Künker Auction 317: The Ottoman Collection, part III - Europe and the Ottoman Empire

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Doch das Osmanische Reich flößte nicht nur Furcht ein und war erbitterter Gegner im Krieg, sondern es faszinierte auch. So reisten mehrere Künstler, u. a. der Italiener Costanzo da Ferrara im 15. Jahrhundert, an den Hof des Sultans nach Konstantinopel, um vor Ort ein Bildnis des Herrschers anzufertigen, das sich auch auf Medaillen wiederfindet. Besonders die große Pracht am Sultanshof und die fremde, durch den Islam geprägte Kultur wussten die Besucher zu beeindrucken. Im ausgehenden 19. Jahrhundert kam es zu einer zunehmenden Annäherung zwischen den europäischen Mächten und dem Osmanischen Reich, was zu engeren diplomatischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verflechtungen führte. In diesem Kontext mag auch die politische Verbindung des Osmanischen Reiches mit dem Deutschen Reich und Österreich/Ungarn im Jahre 1914 nicht verwundern. Nach dem 1. Weltkrieg entstand in der heutigen Türkei unter Kemal Atatürk besonders durch die Trennung von Staat und Religion eine neue politische Situation. Mit der Abschaffung des Sultanats 1922 und der Ausrufung der türkischen Republik im Oktober 1923 ging ein großes Reich unter, das die europäische Geschichte über Jahrhunderte entscheidend beeinflusst hatte. Der vorliegende dritte Teil dieser außergewöhnlichen Sammlung zeigt erneut, wie stark die Ereignisse der vielfältigen Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich Eingang in die Medaillenkunst gefunden haben. Der erste Teil der Kollektion, der in unserer Auktion 289 im März 2017 versteigert wurde, präsentierte überwiegend Stücke, die im europäischen Kontext durch europäische Medailleure kreiert wurden. Der zweite Teil bestand aus osmanischen Orden, die im Herbst 2017 in Auktion 299 veräußert wurden. Insgesamt handelt es sich um eine sehr bedeutende, über Jahrzehnte zusammengetragene Sammlung, die als die umfangreichste und wohl bedeutendste private Sammlung auf diesem Gebiet gelten kann. Besonders zahlreich finden sich die Schlachten des 16. bis 18. Jahrhunderts widergespiegelt sowie die zweifache Belagerung Wiens der Jahre 1529 und 1683, die Belagerung Budapests 1684/1686 und Belgrads 1688. Mit der Intensivierung des Kontakts zum Osmanischen Reich auf nicht-kriegerischer Ebene im 19. Jahrhundert erweitert sich auch das Themenspektrum der Medaillen: Es finden sich Stücke auf türkische Diplomaten und Gesandte, auf die Besuche europäischer Herrscher im Osmanischen Reich, aber auch auf den Bau einer Eisenbahnlinie in der späteren Türkei oder auf die türkische Teilnahme an den Weltausstellungen in Paris und London.

Losnr. 1704


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