Horizonte September 2015

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horizonte Foto: Kolping Uganda

September 2015 Ausgabe 39

Kampagnen Einsatz für die Eine Welt

Spender Ergebnisse unserer Befragung

Nachhaltigkeit Ökologische Ziegelsteine in Brasilien

3 4 5 Fotos: KOLPING INTERNATIONAL, Kolping Uganda

„In Afrika sind meistens die Frauen für das Holzhacken zuständig. Die Arbeit ist extrem hart, vor allem weil sie das Brennholz oft weit tragen müssen. Der Qualm in den Häusern ist auch gesundheitsschädlich. Mit dem Biogas wird alles besser. “ Boniface Tukwasibwe, Projektkoordinator

Uganda: Wenn Kühe Energie liefern Von Roberto Jurkschat

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nstrengend ist der Alltag von Florence Ssali immer noch: fünf Kinder, der Haushalt, die Arbeit. Trotzdem ist in ihrem Leben inzwischen vieles einfacher geworden. Noch vor zwei Jahren lag hinter ihrem kleinen Gemüsegarten ein hohes Dickicht aus Lianen, Stauden und Bäumen. Täglich musste sie hineingehen und Brennholz schlagen, um für ihre Familie kochen zu können. 35 Kilogramm pro Tag, eine Knochenarbeit. Heute blickt sie von ihrem Garten aus über eine kahle Fläche, vom

Horizont dröhnt das Rattern von Baggern und Lastwagen herüber. In Kavule, 45 Kilometer von Ugandas Hauptstadt Kampala, wird eine große Wohnsiedlung gebaut, wo früher mehrere Hektar Regenwald standen. Ein Bild, das man in Uganda häufiger sieht, seit die Regierung mit Hochdruck daran arbeitet, Wohnraum und Ackerfläche für die wachsende Bevölkerung zu schaffen. Zum Problem werden die Baustellen vor allem auf dem Land, wo Menschen auf Brennholz als Energiequelle angewiesen sind. „Die Bauernfamilien in Kavule können sich keine Holzkohle leisten“, sagt Flo-


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den Behälter füllen, entsteht darin Gas, mit dem wir im Haus unser Licht und die Kochstelle betreiben können“, erklärt Florence. Das methanhaltige Gasgemisch, das bei der Fermentierung des Kuhdungs im Behälter freigesetzt wird, gelangt über ein Leitungssystem zur Kochstelle und zu den Gaslampen im Haus. Damit kann Florence bis zu vier Deckenlichter und zwei Kochplatten betreiben. Erst wenn der Druck des Gases aus der Leitung nachlässt, muss Florence auf Kohle zurückgreifen und den Tank neu befüllen. Den fermentierten Dung aus dem Tank kann Florence mit Ernteresten vermischen und als natürliches Düngemittel verwenden.

Ein ökologischer Kreislauf, der das ganze Leben verbessert Pro Monat sparen Florence und ihr Ehemann so rund zwölf Euro an Kosten für Holzkohle, in Uganda eine spürbare Verbesserung. Vor allem aber muss sie nicht täglich 35 Kilo Holz hacken und nach Hause schaffen. „Unser ganzes Leben ist leichter geworden“, freut sich Florence, „und meine Kinder müssen im Haus nicht mehr den schädlichen Qualm vom Brennholz einatmen.“ Durch die Nutzung des Kuhdungs ist ein ökologischer Kreislauf entstanden, der die

Ernährung verbessert, Einkommen schafft, das Energieproblem löst, die Wälder schützt und den harten Alltag der Menschen entscheidend erleichtert. In Uganda hat das Kolpingwerk bereits in den Bau von über 30 Biogastanks investiert, pro Stück kostet eine Anlage mit Leitungssystem umgerechnet rund 1.000 Euro. Wichtig ist, dass dieses Projekt durch professionelle Schulungen begleitet wird, die der Verband für die Familien organisiert. Auch Florence hat auf diesem Weg gelernt, wie sie den Kuhmist möglichst effektiv einsetzen kann, um ihre Pflanzen zu düngen, Energie zu gewinnen und welche Sicherheitsmaßnahmen bei der Nutzung der Biogasanlage zu beachten sind. Gemeinsam mit Kolping will Florence mit ihrer Familie Schritt für Schritt weiter die Armut überwinden. In der nächsten Zeit möchte sie genügend Geld für eine zweite Kuh sparen und auch noch eine kleine Schweinezucht aufbauen. „Die Grundlage dafür hat Kolping geschaffen, den Rest schaffen wir jetzt alleine“, erklärt sie voller Stolz. Das Ersparte will sie in die Ausbildung ihrer Kinder investieren, damit sie später eine gute Arbeit finden und sich eine wirtschaftliche Basis aufbauen können. Das tägliche Brennholz schlagen soll dann endgültig der Vergangenheit angehören.

