alternative: Die religiöse Kunst kann die in der Neuzeit gewonnene

Der Weg zwischen den erwähn-

Freiheit zugunsten der Religion aufgeben und Kommunikationsme-

ten Extremlagen, d. h. der Weg

dium der Religion werden. Sie dient dann der Dekomposition und

einer religiösen Kunst, die pro-

Rekombination, die der Religion eigen ist. Sie macht sich hierin die

duktiv respektlos und in künst-

Sache der Religion zu ihrer eigenen. Die Kunst kann aber auch ihre

lerischer Freiheit doch auch

Freiheit in Anspruch nehmen und die Religion selbst, deren Symbole,

eine Wertschätzung der Reli-

Vollzüge, Vorstellungen und Praktiken zum Gegenstand der künstle-

gion mitträgt, ist nicht leicht zu

rischen Verarbeitung machen. Die Dekomposition und Rekombination

finden. Religiöse Kunst in der Moderne arbeitet sich an dieser (Un)Mög-

der Religion wird darin stets religions-distanzierend, wenn nicht gar

lichkeit ab. Eine Kirche, die weiß, dass sich ihr Glaube nicht ihren

– gewollt oder ungewollt – religionskritisch sein. Die Gefahr im

Bemühungen, Traditionen, Sicherheiten und Gewissheiten, sondern

ersteren Fall ist sicherlich dies, dass die religiöse Kunst in den Kitsch

der immer wieder sich durchsetzenden Treue Gottes verdankt, wird

abgleitet (was nicht heißt, dass sie dabei nicht wirtschaftlich überaus

sich die Freiheit moderner Kunst gefallen lassen. Sie wird durch diese

erfolgreich sein kann). Im zweiten Fall kann die künstlerische Auf-

andere Freiheit begeistert ihre eigene Freiheit entdecken.

Günter Thomas ist Professor für Evangelische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum und selbst künstlerisch tätig. Er wird im Herbst 2011 in der Apsis mit einer Installation zum Thema Taufe präsent sein.

lösung der religiösen Selbstverständlichkeiten in offene Religionskritik umschlagen. Vor diesem Hintergrund wird es nachvollziehbar, warum nicht wenige religiöse Menschen den religiösen Kitsch lieben und darüber, dass religiöse Kunst auch ein neues, anderes Sehen von 101


