22 Hausbesuch_kloen 19.09.12 14:59 Seite 22
HAUSBESUCH
Themen wie Tanz, Schauspiel und Theater prägen das Leben von Michaela Uhlig seit Jahrzehnten
Michaela Uhlig, Leiterin der Schule für Schauspiel Hamburg
„Die Konkurrenz ist groß“ Aus der einstigen Fortbildungsinstitution „O 33“ entstand die Schule für Schauspiel Hamburg. Heute zählt die staatlich anerkannte Berufsfachschule zu den renommiertesten im Land.
Klönschnack 10 · 2012
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er so für seine Arbeit lebt wie Michaela Uhlig, bei dem dreht sich alles um die Profession. Ob das Gespräch nun in einem Café, auf einer Parkbank oder, wie in diesem Fall, im Wohnzimmer geführt wird, ist dann schnurzpiepegal. „Ich liebe meine Arbeit“, so die Schauspielschul-Leiterin mit dem für Badenser typischen Sing-Sang in der Stimme. Die Liebeserklärung an alles, was mit Schauspiel und Tanz zu tun hat, wird dabei so leidenschaftlich vorgetragen, dass sich die Frage nach anderen Interessengebieten schnell erledigt, nur noch pro forma verschämt gestellt wird. Die heutige Schule für Schauspiel entwickelte sich aus dem 1987 mit Olivia Rüdinger gegründeten „Studio O 33“, einer Fortbildungsinstitution für Schauspieler. „Daraus hat sich die Schule organisch weiterentwickelt“, sagt die ausgebildete ehemalige Tänzerin. Heute genießt die 2004 mit dem FriedrichSchütter-Preis ausgezeichnete staatlich anerkannte Berufsfachschule einen herausragenden Ruf. In zwei Klassen à 15 Schüler
geht es sechs Semester lang um Sprechtechnik, Rolle, Gesang, Bewegung, Atem und szenische Improvisation. Am Ende steht dann der Abschluss Bühnenreife oder Film. In einer Zeit, in der sehr viele junge Menschen „etwas mit Medien machen“ wollen, ist der Drang, vor einer Kamera oder auf eine Bühne zu stehen, groß. Rund 150 Bewerber versuchen jährlich ihr Glück an der Schule für Schauspiel. Die Konkurrenz sei groß, sagt Michaela Uhlig. Die Aufnahmeprüfung beinhaltet einen modernen und einen klassischen Monolog, sowie ein Lied. Wenig erfolgversprechend sei es hingegen, wenn etwa eine 20-Jährige als Mutter Courage vorspreche, weiß die Schulleiterin. Nach so vielen Jahren an ihrer Schauspielschule parliert Michaela Uhlig so locker über die Methoden von Lee Strasberg und Stanislawski wie andere Blankeneser über Pfahlewer oder Herrenhäuser. Sie spricht von den Höhen und Tiefen der Schauspielausbildung. Sie schwärmt von den vielen Facetten, die der Beruf biete. Ebenso lebhaft erzählt die Schulleiterin von ihrer Hospitation bei Pina Bausch.
Ende Oktober wird das 25-jährige Bestehen der Schule für Schauspiel an den „Kammerspielen“ mit Prominenten wie Michael Bogdanov und Marie Bäumer gefeiert. Dabei wird ein Bühnenprogramm aus 25 Jahren gezeigt. Den Gästen wird sich an diesem Abend die ganze Faszination der Bühnenkunst offenbaren. Eine Faszination, die, wie bei Michaela Uhlig, über ein ganzes Leben trägt. Deshalb bedarf es auch bei einem Hausbesuch keiner anderen Themen.
www.schauspielschule-hamburg.com Autor: helmut.schwalbach@ksv-hamburg.de
ZUR PERSON Michaela Uhlig leitet gemeinsam mit Olivia Rüdinger die im Schanzenviertel gelegene Schule für Schauspiel. Die gebürtige Heidelbergerin ist ausgebildete Tänzerin, lebte unter anderem in London und auf den Kanaren. Michaela Uhlig wohnt mit Ehemann, einem Kunsterzieher, in Blankenese.