Fotos (5): Kolping Uganda

rence. Die meisten Menschen leben hier in absoluter Armut, das heißt sie haben weniger als 1,25 Dollar pro Tag zur Verfügung. Kochen bedeutet für sie, zuerst in den Wald zu gehen und Holz zu hacken. Jetzt ist der Wald weg, geblieben ist ein Energieproblem. Seit Florence Mitglied bei Kolping ist, hat sich dieses Problem aber schrittweise gelöst. Zuerst erhielt ihre Familie eine Milchkuh. Mit der Milch hat sich die Ernährung der Familie verbessert, aber das war nur der Anfang, wie Florence erklärt. „Den Kuhdung haben wir zu Dünger umgewandelt, damit unsere Pflanzen auf den Feldern besser wachsen. Damit haben wir viel mehr geerntet als vorher.“ Zum ersten Mal brachten die Ernten so viel Obst und Gemüse, dass Florence davon regelmäßig etwas auf dem Markt verkaufen konnte. Auf diese Art hat die Kuh der Familie geholfen, ein kleines Einkommen zu erwirtschaften. Vor gut einem Jahr wurde das Projekt von Kolping erweitert, um das Energieproblem der Familie zu lösen und sie vom Brennholz unabhängig zu machen. Energie erzeugt Florence seitdem selbst – mit Kuhdung. Aus dem Boden in ihrem Garten lugt auch die Oberseite eines großen Tanks heraus, den ein Maurer des Kolpingwerkes mit Ziegeln und Zement in die Erde gesetzt hat. „Wenn wir den Kuhdung in

Im Uhrzeigersinn: Eine Kuh war für Florence Ssali der Beginn für viele Verbesserungen in ihrem Leben. – Den Tee für Familie und Nachbarn kann sie jetzt auf dem Gasherd kochen. – Stolz zeigt sie eine der Lampen, die mit Biogas betrieben werden. – Dank der Schulung durch den Kolping-Berater weiß Florence Ssali, wie sie aus Kuhdung Biogas erzeugen kann. – Die mühsame Feuerholzsuche gehört der Vergangenheit an.


Globale Verantwortung

Stimme erheben für Gerechtigkeit

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KOLPING INTERNATIONAL engagierte sich bei der Aktion „Steilpass“ zur Fußball-WM in Brasilien 2014.

Von Sigrid Stapel

Gemeinsam erreicht man mehr als allein. Deshalb beteiligt sich Kolping International an verFoto: Martin Steffen

schiedenen Initiativen, um sich in einem Netzwerk für eine gerechtere Welt einzusetzen. Drei aktuelle Kampagnen möchten wir hier vorstellen:

Rio bewegt. Uns

renz, die Brasilianische Ordenskonferenz und die Erzdiözese Rio de Janeiro. Weitere Informationen gibt es auf der gerade entstehenden Homepage: www.rio-bewegtuns.de

