kurzurlaub - thomas hugo frank georgy

Page 1

viele grĂźĂ&#x;e aus dem kurzurlaub

1


kurzurlaub‌

2


… als entdeckungsreise Ein Kurzurlaub kann viele Gesichter haben. Er kann nur wenige Augenblicke bis hin zu ein paar Tagen lang dauern. Es kann der Besuch in einer Wellness Oase sein, genauso wie eine Fahrt ins Blaue. Man kann sich spontan dazu entschließen oder die Unternehmung sorgsam vorbereiten. Wir möchten Sie ganz herzlich zu einem Kurzurlaub einladen, der zugleich eine Entdeckungsreise ist. Zu entdecken sind die Kunstwerke von Frank Georgy und Thomas Hugo. Zwei ungleichen und von ihrer Biografie her doch ähnlichen Künstlern, für die die Arbeit an ihren Werken Urlaub vom »gewöhnlichen« Grafikerleben ist – mit seinen projektbezogenen Gestaltungsaufgaben, dem Zeitdruck und allen anderen Zwängen, die es da sonst noch gibt. Gemeinsames Thema der beiden, wenn man denn eines finden möchte, ist das Porträt. Georgy setzt seine Bildhelden ins klassische Porträtformat und charakterisiert sie durch stark betonte Linienführung und ausdrucksstarke Farben. Sehr oft sympathisch und immer interessant, fordern sie scheinbar dazu auf, im Bekanntenkreis nach Ähnlichkeiten zu suchen. Oder wird man gar selber gespiegelt? Hugo scheint seine Freunde eher zu begleiten. Mal kommen sie ganz nah heran, mal kann man sie von weiter weg beobachten. Nie aber sind sie allein, immer ist irgendetwas los. Geschichten werden erzählt. Fröhliche und ernste Momente ergänzen einander im Wechselspiel. Farben werden mit Bedacht gesetzt oder Bildträger bis zur Materialaufgabe bearbeitet. Wer sich auf die Begegnung mit Georgys und Hugos Werken einlässt, den können viele Arten von Erlebnissen belohnen. Der Dialog mit dem Kunstobjekt, das zum Zu- oder Widerspruch anregt. Ein intensiver innerer Monolog, zu dem der Anstoß gegeben wird. Oder die Aufdeckung eines seelischen Reichtums, die durch den Eindruck von außen angeregt wird. Insofern ist der Kurzurlaub mit Werken von Frank Georgy und Thomas Hugo immer auch ein Erlebnisurlaub. Viel Spaß dabei!

3


4


thomas hugo findet kein ende Direkt zu Anfang sei gesagt: Thomas Hugo findet kein Ende. Er will es nicht, und er kann es auch nicht. Denn für ihn ist das Leben bunt und unerschöpflich. Und das möchte er auf seine Weise mitteilen. Man findet in Hugos Arbeiten keine Referenzen oder Bezüge zu Stilrichtungen – es gibt nur seine Art, die Welt zu sehen, zu kommentieren, zu verarbeiten und spielerisch neu zusammenzusetzen. Nicht mit dem Ziel, etwas zu erklären. Ganz im Gegenteil, Hugo gibt gerne auch mal die Kontrolle ab und sieht sich selbst als Werkzeug der Welt, die da gerade vor ihm entsteht. Bevor der Betrachter es tut, taucht er selber in sie ein, lässt sich treiben, nur, um die so gewonnenen Eindrücke wieder in diese Welt einfließen zu lassen. So entstehen vielschichtige Werke, die wirklich von allem inspiriert sein können, was Hugo bewegt oder erlebt: Politik, Zeitgeist, Zwischenmenschliches, Gefühle und Schokotörtchen. Zur Mitte des Textes sei gesagt: Hugo ist rastlos. Seine Neugierde und Kreativität sorgen dafür, dass er sich nie (zu) lange an einem Thema oder einem Stil festhält. Dafür gibt es einfach zu vieles Andere zu entdecken und auszuprobieren. Seine Arbeiten sind dadurch erfrischend vielseitig. Und trotzdem ist seine Handschrift immer erkennbar. Vielleicht liegt das an seiner grundsätzlichen Herangehensweise, der völligen Offenheit. Selten geht er mit einem konkreten Ziel in die Schaffung eines Werkes. Vielmehr nutzt er Zufall und Intuition als Inspirationsquelle und Startpunkt – sei es ein Fundstück, ein Kaffeefleck oder ein kraftvoller erster Pinselstrich. Von hier aus tastet sich Hugo in seiner halb denkenden, halb fühlenden Art voran und lässt seine vielschichtigen Welten entstehen. Und die sind meist reichlich bevölkert. Man könnte auch sagen: seine Werke wimmeln nur so vor Leben. Überall begegnen einem Figuren. Mal glaubt man, dass sie Kontakt aufnehmen wollen, mal scheinen sie nur mit sich beschäftigt zu sein und gar nicht zu merken, dass sie gerade beobachtet werden. Aber in jedem Fall haben sie ganz bestimmt nichts dagegen, wenn man sich mit ihnen beschäftigt und ihre Welt kennen lernt. Daher sei zum Schluss gesagt: Sie sind herzlich eingeladen.

