Künker Auktion 300 - Spitzenstücke von Brandenburg-Preußen - Die Sammlung Gunther Hahn

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GUNTHER HAHN PORTRÄT EINES SAMMLERS Gunther Hahn, geboren am 13. Juli 1938 in Berlin, war bereits als Jugendlicher von fremden Ländern und Kontinenten fasziniert. Bereits im Jahr 1958 nutzte er die Chance und nahm an einer einjährigen Expedition des Völkerkundemuseums Berlin durch Indien teil. Nach seiner Ausbildung zum Kameramann arbeitete er von 1959 bis 1968 für das Fernsehen des Senders Freies Berlin (SFB). Während des Mauerbaus am 13. August 1961 gelangen ihm historische Filmaufnahmen, für die er später mit dem Jakob-Kaiser-Preis ausgezeichnet wurde. Gunther Hahn brachte es an diesem denkwürdigen Tag sogar fertig, einen Soldaten der Nationalen Volksarmee zur spontanen Flucht und zum Sprung vom Grenzzaun zu überreden. Er lud den etwa gleichaltrigen Mann in sein Auto, und die beiden feierten am Kurfürstendamm ausgelassen die Freiheit. Unvergesslich ist für Hahn auch sein Einsatz als Kameramann in Israel während des Sechstagekrieges im Juni 1967. Mit 30 Jahren wagte er 1968 den Sprung in die Selbstständigkeit und gründete die Firma „Gunther Hahn Produktion für Film und Fernsehen“ und spezialisierte sich auf die Herstellung von Dokumentarfilmen. Die Begeisterung für Antiquitäten und antiquarische Bücher weckte Ende der 1960er Jahre auch sein Interesse für Münzen. Eher zufällig erwarb er 1967 in Prag eine Reihe österreichischer Silbermünzen, die er dann dem damals in der Johann-Georg-Straße in Berlin-Wilmersdorf ansässigen Münzenhändler Gernot Dorau (1939-2013) verkaufte. Nachdem er sich auf diese Weise mit dem numismatischen Virus infiziert hatte, begann er zunächst mit dem Sammeln antiker Münzen, ein Gebiet, das er später wieder veräußerte. Münzensammler und Numismatiker werden meist von Gleichgesinnten inspiriert, und auch die Sammlungsstrategie und Fokussierung wird häufig im Austausch mit anderen Enthusiasten – oft auch Münzenhändlern – bestimmt. Berufliche Gründe hatten Gunther Hahn bereits 1971 in die Züricher Bank Leu geführt, in dem seinerzeit der berühmte, aus Luxemburg stammende, Numismatiker Jean-Paul Divo (1937-2014) die Abteilung für neuzeitliche Münzen und Medaillen leitete. Divo überzeugte Hahn – in der ihm eigenen leidenschaftlichen Art – sich nur auf Stücke in bester Qualität zu konzentrieren und als Berliner die Münzen von Brandenburg-Preußen zu sammeln. Diesem Rat folgte Gunther Hahn, und es ist ihm gelungen, eine außergewöhnliche Sammlung brandenburgpreußischer Gepräge zusammenzutragen, die extrem selten oder hervorragend erhalten sind oder sogar beide Kriterien vereinigen. Beim Aufbau der Sammlung war als Berater maßgeblich der Berliner Münzenhändler Niels Menzel (1942-2006) beteiligt, ebenfalls ein Numismatiker, für den Qualität und Erhaltung der Objekte eine zentrale Rolle spielten. Gunther Hahn unterhielt auch enge Kontakte zu anderen bedeutenden Sammlern preußischer Münzen wie Eberhard Schnuhr (gestorben 1984), Achim von Thielau, und Fritzotto Bauss (1918-1999). Mit ihnen – wie auch mit Niels Menzel – verband ihn eine enge persönliche Freundschaft, die auch die Familien einschloss. Gut befreundet war Hahn auch mit dem Berliner Archäologen Alfred Kernd’l (1929-2005), den Hahn für die Münzen Friedrichs des Großen begeistern konnte und dem er beim Aufbau dessen eigener Sammlung half. Gemeinsam mit Kernd’l publizierte Hahn 1986 die einschlägige Monographie „Friedrich der Große im Münzbildnis seiner Zeit“. Zahlreiche der dort abgebildeten Stücke werden nun im vorliegenden Katalog angeboten. Zusätzlich entstand – man möchte versucht sein zu sagen „nebenbei“ – auch eine Sammlung von interessanten Münzen und Verdienstmedaillen des russischen Kaiserreichs. Diese Stücke werden ebenfalls in der Künker-BerlinAuktion 2018 versteigert und sind in Katalog 302 zu finden. Die Eheleute haben gemeinsam beschlossen, diese für die brandenburg-preußische Numismatik so wertvolle Sammlung auf dem Wege einer Künker-Auktion wieder in den numismatischen Kreislauf zurückfließen zu lassen. Wir bedanken uns bei Ellen und Gunther Hahn für ihr Vertrauen und wünschen Ihnen, verehrte Kunden, viel Freude beim Studium des Kataloges und viel Erfolg beim Bieten auf unserer Berlin-Auktion 2018! Osnabrück, im November 2017 Dr. Andreas Kaiser


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