... ist die Nachfolgekampagne der Aktion Steilpass, mit der die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien Deine Stimme gegen Armut – kritisch begleitet wurde. Jetzt geht es um Entwicklung braucht Beteiligung die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Die Ziele der Kampagne: Mit Pro- ... ist ein Projekten nachhaltig die soziale Entwicklung jekt von VENRO stärken und zu einer Verbesserung der sozi- (Dachverband der alen Situation der Menschen in Rio beitra- entwicklungspogen. Informieren, damit sich Menschen in litischen NichtDeutschland ein Urteil über die Situation regierungsorgain Brasilien machen können. Und nicht zu- nisationen in letzt Einflussnahme auf die sportpolitische Deutschland). Es möchte eine möglichst Debatte in Deutschland, auch mit Blick auf breite öffentliche Diskussion über die das Thema Inklusion (Paralympics). Frage „Wie muss eine zukunftsfähige EntDie Kampagne wird Fragen der christlichen wicklungsagenda aussehen?“ führen. Das Werte wie Nächstenliebe, Einsatz für die Projekt setzt sich für die Umsetzung der Bewahrung der Schöpfung und den Frieden Millenniumsentwicklungsziele (MDG) ein als zentrale Kriterien für (sport-)politisches, und beteiligt sich an der Debatte über die gesellschaftliches und internationales En- Weiterentwicklung globaler Entwicklungsgagement bearbeiten. Für die Arbeit vor ziele für die Zeit nach 2015. Ort wird es Bildungsmaterialien und ein Dazu gibt es die Aktion „Mail an Merkel“: Aktionsset mit einem Lauf band geben, das für Veranstaltungen ausBeauftragte für Internationale Partnerschaftsarbeit geliehen werden kann. bei der VENRO-Aktion 2014: „Ich geb‘ alles“. Neben Kolping International und Foto: Sabine Terlau dem Kolpingwerk Deutschland gehören zum Aktionsbündnis: Adveniat, der Bund der deutschen katholischen Jugend, der DJKSportverband, die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung, der Katholische Deutsche Frauenbund, die Katholische Erwachsenenbildung, Misereor, die Missionszentrale der Franziskaner sowie weitere Organisationen. Partner in Brasilien sind die Brasilianische Bischofskonfe-

2015 jagt ein Gipfel den nächsten im Terminkalender von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im September findet der UN-Gipfel zu neuen Entwicklungs- und Nachhaltigkeitszielen in New York statt. Im November/Dezember folgt die Klimakonferenz in Paris. Auf der Kolping International -Homepage www.kolping.net kann man die Bundeskanzlerin bitten, sich für Globale Gerechtigkeit einzusetzen, so dass alle Menschen sozial abgesichert sind und von ihrer Arbeit leben können. Infos dazu: www.deine-stimme-gegen-armut.de

Gemeinsam für Afrika ... ist ein Zusammenschluss von über 20 Hilfs- und Entwicklungsorganisationen in Deutschland. Sie alle setzen sich für verbesserte Lebensbedingungen in Afrika ein. Im Jahr 2015 stehen die Themen „Flucht und Vertreibung“ im Mittelpunkt. Auf der Homepage sind Vorschläge für entsprechende Aktionen zu finden. Die Aktion „Schulen – Gemeinsam für Afrika“ fördert eine lebhafte und differenzierte Auseinandersetzung von Schülern und Schülerinnen mit der Vielfalt und den Chancen Afrikas. Unter dem Motto „Human Rights! Für alle. Immer. Überall.“ sollen die Jugendlichen sich thematisch mit dem afrikanischen Kontinent und speziell mit dem Schutz und der Durchsetzung von Menschenrechten auseinanderzusetzen. Informationen auf: www.gemeinsam-fuer-afrika.de


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Eine Milchkuh ist in Indien vor allem für Frauen oft der Beginn einer ganzen Reihe von Verbesserungen.

Spender kommen zu Wort

Spender, unsere Partner auf Augenhöhe Von Elisabeth Schech

Wie schätzen unsere Unterstützer die weltweite Kolpingarbeit ein, fühlen sie sich gut informiert? Was vermissen sie? Möchten sie sich vielleicht noch stärker engagieren? Gibt es Kritik an unserer Arbeit oder Verbesserungsvorschläge? Um dies herauszufinden, haben wir im März eine Spenderumfrage durchgeführt.

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Fotos (2): Kolping International

ie Resonanz war beeindruckend: 795 Spender nahmen sich Zeit, die Fragen zu beantworten und lieferten wertvolle Informationen. Rund 11.500 Spender – mehrheitlich Kolpingmitglieder – unterstützen jährlich die weltweite Kolpingarbeit und sorgen dafür, dass zahlreiche Projekte in vielen Teilen der Welt realisiert werden können und tausende Menschen den Weg aus der Armut finden. Doch wir sehen in unseren Unterstützern nicht nur Spender, die einen finanziellen Beitrag leisten, sondern Partner, mit denen wir eine gemeinsame Vision teilen und mit vereinten Kräften für mehr Gerechtigkeit eintreten. Es ist wichtig, dass sie an unserer Arbeit partizipieren und ihre Ideen und Gedanken einbringen. Die Ergebnisse der Umfrage geben uns deshalb wichtige Erkenntnisse und Impulse für unsere Arbeit. 98 Prozent der Spender bewerten die Kolpingarbeit als sehr gut bzw. gut, genauso viele fühlen sich ausreichend informiert.