Adressen Dietlinde Assmus, Herzogstraße 18, 40217 Düsseldorf Tel. 0211 372914 Hilde Birkhölzer-Dehnert, Ravensberger Straße 182, 42117 Wuppertal Tel. 0202 430295 Johannes Birkhölzer, Ravensberger Straße 182, 42117 Wuppertal Tel. 0202 430295 Marlies Blauth, Schiefelberg 8, 40670 Meerbusch Tel. 02159 50442 Gisela Bretz, Veilchenweg 23, 40670 Meerbusch Tel. 02159 8588 Petra Göbel, Paulinenstr. 69, 45130 Essen Tel. 0201 787922 Herbert Haas, Mühlenstraße 51, 41460 Neuss Tel. 02131 2913849 Inge Heinicke-Baldauf, Ferdinand-Lassalle-Straße 62, 42369 Wuppertal Tel. 0202 464393 Barbara Held, Borner Straße 8, 42349 Wuppertal Tel. 0202 475098 Magdalena Hellström Zimmermann, Atelier, Mergelteichstraße 83, 44225 Dortmund Tel. 0231 716512 Elke Hergert, Lange Straße 20, 24399 Arnis Tel. 04642 923853 Manfred Kassner, Dortmunder Straße 1, 44532 Lünen Tel. 02306 13036 Tanja Kolinko, Hyazinthenweg 6-8, 51069 Köln Tel. 0221 2977917 Irmgard Kramer, Florastraße 39, 40217 Düsseldorf Tel. 0211 378547 Ingrid Kreytenberg, Duesbergs Kamp 4, 46284 Dorsten Tel. 02362 81025 Helmut Krüger, Am Striebruch 31, 40668 Meerbusch Tel. 02150 1226 Inken Kuntze-Osterwind, Kaustinenweg 2, 40670 Meerbusch Tel. 02159 819228 Anne Kurth, Bismarckstraße 19, 47799 Krefeld Tel. 02151 503636 Elisabeth Leyde, Weinheimer Straße 7, 14199 Berlin Tel. 0151 42621348 Arno Mair-Grüneklee, Pannebäckerstraße 6, 40668 Meerbusch Tel. 0178 8602666 Pavel Martinek, Stephanstraße 66, 47798 Krefeld Tel. 02151 803846 Kirsten Mazath, Schloßstraße 32, 42719 Solingen Tel. 0212 2308824 Maritta Müller, Hans-Willy-Mertens-Straße 14, 41749 Viersen Tel. 02162 1027873 Monika Nelles, Burgstraße 9 a, 47829 Krefeld Tel. 02151 46210 Georg Opdenberg, Dionysiusstraße 163, 47798 Krefeld Tel. 02151 771514 Ilse Petry-Ambrosius, Zeisigweg 12, 40668 Meerbusch Tel. 02150 7132 Kerstin Potthoff, Atelier, Bahnhofstraße 160, 40883 Ratingen Tel 02102 709585 Holger Runge, Am Mühlenbach 7, 40670 Meerbusch Tel. 02159 2136 Johanna Sandau, Bergstraße 125, 44791 Bochum Tel. 0234 3696600 Erika Schäfer, Herner Straße 81, 44575 Castrop-Rauxel Tel. 02305 22321 Dr. Wolfgang Schmölders, Stadtgarten 4, 47798 Krefeld Tel. 02151 778708 Roul Schneider, Leierweg 23, 44137 Dortmund Tel. 0231 105621 Lore Schneider-Pohrt, Mendelssohnstraße 11, 40670 Meerbusch Tel. 02159 7300 Barbara Schulte-Zurhausen, Erlenweg 11, 52074 Aachen Tel. 0241 85175 Mechthild Seck, Nordstraße 73, 52134 Herzogenrath Tel. 02407 5568468 Rainer Tillmann, Atelier, Hauptstraße 9, 45879 Gelsenkirchen Tel. 02 09 15279 Klaus Peter Vogel, Voßdyk 21, 47803 Krefeld Tel. 02151 753967 Inez Wagner, Parkstraße 15, 65779 Kelkheim Gabriele Walter, Lohmannhof 5, 46446 Emmerich Tel. 02822 94450 Dietmar Wehr, Klingelholl 95, 42281 Wuppertal Tel. 0202 2602388 Christine Wingels, Ingenhovenweg 20, 41334 Nettetal Tel. 02153 9561940 Klaus Wissing, Winnertzweg 30 e, 47803 Krefeld Tel. 02151 561703 Anke Wolf, Hostetstraße 142, 52223 Stolberg Tel. 02402 763830 Hildegard Zieger, Rottstraße 3, 52068 Aachen Tel. 0241 502188

Dietlinde.Assmus@gmx.de blauth.helix@t-online.de goebel-petra@web.de Christiane.Herbert@t-online.de inge.heinicke@telebel.de magdalena.k.h@web.de elke.hergert@t-online.de mk395548@versanet.de info@malerei-kolinko.de irmgard.kramer@web.de kreytenberg@t-online.de mail@kruegergrafik.de info@kuntze-osterwind.de ann.kurth@web.de elisaley@yahoo.de info@arnomair.de kontakt@pavelmartinek.de kmazath@yahoo.de maritta-mueller@t-online.de monikanelles@t-online.de G.Opdenberg@t-online.de petryambrosius@gmx.de www.kerstinpotthoff.de info@johannasandau.de Erika.A.Schaefer@web.de glashaus-verlag@glasshouse.de roul@meyou.de schneider-pohrt@t-online.de bsz.art@gmx.de mail@mechthild-seck.de atelier@rainer-tillmann.de

Roul Schneider – Atelier

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Impressum Dieses Kunstbuch ist entstanden mit freundlicher Unterstützung des Meerbuscher Kulturkreises und der Stadt Meerbusch. Ansprechpartner: Pfarrer Gerhard Saß, Tel. 02159 530237, pfarrer.sass@online.de Gestaltung und Redaktion: Marlies Blauth, Arno Mair-Grüneklee (www.iMediaOffice.de), Dr. Wolrad Rube, Dr. Gerhard Saß Fotonachweis: Daniel Brunner, S. 17 l. Simone de Paauw, Arno Mair-Grüneklee, Dr. Gerhard Saß, teilweise aus den Beständen der Künstler. www.apsiskunst.kulturserver-nrw.de 102


103 Hilde Birkhölzer-Dehnert – Atelier


Kunst in der Apsis Evangelische Kirche in Meerbusch-Osterath

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