2014-02 Konfuzius Institut

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三千年来,中国社会是如何看待 大自然的,哪些基本价值和理念 塑造并影响了中国人的自然观?

当占世界人口五分之一的中国尝试建设“生 态文明”之时,学者们再次将目光转向本国 古典哲学和宗教。 道家先哲庄子认为,自然是由无数变化 过程所组成的,比如大树参天始于树种,飞 舞的蝴蝶脱茧而出。这些变化的能量从何而 来? 《道德经》指出,是“天地之母”或曰“道” 育万物,其本质为自然。道家认为,天地万 物并非是为人类活动提供一个静止不动的背 景,而是一个由不断发展的变化之力形成的 动态世界。道家思想劝导我们,作为生活在 这个自然秩序中的居民,人类不应试图完全 控制自然,也无需刻意保持自然不受人为影 响。我们应力求顺自然之势而为,从而创造 Konfuzius Institut №2 2014

孔 子 学 院

无所不包的和谐。《道德经》主张“无为”, 或可理解为“不费力而为”,意即用最少的力 办事,以达到最大的效果。道教认为,与其 迎头对抗自然,不如引导自然之力。 被联合国教科文组织列为世界文化遗产 的四川都江堰,令人叹服地体现了这一思想。 这项复杂的水利工程于公元前 256 年建成,将 春季泛滥的岷江洪水引导至 50 个乡镇,灌溉 耕地 627 000 公顷。它至今仍运转良好。当地 居民称赞这一工程奇迹体现了主张顺应自然 规律的道家哲学。 公元 2 世纪,在距离都江堰不远的地方 出现了最初的、有组织的道家信众。他们遵 从的繁多理论准则中的一个章程就包含 180条 规诫,其中至少有 20 条事关环境保护。将污

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ährend China versucht, eine ökologische Zivilisation für 20 Prozent der Weltbevölkerung aufzubauen, kehren Aka­ demiker erneut zu den klassischen Philosophien und Religionen des Landes zurück, um die Grundwerte und Motive zu untersuchen, die fast 3000 Jahre lang die Vorstellungen der chinesischen Gesellschaft über die Natur geprägt haben. Für den daoistischen Philosophen Zhuangzi bestand die Natur aus unzähligen Transformationsprozessen (bianhua 变化), in denen sich Eicheln zu gewaltigen Eichen und Kokons zu Schmetterlingen wandeln. Woher stammt diese transformative Macht? Das Daodejing 道德经 spricht von einer Urmutter oder einem Weg (dao 道), der die unzähligen Bestandteile der Welt gebärt und dessen Wesen die spontane Selbstschöpfung ist (ziran 自然). Die Welt im Ganzen wird nicht als stiller, statischer Hintergrund für menschliche Aktivitäten aufgefasst, sondern als eine dynamische Welt von transformativer Macht, die sich ständig weiterentwickelt. Daoisten raten, dass wir als Einwohner dieser Naturordnung weder versuchen sollen, sie komplett zu beherrschen, noch sie vor jeglichem menschlichen Einfluss zu bewahren. Stattdessen sollen wir anstreben, uns nach ihren Kräften auszurichten und somit eine allumfassende Harmonie zu erschaffen. Das Daodejing vertritt »Nicht-Handeln« (wuwei 无为), was vielleicht besser als »müheloses Handeln« verstanden werden kann, das heißt als ein Handeln, in dem der maximale Effekt mit minimaler Anstrengung erzeugt wird. Die Daoisten glaubten, dass es viel besser sei, die Kräfte der Natur zu leiten, als ihnen unmittelbar entgegenzuwirken. Ein faszinierendes Beispiel dieser Denkart findet sich im UNESCO-Welterbe Dujiangyan 都江堰, in der Provinz Sichuan. Die Stätte wurde 256 v. u. Z. erbaut und leitet die Frühlingsüberschwem­ mungen des Min-Flusses durch ein komplexes Bewässerungssystem, das Wasser für 50 Gemeinden und 627 000 Hektar Ackerland liefert. Es ist noch heute im Gebrauch. Die Ortsbewohner preisen es als ein technisches Wunder, das die daoistische Philosophie der Harmonie mit dem natürlichen Verlauf der Natur verkörpert. Nicht weit von Dujiangyan entstanden im zweiten Jahrhundert die ersten organisierten daoistischen Religionsgemeinden. Ein Satz ethischer Grundsätze, den diese frühen Gemeinden befolgten, enthielt eine Liste von 180 Geboten für die Gemeinde. Dieser Kodex beinhaltete unter anderem mindestens 20 Gebote, die sich mit dem Schutz der Umwelt befassen. Die Verschmutzung des Wassers, die

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