Als wichtigste Themen wurden Bildung, soziale Projekte sowie ländliche Entwicklung benannt. Die überwiegende Mehrheit unserer Spender nutzt das Spenderjournal „Horizonte“ oder das „Kolpingmagazin“, um sich über die weltweite Kolpingarbeit zu informieren. Weniger häufig werden die modernen Kommunikationsmedien wie Internet, Facebook, Twitter oder Youtube genutzt. Häufig als Informationsquelle genannt werden Kolpingveranstaltungen.

Hohe Zufriedenheit der Spender 98 Prozent der Spender fühlen sich bei uns gut aufgehoben und sind mit der Bearbeitung von Anfragen zufrieden. Allerdings finden 24 Prozent der Spender, dass sie zu häufig aufgefordert werden zu spenden, 76 Prozent der Spender empfinden das nicht so. Einige verweisen darauf, dass insgesamt - auch von anderen Organisationen - zu oft Spendenaufrufe verschickt werden. Etliche Unterstützer äußerten die Absicht, sich stärker zu engagieren: 97 Spender möchten künftig einen runden Geburtstag, eine Familienfeier oder ein Jubiläum nutzen, um anstelle von Geschenken ein Projekt zu unterstützen. 23 Spender interessieren sich für eine

Zustiftung, die Gründung einer eigenen Stiftung oder das Stiftungssparen. 41 Spender würden gerne ein spezielles Projekt fördern. Viele Unterstützer erwägen, die weltweite Kolpingarbeit auch im Testament zu berücksichtigen. Aufgrund des hohen Durchschnittsalters unserer Spender sehen aber nur relativ wenige Spender die Möglichkeit, für die Kolpingarbeit im eigenen Umfeld zu werben oder neue Unterstützer zu gewinnen. Besonders gefreut haben wir uns über die zahlreichen Ideen und Vorschläge, aber auch über konstruktive Kritik, denn damit können wir unsere Arbeit verbessern. Viele wünschen sich, dass Kolping mehr in den Medien vorkommt, andere möchten öfter ganz konkrete Erfahrungen von Menschen hören, die durch ein Projekt gefördert wurden. Andere interessiert, ob und wie ein Projekt viele Jahre nach der Förderung funktioniert. Aufgrund der Vielzahl der Vorschläge werden wir künftig im Spenderjournal „Horizonte“ fortlaufend die Anregungen vorstellen. Allen Unterstützern, die sich an der Umfrage beteiligt haben, gilt unser besonderer Dank. Aber auch zu jeder anderen Zeit sind wir dankbar für Anregungen und Kritik, denn unsere Spender sind Partner, nicht nur Geldgeber. Wir sitzen in einem Boot, und gemeinsam arbeiten wir daran, dass Solidarität und Gerechtigkeit keine leeren Worte bleiben, sondern konkrete Wirklichkeit werden. Die detaillierte Auswertung der Spenderumfrage ist auf unserer Internetseite zu finden unter: www.kolping-umfrage.net

Diese afrikanische Kleinkreditnehmerin hat sich einen eigenen Marktstand aufgebaut, mit dem sie sich und ihre Familie ernähren kann.


Projekte im Blick

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Ziegelstein-Projekt mit nachhaltigem Erfolg Von Elisabeth Schech

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Eien Erfolgsgeschichte aus eigener Kraft: Im Nordosten Brasiliens läuft das Projekt zur Herstellung von ökologischen Ziegeln seit 2011 erfolgreich.

diese maschinellen Ziegelsteinpressen angeschafft wurden. Durchschnittlich 2.000 Steine produzieren die Kolpingsfamilien pro Tag und verkaufen sie an die Familien. 30 Prozent des Gewinns fließt in die Aktivitäten der Kolpingsfamilie.

