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4.2 Kleinfunde

4.2.1 Bronzefunde

Jonas Nyffeler

Unter dem spätbronzezeitlichen Fundmaterial befinden sich lediglich drei Objekte aus Bronze. Sie stammen alle aus der brandschutthaltigen Grube Pos. 273 (Kap. 2.3). Das drahtförmige Objekt Kat. 79 liegt unvollständig und in mehreren Fragmenten vor. Seine Oberfläche ist stark korrodiert und teilweise abgeplatzt. Das grösste Fragment verbreitert sich nach einem Knick am einen Ende zu einem flach ausgehämmerten, gebogenen Band mit einem Radius von 6 mm. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem Objekt um eine Rollenkopfnadel, wobei der Ansatz der Kopfrolle noch erhalten ist. Der Nadeltyp ist sehr häufig und tritt während der gesamten Bronzezeit auf.

Der Ring Kat. 78 ist im Querschnitt leicht dreieckig profiliert und liegt verbogen und fragmentiert vor. Ursprünglich war er wahrscheinlich rund und wies einen Durchmesser von ca. 17 mm auf. Ringe dieser Grösse sind von verschiedensten spätbronzezeitlichen Feuchtbodensiedlungen bekannt und dort unter den Bronzeobjekten eine der häufigsten Fundgruppen. Sie kommen mit rundem, ovalem, dreieckigem oder rautenförmigem Querschnitt vor. Die Aussenseite kann mit Kerben verziert sein. Geschlossene Ringe treten gegenüber offenen weit häufiger auf.228 Ob das Osterfinger Stück ursprünglich geschlossen war, lässt sich nicht mehr beurteilen.

Das Objekt Kat. 80 lässt sich keiner Form zuweisen. Es handelt sich um ein 12 × 15 mm messendes Gemisch aus verschlackter Bronze und mineralischen Bestandteilen, die wahrscheinlich von einer Keramikscherbe stammen (Abb. 58). Die Bronzepartikel weisen eine sehr unregelmässige, kristallartige Oberfläche auf. Diese entsteht, wenn Bronze bei hohen Temperaturen schmilzt und beim anschliessenden Abkühlen kleine Partikel davon auf feuerfestem Material auskristallisieren. Das Objekt ist damit ein weiterer Indikator für sehr hohe Temperaturen, unter welchen der in Grube Pos. 273 abgelagerte Brandschutt entstand (Kap. 3.2).

4.2.2 Mondhorn

Jonas Nyffeler

Unter den Funden aus Grube Pos. 273 stammen drei Fragmente aus gebranntem Ton, die wahrscheinlich zum Standfuss eines Mondhorns gehören (Abb. 59). Davon sind zwei Bruchstücke anpassend, das dritte lässt sich aufgrund der Machart und Form demselben Objekt zuweisen. Der Fuss ist innen hohl und sehr grob geformt mit Wandstärken von 12 bis 17 mm. Sein Durchmesser beträgt 9,5 cm. Die Innenseite des Standfusses ist roh belassen. Auf der geglätteten Aussenseite sind auf einem Fragment zwei vertikale, parallel angeordnete Riefen erkennbar. Der Ton ist mit grober Schamotte gemagert. Die Farbnuancen der einzelnen Mondhornbruchstücke zeigen, dass diese durch Feuer unterschiedlich stark hitzeversehrt wurden.

Mondhörner sind während der Spätbronze- beziehungsweise Urnenfelderzeit eine weit verbreitete Fundgruppe. Meist liegen sie in fragmentierter Form vor, vollständig erhaltene Stücke sind selten. Die bei Kat. 77 festgestellte, grobe Machart lässt sich bei den meisten Mondhörnern nachweisen. Typisch für diese Objektgattung ist zudem eine grosse Formen- und Verzierungsvielfalt. Mondhörner mit einem Standfuss sind aus diversen Fundstellen bekannt, so aus Zürich-Alpenquai ZH,229 ZürichWollishofen ZH,230 Greifensee-Böschen ZH231 oder von der Insel Werd TG 232 Seltener sind solche mit zwei Standfüssen, beispielsweise ebenfalls von der Insel Werd TG233 (Abb. 60) oder aus Hauterive-Champreveyres NE 234

Der unbekannte Verwendungszweck der Mondhörner führte im Lauf der Forschungsgeschichte zu einer Vielzahl an Bezeichnungen, die jeweils unterschiedliche Funktionen der Objekte implizierten. Noch heute werden nebst dem hier genutzten Begriff mehrere Wörter synonym für diese Objektgruppe verwendet. Während «Mondidol»235 den Gegenstand als Symbol eines lunaren Kultes anspricht, steht «Feuerbock»236 für eine Interpretation als Brennhilfe für die Scheiter des Herdfeuers. Bei beiden Wörtern ist heute oft nur noch die Objektbezeichnung gemeint und nicht mehr die damit verbundene inhaltliche Bedeutung. Denselben Zweck verfolgt der neutralere Terminus «Tonhornobjekt» 237

Eine Funktion der Mondhörner als kultisch-religiöse Gegenstände ist heute weitgehend akzeptiert. Gründe dafür sind die fehlende Eignung der Objekte als alltägliche Geräte, ihr Auftreten (unter anderem) im Kontext von Gräbern und Deponierungen sowie ihre symbolhafte Formsprache.238 Die konkrete Bedeutung und Symbolik – ob es sich um ein Stiergehörn, die Mondsichel, eine Barke oder etwas ganz anderes handelt – wird hingegen kaum jemals aufgelöst werden können.