Hamburger Klönschnack - August '12

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GESELLSCHAFT

Ein pensionierter Kriminalbeamter im Gespräch

„Schnellgerichte müssten her“ Beamte sprechen häufig Klartext, wenn sie pensioniert sind. Zu ihnen gehört der ehemalige Kriminalbeamte Hans-Joachim Abel. Heute berät er Unternehmen und Privatpersonen zum Thema Sicherheit. Herr Abel, Sie waren fast 40 Jahre lang Polizeibeamter. Wie hat sich die Polizeiarbeit in diesem Zeitraum verändert? Das Verhältnis Polizei und Bürger ist nach meiner Meinung sehr belastet. Nicht zuletzt durch fehlerhaftes Verhalten der Politik. Ich persönlich erkenne, dass die Polizeiarbeit schwieriger geworden ist. Die Gewaltbereitschaft gegenüber den einzelnen Beamten hat bei Einsätzen erheblich zugenommem. Die Kriminalstatistik zeigt diese traurige Bilanz deutlich. Die Schuld hierfür liegt schlichtweg in unserer Gesellschaft. Hier muss sozialpolitisch mehr getan werden. Je nach politischer Wetterlage wurden Wachen geschlossen, die Polizeiarbeit zentralisiert oder wieder dezentral organisiert. Was sind solche Maßnahen wert?

Klönschnack 8 · 2012

Hans-Joachim Abel (rechts) beim Abschied des allseits beliebten Müncheners Udo Nagel, ehemaliger Polizeipräsident und Innensenator von Hamburg

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Das verunsichert nicht nur die Polizeibeamten in ihrer Arbeit, sondern auch den Bürger. Ich habe nie etwas davon gehalten, Wachen zu schließen. Eine Revierwache hat erheblich mehr Vorteile, nicht nur für die Polizeiarbeit, sondern erst recht für den einzelnen Bürger. Er sucht und findet den Weg zur Wache, um seine Sorgen und Probleme loszuwerden. Denn die Polizei ist nun mal in erster Linie Ansprechpartner und Berater in Sozialfragen. Der Beamte

nur aufgrund des Parteienproporzes zu entlassen, hat vielen nicht gefallen. Man hat ja gesehen, dass sein Nachfolger nicht glücklich geworden ist. An die Schaltstelle des Innensenators gehört nun einmal Fachkompetenz und nichts anderes. Aber ein Udo Nagel war leider parteilos und das gefiel manchen Herren im damaligen Senat nicht. Ronald Schill begleiten sie heute noch gelegentlich als Personenschützer. Wie beschreiben Sie den ehmaligen „Richter Gnadenlos“ und späteren Hamburger Innensenator? Und was ist dran an den Vorwürfen gegen den heute in Braslien lebenden Juristen? Die Schweigepflicht gegenüber meinen Auftraggebern verbietet es, dazu etwas zu sagen. Nur soviel: Schill hat viel für Hamburg getan. Viel Anerkennung hat er bei den Amtsträgern bei Polizei, Feuerwehr und Politik gehabt – nicht nur, weil er neue Uniformen einführen ließ. Eine Idee, die sich mittlerweile bundesweit durchsetzt.

Heute beraten Sie Unternehmen und Privatleute in Sicherheitsfragen. Was sind dabei Ihre Schwerpunkte? Hans-Joachim Abel: „...Sicherheit muss für jeden beDie Schwerpunkte liegen darin, in erster Lizahlbar sein.“ nie aufzuklären und somit einen präventiven Erfolg gegnüber Raub- und Einbruchvor Ort kennt seine Pappenheimer außer- kriminalität zu erreichen. Hotels und dem viel besser als ein weit entfernt sitzen- Gaststätten sowie andere Unternhmen berate ich zum Beispiel mit sehr geringen und der Kollege. günstigen Mitteln, um wirkliche Erfolge in Kleinkriminelle wie Einbrecher und Fahrder Verbrechensbekämpfung zu erzielen. raddiebe haben leichtes Spiel, weil sie Gehen Sie mal in ein Fachgeschäft für sikaum fürchten müssen, bestraft zu wercherheit, um Ihre Fenster und Türen zu siden. Müssen wir uns in diesen und ähnlichern, dann sehen Sie, wie teuer diese Prochen Bereichen mit einer verschwindend dukte sind. Sicherheit muss für jedermann geringen Aufklärungsquote abfinden? Es wäre falsch, sich damit abzufinden. Hier effektiv und bezahlbar sein. muss umgedacht werden. Dafür fehlt aber wieder das Personal. Hier vermisse ich Herr Abel, der KLÖNSCHNACK dankt für das auch häufig eine angemessene Betrafung Gespräch. der Täter durch die Justiz. Schnellgerichte müssten her, um den jugendlichen und heranwachsenden Tätern sofort auf die Finger Telefon: Hans-Joachim Abel: 0174/1833671 zu klopfen. „Gefängnis auf Probe“ wäre die Fragen: helmut.schwalbach@ksv-hamburg.de eine Lösung, um so Signale an die Einbrecher zu senden: Hier blüht dem Täter sofort eine Freiheitsstrafe. Somit würde man auch ZUR PERSON den „Klautourismus“ der Ausländer stopHans-Joachim Abel pen. Der Warnarrest ist jetzt endlich auf den Weg gebracht worden. Wir werden seDer gebürtige Eidelstedter trat 1963 hen, was er bringt. in den Hamburger Polizeidienst ein. Zuletzt war er Kriminalbeamter im Der ehemalige Polizeipräsident und gehobenen Dienst. Zur Zeit gründet Innensenator Udo Nagel zählt heute zu der 66-jährige das Unternehmen ihren engsten Freunden. Wie beurteilen „Hanseatic-Security“. Mit ihm bietet Sie seinen Abgang? er Sicherheitsberatung und PersoDas war ein großer Verlust für Hamburg nenbegleitschutz. und über die Grenzen hinaus. Solch einen Hans-Joachim Abel ist Vater eines erfähigen und integren Mann, der auch noch wachsenen Sohnes. Er lebt in Wedel. selber das Handwerk Polizei erlernt hat,


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