Erfolg überzeugte lokale Geldgeber Während die erste Ziegelsteinpresse mit Spendengeldern aus Südtirol finanziert wurde, gelang es, die anderen Pressen mit Mitteln der regionalen Bank sowie der dortigen Sparkasse zu finanzieren, denn der Erfolg überzeugte die Geldgeber. Mittlerweile werden auch junge Leute in der Herstellung der Ziegelsteine ausgebildet. Meist sind es Jugendliche aus proble-

„Die ökologischen Steine bringen für unsere Leute einen riesigen Fortschritt, denn die Lebensbedingungen sind hart bei uns. Das Projekt läuft mittlerweile in vielen Kolpingsfamilien, und wir können die Finanzierung durch Kooperationen mit verschiedenen Stellen absichern. Das ist möglich, weil Kolping einen guten Namen hat und wir eine gute Arbeit leisten und kompetente Leute haben, die die Kontakte knüpfen und die Projekte abwickeln. Aber das kommt nicht von alleine. Es braucht Bildungsarbeit über viele Jahre und die

matischen Verhältnissen, die dank dieser Ausbildung die Chance auf Bildung und Einkommen bekommen. 300 Jugendliche werden pro Jahr qualifiziert. Auch für dieses Programm konnten die Kolping-Verantwortlichen eine Bezuschussung durch staatliche brasilianische Träger erreichen, denn mit den Kursen will Kolping für eine Verbreitung des Projektes sorgen. Auf Ausstellungen wirbt das Kolpingwerk Piauí für die Herstellung der ökologischen Steine. Ein brasilianischer Fernsehsender berichtete in einer Reportage über das Kolping-Projekt (http://bit.ly/1KYA2qb). Die Spenden aus Südtirol haben den Start des Projektes ermöglicht. Heute läuft das Projekt als große Erfolgsgeschichte aus eigener Kraft.

Schulung von Führungskräften, damit man einen Verband nachhaltig organisieren kann. Wir sind dankbar für die Spenden aus Deutschland, sie sind eine große Hilfe. Aber wir wollen auch, dass unser Staat Verantwortung übernimmt und soziale Projekte unterstützt. Das gelingt mittlerweile bei etlichen unserer Projekte, und darauf sind wir stolz. Wenn Kolping unsere Bildungsarbeit nicht über Jahre unterstützt hätte, wäre das sicher so nicht möglich.“ Raimundo Joao da Silva, Regionalkoordinator Piauí

Fotos: (2): Kolping Brasilien

eun Monate im Jahr sengende Sonne mit Temperaturen von nahe 40 Grad, kein Tropfen Regen. Das ist die Lebenswirklichkeit der Menschen im trockenen Nordosten Brasiliens. In den Hütten und Häusern ist die brütende Hitze unerträglich. Deshalb startete das Kolpingwerk Piauí mit Spenden aus Südtirol im Jahr 2011 in Cocal ein Pilotprojekt, um Ziegelsteine herzustellen, die dieses Problem lösen. Dabei werden gleich mehrere Ziele verfolgt: Erstens schützen diese Steine die Häuser gegen die Hitze, zweitens werden sie umweltfreundlich hergestellt, und drittens kosten sie nur halb so viel wie die herkömmlichen Ziegelsteine. Die Produktionsweise ist ausgesprochen einfach: Die Steine werden aus Zement, Lehm und etwas Wasser hergestellt und gepresst. Die Mischung aus Zement und Lehm ermöglicht eine optimale Wärme-/ Kältedämmung. Die herkömmlichen aus Lehm gebrannten Steine dagegen sind porös und lassen die Hitze von außen in die Häuser durch. Die ökologischen Steine sind außerdem umweltschonend, denn man benötigt weder Brennholz noch Öfen, wohingegen die herkömmlichen Ziegelsteine gebrannt werden – allein für die Herstellung von 1.000 Ziegelsteinen werden fünf Bäume verbraucht. Ein wesentlicher Vorteil sind auch die Herstellungskosten: 1.000 Steine zu pressen, kostet 77 Reais (umgerechnet 26 Euro), Für 1.000 herkömmliche gebrannte Steine müssen umgerechnet 50 Euro bezahlt werden. Das Projekt war bereits nach kurzer Zeit so erfolgreich, dass auch in anderen Dörfern