5


6


7


8


9


10


11


12


13


14


15


16


17


18


19


20


21


22


23


24


25


26


27


28


frank georgy – auf der suche nach neuen formen

Wie nehmen wir Menschen wahr? Wie ihre Gesichter? Wie verändert sich der Charakter eines Gesichtsausdrucks, wenn man etwas verändert? Wenn die Ohren höher oder tiefer ansetzen, die Nase länger gezogen ist, der Mund breiter? Wenn der Augenabstand variiert und der Bart nicht vom Mund zu unterscheiden ist? Wie ändert sich die Bedeutung von Gesichtern, wenn man ihre Teile in einen neuen Zusammenhang bringt? Solche und ähnliche Fragen bewegen den Künstler Frank Georgy, treiben ihn um. Sie sind der Kristallisationspunkt, in dem sich seine kreative Inspiration fokussiert. Deshalb ist Frank Georgy ein Suchender, ein Experimentierer. Als solcher stößt er auf Formen, prüft, sortiert, ändert fortlaufend die Proportionen. Manche Form scheint zeitweise geeignet, dann wieder nicht, bis etwas da ist, bei dem es keinen Zweifel mehr gibt. Es muss die ideale Ergänzung zu denjenigen Elementen sein, mit denen es später eine Verbindung eingeht. Zuerst entwickelt er die Kopfform, dann Linien für Augen, Mund, Nase etc. Sind die Konturen skizziert, geht es ums Suchen und Finden dessen, was ihnen weiteren Ausdruck verleihen kann. Der künstlerische Prozess setzt sich fort im Kolorieren. Die Farbauswahl kann persönlich, gezielt und entschieden sein, aber gerade auch das »sich treiben lassen« bringt produktive Überraschungen hervor. Es ist ihm wichtig, wie die Farben platziert sind, ob das Verhältnis der Platzierung harmonisch ist oder nicht.