Projekte im Blick

Nigeria: Farmers‘ Associations helfen vielen In Ozu Abam, Südost-Nigeria, leben Menschen überwiegend von der Landwirtschaft, das aber eher schlecht als recht. Die Produktivität ist sehr niedrig, die Bauern sind arm, andere Beschäftigungsmöglichkeiten sind selten. Hier hat das Kolpingwerk Nigeria sogenannte Kolping Farmers‘ Associations gegründet, lockere Zusammenschlüsse von Kleinbauern. In fünf verschiedenen Untergruppen (Anbau von Reis, Kassawa

und Yams, Ölpalmen und Gemüse sowie Vermarktung) versuchen Kleinbauern und arbeitslose Jugendliche gemeinsam, ihre Einkommen zu verbessern: Die Bauern wenden neue Anbaumethoden an, um bessere Ernten zu erzielen. Die jungen Erwachsenen, für die es lokal sonst wenig Verdienstchancen gibt, verkaufen die Produkte in den größeren Städten. Im Jahr 2014 wurden zehn neue Bauern-Assoziationen gegründet. (mkf)

Brasilien: Hilfe für alleinerziehende Mütter Viele Frauen in Brasilien müssen ihre Kinder alleine versorgen. Während sie arbeiten, sind die Kinder oft unbeaufsichtigt auf der Straße Gewalt und Drogen ausgesetzt. In São Paulo unterstützt die Kolpingsfamilie die Mütter durch eine Kindertagesstätte. Hier dürfen sie spielen, basteln, malen und erhalten eine warme Mahlzeit. Für die Älteren hat die Kolpingsfamilie ein Fußballtraining auf die Beine gestellt, um sie

von der Straße zu holen. 140 Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 16 Jahren kommen mit großer Begeisterung alle zwei Tage am Nachmittag zu ihrem Sport, insgesamt sind es 13 Mannschaften. Die Kolpingsfamilie bietet aber auch den Müttern ihre Hilfe an, sie können hier einen Beruf erlernen, etwa den der Frisörin oder Näherin, und sich damit eine Einkommensbasis schaffen. (BD)

Südafrika: Berufsausbildung als große Chance Sie strahlen um die Wette, diese drei angehenden Köche. Das war nicht immer so: Kolping kümmert sich im Trainingszentrum in Kapstadt gezielt um Jugendliche aus den Townships. Viele haben die Schule abgebrochen und erleben täglich Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Kolping glaubt an sie und an ihre Fähigkeiten: In berufsvorbereitenden Kursen lernen sie, sich zu bewerben und üben Disziplin und

Verlässlichkeit durch ihre Teilnahme. Ein Praktikum ermöglicht ihnen Einblicke in ihren Wunschberuf. Im dritten Schritt hilft Kolping bei der Vermittlung einer Ausbildungsstelle. Die strahlenden Gesichter am Ende der Ausbildung zeigen, dass sich das Vertrauen in die Jugendlichen ausgezahlt hat. Denn sie haben dank ihrer Ausbildung einen guten Start in ein besseres Leben. (BD)

Indien: Erfolgreiche Kleinunternehmerinnen Jessy Amalas Leben änderte sich grundlegend, als sie Mitglied der Kolpingsfamilie Fatima Annai wurde. Da in Indien alle Kolpingsfamilien auch als Spargruppen organisiert sind, zahlte auch sie regelmäßig einen kleinen Betrag ein. Mit ihrem ersten Darlehen über umgerechnet 70 Euro erwarb sie Süßigkeiten und Obst und verkaufte ihre Ware vor einer Schule. Jessy bildete sich bei Kolping weiter, lernte,

wie man Einnahmen und Ausgaben gewinnbringend kalkuliert, und investierte – inzwischen ganz Geschäftsfrau – ihre Ersparnisse in einen weiteren Kredit. Das Geld ermöglichte ihr, einen kleinen Laden zu mieten und ihr eigenes Lebensmittelgeschäft zu eröffnen. Sie erwirtschaftet nun jeden Monat zwischen 100 und 130 Euro – und kann so ihren Kindern den Schulbesuch ermöglichen. (BD)

Fotos: Volker Greulich, Barbara Bechtloff, Kolping Südafrika, Kolping Indien

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Ansteckende Ideen

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Kartoffeln ernten für Brasilien

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chon seit mehr als 40 Jahren engagiert sich die Kolpingsfamilie Hochspeyer für die Entwicklungszusammenarbeit in Brasilien. 2008 startete sie die jährliche Kartoffelaktion, um den Bau und den Unterhalt der „Casa Kolping Santa Theresinha“ in Esperantina und die Projekte der dortigen Communidade Kolping zu unterstützen: Fleißige Mitglieder der Kolpingsfamilie bauen auf einem zur Verfügung gestellten Acker selber Kartoffeln an: vom Setzen der Pflanzkartoffeln über

das Unkrautjäten bis zum Lesen und Verpacken der reifen Kartoffeln geschieht alles weitgehend in Handarbeit und als Gemeinschaftsaktion. Abgegeben werden die Kartoffeln in 12-Kilo-Säcken gegen eine Spende, je nachdem wieviel der Empfänger sich leisten kann. Je nach Ernte erzielt die Kolpingsfamilie damit einen jährlichen Ertrag zwischen 1.500 und 3.000 Euro für die Projekte in Brasilien. Eine beispielhafte Gemeinschaftsaktion, die in Brasilien zahlreiche Projekte ermöglicht. (mkf)

24 Jahre wandern für die Eine Welt nehmergebühren, kleine und große Spendenbeträge von Privatpersonen, Firmen und Verbänden sowie den Kuchenverkauf nach der Wanderung kam in 24 Jahren die stolze Summe von über 130.000 Euro für Projekte des Kolpingwerkes in Mexiko und Brasilien zusammen. Das ganze Jahr über führt die Kolpingsfamilie außerdem verschiedene Sammelaktionen zu Gunsten der weltweiten Kolpingarbet durch. (BD)

Krippenführungen

Kolping-Embleme aus Holz

Die Brüder Herbert und Manfred Rupprecht aus Königslutter/Niedersachsen sammeln Krippen aus aller Welt und stellen sie auch selbst her. Einige ihrer über 200 Krippen aus 25 Ländern stellen sie auf dem jährlichen Adventsmarkt aus und bieten Führungen an. Eintritt verlangen sie nicht, statt dessen stellen sie eine Spendenbox auf In den letzten elf Jahren sind so knapp 10.000 Euro zusammengekommen, ein Teil davon für Kolpingprojekte. In diesem Jahr wurde das Kinderprojekt in Usme/Kolumbien mit 400 Euro unterstützt. (BD)

Schreinermeister Guido Wasserfuhr, Mitglied der Kolpingsfamilie WuppertalBeyenburg, fertigt in seiner Freizeit kleine Kolpingembleme aus zwei Holzarten an, die dann gegen eine Spende von drei Euro angeboten werden. Die Kolpingsfamilie nutzt diese Embleme auch gerne als kleine Beigabe zu Glückwünschen für Jubilare, Geburtstage oder Hochzeiten. Seit September 2014 kamen so schon mehr als 500 Euro zusammen, mit denen die Kinderspeisung im Kolping-Sozialzentrum in Usme/ Kolumbien“ unterstützt wird. (mkf)

Weihnachtsmarkt Einen Scheck über stolze 13.000 Euro für Projekte zur beruflichen Bildung konnte Bildungsreferentin Sigrid Stapel in Lingen entgegennehmen. Es handelt sich dabei um den Erlös aus dem Dekanatsstand aller Verbände und Vereine auf dem Lingener Weihnachtsmarkt 2014, den die Kolpingsfamilie Lingen-Zentral federführend betreut hat. (mkf)

Allen Unterstützern danken wir ganz herzlich für ihr Engagement und ihre tollen Ideen, die unsere Arbeit erst möglich machen!

Fotos (5): privat

Seit 24 Jahren veranstaltet die Kolpingsfamilie Fröndenberg eine Eine-Welt-Woche in der Fastenzeit, mit Werbung im Familiengottesdienst, auf dem Wochenmarkt, in den katholischen Kindergärten und in der Presse. Die Kolpingjugend verdingt sich als Schuhputzer vor einem Supermarkt. Herzstück der Aktion ist der fünf Kilometer lange Eine-Welt-Marsch mit 70 bis 110 Teilnehmern jeden Alters. Durch die Teil-


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Projekte | In eigener Sache

Hier könnt Ihr direkt helfen. Detaillierte Projekt-

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Brasilien: Frauenförderung Durch gezielte Förderung und Ausbildung erhalten alleinerziehende Mütter eine neue Lebensperspektive.