29


Frank Georgy generalisiert das konkrete Menschsein. Er stilisiert und typisiert. Seine Porträts zeigen kein bestimmtes Individuum, sondern einen Typus, einen Charakter. Ähnlichkeiten zu realen Menschen interessieren ihn nicht. So gewinnt Frank Georgy dem Thema Porträt etwas Neues ab. Sein experimenteller Umgang mit Gesichtern vermittelt sich auch dem Betrachter und versetzt ihn in einen Zustand des Beobachtens statt des Bewertens. Georgys Bilder sind serielle Bilder. Im Arbeitsprozess kreiert er viele Bilder parallel. Durch die gleichzeitige Herstellung neuer ästhetischer Einheiten wird der ursprüngliche Sinn der Dinge verändert und ein neuer geschaffen. Das ermöglicht einen anderen, oft überraschenden Blick auf Konterfeis. Die Porträts aktivieren als bedeutungsoffene, vielfach ironische Inszenierungen die Fantasie des Betrachters und laden dazu ein, eigene Biografien zu entwickeln. Frank Georgy beschwört in seiner Formensprache ein individualistisches Menschenbild. Seine Übersetzung humaner Erscheinungen durch ungewöhnliche Formen und Farben überbrückt die Distanz zwischen Subjekt und Objekt, verschmilzt die Welt zu einem neuen Ganzen. Und lässt beide in einem anderen Licht erscheinen. Die Kombination von vertrauten Objekten in verfremdeter Struktur bricht Sehund Denkgewohnheiten auf und schärft das Bewusstsein für die gebrochene Sicht der Dinge. Erfreulicherweise zeigt der Künstler auch bei der Verwendung spielerischer Elemente keine Berührungsängste. Ergibt sich ein gestalterischer Witz, lässt er ihn gerne zu. Bei aller experimentellen Rationalität strahlen Georgys Porträts eine originelle Poesie aus. Sie machen die Gratwanderung auf dem schmalen Pfad zwischen Konventionen und Irritationen zu einem lustvollen Spaziergang durch ein Labyrinth der Möglichkeiten.

30


31


32


33


34


35


36


37


38


39


40


41


42


43


44


45


46


47


48


49


50


51


52


53


100 % bio

54


thomas hugo Lauf des Lebens: 1970 Geboren in Unna | 1986–89 Ausbildung zum Schilderund Lichtreklamehersteller | Fachpraktikum, Grafikabteilung der Stadtverwaltung Kamen bei Reimund Kasper | 1994–2000 Studium der visuellen Kommunikation an der FH Niederrhein, Krefeld – Dipl. Designer FH | 2001– 2009 BUTTER. Agentur für Werbung GmbH, Düsseldorf – Art Director | seit 2010 Selbstständig als Grafik-Designer, Illustrator und Künstler | Aktionen: 1990–2009 regelmäßige Teilnahme am Künstlertreff »Weiße Straße«, Kamen | 1994 Beteiligung an der Aktion »Signale« gegen Fremdenhass | 1997 »RadArt ’97« im Kreis Kleve | Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen (Auszug): Museum für moderne Kunst, Pärnu (Estland), Gustav-Lübcke-Museum, Hamm | Fotogalerie Fabrik Heeder, Krefeld | Designforum Alte Post, Krefeld | Peschkenhaus, Moers | Städtische Galerie Kamen | Technopark Kamen | Kunst RaumHamm | Galerie Länge*Breite, Sylt | Studienreisen und Exkursionen: Ecuador, Estland, Frankreich, Italien, Deutschland | seit 2000 Mitglied REFLEX, Zusammenschluss freier Künstler in NRW

frank georgy Frank Georgy ist Grafik-Designer und Illustrator. Während die meisten Menschen werktags arbeiten müssen, geht Frank Georgy seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Bücher gestalten! Frank Georgy ist Jahrgang 1969. Mit Buchillustrationen zu der Erich Kästner Moritat »Arthur mit dem langen Arm« beendete er 2001 sein Grafik-DesignStudium. Bereits 1998 begann er unter dem Namen kopfsprung als freischaffender Grafiker, Typograf und Illustrator zu arbeiten – seit 2004 mit einem eigenen Büro in Köln und seit 2009 mit einem Atelier in Wipperfürth. Als Lehrbeauftragter unterrichtet er seit 2001 an der Technischen Universität Dortmund | Veröffentlichungen/Auszeichnungen: Die 100 besten Plakate 1998 und 1999, VGD Berlin | Stadt Land Form 1999, Berg. Universität, Wuppertal | XYLON 2000, Städt. Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen | The European Design Annual 2000, Rotovision, USA | Neugierig 2, Grafik-Design in Deutschland | Aufnahme in die Sammlung des Museums für Kunst & Gewerbe in Hamburg | Förderpreis für Illustration, Museum Burg Wissem

55


56

frank georgy


thomas hugo

57


58


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.