Projekt AW-2349 Beratung monatlich pro Teilnehmerin: 30 Euro

Kolumbien: Hilfe für Kinder Im Sozialzentrum in Usme bekommen Kinder eine warme Mahlzeit und Nachhilfe und können hier ihre Freizeit verbringen. Auch den Eltern wird geholfen.

Projekt SH-2710 Mahlzeit pro Kind und Monat: 25 Euro

Ukraine: Flüchtlingshilfe Die Flüchtlinge aus der Ostukraine erhalten psychologische und pädagogische Betreuung, um die Kinder kümmern sich freiwillige Helfer mit Freizeitangeboten.

Projekt SH-5202 Erstausstattung Flüchtlinge pro Familie: 90 Euro

Uganda: Milchvieh Eine Milchkuh verbessert die Ernährung, der Tierdung wird zu hochwertigem Dünger verarbeitet und liefert Gas für die Energieversorgung

Projekt LE-1006 Kosten pro Kuh: 300 Euro

Indien: Kleinkredite Die indischen Kolpingmitglieder sind in Spargruppen organisiert. Ein Kleinkredit ermöglicht den Aufbau einer wirtschaftlichen Existenz.

Projekt EM-6102 Zuschuss pro Spargruppe: 200 Euro

Für KOLPING INTERNATIONAL zu spenden, macht Sinn

„...weil wir nicht nur einzelne Projekte finanzieren, sondern den Aufbau nachhaltiger Verbände fördern, die das Leben der Menschen langfristig verbessern können.“ Dr. Markus Demele, Generalsekretär

Die Alternative zu Google: Macht benefind zu Eurer Standardsuchmaschine mit der Voreinstellung KOLPING INTERNATIONAL! Dann bekommen wir für jeden zweiten Suchvorgang 1 Cent. Im letzten Jahr waren das stolze

764,33 Euro.

Wie‘s geht, steht auf http://www.benefind. de/hinzufuegen

So könnt Ihr weiter helfen ¦ Aktion Schenken: Zum Geburtstag oder Jubiläum auf Geschenke verzichten und statt dessen die Gäste um eine Spende für ein Projekt bitten. ¦ Freundeskreis bilden: Verwandte, Freunde, Nachbarn, Kollegen für die gute Sache gewinnen und Botschafter eines Projektes werden. ¦ Langfristig und verlässlich helfen und Verwaltungskosten sparen: mit einer regelmäßigen Spende, per Dauerauftrag oder Abbuchung.

¦ Zustiftung: Für ein langfristiges solides finanzielles Fundament der weltweiten Kolpingarbeit sorgen: mit einer Zustiftung in die Internationale Adolph-Kolping-Stiftung. ¦ Über das Leben hinaus: Mit der weltweiten Kolpingarbeit verbunden bleiben. Mit einem Testament einen Teil des Nachlasses der Kolpingarbeit widmen. Ihr wünscht Euch mehr Infos und Vorschläge? Bitte ruft uns an oder schreibt uns (siehe rechts Impressum).

Foto: Elisabeth Schech

Beschreibungen­findet Ihr unter www.kolping.net:

Brasilien: Freizeitangebote wie Fußball sorgen dafür, dass die Kinder gut aufgehoben sind, wenn ihre Eltern arbeiten müssen.

Impressum Herausgeber Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e.V. Der direkte Kontakt Wir freuen uns über einen Anruf, eine E-Mail oder einen Brief: Ursula Mund 0221/77880-37 Elisabeth Schech 0221/77880-38 Barbara Demmer 0221/77880-39 Sigrid Stapel 0221/77880-28 E-Mail: sek-spenden@kolping.net Web: www.kolping.net facebook.com/KolpingInternational Post: KOLPING INTERNATIONAL Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e.V. Kolpingplatz 5-11, 50667 Köln Fax: 0221/77880-10 Redaktion Monika Kowoll-Ferger (V.i.S.d.P.) 0221/77880-27 monikakowoll@kolping.net Spendenkonto Pax-Bank eG Köln (BLZ 370 601 93) Kto-Nr. 15 640 014 IBAN: DE97 3706 0193 0015 6400 14 BIC: GENODED1PAX

Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen DZI Das Spendensiegel ist ein Zeichen für Seriosität und besondere Spenden­ würdigkeit einer Organisation. Der Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e. V. erhält das Spendensiegel jeweils nach jährlicher Prüfung seit 1994.

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